Für jeden Aktivisten und auch für viele, die sich im Umfeld der AfD, der IB, oder anderer patriotischer Organisationen bewegen, ist es längs zur Gewohnheit geworden, dass das eigene Gesicht in unregelmäßigen Abständen – meist ergänzt durch Informationen zur Person (das kann vom Studiengang, über das Geburtsdatum bis hin zur Adresse alles sein) – im Internet auftaucht.
Die Objektive der Feinde – sie gehören zum Rechtssein heute genauso dazu, wie die der eigenen Leute, und wo wir früher noch hektisch versuchten, das eigene Gesicht durch eine große Sonnenbrille, einen Schal, oder die eigene Hand zu verdecken, präsentieren sich die jungen Aktivisten inzwischen mit voller Absicht den neugierigen Antifa-Fotografen, um vielleicht das eine oder andere schicke Bild für das eigene digitale Fotoalbum abzustauben.
Etwas perfider sind da Plakate oder Flyer in der Uni, oder der eigenen Nachbarschaft, von denen einem das eigene Antlitz, schwarz-weiß und umrahmt von einer Aufzählung der eigenen Missetaten in Arial Black, entgegengrinst. Aber auch daran gewöhnt man sich, und aus den Kreisen des Nachwuchses kann ich berichten, dass dass das eigene “Outing” inzwischen ungeduldig erwartet wird und manche Aktivisten regelrecht beleidigt sind, wenn sie nicht erwähnt werden.
Dieser lässige Umgang mit den strategischen Verhetzungen unserer Gegner ist die Folge eines unangenehmen Abstumpfungsprozesses auf der einen Seite und der gelebten rechten Solidarität auf der anderen Seite, die inzwischen stark genug ist, um die erste Reihe beruflich und sozial aufzufangen. Dass das, was für uns Normalität ist, also etwa ein Plakat mit dem eigenen Bild, inklusive Namen und Adresse, versehen mit der Aufforderung zum gewalttätigen “Hausbesuch”, an seiner Haustür vorzufinden, für sich gesehen eigentlich überhaupt nicht normal ist, zeigt ein Fall in Österreich, auf den ich vor ein paar Tagen stieß:
Einigen wird der österreichische Arzt, Politiker und Publizist Marcus Franz ein Begriff sein; in diesem Artikel geht es allerdings nur mittelbar um ihn. Mitte Juni waren im Bereich um die Praxis von Franz diese Plakate aufgetaucht, versehen mit einem Foto, der Adresse seiner Praxis und dem Aufruf “Sei gegen Marcus Franz!”. Soweit, so gewöhnlich. Eine 87-jährige Patientin von Herrn Franz sah das allerdings nicht so und ging zur Gegenoffensive über: Der Text der handgeschriebenen Zettel mit denen sie die Plakate ihrerseits überklebte, liest sich für mich als Aktivisten wie eine Notiz aus einer fremden Welt, einem Alltag, der ein ganz anderer ist als der unsere und für den jede der täglichen Anfeindungen und Unverschämtheiten mit denen wir uns herumschlagen, zum Erweckungs- und Mobilisierungserlebnis werden kann. Für die betagte Dame ist klar: Marcus Franz ist zuallererst einmal ein guter Arzt und nichts weiter, sie kann – im Gegensatz zu uns, die wir uns schon viel zu sehr an die Logik der Roten gewöhnt haben – nicht nachvollziehen, weshalb dieser Mann, den sie bisher als kompetent und freundlich erlebt hat, auf einmal gemieden werden soll, nur, weil er eine bestimmte Meinung vertritt.
Dieser spontane Akt der Solidarität – ein Filzstift, ein Stück Papier und ein paar Worte des Zusammenhalts gegen die Hässlichkeiten des Alltags: Manchmal findet sich zwischen den Sandkörnern im Getriebe auch ein kleiner Diamant.
Lotta Vorbeck
Genau das isses!
Wie die betagte Patientin sich den bewährten Arzt nicht von irgendwelchen auf der Wurstsuppe dahergeschwommen gekommenen, in fade-bunter Toleranzsoße gegarten Rotzlöffeln abspenstig machen läßt und dies öffentlich dokumentiert, kann man beispielsweise auch ganz gezielt das Lokal eines auf dieselbe Weise geschmähten Gastwirtes aufsuchen.