Es gab keinen Elternbrief, die Homepage der Schule schweigt sich aus. Worüber?
Darüber – ich reproduziere im folgenden nur Kindermund: daß in dieser Vorvorferienwoche „eine Gruppe schwarzer Leute mit einem Weißen als Wortführer“ am Gymnasium ein ausführliches Stelldichein gab. Kurz hab ich gegooglet, weil ich dem Anlaß dieses kuriosen Besuchs auf die Spur kommen wollte.
„Afrikatag“ ist am 6.Januar, ein Ding der katholischen Kirche, die in unseren Gefilden nichts zu sagen hat. Ein weiterer „Afrikatag“ liegt auf dem 25. Mai. Da wird an den Gründungstag einer Organisation für die afrikanische Einheit erinnert.
Am 19. Juni hingegen, wir kommen der Sache terminlich näher, fand „Dein Tag für Afrika“ bundesweit statt. Das diesjährige Motto lautete „Durch Wissen Wurzeln stärken“. Nun, soweit ich weiß, gibt es an unserem Gymnasium sehr, sehr wenige Schüler mit afrikanischen Wurzeln. Immerhin ist es eine „Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage“ – unter dieser Landeskoordinatorin .
Was war da also los an der Schule? Ich berichte wie gesagt aus zweiter Hand. Das heißt, ich berichte, wie die Lektion bei der Adressatin angekommen ist, Widersprüche inklusive.
„Die waren die ganze Woche da. Die haben auf dem Pausenhof dauernd getrommelt und gesungen.“
Wer? „Naja, so eine Gruppe, ich glaube, eine Familie. Das war ein weißer Mann und etliche Schwarze. Aus Ghana und dem Kongo, wurde uns gesagt. Die sehen sooo … interessant aus. Ich mein, die haben vielleicht auch schlechte, also gelbliche Zähne. Aber das sieht man nicht. Wenn die den Mund aufmachen, dann sind die Zähne so weiß, wie man sich gar kein Weiß vorstellen kann! Ich kenne jetzt alle Lieder [singt]. Heute waren wir dran, von der ersten bis zur sechsten Stunde.“
Ihr wart dran? Wie? Ihr habt trommeln gelernt? „Nein. Also, nur kurz. Es gab vor allem viele Vorträge. Darüber, daß es den Leuten in Afrika so schlecht geht. Daß die beispielsweise im Normalfall keine Autos besitzen. Daß das aber gemein sei, weil die hart arbeiten. Und weil bei uns niemand akzeptiert, was die in Afrika geleistet haben.“
Ja, zum Beispiel? „Naja, das mit Christoph Columbus ist eine Lüge. Die Afrikaner waren überall schon vorher. Und dann ging es über Donald Trump, sehr kritisch. Stimmt es eigentlich, daß der ein Deutscher ist?“
Nein, aber er hat wohl deutsche Anteile, wieso? „Sie haben gesagt, daß Trump gegen Flüchtlinge ist, und das sei typisch, weil er Deutscher ist.“
Und noch? „Und dann gab es eine Abstimmung. Der weiße Mann hat uns gefragt, wer dafür ist, gegen Flüchtlinge zu kämpfen. Und wer dafür ist, Fluchtursachen zu bekämpfen. Man mußte sich für das eine oder andere melden.“
Und? „Ich hab mich gar nicht gemeldet. Es war mir erstens zu kompliziert. Zweitens kam es mir doof vor. Wie sagt man zu sowas? Impulsion? Sukzessionsfrage?“
Du meinst vermutlich Indoktrination und Suggestivfrage? „Genau. Also so was, wie wenn Kasperltheater ist, und der Kasper fragt, seid ihr alle da, alle schreien JA! und er sagt dann, das war noch viel zu leise! Ich war also die einzige, die sich gar nicht gemeldet hat. Alle anderen haben ihre Arme gereckt und dafür gestimmt, Fluchtursachen zu bekämpfen.“
Und, gab’s Ärger? „Liam und Jaysee haben gesagt, ich sei voll fies. Aber es ging. Ich hab einfach gesagt: Und Ihr seid voll blöd.“
Also, Dir war es egal, die Frage? „Nein. Ich kenn mich ja nicht aus. Ich war ehrlich gesagt auch ein bißchen beleidigt. Der weiße Mann hatte lange erzählt. Daß seine Frau – die ist schwarz – viel klüger sei als er. Das war ihm wichtig. Und daß der ihre gemeinsame Tochter Rosa Luxemburg heißt, also mit Vornamen. Das fand er wohl besonders. Vielleicht, weil sie nach einem Land benannt ist. Und daß diese Band Black & White heißt. Und ob wir uns denken könnten, warum. Da hatte ich mich gemeldet und gesagt: Vermutlich, weil Sie weiß sind und alle anderen dunkelhäutig. Und er dann: Nein, dann hast Du einen Sehfehler. Ich bin hautfarben, Typus eierschal. Ich dann: ‘Aber Sie nennen sich doch selbst Black & White?´, und darauf hat er nicht geantwortet.“
Ja, und worauf wollte er hinaus? „Naja, daß wir alle eben die Politiker ansprechen sollen wegen der Flüchtlingspolitik. Die Frau Merkel lebt von unseren Steuern, hat er gesagt. Stimmt das eigentlich? Und daß der ihre Politik die Flüchtlinge auf dem Meer sterben lasse, und daß wir das bestimmt nicht schön fänden.“
Und fanden die anderen Kinder die Veranstaltung toll? „Ich glaube schon. Es gab ja keinen Unterricht heute.“
Na, und ob es den gab!
Familiär finden unsere Kinder nun ständig neue Hautfarbenwitze. Zwei unserer Hühner werden übrigens als „Grünleger“ klassifiziert. Deren Eier waren mal als „cholesterinarm“ a´la mode. „Eierschal“ als Hautfarbenbestimmung ist dermaßen verschmockt!
Utz
Boah, "hautfarben"! Rassismus! Als gäbe es nur eine Hautfarbe!
Ansonsten: die Propaganda ist immer und überall. Viel Arbeit für Eltern, all das beiseite zu räumen, was Kindern den Blick auf die Wirklichkeit verstellt.