SEZESSION: Lieber Andreas, neben WM und Seehofer-Klamauk fällt in diesem Sommer unter den Tisch, daß die Gewaltspirale gegen unliebsame Persönlichkeiten, vor allem aus dem patriotischen Spektrum, weiter an Fahrt aufnimmt. Nun traf es das Haus Deiner Familie. Linksextremisten sorgten für immensen materiellen Schaden. Ihr Ziel: Markierung des Geächteten, Schaffung von Angsträumen. Wie hast Du diesen Anschlag wahrgenommen?
LICHERT: Meine Frau und ich wurden in der Nacht zum 14. Juni durch laute Schläge geweckt. Der erste Reflex galt unserem acht Monate alten Sohn. Aber da weitere Schläge folgten und diese “wanderten”, wurde uns schnell klar, daß die Schläge von außen kommen mußten. Ich folgte den Geräuschen zum letzten Einschlag in mein Arbeitszimmer und konnte von dort beobachten, wie sich eine Gruppe von 5 bis 7 Personen zu Fuß davonmachte. Alle waren ähnlich gekleidet, in dunklen Hosen und Jacken und hatten mit Kappen bzw. Kapuzen den Kopf bedeckt.
SEZESSION: Und das war noch nicht das Ende.
LICHERT: Nein, leider nicht. Während ich mit der Polizei telefonierte, sah ich durch ein anderes Fenster, daß quer über die Straße längliche Gegenstände lagen. Bei späterer Untersuchung stellten sich diese als “Nagel-Matten” heraus, also dicke Textilbahnen, die mit Nägeln gespickt waren. Wie im Bekennerschreiben auf de.indymedia.org zu lesen ist: “Wir bewarfen das Haus mit Farbe und markierten das Haus eindeutig. Unseren Rückweg haben wir mit Nagelkissen gesichert.”
Doch die “Nagelkissen” hätten nicht nur die Polizei, sondern auch jeden anderen Autofahrer erwischen können. Es hätte leichte zu einer Frontalkollision mit einem der geparkten Fahrzeuge führen können. Von der Sachbeschädigung ganz abgesehen, hätte dieser gefährliche Eingriff in den Straßenverkehr zu gravierenden Personenschäden führen können, was den Tätern offensichtlich völlig egal war.
“Vergessen” wird im Bekennerschreiben der Einsatz von Steinschleudern, die zur Zerstörung zweier Glasbausteine und zweier Fenster führten und etliche Einschlaglöcher in der Fassade hinterließen. An drei Seiten ist die Fassade mit Farbflecken eingedeckt und auf dem Garagentor hinterließ man die Aufschrift “Faschist” als Graffito.
Die Farbe wurde aber nicht mit Farbbeuteln, sondern Marmeladengläsern “aufgebracht”. Diese zerschellten an Fassade, Fenstern und Rollläden, aber in einer wirklich heißen Sommernacht, bei offenen Türen und Fenstern, hätte das auch für meine Familie noch ganz anders ausgehen können.
SEZESSION: Gab es Reaktionen anderer Politiker, anderer Landtagskandidaten – also jenseits der AfD? Diese Dimension der Gewalt müßte doch jeden Demokraten erschüttern. Wie reagierten lokale und regionale Medien?
LICHERT: Selbst den lokalen Medien war der Anschlag nur kleine Meldungen wert. Natürlich wissen die Altparteien davon, aber wo keine Berichterstattung, da auch kein Bekenntnisdruck. Dennoch versuchen wir im Rahmen unserer überschaubaren Möglichkeiten als AfD Kreisverband gewissen Druck auszuüben.
Wir wollen eine Woche nach dem Anschlag einen offenen Brief an Parteien und Zivilgesellschaft veröffentlichen, der die hypothetische Frage stellt, ob ein identischer Angriff Rechtsextremer auf einen Grünen-Politiker oder gar eine Flüchtlingseinrichtung ähnlich “beschwiegen” würde. Jeder kennt die Antwort.
SEZESSION: Da bleibt also nicht viel übrig, als die unsägliche Heuchelei des Mainstreams in den Fokus zu stellen. Solidarität, dieses große Wort, sollte noch ergänzt werden. Immer mehr Andersdenkende werden Opfer linker Gewalteskalation; vielleicht lernt die AfD daraus, daß endlich wirksame und professionell operierende Hilfsmodelle gefunden werden.
Wie gehst Du nun in den hessischen Wahlkampf? Rechnet ihr mit weiteren Übergriffen?
LICHERT: Klares Ja, alles andere wäre naiv. Das permanente Wegschauen und Herunterspielen linker Gewalt müssen die Gewalttäter ja als Bestätigung empfinden. Gleichzeitig übernehmen die Medien immer mehr die Rolle “geistiger Brandstifter” indem sie sich zum wesentlichen Transporteur antifaschistischen Denkens machen, falls man überhaupt von so etwas wie antifaschistischem Denken sprechen kann.
SEZESSION: Wie gehen sie vor?
LICHERT: Gemeint ist damit, daß in den sogenannten antifaschistischen Kreisen seit Jahren mit großer Akribie recherchiert wird, um Beziehungen und Netzwerke zwischen Rechten aufzudecken. Dieses antifaschistische “Wer kennt wen?” ist dann Anklageschrift und Urteilsverkündung in einem. Jeder, der mit irgendeinem Rechten einmal in Beziehung stand, ist schuldig und, da rechts und rechtsextrem gleichgesetzt werden, gleichsam des Nazi-Vorwurfs überführt.
SEZESSION: Aber das ist doch Sache der Antifa, nicht weiter Kreise.
LICHERT: Jein. Diese “Logik” war tatsächlich bis vor kurzem linken Sektierern vorbehalten. Aber ähnlich wie der Spruch “Refugees welcome”, der noch vor wenigen Jahren außerhalb der linksradikalen Szene kaum Verwendung fand, im Rahmen des gesinnungsethischen Kollektivkurzschlusses 2015 es sogar bis auf die Titelseite der Bild-Zeitung schaffte, erfaßt diese “Herrschaft des Verdachts” auch immer mehr Journalisten der selbsternannten Qualitätsmedien.
Ende Mai gab es in der Hessenschau des Hessischen Rundfunks eine solche Perle des Journalismus zu besichtigen. In zwei unmittelbar aufeinander folgenden Beiträgen wurden mit Bezug auf IfS, Götz Kubitschek und – natürlich – die Identitäre Bewegung die Frage gestellt: “Ist AfD-Politiker Andreas Lichert ein Rechtsextremer?”. Natürlich muß sich jeder der Beteiligten der stigmatisierenden Wirkung dieser Schlagzeile bewußt sein.
SEZESSION: Keine Fakten zum “Extremismus”?
LICHERT: Keineswegs. In dem Beitrag wurden keinerlei Hinweise oder gar Belege geliefert, daß ich je Äußerungen oder Handlungen extremen Inhalts oder gegen die FDGO und das Grundgesetz vollzogen hätte. Aber die Wer-kennt-wen-Ratio genügt, um durch Ketten-Kontamination wenigstens die diffamierende Schlagzeile zu rechtfertigen. Es fällt schwer, die zeitliche Nähe dieser “Berichterstattung” und den Anschlag für Zufall zu halten.
SEZESSION: Das politmediale Establishment als Vorlagengeber antifaschistischer Gewalteskalation.
LICHERT: Man muß jedenfalls konstatieren, daß antifaschistisches Denken in den medialen Mainstream eingezogen ist, denn dies ist ja nur ein Beispiel von vielen – linke Gewalt ist systemisch – und steht pars pro toto für unsere Medienlandschaft. Die Abwärtsspirale der politischen Kultur in unserem Land beschleunigt sich derweil analog der Verschlimmerung der realen und politischen Situation in Deutschland und Europa.
SEZESSION: Und jetzt?
LICHERT: Weitermachen, auf die unverzichtbare Solidarität des eigenen Milieus hoffen und mit voller Kraft – vielleicht gar 15 Prozent! – in den Landtag.
RMH
"der die hypothetische Frage stellt, ob ein identischer Angriff Rechtsextremer auf einen Grünen-Politiker oder gar eine Flüchtlingseinrichtung ähnlich "beschwiegen" würde."
Das halte ich jetzt argumentativ für nicht geschickt, denn damit stellt man sich automatisch fast mit ins Lager von Rechtsextremen, so wie man mit dem Vorwurf an die anderen Parteien, diese in das Lager der Linksextremen stellt, obwohl da bspw. Union und FDP eindeutig nicht hingehören. Lediglich Teile der SPD, Grünen und Linken haben in der Tat Überschneidungen und Kontakte, insbesondere über Jugendorganisationen etc.
Wie auch immer, dieses "Vergleichen" halte ich für den nicht richtigen Weg. Das geltende Recht konsequent einfordern und darauf hinweisen, dass man es faktisch billigt, wenn man es totschweigt, ist argumentativ besser. Hier hat man auch konsequent einmal die Polizei und die Staatsanwaltschaften in Anspruch zu nehmen. In Bundesländern mit AfD Fraktion passiert hier zunehmend durch Anfragen etc. der richtige Druck.
Wie auch immer: Solidarische Netzwerke werden für die Opfer immer wichtiger! Als Bürger kann man zudem in der Wahlkabine die passende Antwort geben.
PS: Ich frage mich manchmal, was passieren würde, wenn solche Spitzbuben und Damen einmal auf entschiedene Gegenwehr stoßen würde (mancher ist ja Jäger, Sportschütze oder Reservist und könnte in der Aufregung verständlicherweise entsprechende Antworten den Banden hinterher senden) ---- ich denke, es ist wohl besser, wenn man derzeit die Wange hinhält, alles andere würde umgemünzt werden und massiv ausgenutzt werden - ganz zu schweigen von dem, was mit so einem, der sich wehrt, dann von Staatswegen passiert … er würde sicher noch größere Opfer bringen müssen, als das ohne Gegenwehr eingetretene.