Montagsheld (69) – Schwarz-Weiß-Malerei

Zugegeben: Ich habe wenig Ahnung von Fußball.

Aber ich habe für die­sen Mon­tags­hel­den ein paar Arti­kel gele­sen und ein biss­chen recher­chiert und jetzt weiß ich wohl, dass die meis­ten Spie­ler der kroa­ti­schen Natio­nal­elf genau­so Mil­lio­nä­re sind wie das bei ande­ren Mann­schaf­ten der Fall ist, dass das ört­li­che Ver­eins­sys­tem bal­ka­nös-kor­rupt und auf die alles beherr­schen­de Talent­schmie­de Dina­mo Zagreb zuge­schnit­ten ist und, dass vie­le kroa­ti­sche Fans mit die­sem Sys­tem durch­aus unzu­frie­den sind. Aber gut, bei die­ser WM und beson­ders beim ver­gan­ge­nen Fina­le ging es ja nicht um Fuß­ball, des­halb: Zurück zum Thema.

Im Fina­le stan­den sich – sei es Schie­bung oder Schick­sal – zwei Ant­ago­nis­ten gegen­über: Eine Mann­schaft vol­ler kul­tu­rel­ler und eth­ni­scher Bunt­heit, wel­che das Land Frank­reich reprä­sen­tie­ren soll­te und die kroa­ti­sche Elf, die halt aus Kroa­ten bestand: Usta­scha-Lied­gut und “Sla­wa Ukrai­ni” traf auf Diver­si­ty und Repu­bli­ka­nis­mus. Wie kaum zwei ande­re ver­kör­per­ten dabei zwei Spie­ler die­se Pole. Der eine: Kyli­an Mbap­pé, auf­ge­wach­sen im fran­zö­si­schen Ban­lieu im berüch­tig­ten Dépar­te­ment Sei­ne-Saint-Denis, Sohn alge­ri­scher und kame­ru­ni­scher Eltern, Stür­mer. Der ande­re, Dejan Lov­ren, Bür­ger­kriegs­flücht­ling, auf­ge­wach­sen in Deutsch­land, nach Ablauf des Visums Rück­kehr nach Kroa­ti­en, Abwehrspieler. 

Lov­ren war es, der nach dem Sieg über Argen­ti­ni­en gemein­sam mit sei­nen Mann­schafts­ka­me­ra­den ein Lied der kroa­ti­schen Rechts­rock­band „Thomp­son“ ange­stimmt und ein Video der Sze­ne ins Netz gestellt hat­te. Dadurch geriet er, wenn auch nur kurz­zei­tig, in die Kri­tik, denn in dem Lied fin­det sich nicht nur der Natio­na­lis­ten­gruß „Za Dom – Sprem­ni!“, son­dern auch wenig char­man­te Zei­len über die ser­bi­schen Nach­barn – kuri­os eigent­lich, wenn man bedenkt, dass sein ser­bisch­stäm­mi­ger Team­kol­le­ge Dani­jel Sub­ašić zum heim­li­chen Hel­den des Tur­niers wurde. 

Mbap­pé hin­ge­gen ist, spä­tes­tens mit sei­nem Tor im Fina­le, zur Iden­ti­fi­ka­ti­ons­fi­gur der far­bi­gen Vor­stadt­ju­gend der fran­zö­si­schen Metro­po­len gewor­den, die nach dem Sieg der Mann­schaft zu tau­sen­den in den Städ­te ström­te um mal ordent­lich die Sau raus­zu­las­sen. Was dann geschah, liest sich in die­sem Arti­kel der Süd­deut­schen fast wie ein Kapi­tel aus Emma­nu­el Macrons Mani­fest „Révo­lu­ti­on“:
„Es ist, als ob Frank­reichs gesam­te Jugend für einen kur­zen Moment die Uto­pie von Frei­heit, Gleich­heit, Brü­der­lich­keit zele­brie­ren woll­te. Wobei die Devi­se der Repu­blik schon vor dem Fina­le von man­chen abge­wan­delt wur­de in Liber­té, Éga­li­té, Mbap­pé, weil der Held aus Bon­dy wie die gesam­te Mann­schaft den Fran­zo­sen in den ver­gan­ge­nen Wochen einen nicht mehr so selbst­ver­ständ­li­chen Team­geist vor­ge­lebt hat. “Ich will Frank­reich ver­kör­pern”, hat Mbap­pé gesagt. “Ich will alles für Frank­reich geben.” Das ist ein Bekennt­nis, und mit Mbap­pé beken­nen sich an den Tagen des Sie­ges­rauschs auch die Banlieues.“

Spä­ter dann: „Die Fes­ti­vi­tä­ten anno 2018 wer­den kurz­zei­tig über­schat­tet von klei­ne­ren Kra­wal­len, in Paris, Lyon und ande­ren Städ­ten. Schei­ben gehen zu Bruch, Geschäf­te wer­den geplün­dert. Fast 300 Cas­seurs, “Kaputt­ma­cher”, wer­den von der Poli­zei fest­ge­nom­men. Natür­lich fällt der Ver­dacht schnell wie­der auf jene, die aus den schlech­te­ren Vier­teln in die Innen­städ­te ein­ge­drun­gen sind. Aber die­ser Ärger ist am Mon­tag – aus­nahms­wei­se – schnell wie­der vergessen.“

Zu wel­chem Frank­reich sich die­se Ban­lieues bekann­ten und wie die­se „klei­ne­ren Kra­wal­le“ aus­sa­hen, denen am Sams­tag, dem fran­zö­si­schen Natio­nal­fei­er­tag bereits lan­des­wei­te Brand­stif­tun­gen an 845 Autos und Fest­nah­men von über 500 Per­so­nen vor­an­ge­gan­gen waren, davon kann man sich hier und hier einen Über­blick ver­schaf­fen, jeden­falls muss­te die Par­ty­mei­le auf der Champs-Ely­se­es mit Trä­nen­gas geräumt wer­den. Von 145.000 (Stand 2015) fran­zö­si­schen Poli­zei­be­am­ten waren an die­sen Tagen 110.000 im Einsatz.

Wie weit Mbap­pé von Lov­ren ent­fernt ist, und das, obgleich bei­de auf ihre Art Natio­na­lis­ten, der eine Repu­bli­ka­ner, der ande­re halt Kroa­te, sein mögen, das zeig­te sich auch an einer ande­ren Sze­ne: Als die Pro­test-Dar­stel­ler von „Pus­sy Riot“ das Feld betra­ten und in Poli­zei­uni­for­men geklei­det auf die Spie­ler bei­der Mann­schaf­ten zurann­ten, hät­te der Unter­schied kaum grö­ßer sein kön­nen: Einer von bei­den spiel­te mit, erhob bei­de Hän­de zum Abklat­schen, der ande­re riss einen Stö­rer zu Boden und half den Sicher­heits­leu­ten ihn vom Platz zu tragen.
_____________________________________
Klei­ner Nachtrag:

Anschei­nend geht man auf dem inter­na­tio­na­len Fuß­ball­par­kett sehr unter­schied­lich mit poli­ti­schem Druck um: Wäh­rend z.B. Oli­ver Bier­hoff sich im Nach­hin­ein sogar noch von sei­ner all­er­zag­haf­tes­ten Özil-Kri­tik distan­zier­te, legen die Kroa­ten ein­fach eine Schip­pe drauf: Zur Will­kom­mens­fei­er in Zagreb, die trotz des umfas­sen­den Ein­sat­zes ben­ga­li­scher Lich­ter ungleich zivi­li­sier­te ablief, als das Pen­dant des west­eu­ro­päi­schen Erst­plat­zier­ten, fuhr die kroa­ti­sche Mann­schaft auf einem offe­nen Bus durch die Stra­ßen. Aller­dings nicht allein: „Das war unse­re ers­te Bedin­gung“, so Luka Mod­ric laut der WELT. „Als klar war, dass wir hier eine gro­ße Ver­an­stal­tung haben wür­den, wuss­te ich, dass Mar­ko Per­ko­vic sin­gen muss.“ Mar­ko Per­ko­vic ist, die meis­ten wer­den es geahnt haben, der Sän­ger der oben erwähn­ten Rock­band Thomp­son. So ist es halt im Fuß­ball, wie im ech­ten Leben: Wer sich distan­ziert, ver­liert. Auch, wenn er Welt­meis­ter ist.

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Kommentare (15)

Tobinambur

16. Juli 2018 20:23

"Eine Mannschaft voller kultureller und ethnischer Buntheit, welche das Land Frankreich repräsentieren sollte..."
Von ethnischer Buntheit sollte man hier nicht mehr sprechen, denn das ist der Mainstream-Jargon für die offensichtliche und fast vollständig durchgesetzte Monochromie.

Cacatum non est pictum

16. Juli 2018 21:49

Sie haben es richtig gedeutet: In diesem Finale wurden - aus politischer Sicht - zwei Kontrastfolien übereinandergelegt. Hier weitgehend ethnische Homogenität, dort ein Mix aus Autochthonen und Einwandererkindern; hier ausgeprägter Nationalismus der härteren Sorte, dort ein Wertebekenntnis zur Republik. Und so weiter.

Ich hatte ja schon in meiner Wortmeldung zu Frau Kositzas letztem Artikel angemerkt, daß die Sympathien des bundesdeutschen Journalisten eher auf seiten der Franzosen sind. Diesen Leuten ist es suspekt, wenn sich junge Männer mit Furor zur eigenen Nation bekennen. Allerdings haben sie auch kein Gespür für die Gefühlslage eins Volkes, dessen Staat noch blutjung ist und sich in einem außerordentlich brutalen Krieg herausgebildet hat, der zahlreiche zivile Opfer forderte. Die Ressentiments gegen die balkanischen Nachbarn sitzen nicht ohne Grund sehr tief und lassen sich von 20jährigen deutschen Wohlstandsgören als Hobbyjournalistinnen auch nicht einfach weglamentieren.

Ein Vergleich der Feierverläufe in den beiden Großstädten der Finalnationen fällt ohnehin zugunsten Kroatiens aus. Während in Zagreb die Leute massenhaft und überwiegend friedlich den zweiten Platz ihrer Mannschaft gefeiert haben, ist der Schmelztiegel Paris einmal mehr von Vorstadtmigranten auseinandergenommen worden. Eindrücklicher als mit dieser Gegenüberstellung kann man die Heuchelei der Migrationsbefürworter kaum ins Leere laufen lassen.

Ich war übrigens für Kroatien. Zum einen sind viele Kroaten ausgesprochen deutschenfreundlich, und daher war es für mich Ehrensache, ihnen die Daumen zu drücken. Andererseits wollte ich dem globalistischen Widerling Macron seine aufgesetzten Jubelposen nicht gönnen. Leider hat es nicht geklappt. Sportlich anerkenne ich aber den verdienten Erfolg der bärenstarken französischen Mannschaft (vier aufeinanderfolgende K.-o.-Spiel-Siege ohne Verlängerung sprechen für sich).

MartinHimstedt

16. Juli 2018 21:50

Schade, ich war mir sehr sicher, dass die ZEIT-Redakteurin, welche unsere humanistischen Weltverbesserer – wegen einer Meinungsäußerung – nun das Gesicht mit heißem Kaffee verbrühen beziehungsweise abstechen(?) möchten (was im Übrigen weder ein Aufruf zur Gewalt, noch Hassrede ist), der Held der Woche werden würde.

Zum Fußball:
Wir waren gestern in einem Biergraten mit etwa 20% Fans der französischen Mannschaft und 80% Fans von Kroatien. Mir schräg gegenüber saß eine dicke, verschwitze Frau, deren Brüste auf der Bier-Garnitur hingen. Sie war mit einem Typen unterwegs, der groß die amerikanische Flagge auf seinem T-Shirt trug, was gleich noch wichtig wird. Jedenfalls vernahm ich nach dem 1:0 für Frankreich keinerlei Reaktion von ihr. Als die Kroaten dann den Ausgleich erzielten, zur Freude der kroatischen Mehrheit, schüttelte sie mit dem Kopf und beklagte lautstark … Nationalismus.

Bleibt man von diesen Irren eigentlich nirgendwo verschont?

Fritz

17. Juli 2018 07:06

https://twitter.com/KhaledBeydoun/status/1018540593897705473

RMH

17. Juli 2018 07:14

Der Artikel greift das aktuelle Thema zu rechten Zeit auf. Für einen metapolitischer Blog wäre es, wenn sich der Trubel etwas gesetzt hat, schön, einmal die alten Regeln von Brot und Spielen und den Gladiatorenkämpfen der Neuzeit etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn der Sport ist ein Riesengeschäft und da ist die Herkunft einzelner Spieler unwichtiger, als deren Zukunft und deren Vermarktbarkeit. Und so verwundert es nicht, dass die jüngere Mannschaft, die eine längere Restvermarktungszeit als die schon in die Jahre gekommenen Zirkuspferde aus Kroatien hat, den Titel gewinnen konnte (zugegebenermaßen war rein sportlich das echte Endspiel das Halbfinale Frankreich gegen Belgien, insbesondere, nachdem Belgien zuvor Brasilien aus dem Turnier gekegelt hat). Damit möchte ich nicht behaupten, dass hier irgendetwas ganz bewusst verschoben wurde, denn dann hätte eher England, mit seiner milliardenschweren Premier League, mit ins Finale kommen müssen.

Wie auch immer, am seltsamsten hat mich ein Radiobericht "aus der Umkleidekabine" von Frankreich nach dem Spiel berührt, als der franz. Präsident zusammen mit Mbappé "vive la France, vive la Republic" grölt und passend aus der Schublade der Kategorie "der kleine Mann", einen kriegsversehrten Veteranen der französischen Armee mit in den "Locker Room" geschleppt hat. Das war Inszenierung pur. Wo er den Veteranen denn so schnell her hatte …. hätte er ihn auch bei einer Niederlage mitgenommen? Am Tag danach bekamen die Mitglieder der franz. Nationalmannschaft den Orden der Ehrenlegion an die Brust. Glückliches Frankreich, Du hast einen Pathos des Nationalismus und eine Tradition, die einem selbst als konservativen Deutschen schlucken lässt. Man stelle sich vor, in Deutschland würde ein von einem Diktator und Usurpator, der fast ganz Europa mit Kriegen überzogen hat, gestifteter Orden nach wie vor der höchste Orden im Staate sein --- undenkbar!

Wie auch immer: Wenn sich der Sport als Zirkusarena des Kapitals, der Mächtigen und Sedativum für den Pöbel zumindest noch ein kleines bisschen Restwürde wieder beschaffen möchte, dann kann ich nur einen Tipp geben:

Absolutes Locker Room Verbot für alle Politiker!

War schon mehr als peinlich, die A.M. vor 4 Jahren dort zu sehen - Macron mit Kriegsversehrten im Gepäck, hat´s nochmal getoppt.

Ein gebuertiger Hesse

17. Juli 2018 08:29

Exzellenter Schluß (des Aufsatzes, nicht der WM). Die Reaktionen der beiden Spieler auf die Terror-Pussys könnten in ihrer Entgegengesetztheit nicht sprechender sein. Hier die lässige Sympathiebekundung mit dem linken Pöbel, dort das handgreifliche Wiederherstellen der Ordnung. Das Bild des Spielers Lovren, der dem Pussy-Mann an den Kragen geht, könnte ein Motiv für den nächsten Antaios-Kalender werden ...

Dies übrigens das schöne böse Lied, das die Kroaten in ihrer Kabine hörten: https://www.youtube.com/watch?v=mMs5b42y2lk&list=PL198D1D7E0BF907F8

Mauerbluemchen

17. Juli 2018 09:42

Gewiß, auch die kroatischen Spieler sind millionenschwere Gladiatoren und als solche Teil eines korrupten Systems - so wie jeder Gegenwartsmensch im güldenen Westen (hinsichtlich der Verwobenheit in ein böses System, nicht in puncto der ihm zur Verfügung stehenden Geldmenge). Gerade das gutgewählte Beispiel Dejan Lovrens zeigt dies besonders eindrucksvoll, denn er ist in der kleinen Welt der kroatischen Öffentlichkeit jemand, von dem man immerzu spricht, seine Querelen mit der Ehefrau, Streß mit möglichen Nebenfrauen, seine Reiseziele, die neusten Tätowierungen (wobei man ihm dies als Mann aus Zentralbosnien, dem Refugium der alten Balkankunst des Tätowierens, nachsehen kann), Knatsch mit dem aktuellen Verein, dem alten/neuen Trainer usw. Wie es scheint, eine schillernde Boulevardpersönlichkeit, aber eben nicht nur.

Entscheidend ist aber, ob man unter Umständen auch ganz anders kann und offenbar können auch solche Leute anders wie allein schon die heimlich WM-Hymne der Kroaten zeigt: "Nije sve u šoldima" ("Geld ist nicht alles"). Echten Zusammenhalt, nötige Entschlossenheit und die richtigen Prioritäten im Zweifelsfalle usw. kann man, wie man an auch den so unterschiedlichen Festbildern aus Zagreb und Paris sieht, eben für keine Knete dieser Welt kaufen.

In Kroatien weiß das jeder Durchschnittstyp.

Fredy

17. Juli 2018 11:35

Ich finde den Umgang mit den Pussy Riot -Aktivisten völlig überzogen und unsouverän. Der Neger macht das schon besser. Ich kann auch keinen wesentlichen Unterschied zwischen den aktivistischen Mitteln von Pussy Riot und der identitären Bewegung erkennen. Dabei sind die politischen Ziele von Ersteren gewiß nicht meine. Aber es gehört schon mehr Mut dazu sowas in Rußland zu machen als in Deutschland oder Österreich. Aber den meisten wird das egal sein, das Höschen wird feucht wenn es den Gegner trifft.

Karl

17. Juli 2018 16:14

Der Freistoss, der zum ersten Tor für die sog. "Franzosen" führte, war mehr als fraglich. Eine Konzessionsentscheidung des Schiedsrichters. Und auch der Elfmeter war kaum zu rechtfertigen. Ein Schelm, wer dabei an Schiebung denkt. Das Macrönchen hatte mit seinem Veteranen ja einen Auftritt gebucht. Die Kroaten waren die besseren Spieler. Entmutigt nach zweimaliger Fehlentscheidung. Und die ältere Mannschaft...

Solution

17. Juli 2018 18:19

Ich bezweifle, daß der Pseudofranzose überhaupt ein "Nationalist" sein kann. Das wäre geradezu absurd. Nicht einmal ein "Republikaner". Für beides fehlen die Voraussetzungen. Im besten Fall ist er ein Sportler, der seinen Marktwert gesteigert sieht und dafür seinen Kunden dankt - egal mit was für Gesten oder Worten. Etwas substantiell Inhaltliches kann ich nirgendwo finden.

Venator

17. Juli 2018 18:23

Aber es gehört schon mehr Mut dazu sowas in Rußland zu machen als in Deutschland oder Österreich.
@Fredy
Nun wie hart das in RU wird, daß wissen wir ja bereits: Ein Gericht in Moskau verurteilte am Montagabend die Mitglieder Olga Pachtussowa, Weronika Nikulschina, Olga Kuratschewa und Pjotr Wersilow zu 15 Tagen Gefängnis. Zudem wurden die drei Aktivisten für drei Jahre von allen sportlichen Veranstaltungen ausgeschlossen.

Wie hart das in Österreich wird? Nun da sollte man vielleicht den aktuellen Prozeß abwarten?

Andreas Walter

17. Juli 2018 19:00

Wichtig ist doch nur folgende Frage, liebe Kollegen und Kolleginnen:

Sind Afrikaner, Muslime und Pussys frei vom "Nazi-Gen"?

Wenn nicht, dann könnte dies in Zukunft zu gefährlichen Verstärkungseffekten führen im Fall einer erfolgreichen Paarung. Die Folge wären doppelte Nazi-Chromosomen-Sätze im äusserlich scheinbar harmlos wirkendem, braunen bis latte macchiato farbenen Antlitz. Ohne Gentest ununterscheidbar vom Rest der Bevölkerung könnte diese Gruppe dann binnen weniger Jahrzehnte und sogar ohne bewusste Absicht, rein aus ihrer Veranlagung heraus, die Weltherrschaft an sich reissen, sehr zum Leidwesen all jener, die frei solcher Erbanlagen oder nur zur Hälfte durch sie belastet sind.

In der Hinsicht, liebes Kollegium, möchte ich auch Sie daher bitten, Ihre Anstrengungen nochmals erheblich zu verstärken, hier ein geeignetes Gegenmittel zu finden, wie es uns jetzt auch mit Ebola und dem Marburg Virus gelungen ist. Dank der rechtzeitigen Vakzination und dem erfolgreichen Monitoring ist uns 2018 dadurch erstmalig in der Geschichte und seit der Entdeckung dieses Erregers im Jahr 1976 die Eindämmung eines weiteren Ausbruchs von Ebola im Kongo gelungen. Der Ausbruch einer fürchterlichen Krankheit, die im Jahr 2014 in Westafrika noch über 11.000 Menschenleben gefordert hat, konnte dadurch diesmal auf nur noch 29 bedauernswerte Einzelfälle reduziert werden. Das Gleiche müsste daher auch mit dem Nazi-Gen und seinen Folgen möglich sein, sobald ein geeignetes Gegenmittel hierfür zur Verfügung steht. Ich versichere Ihnen, meine lieben Kollegen und Kolleginnen, dass es an finanziellen Mitteln hierzu nicht fehlen wird, Sie in Ihren Anstrengungen und Forschung zu unterstützen, die Welt auch weiter zu einem Ort der Freiheit und Selbstbestimmung zu machen. Ich danke darum für Ihre Aufmerksamkeit.

W. Wagner

17. Juli 2018 20:42

Man erlaube mir, auf einen anderen Ort Europas an jenem 15. Juli hinzuweisen: Palermo. Nachdem am Vorabend Zehntausend - darunter viele Touristen - einem geradezu häßlichen Großspektakel (schlechte Musik, kitschiger Wagen, ...) zum Fest der Santa Rosalia auf der Prachtstraße dieser Stadt folgten, stand der Sonntagabend im Zeichen der Prozession. Die Reliquien der Stadtpatronin wurden in ihrem wunderbaren Silberschrein aus der Katedrale durch die Stadt und zurück gezogen, mehrere Kapellen, Trommler, Gesang.
Auf der Piazza Marina die Rede des Erzbischofs Corrado Lorefice. Schon als er das erste Mal das Wort “Schiff” benutzte, war mir klar, wo er enden würde. Und tatsächlich, am Ende kam ein Feuerwerk an Angriffen gegen die Regierung (ohne namentliche Nennung), gegen das Schließen der Häfen (für die NGOs auf Anordnung Minister Salvinis), gegen jeden von uns, denn “wir sind die Plünderer Afrikas” bzw. die “multinationalen Konzerne” machen es für uns, etc. etc. (Rede nachzulesen auf avvenire.it). Der Applaus war gering, in den hinteren Reihen fand er kaum noch statt. Ein wirkliches Feuerwerk schloss den Festakt hier - damit kann man in Palermo immer punkten; später folgte ein noch prächtigeres vor der Katedrale.
Danach ging es zur Katedrale zurück: Nun sah man mehr und mehr nur noch das einfache Volk, Jungs mit Tatoows, die die Lieder mitsangen, alte Frauen, die sich bekreuzten, junge Familien aus den untersten Schichten mit ihren Kindern, von Balkonen das Werfen kleiner Zettel mit hoffnungsvollen Aufschriften. Als der Wagen mit dem kostbaren Schrein wieder rechts vom Altar stand, folgte ein letztes Mal das “Viva Palermo e Santa Rosalia!” Bewegend!
Auf dem Heimweg fragte ich mich, was macht Bürgermeister Leoluca Orlando, der begeistert dem Erzbischof zuklatschte und selbst die Häfen offen haben will, und was macht der Erzbischof für dieses einfache Volk?
Meine Antwort mag ein andermal folgen.

Waldgaenger aus Schwaben

17. Juli 2018 21:00

Die Fußballweltmeisterschaften und die die Geschichte Deutschlands seit 1945 sind fast magisch mit einander verwoben. Oft markierten Fußballweltmeisterschaften Wendepunkte der deutschen Geschichte nach 1945.

Dem Wunder von Bern 1954, dort sangen deutsche Fan nach dem Sieg die erste Strophe des Deutschlandlieds, folgte das Wirtschaftswunder. Der Erfolg in Bern wurde schon als Gründungsmythos der Bundesrepublik bezeichnet, bevor ein anderer Gründungsmythos überwog.

Ein Franzose, einige Jahre älter es ich, erzählte mir mal, dass 1954 er und alle seine Freunde und Angehörigen zu Deutschland gehalten hatten, die Ungarn waren die Kommunisten, die Bösen.

Im Jahre 1972 wurden die Olympischen Spiele und 1974 die Fußballweltmeisterschaft nach Deutschland vergeben. Deutschland wurde im eigenen Land Weltmeister und West-Deutschland war endgültig wieder in den Kreis der europäischen Völker aufgenommen und wagte unter Brandt und Bahr in der umstrittenen Ostpolitik erste eigenständige Schritte in der Außenpolitik.

Im Jahr nach dem Mauerfall, 1990, wurde Deutschland wieder Fußballweltmeister. Die Times schrieb damals: „Ein mächtiges und wiedervereintes Deutschland blickt nach Osten, wo Staaten und Bündnisse zerfallen.“
Deutschland hätte die Chance gehabt ein Europa der Vaterländer in Freundschaft mit Russland zu schaffen. Die kleingeistige Kohl-Regierung vergab diese Chance und machte sich zum Handlanger der kurzfristigen Interessen des Kapitals und stimmte der unseligen Euro-Einführung zu.
1994 und 1998 schied Deutschland im Achtfinale aus. Kohl wurde abgewählt.

Die Eurokrise ab 2010 in Folge der Wirtschaftskrise 2008/2009 bot und bietet immer noch aufgrund der enormen wirtschaftlichen Potenz Deutschlands wieder die Chance, den Euro abzuwickeln und dabei ein Vereintes Europa der Vaterländer nach den Vorstellungen Adenauers und de Gaulles zu schaffen.
2014 wurde Deutschland wieder Fußballweltmeister.
Merkel hat noch viel weniger als Kohl Format und spaltete Europa mit ihrer Entscheidung 2015 die Grenze für Millionen von Einwanderern zu öffnen.

Heute nun im Jahre 2018 ist Deutschland in der Vorrunde als Gruppenletzter ausgeschieden, eine historisch einmalige Niederlage der DFB-Auswahl. Voraus ging dem ein Streit um ein Foto zweier türkischer Spieler mit dem türkischen Präsidenten. Der Streit spaltete auch die Mannschaft. Die eine Gruppe kritisierte die beiden Türken heftig, die andere forderte mehr Solidarität vom Team. Ethnische Konflikte bis hinein in die DFB-Auswahl.

Diese Niederlage ist durchaus ein Menetekel für Deutschland und Europa.

In der Weltpolitik schaffen nun die USA und China und in zweiter Reihe Russland, eine Nachkriegsordnung nach dem Ende des Kalten Kriegs. Deutschland und Europa ist in der Vorrunde ausgeschieden und sitzt wie Deutschland 1918 in Versailles, am Katzentisch und wartet auf die Ergebnisse. Hätte Deutschland nicht zweimal die Chance versäumt, Europa zu einen, könnte Europa dabei mitreden. So werden nun die drei Länder Europa nach Interessensphären aufteilen.

Ist das das Ende Deutschlands, finis germania?

Die Geschichte der Fußballweltmeisterschaften seit 1945 besteht nicht nur aus den Erfolgen Deutschland, es gab auch große Spiele, die im Inland und Ausland das Bild des zähen, kampfstarken Deutschlands prägten, das nie aufgibt. Das Endspiel 1966, das Jahrhundertspiel 1970 in Mexiko und die Nacht von Sevilla 1982.
Ein englischer Spieler, ich weiß nicht mehr wer und wann, sagte nachdem Deutschland mal wieder ein Spiel in den letzten Minuten gedreht hatte:
„Die Deutschen geben erst auf, wenn der Schiedsrichter das Spiel abgepfiffen hat, geduscht hat und sich auf dem Heimweg befindet.“

Dieser deutsche Kampfgeist lässt hoffen, dass auch nach 2018 weitere Fußballweltmeisterschaften mit deutschen Erfolgen kommen werden und diese dann wieder Wendepunkte in der deutschen Geschichte markieren.

W. Wagner

18. Juli 2018 16:44

Nachtrag zum meinem vorigen Beitrag:
Mittlerweile hat Innenminister Matteo Salvini auf seiner Facebook-Seite den Fall des Erzbischofs kommentiert.
Außerdem ging aus meinem Kommentar - da ich versuchte, mich kurz zu fassen - nicht hervor, dass es sich um ein Großereignis (wie das Fußballspiel) handelte; man spricht von 400.000 Zuschauern am Samstag und Tausenden am Sonntag (natürlich verteilt über die Strassenzüge, der Bischof sprach am Sonntag nur vor einer überschaubaren Menge, an seiner Seite nickend und klatschend Bürgermeister Orlando).

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