Josef Seifert: Der Widersinn des Relativismus. Befreiung von seiner Diktatur

Eine Rezension von Ursula Berluschke

Josef Sei­fert: Der Wider­sinn des Rela­ti­vis­mus. Befrei­ung von sei­ner Dik­ta­tur, Aachen: Patri­mo­ni­um 2016, 232 S., 14.80 €

Ein anstren­gen­des Buch. Es liegt schlecht in der Hand, die zahl­rei­chen Fuß­no­ten neh­men oft mehr Raum ein als der Fließ­text, die Glie­de­rung ist ermü­dend klein­tei­lig, die Sät­ze oft umständ­lich und manch­mal unklar for­mu­liert. Eini­ge Argu­men­ta­ti­ons­fi­gu­ren keh­ren immer wie­der und nut­zen sich bald in ihrer Über­zeu­gungs­kraft ab.

Wenn die Lek­tü­re sich trotz die­ser ekla­tan­ten Form­män­gel loh­nen soll, muß der Inhalt von beträcht­li­chem Wert sein. Das ist er, auch wenn es Kon­zen­tra­ti­on erfor­dert, die her­aus­ra­gen­den Pas­sa­gen unter den eher lang­at­mi­gen her­aus­zu­klau­ben. Bei Lesern, die die »Stimmung«für ein ent­schei­den­de­res phi­lo­so­phi­sches Fun­da­ment hal­ten als die pure Logik, wird das Buch womög­lich von vorn­her­ein einen gewis­sen Wider­wil­len hervorrufen.

In sei­nem mit Der Wider­sinn des Rela­ti­vis­mus sehr pro­gram­ma­tisch beti­tel­ten Buch ver­sucht Josef Sei­fert, ver­schie­de­ne phi­lo­so­phi­sche Sys­te­me, die ein rela­ti­vis­ti­sches Wahr­heits­ver­ständ­nis beinhal­ten, argu­men­ta­tiv zu wider­le­gen. Rus­sell und Haber­mas wer­den eben­so unter das Mes­ser genom­men wie Heid­eg­ger, Gada­mer und der spä­te Huss­erl. Außer­dem wer­den neben dem Wahr­heits­re­la­ti­vis­mus ver­schie­de­ne Kon­zep­te des ethi­schen und ästhe­ti­schen Rela­ti­vis­mus unter­sucht und auseinandergenommen.

Sei­fert, Jahr­gang 45, ist katho­li­scher Phi­lo­so­phie­pro­fes­sor, Vater von sechs Kin­dern und ein tap­fe­rer Kämp­fer für einen phä­no­me­no­lo­gi­schen Realismus.

Vor allen ande­ren Bewer­tun­gen ent­spricht das Prä­di­kat »tapfer«vielleicht am meis­ten die­sem Buch. Die stets höf­li­che, nie ver­bis­se­ne Art, in der Sei­fert die ver­schie­de­nen Theo­rien nach klas­si­scher phi­lo­so­phi­scher Manier wider­legt und mit der er sich einer Intel­lek­tu­el­lenzunft gegen­über­stellt, die sei­ne Bemü­hun­gen um die Wahr­heit zynisch lächelnd als dog­ma­tisch-naiv abtun dürf­te, kann kaum anders umschrie­ben werden.

Die­se »Tapferkeit«macht das Buch sym­pa­thisch, selbst an Stel­len, wo einem das Rekur­rie­ren auf logi­sche Grund­prin­zi­pi­en (wie den Satz vom zu ver­mei­den­den Wider­spruch) ein­tö­nig erschei­nen mag. Und wenn man die Offen­heit besitzt, sich auf Sei­ferts unzeit­ge­mä­ße – und auch in rech­ten Krei­sen größ­ten­teils als ver­steift und ver­al­tet gel­ten­de – The­se von der objek­ti­ven Erkenn­bar­keit abso­lu­ter Wahr­heit ein­zu­las­sen, wird man fest­stel­len müs­sen, daß er in vie­ler Hin­sicht in erschüt­tern­dem Maße Recht hat und daß gewis­se Über­zeu­gun­gen, die zum neu­rech­ten Com­mon sen­se gehö­ren (wie jene von der Geschicht­lich­keit der Wahr­heit), viel­leicht fun­da­men­tal über­dacht werden
sollten.

Josef Sei­ferts Der Wider­sinn des Rela­ti­vis­mus kann man hier bestel­len.

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