So eine primitive Überschrift und dann so ein hehres Thema: Die allermeisten werden den ritterlichen Appell kennen, der schon im Grundschulalter in unsere Herzen gepflanzt wurde: Wenn etwas Ungerechtes geschieht, dann schau nicht weg, sondern greif ein. Damals ging es vornehmlich darum, dass man dem Mark eins vor die Nase gibt, wenn er der Natalie wieder an den Haaren zieht, später waren es edlere Ziele, die uns auf dem Heimweg die Augen offen halten ließen, ständig parat stehend um Umweltsündern oder Tierquälern in den Weg zu treten, oder dem Rollstuhlfahrer in einer Auseinandersetzung mit Nichtrollstuhlfahrern zu seinem Recht zu verhelfen. Irgendwann erklärte man uns dann, dass das, was man da von uns erwartete, Zivilcourage heiße und wir haben den Beigeschmack nie vergessen mit dem dieser Wortklumpen damals schon auf meiner Zunge lag.
Man hat, wenn man sich so mit klopfendem Herzen durch eine Situation in der derart couragiertes Handeln erfoderlich ist, hindurchdenkt, meist eher die kleinen Alltagsvorkommnisse im Kopf: Der berüchtigte Handtaschenräuber, ein betrunkener Pöbler in der Straßenbahn, oder vielleicht auch nur einen Falschparker. Was aber macht man, wenn auf einmal in einem vollbesetzten Bus einen rauchenden Rucksack auf den Boden schmeißt? Wie bereitet man sich auf so eine absurde Situation vor und, wenn es dann soweit ist, wie reagiert man? “Erstmal drauf”, hätten unsere vier Sonntagshelden vielleicht gesagt. Jedenfalls ist das genau das, was sie gemacht haben.
Nachdem ein 34-jähriger “Deutsch-Iraner” in Lübeck um 13:47 Uhr Ortszeit seinen Rucksack und damit das Gelenk eines Busses in Brand gesetzt hatte, bremste Busfahrer Peter S. das Fahrzeug umgehend und öffnete die Türen, um die Fahrgäste aus dem zunehmend verrauchten Fahrgastraum aussteigen zu lassen. Als er anschließend versuchte den Brand zu löschen, schlug ihm der Täter ins Gesicht und verletzte ihn. Im anschließenden Tumult begann er dann mit einem großen Küchenmesser wahllos auf Fahrgäste einzustechen. Von den 10 getroffenen Personen wurden später 3 als schwerverletzt eingestuft, mindestens einer von ihnen war zeitweilig in einem kritischen Zustand. Dem blutenden Busfahrer eilten derweil rasch zwei weitere, namentlich unbekannte Fahrgäste, zur Hilfe und versuchten den bewaffneten Täter unter Kontrolle zu bringen. Ob die Helfer dabei ebenfalls verletzt wurden, kann ich nicht sagen, dass die Situation am Ende unter Kontrolle gebracht wurde, verdanken wir allerdings vor Allem der Schachpassion des 74-jährigen ehemaligen Zimmermannes Bodo Z:
„Ich wollte zum Freiluftschachspielen nach Travemünde. Ein Kollege und ich saßen hinten links hinter dem Gelenk. Der Mann war mir aufgefallen, weil er viel zu warm angezogen war. Er trug Hemd, Pullover, Jacke mit Fellkragen. Plötzlich qualmte es vorne im Bus, es gab Unruhe. Dann lief der Mann nach hinten, stach auf einen Rollstuhlfahrer ein. Dann ging er auf meinen Schachfreund los, der am Gang saß. Er bekam einen Stich in die Schulter ab. Danach sind alle aus dem Bus raus, es gab Schreie. Auch ich bin raus, dachte ich muss handeln, nahm mir draußen einen Ast. Ich sah, wie am Bus zwei Männer mit dem Angreifer rangelten. Dann habe ich ihm mit dem Ast auf den Kopf gehauen. Dann war Ruhe.“
Was lernen wir aus diesem Fall? Nun, zum einen, dass die goldene Regel der Zivilcourage – “Hauptsache machen” – auch hier wieder passt wie Faust auf Auge, bzw, eben Knüppel auf Kopf. Zum anderen, und das ist in Anbetracht zeitgenössischer bundesdeutscher Militärdiskurse natürlich was zum verzweifelten Schmunzeln, dass man es sich vielleicht zweimal überlegen sollte, wem man in Deutschland eine Soldatenausbildung angedeihen lässt. Die hatte der Angreifer nämlich bei der Bundeswehr bekommen.
Pit
Ja... da sag ich doch mal das Offensichtliche:
wir erwarten Anzeigen und deutliche Strafen für die Täter... also diejenigen, welche sich der gemeinschaftlichen Körperverletzung an einem Mitbürger schuldig gemacht haben. Natürlich waren es Haßverbrechen, da es sich bei dem Opfer um eine ethnische Person handelt. Und wo war denn die Polizei, schaute sie wieder einmal tatenlos zu und ließ es geschehen, daß in Deutschland Deutsche in ihrem Haß auf Fremde auf ethnische Personen einprügeln?