Sonntagsheld (70) – Knüppel auf den Kopf

...dann ist Ruhe.


So eine pri­mi­ti­ve Über­schrift und dann so ein heh­res The­ma: Die aller­meis­ten wer­den den rit­ter­li­chen Appell ken­nen, der schon im Grund­schul­al­ter in unse­re Her­zen gepflanzt wur­de: Wenn etwas Unge­rech­tes geschieht, dann schau nicht weg, son­dern greif ein. Damals ging es vor­nehm­lich dar­um, dass man dem Mark eins vor die Nase gibt, wenn er der Nata­lie wie­der an den Haa­ren zieht, spä­ter waren es edle­re Zie­le, die uns auf dem Heim­weg die Augen offen hal­ten lie­ßen, stän­dig parat ste­hend um Umwelt­sün­dern oder Tier­quä­lern in den Weg zu tre­ten, oder dem Roll­stuhl­fah­rer in einer Aus­ein­an­der­set­zung mit Nicht­roll­stuhl­fah­rern zu sei­nem Recht zu ver­hel­fen. Irgend­wann erklär­te man uns dann, dass das, was man da von uns erwar­te­te, Zivil­cou­ra­ge hei­ße und wir haben den Bei­geschmack nie ver­ges­sen mit dem die­ser Wort­klum­pen damals schon auf mei­ner Zun­ge lag.

Man hat, wenn man sich so mit klop­fen­dem Her­zen durch eine Situa­ti­on in der der­art cou­ra­gier­tes Han­deln erfo­der­lich ist, hin­durch­denkt, meist eher die klei­nen All­tags­vor­komm­nis­se im Kopf: Der berüch­tig­te Hand­ta­schen­räu­ber, ein betrun­ke­ner Pöb­ler in der Stra­ßen­bahn, oder viel­leicht auch nur einen Falsch­par­ker. Was aber macht man, wenn auf ein­mal in einem voll­be­setz­ten Bus einen rau­chen­den Ruck­sack auf den Boden schmeißt? Wie berei­tet man sich auf so eine absur­de Situa­ti­on vor und, wenn es dann soweit ist, wie reagiert man? “Erst­mal drauf”, hät­ten unse­re vier Sonn­tags­hel­den viel­leicht gesagt. Jeden­falls ist das genau das, was sie gemacht haben.

Nach­dem ein 34-jäh­ri­ger “Deutsch-Ira­ner” in Lübeck um 13:47 Uhr Orts­zeit sei­nen Ruck­sack und damit das Gelenk eines Bus­ses in Brand gesetzt hat­te, brems­te Bus­fah­rer Peter S. das Fahr­zeug umge­hend und öff­ne­te die Türen, um die Fahr­gäs­te aus dem zuneh­mend ver­rauch­ten Fahr­gast­raum aus­stei­gen zu las­sen. Als er anschlie­ßend ver­such­te den Brand zu löschen, schlug ihm der Täter ins Gesicht und ver­letz­te ihn. Im anschlie­ßen­den Tumult begann er dann mit einem gro­ßen Küchen­mes­ser wahl­los auf Fahr­gäs­te ein­zu­ste­chen. Von den 10 getrof­fe­nen Per­so­nen wur­den spä­ter 3 als schwer­ver­letzt ein­ge­stuft, min­des­tens einer von ihnen war zeit­wei­lig in einem kri­ti­schen Zustand. Dem blu­ten­den Bus­fah­rer eil­ten der­weil rasch zwei wei­te­re, nament­lich unbe­kann­te Fahr­gäs­te, zur Hil­fe und ver­such­ten den bewaff­ne­ten Täter unter Kon­trol­le zu brin­gen. Ob die Hel­fer dabei eben­falls ver­letzt wur­den, kann ich nicht sagen, dass die Situa­ti­on am Ende unter Kon­trol­le gebracht wur­de, ver­dan­ken wir aller­dings vor Allem der Schach­pas­si­on des 74-jäh­ri­gen ehe­ma­li­gen Zim­mer­man­nes Bodo Z:

„Ich woll­te zum Frei­luft­schach­spie­len nach Tra­ve­mün­de. Ein Kol­le­ge und ich saßen hin­ten links hin­ter dem Gelenk. Der Mann war mir auf­ge­fal­len, weil er viel zu warm ange­zo­gen war. Er trug Hemd, Pull­over, Jacke mit Fell­kra­gen. Plötz­lich qualm­te es vor­ne im Bus, es gab Unru­he. Dann lief der Mann nach hin­ten, stach auf einen Roll­stuhl­fah­rer ein. Dann ging er auf mei­nen Schach­freund los, der am Gang saß. Er bekam einen Stich in die Schul­ter ab. Danach sind alle aus dem Bus raus, es gab Schreie. Auch ich bin raus, dach­te ich muss han­deln, nahm mir drau­ßen einen Ast. Ich sah, wie am Bus zwei Män­ner mit dem Angrei­fer ran­gel­ten. Dann habe ich ihm mit dem Ast auf den Kopf gehau­en. Dann war Ruhe.“

Was ler­nen wir aus die­sem Fall? Nun, zum einen, dass die gol­de­ne Regel der Zivil­cou­ra­ge – “Haupt­sa­che machen” – auch hier wie­der passt wie Faust auf Auge, bzw, eben Knüp­pel auf Kopf. Zum ande­ren, und das ist in Anbe­tracht zeit­ge­nös­si­scher bun­des­deut­scher Mili­tär­dis­kur­se natür­lich was zum ver­zwei­fel­ten Schmun­zeln, dass man es sich viel­leicht zwei­mal über­le­gen soll­te, wem man in Deutsch­land eine Sol­da­ten­aus­bil­dung ange­dei­hen lässt. Die hat­te der Angrei­fer näm­lich bei der Bun­des­wehr bekommen.

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Kommentare (7)

Pit

22. Juli 2018 21:04

Ja... da sag ich doch mal das Offensichtliche:
wir erwarten Anzeigen und deutliche Strafen für die Täter... also diejenigen, welche sich der gemeinschaftlichen Körperverletzung an einem Mitbürger schuldig gemacht haben. Natürlich waren es Haßverbrechen, da es sich bei dem Opfer um eine ethnische Person handelt. Und wo war denn die Polizei, schaute sie wieder einmal tatenlos zu und ließ es geschehen, daß in Deutschland Deutsche in ihrem Haß auf Fremde auf ethnische Personen einprügeln?

Lotta Vorbeck

23. Juli 2018 02:34

@Pit - 22. Juli 2018 - 09:04 PM

"... da es sich bei dem Opfer um eine ethnische Person handelt. ... in ihrem Haß auf Fremde auf ethnische Personen einprügeln?"

________________________

Nachgefragt:
Wen oder was darf man sich unter einer "ethnischen Person" vorstellen?

Andreas Walter

23. Juli 2018 09:00

Da könnte man viel machen. Auch durch Teilintegration der reguläreren Berufsausbildung bereits in die Wehr- beziehungsweise dann auch Zivilplicht.

In dem man Frauen und Männer nämlich gleichfalls heranzieht. Der Wehr- und Zivildienst als eine Mischung von (Grund-)Berufsschule und Armee, in der sich danach dann jeder weiter spezialisieren kann, je nach gesellschaftlichen Erfordernissen und persönlichen Vorstellungen. Die Grundausbildung bereits für die Lehre, aber auch das Praktikum für die Akademiker, würde dann bereits in der Armee oder im Zivildienst beginnen oder sogar ganz abgeleistet und auch anerkannt werden wie ein Modul moderner Schul- und auch Hochschulbildung.

Es könnte sogar ein Pflicht- und ein Wahlprogramm geben. Die Einen würden dann schon nach der Mittleren Reife anfangen, die Anderen nach dem Abitur dazustoßen. Sogar Auslanderfahrung als Pflicht könnte man in so ein Programm integrieren, egal ob im Bereich Wehrpflicht oder Zivilplicht.

Wenn es nach mir ginge müssten dann sogar Mädchen auch mal durch den Schlamm robben und Jungs kranke versorgen, damit aus allen dann ganze Menschen werden, die einander verstehen und kennen. Auch ihr Unterschiede.

Eine Schule des Lebens, mit Pflichten und Freuden, Zwängen und Freiheiten, Individualität und Gemeinsamkeit. Für eine Gesellschaft, die nicht nur aus selbstoptimierten, kapitalistischen Einzelkämpfern und/oder sozialistischen Robotern, Arbeiter und Bauern, Träumern besteht.

Europa ist nun mal weder die VSA noch ist es Afrika. Das merkt man allein schon an der Zahl der Sprachen. Geld aber als kleinster gemeinsamer Nenner hat noch nie Menschen zu Freunde gemacht ausser die, die darüber in grossen Mengen verfügen, also die weltlichen Eliten.

In dem Punkt besteht übrigens auch eines der fundamentalen Missverständnisse zwischen der globalen, hochmobilen Elite und den weniger mobilen, sesshaften Untertanen. Vor allem bei der Reisegeschwindigkeit und der Entfernung der Ziele. Dieser letzte Satz ist durchaus auch Metaphysisch zu verstehen. Nur bestimmte Leute wollen (müssen) nämlich ganz hoch hinaus, meist zum Nachteil der Bescheideneren. Dass allerdings ist tatsächlich überall gleich. In Afrika, in Europa, und ebenso in den VSA. Eine menschliche Schwäche, die man sich aber überall darum zu Nutze machen kann. Was auch schon früh manche Religionen und später auch der Marxismus erkannt, gewusst haben, nicht nur der Kapitalismus.

Ein säkularer Staat der Mitte muss sich darum gegen viele Kräfte wehren, einschließlich der Marxisten und Kirchen, die alle das Mehr oder das Meer oder sogar die ganze Welt für sich beanspruchen. Für alle, die es aber bereits vergessen haben, selbst die Armee der DDR hiess Nationale(!) Volksarmee (NVA) und auch mit "Patria, o muerte" hat es auch Che Guevara vor den Vereinten Nationen auf den Punkt gebracht. Nationale Marxisten?

Ich habe darum auch kein Problem mit Kapitalismus. Das Problem auch mit Kapital ist nur der Verwendungszweck. Das Gleiche gilt für Waffen, oder sogar eine Volksarmee.

Wird der Iran aber womöglich auch drangsaliert? Auch durch die deutsche Regierung/Elite? Denn das Erdgas wird nicht ewig reichen, auch nicht im Iran. Muss auch der Iran sich darum nicht technisch weiterentwickeln? Das Land hat immerhin vorbildlich auch schon sehr niedrige Geburtenraten und angegriffen hat es seit 400 Jahren auch niemand.

Doch warum hat er dann deutsche Menschen aus dem einfachen Volk angegriffen? Eine traurige Geschichte, weil es im Krieg, auch Wirtschaftskrieg, meist die Falschen trifft. Die Tat eines Verzweifelten an den Falschen für etwas, worüber man zumindest streiten kann, solange jeder in seiner Ecke bleibt.

nom de guerre

23. Juli 2018 09:05

Die Stelle mit der soldatischen Ausbildung verstehe ich nicht ganz. Wenn der Täter 34 Jahre alt ist und (ausschließlich oder auch?) die deutsche Staatsbürgerschaft hat, müsste er doch (damals noch) wehrpflichtig gewesen sein, was ist also so ungewöhnlich daran, dass er bei der Bundeswehr war?

@ Lotta Vorbeck: Anscheinend hat der Begriff ethnic person inzwischen seinen Weg ins Deutsche gefunden; er bezeichnet einen Ausländer, Einwanderer oder einen Angehörigen einer fremden Kultur, s. hier: https://en.wiktionary.org/wiki/ethnic
Oder, nach einem schon etwas älteren Wörterbuch, einfach nur einen Heiden: https://www.websters1913.com/words/Ethnic

Andreas Walter

23. Juli 2018 10:36

Ergänzend, um nicht als sozialistisches Weichei missverstanden zu werden.

Auch im radikalsten Darwinismus hat jedes Wesen auch das Recht sich zu verteidigen. Unabhängig vom vermeintlichen Status des Angreifers. Jeder mit den (vermeintlichen) Waffen, die er hat (glaubt zu haben), oder die ihm bleiben, oder gelassen wurden.

Wer also Nationen mit Sanktionen belegt, womöglich sogar mit ungerechtfertigten, wobei der Grund so oder so keine Rolle spielt, muss darauf mit Reaktionen rechnen.

Das sind Naturgesetze, und bei denen herrscht auch oft kein fairplay, Anstand, politische Korrektheit, wenn ein Tier alle Babys eines anderen Tieres einer anderen Gattung oder Art angreift oder sogar frisst.

Unter Menschen kann man sogar beobachten, dass der Kampf um so härter, um so brutaler und unfairer, verlogener geführt wird, je verzweifelter die Lage für den Unterlegeneren (oder Ehrgeizigeren) ist.

Das ist die berühmte Frage nach der Souveränität, sowohl bei Nationen aber auch Individuen, oder auch Gruppen, egal welcher Natur. Selbst Rosen haben darum Dornen und manche Planzen sind hochgiftig.

Regen wir uns genauso auf, wenn iranische Atomwissenschaftler umgebracht werden?

Hatten die deutschen Atomwissenschaftler nur Glück, dass sie gut genug abgeschirmt waren? Wurden aber trotzdem dann unter Druck gesetzt, für fremde Mächte fern der Heimat jahrzehntelang zu arbeiten. Unter Androhung von was, wenn sie sich geweigert hätten? Tod, GULag?

Oder was musste ich gestern schon wieder lesen? Der Einstieg der VSA in den Krieg war schon lange vor Pearl Harbor bereits ausgemachte Sache? Woran auch ein "Vater der EU", Jean Monnet, kräftig mit beteiligt war?

https://fr.wikipedia.org/wiki/Victory_Program

Von dem auch der Monnet Plan stammt, der später dann zum Schuman Plan abgewandelt wurde?

Dann aber war ja auch Kohl und ist Merkel ein Feind der Deutschen. Deutschland schafft sich also nicht ab, Deutschland wird abgeschafft, und daran sind auch 85% "seiner" Elite beteiligt.

Treibt man deshalb womöglich jetzt die letzten patriotischen Deutschen in die Enge, aus ihren "Löchern"? In die Verzweiflung? Damit es zu Terror, oder Bürgerkrieg kommt? Wobei man ja sogar friedliche Patrioten bereits vor Gericht zieht, wie jetzt die IB.

Egal darum wo ich hinsehe, nur falsche Opfer. Weil die echten Täter entweder nicht sichtbar oder nicht greifbar.

wodantok

25. Juli 2018 15:36

Willkommen in Deutschland, wo ein alter Mann mit Stock mehr Mut hat als die Männer von hunderten vergewaltigten Frauen auf der Köllner Domplatte.

Andreas Walter

26. Juli 2018 13:55

@wodantok

Das ist Unsinn, wodantok. Sie haben wahrscheinlich noch nie in Ihrem Leben gegen 5 Mann gleichzeitig kämpfen müssen. In so einer Situation sind Sie ruck zuck von Ihrer Partnerin isoliert und dann mit Ihrer eigenen Sicherheit beschäftigt, während der Dame Ihres Herzens dann im schlechtesten Fall theoretisch alles passieren kann bis hin sogar zum Tod durch schwerste Verletzungen. Verstehe nicht, dass man so einen unqualifizierten Kommentar hier überhaupt veröffentlicht.

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