Robert B. Reich: Rettet den Kapitalismus! Für alle, nicht für 1 %

Robert B. Reich: Rettet den Kapitalismus! Für alle, nicht für 1 %, Frankfurt a.M.: Campus 2016. 320 S., 24.95 €

Felix Menzel

Felix Menzel ist Chefredakteur des Schülerblogs blauenarzisse.de.

Robert B. Reich war Arbeits­mi­nis­ter unter Bill Clin­ton, ist heu­te Poli­tik­pro­fes­sor und schreibt seit eini­gen Jah­ren ein Buch nach dem ande­ren über den »olig­ar­chi­schen Kapi­ta­lis­mus ame­ri­ka­ni­scher Prä­gung«. Sei­ne Sor­ge, so betont er in sei­nem neu­es­ten Buch, ist es, daß sich als Reak­ti­on auf das heu­ti­ge Sys­tem der Begüns­ti­gung der Rei­chen eine »natio­na­lis­ti­sche Revol­te« ent­wi­ckeln könn­te, die sich »beque­me Sün­den­bö­cke« sucht. Die­se Gefahr sieht er aus­drück­lich nicht nur für die USA, son­dern auch für Deutsch­land und Europa.

Um die­ses Sze­na­rio zu ver­hin­dern, soll­te sich die brei­te Mit­tel­schicht, die immer stär­ker in eine »Erwerbs­ar­mut« abstür­ze, zu einer Gegen­kraft zusam­men­schlie­ßen, die der Wall Street, den Groß­kon­zer­nen und Lob­by­is­ten auf den Kor­ri­do­ren der Mäch­ti­gen Paro­li bie­ten kann, schlägt Reich vor. Das pas­sen­de Pro­gramm für die­se macht­lo­se gesell­schaft­li­che Mit­te, die unter sin­ken­den Löh­nen lei­de, sich aber bis­her auf­grund eines all­ge­mei­nen Gemein­schafts­ver­lus­tes nicht dage­gen weh­ren kön­ne, hat er auch schon parat: Ohne es so zu bezeich­nen, lau­fen sei­ne Vor­schlä­ge auf eine alter­na­ti­ve Sozi­al­de­mo­kra­tie hinaus.

Reich wünscht sich ein bedin­gungs­lo­ses Grund­ein­kom­men, aber vor allem geht es ihm um neue Markt­re­geln für den Kapi­ta­lis­mus, um die »Vor­ab­ver­tei­lung an die Rei­chen« durch ein unge­rech­tes Eigentums‑, Vertrags‑, Kar­tell- und Insol­venz­recht sowie die feh­len­de Durch­set­zungs­macht des Staa­tes gegen­über der Wirt­schaft zu stop­pen. Ganz offen betont er dabei, daß dies eine neue »estab­lish­ment­feind­li­che« Par­tei umset­zen müs­se, soll­ten sich die Demo­kra­ten und Repu­bli­ka­ner nicht ent­spre­chend bewegen.

Genau das geschieht in Euro­pa bereits seit eini­gen Jah­ren. Abge­se­hen von Spa­ni­en mit der »Podemos«-Bewegung kom­men die Anti-Estab­lish­ment-Par­tei­en jedoch von rechts und punk­ten bereits jetzt bei der von Reich beschrie­be­nen Schicht der Erwerbs­ar­men ganz außer­or­dent­lich, obwohl sie ihre Pro­gram­me noch nicht ein­mal für die­se Ziel­grup­pe opti­miert haben. Viel­leicht ist die­ses Buch des­halb für den einen oder ande­ren von größ­tem Inter­es­se, weil der Autor einen Weg auf­zeigt, die ideo­lo­gi­sche Debat­te über »frei­en Markt« und sich ein­mi­schen­den Staat als unnütz zu erken­nen. Statt des­sen müs­se es dar­um gehen, den Markt durch klu­ge poli­ti­sche Wei­chen­stel­lun­gen so zu orga­ni­sie­ren, daß die Mit­tel­schicht einen Anreiz hat, sich anzu­stren­gen und wirt­schaft­li­che Sicher­heit zu errei­chen. Die­sen prag­ma­ti­schen Ansatz illus­triert Reich mit zahl­rei­chen, gut gewähl­ten Bei­spie­len aus unter­schied­li­chen Bran­chen und Poli­tik­be­rei­chen. Die euro­päi­schen Rechts­par­tei­en könn­ten sich hier durch­aus eine Schei­be abschnei­den, um etwa Kon­zep­te gegen die Über­macht der Groß­un­ter­neh­men des Lebens­mit­tel­ein­zel­han­dels zu entwickeln.

Das hört sich jetzt womög­lich zweit­ran­gig an, so müh­sam ist aber nun ein­mal Poli­tik – vor­aus­ge­setzt, man will im Sys­tem Ver­än­de­run­gen bewir­ken. Wer ande­res vor­hat, kann auf die Lek­tü­re die­ses Buches dage­gen verzichten.

Robert Reichs Ret­tet den Kapi­ta­lis­mus kann man hier bestel­len.

 

Felix Menzel

Felix Menzel ist Chefredakteur des Schülerblogs blauenarzisse.de.

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