Stark (vielleicht zu stark?) beachtet vom politischen Feuilleton konnte der ehemalige Chefstratege Donald Trumps, Steve Bannon in den vergangenen Tagen seine Vorstellungen zu einer neuen rechtspopulistischen Stiftung präsentieren.
Der Hintergedanke ist simpel, aber genial: Ähnlich wie z.B. die Open Society Foundations des Milliardärs George Soros massiv zum Professionalisierungsgrad der außerparlamentarischen Aktivitäten der etablierten Eliten beitragen, soll Bannons in Brüssel ansässige The Movement Foundation infrastrukturelle Unterstützungsarbeit für den populistischen Widerstand in Europa leisten.
Ein bereits formuliertes Kernziel seiner Arbeit zudem: Ein großer populistischer Parteienblock, der bei der kommenden Europawahl ein Drittel der Parlamentssitze erobern und so den parlamentarischen Betrieb massiv stören und beeinflussen soll.
Es ist eine Vision, die – bei allen Bedenken, die bei jeglicher Einflussnahme von jenseits des Atlantiks angeraten sind – zur rechten Zeit kommt, sie reiht sich ein in eine Dynamik, die sich zwangsläufig aus den momentan vor uns liegenden Mühen der Ebene ergibt: Anfang des Monats stellte die französische Ex-Front-National-Politikerin Marion Maréchal das künftig von ihr geleitet Institut für Sozial‑, Politik- und Wirtschaftswissenschaft in Lyon vor.
Ab Oktober sollen hier junge Franzosen in allem ausgebildet werden, was man als rechter Nachwuchspolitiker braucht: Desinformation und Leadership, europäische Geschichte und Gesellschaftstanz um nur einen kleinen Teil des Curriculums zu nennen.
Zwei Projekte, ein Ziel: Die europäische Neue Rechte beginnt sich zu professionalisieren. Auch diese Professionalisierung ist natürlich ein Weg, der in zwei Richtungen führen kann, beide führen einstweilen raus aus der gesellschaftlichen Marginalisierung, eine davon weist auf die freiwerdenden Plätze an der Seite der altersschwachen Volksparteien.
Die andere allerdings führt hin zu einem neuen rechten Selbstbewusstsein und einer damit verbundenen Verantwortungsethik: Wenn wir davon ausgehen, dass wir mit unserer metapolitischen Arbeit letztendlich realpolitischen Erfolg haben werden, wird der ohnehin schon große Bedarf an weltanschaulich gefestigten, gut ausgebildeten und charakterlich zuverlässigen Kadern und entsprechenden Strukturen in absehbarer Zeit in ungeahntem Ausmaß anwachsen.
Bannon und Maréchal tun also gut daran, auf der einen Seite die Ausbildung junger Aktivisten zu institutionalisieren und auf der anderen Seite professionelle Netzwerke und Spezialisten zur Verfügung zu stellen um dem Gramscianismus des dritten Jahrtausends gewachsen zu sein.
Wie erfolgreich die zwei mit ihrem jeweiligen Projekt sein werden bleibt abzuwarten, ich beobachte einstweilen interessiert von Halle aus und schicke zur Unterstützung den obligatorischen Lorbeerkranz.
AlexSedlmayr
Das Entscheidende wird es sein jetzt Europa in den Blick zu nehmen. Während der Fokus jetzt zwar erst einmal auf der Bayern-Wahl in den wenigen verbleibenden Monaten liegt, so dürfte doch die Europa-Wahl im kommenden Jahr angesichts der Überrollung, die uns von internationaler Seite seit Jahren bedroht, eine womöglich sogar entscheidendere Größe sein.
Neben der weitverbreiteten Ignoranz vieler deutscher Wähler gegenüber der europäischen Ebene, werden wir in unserem eigenen Lager durch die Ansicht geschwächt, das Wählen und Nutzen des Europäischen Parlaments, der Europäischen Union würde zu deren Machtverfestigung beitragen. Der schädliche Einfluss dieser Leute muss ebenso ernst genommen werden, wie der von Aufrufern zum Nichtwählen vor den Bundestagswahlen.
Ob wir es wollen oder nicht ist Deutschland in diesen Organisationen verflochten von dort werden uns Zumutungen zugestellt oder aber dorthin werden essentielle Fragen inzwischen durch die Bundesregierung ausgelagert (europäische Lösungen), um das dortige Nichtstun oder den ideologischen Zuspruch das Beibehalten des Status Quo zu rechtfertigen.
Wenn die Rechten nicht zur Wahl gehen, dass haben uns der Großteil der Linken Parteien mit ihrer gesinnungsethischen Mobilisierung weit voraus, werden es die Linken trotzdem tun und sie werden dann auf weitere Jahre die Arbeitsweise der Union (zu unseren Ungunsten) bestimmen.
Es muss klar sein, dass unser Schicksal ob wir wollen oder nicht mit der EU auf mittlere Sicht verflochten sein wird und es muss klar gemacht werden, dass die EU ein Vehikel für die Nationalstaaten sein kann, dass Europa nicht per se der Feind ist, sondern uns zum Feind gemacht wurden durch die Okkupation des EU-Apparats durch Globalisten. Es sollte daher unser Ziel nicht Zerstörung der Institutionen sein, sondern wir müssen sie für uns beanspruchen, statt uns bockig zurückzuziehen. Die international verständliche Parole für das kommende Jahr müsste also lauten: Reclamation Day.
Statt nur zu reagieren wird es Zeit den (meta)politischen Kampf mit Macht ins Haus derjenigen zu tragen, die die Nationen bedrohen. Wir wollen und müssen es für uns fordern und mit den dortigen über die Jahre akkumulierten Mitteln ließe sich problemlos eine Strategie entwerfen, die diesmal wirklich im gesamteuropäischen Interesse ist und die Festung Europa über den ganzen Kontinent ausrollt und letztlich keine Schwachstellen mehr lässt.
Womöglich unterschätzen die AfD und ihre Wähler diesen wichtigen Schauplatz des politischen Kampfes im kommenden Jahr. Ich hoffe die Sezession wird ihr Ihriges tun, um das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Eroberung des europäischen Parlaments zu schaffen, wie sie Bannon erkannt hat.