Michael Fiedrowicz (Hrsg.): Kardinal Pie von Poitiers – Nachfolger des hl. Hilarius

Eine Rezension von Sophia Gatzmaga

Micha­el Fied­ro­wicz (Hrsg.): Kar­di­nal Pie von Poi­tiers – Nach­fol­ger des hl. Hila­ri­us. Aus­ge­wähl­te Tex­te, Foh­ren-Lin­den: Car­thu­sia­nus 2014. 304 S., 26.90 €

Um zu erken­nen, daß am Libe­ra­lis­mus die Völ­ker zugrun­de gehen, muß­te ein weit­bli­cken­der Den­ker nicht erst das 21. Jahr­hun­dert abwar­ten. Schon zu sei­ner Zeit konn­te er deut­lich ermes­sen, wel­che Früch­te auf dem Acker eines schwe­ren Irr­tums zu erwar­ten sind. Ein sol­cher Mann war der Bischof von Poi­tiers, Lou­is Kar­di­nal Pie (1815–1880), der sei­nem selbst­herr­li­chen 19. Jahr­hun­dert die üblen Neben­wir­kun­gen des Fort­schritts nicht bloß bei Gele­gen­heit von bana­len Sonn­tags­re­den vor Augen hielt, son­dern der des­sen auf einem illu­sio­nä­ren Welt­bild beru­hen­de Trug­schlüs­se lücken­los auf­deck­te. In einer prä­zi­sen wie schlich­ten Spra­che leg­te Pie aus­führ­lich dar, daß die onto­lo­gi­sche »Beschei­den­heit« des moder­nen Men­schen, alles Pla­nen und Han­deln ein­zig an den Not­wen­dig­kei­ten des Dies­seits aus­zu­rich­ten, eine völ­li­ge Ver­ken­nung der wirk­li­chen Seins­ord­nung ist und letzt­lich zum Unter­gang der libe­ra­len Gesell­schaft selbst führt. Das Heil kann nach Pie nicht im kom­pro­miß­le­ri­schen Pak­tie­ren mit den grund­fal­schen Prin­zi­pi­en des Libe­ra­lis­mus lie­gen, son­dern viel­mehr in der ent­schie­de­nen Abkehr von ihnen und in der Hin­wen­dung zu dem, »durch den alles erschaf­fen ist«.

Da nun das Unheil, das Pie und ande­re wache Zeit­ge­nos­sen längst vor­aus­ge­se­hen haben, über die Völ­ker des libe­ra­len Wes­tens mit vol­ler Wucht her­ein­bricht, ist es erfreu­lich, daß die Haupt­schrif­ten des Kar­di­nals nun auch auf Deutsch vor­lie­gen. So kann sich auch der deut­sche Leser von Pies Gedan­ken­gän­gen einen umfas­sen­den Ein­druck ver­schaf­fen. Die Sorg­falt, die Micha­el Fied­ro­wicz bei die­ser Aus­ga­be reprä­sen­ta­ti­ver Schrif­ten Pies wal­ten ließ, erleich­tert die Lek­tü­re erheb­lich. Den Tex­ten ist eine sehr detail­lier­te Ein­füh­rung in Pies Leben, sein Den­ken und Wir­ken vor­an­ge­stellt, die Schrif­ten selbst sind nach The­men­grup­pen geord­net. Bei­de Abschnit­te sind mit reich­li­chen Anmer­kun­gen ver­se­hen, im Anhang fin­den sich außer einem Abkür­zungs­ver­zeich­nis eine Biblio­gra­phie und ein Per­so­nen- und Sachregister.

Als »höhe­rer Rea­list« (im Sin­ne Dos­to­jew­skijs) unter­lag Kar­di­nal Pie kei­ner­lei Illu­sio­nen über die Erfolgs­aus­sich­ten sei­ner Sache in einer gefal­le­nen Welt, viel­mehr war ihm bewußt, daß der ver­blen­de­ten Mensch­heit ihre schwär­zes­ten Stun­den noch bevor­ste­hen. Kurz vor sei­nem Tode hin­ter­ließ er für die »Stun­de der Fins­ter­nis« eine Maxi­me, die zu beher­zi­gen für jeder­mann heil­sam sein dürf­te: »Ihr alle, mei­ne Brü­der, wenn ihr dazu ver­ur­teilt seid, den Tri­umph des Bösen zu sehen, spen­det ihm nie­mals Bei­fall, sagt nie­mals zum Bösen: du bist das Gute; zur Deka­denz: du bist der Fort­schritt; zur Nacht: du bist das Licht; zum Tod: du bist das Leben.«

Kar­di­nal Pie von Poi­tiers – Nach­fol­ger des hl. Hila­ri­us von Micha­el Fied­ro­wicz kann man hier bestel­len.

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