Finn Anderson: Biowaffen-Apokalypse. Von der Spanischen Grippe zum Ebola-Probelauf

Finn Anderson: Biowaffen-Apokalypse. Von der Spanischen Grippe zum Ebola-Probelauf, Tübingen: Hohenrain 2015. 160 S., 13.80 €

Nils Wegner

Nils Wegner ist studierter Historiker, lektorierte 2015–2017 bei Antaios, IfS und Sezession und arbeitet als Übersetzer.

Im Dezem­ber 2013 ereig­ne­te sich in Gui­nea der Index­fall der west­afri­ka­ni­schen »Ebo­la­fie­ber-Epi­de­mie 2014«. Da man das rasche Umsich­grei­fen des hoch­vi­ru­len­ten Ebo­la­vi­rus aus Angst vor einer Panik mona­te­lang unter Ver­schluß hielt und erst im März 2014 offi­zi­ell um Hil­fe ansuch­te, konn­te sich der Aus­bruch zur statt­li­chen Pan­de­mie mit Todes­fäl­len auch in Spa­ni­en, Groß­bri­tan­ni­en und den USA aus­wach­sen. Die offi­zi­el­len Zah­len gehen von rund 28700 Anste­ckun­gen und 11350 Todes­op­fern aus; die Leta­li­tät der Virus­va­ri­an­te betrug also knapp 40 Pro­zent, was für einen Ebo­la­stamm unge­wöhn­lich ist und die Ver­brei­tung steigert.

Aus­ge­hend von der rasan­ten Ent­wick­lung in Afri­ka und der Bedro­hung durch in ihre Hei­mat­län­der aus­ge­flo­ge­ne Infi­zier­te hat sich der wohl pseud­ony­me Autor Finn Ander­son an einer Über­sicht der Gescheh­nis­se und his­to­ri­scher Pan­de­mien ver­sucht. Lei­der wird der zugrun­de­lie­gen­de Arg­wohn bereits in der Ein­lei­tung deut­lich her­vor­ge­ho­ben: Ob es sich bei den weit­läu­fi­gen Anste­ckun­gen und desta­bi­li­sie­ren­den staat­li­chen Aus­wir­kun­gen nicht viel­mehr um Test­läu­fe eines Pro­gramms zur welt­wei­ten Bevöl­ke­rungs­re­duk­ti­on han­deln könnte?

Der­ar­ti­ge Theo­rien schwir­ren seit Jahr­zehn­ten durch Bücher und vor allem das Inter­net. Ange­fan­gen bei Schwer­me­tall­ver­bin­dun­gen, die über Chem­trails oder ver­seuch­tes Papier­geld die Men­schen suk­zes­si­ve ste­ri­li­sie­ren sol­len, bis hin zum HI-Virus, das zur Ver­rin­ge­rung der schwar­zen US-Popu­la­ti­on in einem CIA-Labor gezüch­tet wor­den sein soll (dem­nach soll das Akro­nym AIDS in zyni­scher Wei­se für»Another Inven­ted DiSe­a­se«, also »eine wei­te­re erfun­de­ne Seu­che«, ste­hen). Ander­son führt hier vor allem die seit den ers­ten bekann­ten gro­ßen Aus­brü­chen von 1967 (Mar­burg­vi­rus) und 1976 (Ebo­la­vi­rus, Zai­re-Spe­zi­es) noch immer nicht auf­ge­klär­ten Ent­ste­hungs- und Ver­brei­tungs­we­ge der Filovi­ren ins Feld, die auf eine mög­li­che Ver­tu­schung hin­deu­te­ten. Aus­gie­big dis­ku­tiert wird die unkla­re Mög­lich­keit einer Aus­brei­tung durch die Luft per Aero­sol, deren Chan­cen bei­de Groß­mäch­te des Kal­ten Kriegs in ihren Bio­waf­fen­pro­gram­men untersuchten.

Trotz allen Fak­ten­re­fe­rie­rens über bio- und bak­te­rio­lo­gi­sche Auf­rüs­tun­gen und Kam­pa­gnen­plä­ne der ver­gan­ge­nen hun­dert Jah­re liegt der Fokus des bün­di­gen, aber nicht ganz sach­lich geschrie­be­nen und mit Aus­ru­fe­zei­chen nicht gei­zen­den Büch­leins vor allem auf Kon­spi­ra­ti­on, nicht aber auf den tat­säch­li­chen kata­stro­pha­len Aus­wir­kun­gen der Glo­ba­li­sie­rung und über­zo­ge­nen Huma­ni­täts­du­se­lei. Wo Pfle­ger zu Über­trä­gern unver­ant­wort­lich engen Kon­takt pfle­gen und es Peti­tio­nen gegen die vor­beu­gen­de Tötung viel­leicht infi­zier­ter Haus­tie­re gibt, braucht man sich auch ohne bös­wil­li­gen mili­tä­risch-indus­tri­el­len Kom­plex um die rasan­te Aus­brei­tung töd­li­cher Erre­ger kei­ner­lei Illu­sio­nen machen.

Bio­waf­fen-Apo­ka­lyp­se von Finn Ander­son kann man hier bestel­len.

 

Nils Wegner

Nils Wegner ist studierter Historiker, lektorierte 2015–2017 bei Antaios, IfS und Sezession und arbeitet als Übersetzer.

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