Matthias Bath: Der SD in Dänemark 1940–1945. Heydrichs Elite und der »Gegenterror«, Berlin: Neuhaus 2015. 164 S., 19.95 €
Matthias Bath, Jurist und Autor von Büchern zu Dänemark unter deutscher Besatzung im Zweiten Weltkrieg widmet sich in seinem neuesten Werk der Tätigkeit des 1931 als Geheimdienst der NSDAP gegründeten Sicherheitsdienstes (SD) im nördlichen Nachbarland. Dieser ab 1939 dem Reichssicherheitshauptamt unter seinem Chef Reinhard Heydrich (ab 1942 Ernst Kaltenbrunner) unterstehende Geheimdienst diente der Überwachung und Bekämpfung politischer Gegner, betrieb Spionage und führte verdeckte Operationen durch.
Bath gliedert seine Darstellung in fünf Abschnitte. Dazu gehören eine allgemeine Beschreibung des SD mit Aufgaben und Arbeitsfeldern, seinen leitenden Personen sowie der Aktivitäten in Dänemark unter besonderer Berücksichtigung des »Gegenterrors« der Jahre 1944–1945. Von besonderem Interesse ist hier die Person des späteren Reichsbevollmächtigten in Dänemark, Werner Best, der 1931 in die SS eingetreten war und ab Oktober 1933 in SD und Gestapo eine steile Karriere machte.
Schon 1937 gelang es dem SD, mit Hilfe der dänischen Nationalsozialisten ein Informationsnetzwerk aufzubauen. Hauptinteresse des SD waren die Aktivitäten von deutschen Emigranten, Sozialdemokraten und Kommunisten. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Dänemark am 9. April 1940 konnte die dänische Regierung unter deutscher Aufsicht weiterarbeiten:
Dänemark kam unter die »Bündnis-Verwaltung«, wobei die innere Ordnung der Dänen erhalten blieb, aber unter der Aufsicht eines »Reichsbevollmächtigten« stand. Ab Spätsommer 1943, als Sabotagehandlungen und Attentate des dänischen Widerstands zunahmen, erwog man auf Seiten des SD Vergeltungsmaßnahmen.
Trotz Einwänden von Werner Best begann nach einem »Führerbefehl« vom 30. Dezember der »Gegenterror«. Nach vorbereiteten Listen sollten Kritiker der deutschen Besatzungsmacht durch SD-Agenten liquidiert werden, als erste der Dichter Kaj Munk und der Journalist Christian Dam. Damit setzte eine Welle von Anschlägen und Gegenanschlägen ein, die bis in den Mai 1945 andauerten, ohne die Lage im Sinne der NS-Machthaber zu stabilisieren.
Ebensowenig gelang es dem dänischen Widerstand, das Land aus eigener Kraft zu befreien. Erst die Teilkapitulation der Wehrmacht vom 4. Mai 1945 beendete die deutsche Herrschaft in Nordwesteuropa. Bath hat einen immer noch viel zu wenig beachteten Schauplatz des Zweiten Weltkriegs beleuchtet: die vermeintlich friedensmäßige Lage Dänemarks unter deutscher Besatzung.
Der SD in Dänemark 1940–1945 von Matthias Bath kann man hier bestellen.