Konrad Löw: Laßt uns trotzdem weiterkämpfen. Erfahrungen mit dem Versuch, »Verantwortung vor Gott und den Menschen« zu leben, Bad Schussenried: Gerhard-Hess-Verlag: 2015. 302 S., 18 €
Konrad Löw ist ein Phänomen – eine Aussage, die wahrlich nicht als Lobhudelei zu begreifen ist. Soweit man blickt, findet man keinen unter den (sowohl aktiven wie emeritierten) Professoren aus den Bereichen der Rechts- und Staatswissenschaften, die es mit dem Kampfesmut des bei München lebenden Gelehrten aufnehmen könnten.
Dieser Charakterzug des Dreiundachtzigjährigen hat eine Vorgeschichte, die in der vorliegenden Autobiographie eine wichtige Rolle spielt. Löw, Sohn eines anerkannten NS-Gegners aus kleinbürgerlich-katholischem Elternhaus, erfuhr früh, was Anfechtung bedeutet. An seiner Karriere hatte er hart zu arbeiten. Seine Berufung auf ein Ordinariat für Politologie in Bayreuth machte ihn, anders als zahlreiche Kollegen, nicht zum Konformisten.
In seinem Leben als Hochschullehrer, so schreibt der ungemein produktive Autor in seinen Erinnerungen, existierten drei große Herausforderungen: Eine von ihnen war die Marxforschung. Löw, der enorm Quellenkundige, erbrachte immer wieder den Nachweis, daß es sich bei Marx und Engels um anti-humanistische »Väter des Terrors« handelte, wie einer seiner diversen Buchtitel zur Problematik lautet. Freunde machte er sich mit solch klaren Urteilen ebensowenig wie mit seinem Einsatz für die Grundrechte kleinerer Religionsgemeinschaften, sogenannter Sekten. Sie waren für ihn freilich eher juristisch als inhaltlich interessant, fühlte er sich doch in seinem Leben stets in der katholischen Kirche beheimatet.
Ein weiteres Thema ist der Komplex Judentum und deutsche Schuld. Angesichts der weit verbreiteten Kollektivschuldobsessionen, vom Bundespräsidenten bis zu unbedeutenden Lokalredakteuren, kann man über zahllose Ausgrenzungsversuche kaum verwundert sein. Löws Aufsatz über »Deutsche Identität«, der 2004 in einer dem Bundes-innenministerium unterstellten Zeitschrift erschien, sorgte für einen Eklat. Die Restauflage der Zeitschrift wurde makuliert. Ein diffamierender Brandbrief an die Abonnenten der Zeitschrift folgte umgehend. Erfreulich an einer solchen unglaublichen Hexenjagd im »freiesten Land der deutschen Geschichte« (O‑Ton Karl Carstens) ist nur die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, die diesen Brief für verfassungswidrig erklärte.
Löws Memoiren sind ein lesenswertes Dokument, das Zeitgeschichte anschaulich macht. Etliche private Episoden und Fotos runden den Band ab. Wünschenswert wäre, daß der Couragierte einen Nachfolger findet, der die akribischen Recherchen insbesondere zur jüngsten deutschen Vergangenheit fortsetzt.
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