Als Greta Tauberts Opa im »Tausendjährigen Reich« Schweine hütete, konnte er nicht ahnen, daß es mit dem Reich rasch sein Ende haben würde, und auch nicht, daß der Schweinestall eine Garage für mehrere Toyotas sein würde. Weltliche Systeme sind vergänglich, und oft kommt das Ende recht jäh. Die Enkelin nun, ein Kind der achtziger Jahre, hat das Gefühl, daß es bald vorbei sein könnte mit Toyota, Schichtcremetorte, Kloduftstein und Fitneßstudio.
Als Koloß türmen sich vor ihr die Schreckensworte von Wirtschaftskrise, Rohstoffknappheit und Umweltzerstörung auf. Greta Taubert wird zur »Apokalyptikerin«:»Ich will nicht mehr fett und rosig sein«, beschließt sie, um für ein Jahr einzutauchen in die Welt der »Preppers« (die sich mittels – oft geheimer – Vorratslager akribisch auf den Tag X vorbereiten), der Frutarier, Autarkisten, der Selbstmacher, Mülltaucher, der Tramper, Tauscher und Teiler. Taubert will wissen, wie man mit (antizipiertem) Mangel umzugehen lernt. »Meine Großeltern wissen so viel mehr als ich.«
Über diese einjährige Selbsterfahrung hat die weltreisende Schöne eine manchmal verplauderte, immer amüsante und in jedem Fall nachdenkenswerte Großreportage geschrieben. Sie versucht sich – immer in Fühlung mit den jeweiligen Experten im »Anders-Leben« – im Drei-Liter-pro-Tag-Verbrauch, sie haust mit linken Profigammlern, sie ernährt sich von Kräutern und Lindenblättern (wer hätte gedacht, daß der »Große Steuer-Konz« zugleich ein verrückter Papst der Urköstler war?), sie entdeckt ihren Jagdinstinkt.
Tauberts Bericht besticht durch ihre Beobachtungsgabe; ein tüchtiges Maß an Ironie und Selbstironie lassen ihre abenteuerliche Tour nie beflissen erscheinen. Sympathischerweise kann sie den »bewußten, ethischen, sensiblen Supertyp« nicht ab. Diese Abneigung hat sie »schon aus Prinzip lange auf der Seite der Fleischesser gehalten.« Gelegentlich bricht das Pathos des Zorns auf die »hohlen Konsumzombies« durch: »Ihr degenerierten Shopping-Victims, die ihr euch jeden Tag selbst zum goldenen Opferkalb macht! Wie ihr euch freut über 30 Prozent mehr im Nutella-Glas!«
Zwei Gesichtspunkte hat die Autorin außer acht gelassen: Erstens klappen ihre Experimente allesamt nur im Rahmen eines funktionierenden Staatswesens (das unter anderem grenzüberschreitendes Reisen, Informationsbeschaffung, Eigentum garantiert), und zweitens packt sie den Notstand allein an seiner materiellen Wurzel. Könnte sein, daß der Kollaps sich aus anderen Gründen speist.
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