Sonntagsheld (75) – Jeunesse oblige

Des einen Schneid ist des anderen Leid

Uns lie­gen heu­te zwei Namen vor: Alex­an­der Gau­land und Dami­an Lohr. Zwei Typen – einer jung geblie­ben, einer zu alt für sein Alter; einer revo­lu­tio­när, einer kon­ser­va­tiv bis ins Mark. Einer weit­sich­tig, der ande­re forsch an einer Stel­le an der es sich nie loh­nen wird.

Für die, die es im ers­ten, etwas kryp­ti­schen Absatz noch nicht begrif­fen haben: Es geht natür­lich um die lei­di­ge VS-Beob­ach­tung der JA-Ver­bän­de in Nie­der­sach­sen und Bre­men. Dazu viel­leicht kurz vor­ab: Was mir die Jun­ge Alter­na­ti­ve im wesent­li­chen ist, das liest man am bes­ten in der aktu­el­len Druck­aus­ga­be nach, ins­be­son­de­re mit der Reak­ti­on auf die vor einer Woche kol­por­tier­te Nach­richt über das aus­gie­bi­ge Inter­es­se unse­res Inland­ge­heim­diens­tes an den zwei nord­deut­schen Ver­bän­den hat sich die­se Sicht ohne­hin nur noch ver­fes­tigt. Es bleibt dabei: Die­se Jugend­or­ga­ni­sa­ti­on ist wohl kei­ne und will auch kei­ne wer­den. Ohne Feu­er, ohne Trotz (Ein­zel­stim­men aus­ge­nom­men), statt­des­sen reich­lich ange­füt­tert mit der Satt­heit genüg­sa­mer Steig­bü­gel­hal­ter, kommt die JA nicht über die inhalt­li­che und gestal­te­ri­sche Bri­sanz der poli­ti­schen Modell­ei­sen­bah­nerei hinaus.

Wäh­rend Gau­land, wie spie­lend, eine Wei­che stellt, und als Echo auf Chem­nitz und das „Sys­tem Mer­kel“ von einer „fried­li­chen Revo­lu­ti­on“ spricht, ist der JA-Vor­sit­zen­de Dami­an Lohr dem treu­se­li­gen Schaff­ner-Ree­nact­ment der Prä-2015er-Bun­des­re­pu­blik offen­sicht­lich noch nicht ent­wach­sen und for­dert in vor­aus­ei­len­dem Gehor­sam die Aus­glie­de­rung der JA-Lan­des­ver­bän­de in Bre­men und Nie­der­sach­sen; land­läu­fig nennt man das wohl Verrat.

Schnur­ge­ra­de dage­gen Gau­land zur Cau­sa: „Wir sind der Pfahl im Flei­sche eines poli­ti­schen Sys­tems, das sich über­holt hat.“  Und: „Ich habe es immer für falsch gehal­ten, Tei­le der Par­tei aus­zu­gren­zen. Das tue ich auch in die­sem Fall.“ Wei­ter: „Ich habe vor einer Beob­ach­tung über­haupt kei­ne Angst. […] Ich erwar­te, dass wir bei jeder Beob­ach­tung nur mehr Stim­men bekommen.“

Das ist schon ein Unter­schied, der klafft. Wenigs­tens hat Lohr uns den Gefal­len getan, sei­ne poli­ti­sche Zukunft als Vor­sit­zen­der der Jun­gen Alter­na­ti­ve an die Ent­schei­dung des kom­men­den Bun­des­kon­gres­ses über den Ver­bleib der zwei Ver­bän­de in der Gesam­struk­tur zu knüp­fen und so bleibt die stil­le Hoff­nung, dass wir viel­leicht bald glei­cher­ma­ßen von meta­po­li­ti­schen Fehl­zün­dun­gen wie dem nie­der­säch­si­schen JA-Mann Lars Stein­ke, als auch von Poli­ti­kern all­zu alten Typs wie Dami­an Lohr ver­schont bleiben.

Es gilt nach wie vor: Jugend ver­pflich­tet. Nicht zur Dumm­heit, aber noch viel weni­ger zur Zahn­lo­sig­keit. Und wenn für die Jun­gen schon ein alter Hau­de­gen wie der Graue aus dem Bun­des­vor­stand in die Bre­sche springt – das muss doch beklom­men machen, das muss doch beschämen.

Unser Held heißt heu­te also Alex­an­der Gau­land – „Für revo­lu­tio­nä­re Beson­nen­heit“, so wird es einst auf der dem Lor­beer­kranz zuge­hö­ri­gen Tafel zu lesen sein.

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Kommentare (6)

quarz

10. September 2018 07:35

"seine politische Zukunft als Vorsitzender der Jungen Alternative"

Ich sehe schon vor mir, wie er nach dem Bruch beleidigt ein Buch schreibt ("Im inneren Zirkel des Bösen" oder so) und als gefeierter Aussteiger durch die Talkshows tingelt.

Andreas Walter

11. September 2018 11:48

Möchte die jungen Leute (weltweit) da aber auch etwas in Schutz nehmen.

Das gesamte Gebiet rechts des Marxismus ist extrem stark und zudem taktisch vermint und daher ohne historisches Wissen und/oder Wissen durch Reife, Erfahrung, Alter kaum sicher zu betreten.

Hinzu kommt auch noch die gezielte Desinformation und die vielen falschen Informationen, die auch nur "alte Hasen" und Kenner der Materie sicher aussondern können.

Es hat ja einen Grund, warum trotzdem so vieles auf YouTube nicht gelöscht wird, was eigentlich gar nicht veröffentlicht werden dürfte. Auch Alphabet ist darum kein Opfer von staatlich angeordneter Zensur, auch wenn sie es gerne so darstellen, mit Hundeblick.

Weltweit betrachtet spielt es aber keine Rolle, ist es nur Verwirrungstaktik, erst wer nach oben möchte, dem wird dann wo immer möglich daraus ein Strick gedreht.

Da helfen im Grunde nur private, nichtöffentliche Schulungen.

Lotta Vorbeck

11. September 2018 13:01

@Andreas Walter - 11. September 2018 - 11:48 AM

"... Da helfen im Grunde nur private, nichtöffentliche Schulungen."

_____________________________

... wie beispielsweise die 19. Sommerakdemie des IfS am zweiten Septemberwochenende 2018.

Der Kurzfilm zur 19. Sommerakademie erscheint demnächst.

Siehe auch: https://staatspolitik.de/19-ifs-sommerakademie-die-zukunft-europas/

Rodericus

11. September 2018 21:24

Das könnte das Ende der AfD sein, oder?!

In nova fert animus mutatas dicere formas
corpora...

Die Metamorphose der AfD wird durch diese politischen Ränke möglicherweise beschleunigt, da die Beobachtung durch den VS gleich einem Flaschenhals dazu führen könnte, dass eben jene ,,Steigbügelhalter" denjenigen weichen werden, die genug Mut und Drang haben, von selbst auf's Ross zu steigen.

Lassen wir uns aber nicht täuschen!

Ich denke, dass diese Schlagzeile ihre Wirkung nicht verfehlen wird, da manchmal mehr als nur eine eventuelle politische Karriere auf dem Spiel steht: Oder würden Sie als Lehramtsstudent mit Kind Ihre berufliche und damit existenzielle Zukunft riskieren?

Beste Grüße

P.S. Ich denke, dass sich jeder 1. Mose 9:7 zu Herzen nehmen sollte.

Neander vom Thal

12. September 2018 11:06

Vom Distanzierungsaktionismus kann sich die AfD wohl nicht trennen? Diese Hürde scheint zu hoch. Distanzierung spaltet. Spaltung schwächt. Schwäche....
Naja, wir wissen wo das hinführt.

Andreas Walter

12. September 2018 11:41

@Rodericus

"Ich denke, dass sich jeder 1. Mose 9:7 zu Herzen nehmen sollte."

Nö, müssen wir nicht. Wir sind schon 10 Millionen. Wir müssen uns nur auf die Hinterbeine stellen, unseren Forderungen Nachdruck verleihen lernen. Dazu müssten doch 7,5 Millionen Erwachsen reichen, selbst wenn man die Älteren dabei aussen vorlässt, damit die sich in der Zeit um die Kinder kümmern. Ihr müsst daher nur lernen, wie eine Familie zu denken, euch so zu organisieren und so auch handeln.

Dem "sich regen" (bringt Segen) stimme ich allerdings zu.

Oder hat der Kinderreichtum die Probleme in Palästina etwa gelöst, oder löst er die in der Dritten Welt?

Wehrkraft löst Probleme, Kanonenfutter sind nur die Dummen. Vorsprung durch Technik (Geist, Bildung).

https://www.youtube.com/watch?v=a251DQE2Vx0

Ein kleiner Trost? Bei nur 1,4 Kindern im Durchschnitt pro deutscher Frau ist auch da noch eine 50% Steigerung möglich. Damit wäre Gott heute auch schon zufrieden.