Uns liegen heute zwei Namen vor: Alexander Gauland und Damian Lohr. Zwei Typen – einer jung geblieben, einer zu alt für sein Alter; einer revolutionär, einer konservativ bis ins Mark. Einer weitsichtig, der andere forsch an einer Stelle an der es sich nie lohnen wird.
Für die, die es im ersten, etwas kryptischen Absatz noch nicht begriffen haben: Es geht natürlich um die leidige VS-Beobachtung der JA-Verbände in Niedersachsen und Bremen. Dazu vielleicht kurz vorab: Was mir die Junge Alternative im wesentlichen ist, das liest man am besten in der aktuellen Druckausgabe nach, insbesondere mit der Reaktion auf die vor einer Woche kolportierte Nachricht über das ausgiebige Interesse unseres Inlandgeheimdienstes an den zwei norddeutschen Verbänden hat sich diese Sicht ohnehin nur noch verfestigt. Es bleibt dabei: Diese Jugendorganisation ist wohl keine und will auch keine werden. Ohne Feuer, ohne Trotz (Einzelstimmen ausgenommen), stattdessen reichlich angefüttert mit der Sattheit genügsamer Steigbügelhalter, kommt die JA nicht über die inhaltliche und gestalterische Brisanz der politischen Modelleisenbahnerei hinaus.
Während Gauland, wie spielend, eine Weiche stellt, und als Echo auf Chemnitz und das „System Merkel“ von einer „friedlichen Revolution“ spricht, ist der JA-Vorsitzende Damian Lohr dem treuseligen Schaffner-Reenactment der Prä-2015er-Bundesrepublik offensichtlich noch nicht entwachsen und fordert in vorauseilendem Gehorsam die Ausgliederung der JA-Landesverbände in Bremen und Niedersachsen; landläufig nennt man das wohl Verrat.
Schnurgerade dagegen Gauland zur Causa: „Wir sind der Pfahl im Fleische eines politischen Systems, das sich überholt hat.“ Und: „Ich habe es immer für falsch gehalten, Teile der Partei auszugrenzen. Das tue ich auch in diesem Fall.“ Weiter: „Ich habe vor einer Beobachtung überhaupt keine Angst. […] Ich erwarte, dass wir bei jeder Beobachtung nur mehr Stimmen bekommen.“
Das ist schon ein Unterschied, der klafft. Wenigstens hat Lohr uns den Gefallen getan, seine politische Zukunft als Vorsitzender der Jungen Alternative an die Entscheidung des kommenden Bundeskongresses über den Verbleib der zwei Verbände in der Gesamstruktur zu knüpfen und so bleibt die stille Hoffnung, dass wir vielleicht bald gleichermaßen von metapolitischen Fehlzündungen wie dem niedersächsischen JA-Mann Lars Steinke, als auch von Politikern allzu alten Typs wie Damian Lohr verschont bleiben.
Es gilt nach wie vor: Jugend verpflichtet. Nicht zur Dummheit, aber noch viel weniger zur Zahnlosigkeit. Und wenn für die Jungen schon ein alter Haudegen wie der Graue aus dem Bundesvorstand in die Bresche springt – das muss doch beklommen machen, das muss doch beschämen.
Unser Held heißt heute also Alexander Gauland – „Für revolutionäre Besonnenheit“, so wird es einst auf der dem Lorbeerkranz zugehörigen Tafel zu lesen sein.
quarz
"seine politische Zukunft als Vorsitzender der Jungen Alternative"
Ich sehe schon vor mir, wie er nach dem Bruch beleidigt ein Buch schreibt ("Im inneren Zirkel des Bösen" oder so) und als gefeierter Aussteiger durch die Talkshows tingelt.