Das war’s. Diesmal mit: Rasselisten und Schlachtvieh

27. September -- Ich bedauere bekanntlich sehr, daß Autoaufkleber so gut wie verschwunden sind.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Ich bin mit Auto­auf­kle­bern groß­ge­wor­den. Frü­her hat­te fast jeder wel­che: gegen Atom­kraft, Herz für Kin­der, Frei­zeit­park XY oder sowas. Unser Bäcker im Ort fuhr mit „Alt, aber bezahlt“ her­um, und ich dach­te, er meint sein Brot – wobei ich das als Kind für einen irgend­wie coo­len Stand­punkt hielt.

Hier im „Osten“ haben sie noch manch­mal sol­che Auf­kle­ber. Es sind (nach dem übli­chen Koor­di­na­ten­sys­tem) nie­mals lin­ke Bot­schaf­ten, erfreu­lich sind sie den­noch sel­ten. „Todes­stra­fe für Kin­der­schän­der“ ist so ein Klas­si­ker, dane­ben gibt es zahl­rei­che, die sogar ich als gewis­ser­ma­ßen liber­tä­rer Geist für reich­lich sexis­tisch halte.

Heu­te hing ich an einem PKW dran, auf des­sen Heck­schei­be ganz groß stand: “Ras­se­lis­te“. Wow. Das nen­ne ich Trau­te. Kras­ser Typ. Klein dar­un­ter (ich muß­te  s e h r  nah ran­fah­ren, Bun­des­stra­ße, Tem­po 120, die Neu­gier sieg­te): „Erst ken­nen­ler­nen, dann urtei­len.“ Doppelt-Wow!

Dann aber wau-wau, denn ein Hun­de­kopf war abge­bil­det. Es ging wohl um soge­nann­te Kampf­hun­de. An wel­chen Fra­gen sich die Leu­te aufreiben!

– – –

28. Sep­tem­ber – „Dein Schöns­tes heu­te?“, das ist unse­re fami­liä­re Abend­fra­ge nach dem Gebet. Kubit­schek: „Den Fer­di­nand wie­der­zu­se­hen.“ Den Fer­di­nand hat er heu­te abge­holt, näm­lich vom Metz­ger. Das war schön!

Die gro­ße Fra­ge war : Kommt er als Fleisch oder als Wurst zurück? Letz­te­res wäre dann der Fall gewe­sen, wenn Fer­di­nand bereits zu bockig gewe­sen wäre. Dann wäre er unter Zumen­gung von Schwein ver­wurs­tet worden.

Es ist jedes Jahr das Glei­che, wenn unse­re Böcke puber­tie­ren. Die Schwes­tern und Cou­si­nen besprin­gen sie bereits als klei­ne Zick­lein. Irgend­wann begin­nen sie, streng zu rie­chen. Dann sind sie zunächst immer noch nied­lich und ver­schmust. Irgend­wann über­wiegt die Aggressivität.

Fer­di­nand war in den ver­gan­ge­nen zwei Wochen ein­fach nur noch ätzend. Jeder Rie­gel wur­de mit tes­to­ste­ron­be­ding­ter Gewalt auf­ge­he­belt, der Umgang war unmög­lich. Ihn ins Freie zu füh­ren, zum Wei­den, war für uns Frau­en ein Hasa­deurs­stück – wie er sei­ne Hör­ner ein­set­zen konn­te! Vor allem: sei­ne arme Schwester!

Er heu­te kam als Fleisch zurück. Heu­te gab‘s „Nier­le, Leber­le“. Und Herz­le. Wie schön, wenn ein Dia­lekt für alles Ver­nied­li­chungs­for­meln parat hält.

– – –

29. Sep­tem­ber – Soo gern tät ich einen Blog füh­ren unter der Über­schrift „Was man als Kind höchst umstrit­te­ner Eltern so erlebt“. Das wäre prall und lebens­nah! Täg­lich Neu­es! Das Pro­blem ist, daß ich selbst halt kein Kind höchst umstrit­te­ner Eltern bin und hier gewis­se Sto­ries unse­rer Zög­lin­ge schon „am Ran­de des Erträg­li­chen“ (Zitat Toch­ter 3) zu Mark­te trage.

Min­des­tens ein­mal pro Woche im Schnitt erhält eines unse­rer Kin­der eine Mail, einen Brief usw. in dem Grundton:

Lie­be X, vor ein paar Tagen habe ich erfah­ren, wer Dei­ne Eltern wirk­lich sind. Du wirst ver­ste­hen, daß das ein Schock für mich war. Ich möch­te gern reden. Es nimmt mich so mit. Ich habe so vie­le Fra­gen. Ich hab mich bei Euch zu Hau­se wohl gefühlt, aber ich wuß­te nichts vom Hin­ter­grund. Natür­lich, lie­be X, weiß ich, daß man für sei­ne Eltern nichts kann. Ich will Dich nicht ver­let­zen. Ohne Dir zu nahe tre­ten zu wol­len, hät­te ich ein paar Fragen…

Legen­där sind die Begeg­nun­gen, von denen die eine Toch­ter mitt­ler­wei­le ein Dut­zend erlebt hat:

Es ist komisch. Ich kann es nicht beschrei­ben. Aber Du siehst über­haupt nicht aus wie jemand, der  Phi­lo­so­phie stu­diert. Du siehst über­haupt ganz anders aus als alle Mäd­chen, die ich ken­ne. Aber Du stu­dierst Phi­lo­so­phie! Blö­de Fra­ge: Wol­len wir mal Schach spie­len mit­ein­an­der und über Poli­tik dis­ku­tie­ren, wenn es sich ergibt?“ (Das sind kei­ne ordi­nä­ren Anmach­va­ria­tio­nen. Die Toch­ter ist mitt­ler­wei­le inter­kul­tu­rel­le Kor­re­spon­den­tin. Mit ihren Japa­nern, Ira­nern, Israe­lis und auf­ge­weck­ten Deut­schen – alles Cam­pus­be­kannt­schaf­ten – geht es seit lan­gem hart zur Sache, poli­tisch. Im Schach gewinnt sie übri­gens immer.)

Jetzt hat unser Küken als Drit­tes sein Stu­di­um auf­ge­nom­men. Jeden Tag neue, auf­re­gen­de Mel­dun­gen aus dem Osten! Heu­te wur­de sie auf der Stra­ße ange­spro­chen, von einem „Älte­ren“ (50 plus), der ihr hoch­ge­bil­det („nein, Mama, defi­ni­tiv kein not­gei­ler Typ!“) erschien. Sie möge ver­zei­hen, daß er so neu­gie­rig sei, nach ihrem mit­ge­führ­ten Instru­ment zu fra­gen. Ihn inter­es­sie­re, ob es da – die Fra­ge fiel nach län­ge­rem Gespräch, ich fin­de das sehr „typisch Sach­sen“ – ein Eltern­haus gäbe, das eine musi­sche Erzie­hung vor­ge­prägt habe? Was das für ein Eltern­haus sei?

Toch­ter, mun­ter: „Ja, also mein Vater geigt sehr gern. Wir sind von Klein­kind­al­ter an zu klas­si­schen Kon­zer­ten mit­ge­nom­men wor­den. Mei­nen Eltern war es wich­tig, daß wir Kin­der alle ein Instru­ment ler­nen…“ – „Also kommst Du aus einer Musi­ker­fa­mi­lie?“ – Toch­ter: „Nö, nicht grad. Mein Papa hat einen Ver­lag, eher poli­tisch. Antai­os, Götz Kubit­schek.“  – „Moment mal. Kubit­schek? Kommt mir bekannt vor. AfD oder so? Muß ich mich unbe­dingt informieren.“

Seit­her besteht reger Mail­kon­takt. Wie immer: „Ich hät­te da aber da doch eini­ge Fra­gen.“ Wie immer: Kids are allright.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Nichts schreibt sich
von allein!

Das Blog der Zeitschrift Sezession ist die wichtigste rechtsintellektuelle Stimme im Netz. Es lebt vom Fleiß, von der Lesewut und von der Sprachkraft seiner Autoren. Wenn Sie diesen Federn Zeit und Ruhe verschaffen möchten, können Sie das mit einem Betrag Ihrer Wahl tun.

Sezession
DE58 8005 3762 1894 1405 98
NOLADE21HAL

Kommentare (20)

Lotta Vorbeck

2. Oktober 2018 02:47

"Tochter, munter: „Ja, also mein Vater geigt sehr gern. Wir sind von Kleinkindalter an zu klassischen Konzerten mitgenommen worden. Meinen Eltern war es wichtig, daß wir Kinder alle ein Instrument lernen…“ – „Also kommst Du aus einer Musikerfamilie?“ – Tochter: „Nö, nicht grad. Mein Papa hat einen Verlag, eher politisch. Antaios, Götz Kubitschek.“ - „Moment mal. Kubitschek? Kommt mir bekannt vor. AfD oder so? Muß ich mich unbedingt informieren.“"

___________________________

Ja, da tut der Zufallsbekannte (50 plus) wahrlich gut daran, sich bezüglich des vom Herrn Papa der Tochter 3 geführten Verlages zu informieren ...

Sandstein

2. Oktober 2018 12:07

Ich finde diese Autoaufkleber meist auch zum schreien.

Am besten sind diese rosa Warndreiecke mit der Aufschrift "Baby on Board" oder "Kevin und Cindy fahren mit".
Weiß nicht was die Halter erwarten, dass man keinen Unfall baut, dass man einen Unfall baut (?!), und wenn dann bitte hinten auffährt?

Ne Spaß beiseite, wahrscheinlich mischen sich da Stolz über den Nachwuchs (in gewissen Bahnen ja legitim) und die irrige Annahme, der Rest der Menschheit würde dieselbe Freude über diesen Nachwuchs teilen.

Geht dann weiter wenn frischgebackene Eltern nicht genug davon bekommen, Bilder ihrer kleinen Krümel im Freundeskreis rum zu zeigen. Ja sind süß, knuddelig, aber verdammt nochmal eben nicht meine. Also bleibt mir weg damit xD

Vllt werde ich ja mal Papa und bin dann genauso, ich hoffe es nicht. Also so Helikopter-mäßig.

:)

Sandstein

2. Oktober 2018 12:10

Edit @EK,

..in Städten wurden die Autoaufkleber abgelöst. Also erst die Autos durch Fahrräder, und mangels Fläche haben viele eben irgendwelche Wimpel und Fähnchen an ihren
ökologischen Bambus-Fahrrädern dran. Da gibt's auch irre Botschaften.
In Berlin sieht man das jedenfalls häufig.

deutscheridentitaerer

2. Oktober 2018 12:54

"Geht dann weiter wenn frischgebackene Eltern nicht genug davon bekommen, Bilder ihrer kleinen Krümel im Freundeskreis rum zu zeigen. Ja sind süß, knuddelig, aber verdammt nochmal eben nicht meine. Also bleibt mir weg damit xD"

Finde ich eine etwas befremdliche Einstellung, zwar kenne ich das von Ihnen beschriebene Phänomen (also in der übertriebenen Variante) nur vom Hörensagen, aber grundsätzlich interessiere ich mich für das Leben meiner (engen) Freunde, wozu dann ggf. auch deren Kinder gehören. Warum sollten sie mir bzw. ich ihnen damit "wegbleiben"?

Sandstein

2. Oktober 2018 15:05

@deutschidentitärer

..na dann haben wir eben eine andere Auffassung von "Interesse". Es gibt eben noch was anderes als Fotos anzugucken.
Ist für mich ähnlich spannend wie Urlaubsfotos anderer Leute. Gibt mir gar nichts und von Heuchelei halte ich nicht viel. Werde jedenfalls mittlerweile mit Fotosessions verschont :)

Sie können das ja anders handhaben, jeder nach seiner Facon.

H. M. Richter

2. Oktober 2018 15:43

"Vllt werde ich ja mal Papa".

@Sandstein
____________________________

Bitte seien Sie so freundlich, in diesem Kommentarbereich auf Abkürzungen o.ä. wie "vllt"zukünftig zu verzichten.

Solches war hier bisher nicht üblich und sollte es auch nicht werden.

Teufel

2. Oktober 2018 17:06

Ganz ehrlich, Frau Kositza: So "langsam" werden die grundeliegenden Muster Ihrer Erfahrungen erkenntlich. Es geht in der Schlagzeile immer um einen Begriff, der zumeist hoffen laesst, und dem Sie dann den Wind aus dem Segel nehmen, so nach dem Motto: "HA! War ganz anderst!". Schon der Titel "Das war’s." reiht sich darin ein, weil man damit einen Bankrott, ein Aufgeben assoziiert und sich dahinter immer was anderes, geradezu gegenteiliges verbirgt. Analytisch: Sie stehen also auf Subversion der Erwartungen. Vielleicht sollten Sie den naechsten Star-Wars-Film drehen!
Jedenfalls Themenwechsel: "Todessterne für Kinderschänder" - das erinnert mich daran, dass es der neuen Rechten nach wie vor an Richtung fehlt. Wir wissen mittlerweile sehr genau, wogegen wir sind, aber das WOFUER fehlt - in welchem Sezessionsheft wird das angesprochen? Oder sind die Gedanken dafuer einfach noch nicht reif?

Isarpreiss

2. Oktober 2018 17:32

Das Verschwinden der Dialekte halte ich für einen Verlust an Kultur, den sich kaum jemand vergegenwärtigt.

Ich hatte unter den vielleicht tausend Münchner Gymnasiasten, die ich unterrichtete, keinen einzigen, der einen einigermaßen ausgeprägten Dialekt sprach. Natürlich waren viele Migrantenkinder dabei, aber auch die haben Hochdeutsch gesprochen, und natürlich wohnen inzwischen viele Menschen aus anderen Teilen Deutschlands in München, aber in Gesprächen mit den Eltern war der Münchner Dialekt trotzdem allgegenwärtig.

Inzwischen wohne ich auf dem Dorf im Schwäbischen. Das Schwäbische hat es an sich, dass es sich nicht so leicht ablegen lässt, dementsprechend hört man es bei den Kindern hier noch heraus. Dennoch ist der Vergleich zwischen einer Achzigjährigen und einer Fünfzehnjährigen deprimierend: Es beschränkt sich bei den Jungen eigentlich nur noch auf das "sch" vor den Plosiven. Wenn man mit älteren Leuten aus verschiedenen Dörfern im Umkreis spricht und genau hinhört, fallen einem unzählige Nuancen in der Aussprache und im Wortschatz auf, und mit etwas Übung kann man den Sprecher seinem Dorf zuordnen. Die Nuancen hat niemand jemals aufgeschrieben, sie werden in wenigen Jahren völlig verschwunden sein.

Und das Schlimme ist ja die Hauptursache der ganzen Misere, nämlich dass Eltern ihren Kindern Hochdeutsch beibringen oder es zumindest versuchen (vor allem in Schwaben), weil Dialekte ihrer Meinung nach rückständig, provinziell, zu wenig mondän klingen.

Naja. Ich scheitere in der Hinsicht selber bei meinen eigenen Kindern, meine Eltern haben mir auch schon nur noch einen sehr abgespeckten Dialekt beigebracht.

Und wie ist es in Schnellroda? Können Ihre Kinder schönstes Schwäbisch oder blieb es beim Nierle und Herzle?

Kositza: Nein. Grad war die schwäb. Großmutter da und rief hier am Rechner Ihre Mails ab. Kubitschek: "Und? Hascht Poscht?" Grund genug, einen Abend lang rumzualbern... Dialekte und das Nachmachen(-wollen) sind hier immer Thema. Die Kinder sprechen hochdeutsch, aber wenn sie ironisch sein wollen, versuchen sie sich sachsen-anhaltisch - kein schöner Dialekt, im Ggteil zum Sächsischen. Leider sind sie oft ironisch. Wenn's mich nervt, reagiere ich auf hessisch. Das ist den Kindern in der Öffentlichkeit sehr peinlich. Ich rede dann lauter und höre erst auf, wenn die Kinder das Zauberwort sagen: "Muddäh, höer uff!"

deutscheridentitaerer

2. Oktober 2018 21:16

@Sandstein

Nun, was speziell das Herumreichen von Fotos angeht (weiß nicht ob man das heute noch so macht), kann ich ihr Desinteresse nachvollziehen.

Ich habe Ihren Beitrag darüberhinaus so verstanden, dass Sie jeglichen Kontakt mit den Kindern von Freunden oder Bekannten als Belästigung empfinden. Bei erneutem Lesen mag das eine falsche Interpretation sein.

@Isarpreiss

Das Verstörende an dem Verschwinden der Dialekte ist ja zum Einen, dass es eben nicht nur die Dialekte, sondern die ganze, viele jahrhundertealte Lebenswelt ist die verschwindet und zum anderen, dass dieses Verschwinden unaufhaltsam und unumkehrbar ist. Wir haben heute nur noch Bruchstücke, die vage Ahnungen davon evozieren, was noch das Leben unserer Großelterngeneration bestimmt hat.

Das Haus meiner Oma beispielsweise, im BRD-Biedermeier eingerichtet, klein, schief, mit Hühnerstall und Kartoffelacker macht auf mich heute den Eindruck, als könnte es genauso gut aus dem Mittelalter stammen.

Dieter Rose

2. Oktober 2018 21:31

"Muddr, hosch Poscht?"

dät i sage - das e bei sage
goht leicht ins ä!

Ellen Kositza

2. Oktober 2018 21:46

@Teufel: Also, für Programmatik im engeren Sinne fühle ich mich nicht zuständig. Wir sind gottlob keine Partei. Star Wars kenne ich nicht, bzw. nur vom Hören. Und doch hab ich schon öfter gehört, wir seien ja nur „dagegen“ und wenig „dafür“. Ich kann mir kaum erklären, woher der Eindruck kommt. Die Sezessionshefte sind doch voll davon! Wir sind für: Selbstermächtigung, Selbstdenken, Selbstbestimmtheit, „Hochkultur“, für Mut, kritisches Bewußtsein,Anerkennung von Völkern, ökologisches Denken, Tradition, Glauben, ehrlichen Streit, Vielfalt… etc. pp. Wie kann man das verkennen?

Thomas Martini

2. Oktober 2018 21:55

@Isarpreiss

"Und das Schlimme ist ja die Hauptursache der ganzen Misere, nämlich dass Eltern ihren Kindern Hochdeutsch beibringen oder es zumindest versuchen (vor allem in Schwaben), weil Dialekte ihrer Meinung nach rückständig, provinziell, zu wenig mondän klingen."

Die progressiven Umvolker gehen sogar noch einen Schritt weiter, und befürworten das Aussterben der Mundart, weil die vielfältigen Dialekte der deutschen Eingeborenen, Menschen mit dem berüchtigten Migrationshintergrund angeblich ausgrenzen.

Ich selbst bin bei dem Thema gespalten, da ich den Dialekt in meiner Stadt, bekannt als Trierer Platt, nicht so sehr mag. Milde formuliert.

Trierer Mundart:

https://www.youtube.com/watch?v=TATAAjxFi6A

Trierer Platt klingt ordinär und primitiv, andererseits ist es ein einzigartiger und kultiger Dialekt.

Mir selbst fiel es nie sonderlich schwer, darauf zu verzichten. Sehr zum Leidwesen meiner Eltern. Die waren früher im Urlaub immer genervt, wenn ich mich sprachlich rasch an neuen Bekanntschaften orientierte und somit auch mit ihnen Hochdeutsch sprach.

Abseits von Dialekten und Mundart, wäre manchen Leuten jedoch noch einmal Jean Paul Richters Abhandlung über die deutschen Doppelwörter zu empfehlen. Es kann nicht schaden, diese grammatische Untersuchung der deutschen Sprache zu verinnerlichen, bevor man ein Sezessionheft in die Hand nimmt, um danach Ausschau zu halten, wofür die Neue Rechte ist.

Autoaufkleber ist in meinen Augen zum Beispiel ein garstiges Wörter-Trio. Das toppt man nur noch mit einem Theologieaufsatz.

Unke

2. Oktober 2018 23:02

Also das mit den Autoaufklebern geht mir auch so. Und nur noch dieses langweilige Silber und Schwarz!
Naja. Guter Vorsatz: das Auto (blau) wird zum Leasingende im November zurückgegeben und kein neues geholt. Muss auch ohne gehen.

Der Feinsinnige

3. Oktober 2018 00:19

Könnte es sein, daß das Verschwinden der Autoaufkleber ein (wenn auch nur kleines) Symptom für die Verrohung vieler unserer Zeitgenossen ist? Mein letzter Autoaufkleber war einer gegen die „Rechtschreibreform“. Danach habe ich meinen Bekenntnisdrang bzw. den Drang, denselben ausgerechnet auf der Lackoberfläche meines Autos auszuleben, gezähmt, immer mit dem Gedanken, daß allgemein die Unduldsamkeit und damit auch die Zahl derer zugenommen hat, die ein Aufkleberbekenntnis mit einem Schlüsselkratzer (oder schlimmerem) beantworten könnten. Dies dürfte nicht nur politische Bekenntnisse betreffen.
Trotzdem auf den Punkt gebracht: Mit einem AFD- oder IB-Aufkleber in Kreuzberg, Freiburg oder Göttingen parken? Lieber nicht, es sei denn, ich wüßte überhaupt nicht, wohin mit meinem Geld.

Der Feinsinnige

3. Oktober 2018 00:45

P.S.:
Und dann (neben allen Gefahren für das abgestellte Fahrzeug) auch noch im fließenden Straßenverkehr die neugierigen Drängler von hinten -- zu denen ich (insoweit bekenne mich) auch schon gehört habe... :)

Cacatum non est pictum

3. Oktober 2018 01:41

@Isarpreiss

"Das Verschwinden der Dialekte halte ich für einen Verlust an Kultur, den sich kaum jemand vergegenwärtigt ..."

Das ist ja nur ein Phänomen jener allumfassenden kulturellen Einebnung, die sich Moderne nennt. Sprachen verschwinden, Dialekte verschwinden, Grenzen verschwinden. Natürlich ist auch die Eigenart unserer Städte und Dörfer längst verschwunden. Die großformatigen Werbeschilder amerikanischer Imbißketten, die Logos der Supermarktmonopolisten - sie stieren einen selbst in den letzten Winkeln der ländlichen Provinz an. Viele Menschen haben ihre Heimatregion verlassen, um in mondänen Großstädten zu leben und zu arbeiten. Diese allmähliche örtliche Entwurzelung wird durch den Massenzuzug von Ausländern nurmehr beschleunigt und forciert. Wir gehen Zeiten der geistig-kulturellen Tristesse entgegen, der völligen Auflösung vertrauter Strukturen zugunsten des fluiden Finanzkapitals.

@deutscheridentitaerer

"... Wir haben heute nur noch Bruchstücke, die vage Ahnungen davon evozieren, was noch das Leben unserer Großelterngeneration bestimmt hat ..."

Wie wahr, wie wahr. Und ich sehe eine unserer großen Aufgaben darin, das verlorengegangene Brauchtum für nachfolgende Generationen neu zu erschließen. Das ist sicher ein Mammutprojekt, dessen Erfolgsaussichten derzeit gering sind. Aber so, wie es auch eine Renaissance gegeben hat, werden sich die Völker Europas vielleicht eines Tages wieder ihrer Wurzeln besinnen. Wir als kleine Lichter der Weltgeschichte können dazu nur unseren bescheidenen Beitrag leisten. Alles andere liegt nicht in unserer Hand.

John Haase

3. Oktober 2018 10:53

Die Sache mit den Dialekten ist eine schwierige. Im Grunde ist sie verwandt mit einem anderen Themenfeld, was mir sehr viel mehr am Herzen liegt, namentlich Architektur und der damit verbundene Denkmalschutz. Wir alle kennen sicherlich grauenvolle Bausünden aus den 60ern, die denkmalgeschützt sind, aber um die soll es hier nicht gehen. Die Frage ist: wieviel Denkmalschutz/Dialektpflege soll sein, muß sein oder darf sein. Ab welchem Punkt gibt man nicht mehr das Feuer weiter, sondern die Asche?

Hätte man im 19. Jhd. dieselbe Einstellung zum Denkmalschutz gehabt wie heute, gäbe es wohl in kaum einem deutschen Stadtzentrum einen Bahnhof. Manchmal muß man eben wirklich mit der Zeit gehen. Ich denke bei den Dialekten ist es ähnlich. In der Tat geht mit jedem Dialekt eine Welt unter, aber man muß eben auch sagen, daß die Welt, in der die 80-jährige Dame den Dialekt gelernt hat, nun einmal wirklich auch längst untergegangen ist: als sie jung war, wurde in Deutschland vielerorts.noch mit Pferden gepflügt.

Die moderne Mobilität führt eben wirklich zu einer stärkeren Durchmischung und damit zu einer sprachlichen Homogenisierung. Ich weiß nicht, ob man dem mit einer Dialektförderung beikäme oder ob das überhaupt wirklich wünschenswert wäre. Meine Sympathien sind eigentlich immer auf der Seite des Alten, aber manche Sachen müssen eben gehen.

Buxe

3. Oktober 2018 14:33

Meine Frau fand diese Aufkleber mit den Kindernamen sehr niedlich, zumal es in Polen damals so etwas noch nicht gab. Leider fahren wir unsere Autos immer bis zum Zusammenbruch und der Aufkleber bleibt aus Nostalgie dran. Meinem Sohn, heute 15 und über 190cm groß, ist es sehr peinlich damit von der Schule abgeholt zu werden.

Teufel

3. Oktober 2018 18:52

Typische Ausflucht, Frau Kositza: Sie koennen meine Frage also nicht beantworten, weil Sie die Star-Wars-Filme nicht kennen.

Hier eine Kurzzusammenfassung des Originalfilms (es gibt mehrere Teile): Es geht um einen jungen Mann, der im entsprechenden Alter vom Ausbruch aus seinem Elternhaus traeumt. Eines Tages gelangt zufaellig (?) eine Meldung in seine Haende, die er auf seine jugendlich-naive Weise interpretiert und sich seinem Onkel anvertraut. Dieser verraet dem jungen Mann - nennen wir ihn "Hans" -, woher dieser stammt und zeigt ihm einen Beweis dafuer. Hans nimmt diesen Beweis auf, schliesst ihn in sein Herz und verspricht ihm die ewige Treue. Gemeinsam machen sie sich in noch unbekannte Richtung auf und geraten durch einen Zufall an ihr tatsaechliches Ziel. Sie entkommen anschliessend einer grossen Gefahr, aber der Onkel bleibt dafuer zurueck.

Hans schliesst sich am Ende den Abenteurern an, diese kehren zur Quelle der Gefahr zurueck und besiegen im Schlusskampf den Feind. Ende. Ich glaube mich erinnern zu koennen, dass das englische Original auf uebersetzt "Schlusskampf im Universum - Teil Zwei" hiess, oder sehr aehnlich...

Ellen Kositza

3. Oktober 2018 21:37

@teufel, Sie schrieben: Typische Ausflucht, Frau Kositza: Sie koennen meine Frage also nicht beantworten, weil Sie die Star-Wars-Filme nicht kennen.

Ihre Frage lautete, WOFÜR "wir" stehen. Die hab ich mit einer guten Handvoll Beispielen beantwortet. Was ist als Frage offengeblieben? Her damit, gern.

Für diesen Beitrag ist die Diskussion geschlossen.