Mit der Grenzöffnung durch das Merkel-Regime vom August 2015 wurde ein Sozialexperiment historischen Ausmaßes in Gang gesetzt. Während Experimente unter Laborbedingungen die Eigenschaft haben, ohne Folgen für die Umwelt beliebig wiederholt werden zu können, bis ein ge- wünschtes Ergebnis erreicht ist, stellt das hunderttausendfache rechtswidrige Eindringen kulturfremder Menschen, großteils junger muslimischer Männer, auf deutsches Staatsgebiet einen einmaligen, in all seinen Folgen irreversiblen Vorgang dar. Die Zeit des Experiments ist identisch mit der historischen Zeit, das Labor ist die Gesellschaft selbst, wir alle sind, ungefragt, zu Bestandteilen der Versuchsanordnung geworden, in den weiteren Ablauf der Ereignisse auf Gedeih und Verderb verwickelt.
Die politischen und psychosozialen Umwälzungen der kommenden Monate und Jahre sind aus den Anfangsbedingungen dieses Experiments mit beinahe naturgesetzlicher Präzision abzuleiten: Das den Gegebenheiten völlig inadäquate »politisch korrekte« Beschreibungs- und Bewertungssystem, das gegenwärtig noch den Ton angibt, wird Stück für Stück unter den Hammerschlägen der ihm grausam widersprechenden Realität zerbersten, es wird in seiner Agonie noch wütende Radikalisierungen er- leben, sich am Ende aber einem robusten Realismus ergeben müssen. Die Erinnerung daran wird die an einen bösen Traum sein, an einen kollektiven Wahn, so wenig mehr nachvollziehbar wie etwa die Kriegsbegeisterung des Jahres 1914 – so zumindest die optimistische Variante, die von der Aktivierbarkeit verborgener Widerstandskräfte ausgeht. In der pessimistischen kommen »wir« am Ende nicht mehr vor.
Das Ungeheure dieser Geschehnisse steht in eklatantem, geradezu groteskem Kontrast zur geistigen und moralischen Kleinheit derer, die sie politisch zu verantworten haben. Die sich Kanzlerin nennende Matrone an der Spitze des Staates, in deren Namen schon jetzt das Verhängnis mit- klingt, als das künftige Historiker – sollte es sie noch geben und sollten sie bei Trost sein – ihr Tun zweifelsohne beschreiben werden, erhebt sich in den Rechtfertigungsversuchen ihres Handelns kaum über das Niveau ei- ner Konfirmandin. Es zeugt vom desaströsen Zustand der deutschen Medien wie auch eines Großteils der sogenannten Intellektuellen, daß sie in die erbärmlichen Sätzchen dieser splitternackten Kaiserin habituell tiefere Bedeutung und politische Weisheit hineinhalluzinieren – anfangs wohl durch das Amtscharisma geblendet, mittlerweile in verzweifelter Flucht vor der eigenen Lebenslüge.
Kein Wunder, daß im Schatten der offiziellen Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Sedierungsfunks und seiner dauerpalavernden Günstlinge die Verschwörungstheorien ins Kraut schießen. Wo geradezu infantile Motivationen für folgenschwerstes staatliches Fehlverhalten geltend gemacht werden (»Wenn man jetzt auch wieder die Bilder aus Aleppo sieht …«), da drängt sich zwingend der Verdacht auf, es handele sich um Deckbehauptungen für die perfiden Pläne im Hintergrund agierender Subjekte, die sich der politischen Pappkameraden auf der medialen Bühne nur zur Tarnung und Irreführung des Volkes bedienen.
Dabei kann man die Ereignisse auch ganz ohne den Rückgriff auf dunkle Strippenzieher oder einen zynischen Masterplan erklären: als wenn nicht notwendige, so doch zumindest nachvollziehbare Folge einer schon lange anhaltenden kulturellen (Fehl-)Entwicklung. Was muß in den Jahren und Jahrzehnten vor einer historischen Fehlleistung wie derjenigen Merkels in einem Land geschehen sein, damit eine solche überhaupt mög- lich wird? In welchem Zustand, in welcher Entwicklungsphase muß sich eine Kultur befinden, damit der Großteil ihrer Angehörigen einen Rechtsbruch allergrößten Ausmaßes durch die eigene Regierung gar nicht mehr als solchen zur Kenntnis nimmt, sondern ihn als eine Art Triumph gegen- wärtiger Humanität über die Hartherzigkeit früherer Gesetzgeber feiert?
Wie konnte eine Gruppe von Personen an die Regierung kommen und sich dort hartnäckig halten, deren Tun – und Unterlassen – geradewegs auf die Abschaffung der eigenen Kultur, des eigenen Volkes hinausläuft?
In seinem Buch Die Natur der Kulturen von 1996 entwirft Heiner Mühlmann eine »kulturgenetische Theorie« unter Einbeziehung soziobiologischer, neurowissenschaftlicher und evolutionstheoretischer Erkenntnisse, die geeignet ist, den klebrigen humanitaristischen Nebel zu durch- stoßen, in den das Thema der Migranteninvasion hierzulande eingehüllt ist. Sie erlaubt es, einen nüchternen, realistischen Blick insbesondere auf die erstaunliche Widerstandslosigkeit zu werfen, mit der die Deutschen sich überrennen und als Helfer, um nicht zu sagen Knechte der »Schutzbedürftigen« in Anspruch nehmen ließen.
Am Anfang jeder Kultur, so Mühlmann, steht ein Akt der Gewalt, nämlich der Krieg oder, wie er es nennt, die Maximal-Stress-Cooperation (MSC). Indem die Individuen einer Population im Maximalstreß des Kampfes um Leben und Tod gegen einen realen oder zuweilen auch imaginierten Aggressor miteinander kooperieren und auf diese Weise zusammengeschweißt werden, schaffen sie die psychosozialen und affektiven, die »natürlichen« Grundlagen einer Kultur. Dieses Schema läßt sich schon bei Primatenhorden beobachten und gilt für Stammeskulturen und neotribalistische Gruppen wie Hooligans genauso wie für die »noblen« Hochkulturen. Kulturen sind »wilde Tiere«.
Technischer gesprochen, ist eine Kultur kein räumliches Gebilde, schon gar kein Ensemble von Artefakten wie Bauwerken oder Musikstücken, sondern eine Vererbungsdynamik von Regeleinstellungen – gewissermaßen ein psychosozialer Algorithmus.
Bei der Herausbildung dieser Regeleinstellungen ist die Phase der Relaxation nach dem MSC-Ereignis entscheidend. Auf biologischer Ebene fallen in der Entspannung nach dem Kampf die Adrenalinwerte der Kombattanten auf Normalniveau zurück, die Testosteronwerte steigen, aber nur beim Sieger: Beim Verlierer fallen sie unter Normalwert. Im Falle ei- ner totalen Niederlage kann das zur völligen Apathie und sogar – bei Primaten nachgewiesen – zum Tod nach wenigen Tagen ohne weitere Fremdeinwirkung führen. Der Sieger dagegen schwelgt in einem Hochgefühl.
Analog zu diesen biologisch völlig unterschiedlichen Reaktionsweisen wird je nach Sieg oder Niederlage auch die Neujustierung der kulturellen Regeleinstellungen, anders gesagt, die Formatierung des Wertesystems ausfallen, die in der poststressalen Relaxationsphase vorgenommen wird. In der kriegerischen Kultur Europas war von den griechisch-römi- schen Anfängen bis hinein in das 18. Jahrhundert das von Mühlmann sogenannte Decorum-System intakt. Es sorgte für ein jahrhundertelang stabiles Ranking von »Erhaben« und »Niedrig«, nach dem sich rhetorische Figuren und Gesten, Literaturgattungen, Architektur- und Musikstile und vor allem auch die jeweils dazugehörigen Gefühle organisierten. Gewissermaßen das Emblem des alteuropäischen Decorums ist der römische Triumphbogen, durch den der siegreiche Kaiser oder Feldherr mit seiner Armee und seiner Kriegsbeute hindurchzog. Unser »Brandenburger Tor«, unter dem heute nur noch die Touristen flanieren, ist ein später Nachkömmling davon.
Auf eine zeitgenössische Formel gebracht, legt das Decorum-System fest, was als »politisch korrekt« gilt, wobei das heutige, von den USA aus den gesamten Westen und mithin auch Deutschland erfassende System der Political correctness sich klar als Verlierer-Decorum zu erkennen gibt. Genauer gesagt: als Umdeutung und Umwertung der Werte der ehemals imperialen Kultur zugunsten von Opfergruppen und Marginalisierten, die in dem Maße Einfluß auf die kulturellen Regeleinstellungen gewinnen, wie sich die Siege des Imperiums verbraucht haben und ihre materiellen und moralischen Kosten geltend machen. In der Political correctness nehmen die Erniedrigten und Beleidigten an ihren tatsächlichen oder vermeintlichen Unterdrückern Rache.
Damit es so weit kommen kann, muß der Niedergang allerdings schon weit fortgeschritten sein. Nach Mühlmanns kultureller Phasenlehre beginnt mit der sogenannten »Moderne« für Europa die Phase der »Degeneration«, die zugleich die Phase der »Hybris« ist. In der sich jetzt herausbildenden »ästhetischen Kultur« sorgt ein Abschirmungseffekt dafür, daß sich das Wertungssystem vom Bereich des Krieges abkoppelt. Dieser wird nicht mehr wie in der Decorum-Kultur durchgängig von allen gefühlt, sondern vergessen und verdrängt, gewissermaßen »sich selbst über- lassen« – Stell dir vor es ist Krieg, und keiner geht hin!
Die losgelösten Scheinwerte von heute sind, wie wir bitter konstatieren müssen, die Werte der »Willkommenskultur«. Nur unter einer kulturellen Käseglocke, wie sie der dekadent-ästhetische »Abschirmungseffekt« erzeugt, konnten die humanitaristischen Träume von der Gleichheit und Gutwilligkeit aller Menschen, der »Schutzbedürftigkeit« alles Fremden, konnten bedingungsloser Pazifismus, No-Border- und Refugees-wel- come-Ideologien, kurz die Ingredienzien der deutschen Willkommenskultur wie in einem schwülen Treibhaus gedeihen, abgeschirmt vom rauhen Wind der Realität. Wo dieser spürbar weht, ziehen sich besagte Ideologien rasch in die linksradikalen Nischenmilieus zurück, in denen sie ursprünglich ausgebrütet wurden.
Derart vollständig ist Deutschland in diese kulturelle Atmosphäre der Unwirklichkeit mittlerweile eingetaucht, daß sich selbst seine »Eliten« in ihrem Sprechen und Handeln ganz davon durchdrungen zeigen und die Lage nach denselben illusionären Kategorien bewerten wie ein x- beliebiger medialer Endverbraucher. Die heute am Ruder befindliche Politikergeneration ist bereits deutlich nach dem letzten europäischen MSC- Ereignis, dem Zweiten Weltkrieg, geboren und hat jeden Rest der Lektion daraus abgestreift, die der Generation von Helmut Schmidt und selbst der von Helmut Kohl noch in den Knochen steckte. Zweifelsohne gibt es globale Akteure, die die verhängnisvollen Entwicklungen, die unsere »Regierenden« täppisch lostreten, in bewußtem, zynischen Kalkül anstreben. Die traurige Realität ist jedoch, daß der hybride Humanitarismus letzterer schon ganz von selbst für eine objektiv zynische Politik sorgt.
Der Fall Deutschlands ist insofern ein besonderer, als es nach der totalen Niederlage im Zweiten Weltkrieg eigentlich kulturelle Regeleinstellungen der totalen Submission und Selbstverleugnung hätte entwickeln müssen. In Teilen ist dies auch geschehen und macht uns in Gestalt des berüchtigten »Schuldkults« schwer zu schaffen. Ganz durchsetzen konnte sich dieser Schuldkult allerdings nie, weil die Siegernationen, allen voran die USA, Deutschland schon bald nach dem Krieg in ihre Sphäre eingemeindeten und – um den Preis der Reeducation – an ihren Regeleinstellungen der Dominanz partizipieren ließen. Wenn Björn Höcke in seiner umstrittenen Dresdner Rede davon sprach, die Deutschen zeigten die Gemütslage eines »total besiegten Volkes«, so ist dies also ein Ergebnis selektiver Wahrnehmung.
Deutschland war in den Nachkriegsjahrzehnten und ist bis heute nicht so sehr von Submission geprägt als vielmehr von »Subdominanz«. Gerade in solcher Position – bei Auslagerung der Wehrhaftigkeit ins Ausland, unter den atomaren Schutzschild des »großen Bruders« USA – wird die »Abschirmung« noch potenziert und nimmt die »Hybris« der kulturellen Degenerationsphase jenen unangenehmen Zug ins Moralistische an, der für das offizielle Deutschland so typisch geworden ist. Merkels »moralischer Imperialismus« ist perfekter Ausdruck davon.
Außerhalb der abgeschirmten, »zivilisierten« Zone, auf freier Wild- bahn gewissermaßen, streifen die »wilden Kulturtiere« freilich wie eh und je umher und werden einander zu – oft tödlichen – Stressoren. Hier zeigt auch der »zivilisierte Westen« ein ganz anderes, nämlich – qua Drohnen- krieg und permanenten militärischen Interventionen – ein nach wie vor imperial-oppressives Gesicht. Auf Europa, die weiche Flanke des »Westens«, schauen die betroffenen Kulturen, allen voran der Islam, mit dem Blick der Gedemütigten, die ihre Chance auf Rache, zumindest auf Revanche wittern. Man darf sich nichts vormachen: Der tödliche Haß, den der sogenannte »Islamische Staat« gegenüber dem Westen offen zur Schau stellt, ist nur der explizit gewordene, ins Maßlose gesteigerte Groll, der im kollektiven Unbewußten der islamischen Welt im Ganzen rumort. In den Menschenschlachthäusern des IS sind die höllischen Rachephantasien einer gedemütigten Kultur unter brachialer Ausschaltung aller Ich-Zensur und Über-Ich-Sublimierung ins Reale gekippt.
Eine relevant große Gruppe von Individuen aus diesen Breiten ist jetzt in die deutsche Komfortzone eingedrungen und sorgt dort durch tagtägliche mikrostressorische Ereignisse für einen landesweit signifikant erhöhten Streßlevel. Was geschieht beim anachronistischen Aufeinandertreffen zweier Populationen mit unterschiedlichstem Zivilisierungsgrad auf engstem Raum? – so die zynische Leitfrage des imaginären Laborleiters, dem wir dieses Experiment zu verdanken haben. Während die leichtbekleideten Refugees-welcome-Mädchen des Sommers 2015 noch an die Zutraulichkeit gezähmter Beutetiere gemahnten, die in langer Gefangenschaft die natürlichen Fluchtinstinkte verloren haben, hat nach den zahlreichen, teils äußerst brutalen Vergewaltigungen und sonstigen Gewaltverbrechen durch Migranten, insbesondere nach der Belästigungsorgie der Kölner Silvesternacht 2015 /16, inzwischen ein Lerneffekt eingesetzt.
Europa, auch Deutschland, beginnt – unter Schmerzen und Streit – seine kulturellen Regeleinstellungen neu zu justieren, lange vergessene und verdrängte Grundbedingungen kultureller Selbstbehauptung treten wieder ins Bewußtsein.
Heiner Mühlmanns politische Handlungsempfehlung läuft darauf hinaus, daß um des Weltfriedens willen das »wilde Tier Kultur« gezähmt werden müsse, sprich die »Zivilisation« an seine Stelle zu setzen sei. Abgesehen davon aber, daß er, um das Gelingen einer solchen Operation plausibel zu machen, zu teils abenteuerlichen Konstruktionen greifen muß – so erwägt er eine molekulargenetische Veränderung des Menschen, um den MSC-Regelapparat außer Kraft zu setzen –, geht er (im Jahr 1996) noch von der Prämisse aus, daß »die Westliche Kultur auf der Erde keine gleichwertigen Feinde mehr hat« (Die Natur der Kulturen, S. 130). Dieser an Francis Fukuyamas These vom »Ende der Geschichte« und vom weltweiten Triumph der liberalen Demokratie erinnernden Einschätzung können wir heute nicht mehr zustimmen. Vor dem Hintergrund eines immer aggressiver auftretenden Islams würde die weitere Arbeit an der eigenen »Zivilisierung« – im Sinne einer Abschaffung der »Selfish culture« zugunsten einer »Altruistic culture« (Ebenda, S. 146) – auf eine umfassende Selbstabschaffung hinauslaufen.
Wer dies nicht will, für den bleibt nur ein Weg offen: die Verjüngung der eigenen Selbstbehauptungskräfte durch Besinnung auf die genetischen Grundlagen der Kultur. Diese Besinnung ist kein intellektueller Akt, son- dern wird dem gesamten Volk durch ein permanentes, auf die tieferen Gemütsschichten wirkendes Streßtraining jetzt förmlich oktroyiert. Das muß und darf, um ein fatales Mißverständnis auszuschließen, kein neues MSC- Ereignis zur Folge haben. Aber Krieg und Bürgerkrieg vermeidet man nicht, indem man die gewaltsamen Quellen der Kultur verleugnet und mit illusionären Scheinwerten übertüncht, sondern indem man ihnen ins Auge blickt, sie einhegt und in eine zivile Wehrhaftigkeit überführt