Konservative im Widerstand, oder: Du bist nicht allein!

von einem Autorenkollektiv unter Leitung von Erik Lehnert

pdf der Druckfassung aus Sezession 77/April 2017

Die Not ist groß. Unter fast jedem Ein­trag auf unse­rem Web­log »Sezes­si­on im Netz« fin­den sich Kom­men­ta­re, aus denen vor allem eines deut­lich wird: daß der Schrei­ber an der poli­ti­schen und gesell­schaft­li­chen Situa­ti­on unse­res Lan­des lei­det. Gleich­zei­tig wird nach mehr ver­langt als nach Wor­ten. Es wird nach Hand­fes­tem, nach Akti­on, nach kon­kre­ter Hoff­nung, nach einem gro­ßen Sprung gefragt, der – wenn nicht jetzt, wann dann? – erfol­gen müs­se. Die Zeit scheint reif dafür, weil sich die Lage zuspitzt und der poli­ti­sche Geg­ner das Her­auf­zie­hen eines neu­en Zeit­geis­tes wit­tert. Es ist also ange­bracht, nach­zu­schau­en, wer da noch so im sel­ben Gra­ben sitzt.

Wenn wir es nicht längst wüß­ten, hät­ten uns die letz­ten Wochen wie­der über eine spe­zi­fisch rech­te Krank­heit, die Distan­ze­ri­tis, beleh­ren kön­nen. Der eine ist dem ande­ren zu rechts, der nächs­te ist vor den fal­schen Leu­ten auf­ge­tre­ten, und so man­cher wird als ewi­ger Que­ru­lant ver­un­glimpft, weil er die AfD auf dem Weg zur CDU für Arme ver­mu­tet. Dabei wäre es um vie­les leich­ter, wenn man sich etwas an der lin­ken Bin­nen­so­li­da­ri­tät ori­en­tie­ren wür­de. Man muß sich ja nicht mögen und darf die Unter­schie­de gern beto­nen. Den­noch muß es hei­ßen: »Getrennt mar­schie­ren – ver­eint schla­gen!« Und wenn es drauf ankommt, auch gern: »Einer für alle, und alle für einen!« Ob nun Molt­ke oder D’Artagnan – für den Erfolg braucht es etwas mehr als pes­si­mis­ti­sche Vor­her­sa­gen exzen­tri­scher Regenpfeifer.

Ob der Jun­ge-Frei­heit-Leser, der Sezes­sio­nist, der Bur­schen­schaf­ter, der iden­ti­tä­re Akti­vist, der »Schlä­fer« in der Jun­gen Uni­on, der har­te Fuß­ball­fan mit soli­den Über­zeu­gun­gen, der stil­le Neu­hei­de, der FAZ- Leser­brie­fe­schrei­ber, der evan­ge­li­ka­le Christ, der tra­di­ti­ons­ver­lieb­te Katho­lik, der AfD-Kos­mo­po­lit, der des­il­lu­sio­nier­te Pro­blem­schul­leh­rer, der Dresd­ner Abend­spa­zier­gän­ger, der GEZ-Rebell, die Bio­bäue­rin, der Tag- X‑Heimwerker oder der IfS-Meta­po­li­ti­ker – von außen, vom Stand­punkt des links­li­be­ra­len Main­streams aus betrach­tet, sind wir alle gleich häßlich.

In Wirk­lich­keit sind wir aber eine ziem­lich bun­te Trup­pe, die durch­aus in der Lage ist, das Sek­tie­rer­haf­te abzu­strei­fen und den Wider­stand auf eine brei­te Basis zu stel­len. Um dem Gefühl der Ein­sam­keit das Bewußt­sein der bun­ten Trup­pe ent­ge­gen­zu­stel­len, haben wir zunächst ein­mal den Wut­bür­ger cha­rak­te­ri­siert – wei­te­re Typen sol­len fol­gen. Es geht uns dar­um, die Erkennt­nis zu ver­mit­teln: »Du bist nicht allein!« und dar­um, das Ver­bin­den­de im Wider­stands­mi­lieu zu beto­nen und die Bereit­schaft zu för­dern, im Ernst­fall zusam­men­zu­ste­hen. Es wird sich hier viel­leicht nicht jeder wie­der­fin­den, Manich­ä­er und Kri­mi­nel­le schei­den näm­lich aus, aber der Mehr­zahl hof­fen wir mit unse­ren Typen gerecht zu wer­den, als da wären: der Kon­ser­va­ti­ve, der Aktio­nist, der Par­tei­sol­dat, der Aus­stei­ger, der Que­ru­lant, der Resi­gna­ti­ve, der Ex-Lin­ke und schließ­lich der Wut­bür­ger, um den es hier zunächst gehen soll.

Über Begrif­fe, deren flie­ßen­de Gren­zen und das beson­de­re deut­sche Wüten, Über Zorn, dem man mit dem grie­chi­schen Begriff Thy­mos neu­er­dings ein ele­gan­te­res Auf­tre­ten ermög­licht, wur­de in den letz­ten Jah­ren viel nach­ge­dacht und publi­ziert, vor allem in Karls­ru­he. Hier sind natür­lich Peter Slo­ter­di­jk mit sei­nem Buch Zorn und Zeit. Poli­tisch-psy­cho­lo­gi­scher Ver­such (Frank­furt a. M. 2006) sowie Marc Jon­gen zu nen­nen, frü­he­rer Assis­tent Slo­ter­di­jks an der Staat­li­chen Hoch­schu­le für Gestal­tung Karls­ru­he, Mit­glied der Bun­des­pro­gramm­kom­mis­si­on der  Alter­na­ti­ve für Deutsch­land, mit­hin Vor­den­ker die­ser Par­tei und Wer­be­tromm­ler für den Thy­mos, den die Süd­deut­sche Zei­tung im Febru­ar 2016 als »Wut­den­ker der AfD« titu­lier­te, obwohl es kor­rek­ter­wei­se »Zorn­den­ker« hei­ßen müßte.

Der Zorn ist eine ambi­va­len­te Macht, er soll­te ein­ge­hegt oder wenigs­tens kana­li­siert wer­den – immer­hin eine Tod­sün­de! –, hat aber auch eini­ges zu bie­ten und scheint eine Not­wen­dig­keit, eine Art Schmier­stoff für Dyna­mi­ken dar­zu­stel­len, ohne den Gesell­schaf­ten apa­thisch und ver­fet­tet ihrem schlei­chen­den Unter­gang ent­ge­gen­dö­sen. Die Anla­ge von Depots in »Zorn­ban­ken«, die Slo­ter­di­jk beschreibt, dient »mora­li­schen Explo­si­va und räche­ri­schen Projekte[n]« und deren Umset­zung. Kurz: Welt­his­to­ri­sches nimmt hier­durch akti­ve, end­gül­ti­ge For­men an. Lenins Kom­in­tern, die Kom­mu­nis­ti­sche Inter­na­tio­na­le, erscheint so als eine »Welt­bank des Zorns«.

Die Wut hat hin­ge­gen nicht die­sen fun­da­men­ta­len Sta­tus erlangt – zu Unrecht, wie wir mei­nen. Denn die­ses Gefühl ist durch­aus mit dem Zorn ver­knüpft, nur feh­len ihm die meta­phy­si­schen Meri­ten. Dabei kann auch die Wut unter den Begriff des Thy­mos sub­su­miert wer­den, genau­so wie eben der Zorn, der Haß und der Stolz.

Unter­drück­te Wut soll zu Erkran­kun­gen füh­ren. Eltern und Päd­ago­gen ste­hen hilf­los wüten­den Kin­dern gegen­über. Die Wut, latei­nisch Furor, kann sich in Rase­rei äußern. Und der Furor teu­to­ni­cus, ein fast zwei­tau­send­jäh­ri­ger Begriff, der ehe­mals das selbst- und mit­leid­lo­se Wüten ger­ma­ni­scher Stäm­me im Kampf gegen römi­sche Trup­pen beschrieb, dient als mora­li­scher Zei­ge­fin­ger und Dif­fa­mie­rungs­in­stru­ment zugleich: Da haben wir ihn wie­der, den Furor teu­to­ni­cus! Unaus­rott­bar und gefähr­lich! Weh­ret den Anfän­gen! Und so wei­ter und so fort. – In einer der deut­sches­ten aller Geschich­ten der Neu­zeit, dem Micha­el Kohl­haas von Hein­rich von Kleist, fin­den wir ein Wüten, das als para­dig­ma­tisch für unser Volk gilt. Erfah­re­nes Unrecht und anschlie­ßen­de Selbst­jus­tiz, Rache und Stolz, gerech­ter Zorn und maß­lo­se Wut: Der Kohl­haas ist zugleich War­nung und Vor­bild für einen Wut­bür­ger-Extre­mis­mus, des­sen Grund­la­gen wir instink­tiv ver­ste­hen, gut­hei­ßen, und an des­sen Metho­den wir zweifeln.

Da ver­wun­dert es nicht, daß der Wut­bür­ger einen schlech­ten Leu­mund hat. »Wut­bür­ger« ist eine Jour­na­lis­ten­er­fin­dung, angeb­lich von Dirk Kurb­ju­weit, der den Begriff 2010 in einem Spie­gel-Arti­kel anbrach­te (Nr. 41 /2010, S. 26f.). Immer­hin: die Gesell­schaft für deut­sche Spra­che wähl­te ihn zum »Wort des Jah­res 2010«, die Auf­nah­me in den Duden folg­te, der Begriff mach­te Kar­rie­re und wird bis heu­te immer wie­der gern hervorgeholt.

Die Aus­gangs­punk­te für Kurb­ju­weits Arti­kel waren die Bür­ger­pro­tes­te gegen das Bahn­hofs­pro­jekt »Stutt­gart 21« und die teils über­wäl­ti­gen­de Zustim­mung zu Thi­lo Sar­ra­zins Buch Deutsch­land schafft sich ab, arti­ku­liert durch die Zuhö­rer­schaft bei diver­sen Lesun­gen und Diskussionsrunden.

Von lie­ben und bösen Wutbürgern

Mit dem Wut­bür­ger sah man die poli­ti­sche Arbeits­tei­lung der BRD plötz­lich auf­ge­kün­digt: Anstatt brav auf den indi­rek­ten Weg der Pro­blem­lö­sung, der Aus­ta­rie­rung, des Kom­pro­mis­ses zu set­zen, auf Par­tei­en und Insti­tu­tio­nen, mach­ten hier Bür­ger mit­tels Unmuts­äu­ße­run­gen, Demons­tra­tio­nen und Pro­test­for­men des zivi­len Unge­hor­sams von ihrer poli­ti­schen Wil­lens­äu­ße­rung direk­ten Gebrauch.

Im Vor­feld der Kon­fe­renz der Wirt­schafts- und Han­dels­mi­nis­ter der WTO in Seat­tle vom 30. Novem­ber bis zum 2. Dezem­ber 1999 und im Zusam­men­hang mit den geplan­ten Pro­tes­ten vor Ort schrieb die Grup­pe Malo­ka Anarcho Coll­ec­ti­ve: »Direk­te Akti­on bedeu­tet ein Vor­ge­hen, bei dem man für sich selbst in der Wei­se han­delt, daß man das Pro­blem, mit dem man kon­fron­tiert ist, direkt angeht, ohne die Ver­mitt­lung durch Poli­ti­ker oder Büro­kra­ten zu benö­ti­gen. […] Die direk­te Akti­on setzt den offi­zi­el­len Geset­zen die mora­li­sche Ent­wick­lung ent­ge­gen […]. Sie ist der Aus­druck der Bereit­schaft der oder des ein­zel­nen, zu kämp­fen, das eige­ne Leben in die Hand zu neh­men und direkt auf die Welt, die uns umgibt, ein­zu­wir­ken, für das eige­ne Han­deln Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men.« – Man zie­he etwas Jar­gon ab und erset­ze »direk­te Akti­on« durch »Wut­bür­ger« oder »wut­bür­ger­li­che Aktion«!

Bezeich­nen­der­wei­se woll­ten oder konn­ten gut zehn Jah­re spä­ter die Ana­ly­ti­ker und Kri­ti­ker des wut­bür­ger­li­chen Aktio­nis­mus des­sen Nähe zu den medi­en­af­fi­nen lin­ken, anar­chis­ti­schen, basis­de­mo­kra­ti­schen Wider­stands­for­men nicht erken­nen. Daß sich Men­schen aus Pro­test selbst orga­ni­sie­ren, han­deln, Zei­chen set­zen, laut wer­den – das wird gemein­hin beklatscht, medi­al vor allem. Jedoch: Daß dies­mal Pro­test nicht von poli­ti­schen Grup­pen und Berufs­ak­ti­vis­ten aus­geht, die den Staat und das libe­ral­ka­pi­ta­lis­ti­sche Sys­tem aus dem Weg räu­men möch­ten, scheint in hohem Maße ver­däch­tig zu sein.

Dabei stellt der Wut­bür­ger eine erwei­ter­te und mit­hin dyna­mi­sche Form des – wün­schens­wer­ten – Citoy­ens im Marx­schen Sin­ne dar: ein sozia­les Wesen, ein poli­ti­scher Bür­ger, der auf die Gemein­schaft des Staa­tes ori­en­tiert ist. Die Erwei­te­rung fin­det der Citoy­en als heu­ti­ger Wut­bür­ger dar­in, daß er nicht (mehr) auf Insti­tu­tio­nen setzt und sein Han­deln zu einer direk­ten Akti­on wird.

Mei­ne Stra­ße, mein Vier­tel, mein Block

Empö­rung, Ein­mi­schung, Aktio­nis­mus – deren Bewer­tung sei­tens der Main­stream­m­e­di­en und der erwart­ba­ren Exper­ten hängt natür­lich von den Zie­len der Empö­rer, Ein­mi­scher, Aktio­nis­ten ab. Das Kon­kre­te des Wut­bür­gers schreckt ganz beson­ders ab, wenn sein The­ma als anstö­ßig gilt und das Ziel der Wut nicht zur Dis­po­si­ti­on ste­hen darf – es erscheint schwie­rig, sich für die One world vor Ort ein­zu­set­zen; man wit­tert puren Eigen­nutz und unter­stellt not­falls ein gefähr­li­ches Unter­lau­fen demo­kra­ti­scher Entscheidungsprozesse.

Aber der Wut­bür­ger und sein Enga­ge­ment unter­lie­gen nicht sol­chen Bewer­tungs­maß­stä­ben, son­dern  trans­for­mie­ren  idea­ler­wei­se  die  Wut  in einen gerech­ten Zorn. Die Ein­flüs­te­rung, was als genehm und wün­schens­wert und ange­mes­sen gilt, ver­liert hier dra­ma­tisch an Macht. Die Ohn­macht wech­selt für einen Moment die Sei­ten. Kurz: der Wut­bür­ger und sein Tun sind authen­tisch und sche­ren sich wenig um Deu­tungs­ho­hei­ten. Das Authen­ti­sche birgt einen grö­ße­ren Schutz vor Kor­rum­pie­rung als etwa Theo­rie- und Par­tei­ar­beit. Hier kann leich­ter, selbst­ver­ständ­li­cher Sym­pa­thie gewon­nen werden.

Das Bei­spiel »Stutt­gart 21« führt man gern an, wenn es um unge­zo­ge­nes Ver­hal­ten oder zivi­len Unge­hor­sam von Bür­gern geht. Doch selbst in der bra­ven Bun­des­re­pu­blik reicht die Tra­di­ti­ons­li­nie des Wut­bür­gers bedeu­tend wei­ter zurück.

Es sind viel­fach Gebäu­de, Bau­vor­ha­ben, Abris­se, Zer­stö­run­gen, Umbe­nen­nun­gen, Aus­ra­die­run­gen, die Aus­lö­ser der Wut und Beweis des Ver­rats der Poli­tik am Bür­ger sind: Mani­fes­ta­tio­nen des Miß­stands, der fata­len Irr­tü­mer des Fort­schritts und sei­ner Anhän­ger, sei­ner Exe­ku­to­ren. – Die geplan­te Groß­mo­schee im hei­mi­schen Vier­tel. Das ange­kün­dig­te Aus der hun­dert­jäh­ri­gen, plötz­lich unlieb­sa­men Stra­ßen­be­nen­nung. Ein beschlos­se­nes Con­tai­ner­dorf für »Geflü­che­te« in der Nach­bar­schaft. Das Fäl­len von Bäu­men, das Umle­gen von Flug­rou­ten, der kal­te, igno­ran­te Ein­griff in die Lebens­wirk­lich­keit, das Hin­weg­set­zen über Inter­es­sen von Anwoh­nern, Anrai­nern, Autochthonen.

Das Argu­ment, die betrof­fe­nen Men­schen soll­ten sich nicht so haben, es gäbe sonst stän­dig irgend­ei­nen Grund, auf die Stra­ße zu gehen und Bür­ger­ver­samm­lun­gen zu spren­gen, zieht nicht. Es ist eben die­se eine kon­kre­te Her­aus­for­de­rung, die beim Wut­bür­ger die Ver­ant­wor­tung für Gemein­de, Vier­tel, Stadt weckt, kurz: für sei­ne Polis, die man bis­her guten Gewis­sens an Poli­tik und Admi­nis­tra­ti­on abge­ge­ben hat­te. Der Wut­bür­ger ist jemand, der im Stich gelas­sen wur­de, mit­un­ter sogar oft, und des­sen Ver­ant­wor­tungs­be­wußt­sein sich nun aktiv, bis­wei­len akti­vis­tisch äußert.

Erwei­te­run­gen der Nachbarschaft

Dem mög­li­cher­wei­se gro­ßen Plan oder der gro­ßen Plan­lo­sig­keit der Real­po­li­tik setzt der Wut­bür­ger sein »Think local, act local« ent­ge­gen. Mit Aus­schöp­fung der Rechts­mit­tel, mit Ein­ga­ben und Peti­tio­nen, aber auch mit sicht­ba­rem Pro­test, des­sen For­men spä­tes­tens seit den 1970er Jah­ren bekannt sind: mit Demons­tra­tio­nen, Blo­cka­den und Mahn­wa­chen, mit Trans­pa­ren­ten und Flug­blät­tern, mit Tril­ler­pfei­fen und Ker­zen, mit Hart­nä­ckig­keit und Ernst­haf­tig­keit, ja Humorlosigkeit.

Eine rela­tiv jun­ge Ent­wick­lung ist die Trans­for­ma­ti­on des Wut­bür­gers in einen Sys­tem­kri­ti­ker, in einen Prot­ago­nis­ten des Wider­stands. Denn von Hau­se aus stell­te er das gro­ße Gan­ze nicht in Fra­ge, konn­te sich viel- mehr mit dem Sta­tus quo der BRD iden­ti­fi­zie­ren, sah sich dar­in auf­ge­ho­ben. Sein Pro­test war mono­the­ma­tisch und stets aufs Kon­kre­te gerichtet.

Die Dresd­ner Abend­spa­zier­gän­ger etwa und ihre bun­des­wei­ten Able­ger lie­ßen in den Jah­ren 2015 und 2016 äußerst wirk­mäch­tig erah­nen, daß –aus­ge­hend von einem aktu­el­len Pro­blem­kom­plex – bei einer gro­ßen Anzahl von Bür­gern ein Bewußt­sein für die Fäul­nis des Gan­zen zu exis­tie­ren scheint. Hier tau­chen erst­mals auch Namen auf, die wir mit die­sem hart­nä­cki­gen Kon­tra zur fehl­ge­lei­te­ten Gegen­wart ver­bin­den, Lutz Bach­mann etwa oder Micha­el Stür­zen­ber­ger; inso­fern ein Novum, als daß der klas­si­sche basis­de­mo­kra­ti­sche und nach­bar­schaft­li­che Wut­bür­ger­pro­test sel­ten her­aus­ra­gen­de Prot­ago­nis­ten zei­tig­te bzw. nötig hatte.

Rund ums Phä­no­men PEGIDA wur­de das Poten­ti­al des Wut­bür­gers sicht­bar, der als ein Bewe­gungs-Citoy­en vom tem­po­rä­ren zum dau­er­haf­ten Teil des Wider­stands­mi­lieus wer­den kann und ein ernst­haf­tes Inter­es­se am Auf­hal­ten fata­ler Ent­wick­lun­gen mit­bringt. Die Grund­la­ge der Wut, des Bür­ger­stol­zes und der sich äußern­den Ver­ant­wor­tung sowie die Moti­va­ti­on des Aktiv­wer­dens und Ein­mi­schens blei­ben ähn­lich. Da ist die von den Römern als Gott­heit ange­be­te­te Vir­tus, die gemein­hin mit Tap­fer­keit und Tugend­haf­tig­keit über­setzt wird und die Joa­chim Fer­n­au in sei­nem Buch Cäsar läßt grü­ßen in dem Satz zusam­men­faß­te: »Wer, wenn nicht ich, ist Rom?« ¡

 

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