Als ich im Frühjahr 2017 per E‑mail eine Einladung bekam, auf der alljährlichen Konferenz des US-amerikanischen Thinktanks American Renaissance (Amren) einen Vortrag zu halten, zögerte ich nicht lange mit einer Zusage: Nicht nur bot sich mir die Gelegenheit, zum ersten Mal die USA zu bereisen, ich war auch gespannt darauf, einem der interessantesten Köpfe der amerikanischen Rechten persönlich zu begegnen.
Ich hatte in unzähligen YouTube-Videos fasziniert verfolgt, wie der 1951 als Sohn christlicher Missionare in Kobe geborene und in Japan aufgewachsene Amren-Chef Jared Taylor mit einer geradezu asiatischen Ruhe ein linkes Argument nach dem anderen hinterfragte und widerlegte, Fangfragen abfederte und Unterstellungen elegant zurückwies, dabei stets den Eindruck eines vernünftigen, höflichen Gentlemans der alten Schule erweckend.
Niemals ließ er sich provozieren, niemals verlor er die Haltung oder die Geduld, selbst gegenüber den aufsässigsten und dümmsten Gegnern. Taylor genießt im rechten Spektrum abseits des Mainstreams großen Respekt als integrer, scharfsinniger »Advokat weißer Interessen« und wichtigster Vertreter des sogenannten »Rassenrealismus« (»race realism«). Mit diesem Schlagwort grenzt er sich vom stigmatisierenden Vorwurf des »Rassismus« ab – nicht Herabsetzung von Rassen oder ethnischen Gruppen sei beabsichtigt, sondern die Beschreibung ihrer durchschnittlichen Fähigkeiten, Handicaps und typischen sozialen Verhaltensweisen.
Seine ganze Arbeit dreht sich im wesentlichen um drei miteinander verknüpfte Themen, von denen man zwei davon in Deutschland nicht einmal ansatzweise öffentlich diskutieren könnte (im Gegensatz zu den USA gilt schon das Wort »Rasse« als verbrannt und wird kaum benutzt), und das dritte nur mit Einschränkung: Die Affirmation einer selbstbewußten »weißen Identität«, die wissenschaftliche Untersuchung von biologischen Rasseunterschieden und ihrer soziokulturellen Auswirkungen sowie die Kritik an einer Identitäts- und Einwanderungspolitik, die im Verbund mit demographischen Tendenzen dazu führen wird, daß die weißen Amerikaner, die heute nur mehr 60 Prozent der Bevölkerung ausmachen (im Jahre 1960 waren es noch rund 90 Prozent, eine Zahl, die zwischen 1870 und 1970 mit geringen Schwankungen ziemlich konstant blieb), spätestens ab dem Jahre 2050 in der Minderheit sein werden, was unter anderem die US-Volkszählungsbehörde (U.S. Census Bureau) 2008 offiziell bestätigte.
Es findet also in den Vereinigen Staaten ein ähnlicher »großer Austausch« statt wie in Westeuropa, und hier wie dort reagiert die Linke auf dieselbe Weise: Entweder wird dieser Prozeß (die Altright- Szene spricht von einem schleichenden »weißen Genozid«) als »rechtsradikale Verschwörungstheorie« und »Paranoia« verworfen oder aber das stetige Schrumpfen der einst dominanten weißen Bevölkerung zu einer Minderheit unter anderen Minderheiten unverhohlen abgefeiert.
Den berüchtigten »weißen heterosexuellen Mann« oder die weiße Rasse generell als weltgeschichtliche Schurken und Alleinschuldige an den Rassenkonflikten in den USA hinzustellen, ist inzwischen linksliberaler Mainstream, der über Portale und Magazine wie Salon, Slate, Buzzfeed oder Huffington Post weite Verbreitung findet. Bei nicht-weißen Linken (im Amerikanischen: »liberals«) ist die Grenze zum offenen anti-weißen Rassen- haß häufig weit überschritten, während weiße Linke das nordamerikanische Pendant zum westeuropäischen »Ethnomasochismus« bilden, der in Gestalt der »Social Justice Warriors« oft schrille Formen annimmt.
Aus dieser Richtung kommt auch das Bestreben, die in den USA durch den 1. Zusatzartikel zur Verfassung (»First Amendment«) geheiligte Redefreiheit einzuschränken, indem bestimmte »diskriminierende« Meinungen als »Haßrede« gebrandmarkt werden. Auch Taylor ist eine beliebte Zielscheibe zahlreicher linker Wachhundorganisationen (etwa dem berüchtigten »Southern Poverty Law Center«), die wie in Deutschland mit Diffamierung und Desinformation arbeiten und Allianzen mit gewaltbereiten Antifanten bilden.
Um Jared Taylors Positionen gebührend einzuordnen, ist es wichtig, zu verstehen, wie sehr die Gesellschaft der Vereinigten Staaten im Zeitalter eines gravierenden demographisch-kulturellen Umbruchs vom Thema »Rasse« (respektive »Rassismus«) geradezu besessen ist, was eine direkte Folge ihrer Fragmentierung in allzu heterogene Bestandteile ist.
»Rasse« ist also keineswegs ein Thema, das ausschließlich fanatische »Rassisten« wie »Antirassisten« bewegt, sondern das die gesamte auseinanderbrökkelnde Nation in ihren Bann geschlagen hat. Ein »liberal« würde den einleitenden Sätzen von Taylors seinerzeit auch im Mainstream gelobten Buch Paved With Good Intentions (»Mit guten Absichten gepflastert«, 1993) wohl ohne weiteres zustimmen: »Rasse ist das große amerikanische Dilemma.
Das war immer so und wird wahrscheinlich so bleiben. Die Rassenfrage hat unsere Vergangenheit getrübt und verdunkelt unsere Zukunft. Es handelt sich dabei um ein besonders schmerzhaftes und sogar beschämendes Dilemma, da die Vereinigten Staaten in vielfacher Weise ihrem Volk als Segen und der Welt als Vorbild gedient haben.« Der Unterschied ist, daß die »weißen Nationalisten« oder »Separatisten« (wie sie sich selbst nennen) darüber auf eine Weise sprechen, die die Spielregeln des Diskurses verletzt, mit anderen Worten die linke Deutungshoheit und Vormachtstellung attackiert.
Ihr größtes Problem ist dabei, daß sie einen fundamentalen Glaubensartikel der USA in Frage stellen oder zumindest historisch relativieren müssen, nämlich den Satz der Unabhängigkeitserklärung, wonach es »selbstevident« sei, »daß alle Menschen gleich erschaffen worden« seien. Hinzu kommt, daß explizit »weiße Identitätspolitik« in den USA historisch mit verschiedenen extremistischen Traditionen verknüpft ist (nicht anders übrigens als die »Black Power«-Bewegung), vom 1915 neugegründeten Ku-Klux-Klan (der noch heute in skurrilen Restbeständen fortbesteht), über die »American Nazi Party« des Provokateurs George Lincoln Rockwell bis zur »National Alliance« seines Zöglings William Luther Pierce.
Auch die chaotisch zusammengewürfelte Altright-Bewegung kann sich zu ihrem eigenen Schaden über weite Strecken nicht von diesem Erbe freimachen, besonders in ästhetischer Hinsicht. Die unter anderem von Richard Spencer angeführte »Unite the Right«-Demonstration vom 11. und 12. August dieses Jahres versammelte zahlreiche rechte Splittergruppen, um in Charlottesville, Virgina gegen die geplante Entfernung einer 1924 errichteten Statue des konföderierten Generals Robert E. Lee zu protestieren.
Die Veranstaltung geriet zum Fanal, das von den Medien wie immer stark tendenziös ausgeschlachtet wurde. Die Polizei und die Stadtverwaltung provozierten gezielt eine gewaltsame Eskalation, als sie die Demonstration auf ihrem Siedepunkt plötzlich für aufgelöst und »illegal« erklärten und die Demonstranten ohne Schutz in die Richtung der militanten linksextremen Gegendemonstranten trieben. Ein Teilnehmer der »Unite the Right«-Demonstration verlor offenbar die Nerven und fuhr mit seinem Auto auf zwei weitere Wagen auf, deren eines eine linke Demonstrantin traf und tötete.
Den Rechten wurde von den Medien die Alleinschuld an dem Desaster aufgeladen, während Donald Trump (auch vom hiesigen Spiegel und Stern) als verkappter »Klansman« dargestellt wurde, weil er es gewagt hatte, die Gewalt beider Gruppen zu verurteilen. Die Entfernung der Reiterstatue Lees ist indes nur eine Maßnahme unter vielen im Rahmen einer laufenden ikonoklastischen Welle, die darauf abzielt, die historische Erinnerung an das pauschal als »rassistisch« denunzierte Erbe der Südstaaten auszulöschen.
Dabei zeichnet sich jetzt schon ab, daß die nächsten und übernächsten Wellen das traditionelle (implizit weiße) Amerika schlechthin attackieren werden. So forderte der kalifornische Ableger der Bürgerrechtsorganisation NAACP bereits die Abschaffung der Nationalhymne »Star-Spangled Banner«, weil auch diese latent schwarzenfeindlich sei.
In diesem von der antirassistischen Linken dominierten Diskurs haben diejenigen, die sich für die Interessen der Weißen einsetzen, auch aus anderen Gründen einen erheblichen Nachteil. Die Spielregeln stehen hier deutlich zu ihren Ungunsten und basieren auf doppelten Standards. Während die Weißen unablässig aufgefordert werden, ihre »Schuld« gegen- über Nicht-Weißen und ihr »weißes Privileg« zu bekennen, werden andere Gruppen, insbesondere Schwarze und Latinos, zum Stolz auf ihre eigene Rasse oder Ethnie ermutigt und theoretisch vom Vorwurf des Rassismus abgeschirmt, gemäß des Ideologems, daß »rassistisch« nur sein kann, wer die strukturelle Macht in den Händen hält (also Weiße).
Eine besonders aufpeitschende Rolle hat hier die »Black Lives Matter«-Bewegung gespielt, die ein verzerrtes Bild angeblich willkürlicher, rassistisch motivierter Polizeigewalt gegen Schwarze propagiert, unter Ausblendung der überproportional hohen schwarzen Verbrechensraten, insbesondere der Tatsache, daß im Jahresschnitt über 90 Prozent der schwarzen Mordopfer von anderen Schwarzen ermordet werden. Der Rassismus-Begriff wird derart umfassend angewendet, daß es für die beschuldigten Weißen auf kafkaeske Weise kein Entrinnen gibt.
Sie werden des Rassismus beschuldigt, wenn sie aus einer Wohngegend fliehen, weil dort zu viele Farbige leben, aber auch, wenn sie eine farbige Wohngegend besiedeln und »gentrifizieren«; wenn sie die Hautfarbe des anderen wahrnehmen (»Othering«), aber auch, wenn sie sich farbenblind stellen (mangelnder Respekt vor dem Anderssein des Anderen); wenn sie nicht an der Kultur der Nicht-Weißen teilnehmen (Abgrenzung), aber auch, wenn sie an deren Kultur teilnehmen (»kulturelle Aneignung«). In der linken antirassistischen Ideologie sind Weiße per se Unterdrücker und Nicht-Weiße eine unterdrückte Klasse. Rasse sei ein »soziales Konstrukt«, während »Rassismus« eine unhinterfragbare Realität sei. »Diversity« (das Pendant zu »Buntheit« und »Vielfalt«) müsse gefeiert werden, obwohl in Wahrheit alle Menschen jenseits der Hautfarbe völlig gleich seien; allseitige biologische Rassenmischung (die aufgrund ihrer rezessiven Gene langfristig dazu führen würde, daß es keine Weißen mehr gibt) wird als Weg in eine tolerante, friedliche, egalitäre Menschheitszukunft gepriesen.
Jeglicher Muckser einer sich selbst behauptenden oder abgrenzenden weißen Identität wird unterschiedslos als »white supremacy« gebrandmarkt, was man als »weiße Vorherrschaft«, »weißes Überlegenheitsdenken« oder »weißer Chauvinismus« übersetzen kann. Besonders entlarvend war in dieser Hinsicht eine Kampagne, die im Oktober 2017 aus den Untiefen des Internetforums 4chan lanciert wurde. Über soziale Medien und Handzettel wurde viral der Slogan »It’s Ok to be White« verbreitet, der sofort hysterische Stimmen auf den Plan rief, die ob dieses »Rassismus« und dieser »white supremacy« Alarm schlugen.
Damit war der Beweis erbracht, daß im Amerika des Jahres 2017 bereits ein bloßes »OK« zum »Weißsein« als »rassistisch« gilt – passend zum Skandal der »implicit whiteness« Donald Trumps, der von seinen Gegnern ohne jeglichen Beweis dogmatisch zum »Rassisten« erklärt worden ist, analog zur Zurückweisung jeglicher Kritik an Barack Obama als »rassistisch«.
Mit der Wahl Obamas zum ersten schwarzen Präsidenten der USA (seine Mutter war übrigens weiß) wurde 2009 von seinen Apologeten das unvermeidliche demographische und kulturelle Ende des weißen Amerika eingeläutet und bejubelt; Amerikaner sein und »Weißsein« werde fortan nicht mehr die selbstverständliche Norm sein wie bisher. Die Jahre der Obama-Administration erwiesen sich jedoch keineswegs als sanfter Übergang in eine »postrassische« Gesellschaft und führten stattdessen zu wachsenden sozialen und rassischen Spannungen. Der Wahlsieg Trumps bedeutet für die Verfechter dieser Ideologie einen untragbaren Backlash, wobei sie nicht imstande sind, ihre Mitschuld an der Polarisierung zu erkennen.
Weil die Linke am egalitären Dogma festhält, muß sie den »weißen Rassismus« zum Sündenbock für das Mißlingen ihrer multirassischen Utopie erklären. Die Grundlage für diese Schuldzuweisung (die übrigens auch von schwarzen Konservativen wie Thomas Sowell abgelehnt wird) wurde bereits 1944 von dem schwedischen Soziologen Gunnar Myrdal in der Studie An American Dilemma formuliert: »Weißes Vorurteil und Diskriminierung sind verantwortlich für die niedrigen Standards der Neger, was ihre Lebensbedingungen, Bildung, Sitten und Moral betrifft, die wie- derum die Vorurteile der Weißen fördern.« Siebzig Jahre später hat sich die Lage der Schwarzen trotz Desegregation, Integration, »affirmative action« und umfassender antirassistischer Propaganda insgesamt kaum verbessert, wenn nicht verschlechtert (ein Beispiel: bis zu 75 Prozent der schwarzen Kinder werden heute unehelich geboren, während es im Jahre 1965 noch 24 Prozent waren; bei Weißen sind die entsprechenden Raten etwa 30 Prozent vs. drei Prozent).
Die wenigen entschiedeneren unter den Mainstreamkonservativen kritisieren die ungeregelte, häufig illegale Einwanderung aus der Dritten Welt oder Mexiko, Mittel- und Südamerika vor allem auf der Basis kultureller Inkompatibilität, wie etwa die schlag- fertige Republikanerin Ann Coulter in ihrem Bestseller ¡Adios, America!: The Left’s Plan to Turn Our Country Into a Third World Hellhole (»Wie die Linke plant, unser Land in ein Dritte-Welt-Höllenloch zu verwan- deln«, 2015). Die Strategie dieser Konservativen ist es, für einen wahrhaft farbenblinden (also auch nicht anti-weißen) »staatsbürgerlichen Nationalismus« (»civic nationalism«) zu plädieren, gemäß dem klassischen Selbstverständnis der USA, wonach das »Land der unbegrenzten Möglichkeiten«, die »Heimat der Freien und Tapferen«, allen Menschen offensteht, und jedermann, egal welcher Rasse, Nation oder Religion, ein guter Amerikaner werden kann, wenn er sich ausreichend bemüht.
Auf dieser Basis versuchen Republikaner wie der indischstämmige Dinesh D’Souza den Spieß umzudrehen, indem sie den Demokraten vorwerfen, die »wahren Rassisten« zu sein. Anders die »Realisten« um Jared Taylor, die darauf insistieren, den Elefanten im Zimmer beim Namen zu nennen, womit sie das größte gesellschaftliche Tabu überhaupt brechen und die Kardinalsächtung als»Rassisten« auf sich nehmen.
Ihre Antwort ist gleichsam »Ockhams Rasiermesser« der Debatte: Wenn rund sechzig Jahre nach Beginn der Aufhebung der Rassentrennung immer noch Rassenkonflikte herrschen und die ökonomische und kulturelle Gleichheit der Rassen immer noch nicht erreicht worden ist, dann liegt dies womöglich schlicht und ergreifend daran, daß es reale, hartnäckige Unterschiede zwischen den Rassen gibt, die keine rein »soziale« Theorie wegerklären kann, wovon ein wesentlicher die im Gruppenschnitt signifikant unterschiedliche IQ-Verteilung sei.
Wissenschaftliche Referenzwerke sind hier unter anderem Charles Murrays und Richard Herrnsteins The Bell Curve (1994), J. Philippe Rushtons Rasse, Evolution und Verhalten: Eine Theorie der Entwicklungsgeschichte (deutsch 2005; das einzige der genannten Bücher, das übersetzt wurde), Frank Salters On Genetic Interests: Family, Ethnicity, and Humanity in an Age of Mass Migration (2003), Richard Lynns Race Differences in Intelligence (2006), Robert Putnams Bowling Alone (2000) über die entsolidarisierenden Effekte der »Diversität« auf den sozialen Zusammenhalt, und neuerdings Nicholas Wades A Troublesome Inheritance: Genes, Race and Human History (2014).
Hinzu kommen die penibel dokumentierten Werke von Taylor selbst und seinen Mitstreitern wie dem »paläokonservativen« Publizisten Peter Brimelow. Taylor fordert keine Rückkehr zur Rassentrennung oder eine Rücknahme der Bürgerrechtsgesetze der sechziger Jahre, betont allerdings das Recht der Weißen, sich einer aufgezwungenen »Diversity« zu entziehen und unter ihresgleichen zu leben, wenn sie es wollen. Des weiteren sei es völlig legitim, die politisch unkorrekte Wahrheit auszusprechen, sich gegen den Kulturkampf der Linken zu wehren und danach zu streben, weiterhin die Mehrheit im eigenen Land zu bleiben.
Festzuhalten ist, daß der »farbenblinde« Konsens in der Tradition des amerikanischen liberalen Individualismus durch den Aufstieg der kulturmarxistischen »Identitätspolitik«, die ethnische, religiöse, sexuelle oder rassische Minderheiten gleichsam zu revolutionären Subjekten erklärt hat, hauptsächlich von links ausgehöhlt wurde.
Dies konstatierte der neokonservative Vordenker David Horowitz bereits im Jahre 2002 in einem Artikel, der sich kritisch mit den Positionen Taylors auseinandersetzte (salon.com, vom 9. April 2002). Es sei in der Tat richtig, daß die Linke einen antiweißen Gegenrassismus hervorgebracht hätte, der sich polarisierend auswirke und den Zusammenhalt der Nation zunehmend gefährde.
Die pro-weiße Rechte sei allerdings in ihre Falle getappt: »Wir sind nun alle Gefangene der Identitätspolitik. Innerhalb des multikulturellen Rahmens, den der herrschende Liberalismus in unserer bürgerlichen Kultur errichtet hat, ist Taylors Anspruch auf einen Platz für Weiße am Tisch der Vielfalt gewiß einleuchtend. Aber es gibt die Alternative, diesen Tisch als Ganzes zu verwerfen und zum guten, alten amerikanischen Ideal des E Pluribus Unum – ›aus Vielen, eine Einheit‹ – zurückzukehren.
Nicht nur Schwarze und Weiße und Chicanos, sondern Amerikaner.« Taylor sei lediglich das seitenverkehrte Pendant zu »anti-amerikanischen Fanatikern wie Noam Chomsky oder Howard Zinn«, deren Werke eine »böswillig verzerrte Version« der amerikanischen Geschichte zeichnen; der »Rassismus«, den diese anprangern, werde von Taylor anerkannt, aber positiv gewertet. Amerika sei jedoch als »neue Nation« konzipiert worden, basierend auf universalen Prinzipien, die die alten Kategorien von »Blut und Boden« überwinden sollen.
Er, Horowitz, weigere sich, zu glauben, daß dieses »zweieinhalb Jahrhunderte alte Experiment« gescheitert sei, daß die Menschen in der Tat unfähig seien, ihre ethnischen und rassischen Besonderheiten zu überwinden, um ein gemeinsames nationales Band zu knüpfen: »Lieber möchte ich mich als Amerikaner irren, als Präsident von Jared Taylors euro-rassischer Alternative zu sein.« »Amerika« wird hier zu einem Menschheits- versprechen, von dem letztlich auch die von Horowitz kritisierte antiweiße Linke träumt, die aber über den »Verfassungspatriotismus« hin- ausdenkt und dieses Ziel in dialektischen Schritten erreichen will. Damit sich die »Versprechen« des egalitären Universalismus erfüllen, muß die weiße Mehrheitsgesellschaft, die historisch sein (inkonsequenter) Träger war, Schritt für Schritt dekonstruiert werden – auch biologisch, wofür die »identitäre« Stärkung angeblich »unterdrückter« Minderheiten ein logisches Mittel ist.
Dem hält Taylor entgegen, daß sich die Vereinigten Staaten trotz ihrer universalistischen Grundlagen, de facto bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts selbstverständlich als in ihrem Wesen und Schicksal weiße (genauer gesagt: nordeuropäisch-angelsächsische), (protestantisch-)christliche Nation gesehen haben, wofür er als Zeugen ihre großen Staatsmänner von Jefferson bis Eisenhower aufruft, die überwiegend der Ansicht waren, daß Schwarze und andere Rassen (wie etwa die Indigenen Nordamerikas) in die von Weißen geschaffene Gesellschaft der USA nicht oder nicht vollständig integrierbar seien.
Schon die Einbürgerungsbeschlüsse der Jahre 1790 bis 1802 legten fest, daß nur »freie weiße Personen mit gutem Charakter« die Staatsbürgerschaft erhalten dürfen. Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts erhitzte sich angesichts der Konflikte, die die Einwanderung aus Asien, Ost- und Südeuropa mit sich brachte, die Debatte um den nationalen Charakter der USA erheblich. Ein berühmtes, von Theodore Roosevelt persönlich bejubeltes Theaterstück des britischen Zionisten Israel Zangwill feierte die USA als »Schmelztiegel« (»Melting Pot«) aller Rassen und Nationen, als »Republik des Menschen und Königreich Gottes«, neben dem der Glanz »Roms und Jerusalems« verblassen werde.
Gegenpositionen wurden von Autoren wie Madison Grant und Lothrop Stoddard formuliert, deren Werke weite Verbreitung fanden. Beide Männer entstammten der in den USA einst dominanten, bereits in den zwanziger Jahren in ihrem Status angefochtenen Schicht der »WASPS«, der »weißen angelsächsischen Protestanten«. Stod- dards The Rising Tide of Color (1920) sagte ein Jahrzehnt vor Spenglers Jahre der Entscheidung den (auch zahlenmäßigen) Niedergang der weißen und den Aufstieg der farbigen Völker sowie das daraus resultierende »Ende der globalen weißen Vorherrschaft« voraus.
Eine Zeit lang lagen Grant und Stoddard im Trend: Der »Immigration Act« des Jahres 1924 untersagte insbesondere die Zuwanderung aus Ostasien, schränkte allerdings auch jene aus Süd- und Osteuropa durch Quotenregelungen ein, während Großbritannien, Irland und Deutschland bevorzugt wurden. Der »Immigration and Naturalization Services Act« des Jahres 1965 hob die bisherigen Restriktionen nicht-weißer Einwanderung auf und öffnete damit die Schleusen für den laufenden »großen Austausch« der weißen Noch-Mehrheitsbevölkerung, mit ähnlichen Folgen wie in Europa.
Die Zukunft sieht Jared Taylor eher pessimistisch. Wenn die laufenden Trends anhalten, sagte er in einem Interview mit dem Online-Magazin American Thinker (americanthinker.com vom 24. April 2014), werden die Staaten im Jahr 2034 »nur eine knappe weiße Mehrheit haben, viele davon im fortgeschrittenen Alter.
Die arbeitsfähige Bevölkerung wird vor allem schwarz oder hispanisch sein. Um davon eine Vorstellung zu geben, könnte ich nun endlose Statistiken über Verbrechen, AIDS, Diabetes, Armut, Abhängigkeit von Sozialhilfe usw. zitieren. Wir werden eine schmerzlich in Schichten geteilte Gesellschaft haben, regiert von einer gemischten Elite, die die Massen von armen Schwarzen und Braunen in sicherer Distanz hält. Unsere Herrschenden werden weiterhin Lippenbekenntnisse über Gleichheit und Erlösung-durch-Vielfalt verbreiten, aber sie werden noch heuchlerischer leben als heute, in befestigten Enklaven.
Sie werden Amerika nicht als eine geliebte Nation sehen, deren Schicksal in ihren Händen liegt, sondern als eine Herde, die man ausbeuten kann. Unsere zunehmend drittweltartige und unproduktive Bevölkerung wird immer mehr Städte in den Bankrott treiben und die Regierung wird von einer Krise in die andere schlittern. Es wird Inseln weißer Zivilisiertheit geben, aber nur für die Reichen. Die Mittelklasse wird schrumpfen, die Qualität der Schulbildung abnehmen, und mehr und mehr Weiße werden gezwungen werden, niedrig bezahlte Dienstleistungsjobs anzunehmen.
Wir werden langsam das öffentliche Vertrauen und die moralische Infrastruktur verlieren, die der Bestechung, der Vetternwirtschaft, den Schmiergeldern und der Plünderung der Regierung Einhalt gebietet. Politiker werden Wahlen kaufen und manipulieren, besonders auf lokaler Ebene. Immer weniger Menschen werden noch ein Interesse an der Gesellschaft haben, weshalb es weniger freiwillige Hilfe und Wohltätigkeit geben wird. Zu pessimistisch? Zeigen Sie mir Trends, die mich widerlegen.« ¡