SS marschiert

Der Teufel vom Hexentanzplatz in Thale muß herhalten, weil die eigentlichen Bilder vom jüngsten, vermeintlich teuflischen Treiben am Brocken nicht gemeinfrei sind. Man möge sie sich beispielsweise hier anschauen. Was sehen wir?

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Ein paar Män­ner mit gelas­se­nen, wenn nicht hei­te­ren Mie­nen, mit kur­zen und geschei­tel­ten Haa­ren in nicht durch­ge­hend wasch­ech­ten, aber doch ins­ge­samt täu­schend ähn­li­chen SS- und Wehr­machts­uni­for­men. Auf­mar­schiert wur­de bereits vor zehn Tagen am dies­jäh­ri­gen Sach­sen-Anhalt-Tag im Harz­städt­chen Tha­le, und an den hin­ter­drein­mar­schie­ren­den “Amis” kann man leicht erken­nen, daß es sich um eine Sze­ne aus den letz­ten Tagen des II. WK han­del­te, an die da im his­to­ri­schen Fest­zug erin­nert wer­den sollte.

Ein “geschmack­lo­ser Auf­tritt”  (Sach­sen-Anhalts Innen­mi­nis­ter Hol­ger Hövel­mann), eine “bewuß­te Pro­vo­ka­ti­on” (Jus­tiz­mi­nis­te­rin Ange­la Kol­be) bzw. gleich ein “Skan­dal” (Wulf Gal­lert, Die Lin­ke)   wur­de dar­aus mit eini­ger Ver­zö­ge­rung erst jetzt. Nun ermit­telt der Staatschutz – eine Num­mer klei­ner geht’s wohl nicht.

Ver­ant­wort­lich für das übel beleu­mun­de­te NS-Posing ist übri­gens der För­der­ver­ein des mili­tär­his­to­ri­schen Muse­ums Anhalt. Auf deren Netz­sei­te liest man, daß die Kos­tüm­freun­de auf dem Leo­polds­fest vom 3.–5.Juli in Des­sau-Roß­lau erneut a) biwa­kie­ren und b) auf­mar­schie­ren wol­len. Viel­leicht dies­mal in Zivil, wir wer­den sehen.

Wir waren nicht in Tha­le, wohl aber im ver­gan­ge­nen Jahr beim Sach­sen-Anhalt-Tag in Mer­se­burg. Hit­lers Man­nen mar­schier­ten dort nicht, wohl aber ließ dort die Rote Armee inner­halb eines ähn­li­chen His­to­rien­auf­marschs Pan­zer auf­fah­ren. Sie wur­de übri­gens fähn­chen­schwen­kend (McDo­nald und Spar­kas­se, wenn ich mich recht erin­ne­re) umju­belt. Ja, das war halt cool.

Übri­gens: wenn unse­re Kin­der in der Schu­le bei­spiels­wei­se ange­ben, Was­ser schrei­be man mit ss, erfährt sol­che Ant­wort eine deut­li­che Rüge. Wir sagen: Doppel‑S, bit­te!  Und: In sämt­li­chen Atlan­ten etc. kürzt sich unser Bun­des­land nicht mit dem nahe­lie­gen­den SA (ana­log zu BW= Baden-Würt­tem­berg, RP= Rhein­land-Pfalz etc.) ab, son­dern vor­sich­ti­ger­wei­se mit ST.  Daß kei­ner sage, jeg­li­chen Anfän­gen wür­de nicht mit deut­scher Tüch­tig­keit gewehrt!

 

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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