Als Hans-Georg Maaßen verkündete, es hätte in Chemnitz keine Hetzjagden gegeben, war ich – um ehrlich zu sein – einigermaßen überrascht. Sicher, die Mär von der Fackeln und Heugabeln schwingenden Lynchmeute, die enthemmt zur ethnischen Säuberung schreitet, hielt auch ich für an den Haaren herbeigezogen.
Aber ich war doch verwundert, daß sich der nun geschiedene Verfassungsschutzpräsident ausgerechnet in diesem Fall so weit aus dem Fenster lehnte, daß er letztendlich runterfallen mußte.
Warum er das gemacht hat ist bis heute nicht so ganz klar, vielleicht war es einfach eine Art „Falling Down“-Moment in dem diese eine letzte Übertreibung und Falschdarstellung nicht mehr zu ertragen war.
Dabei war der fehlende Kontext jenes berüchtigten 19-Sekunden-Videos der einzige wirklich unsichere Faktor bei der Positionierung Maaßens. In der Tat gab es die wildesten Theorien, insbesondere als selbiger von einem gezielten Ablenkungsversuch sprach. So waren die einen felsenfest davon überzeugt, daß an dem Filmchen inhaltlich herummanipuliert worden sei, die anderen meinten die Aufnahmen seien in Wahrheit schon mehrere Monate alt.
Hartnäckig hielt sich auch das Gerücht das Video sei geschnitten, wahlweise um weitere Haßverbrechen der „Angreifer“ zu verschleiern, oder aber um den Ursprung der Auseinandersetzung nicht zu zeigen. Den Journalisten vom liberalkonservativen Blog „Tichys Einblick“ ist es nun zu verdanken, daß nochmal etwas Klarheit in die ganze Sache kommt.
In drei Recherchemonaten haben sie herausgefunden: Hans-Georg Maaßen hat nicht gelogen, nichts beschönigt, sondern – wer hätte es gedacht – rein nach Faktenlage gehandelt. Ihr größter Investigativ-Erfolg: Sie haben die Urheberin des bereits erwähnten Videos ausfindig gemacht und sowohl sie, als auch ihren Ehemann, den sie im Video zurückpfeift, getroffen.
In einer von den beiden autorisierten Zusammenfassung der Ereignisse erfährt man dann auch, wie es zu dem im Video dokumentierten Vorfall kam: Die offensichtlich nicht ganz so unbescholtenen Südländer, die in den 19 Sekunden Reißaus nehmen hatten die Teilnehmer des Protestzuges nicht nur beleidigt, sondern auch ein Handgemenge angezettelt.
Was dann für die Ewigkeit videographisch festgehalten wurde, einem Verfassungsschutzpräsidenten politisch den Kopf kostete und dafür gesorgt hat, daß unzählige sich als seriös verstehende Personen versuchen mußten den selten bescheuerten Namen „Antifa Zeckenbiß“ möglichst professionell zu sagen, ist also nichts anderes als eine ganz normale Verteidigung des Eigenen gegen einen aggressiven Einbruch des Fremden.
Der mag zwar kosmetisch nicht einwandfrei abgelaufen sein, ist aber im Kern eher ein Zeichen für ein gesundes Selbstbewußtsein und weniger für eine fremdenfeindliche Waidmannspassion. Hans-Georg Maaßen, die Kollegen von „Tichys Einblick“, oder natürlich auch der anonyme „Hase“ – sie dürfen sich daher heute das Podium teilen.
Immer noch S.J.
Optimale Wahl in der Sache. Tatsächlich sind die Ergebnisse der Recherchen so über alle "Maaßen" typisch für die gegenwärtigen Zustände, dass man regelmäßig nach einem Blick in die Medien der Zeit das intensive Bedürfnis hat, duschen zu müssen. Regelmäßig werden die Worte Walter Lippmanns aus dem Jahr 1922 bestätigt: "Meistens schauen wir nicht zuerst und definieren dann, wir definieren erst und schauen dann." Es scheint, als hätte die politische Korrektheit ein vormodernes Kastenwesen in der Gegenwart erschaffen, das Menschen aus irgendwelchen anderen Kulturen über die Menschen der hiesigen Gesellschaft stellt, mit allen Konsequenzen, die sich daraus ergeben.