Die Nachricht erwischte mich eiskalt, irgendwann zwischen 4 und 5 Uhr morgens. Ich saß mit einem Kameraden auf Nachtwache in der AK16 und hatte soeben ein paar grimmige Zeilen über den Online-Pranger des Zentrums für Politische Schönheit (ZPS) und die konservativen Reaktionen darauf in die Tasten gehackt, die nach kurzer Revision am heutigen Morgen vielleicht doch nicht ganz Sezessions-tauglich sind.
Der größte Feind des Postens zur Nacht ist die Langeweile, weiß man ja. Deshalb lehnte ich mich nach einem prüfenden Blick aus den beschmierten Fenstern ein wenig zurück, nahm mein Mobiltelephon zur Hand und rief das Twitter-Profil eines ZPS-Kollegen mit dem klingenden Alias „MenschMerz“ auf.
Oder ich versuchte es zumindest. Das hatte erstmal mehrere Gründe. Zum einen schätze ich tiefgängige Feindanalysen, auch, wenn ich der Feind bin. Und davon waren auf besagtem Profil in der Vergangenheit einige ganz passable geliefert worden.
Mindestens ebenso unterhaltsam waren natürlich die Einschätzungen, die komplett danebenlagen. Das ging zum Teil soweit, dass etwa der IB Strategien unterstellt wurden, die zwar kein bisschen zutrafen, aber trotzdem eigentlich gar keine schlechten Ideen waren. Das eine oder andere Projekt und manche Aktion (welche genau, das bleibt natürlich mein Geheimnis) wurden so von fleißigen Twitter-Antifas inspiriert.
Zuletzt, das bleibt auf solchen Profilen nicht aus, gibt es stets eine ganze Menge von außen amüsant zu lesender innerlinker Querelen, aus denen nicht selten die Verzweiflung und Resignation der Akteure sprach. Eine solche Auseinandersetzung war es dann wohl auch, die – ich kann hier nur aufgrund geringer Quellenlage nur mutmaßen – den Betreiber des Accounts „MenschMerz“ dazu verleitete, seinen Account zu löschen.
Das wäre normalerweise nicht der Rede wert, aber, wenn man bedenkt, dass dieser Account zum einen eine nicht unerhebliche Menge von mehreren Tausend Abonnenten hatte und zum anderen durch eine schon fast fanatische Fixierung auf die Arbeit der IB und dementsprechende Prominenz im linksextremen Lager auffiel, ist das doch beachtlich.
Nach dem, was ich mir zusammenklamüsern konnte, sah man sich auf Seiten der Recherche-Antifa wohl ausgerechnet von der „SOKO Chemnitz“-Aktion des ZPS vor den Kopf gestoßen. Die einen beschwerten sich über die unerlaubte Verwendung „ihrer“ Fotos (also der von ihnen geschossenen Fotos), andere sahen das klandestine Recherche-Netzwerk durch den Vorstoß der Berliner Kaspertruppe gefährdet und unnötiger öffentlicher Aufmerksamkeit ausgesetzt.
Wie dem auch sei, ich glaube nicht, dass die Abwesenheit ewig halten wird. Zu groß ist noch der Hunger der Talkshows, Radio-Features und linken Zentren auf immer neue Referenten und Rechtsextremismusexperten.
In diesem Sinne, lieber Freund: Schlaf‘ gut, kleiner Bär, Danke für alles und bis bald am Honigtopf!
Stefanie
Wenn man die Außenwirkung der sogenannten Kunstaktionen dieses Schönheitszentrums betrachtet, kann man sich schon fragen für welche Seite die eigentlich arbeiten.