Die und wir – erbärmlich versus konstruktiv

Vor den Feiertagen noch Soziales, Konstruktives, Erbärmliches und Schönes aus Dresden, Graz, Hamburg und Schnellroda. 

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

I. In Dres­den hat die Bür­ger­initia­ti­ve Ein Pro­zent mit ihren loka­len Koope­ra­ti­ons­part­nern bewie­sen, daß die sozia­le Fra­ge nicht nur theo­re­tisch dis­ku­tiert und beant­wor­tet wer­den muß, son­dern ganz prak­tisch wer­den kann und soll, gera­de auch in der besinn­li­chen Jahreszeit.

Letz­te Woche ver­an­stal­te­te der Ver­ein »Dresd­ner Bür­ger hel­fen Dresd­ner Obdach­lo­sen und Bedürf­ti­gen« das drit­te Weih­nachts­es­sen für Obdach­lo­se und Bedürf­ti­ge:

Unter­stützt von den Lokal­ma­ta­do­ren des Dresd­ner Hand­ball­ver­eins HC Elb­flo­renz und vie­len wei­te­ren regio­na­len Hel­fern wur­de 500 Obdach­lo­sen und ande­ren Bedürf­ti­gen ein Weih­nachts­mahl gereicht.

Ein Pro­zent war als Part­ner der Akti­on dabei (Bericht hier ein­se­hen) und hat die­ses beson­de­re Ereig­nis dokumentiert:

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II. In Öster­reich ver­mel­de­te man Anfang 2018 die Ein­stel­lung der über­leb­ten frei­heit­li­chen Zeit­schrift Die Aula. Nun, eini­ge Mona­te spä­ter, prä­sen­tiert der Frei­heit­li­che Aka­de­mi­ker­ver­band (FAV) um Hein­rich Sickl und Ulrich Novak – Part­ner der jähr­li­chen IfS-Herbst­aka­de­mie – ein neu­es, modern auf­ge­mach­tes Magazin.

In der Debüt­aus­ga­be, die man hier gra­tis ein­se­hen kann, ist neben Matteo Sal­vi­ni auch Götz Kubit­schek ver­tre­ten, Mar­tin Licht­mesz erhält eine eige­ne Kolum­ne, und mit diver­sen Gast­bei­trä­gen aus dem Umfeld der Sezes­si­on darf künf­tig gerech­net werden.

Frei­lich wird von sei­nen Machern so vorgestellt:

Der Print-Titel wird alle zwei Mona­te erschei­nen und umfasst rund 100 Sei­ten. Die The­men­band­brei­te reicht von der öster­rei­chi­schen Innen­po­li­tik über euro­päi­sche Lage­ana­ly­sen bis hin zu kom­men­tier­ten sozia­len und kul­tu­rel­len Ent­wick­lun­gen in Öster­reich und den Nach­bar­län­dern. Das alles pas­siert über Repor­ta­gen, Inter­views, Lese­stü­cke und Buch­emp­feh­lun­gen sowie belast­ba­re Sachinformationen.

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III. Wie man es publi­zis­tisch nicht macht, zeigt ein­mal mehr der Spie­gel. Das Ham­bur­ger Nach­rich­ten­ma­ga­zin ver­mel­det heu­te via Twitter:

Ein Repor­ter des SPIEGEL hat in gro­ßem Umfang eige­ne Geschich­ten mani­pu­liert. Durch inter­ne Hin­wei­se und Recher­chen erhär­te­te sich in den ver­gan­ge­nen Tagen der Ver­dacht gegen Claas Relo­ti­us. Auch ande­re Medi­en könn­ten betrof­fen sein.

Und im dazu­ge­hö­ri­gen Bericht zur Cau­sa Claas Relo­ti­us heißt es (für Beob­ach­ter syri­scher Ver­hält­nis­se wenig über­ra­schend) beispielgebend:

Der Text über einen Jun­gen, der ein Anti-Assad-Graf­fi­to an eine Wand in Daraa sprüh­te und so womög­lich eine Mas­sen­be­we­gung los­trat, erschien im SPIEGEL am 23. Juni 2018. Es ist nur, lei­der, wie so vie­le ande­re Arbei­ten aus Relo­ti­us’ Manu­fak­tur, ein fan­ta­sie­vol­les Machwerk.

Wem fällt da nicht umge­hend der herr­lich absur­de und doch so rea­le Fake-News-Roman Fake Metal Jacket von den geschätz­ten Nau­ti­lus-Kol­le­gen ein?

Der Jour­na­list Relo­ti­us war übri­gens Prak­ti­kant bei ZDF und taz, prä­miert mit aller­hand Prei­sen des Medi­en­kar­tells, poli­tisch stets auf Linie. Die Befind­lich­kei­ten des rot­grü­nen Bür­ger­tums bedien­te er per­fekt. Daß dafür Lügen, Mani­pu­la­tio­nen und Unwahr­hei­ten von­nö­ten sind, wird den herr­schen­den Medi­en­be­trieb nicht zum Umden­ken bewe­gen können.

Zu erwar­ten ist, daß nun »Kom­mis­sio­nen« und »Kon­troll­in­stan­zen« ein­ge­setzt wer­den. Nicht zu erwar­ten ist, daß damit die grund­le­gen­den Pro­ble­me der »Lücken­pres­se« samt habi­tu­el­len, struk­tu­rel­len und ideo­lo­gi­schen Ursa­chen einer Lösung näher kommen.

Gut, daß mit Frei­lich, Sezes­si­on und ande­ren Akteu­ren eine Gegen­öf­fent­lich­keit ent­stan­den ist und wei­ter wächst, die nicht nur ein­zel­ne Fehl­trit­te und Mani­pu­la­ti­ons­me­cha­nis­men links­li­be­ra­ler Estab­lish­men­t­au­to­ren moniert, son­dern sich bewußt ist, daß es sel­ten rich­ti­ges Schrei­ben im gro­ßen, fal­schen Gan­zen gibt.

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IV. Gelo­gen und betro­gen, gera­de wenn es um Poli­tik und Krieg geht, wird seit jeher. Ste­fan Scheil hat nun bei Antai­os Geor­ges Demar­ti­als Stu­die Die dreis­te Fäl­schung her­aus­ge­ge­ben, die nahe­legt, daß Deutsch­land 1914 Opfer eines fran­zö­sisch-rus­si­schen Kom­plotts wur­de. Ama­zon hat umge­hend reagiert – und das Buch gelöscht. Man kann es aber bei Antai­os (por­to­frei!) bezie­hen.

Wer noch über­zeugt wer­den möch­te, sieht sich zunächst Ellen Kositz­as Video­be­spre­chung des Wer­kes an:

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

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Kommentare (8)

deutscheridentitaerer

19. Dezember 2018 15:24

Der Spiegelartikel rührt mich ein wenig in seinem Bemühen um journalistische Integrität.

Es ist nämlich so, dass all diese Phrasen, die dort als nun nicht mehr glaubhaft aufgeführt werden, gerade die typischen Spiegelphrasen sind, die in jeder Spiegelreportage massenhaft vorkommen und dieses Magazin so unleserlich machen.

Tatsächlich bin ich davon ausgegangen, dass es eine akzeptierte Praxis ist, derartige Reportagen mit einprägsamen Szenen (die ganzen Lieder) und Schilderungen des Innenlebens auszuschmücken, die zwar nicht so passiert sind, aber von denen der Autor glaubt, dass den wahren Kern seiner Geschichte deutlicher zu Tage treten lassen.

Nun stelle ich fest, dass diese Praxis gar nicht akzeptiert ist, aber Praxis ist sie dennoch, und zwar nicht nur bei dem, der jetzt aufgeflogen ist, jeder aufmerksamer Leser wird in diesen Reportagen zuhauf derartige Unplausibilitäten finden; ausgeschlossen, dass diese allesamt oder auch nur mehrheitlich so passiert sind.

Solution

19. Dezember 2018 20:48

Sollte man alleine, um den Boykott von Amazon zu unterlaufen, das Buch von Demartial kaufen? Ja, auf jeden Fall!
Was aber noch wichtiger ist: Das Buch ist ein wertvolles Mosaiksteinchen im Kampf gegen die Kriegsschuldmärchen zum WK I. Es gehört in jede Bibliothek.
Clark und andere sollten sich da eine Scheibe abschneiden. Der verharmlosende Quatsch mit den "Schlafwandlern" wird hier gut widerlegt.
Wer z.B. Sean McMeekins "Russlands Weg in den Krieg" und Douglas Newtons "The Darkest Days" über die unglaublichen Machnschaften der Russen und Engländer gelesen hat, wird sich über die Ergänzung von Demartial zu Frankreich freuen. Die Beweise sind einfach überwältigend. Bei Demartial überzeugt vor allem seine glasklare, logische, schlüssige Gedankenführung. Auch wer es sonst nicht so mit der Geschichte hat, wird hier auf seine Kosten kommen. Es ist unglaublich, wie seit mehr als 100 Jahren versucht wird, die Leute für dumm zu verkaufen. Dabei sind es vor allem die Politiker und Medien. Es lohnt sich, die Entstehungsgeschichte des 1. Weltkrieges einmal näher und objektiver zu betrachten.

Anna

19. Dezember 2018 22:03

#Relotius
"Zu erwarten ist, daß nun »Kommissionen« und »Kontrollinstanzen« eingesetzt werden."
Das ist mit Sicherheit nicht zufällig gerade jetzt aufgeflogen. Heute wird alles und jedes schnell wohlfeiles Vehikel für noch mehr Verbote und noch striktere Kontrollen. Wer darunter leiden wird ist der gemeine Bürger, der seine Meinung als Fake News auf Facebook gelöscht bekommt und bald auchbauf Twitter für jedes geteilte Video Quellenangaben machen und Datenschutzbeteuerungen unterzeichnen muss. So hindert man dann effektiv den schnellen Austausch im Feld. Hoffentlich nicht so bald...

Waldgaenger aus Schwaben

19. Dezember 2018 23:30

Dieser Relotius muss jetzt zur Strafe bei bento schreiben.

Zitat aus dem Netz.

Andreas Walter

20. Dezember 2018 04:59

Nichts für ungut, doch die überraschende Selbstgeisselung des Spiegels halte ich auch schon wieder für eine Fake-Aktion, mit der man lediglich medial den eigenen, mittlerweile doch sehr ramponierten Ruf wieder aufpolieren versuchen möchte. Das ist sehr wahrscheinlich darum nichts weiter als eine bewusst einfädelte Marketingkampagne.

Denn ob Krieg, Rosen- oder Wirtschaftskrieg, die Methoden sind überall die Gleichen, und die Schwachen bedienen sich immer der Lüge und Intrige, welche die Starken lediglich nicht nötig haben. Wahrheit und Wahrhaftigkeit sind nämlich ein Luxus, den man sich leisten, notfalls auch verteidigen können muss. Argumentativ, juristisch, emotional oder sogar militärisch.

Dann aber kann man sogar Lügen verbreiten, bis sich die Balken biegen, und an dem irren Punkt der Geschichte befinden wir uns derzeit. Oder wie es ein Nobelpreisträger einmal beschrieb: "Manche Ereignisse geschehen, sind aber nicht wahr. Andere sind wahr, finden aber nie statt".

Gustav Grambauer

20. Dezember 2018 12:38

Relotius: ob Fake oder nicht, die Botschaft zählt - wir werden in den sich abzeichnenden Verwerfungen erbarmungslos Bauernopfer optieren und in die Gosse treten.

Relotius, Zippelius, Justinius, Bucerius, Fresenius, Sartorius - heißen so nicht immer die Nazi-Akademiker in den ZDF-Tatort-Produktionen für Puttchen Brammel, in denen junge, urban-toughe Kommissarinnen Burschenschaften in kleinen, miefigen Universitätsstädten aufmischen? (Wobei ich nie auf den Gedanken kommen würde, daß dort mit "Stereotypen" gearbeitet wird ...)

- G. G.

starhemberg

20. Dezember 2018 13:39

Besonders schön an der Affäre mit dem Lügel-Spitzbuben ist die Tatsache, dass er unzählige Preise der ach so moralischen "Zivilgesellschaft" einheimste, ungeprüft und niemals hinterfragt. Es wäre doch nett, mal eine Auswahl der besten Laudationes über den Bengel zu lesen zu bekommen. Er selber wird jetzt sicherlich davon sprechen, krank und überlastet gewesen zu sein und nun Hilfe zu benötigen. Der arme, arme Bursche.

Laurenz

24. Dezember 2018 09:39

Relotius ist doch nur das Symptom des Zeitgeistes. Der Spiegel ist ursächlich eine Gründung des us amerikanischen Auslandsgeheimdienstes, um in Deutschland eine professionelle mediale Einflußmöglichkeit zu schaffen, quasi eine öffentliche Loge für die Kinder der intellektuellen Vor-Kriegs- und Kriegsgenerationen, quasi also Sprachrohr der Umerziehung im Sinne der Frankfurter Schule. In der geheimdienstlichen Tradition suchte der Spiegel nach der Machtergreifung der Alt68er 1998, wie auch unsere Inlandsgeheimdienste, also die jeweiligen Verfassungsschutzämter, ein neues Betätigungsfeld. Da die bundesrepublikanischen historischen Bemühungen der rechten Sektierer sich in der Wehrsportgruppe Hoffmann und dem Anschlag auf das Oktoberfest begnügten, versuchte man über Jahrzehnte den Bierkonsum der Skinheads zu finanzieren, um überhaupt einen rechten Gegner zu etablieren. Die starke NPD in einer der schönsten Städte Hessens, Büdingen, kann man jetzt wirklich nichts als staatsgefährdend einstufen. Allerdings reichte das nie, um dem Spiegel, wie auch dem Verfassungsschutz, eine echte Existenzberechtigung zu geben. Beide Institutionen wurden im Grunde überflüssig. Die offizielle staatliche Institution, der Verfassungsschutz, etablierte selbst härteres Geschütz, und etablierte die NSU, und freute sich über das Anwachsen der salafistischen Szene, die der eigenen Existenz endlich eine Berechtigung verschafften. Allerdings schließt sich eine Lösung des Problems natürlich aus, man stünde wieder vor dem Aus. Die bürgerliche Rechte in der CDU ließ sich, ohne Widerstand, die Butter vom Brot - und von den CDU-eigenen schwulen Seilschaften das Heft aus der Hand nehmen. Der Spiegel verschrieb sich in seiner Not dem Totalitarismus, wie üblich, versteckt hinter dem transatlantischen linken Liberalismus, mit der Promotion der EUDSSR (Abschaffung des Nationalstaats), der Förderung des Genderismus, Heterophobie, Völkerwanderung, Entwertung des Zahlungsmittels zu Lasten Deutschlands, etc, in solch einer extremen diffamierenden Art, daß er die Formung einer nationalen Opposition, auch im intellektuellen Bereich, quasi erzwang. Da die deutsche Linke, historisch, wie aktuell, bis auf wenige Ausnahmen, noch nie wirklich etwas Inhaltliches von Belang zu sagen hatte, radikalisiert sie sich immer mehr, und es braucht schon den symptomatischen Schreibstil eines Relotius & Co., um dieses zu verbergen. Man könnte den Spiegel schlicht als zeitgeistige Bibel bezeichnen, Fake-News per se.

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