Seit dem 17. November, also seit weit über einem Monat, befindet sich der deutsche Reporter Billy Six in venezolanischer Gefangenschaft. Vermutlich unter dem Verwurf der Spionage, der Rebellion und der Verletzung einer Sicherheitszone sitzt er derzeit im Gefängnis des Geheimdienstes, “El Helicoide” genannt, in der Hauptstadt Caracas.
Sixt befand sich bereits seit ungefähr einem Jahr in Venezuela, um über die örtliche Wirtschaftskrise und die großen Migrationsbewegungen in Südamerika zu recherchieren. Auf seinem YouTube-Kanal gibt eine Dokumentation Einblicke in seine Arbeit.
Mitte November dann wurde sein Hotelzimmer in den Morgenstunden von Soldaten gestürmt und Six, der zu dem Zeitpunkt am Dengue-Fieber litt, festgenommen. Seine Medikamente musste er zurücklassen, unklar ist, ob er inzwischen medizinisch versorgt worden ist.
Eigentlich bitter: Während die deutsche Medienlandschaft nach dem Relotius-Knacks einen bizarren Veitstanz um die Lügen des Spiegelreporters tanzt, sitzt 8500 Kilometer entfernt in einer fragilen Bananenrepublikein richtiger Journalist im Knast eines Geheimdienstes– und keinen interessiert’s.
Dabei ist Six, den Eindruck hatte ich seit der JF-Dokumentation “Die Flüchtlingslüge” von 2015, die damals punktgenau am Puls der Zeit recherchiert war, auch einer, in dem das wildromantische Bild des echten Investigativ-Journalisten noch richtig lebt: Ein Eigenbrötler, von dem sein Kollege Peter Helmes sagt er sei “zu allem fähig”, ein Typ mit einem Charaktergesicht, das man sich nicht in einem Anzug mit Pulitzer-Preis, wohl aber mit staubverschmiertem Gesicht und einem Shemag um den Hals in irgendeinem Drecksloch vorstellen kann.
Kein Wunder also, dass sich Six bereits neun Tage im Hungerstreik befand, den er erst gestern aussetzte. Zuvor hatte er einige Nachrichten aus dem Gefängnis schmuggeln können, infolgedessen wandte sich unter anderem der CDU-Bundestagsabgeordnete Hans-Jürgen Irmer mit einem Hilfegesuch an Außenminister Maas.
Was seitdem geschehen ist, ist nicht eindeutig nachzuvollziehen: Anscheinend wurde Six, der als Reporter eigentlich Zivilist ist, bereits einem Militärgericht vorgeführt, angeblich drohen ihm bis zu 28 Jahre Haft. Die Deutsche Botschaft in Venezuela scheint bereits ihre Arbeit aufgenommen zu haben, Erfolge sind bisher allerdings keine vorzuweisen: Six sitzt immer noch hinter Gittern und hat keinen Zugang zu einem Anwalt, Außenminister Maas und Angela Merkel verweisen auch auf Bitten der Eltern ans Auswärtige Amt.
Von Dezember 2012 bis März 2013 war Six bereits in Syrien inhaftiert, damals kam er durch die Vermittlungen russischer Diplomaten frei und normalerweise würde ich an das Ende eines solchen Artikels auch einen Aufruf zur Solidarität, zu Spenden, oder zum Unterschreiben einer Petition stellen.
Um ehrlich zu sein, bin ich in dieser Situation allerdings etwas ratlos und teile daher den Aufruf der Eltern des inhaftierten Journalisten:
Das kann jeder tun, der gegen Unrecht kämpfen will:
1) Berichtet, redet, diskutiert überall von der willkürlichen Verhaftung des Deutschen Journalisten Billy Six durch die Venezolanische Regierung
2) Unterstützt die Petition an den Deutschen Bundestag sich aktiv für die Freilassung von Billy Six einzusetzen https://www.openpetition.de/…/der-deutsche-bundestag-moege-…
3) Lest seine Publikationen und macht euch selbst ein Bild von Billys Recherchen in der Ukraine, in Syrien, in Ägypten, in Libyen, in Venezuela und an den vielen anderen Brennpunkten unserer Zeit http://billys-reisen.de/?page_id=114 und https://www.youtube.com/ch…/UCBwzo_QHMYp5F2LHVez0dgg/videos…
4) Besucht unsere Facebook-Seite @FreeBillySix https://www.facebook.com/freebillysix/ . Wir posten dort alle Informationen aktuell und veröffentlichen die neuesten Entwicklungen zur Haft von Billy Six. Helft Billy und unterstützt den Kampf um seine Freilassung mit einem „Like”
Vielen Dank für Eure Hilfe
Ute und Edward Six
(Eltern von Billy Six)
H. M. Richter
Ich danke Ihnen sehr für diese Sätze, Herr Wessels !
Wenn ein Weihnachts-Gedicht Kleppers mit den Worten beginnt "Mein Gott, dein hohes Fest des Lichtes hat stets die Leidenden gemeint", dann ist damit gegenwärtig ganz konkret auch Billy Six gemeint.
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Solidarität mit, Freiheit für Billy Six !