Das war’s. Diesmal mit: Anne Frank und Mädchenseelen

22. Dezember -- In der Leihbücherei. Das ist stets ein stundenlanger Aufenthalt.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Die Kin­der ver­gra­ben sich in Bücher, und neben­bei ent­ste­hen Tür­me von Aus­leih­wa­re. Es ist nicht gera­de Hoch­li­te­ra­tur – aber was soll man sagen, wo moder­ne Stadt­bi­blio­the­ken nicht mal mehr Karl May vor­rä­tig haben, son­dern nur Zeug wie So über­leb­te ich mei­ne pein­li­chen Eltern und fand den süß­tes­ten Jun­gen der Welt (für Mäd­chen bzw. gefühl­te Mäd­chen) oder Die gehei­me Rei­se des magi­schen Schwerts- Out of Space, Teil 8 (für Jungs bzw. Gen­der­flui­de). Das sind spon­tan erfun­de­ne Titel, aber so in etwa gestal­tet sich die Auswahl.

Jeden­falls sta­peln die Kin­der eine Men­ge medio­kres Zeug. Sie wis­sen, daß die Eltern Veto­recht haben. Dar­um wird etwa jedes zwei­te Buch nicht aus­ge­lie­hen, schlicht, weil es Zeit‑, Papier- und Hirn­ver­schwen­dung ist. Basta!

Zum Schluß muß jede/r noch was Lehr­rei­ches aus­lei­hen. Die Kunst­ge­schichts­bän­de für Kin­der und Jugend­li­che ken­nen wir schon alle, alles über „gro­ße Kom­po­nis­ten“ auch.

Ich: „B., was habt Ihr gera­de in Geschichte?“

B: „[Gestöh­ne] Mero­win­ger, Karo­lin­ger, Karl der Gro­ße und so.“

Da ich selbst gera­de die Jugend­buch­ru­brik „Rechts­wis­sen­schaf­ten“ ent­deckt habe und gern stö­be­re, dele­gie­re ich den Such­auf­trag „Mero­win­ger, Karo­lin­ger, Karl der Gro­ße“ an die Kleinste.

Sie liest laut die Titel­schlag­wör­ter der unge­fähr 60 Bücher im Geschichts­re­gal (Jugend­buch­ab­tei­lung) vor:

„Ägyp­ten. Pyra­mi­den. Rom. Die Waf­fen der Römer. Grie­chen­land. Die Grie­chen. Alex­an­der der Gro­ße. [….] Rit­ter. Rit­ter und ihre Rüs­tun­gen. Rit­ter und ihre Bur­gen. [….] Die Wei­ma­rer Zeit. Anne Frank. Anne Frank. Das Mäd­chen Anne Frank. Anne Frank -, Gra­phic Dia­ries, Alles über Anne Frank, Anne Frank und der Baum, Mei­ne Zeit mit Anne Frank, Anne Frank, Leben und Ver­mächt­nis, Die Geschich­te der Fami­lie von Anne Frank, Anne Frank, die letz­ten sie­ben Mona­te,  Ade­nau­er und sei­ne Zeit…. Nee, hier ist nichts mit Mero­win­gern oder Karo­lin­gern. Wer war eigent­lich noch­mal die­se Anne Frank? Eine gro­ße Erfin­de­rin oder was?“

Stirn­run­zeln, nach­schau­en: Sie haben (außer drei Über­blicks­wer­ke „Geschich­te“) wirk­lich nichts, weder über Karo­lin­ger noch über die Merowinger.

– – –

26. Dezem­ber – Vor kur­zem hat­te ich eines der gro­ßen Kin­der dar­auf hin­ge­wie­sen hat­te, daß gewis­se Wör­ter nichts im fami­liä­ren Sprach­ge­brauch zu suchen hätten.

Sie: „Mann, mich nervt das doch auch. Wenn ich je Attri­bu­te wie ‚geìl‘ oder ‘cool‘ gebrau­che, dann geschieht das doch in iro­ni­sie­ren­der Absicht. Ich merk aber selbst, daß das eine wacke­li­ge Gren­ze ist und daß sich das so einschleicht…“

Kon­kret ging es um den Gebrauch der Anre­de­form „Alter“, die ich in unse­ren Gefil­den nicht hören möch­te. Einer­lei, gegen wen sie gerich­tet und wel­ches Iro­nie­le­vel beab­sich­tigt ist. Bei uns gibt es kei­nen Mode-Slang, punkt!

Heu­te räu­me ich mit der Kleins­ten den Schul­ran­zen aus. Moment –  was ist das für ein Arbeit? Klas­sen­ar­beit Deutsch – hab ich defi­ni­tiv noch nicht unterschrieben!

Ich will blät­tern, es sind drei Zet­tel. Die Klei­ne: „Mama, laß es, es ist wirk­lich unin­ter­es­sant!“ Na, dann erst recht! „Neee! Du muß nur hier hin­ten unter­schrei­ben!“ Sie hat die vol­le Punkt­zahl. Ich ent­de­cke Auf­ga­be 2: Nen­ne zwei Adjek­ti­ve und ihr Gegenteil!

Toch­ter schrieb : süss- sau­er  cool- uncool.

Ich sag‘ nichts. Stimmt ja. Sie aber recht­fer­tigt sich: „Mir ist ein­fach nichts ande­res eingefallen!“

– – –

27. Dezem­ber – Ich habe schon oft erwähnt, daß in unse­rem Haus­halt wich­ti­ge, auch beruf­li­che, Ange­le­gen­hei­ten häu­fig am Küchen­tisch bespro­chen werden.

Nicht, daß wir qua Ent­schluß ein beson­ders „trans­pa­ren­ter“ Haus­halt wären, aber unse­re Lebens­si­tua­ti­on (Fami­lie und Arbeit nicht sorg­sam getrennt) bringt das mit sich. Wir Eltern ver­han­deln (natür­lich nicht nur und nicht immer) Meta­po­li­ti­sches, die Kin­der fra­gen dazwi­schen. Die Fra­ge, was eigent­lich mit dem Begriff „Gehirn­wä­sche“ gemeint sei, kam in unse­rer Zeit als Eltern neu­gie­ri­ger Kin­der schon häu­fi­ger auf.

Heu­te gab es ein aktu­el­les Bei­spiel. Die höchst­amt­li­che „Bun­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung“ (BpB) hat ein „Dos­sier“ zum The­ma Geschlecht­li­che Viel­falt – trans* zusammengestellt.

Als Auf­hän­ger (für den Unter­richts­ge­brauch) dient ein Doku-Kurz­film, Mäd­chen­see­le. Gemäß Bun­des­zen­tra­le soll er Kin­dern ab acht Jah­ren ver­ab­reicht wer­den. Es wer­den Arbeits­blät­ter zur Ver­fü­gung gestellt, mit deren Hil­fe das Trans­the­ma an Grund­schu­len durch­ge­kaut wer­den soll.

Ori­gi­nal­ton BpB:

Die Annah­me, dass es ledig­lich zwei Geschlech­ter gibt, die sich auf Grund kör­per­li­cher Merk­ma­le auf natür­li­che Art und Wei­se von­ein­an­der unter­schei­den, ist Teil eines nicht hin­ter­frag­ten All­tags­wis­sens. Trans*menschen, die sich mit ihrem bei Geburt zuge­wie­se­nen Geschlecht nicht oder nicht voll­stän­dig iden­ti­fi­zie­ren, sind heu­te durch das zivil­ge­sell­schaft­li­che Enga­ge­ment einer zuneh­mend welt­weit ver­netz­ten Trans*community in vie­len Berei­chen sichtbarer.

Man mag sich Mäd­chen­see­le ein­mal anschau­en, und zwar mit den Augen eine/s/r Achtjährigen.

Mei­ne eige­nen Arbeits­blatt­fra­gen wür­den (natür­lich wür­de ich in Wahr­heit kei­ne Grund­schü­ler mit solch krank­haf­ten Sachen kon­fron­tie­ren!) lau­ten: a) Bist Du ein­ge­schla­fen? b) Was hat Dich inter­es­siert? c) Was hast Du ver­stan­den? d) Bist Du jetzt verwirrt?

Dar­um geht es: Eine Mut­ter hat einen Sohn. Der Sohn will bei­zei­ten ein Mäd­chen sein, und zwar in einem Alter, in dem die Geschlechts­iden­ti­tät in psy­cho­sexu­el­ler Hin­sicht nor­ma­ler­wei­se noch längst kei­ne Rol­le spielt. Die Mut­ter hat einen US-ame­ri­ka­ni­schen Doku­men­tar­film über ein Trans*kind gese­hen und fin­det ihr Kind in die­sem auf­se­hen­er­re­gen­den Schick­sal wieder.

Fort­an darf der Sohn Mäd­chen spie­len und sich einen eige­nen weib­li­chen Namen aus­wäh­len. Er sieht nun wirk­lich mäd­chen­haft aus, sam­melt Ein­horn­zeugs, schminkt sich (mit sie­ben Jah­ren – ich selbst hat­te bereits sechs ech­te Töch­ter, von denen sich kei­ne ein­zi­ge in die­sem Alter schmin­ken woll­te) und will sei­nen Penis abschnei­den. Das klingt dras­tisch und … tief berüh­rend. Die­ses Kind im Film hier ist zugleich zutiefst naiv und höchst auf­ge­klärt. „Ich möch­te, daß es jeder Mensch akses­siert“, sagt das (in mei­nen Augen psy­chisch miß­brauch­te) Klein­we­sen gegen Ende des Films.

Am Ran­de ist übri­gens zu sehen oder zu mut­ma­ßen: Ein Vater/Großvater exis­tiert nicht, taucht jeden­falls nicht auf. Mut­ter /Großmutter wir­ken bestim­mend und domi­nant.  Ziem­lich offen­kun­dig ahmt das Acht­jäh­ri­ge die Mut­ter nach. Im Hin­ter­zim­mer des Schnei­der­sa­lons der Oma tanzt eine Mäd­chen-Hip­hop-Grup­pe. Wie wär die Geschich­te wohl aus­ge­gan­gen, wenn dort ein Sand­sack hin­ge und sich dort klei­ne Ker­le zum Bosen träfen?

Die „Bun­des­zen­tra­le“ bie­tet eine Men­ge Arbeits­blät­ter zum Film an. Zum Bei­spiel dies:

Nori fühlt sich nicht wohl mit ihrem “P.” [Pul­ler­mann, EK] bzw. ihrer “Muh-Puh ” [Muschi-Pul­ler­mann; EK].Was meint sie damit? Und war­um fühlt sie sich nicht gut damit?

Oder dies:

Über­le­ge, ob dir so etwas auch schon mal pas­siert ist und wie es für dich war. Erzäh­le die Geschichte/n den ande­ren aus dei­ner Grup­pe. Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du etwas nicht anzie­hen oder die Haa­re nicht so haben darfst, weil du ein Mäd­chen bzw. Jun­ge bist? Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du etwas nicht machen sollst, weil du ein Mäd­chen bzw. Jun­ge bist? Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du mit etwas nicht spie­len sollst, weil du ein Mäd­chen bzw. Jun­ge bist?

Oder dies:

Nori ist trans­ge­schlecht­lich. Das heißt, sie wur­de als Jun­ge gebo­ren und bekam einen Jun­gen­na­men. Sie fühl­te sich jedoch immer als Mäd­chen. In der Zeit, in der sie noch als Jun­ge leb­te, durf­te sie nicht das anzie­hen, was sie woll­te. Und sie durf­te nicht mit den Din­gen spie­len, die sie mochte.

Ver­set­ze dich in Noris dama­li­ge Lage. Stel­le dir vor, du wachst eines Tages auf und alles hat sich ver­än­dert: Du darfst nicht mehr dei­nen Hob­bies nach­ge­hen. Dei­ne Eltern möch­ten, dass du Klei­dung anziehst, die du über­haupt nicht magst. Du musst dei­ne Haa­re wach­sen las­sen bzw. abschnei­den las­sen. Die Spiel­sa­chen, mit denen du sonst immer gespielt hast, sind plötz­lich ver­bo­ten. Du bekommst statt­des­sen Sachen, mit denen du gar nicht spie­len magst.

Oder dies:

Nori muss am Anfang dar­um kämp­fen, dass ihre Mut­ter ihr glaubt und sie als Mäd­chen akzeptiert.

Klein­grup­pen­ar­beit: Unter­hal­te dich mit dei­nen Mitschüler*innen.

  • Gab es Situa­tio­nen, in denen dei­ne Eltern dir nicht geglaubt haben?
  • Was waren das für Situationen?
  • Wie hat sich das angefühlt?
  • Tei­le ein Erleb­nis mit der Klas­se, wenn du magst.

Übri­gens gilt bis heu­te die Dia­gno­se „Trans­se­xua­li­tät“ als psy­chi­sche Kran­ke­heit. Dar­um wer­den „Geschlechts­an­glei­chun­gen“ (Hor­mon­be­hand­lung und Ope­ra­tio­nen) von den Kas­sen bezahlt. Natür­lich ist die­se Patho­ge­ni­tät ein Stig­ma, wes­we­gen vor­aus­sicht­lich ab 2022 Trans­se­xua­li­tät nicht mehr als Stö­rung bezeich­net, son­dern unter dem gesund­heits­neu­tra­len Über­be­griff „sexu­el­ler Gesund­heits­zu­stand“ („sexu­al health con­di­ti­on“) geführt und als „Geschlecht­sin­kon­gru­enz“ bezeich­net wird.

Heu­te jeden­falls habe ich den Kin­dern anhand die­ses Bei­spiels erklärt, wie Gehirn­wä­sche funk­tio­niert, wann und war­um sie ein­ge­setzt wird.

Übri­gens kennt jedes unse­rer Kin­der min­des­tens ein Trans*kind per­sön­lich. Also mit zumin­dest psy­cho­so­zia­ler Umwand­lung samt Iden­ti­täts­wech­sel. In mei­ner Kind­heit und Jugend hat­te ich auch ein paar weiblich/weichliche Jungs und eini­ge Rauf­bol­din­nen im Freun­des- oder Bekann­ten­kreis. Hor­mo­ne zur „Anglei­chung“ schluck­te damals keine/r, es gab auch kei­ne  spek­ta­ku­lä­ren Namenswechsel.

Kei­ner hin­der­te Simo­ne, bis heu­te kin­der­los und stets mit kur­ge­scho­re­nen Haa­ren, dar­an, Maschi­nen­bau zu stu­die­ren. Und Jens, der damals gern mit Pup­pen spiel­te, hat heu­te drei Kin­der. Sei­ne Frau hat defi­ni­tiv die Hosen an – was ja kein Dra­ma ist.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Nichts schreibt sich
von allein!

Das Blog der Zeitschrift Sezession ist die wichtigste rechtsintellektuelle Stimme im Netz. Es lebt vom Fleiß, von der Lesewut und von der Sprachkraft seiner Autoren. Wenn Sie diesen Federn Zeit und Ruhe verschaffen möchten, können Sie das mit einem Betrag Ihrer Wahl tun.

Sezession
DE58 8005 3762 1894 1405 98
NOLADE21HAL

Kommentare (24)

Klaus P Kurz

28. Dezember 2018 00:23

Eigentlich schade, daß bei Stichwort "Anne Frank" nicht auch z.B. dieses Werk : https://www.goodreads.com/book/show/28689365-anne-frank-s-diary-a-hoax
erwähnt wird oder werden darf.
Zur: "Gehirnwäsche" oder "Brainwashing": Man sollte sich mal überlegen, ob dieser Terminus nicht viel zu positiv erscheint, im Hinblick nämlich auf das, was dabei insbesondere bei jungen Menschen angerichtet wird. In Wirklichkeit wird bei solchem Prozess das Gehirn tatsächlich verunreinigt, also nicht etwa gewaschen. Besser scheint mir etwa "Hirnplünderung" zu sein, oder "Brainspoiling", wie man es hier schon oft nennt, wo ich glücklicherweise leben darf.

Victor

28. Dezember 2018 01:09

Wenn man auf die Sprache seiner Kinder achtet, sollte man auch auf seine eigene Sprache achten.
Aufgeblättert. Zugeschlagen. 04 mit M.L. , in den ersten 15 Minuten, selbstverständlich alles nur „ironisierend“
E.K. : saucool, Groupie, spoilern, true crime, abgefuckt (!!), gestreamt (vermutlich von Mainstream?), gecancelt
M.L.: spoilern, geil, okay, Proxy
S.D. Drive, Fake-Maschinerie
(Dazu noch Begriffe wie Fake-News, Mainstream, Hardcover, die man evtl. nutzen muß, um sich über bestimmte Themen verständigen zu können?)
Immerhin nichts Fäkales dabei, also nach Schnellroda-Maßstab keine Seife nötig.

Laurenz

28. Dezember 2018 09:14

Bis auf die erste Hälfte, liest sich der Rest des Artikels traurig, ist es wohl auch.
Vielleicht fühlen sich manche Kinder auch als Fisch. Schneiden wir jetzt Teile der Extremitäten ab, damit solche Fischmenschen besser zum wässrigen Element passen? Vielleicht will ja auch jemand ein Grottenolm sein oder Hund?
Ich wollte schon immer der Kaiser von China sein, aber die blöden Chinesen wollen nicht mitspielen.
Gegen die Einführung von Fremdworten ist nichts zu sagen, "cool" hat wohl nicht ganz dieselbe Bedeutung wie "gelassen". Auf WasAffe schreibe ich meist "kuhl". Das kommt auch dem deutschen "kühl" im Buchstaben-Modus am nächsten.
Wie erwartet stören sich in meinem Umfeld viele daran, was mir Gelegenheit gibt, auf die eklige Seite ihres "Deutsch-seins" hinzuweisen. Der Deutsche Versuch, sich selbst verleugnend, alles dem Original entsprechend zu kopieren, hat etwas krankhaftes. Sind wir doch die einzigen, die indisch-arabische Zahlen von rechts nach links aussprechen, während der Gallo-Römer diese Zahlen zwar benutzt, aber dafür immer noch dämlich römisch zählt, 92 = 4x20 + 12. Der Brite anglisiert - und der Gallo-Römer romanisiert gnadenlos. Statt Börminghäm und Bordo nennen beide Nationalitäten München Munich, im Lautschrift ˈmjuːnik, "Alter", haben unsere europäischen Freunde zu heiß gebadet? . Warum darf man als Deutscher Fremdworte nicht gnadenlos germansieren? Ich mache es.

Monika

28. Dezember 2018 10:59

Cool ! Dieser Text erinnert mich definitiv an meine Kinder- und Jugendjahre in Bibliotheken. An die Nackenschmerzen, die entstanden beim Ablesen der Buchrücken. Warum muß man den Hals immer nach links beugen ?
Ich ging wahrscheinlich sonntags nur deshalb gerne in die Kirche, weil ich mir danach in der Borromäus-Pfarrbibliothek drei Bücher ausleihen durfte: Ein Sachbuch, einen Klassiker, was Modernes nach meinem Geschmack ( da kannten sich meine Eltern nicht aus). Ein Griff ins Moderne war "Dr. Murkes gesammeltes Schweigen" von Heinrich Böll. Mich reizte wohl der Titel und das Titelbild ( kein Regenbogenfisch). Definitiv. Ich verstand nicht viel, nervte nach der Lektüre aber mein Umfeld, indem ich im Gespräch jedesmal Gott durch "Jenes höhere Wesen, das wir verehren' ersetzte. Und wir sprachen damals noch viel von Gott. Auch in der Kirche. Definitiv. Später entdeckte ich anspruchsvollere Lektüre in der Werksbibliothek der Hoechst AG. Dort arbeitete mein Vater und die Kinder der Werksangehörigen durften Bücher ausleihen ohne eine Gebühr bezahlen zu müssen. Für Umme kam ich nun auch an die "heiße" Literatur, die es bei den Katholen nicht gab.
An Atheistisches und Schweinisches. Eine geistig frühreife Freundin ( ich bevorzugte geistige vor körperlicher Frühreife im Freundinnenkreis) empfahl mir die "Kindheit eines Chefs" von Sartre, nachdem ich ihr von Camus' Pest vorschwärmte. Der ist doch harmlos, meinte sie mit einem vielsagenden Lächeln und verwies mich auf besagtes Buch. . Dort stieß ich auch auf Genderfragen, allerdings auf gehobenem Niveau. Der Protagonist, ein reicher Fabrikantensohn ist sehr hübsch und blondgelockt und wird als Kind als Mädchen angesprochen und geneckt. Auch gibt es eine Szene in dem Buch, wo jemand Sex mit einem toten Huhn hat. Er klemmt es in eine Schublade und danach wird das Huhn von der Köchin zubereitet und verspeist. Cool. Ich habe nach dieser Lektüre nie mehr freiwillig was von Sartre gelesen. Definitiv.
Und nun sollen sich die Kinder mit ihren Buchschätzen in ihre Höhlen verkriechen. Weihnachtszeit ist definitiv Lesezeit !
Und cool ist kein schlimmes Wort. Sanktionieren Sie, Frau Kositza, in Ihrer Familie den Gebrauch des Wörtchens " definitiv".
Dieses Wort bringt mich definitiv zur Raserei.
Jeder, der es verwendet, muß 10 Cent Strafe in die Familienkasse zahlen ( oder so was Ähnliches).
Ich garantiere, bis Silvester kommen definitiv ein paar Euros zusammen.....:))))
Ein gutes Neues Jahr der ganzen Familie
Monika

RMH

28. Dezember 2018 11:41

"Übrigens gilt bis heute die Diagnose „Transsexualität“ als psychische Krankheit."

Jeder, der (so wie ich) so einen Fall einmal im eigenen Freundes- oder Familienkreis miterleben durfte, kann vermutlich bestätigen, dass das auch eine vollkommen korrekte Einstufung ist (die Symptome gehen ja über eine schlichte Bäumchen-Wechsel-Dich-Freude deutlich hinaus). Übrigens: Echte Transsexuelle sind nicht unbedingt Gender-Freunde, da sie ja bewusst sich in ein anderes Geschlecht umwandeln wollen und nichts "dazwischen" oder ähnliches sein wollen, sie wollen ja ganz "Frau" oder ganz "Mann" sein, bejahen ja gerade die klassische Rollenverteilung. Dies führt auch dazu, dass Transsexuelle leider oft nicht so ganz stil- und geschmackssicher bei der Wahl ihrer optischen Erscheinung sind und das jeweilige Geschlecht ihrer Sehnsucht zum Teil übertrieben adaptieren (nuttig wirkende Outfits, zu große Brustimplantate versus Body-Building-Holzfäller-Hipster-Style mit Bartwuchs und Tattoos). Echte Transsexualität erscheint mir auch seltener als das Mode Gender-Thema zu sein. Wie auch immer, mein Beileid geht an die Familien dieser Menschen, denn das ist kein einfaches Schicksal ebenso ist es mehr als grob fahrlässig, wenn durch "Aufklärungszentralen" der Eindruck vermittelt wird, dass sei alles quasi ein Spaziergang, den die moderne Medizin ganz einfach hinbekommt. Mich würden statt polit-korrektes Geschwätz von öffentlich subventionierten "Zentralen" einmal harten Fakten zu dem Thema interessieren, bspw. wie hoch die Lebenserwartung von Menschen ist, die ihr Leben lang Hormone zur "Geschlechtsangleichung" schlucken, ob sie häufiger Krebs und Gefäßkrankheiten (Schlaganfälle, Herzinfarkte etc.) bekommen etc. (der mir persönlich bekannte Fall hat jedenfalls schon entsprechende Probleme bekommen, die nach meiner Laiensicht vermutlich die Ursache in eben jenen künstlichen Hormoneinnahmen haben dürften). Da diese Prozeduren ja jetzt schon seit einigen Jahrzehnten vorgenommen wurden, dürfte es doch Studien zu den "Risiken und Nebenwirkungen" geben. Hier sollte ggf. von rechter Seite die Gegenaufklärung ansetzen. Vielleicht findet sich ja ein Mediziner, der hier ein Faktenbuch schreiben und veröffentlichen mag - "Gendern, riskanter als rauchen", könnte ein Ergebnis davon sein.

"Seine Frau hat definitiv die Hosen an – was ja kein Drama ist. "

Das dürfte auch der Normalfall in einer typischen, deutschen Ehe sein.

PS:
Ich warte darauf, dass eine der Töchter das Enthüllungsbuch "Mutter war eine Rechte" herausgibt (das war jetzt ironisch gemeint).

Ernst-Fr. Siebert

28. Dezember 2018 11:53

". kleine Kerle zum Bosen ..."
Schmunzel : Freud oder Tastatur?

Fritz

28. Dezember 2018 11:57

Zum 1. Teil: Ich habe mich auch schon gefragt, wer eigentlich über die Anschaffungen öffentlicher Bibliotheken entscheidet? In meiner Stadtbibliothek finden sich z.B. in der Abteilung der mittelalterlichen Philosophie sämmtliche Werke der feministischen Ikone Hildegard von Bingen, aber eher wenig von Thomas von Aquin oder William von Ockham. Schon komisch. Offensichtlich sind hier Menschen in der Lage, ihrem Steckenpferd nachzugehen, und dann ist eben Anne Frank wichtiger als Karl der Große.

Zum 2. Teil: Das ist wirklich bizarr, wie da Kindern Inhalte aufgezwungen werden sollen, für die sie sich anonsten nie interessieren würden, und nicht nur das, sie werden ja auch offen sexualpolitisch therapiert.

"Die Annahme, dass es lediglich zwei Geschlechter gibt, die sich auf Grund körperlicher Merkmale auf natürliche Art und Weise voneinander unterscheiden, ist Teil eines nicht hinterfragten Alltagswissens. "

Mein Gott, da wischt die Gendersoziologie mal eben so Evolution, Biologie und Alltagswissen einfach weg.

starhemberg

28. Dezember 2018 11:58

Ich hoffe, bald gibt es auch ein Buch über den eigentlichen Jungen Anne Frank, der niemals ein Mädchen sein wollte. Ansonsten - so verrückt und degeneriert das alles auch ist - wünsche ich erstmal einen guten Rutsch, ohne die regelmässigen Kommentare der geschätzten Frau Kositza würde mir so einiges fehlen. Bis 2019 dann mal.

heinrichbrueck

28. Dezember 2018 12:45

Das Gehirnwäscheprogramm dient der Realitätsleugnung, die in der Gegenwart durch ein Verhindern des menschengemäß-vernunftbezogenen Denkens eine Gehirnschranke setzt, und Beziehungen zur gegebenen Realität nicht aufkommen läßt.
Sklavengehirne, einem Wirtschaftsstandort flexibel zu Diensten, um an jedem Ende des Jahres dem Ethnozid einen deutschen Negativsaldo verzeichnen zu können.

Caroline Sommerfeld

28. Dezember 2018 17:06

Schimpfwörter? Drei Burschen, da kommt einiges in die Familie und vererbt sich flugs vom nächstgrößeren zum kleineren. Meine Mittel und Wege:
"So sprichst du nicht." Klar und deutlich. Kleinster Sohn wiederholt dann noch dreimal diebisch grinsend das inkriminierte Wort, dann ist die gewünschte Schockwirkung pfffft entwichen.
"Cool", "mega", "Altä", "fuck" verbiete ich nicht jedesmal expressis verbis, sondern umschreibe das Gesagte nochmal ironisch, z.B. "Oh, du findest großen Gefallen daran?" wenn etwas "megacool" ist. Oder "Es gibt weit Ältere in dieser Familie, aber worum geht's?", oder Kind beendet seinen an mich gerichteten Satz mit "Bruder", und ich antworte mit: " ...Mutter, wenn schon."
Eine Freundin, Lehrerin, hat vor nunmehr bald 20 Jahren ihrer Klasse (Rostock Lütten Klein) das ubiquitäre "Fick dich!" verboten, worauf die Schüler leicht verzweifelt fragten: "Was sollen wir denn sonst sagen?". Sie hatten ernsthaft ein beschränktes Vokabular, und waren trotz "Uncoolness" mancher Alternativvorschläge dankbar über die Wortschatzerweiterung, die die Lehrerin dann auf die Tafel schrieb.
Halbamüsiertes Kopfzerbrechen bereitet mir nur ein in letzter Zeit gern wiederholter Spruch des schnellaufschnappigen Jüngsten, dem ein vermutlich persischer Klassenkollege etwas beigebracht hat, das so klingt wie "Zickeridi Allah!", und wohl etwas ganz Schlimmes bedeutet. Kind: "Sowas kann man nicht googlen, gell?"
Ich denke, es kommt vor allem auf eines an: Sprachebenen und -milieus und -pragmatik zu erlernen. Einfach gesagt: Wann sagt man was zu wem?
Der Älteste stand im Kindergartenalter gern neben dem Fußballkäfig und hörte den Jugendlichen zu, um zuhaus dann das ein oder andere "Hurensohn" oder "Looser" an die Mutter statt an den Mann zu bringen und voll Genuß die Reaktion (Abwehr, Erklärungen, Späße, Alternativvorschläge) zu erfahren.
Was übrigens eine prima kleine Selbsterziehungsübung für Erwachsene ist: sich dabei beobachten, daß man bestimmte solcher Alltagsblödigkeiten gewohnheitsmäßig übernommenerweise sagt, und sich dann selber Einhalt zu gebieten. Manchmal muß man einen Stups von außen bekommen ("Was, du sagst auch 'nice'?"), manchmal fällt's einem eh von selber auf. Und dann: Schluß damit.

Nemesis

28. Dezember 2018 19:50

Einer der Entscheidenden Punkte in dieser Debatte scheint mir folgender zu sein:

Wenn Erwachsene Menschen sich, aus welchen Gründen auch immer, entscheiden, Ihr Geschlecht ändern zu wollen, so ist das grundsätzlich deren Angelegenheit. Völlig inakzeptabel ist es, erzwingen zu wollen, die eigene Geschlechtsdefinition dem Gegenüber aufoktroyieren zu wollen. Dies würde nämlich darauf hinauslaufen, dem Gegenüber die eigene Auffassung und Definition von Geschlechtlichkeit vorzuschreiben. Wieso soll z.B. jemand, dessen Geschlechtsdefinition naturwissenschaftlich basiert ist und der darauf basierend jemand als Mann definiert, gezwungen werden können, seine eigene Definition zugunsten eines anderen aufzugeben, nur weil der Andere eine andere Definition bevorzugt und sich plötzlich als Frau definiert?
Genau an diesem Punkt endet seine Freiheit.

Eine sehr interessante Diskussion von Ben Shapiro gibt es hier (die ersten 6 min):
https://www.youtube.com/watch?v=gkONHNXGfaM

Eine längere, ausführlichere hier:
https://www.youtube.com/watch?v=-CHqdYNFjMM

"Wie wäre die Geschichte wohl ausgegangen, wenn dort ein Sandsack hinge und sich dort kleine Kerle zum Boxen träfen?"

Tja, das hätte dann wohl die Intension des Filmchens so gar nicht getroffen...

Apropos:
Gibt es eigentlich mehr Transgenderfrauen oder umgekehrt?
Ich konnte leider keine verläßliche Zahlen dazu finden, fände das aber sehr interessant zu wissen.
Wenn jemand zufälligerweise Daten zur Hand hat, wäre ich um einen Hinweis/Link dankbar.

Laurenz

29. Dezember 2018 00:56

@RMH ... schön formuliert.
An sich tun Homosexuelle einer Gesellschaft nicht weh. Was mich stört, ist der Hang zur Selbstinszenierung, Heterosexuelle feiern ihre Fokussierung nicht mit einem besonderen Straßentag. Wenn Homosexuelle sich selbst als "normal" ansehen würden, verzichtete man auf den Sankt-Christof- Straßentag. Desweiteren nerven homosexuelle Seilschaften, wie zB der Verein schwuler Manager. Sie provozieren geradezu die eigene Ausgrenzung. Denn es gibt keine heterosexuellen Lobbies. Altmeier und Tauber gehören zB derselben homosexuellen CDU-Seilschaft an. Das unveränderte gravierende Problem können wir an historischen Beispielen sehen, wie der schwulen Seilschaft im Vatikan und der schwulen Führung der SA unter Ernst Röhm. Die homosexuelle Fokussierung steht im Vordergrund für die Bildung einer Lobby, das kann kein gesellschaftsfähiges Model für eine Nation inklusive politischer Verantwortung darstellen.
Was Transsexuelle angeht, so stellt sich in der Öffentlichkeit nie die Frage nach einer kranken Seele, immer ist der Körper der falsche. Bert Hellinger bekam großen öffentlichen Ärger, als Er veröffentlichte, abnorm Fokussierte in einer relativ kurzen Therapie leichtens wieder umdrehen zu können. Die Deutungshoheit in unserer Gesellschaft scheint sich das Abnorme zu wünschen.

micfra

29. Dezember 2018 06:06

Wenn ich solche Beiträge lese, wie diesen, werde ich mit meiner eigenen Gehirnwäsche und meiner Schuld gegenüber meinen eigenen Kindern konfrontiert. Wir brauchen mehr klare Eltern mit klaren Regeln. Ich habe jedenfalls noch selbst viel Bildung nachzuholen und bin sehr dankbar, hier in der Sezession einen Wegweiser für mich gefunden zu haben.

Vielen Dank, Frau Kositza!

Curt Sachs

29. Dezember 2018 08:50

Herr Siebert:
> ". kleine Kerle zum Bosen ..."
> Schmunzel : Freud oder Tastatur?

Wohl weder noch,

omen701

29. Dezember 2018 10:46

@Laurenz:
„Sind wir doch die einzigen, die indisch-arabische Zahlen von rechts nach links aussprechen“

„You cannot be more than twenty, I am sure - therefore you need not conceal your age.
I am not one-and-twenty.”
Jane Austen, Pride & Prejudice, Penguin Ausgabe S. 130

Städtenamen: Nizza, Genua, Mailand, Warschau, Prag, Lissabon

Gast auf Erden

29. Dezember 2018 16:29

Ich freue mich immer wieder, wenn ich an Teenagern u. Kindern, mit denen ich zu tun habe, die "gute Kinderstube" entdecken kann, weil ich mir gut vorstelle, wie das frühere Selbstverständliche heute vom Elternhaus hart erkämpft werden muss. @EK u. @CS: Beispiele, wo sich die Mühen lohnen. Aber auch bei vielen anderen Eltern klappt das immer noch gut, die nicht so sehr "in the line of fire" stehen. Das lässt hoffen!
Allen noch frohe und gesegnete Weihnachten (geht ja heuer wohl noch bis 27.01.'19) und den berühmten Guten Rutsch aus dem Holsteinischen.

KlausD.

29. Dezember 2018 19:41

@Laurenz
"... "kuhl" ... kommt auch dem deutschen "kühl" ... am nächsten ..."
Ganz genau, man muß das "cool" nur ganz "kühl" zu nehmen wissen, so wie hier:
https://www.youtube.com/watch?v=p0raMBzkdsE

Andreas Walter

30. Dezember 2018 09:53

https://www.greenpeace-magazin.de/ticker/wjc-zu-anne-frank-ice-bahn-sollte-gaeste-ueber-holocaust-informieren

Fehlt dann jetzt eigentlich nur noch ein ICE mit dem Namen Jesus Christus.

2Rueckert

30. Dezember 2018 19:18

Hämatomanie in Abgrenzung zu Kanniballiphilie, aber auch Zoophilie sind Begriffe, die ihrer Emanzipierung durch diese Bundeszentrale harren.

Um das deutsche KZ-Gen zu verstehen, müssen die Kinder immer wieder Anne Frank studieren. Bei erkennbarem Widerstreben sollte die AAS eingeschaltet werden.

quarz

30. Dezember 2018 23:36

@Laurenz
"Gegen die Einführung von Fremdworten ist nichts zu sagen, "cool" hat wohl nicht ganz dieselbe Bedeutung wie "gelassen". Auf WasAffe schreibe ich meist "kuhl". Das kommt auch dem deutschen "kühl" im Buchstaben-Modus am nächsten."

Wenngleich nicht im Sinne eines Passepartout-Preiswortes, so doch im Sinne souveräner Gelassenheit findet sich zumindest regional ein keineswegs fremder, sondern althergebrachter Ausdruck, der dem "cool" entspricht. Martin Walser berichtet über die Dichterin Maria Menz:

"Ich mußte, als ich ihre Gedichte las, öfter rückfragen und habe dabei jedesmal mehr erfahren als ich zu erfragen fähig war. Zum Beispiel: Im geradezu homerisch-oberländischen Viehhandelsgedicht heißt es: "Ond'r langet'm Baura sei Hand, aber der loinet kuahl an d'r Wand." Daß er k-u-a-h-l an d'r Wand loinet, wunderte mich. Warum nicht "küahl"? Die Antwort von Frau Menz: Für das Wetter würde man "kuahl" nicht brauchen können; "kuahl" gebrauche man, wenn einer "in der Gesinnung kühl" sei. So genau erinnert sich der Oberessendorfer Sprachgeist an die germanische Herkunft; die Jüngeren haben sich neuerdings das englische "cool" zum gleichen Gebrauch in unsere Sprache zurückgeholt; sie hätten es auch bei Maria Menz in Oberessendorf holen können."

Walser schrieb das übrigens 1979. Vier Jahrzehnte haben wir es also inzwischen mit "cool" zu tun. Ein für die Jugendsprache erstaunlich hartnäckiger Ausdruck.

RMH

31. Dezember 2018 11:37

@ quarz,
danke für die Anekdote von M. Walser. Erklärt auch, warum das Wort "cool" so leicht bei uns Einzug halten konnte. Es war eben etwas vergleichbares schon da. Bei uns wird cool mittlerweile auch deutlich weiter angewendet, als im englischsprachigen Bereich. Dort gibt es ja auch noch "awesome", welches inflationär verwendet wird und welches es mangels ähnlichem Wort (cool/ kuhl) sicher schwerer haben wird, in Deutschland Fuß zu fassen, zumal die hiesigen jungen Leute cool auch an Stellen verwenden, wo der US-Jugendliche vermutlich "awesome" sagen würde.

Maiordomus

31. Dezember 2018 11:57

@quarz. Ein Juwel. So was Treffendes, bezeichnenderweise in der für die deutsche Dichtung in der Bundesrepublik immer mehr bis zum Verschwinden vernachlässigten Mundart, hat Martin Walser leider schon lange nicht mehr geschrieben.

quarz

31. Dezember 2018 12:58

@Maiordomus

Walser ist ja inzwischen an merkelitis sentimentalis erkrankt. Bemerkenswert, wie aus dem leidenschaftlichen Verteidiger der alemannischen Kultur gegen die zersetzenden Zumutungen von außen ein die Auflösung der deutschen Kultur durch Massenimmigration kindlich bejubelnder Merkel-Schwärmer geworden ist.

Hat er einfach nur für sich einen seelischen Erinnerungsraum geschaffen, eine Arche des Bei-sich-seins, die nur bis zu seinem absehbaren irdischen Ende tragen muss? Und nach ihm die Sintflut? Oder nimmt er die eigentlich unübersehbare Bedrohung unserer Kultur gar nicht mehr wahr? Seine verklärenden Beschreibungen der Merkel-Politik als "Geschenk an die Welt" und seine mediale Liebeserklärung an die Kanzlerin haben schon etwas Regressives an sich, mit dem möglicherweise eine Verengung des Wahrnehmungswinkels einhergeht. Schade.

ElDuderino

4. Januar 2019 15:18

Ich denke nicht, daß „sexual health condition“ mit „sexueller Gesundheitszustand“ korrekt übersetzt ist (insbesondere unter Verweis auf die vermeintlich „gesundheitsneutrale“ Bedeutung der Wendung im Englischen): „The patient's condition is easy to treat.“ (siehe z. B. hier: https://www.linguee.de/deutsch-englisch/uebersetzung/Erkrankung.html).

Für diesen Beitrag ist die Diskussion geschlossen.