Moral ist Beschränkung

Gastbeitrag von Heino Bosselmann --- Kann die Feststellung in der Überschrift als ethisches Hauptproblem gelten?

Inso­fern jedes ver­ant­wor­tungs­vol­le, also mora­li­sche Han­deln auf inne­rem Zurück­set­zen, auf Ego­is­mus­ver­halt, mit­hin auf Maß, Ver­zicht und, ja, Demut grün­det, der Öko­no­mis­mus als Betriebs­sys­tem der Gesell­schaft aber die Fixie­rung auf das Mehr und auf Wachs­tum, Wachs­tum, Wachs­tum ver­langt, mag gar ein unlös­ba­rer Grund­wi­der­spruch vorliegen.

Adam Smith, Haupt­ver­tre­ter einer klas­si­schen Öko­no­mie, ver­stand sich als Ethi­ker, aber die moder­ne Öko­no­mie ist mitt­ler­wei­le weit über ihn hin­aus, schon weil sie über eine ganz ande­re, dem Pla­ne­ten ans Mark grei­fen­de Maschi­ne­rie ver­fügt. Zuge­stan­den, es wird regelnd ein­ge­grif­fen – u. a. über poli­ti­sche Regu­la­ri­en, Prei­se, Steu­ern und Gesetze.

Aber es kann, soll oder darf das grund­le­gen­de Prin­zip der fort­lau­fen­den Repro­duk­ti­on auf Kre­dit – also aufs Zukunfts­ver­spre­chen zum grö­ße­ren Ver­brauch hin – nicht gefähr­det wer­den, was schon immer, mitt­ler­wei­le aber expo­nen­ti­ell zu einem wahn­wit­zi­gen Res­sour­cen­ver­schleiß führ­te, der offen­bar unhin­ter­geh­bar ist, weil sich jede nach­wach­sen­de Gene­ra­ti­on, die sich wie­der­um expo­nen­ti­ell grö­ßer, schwe­rer, brei­ter als die vor­an­ge­gan­ge­ne aus­wächst, ein Recht nicht nur auf den bis­he­ri­gen Stan­dard, son­dern auf einen noch bes­se­ren, also etwa ener­gie- und roh­stoff­in­ten­si­ve­ren anmaßt.

Die Welt ist „ver­füg­bar“; alle mel­den – glei­che Wür­de, glei­ches Recht – einen Anspruch auf alles an, selbst­ver­ständ­lich gera­de jene, die bis­her kei­nen vol­len Zugriff hat­ten. Und die, denen alles zur Ver­fü­gung steht, wol­len nichts mehr redu­zie­ren. Der Sozio­lo­ge Hart­mut Rosa:

Es ist nicht die Gier nach mehr, son­dern die Angst vor dem Immer-weni­ger, die das Stei­ge­rungs­spiel aufrechterhält.

Effi­zi­enz­stei­ge­rung, Ratio­na­li­sie­rung, Inno­va­ti­ons­druck, über­haupt Beschleu­ni­gung gel­ten als unver­han­del­bar, wei­sen sich kurz­fris­tig als Fort­schritt aus; aber mit gestei­ger­ter Dyna­mi­sie­rung neh­men die Kon­tin­gen­zen zu. Erhöht sich die Dreh­zahl der zahl­lo­sen Räder, dann crasht das Sys­tem unwei­ger­lich, und abge­se­hen vom nicht mehr zu beherr­schen­den Tem­po wird es durch sei­ne Kom­ple­xi­tät anfälliger.

Ist die­se mephis­to­phe­li­sche Dyna­mi­sie­rung Teil der „con­di­tio huma­na“? Und: Kann die Moral da mit­hal­ten? Die DAX-Linie muß immer nach oben wei­sen. Sonst wer­den, heißt es, die Märk­te ner­vös. Und wenn die erst ner­vös sind, dann gna­de uns Gott! Linea­res Den­ken: Wo endet der Zeit­strahl der Mensch­heits­ge­schich­te? Fer­ner gerückt ist die­ses Ende nicht, son­dern näher. Wird es sich um eine Erlö­sung handeln?

Der chi­ne­si­sche Wan­der­ar­bei­ter wünscht sich genau jenen Auf­stieg, den der Pro­le­ta­ri­er des Man­ches­ter­ka­pi­ta­lis­mus sozi­al­ge­schicht­lich längst absol­vier­te, vom tuber­ku­lö­sen Lohn­skla­ven im Pau­pe­ris­mus zum feis­ten, rund­um ver­sorg­ten Gewerk­schaft­ler des „Wohl­fahrts­staa­tes“. Ein anthro­po­lo­gi­sches Gesetz? Ver­mut­lich ja, ein Selbst­läu­fer der „pro­gres­siv“ genannt wird, was letzt­lich aber zu einer Selbst­ver­dau­ung des Lebens führt. Unausweichlich?

Der sahel­afri­ka­ni­sche „Flüch­ten­de“ flüch­tet ent­ge­gen übli­cher Legen­den nicht zuerst mit Rich­tung auf Frei­heit und Demo­kra­tie, son­dern zum Super-Markt, den er erreicht hat, sobald er Welt­bür­ger für die Welt­kon­zer­ne gewor­den ist. Und all die Wohl­mei­nen­den sehen ihre mit­mensch­li­che Pflicht dar­in, ihm – Um Got­tes wil­len! – dabei zu hel­fen, zumal sei­ner Her­kunfts­re­gi­on selbst mit jahr­zehn­te­lan­ger Ent­wick­lungs­hil­fe nicht zu hel­fen war.

Ver­ur­sacht wie­der­um davon, daß die kor­rup­ten Chiefs sei­ner bis­he­ri­gen Regie­rung ihre Kar­rie­re zum Welt­bür­ger über eine unred­li­che Akku­mu­la­ti­on von west­li­cher Ent­wick­lungs­hil­fe betrie­ben. Und weil es am Fuße der Bevöl­ke­rungs­py­ra­mi­de immer mehr und mehr wur­den, die ein Recht auf Bedürf­nis­be­frie­di­gung bean­spru­chen. Wenn das in der Hei­mat­re­gi­on nichts wird, dann auf ins gelob­te Land. Sie wol­len end­lich zugrei­fen, und der Markt will auf sie zugreifen.

Das Chris­ten­tum wird gegen­wär­tig nur zu gern als eine „Reli­gi­on der Flüch­ten­den“ dar­ge­stellt. Wohin floh die Hei­li­ge Fami­lie des Mat­thä­us-Evan­ge­li­ums? Fort von der Bedro­hung durch Hero­des. Sie such­te nicht den Super-Markt, selbst nicht jenen, den es damals schon gab.

Das ist im wei­tes­ten Sin­ne eine poli­ti­sche Flucht. Aber mitt­ler­wei­le ist alle Poli­tik aus­schließ­lich ein Markt­platz, auf den der ver­wurs­te­te Pla­net feil­ge­bo­ten wird. Die Rei­se geht zu den vol­len Fleisch­töp­fen; der Tanz ums gol­de­ne Kalb läuft so exzes­siv wie nie.

Nach der „Teil­ha­be“ dar­an such­ten genau­so die eins­ti­gen DDR-Bür­ger, denn sie blie­ben Jahr­zehn­te „vom Markt“ abge­schnit­ten. Ein­bli­cke erlaub­ten allein West­fern­se­hen und „Inter­shop“. Ja, es heißt, sie waren viel­mehr auf dem Weg zu Men­schen­recht, Frei­heit und Demo­kra­tie, es ging ihnen pri­mär um ihre Wür­de, um freie Ent­fal­tung ihrer Ver­nunft, um Men­schen- und Bürgerrechte.

Nur waren selbst die sub­ver­sivs­ten nickel­be­brill­ten Bür­ger­be­weg­ten recht schnell befrie­det von dem Ange­bot, auf das sich „der Wes­ten“ haupt­säch­lich ver­stand und das ihn schon jahr­zehn­te­lang über die Mau­er hin­weg glän­zen ließ: Konsum!

Schon der ärger­li­che­re Bor­deaux aus den unte­ren Regal­me­tern, sau­re Hek­to­li­ter­wa­re, mun­de­te bes­ser als der ver­schlack­te bul­ga­ri­sche Caber­net, den man vor­her in Pfar­rers Gar­ten beim Ersin­nen neu­er Uto­pien genoß. Und dabei blieb es. So wie sich die Dis­coun­ter füll­ten, leer­ten sich die Kirchen.

Zum Kern: Wo es zuerst um den Ver­brauch, den Ver­schleiß, das äuße­re Wachs­tum und also den Gewinn geht, da hat es Moral per se schwer, obwohl sie immer lau­ter und lau­ter dekla­riert und beschwo­ren wird. Die Lin­ken und Grü­nen mora­li­sie­ren mehr als jede ande­re poli­ti­sche Fakul­tät, beflei­ßi­gen sich aber nicht min­der einer „impe­ria­len Lebens­wei­se“ (Ulrich Brand, Mar­kus Wis­sen), für die der Boom des SUV ste­hen mag.

Kon­ser­va­tis­mus, soll­te es ihn tat­säch­lich heu­te noch geben, bedarf der Beschrän­kung, for­dert die Umkehr, setzt ein, was sel­ten wur­de, weil es viel kos­tet, näm­lich die Hal­tung. Die mag dar­in lie­gen, nach wie vor Ehr­furcht zu emp­fin­den vor der Schöp­fung, die man eben nicht ver­wurs­ten darf, son­dern zu bewah­ren hat.

Oft genug steht der Kon­ser­va­ti­ve gera­de hier auf ver­lo­re­nem Pos­ten: Eben nicht zu mora­li­sie­ren, son­dern – und sei’s im Als-ob – selbst beim als rich­tig Erkann­ten zu blei­ben, obwohl es rund­um in die Irre geht. Was trös­tet? Min­des­tens der sach­li­che Blick, min­des­tens aufs Poli­ti­sche, sto­isch, manch­mal zynisch.

Nichts schreibt sich
von allein!

Das Blog der Zeitschrift Sezession ist die wichtigste rechtsintellektuelle Stimme im Netz. Es lebt vom Fleiß, von der Lesewut und von der Sprachkraft seiner Autoren. Wenn Sie diesen Federn Zeit und Ruhe verschaffen möchten, können Sie das mit einem Betrag Ihrer Wahl tun.

Sezession
DE58 8005 3762 1894 1405 98
NOLADE21HAL

Kommentare (50)

Laurenz

24. Januar 2019 11:21

Nachts ist es kälter als draußen?

Christentum und linke Ideologie sind ein - und dasselbe. Sie dienen dem Regime-Change und folgendem Totalitarismus. Selbst der Moslem kann sich dem nicht entziehen.

Konservative benötigen, laut Herrn Bosselmann, Wohlstand. Denn nur der Wohlhabende kann Verzicht üben, Konservatismus ist also nix für arme Besucher von Discountern.
Dem christlichen Virus kann sich wohl keiner entziehen, auch der hart gesottene Heide nicht. Selbst Genosse Stalin schaffte das nicht. Allerdings ist das Phänomen nicht global. Es gibt resistente Arten. Die erfolgreichste Ideologie auf dem Planeten ist die Bilanzierung nach IAS.

Niekisch

24. Januar 2019 13:28

Es gab einmal eine Zeit, da saßen unsere Eltern beim organisierten Eintopfessen und überlegten, wie ohne systemischen Wandel dennoch aus sozialistischem Gewissen ein klassenlos- soziales Zusammen- und Wirtschaftsleben zu gestalten sei.

Auf zum freiwilligen Eintopfsonntag!

Johannes Poensgen

24. Januar 2019 13:38

"Erhöht sich die Drehzahl der zahllosen Räder, dann crasht das System unweigerlich, und abgesehen vom nicht mehr zu beherrschenden Tempo wird es durch seine Komplexität anfälliger."

Weitverbreiteter Denkfehler. Ein System wird durch Komplexität nur dann instabiler, wenn die einzelnen Prozesse innerhalb des Systems miteinander korreliert sind.

Sind sie nicht miteinander korreliert, dann wird das System durch gesteigerte Komplexität stabiler!

Beispiel: Daß wir relativ gut durch die Finanzkrise 2007 ff. kamen lag daran, daß der heutige Weltmarkt viel ausdifferenzierter ist, als er es zur Zeit der großen Depression war.

Damals hingen große Teile der Wirtschaft an wenigen Branchen der Schwerindustrie. Alls diese abschmierten, zogen sie den Rest mit sich.

Heute verteilt sich die Produktion auf viel mehr Branchen, deren Konjunktur voneinander weitgehend unabhängig ist. Bricht in Branche A und B die Konjunktur ein, befinden sich C und D gerade im Aufschwung und umgekehrt. Das Gesamtsystem bleibt stabil.

heinrichbrueck

24. Januar 2019 14:59

Papiergeld ist Betrug. Schuldscheine. Die Währungen als normales Tauschmittel, und nicht die Schuldscheine als Tauschmittel; eine Frage der Herkunft und der Identität des Geldes. Es gibt in Deutschland kein Warenmangel. Geldprobleme werden gemacht, absichtlich. Ist der Bankrott systemimmanent, wird ihn die Moral des Konsumverzichts nicht verhindern können.
Ob Moral Beschränkung oder Nachhaltigkeit ist, die Arbeitsmoral in Deutschland schafft eine hohe Produktivität. Intelligenz und Arbeitsmoral, Fleiß und Erfindungsreichtum, bewirken ein Leben im Luxus. Natürlich braucht dieses Leben, jedenfalls verstärkt ab 2015, Entwicklungshelfer. Diese produzieren zwar keine Waren, aber sie benötigen Schuldscheine, die Regale trotzdem nicht leerer werden.
"Germany must perish" ist kein Erlösungsversprechen. Gilt inzwischen nicht nur für Germany.
Entwicklungshilfe ist eine Provision an die Plünderungserlaubnis. Ginge auch ohne Hilfe und Einmischung, aber dann wäre das Ziel ein anderes.
Man vergleiche die Verschuldung der DDR, die Pleite gehen durfte und abgewickelt dem westlichen Schuld(en)system angeschlossen wurde, mit derjenigen der USA! Wie soll denn die Moral an das Wissen gelangen, die es befähigen würde, die Beschränkung moralisch akzeptieren zu können? Hier ist doch das Weltbild des Konservativen die tragende Lüge. Der Scherbenhaufen als Schlußpunkt im Endspiel, wenn der Bankrott als Nullpunkt oder Neuanfang von vorne beginnt. Eine konservative Würdelosigkeit, ob mit oder ohne Kirche.

Der_Juergen

24. Januar 2019 15:25

@Laurenz

Ihre Wortmeldungen bewegen sich deutlich unter dem Niveau dessen, was man hier gewohnt ist. Entweder bereitet es Ihnen Schwierigkeiten, einen Text zu verstehen, oder Sie tun so, als verstünden Sie ihn nicht, um sich nicht damit auseinandersetzen zu müssen. Da wäre es doch sehr viel besser, Sie schwiegen von Anfang an.

"Nachts ist es kälter als draussen" ist fürwahr eine dümmliche Replik auf den Artikel von Bosselmann, der im Gegensatz zu Ihnen immerhin etwas zu sagen hat.

A propos; Auf einem vorherigen Strang haben Sie die Tschechen kollektiv als "Pack" betitelt, die pseudowissenschaftliche These von der "Erfindung der slawischen Völker und Sprachen" propagiert und mich dann, als ich Ihnen in beiden Fällen mit Argumenten widersprach, ausgerechnete der "Deutschtümelei" (!!) bezichtigt. Geht's noch primitiver?

Auf Kommentare von Ihnen werde ich künftig nicht mehr eingehen, da dies wohl unnützer Zeitverlust wäre.

Sandstein

24. Januar 2019 16:50

@ Laurenz

selten größeren und selbstverliebteren Unsinn als den Ihren gelesen.
Christentum als Virus, okay, das nennt man dann Aufklärung?
Trennen Sie bitte in Zukunft heilige Schrift, Glauben an Gott, Jesus und den heiligen Geist von Institutionen wie der evangelischen Kirche in Deutschland oder allgemein von dem, was Sie "Christentum" nennen. Und Glaube an Christus hat auch nichts mit dem römischen Papistenpack zu tun, sondern mit innerer Selbstbetrachtung und Demut.
Wer diese Selbstbetrachtung ehrlich zulässt landet automatisch bei der eigenen Unvollkommenheit und damit bei Gott.
Wer stattdessen an Odin oder Tyr glauben will, soll das tun.

Ein Spruch, den mein Urgroßvater an seiner Pfarrei anbringen ließ: "Deutschland unsere Aufgabe, Christus unsere Kraft."
Und er überlebte Verdun (1.WK) und Stalingrad (2.WK) sicher nicht weil er so unglaublich überzeugt von sich selber war (wie der "moderne" Mensch), sondern weil er genau wusste, entweder Gott oder niemand.

..und genau so sehe ich es auch.

ps: Stalin hat sich nicht dem Christentum gebeugt, sondern es für den Großen Vaterländischen Krieg zu nutzen gewusst. So wie die Nächstenliebe heute für die NGO herhalten soll. Das hat rein gar nichts mit einem ansteckendem Virus zu tun, sondern schlicht mit Unaufrichtigkeit.

Fuechsle

24. Januar 2019 17:11

Ich habe Heino Bosselmanns geistreiche Beiträge immer geschätzt, daher freut es mich, ihn hier wieder zu lesen, manche sind es eben wert ihnen "siebzig mal siebenmal" (Matth.18,22)zu vergeben, @Laurenz, vielleicht sehen Sie sich bestätigt. Ich finde Bosselmanns Beitrag ergänzt Gaulands hervorragende Rede bestens, Haltung benötigt Verortung - somewhere!

Gustav Grambauer

24. Januar 2019 17:36

Besten Dank für den Hinweis auf die Hayek-Zeit, wieder etwas gelernt. Muß leider kurz den Oberlehrer geben. Wenn es bei Manfred Osten heißt, Faust habe sich Luzifer unterworfen, so stimmt dies nicht. Auch läßt sich der Goethe-Topos "veloziferisch", den er, wie Osten ja selbst schreibt, in einem Brief an seinen Großneffen geprägt hat, nicht in den Faust hineinquetschen. Beides hat Osten für sein Goethe-Buch zurechtpassend gemacht, weil es Luzifer ist, der immer die Zeit bzw. den Geschichtslauf beschleunigen will und somit ein Anknüpfungspunkt fingiert werden konnte, um den ganzen Faust im Sinne der im Kern britischen Downsizing- / Slow-Movement-Ideologie umzuintepretieren. Aber Faust hat sich nicht Luzifer sondern Mephisto (Ahriman) unterworfen, welchem es selbst wesenseigen ist, immer die Zeit zurückdrehen zu wollen.

Damit nicht genug. Auch mir wurde in der Schule im Literaturunterricht die manipulativ-verdrehte Interpretation der Steigerung der Studierzimmer-Szene in Faust I

"Werd` ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zugrunde gehn."

zur Faust-II-Szene

"Zum Augenblicke dürft` ich sagen:
Verweile doch, du bist so schön!
Es kann die Spur von meinen Erdetagen
Nicht in Äonen untergehn. –
Im Vorgefühl von solchem hohen Glück
Genieß` ich jetzt den höchsten Augenblick."

beizubringen versucht, mit einem lächerlichen Eiertanz um das "dürft`" als angebliches linguistisches Irrealis und mit dem Ziel der Vergällung der Freude am Augenblick. Dabei durchbricht Faust mit "Es kann ..." ja gerade die vorher selbstauferlegten Fesseln und offenbart in der Hingabe an den Augenblick den höchsten Genuß, was den Antreiber-Ideologen, allen voran dem Goethe-"Experten" Abusch, sehr mißfiel und jedem Einpeitscher in jedem Sklavensystem mißfallen und zu einer ideologiegeleiteten Manipulation veranlassen wird. (Die Regie sollte das "Es kann ..." so stark und trotzig wie möglich betonen, während in fast jedem Theater - auch und gerade heute - die "Spur" oder die "Erdentage" hilflos-bemüht-dusselig oder süffisant-zynisch betont werden.) Goethe bzw. Faust und, so wie ich ihn kenne, auch Nietzsche ("... Zu keiner Zeit haben die Tätigen, das heißt, die Ruhelosen, mehr gegolten ..." wie bei Osten zitiert) würden nie die Beschaulichkeit der Rastlosigkeit - dröge-horizontal wie eben im 21. Jahrhundert üblich - gegenüberstellen sondern immer den Willensakt der Erhebung betonen.

Komme zum Kern. Da diese Pläne hier

https://new.euro-med.dk/20181129-china-zeigt-unsere-zukunft-smart-cities-der-nwo-agenda-21-orwellsche-uberwachung-und-belohnung-bestrafung-von-nwo-loyalitat-in-pferchen.php

bereits heute so krakenhaft auf alle Lebensbereiche ausgreifen, daß es bei einem solchen Thema nach einer Distanzierung schreit, Herr Bosselmann aber eine solche nicht bringt; außerdem, da Pläne in dieser Richtung sehr oft die Basis der Diskussionen hier sind, fragt sich der Leser, wie Herr Bosselmann zu diesen Plänen steht, wenn er sie bei diesem Thema völlig unerwähnt läßt. Muß es leider sagen, wir haben hier ein Paradebeispiel des "Programms" von Karl Liebknecht, das die "erlöste Menschheit" "beherrschen" soll. (Wobei ich, zugegeben, Herrn Bosselmanns mir unerschlossene beide Sätze des Ausblicks womöglich mißverstanden habe.)

Bei diesen Plänen ist Europa und dabei in erster Linie Deutschland (anders als z. B. Asien und dabei in erster Linie China) ein Sonderweg zugedacht (siehe hier ab 5:33 bis 10:08, es gibt auf Deutsch leider kein anderes Format für diese Analysen als Youtube-Clips):

https://www.youtube.com/watch?v=jxidxH5jC6w

Dieser Sonderweg führt wie wir sehen darüber, den Kontinent bzw. das Land zunächst in Phase 1 der Umformatierung systematisch und straff organisiert durch atomisierte Totalverarmung plus Bürgerkrieg hindurchzuführen. Auch wenn dies - womöglich, hoffentlich - scheitert, auch wenn dies bis jetzt noch nicht allzusehr auf das Alltagsleben der Deutschen durchgeschlagen hat (der Analphabeten-Eselskarren-Rattenfleisch-Plan ist erst zu weniger als einem Promille realisiert), schätze ich, daß Herr Bosselmann bei seiner Wachheit gut genug im Bilde zumindest über die Anzeichen ist und gebe zu bedenken, daß das leise Flüstern "wachstumskritischer" Gedanken in zwanzig bis funfundzwanzig Jahren zu einer urgewaltigen Aufwallung des Überlebensinstinkts führen könnte, d. h. zu einem rohen Drang, irgendwie noch ungelyncht durch den Hinterausgang des bis aufs Blut gereizten und überkochenden Saals zu entkommen, à la Rußland Jelzinzeit nach dem leisen Aussprechen von Gedanken, die, ob wahr oder unwahr, als in westlichen Think-Tanks ausgeheckt verstanden werden.

Rudolf Steiner hat einmal gesagt, daß die Unweltverschmutzung nur von den schlechten Gedanken der Menschen herrührt, aber diesen starken Tobak der staunenden SiN-Leserschaft zu erklären würde zu weit führen. Jedenfalls sind die Ressourcen des Planeten nicht begrenzt. Warum nicht? Weil der Geist dieses Planeten unbegrenzt ist, ebenso unser eigener Geist. Wiederum wer das erkannt hat, hat schon begonnen, das abzuwerfen, was die Freudomarxisten kompensatorische Bedürfnisse nennen. Ich sage nicht, daß das der Weg für jeden Chinesen ist, aber bin mir sicher, es ist der Weg zu einer ökologischen Grundhaltung für so manchen Sezessionisten.

- G. G.

Andreas Walter

24. Januar 2019 17:36

Ja, wenn man den wahrscheinlichen Verlauf der Zukunft sicher beweisen könnte.

Was aber nur in sehr einfachen Fällen möglich ist, die nicht zu weit in der Zukunft liegen.

Habe mal nichts gesagt weil ich wusste, dass meine damalige Freundin keine Kritik verträgt. Ich wollte ihr aber nicht die gute Stimmung vermiesen, in der sie war. Halbe Stunde später hat die Gardine gebrannt, hätte im ungünstigen Fall vielleicht auch das ganze Haus gebrannt.

Nett oder höflich, auch hilfsbereit sein wollen kann daher manchmal genau das Falsche sein.

Viele Verbrecher machen sich genau das aber zu nutze. Täuschen beispielsweise nur vor, Opfer zu sein.

Ruewald

24. Januar 2019 22:43

Es ist die Frage, ob es sich überhaupt um eine Frage der Moral handelt. Ist es nicht eher eine Frage der Vernunft, d.h. Einsicht, daß der Drang und die Steigerung nach "immer mehr" durch positive Rückkopplung schließlich zum Zusammenbruch führen muß, und daß daher Beschränkung unumgänglich ist?
"Die Natur hat uns keine Bremsen angezüchtet. Der Wettlauf im Jetzt, im Verbund mit dem bei Erfolg hormonal bekräftigten Antrieb, hält uns in der Falle des Kurzzeitdenkens gefangen, aus der wir nur durch Einsicht in die Zusammenhänge befreien können." (Eibl-Eibesfeldt)

Im übrigen sei auf die Negative Ethik (Ottmann) – die das Unterlassen als mindestens gleichberechtigt zum aktiven Tun in Erwägung zu ziehen anmahnt – und auf die Skeptische Ethik (H.U. Sommer, Hans Saner) hingewiesen.

Caroline Sommerfeld

24. Januar 2019 23:09

Chinas Sozialkredit-Totalitarismus, siehe auch hier: https://de.gatestoneinstitute.org/13011/china-sozialkredit-system
ist auch in der aktuellen ZEIT angekommen (leider noch nicht im Archiv), H erzählte von einem großen Artikel. Interessant fand ich an seiner Erzählung, daß selbst Chinesen, die 3.500km aus der Reichweite der Erfassung weggezogen sind, im Grunde das System gut finden, da es dem "Haifischkapitalismus" Fesseln anlegt. Ja, ja, so kann man das derart tiefgehend framen, daß den Leute vor lauter Heterostereotypen ("Kapitalismus ist böse, auch wenn er erklärte Staatsökonomie geworden ist") die Selbstwahrnehmung entgleitet.

Zum Moralbegriff: Ich möchte unterscheiden, und zwar Moral I und Moral II, damit ein Kritikpunkt an Bosselmann deutlich werden kann.
Moral I ist polemogen und parasitär, wußte schon Luhmann (in seiner Abschiedsvorlesung "Paradigm Lost"). Sie dockt an alle anderen sozialen Systeme an und erzeugt Zank und Streit, da die Systemcodes ins Ungleichgewicht gebracht werden. Z.B. wird recht/unrecht, wahr/falsch, Freund/Feind etc. am Pluspol mit "gut" übercodiert. Das ist eine Fehlform von Moral, die nur vorgibt, das Gute zu fordern und zu fördern.
Doch Moral II hat Substanz, insofern sie auf Tugenden (u.a. der Askese, die mit Beschränkung nur zum Teil deckungsgleich ist) setzt, ist in Bosselmanns Sinne also konservativ. Das wiederum wußte der unlängst verstorbene Robert Spaemann und hat es in seiner Laudatio auf Niklas Luhmann anläßlich von dessen Emeritierung auch so gesagt (im selben Suhrkampbändchen enthalten).

Laurenz

25. Januar 2019 09:56

@Der_Juergen .... Sie werden nur persönlich. Wie auch dem Mitforisten Maiordomus, fällt Ihnen sachlich nichts ein, sondern Sie wählen einzig den Angriff gegen meine Person. Frau Sommerfeld nennt entsprechende Antworten dazu "ad hominem", also antworte ich "nicht" entsprechend. Allerdings empfehle ich Ihnen die aktuelle Kolumne von Jan Fleischhauer (Alles Nazis außer mir) und die Debatte darum.
Ich habe die Tschechen nicht als Pack, sondern als Räuberbande bezeichnet. Hier hatte ich noch nicht mal die Beneš-Dekrete angeführt, sondern die Geschichte Zentral-Europas seit Tschechen als kulturelle Wasserträger der Hunnen in bajuwarische Kernlande einsickerten. Böhmen (La Bohème), zu deutsch Boheim, ist das Heim der Boier, einer der 4 großen bayrischen Stämme. Die tschechische Regierung ist seit bald 30 Jahren frei gewählt, und damit ist das tschechische Volk auch haftbar. Sie, Der_Juergen, verstehen wohl die Realität nicht. Das Land gehört nach aktuellem Duktus demjenigen, der es sich nimmt. Land und sein Besitz ist auf dem Planeten das einzige von wirklichem Wert.

@Sandstein .... wieso sollte ich eine Trennung zwischen Ihrem Gottesswahn (Dawkins, Friedrich der Große) und dem des Pontifex in Betracht ziehen? Dafür gibt es keinen historischen Beweis. Daß die Katharer dummerweise netter waren als der Graf von Toulouse, mag sein, aber dabei war niemand von uns, um es zu bezeugen.
Natürlich hatte Stalin bezüglich "des Großen Vaterländischen Krieges 41-45" sein übliches Verhalten aus der Not heraus verändert, was ihn aber nicht daran hinderte, unzählige Kirchen oder andere sowjet-fremde Machtsymbole zu zerstören oder zu schänden. Dazu finden Sie genügend im Netz, eine Debatte hier https://www.deutschlandfunkkultur.de/kirche-und-kommunismus-stalin-statt-gott.1278.de.html?dram:article_id=363058.

Mein Urgroßvater, von Beruf tatsächlich Zimmermann, war 7-Tage-Adventist und glaubte fest daran, daß, aufgrund der Apokalypse sein Herr und Meister wiederkehren würde. Er starb dann sehr enttäuscht ob des ignoranten Verhaltens seines Messias. Sie, Sandstein, haben weder Marx noch Paulus verstanden, verharren in Ihrer Lebenslüge. Der wesentliche Punkt in den Schriften beider ist die Auflösung des seßhaften Eigentumsbegriffs, traditionell den aus Nomaden-Kulturen entstammenden Autoren mißliebig. Für beide Protagonisten ist die Metapher von Kain (Ackermann) und Abel (Hirte) zu Beginn der Genesis, im Gegensatz zu Ihnen, offensichtlich und sie kämpften den bis heute anhaltenden Kulturkampf zwischen Nomaden und Seßhaften im Namen Abels. Wir europäischen Seßhaften sind "Kain". Und Sie verehren einen Gott, der Sie und Ihre Kultur ablehnt, interessant oder? Hat schon etwas Masochistisches an sich, finden Sie nicht?

@heinrichbrueck .... nicht das Papiergeld ist Betrug, sondern das virtuelle Geld. Wenn Papiergeld zum Betrug wird, offenbart sich das sofort in Vertrauensverlust und nachfolgender Wertlosigkeit.

@Fuechsle & Ruewald ..... ich halte, wie Sie vielleicht bemerkt haben, den Artikel von Herrn Bosselmann für ziemlich bescheuert, was sonst nichts weiter über die Person Herrn Bosselmanns aussagt, sondern es beschränkt sich auf diesen Beitrag.
Die Konservativen waren doch schon desöfteren an der Macht und haben sich, zumindest eben so oft, die Butter vom Brot nehmen lassen.
Moral, wie z.B. das konservative Weltbild über "die Frau", ist nichts anderes als ein gängiges Ritual dessen eigentliche Ursache (im Ursprung) wir vergessen haben. Herr Bosselmann hat natürlich Recht, Moral ist nicht nur Beschränkung, Moral ist wider die Natur und wird mit dem Verhalten sozialer Lebewesen verwechselt, mit einem imaginären Wert versehen. Angewandte Moral ist Mißbrauch. Allerdings schrieb Herr Bosselmann in meinen Augen den falschen Artikel dazu.

Der ganze Blog hier ist voll von Menschen, die dem Christentum, der abendländischen Philosophie oder dem Humanismus frönen. Es gibt kein einziges Argument, außer dem Recht des Stärkeren (Darwin), um einen Unterschied zwischen dem Menschen auf der einen Seite und Fauna & Flora auf der anderen Seite zu rechtfertigen. Diese o.g. Bildungs- und Rhetorik-Konstrukte dienen einzig dem Zweck diesen Tatbestand zu Lasten der vielen "Gläubigen" zu verschleiern oder zu zerstreuen, verschenkte Lebenszeit, sei's drum.

Laurenz

25. Januar 2019 10:43

@Caroline Sommerfeld .... Sie verbleiben leider nur an der philosophischen Oberfläche, das führt zu keiner relevanten Erkenntnis.

Unser föderaler Geist läßt auch auch Börsenproleten, wie Dirk Müller oder mich ob des totalitären Ungetüms China erschauern. Und Dirk Müller sind dann doch unsere durch die Gegend ballernden us amerikanischen Freunde lieber als der Große Bruder aus Ostasien.
Leider verharren Sie in der Programmatik der linken deutschen Journaille über den inneren Widerspruch der KP Chinas und benennen eine imaginäre Kapitalismus-Kritik. Es gibt seit Deng-Xiaoping, also 1978, weder Kapitalismus-Kritik noch einen inneren Widerspruch in China. Den gibt es nur in europäischen linken Köpfen. Deng hat, aufgrund seiner profunden Bildung, einfach die ideologische Grundlage fundamental geändert. Es gibt auf dem Planeten nur ein Wirtschaftswunderland mit 2 Wirtschaftswundern in kürzester Zeit. Dieses Land hat Deng sich als Beispiel genommen und den chinesischen Staat mit unvergleichlichen Erfolg danach ausgerichtet. Diesen Fakt will nur niemand wissen, er wird öffentlich ignoriert, auch von Ihnen.
Ihnen fehlt schlicht die Empathie zu ermessen, was es heißt, eine Riesenreich wie Rußland, oder ein völlig übervölkertes Land wie China zu managen. In China sind immer noch ca. 40% von 1,4 Milliarden Menschen arm. Um diese Armut zu lindern, sucht die chinesische Führung natürlich Synergien, welche die Energien freisetzen sollen, diese Not zu lindern. Ein China mit westlichem Staats-Gepräge würde sofort zerfallen, es wäre mit unseren pseudo-humanistischen Maßstäben und Werten nicht organisierbar. Millionen würden wieder verhungern. Ganz Ostasien litt über viele Jahrhunderte ob der westlichen Bigotterie, vor allem die Herrschaft der ostindischen Handelskompanien kostete viel Leid der Indigenen Asiens.
Davon hat der Asiate gestrichen die Nase voll und wird auf westliche Pseudo- und Luxus-Befindlichkeiten keine Rücksicht mehr nehmen. Und die autoritären politischen Systeme Ostasiens sind aus zwingender Logik heraus in der Geschwindigkeit der Entscheidungsfindungen schneller als alle westlichen Gesellschaftssysteme, die ein Großprojekt in Deutschland im Schnitt 12 Jahre Planung brauchen lassen, oder wie im Falle des BER gar nicht fertig werden. https://www.welt.de/politik/ausland/article152773999/Peking-zeigt-den-Deutschen-wie-Grossflughafen-geht.html . Ich empfehle Ihnen, reisen Sie mal nach Ostasien und stellen sich vor, Sie müßten diese dortigen Staaten besser organisieren als sie es aktuell sind. Danach wird Luhmann obsolet sein.

Caroline Sommerfeld

25. Januar 2019 11:23

@Laurenz: Empathie mit Riesenreichen? Daß ich nicht lache. Und ich habe mir niemals angemaßt, China regieren zu wollen oder auch nur können zu wollen. Ich beobachte (mit dem notorischen Luhmann: Beobachter 2. Ordnung) den Kulturteil der ZEIT und die darin vorkommenden Erzählungen, gefiltert durch meines Mannes linken Blick. Und mir fiel auf, wie da Stereotype gebastelt werden. Mehr nicht.
Ihr Einwand, daß Chinas "Kapitalismusproblem" nur westlichen Linken als ein solches erscheint, ergibt sich aus einer spezifischen Beobachtung. Gut, daß Sie deren blinden Fleck markieren, der ist mir nicht aufgefallen.
Nur, wende ich ein, daß so ein Reich gesteuert werden muß, daß Massen verwaltet sein wollen, daß Politik gemacht werden muß, die überdies ökonomisch-fundamentalistisch sein muß (Fundamentalismus ist, wenn ein soziales System sich zum Herrn über die anderen aufschwingt), steht auf einem völlig anderen Blatt Papier als meine Überlegungen zur Implementierung von "Moral" in eine westlich-individualistisch-verhausschweinte Überflußgesellschaft, was ja auch Bosselmanns Problem ist. "First world problems"? Sicherlich.

Lotta Vorbeck

25. Januar 2019 16:11

@Caroline Sommerfeld - 24. Januar 2019 - 11:09 PM

+ Danke für Ihre bemerkenswerten Ergänzungen bezüglich Moral I und Moral II.

+ Danke für Ihren wunderbar tiefschürfenden, die Frage 'Wer gehört zu uns - wer gehört nicht zu uns?' erörternden, am zurückliegenden Sonntag gehaltenen, überaus luziden Vortrag!

Sandstein

25. Januar 2019 16:46

@ Laurenz

Sie scheinen in Ihren Ansichten sehr gefestigt. Festigkeit ersetzt aber keine Substanz.
Ihr Vater war also enttäuscht, dass "sein" Messias sich anders verhielt, als er erwartet hatte. Und das hat er ihnen dann "danach" noch mitteilen können? Sind Sie Metapsychotiker?

Ansonsten sind unsere germanischen Vorfahren als nomadische Reiterkrieger aus den Steppen Asiens gekommen, völliger Irrsinn Ihre Nomaden-Sesshaften-Theorie.

Und tatsächlich habe ich mich nie abgelehnt gefühlt durch Gott. Tut mir Leid, wenn Sie das so empfinden. Umso deutlicher wird aber so für mich, warum sie alles weltliche über, und alles transzendente unterbewerten.

"Sie verharren in Ihrer Lebenslüge".
Und Sie wissen das jetzt genau woher?
Herrlich!

FrankaFrey

25. Januar 2019 18:18

@Laurenz
Sie sind ein echter Ketzer. Sie gefallen mir!

Gustav Grambauer

25. Januar 2019 20:25

Es geht ein Gespenst umher in der Weltgesellschaft - das Gespenst Greta. Heute vormittag hat es wieder zugeschlagen, in Davos:

https://www.youtube.com/watch?v=M7dVF9xylaw

Wir leben hier unter Gefechtsbedingungen. Tag und nacht donnern die Hubschrauber über unser Haus daß die Scheiben klirren, vom Charter-Terminal in Zürich-Kloten nach Davos hin und her. Der von Huntington so bezeichnete Davos-Mensch bestellt sich den Rotzgoof (= die Rotznase) ein, um sich und dem Rest der Welt aus Kindermund PR-wirksam eine kinderrechtsideologiekorrekte Gardinenpredigt halten zu lassen und dazu einen auf deeply concerned zu machen (bei 1:36, man beachte, wie liebevoll auch für Diversity gesorgt ist), und um dann wieder vom Hotel in die 35-Liter-Super-Panzerlimo zu steigen, die ihn keine dreihundert Meter entfernt zu einem Augusta Westland Powerdingsbums bringt, welcher etwa 1.600 Liter (!) Kerosin pro Stunde (!) verbraucht. (Warum ist der so groß? Weil der Tank so groß sein muß.)

Greta hat selbstverständlich nicht nur ihren Sermon unter Abwägung der Zahlenvorgaben mit Berücksichtigung der hochsubtilen Diplomtie zwischen den Großräumen (China ...) selbst verfaßt sondern auch "selbstbestimmt" entschieden, bei ihrem Auftritt violette (!) Hosen (!) zu tragen, weil sie nämlich die Tragweite der politischen Symbolik dieser Farbe

http://1nselpresse.blogspot.com/2016/11/die-clintons-und-soros-gaben-den.html

besser kennt als die meisten Politikwissenschaftler der westlichen Sphäre.

Wenn ich einmal am Ätzen bin, mir haben schon mehrere gesagt, daß sie vor Alice Weidel regelrecht Angst haben, so wie die im Bundestag auftritt. Im Wissen um allen Ernst der Hintergründe beichte ich meine klammheimliche Freude darüber, daß denen mit Frau Weidel und Klein-Greta gleich von zwei Seiten eingeheizt wird!

- G. G.

Kaiza

25. Januar 2019 23:00

Laurenz amüsiert mich.
Der hat schon Witz.
Inhaltlich stimme ich ihm zu.

Bitte mehr!

Franz Bettinger

26. Januar 2019 05:30

Mit diesem @Laurenz haben wir ja einen echten und kämpferischen Atheisten an Bord der SiN-Titanic, der das Christentum neben allen anderen Religionen gefressen zu haben scheint. (Gegen den bin ich ein Stiefmütterchen.) Da stehen einige Damen und Herren im Forum mit dem Rücken an der Wand ihres Glaubens, aufgespengelt wie Insekten, können nicht sachlich parieren, weil man Gott nicht nachweisen kann, was die meisten, da intelligent genug, wissen und zugeben. Da werden sie sauer und greifen wenig anders als die auf Grün gedrehten Linken in ihrer Verzweiflung (und für mich ganz ungewohnt) zu ad personam Verunglimpfungen. Das kann ja noch heiter werden, falls @Laurenz einen langen Atem hat. Ein gewisser Thomas Martini, ein brauchbarer Mann, hat sich aus ähnlichen Gründen schon mal von hier verabschiedet. Ich rate allen: Weg von Gott, weg von Religionen und weg von der ad hominem Methode! Machen Sie das Esoterische mit sich im stillen Kämmerlein aus. Wer von einer falschen Prämisse ausgeht, kann nur zu falschen Ergebnissen kommen (Gott; Moral versus Motivation; Biologie versus Biologismus). Für mich selbst gilt: Wäre schön, wenn's ihn gäbe. Aber der göttliche Rätsel- und Regenmacher macht es mir verdammt schwer, an ihn zu glauben. Tut mir leid, aber der Allmächtige sollte schon in der Lage sein, sich deutlich zu zeigen. "Über den Wolken ... muss die Freiheit wohl grenzenlos sein ... ." Nein, nur die Exoterik (=allgemein zugängliches Wissen) bringt uns weiter!

Maiordomus

26. Januar 2019 06:17

@Grambauer. Die von Ihnen angesprochene Thematik müsste wohl einmal beim Treffen der Sezessionsleser in der CH angesprochen werden. Die Sache mit Greta erinnert stark an Kinderkreuzzüge. Mit viel Phantasie und hundertprozentig auf der Basis der Ideologie des Zeitalters zu einem Fernziel aufbrechen Das Wetter war kulturgeschichtlich schon immer eine religiöse Angelegenheit, wobei aber dies gerade heute nicht mehr bewusst zu sein scheint. Klimageschichte war ja bei Fernand Braudel schon vor 60 bis 80 Jahren ein grosses Thema, und ohne die mittelalterliche Klimaerwämung wäre es wohl zu keiner Eidgenossenschaft gekommen. Aber in Davos war niemand vorhanden, der im Ernst über diese Sache Grundwissen besässe. Zum Beispiel der Verfasser der dreibändigen Geschichte des Kantons Uri oder der Klimahistoriker des Alpenraums, Christian Pfister. 1823 ist übrigens schon eine sehr informative, gutdokumentierte Wetter- und Klimageschichte Deutschlands erschienen. Gerade auch in der Trump-Epoche, da ist der Präsident wohl nicht ganz unschuldig dran, wie schon Obama, der behauptete, das Auto sei in Amerika erfunden worden, oder Bush, der fragte, ob es in Brasilien auch Schwarz gebe. Dass Alice Weidel im Niveau da klar höher ist, beweist leider noch wenig, aber sicher geeigneter als Petry, der die Grundlagen strategischen Denkens von Anfang an abgingen, geistig, politisch, persönlich.

Diese Debatte hier aber auf dieser Kolonne hat, wie es -Jürgen und anderen auch aufgefallen ist, teilweise ihr tiefstes Niveau seit ihrem Bestehen erreicht. Es fehlt wirklich an Grundwissen, es macht sich im Moment ein theologischer, historischer und philosophischer Analphabet breit, der sich bestenfalls als Plakatkleber eignen würde, aber sicher nicht als strategischer Denker. Das historische, phänomenologische, theologische und philosophische Verhältnis des Christentums mit seinen breiten Denominationen verdient natürlich schon analysiert zu werden, aber nicht auf Zweibeiner gut /Vierbeiner schlecht-Niveau von einem, der wirklich mit null Basiskenntnis auf Art eines Sektierers alles auf eine Gleichung bringen will, die es nun mal nicht gibt. Übrigens ist es keine Schande, über kein ernsthaftes Wissen zu verfügen, sondern jeweils bis zum Beweis des Gegenteils der Normalfall. Wer zur differenzierten Analyse unfähig ist, muss deswegen nicht dumm sein. Selbstbornierung im Sinne einer Selbstvergewisserung eines Weltbildes genügt völlig, wie diejenigen unter den Linken, die schon jede ernsthafte demografische Analyse oder Überlegungen betr. Unterschiede innerhalb der menschlichen Spezies als faschistisches "Verbrechdenk" zurückweisen. Im Hinblick auf rechte Sektierer müsste man sich klarmachen: Der verhängnisvolle Fehler von Carl Schmitt, einem der eigentlich intelligentesten politischen Denker der Geschichte, dürfte sich nicht wiederholen: nämlich ignorante wahnhaft selbstbornierte dritt- und viertklassige intellektuelle Idioten ohne ernsthaftes Grundwissen mit strategischen Denkern und sogar Politikern mit Führungsqualitäten zu verwechseln. Dies bedeutet nach Oswald Spengler, "dass man vom Regen unter völliger Umgehung der Traufe direkt in die Sch… gefallen ist", wie Reinhold Schneider in seiner Autobiographie "Verhüllter Tag" berichtete.

Andreas Walter

26. Januar 2019 06:43

@Laurenz

"In China sind immer noch ca. 40% von 1,4 Milliarden Menschen arm."

Vor 30 Jahren sollen es noch 80% von 1,15 Milliarden gewesen sein.

2050 also 0% Arme bei 1,55 Milliarden Menschen? (derzeitiges Bevölkerungswachstum noch 0,35%)

China ist nicht das Problem. Das Problem sind beim Bevölkerungswachstum Afrikaner, Inder und Muslime, und beim Konsum viele Mehrhaber in den Industriestaaten (jeder über Hartz 4).

Bei einer Wachstumsrate von -0,35% braucht es 250 Jahre um von 7,6 Milliarden auf 1 Milliarde Menschen zu kommen (in Deutschland Mitte der 70er und 80er). Seit den 70ern ist durch immer mehr Wohlstand weltweit die Wachstumsrate bereits von damals 2% auf heute 1% gesunken.

Bei 1% Wachstum kämpfen auf der Erde in 30 Jahren (2050) 10 Milliarden Menschen um das nackte Überleben, also bereits 32% mehr als jetzt (rund 1/3). Diese Armee von 2,4 Milliarden Jugendlichen besteht dann hauptsächlich aus Indern, Schwarze und Muslime. 440 Millionen werden davon Inder sein, hauptsächlich wohl noch in Indien. Der Rest, 1.960 Millionen, wollen nach Europa beziehungsweise die Welt erobern.

Im Grunde aber hat nur Westeuropa noch nicht den Schuss gehört. Beziehungsweise, hat sich verarschen lassen. Leider aber auch Israel. Argentinien wäre eben doch die bessere Wahl gewesen, oder gar keine solchen Experimente.

Waldgaenger aus Schwaben

26. Januar 2019 08:18

"Kann die Moral da mithalten? Die DAX-Linie muß immer nach oben weisen. Sonst werden, heißt es, die Märkte nervös. Und wenn die erst nervös sind, dann gnade uns Gott! "

Natürlich muss die DAX-Linie nach oben weisen. Der DAX ist ein Performance-Index. Ausgeschüttete Dividenden werden fiktiv wieder in Aktien investiert. Liefe der Dax waagrecht wäre das Geld in Aktien so gut angelegt wie unter dem Kopfkissen, bei erheblich höherem Risiko.
Der Zins (und die Dividende ist eine Form des Zinses) ist u.a. Belohnung für eingegangene Risikien

Die DAX-Linie zeigte aber auch über Jahrzehnte hinweg nicht nach oben. Zwischen 1960 (534,09) und 1980 (480,92)
ging der DAX seitwärts.
https://de.wikipedia.org/wiki/DAX#Geschichte

Ohne das "die Märkte" nervös wurden.
Ich schreibe dies nicht aus Besserwisserei sondern weil es einer zentraler Aussage des Artikel widerspricht.

Dazu noch ein Hinweis auf den DOW:

https://de.wikipedia.org/wiki/Dow_Jones_Industrial_Average#/media/File:DJIA_historical_graph.svg

Der DOW ist ein Kursindex, Dividenden werden rechnerisch nicht wieder angelegt.
Der DOW ging von 1896 bis ca. 1980 aus heutiger Sicht fast seitwärts, selbst der Börsenkrach 1929 und die beiden Weltkrieg sind nur als kleine Zuckungen zu erkennen, verglichen mit dem was gegenwärtig geschieht.
Ab etwa Mitte der 1980iger Jahre geht der DOW mit heftigen Zuckungen steil nach oben. Woran es liegt und wie es weiter geht, darüber kann nur spekuliert werden: DIe Globalisierung, der Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus, das Internet?

Jedenfalls zeigt der DOW deutlich, dass wir in einer Zeit des historischen Umbruches leben, dass einfache Erklärungen versagen - den Kapitalismus und die heutige Moral gab es auch vor 1985. Und vor allem zeigt die Kurve, dass niemand weiß wie es weiter gehen wird.

Man möge über dem DOW eine Stunde meditieren um das Ausmaß des gegenwärtigen Umbruchs und des eigenen Nichtwissens darüber zu begreifen.

Laurenz

26. Januar 2019 08:32

@Caroline Sommerfeld .... wenn ich bezüglich Chinas direkt schreibe, was sich in dessen jüngerer Geschichte fundamental gewandelt hat, will auch der Ombudsmann der Sezession nicht, daß dieses auf dieser virtuellen Litfaßsäule hier sichtbar wird. Die Motivation der Regulierung wird von daher auch durch die Linke bestimmt. Und ich muß deswegen diplomatischer kommentieren, was mir gar nicht liegt.

@Franka Frey ..... Es ist so, wie Sie schreiben, ein Ketzer. Der Unterschied zu Denkschemata der Neuzeit ist, daß der Ketzer als Reaktionär bereits vor der Aktion da war. Mein Einfluß darauf ist eben sehr begrenzt. Um es mit Hellinger zu sagen, in mir findet der christliche Schwachsinn meiner Familie, über Generationen hinweg gepflegt, die Erbsünde, ein Ende. Wie das Land, so der Ketzer. Eckhart Tolle habe ich es zu verdanken, daß ich die ganzen Kritiker-Seppels als Kaschberl ertragen kann. Würde ich Ihnen die Kommentar-Korrespondenz auf meiner Künstler-Hatebook-Seite zeigen, würde Sie viel zu Lachen haben. Dort wie hier, haben Auseinandersetzungen nichts mit Inhalten, sondern nur mit Personen zu tun, die sich gegenseitig antriggern.

@Sandstein ..... schlecht geschrieben. Die Defensive liegt Ihnen nicht und Sie lesen schlecht, eben nur das, was Sie lesen wollen. Es handelt sich nicht um meinen Vater, sondern um den Vater Seines Vaters, also denjenigen meiner 4 Urgroßväter, welcher mir meinen Familiennamen vererbt hat. Wenn Sie Angehörige der Familie von Eltz fragen, können die über längst verstorbene Familienangehörige noch wesentlich mehr erzählen, als ich über meine.
Skytho-Sarmaten, also die Asen der Edda, waren Reiter, das ist richtig, aber Nomaden waren Sie nie. Germanen, wie Kelten, gingen direkt vom Sammler- & Jägerdasein in die Seßhaftigkeit über. Den Beginn europäischer Seßhaftigkeit wird aktuell vor 10.000 Jahren verortet, eine Zeit einer beginnenden radikalen Klimaerwärmung. Der Unterschied zu Kelten ist die Ablehnung größerer Städte. Man beließ es bei Dörfern.
Die Frage nach meinem Wissen ist einfach. Ich habe, im Gegensatz zu Ihnen, Sandstein, die Bibel, den Quran und das Kapital gelesen, festgestellt, daß in jeder dieser Schriften derselbe Quatsch, dieselbe Essenz von an Heliosis leidender Autoren geschrieben steht. Das Lesen dieser Schriften bedingt automatisch die Ablehnung derselbigen. Das bißchen an Transzendenz, was Sie für Ihre orientalischen Wahnvorstellungen aus tausendundeiner Nacht proklamieren, ist doch nicht mehr als ein literarisches Walt Disney-Produkt für Analphabeten in einer gotischen Kathedrale. Lesen Sie doch einfach die Skaldenlieder der Edda, das ist zum Verständnis allerdings wesentlich komplexer, und damit schwieriger. Wenn Ihre und meine Vorfahren den berühmten Hel(l)weg an der Mitgardschlange entlang liefen, sahen sie, genau wie wir, die Eisgrenze, aber sie schilderten in der Edda ihre spirituelle, beseelte Wahrnehmung, ähnlich der Shintō-Kultur Japans. Das ist auch ein gutes Beispiel für unsere spirituelle Degeneration im schamanistischen Weltbild. Ursprünglich nahmen Menschen alles als beseelt war, eine grundsätzliche Frage. Wenn wir beseelt sind, warum sollte es der Mond und die Erde nicht sein? Die erste Degenerationsstufe ist die polytheistische Götterwelt, der Rest ist nur noch Materie. Die folgende Degenerationsstufe ist der Monotheismus, welcher mutmaßlich aus dem persischen Raum zu Echnaton nach Ägypten gelangte. Heute leben wir in der letzten Degenerationsstufe unserer immer mehr eingeschränkten Wahrnehmung, dem Marxismus-Materialismus, nichts ist mehr beseelt.

Nemo Obligatur

26. Januar 2019 12:04

"So wie sich die Discounter füllten, leerten sich die Kirchen."

Bei Ihnen, Herr Bosselmann, findet sich im Sand auch immer ein bisschen Goldstaub.

Andererseits, was soll am Materiellen schlecht sein? Der Mensch hat Äonen gegen Natur und Not gekämpft und gearbeitet und dabei oft genug den Kürzeren gezogen. Erfreuen wir uns am behaglichen Zuhause und am guten Essen. Ich möchte auch den Arzt und die Medizin nicht missen, wenn ich ihrer bedarf.

Problem: Wir Menschen sind seit langem schon zu viele. Stellt Euch die Erde vor mit dem Stand der Technik von heute und mit, sagen wir: 500 Millionen Menschen! Das wäe ein Paradies. In Deutschland wären wir 5 Millionen. Und da wäre dann gewiss immer noch ein Goethe, ein Beethoven oder ein Einstein dabei. Der Schwarzwald wäre menschenleer und die Netze der Fischer immer voll.

Gegen die schiere Menschenmasse und ihr Anschwellen scheint es aber keine Abhilfe zu geben. Das Thema ist bis zum Überdruss verhandelt worden. Global gesehen ist es völlig unerheblich, was sich der deutsche Konservative vom Munde abspart oder nicht. Man soll der Fastentage nicht vergessen - im eigenen Interesse. Irgendwen retten oder besser machen wird man dadurch kaum. Die Wirkung bleibt auf einen selbst beschränkt und das engste Umfeld, dem man als Vorbild dienen könnte. Das kann man konservativ nennen, vielleicht idealistisch. Aber wo hört das Vorbild auf und fängt die Nervensäge an? Das aufdringliche Missionieren des Gutmenschen aus dem Dritte-Welt-Laden?

Venator

26. Januar 2019 12:47

@ Nemo

Aber wo hört das Vorbild auf und fängt die Nervensäge an?

Das ist doch ganz einfach, daß ist der Vegetarier der zum Veganer mutiert. So kann man das, praktisch auf alles hochrechnen. Ob Rechte oder Linke, Gläubige oder Ungläubige, Dumme oder Intelligente.
Missionieren nervt grundsätzlich immer und die "späterweckten Redpiller" nerven am meisten, da es ihnen an Gelassenheit mangelt. Da wird so mancher Morgenwächter zum Nachtwächter und stapft wütend mit seinem Fuß auf, wenn man seine Texte nicht verbreiten will, was direkt zum sozialen Selbstmord führen würde.

PS: Als echter Deutscher neige auch ich zum klugscheißen.
Es wurde zwar nicht in diesem Thread angesprochen, aber das Reichsjagdgesetz vom 3 Juli 1934, hat praktisch nichts mit dem NS zu tun, sondern stammt von Otto Braun und Ulrich Scherping, aus dem Jahr 1929, ist also durch und durch sozialdemokratisch.

Stil-Bluete

26. Januar 2019 16:32

@ Gustav Grambauer
'Ein Gespenst geht um in der Welt - Greta!' Ein Gespenst?

Gretel, Pipi Langstumpf im BDM-Verschnitt (Zöpfe), Klima-Jane d'Arc, Lolita: 'Greta klein, ging allein, in die weite Welt hinein...', Bernadette in Lourdes = Greta in Davos? Nach Frauenpower nun 'Kinder an die Macht', (Vater managt Tochter wie einen minderjährigen Klavier-, Violine-, Film-Star); parallel dazu allerorten Schulstreiks!

@ Andreas Walter
'...Leider aber auch Israel. Argentinien wäre eben doch die bessere Wahl gewesen, oder gar keine solchen Experimente.':
Experiment geht in Argentinien in aller Stille weiter: Pathagonien!

(Auch Deutsche sind unterwegs, bilden Kolonien in Asien, Kanada, Russland, womit sie das verstärken, was sie bekämpfen wollen, den ungeliebten Volksaustausch.)

Kaiza

26. Januar 2019 22:57

@Venator

>>aber das Reichsjagdgesetz vom 3 Juli 1934, hat praktisch nichts mit dem NS zu tun, sondern stammt von Otto Braun und Ulrich Scherping, aus dem Jahr 1929, ist also durch und durch sozialdemokratisch.<<

Wer hat's erlassen?
Schon mal auf die Idee gekommen, dass es Überschneidungen geben kann?

Ruewald

26. Januar 2019 23:00

Zur Kontroverse um den Foristen @Laurenz
1. Wenn ihn einige wohlwollend "Ketzer" nennen, dann ist dies ein unverdienter Ehrentitel. Echte Ketzer hatten früher ihr Leben aufs Spiel gesetzt. Heute gehört es nahezu als "Muß" für einen sich als "aufgeklärt" verstehen wollenden Intellektuellen, sich kritisch und ablehnend und – wie man es früher nannte - blasphemisch gegen Religionen und ihre Dogmen zu äußern. Dafür erntet er eher Beifall, riskiert aber nichts. Dagegen gibt es heute andere, quasireligiöse Dogmen, die zu bezweifeln schon ganze Existenzen ruiniert haben. Solch ein echter Ketzer ist dieser @Laurenz sicherlich nicht.

Damit will ich nicht sagen, daß ich nicht manche seiner "Ketzereien" für zustimmungswürdig halte. Z.B. die Uminterpretation der Abel-Kain-Geschichte, die die Höherbewertung des Nomaden gegenüber dem Seßhaften widerspiegelt, analog zum Anywhere gegenüber dem Somewhere; die Mentalität eines Volkes wiedergebend, das auch heute unter den Anywheres stark repräsentiert zu sein scheint. Übrigens gibt es von Lord Byron ein Versdrama namens "Cain", in dem der Dichter sich mit Empathie auf die Seite Kains stellt und ihn somit "rehabilitiert".

2. Allerdings muß ich den Foristen @Der_Jürgen und @Maiordomus zustimmen, wenn sie das Absinken des Argumentationsniveaus beklagen.
Wenn @Laurenz schreibt: "Christentum und linke Ideologie sind ein- und dasselbe", dann widerspricht das dem Identitätssatz der elementaren Logik. Da sollte schon differenzierter formuliert werden, daß etwa im linken Humanitarismus und auch im atheistischen Humanismus säkularisiertes Christentum drinsteckt.
Ohne alles aufzuzählen, finden sich einige hingeworfene apodiktische Behauptungen der Art "not-else-buttery", die aber womöglich als polemische Figuren gedacht sind, um eine Diskussion zu provozieren.

3. @Laurenz beklagt persönliche Angriffe ad hominem. Und dann wird er selber, mit Überheblichkeit, ad personam: "Sie verstehen wohl die Realität nicht"; oder gegenüber C. Sommerfeld: "Sie verbleiben leider nur an der philosophischen Oberfläche" (ohne ein philosophisches Gegenargument zu bringen), "Ihnen fehlt schlicht die Empathie zu ermessen...", u.a.

Generelle Empfehlung: den Ton etwas zu ent-rüd-isieren.
Besser, bevor man allzu spontan einen Kommentar absetzt, diesen noch einmal selbstkritisch durchzulesen. Sonst könnte folgendes zutreffen:
Si tacuisses philosophus mansisses.

H. M. Richter

27. Januar 2019 07:21

Der Sonntag dient, wie es so schön heißt, der seelischen Erhebung, und da soll heute an dieser Stelle von mir weniger Kritik an verschiedenen Äußerungen des Kommentators Laurenz geäußert werden, der einen Ton in dieses Forum gebracht hat, den es hier so, wenn ich es recht überblicke, bisher nicht gab und der diesem, wie mir scheint, nicht dienlich ist, sondern - neben Dank für manchen interessanten Hinweis (GG: "violett" u.a.) auch in diesem Strang - vor allem der Freude Ausdruck verliehen werden, daß der so kenntnisreiche Meister aus der Schweiz, trotz der Ankündigung, sich in diesem Jahre zurückziehen zu wollen aus den hiesigen Kommentarspalten, dies nun doch nicht gänzlich tut. Möge die seinerzeitige Bekanntgabe, er wolle nunmehr seine 'Lebensernte' einbringen, dennoch gedeihlich umgesetzt werden können und die Hoffnung, dies könne möglicherweise in Buchform geschehen, nicht gänzlich falsch sein.

t.gygax

27. Januar 2019 10:59

@Laurenz
...Zitat: dass ich den Lattenjupp....

Wenn ich das recht verstehe, ist das eine Anspielung auf Jesus Christus und seinen Tod.
Wer auf diesem sprachlichen und geistigen "Niveau" argumentiert, gehört nicht in dieses Forum.
Das ist unterirdisch, und ich bin überrascht, dass GK und EK das ohne Kommentar so veröffentlichen.

(kommentar von laurenz mittlerweile gelöscht. danke für den hinweis. das ging tatsächlich zu weit.)

Ich könnte diesem Laurenz an die 20 Zitate von "Atheisten"und anderen erklärten Nichtchristen nennen, die bei all ihrer Ablehnung sich den Respekt und die Ehrfurcht vor Jesus nicht nehmen ließen ( das geht über Benn, Brecht, Nietzsche...etc. bis zu Jakob Wilhelm Hauer, der immerhin ein Indologe und Religionswissenschaftler von Format war- und dabei "antichristlich" in einer Radikalität, da muss man beim Lesen schon schwer schlucken. Aber zu solch gemeinen Verhöhnungen a la Laurenz und Konsorten sank der nie herab, im Gegenteil.)
Dies ist alles sehr betrüblich, wei auch die Diskussionen verglichen mit denen vor 5 oder 7 Jahren immer flacher werden.

Waldgaenger aus Schwaben

27. Januar 2019 11:45

@Laurenz
Den Naturalzins gibt es heute noch. In der Hundezucht z.B. kann vereinbart werden, dass der Besitzer des Deckrüdens einen Welpen aus dem Wurf erhält oder den erzielten Verkaufserlös.
Zins oder Rendite - wir wollen hier nicht über die Börse diskutieren.
Und natürlich muss man auich die Volumina berücksichtigen, wenn man über Charts diskutiert und den Abstand zwischen vormals sicheren Anlagen wie Staatsanleihen und der Dividende und die Geldmenge, etc
Mir ging es um das Politische.

Ihre Antwort an mich las ich nur aus Zufall, weil ich Ihre langen Beiträge allenfalls überfliege.
In der Schule mussten wir "Ansichten eines Clowns" von Heinrich Böll lesen. Der einzige Satz, der mir in Erinnerung geblieben ist:
"Atheisten nerven, weil sie ständig von Gott reden."

Wenn Sie sich in der Eiswüste Ihres Atheismus oder Heidentums wohl fühlen dann bleiben Sie halt dort.

Jeder, der an Gott glaubt, oder ihn sucht, kennt Zweifel und Anfechtung, tiefer empfunden als Sie es je formulieren könnten.
Es ist die Gnade Gottes und der eigene Wille, die bewirken, ob man von diesen Zweifeln und Anfechtungen überwunden wird oder nicht. Beiträge in irgendwelchen Foren spielen dabei nicht die geringste Rolle.
Und zuende ist der Glaubensweg erst mit dem Tod.

Glauben Sie mir, Sie und auch Franz Brettinger verschwenden hier mit Ihrer Missionsarbeit nur Ihre Zeit und die der paar Leser.

Gustav Grambauer

27. Januar 2019 11:58

H. M. Richter

Allerbesten Dank für Ihre Lorbeeren. Habe einfach viel zu tun, schreibe ja überwiegend nachts, aber staune auch über das Paradoxon, ab 50 immer weniger Schlaf zu brauchen - es geht.

Wenn ich kein Buch schreibe, dann nicht, weil ich mir das "Wieviel Bücher hat die Menschheit ..." und damit den Ende der 70er Jahre grassierenden No-Future-Ökopessimsmus zu eigen gemacht hätte!

Gut zum Thema passend und sogar trotz der Abtreibungspropaganda dann in der 3. Strophe große, auch genial interpretierte und arrangierte Musik (aus der von Eva Fritzsch geprägten Querflöten-Phase ...), vielleicht auch die Musik Ihrer Spätkindheit und Frühjugend wie bei mir ...

https://www.youtube.com/watch?v=X42Kx-4ZkAs

- G. G.

Venator

27. Januar 2019 12:05

@Kalza

Ein DJ legt Musik auf, die andere produziert haben. Wer ist Künstler und wer ist Dienstleister?

Urwinkel

27. Januar 2019 12:13

An Stülblüte:

"Gretel, Pipi Langstumpf im BDM-Verschnitt (Zöpfe), Klima-Jane d'Arc, Lolita: 'Greta klein, ging allein, in die weite Welt hinein...',
Bernadette in Lourdes = Greta in Davos? Nach Frauenpower nun 'Kinder an die Macht', (Vater managt Tochter wie einen minderjährigen Klavier-,
Violine-, Film-Star); parallel dazu allerorten Schulstreiks!"

So ein Ding geistert zur Zeit durch meine Verliebtseinsstatistik. Mit horriblem Ausgang für beide Seiten (hoffentlich nicht!). Erschrecken
kann man solche Gespenster fast nur mit Popmusik und Bildern: Hier aus dem 60's-Film: 'Thomas Crown Affair' mit Steve McQueeen: "Windmills Of
Your Mind". Den Stoff kennen die nicht; sind dennoch rundum hell begeistert davon, sobald es hörbar wird. Kurz der Link dahin:

https://www.youtube.com/watch?v=OXFh-mYh2dQ

ist etwa 3 Minuten lang.

Besagte Olle ist übrigens so hässlich, daß ich sie unpassend als "Mann" verwechselte. Das schmeckte ihr garnicht, Trotz Volltätowierung.

Irgendwie felht mir der Link hin zum McQueen-Charmeur dieserzeit.

FrankaFrey

27. Januar 2019 17:24

@Ruewald. Ich glaube, Sie setzen den Ketzer mit dem Märtyrer gleich, doch nur der christliche Ketzer wird den Tod von vornherein in Kauf nehmen. Ich glaube nicht, dass Sie dem antichristlichen Ketzer so ohne weiteres unterstellen können, dass er für seine Freiheit, seine Meinung und für die Seinen nicht bereit ist zu kämpfen ja vielleicht auch ganz unchristlicher Weise zu töten und eventuell weit davon entfernt ist es als reiz- oder gar verdienstvoll zu sehen, als Märtyrer in die Geschichte eingehen.
Ich habe von @ Laurenz kein derart konkretes Bild, dass ich ihm von vornherein jeglichen Mut absprechen könnte. Mir gefällt sein Furor auch wenn er einigermaßen grob und ungeschickt daherkommt.
Als gelegentliche Beobachterin den SiN-Blogs (allerdings schon seit einigen Jahren) fällt mir doch auf, dass sich so einiges sedimentiert hat und empfinde es als erfrischend, wenn jemand diese christlichen Sedimente etwas aufwirbelt,
wenn etwas mehr Nietzsche als Kant auf‘s Tapet gebracht wird und in einem muss ich @ Laurenz doch beipflichten: Das Christentum ist der Ursprung des universalistischen Denkens und dieses Denken ist es, dass es uns so schwer macht uns als Ethnie oder als Volk zu definieren, abzugrenzen und zu verteidigen.
Wie ich in einem anderen Thread einmal angemerkt habe, neigt jedes Naturvolk dazu, die eignen Gruppe als „Menschen“ zu bezeichnen. Das sind in der Regel all diejenigen, die dieselbe Sprache sprechen. Die anderen werden nicht als Menschen betrachtet. Auf sie finden auch die eigenen Moralvorstellungen keine Anwendung. Ich habe während meines Ethnologiestudiums mehrere Jahre unter deutschen Sinti gelebt, ihre Sprache gelernt und weiß wovon ich spreche. Alle Nichtzigeuner sind „Gadsche“ und dürfen bestohlen, belogen... werden. In der eigenen Gruppe niemals. Es droht der Gruppenausschuss, die härteste Strafe, die es in Stammesgesellschaften gibt. Genauso werden wir als „Goyim“ oder Ungläubige betrachtet und auch von anderen Hochkulturen nicht wirklich als „Menschen“ gesehen, auf die dieselben Moralvorstellungen angewandt werden müssen.
Wir kranken am Christentum insofern, dass wir seit Paulus Brief an die Galater keinen Unterschied mehr machen dürfen zwischen „Griechen und Juden“ d.h. zwischen uns und den anderen, dass wir uns nicht abgrenzen dürfen. Das ganze Menschheitsdenken ist Christentum. Solange wir Christen sind und bleiben sind wir in unserer jetzigen Situation dem Untergang geweiht. Wie man es auch drehen und wenden mag. Ein „Widerstand gegen das Böse“ als Abstraktes müsste schlussendlich doch immer auch ein Widerstand gegen konkrete Menschen sein, der sich dem Christen eigentlich verbietet.

Lotta Vorbeck

27. Januar 2019 17:47

Werter Herr Bosselmann,

einst, als Sie noch zu den Stammautoren der SiN zählten, verfolgte ich sämtliche Ihrer Beiträge mit Interesse und Wohlwollen, freute mich außerdem immer auf Ihre meist sonntags auf der Netzseite des Wochenblatts für Cucks veröffentlichte Kolumne.

Ihr mehrjähriges Fremdgehen mit dem Blättchen? - Geschenkt!
Auch im Archiv des Blättchens finden sich lesenswerte Beiträge.

"Lampedusa und das Palais Lobkowitz" - hier auf SiN veröffentlicht am 7. Oktober 2013 - hinterläßt auch aus zeitlicher, fast sechsjähriger Distanz nochmals gelesen, einen unangenehm pelzigen Geschmack auf der Zunge.

Die beiden Bosselmann-Aufsätze, in welchen Sie der SiN - ohne nachvollziehbaren Grund - nachträglich nochmal kräftig vor's Schienbein traten, finden sich indes nicht mehr im Blättchen-Archiv, genauso wie Ihr überaus befremdlich anmutendes, im Spätsommer 2017 ebenda veröffentlichtes Plädoyer bei der damals anstehenden Bundestagswahl sein Kreuz auf dem Zettel doch bei der Partei der Frau Kasner zu setzen.

Willkommen zurück! - Aber eine kleine Erklärung Ihrerseits wird man jetzt wohl erwarten dürfen?

H. M. Richter

28. Januar 2019 11:05

@ Gustav Grambauer

Dank für die Rückmeldung! Nicht, daß ich Sie nicht auch für einen 'kenntnisreichen Meister aus der Schweiz' hielte, denn selbstverständlich sind Sie ein solcher - und so lese ich Ihre Beiträge nicht nur wegen vermutlicher biographischer Überschneidungen, zu denen tatsächlich auch Holger Biege gehört, stets mit großem Interesse und Gewinn -, doch war es in diesem konkreten Falle meine Freude über Maiordomus Verbleiben, der hier unlängst ankündigte, in diesem Jahr seine 'Lebensernte' einbringen zu wollen und sich deshalb von hier zurückziehen zu müssen. Daß er diesen Rückzug offensichtlich nun doch nicht in Gänze vollzieht, ist überaus erfreulich. Mögen Sie bitte beide diesem Forum erhalten bleiben, - gerade jetzt.
_____________

@ Lotta Vorbeck

Stimme mit Ihrer Anmerkung zur Rückkehr von Herrn Bosselmann vollkommen überein. Ja, eine solche 'kleine Erklärung' wird man wohl erwarten dürfen.

Gustav Grambauer

28. Januar 2019 17:32

H. M. Richter

Oh, peinlich. Es liegt mir fern, mich mit fremden Lorbeeren zu schmücken. Nur weil Situation dieselbe ist, hatte auch mal eine Bemerkung gemacht, hier kürzer treten zu wollen, und es bis jetzt doch nicht gemacht.

Auch Maiordomus bitte ich vielmals um Entschuldigung!

- G. G.

Gelddrucker

28. Januar 2019 18:47

@Venator

Ich finde ihren Kommentar etwas befremdlich. Seien sie doch froh, dass jeder "Erweckte" mit Volldampf an die Sache herangeht, anstatt ihn zu demotivieren. Ich hoffe sie ärgern sich nur im Stillen?

Außerdem möchte ich fast behaupten, sozialer Selbstmord sollte die Pflicht jedes Aufrechten sein. Das klingt sehr hart, aber wenn sich nur alle Aufrechten bzw. die, die zu aufrechten Gedanken neigen, demnächst mal "sozial umbringen" würden, hätten wir in der Öffentlichkeit eine deutlich größere Stimme. Und genau darum geht es doch: das Tabu zu brechen.

Ruewald

28. Januar 2019 23:59

@FrankaFrey , @Laurenz
Wenn ich an echte Ketzer denke, dann etwa an Giordano Bruno und (mit Einschränkung) Galilei, oder später Voltaire, u.v.a. Ich bezweifle aber, daß Sie mir im stark säkularen Westen heute noch einen antichristlichen "Ketzer" nennen können, der Gefängnis riskiert. Im Gegenteil. Pornographische Verhöhnung des vorigen Papstes in Karikaturen oder Jesus' in widerlichen Happenings werden noch als "Kunst" bejubelt. – Heute sind es vor allem die "linken" Dogmen, gegen die sich zu stellen schon fast lebensgefährlich ist, wie die brutalen Attacken bereits auf so harmlose Personen wie AfD-Funktionäre zeigen. Von den "Ketzern" ganz zu schweigen, die wegen tabuisierter Meinungsäußerungen durch hohe Geldstrafen ruiniert wurden oder in Gefängnissen sitzen.

Die wahren Antipoden, das wissen Sie ja freilich, sind heute Globalismus/Egalitarismus versus Selbsterhaltung gewachsener ethnisch-kultureller Identitäten, und nicht mehr Aufklärung/Atheismus versus Christentum. Die Amtskirchen fungieren, bewußt oder unbewußt, als instrumentelle Komponenten der globalistischen Politik. Wie ich es nenne: der instrumentelle Moralismus, das ist ein raffinierter Etikettenschwindel, um die Menschen dazu zu bringen, daß sie Handlungen zustimmen, bei denen sie sich als moralisch "gut" fühlen und ihnen eingetrichterte "Schuld" kompensieren können – das erinnert an Ablaßhandel.
Es kann mir niemand weismachen, daß eine so gefühlskalte Person wie Merkel aus christlicher universeller Nächstenliebe handelt und nicht vielmehr Globalismusstrategen wie etwa Thomas Barnett nähersteht.

Die These, daß in der linken und universalistischen (glabalistischen) Ideologie Sedimente des christlichen Universalismus enthalten sind, hat zwar etwas für sich. Ich würde das aber nicht überbetonen. Es gibt Gruppen oder Kreise, man mag sie Anywheres nennen, die schon seit langem und mit erstaunenswerter Zähigkeit die Weltherrschaft über One World anstreben. Der Humanitarismus (als Verfallsform des Humanismus) und der damit gerechtfertigte globale Migrationspakt ist dazu eines der (vermeintlich) erfolgversprechendsten Instrumente.

Ob das Christentum der Ursprung universalistischen Denkens ist, sei dahingestellt. Vorstufen finden sich sicher im antiken Griechenland. Und der Buddhismus ist eine universalistische Religion. Im Christentum kommt aber ein Messianismus mit aktiv-aggressiven Weltverbesserungszielen hinzu. Nietzsche: Wille zur Macht.

Diese Hintergründe gilt es natürlich aufzudecken.
Aber der antichristliche Kampf ist obsolet. Es geht heute nicht mehr um den Kampf gegen und den Abschied vom Christentum. Der Philosoph F.J. Wetz hat es treffend so ausgedrückt: die wirkliche Überwindung besteht nicht im Abschied, sondern im Abschied vom Abschied. Das heißt aber nicht, daß man in den Schoß des Christentums zurückkehrt, sondern daß man bei aller kritischer Distanz nicht positive Aspekte grundsätzlch ausschließt. Die klassischen Antichristen und auch die modernen militanten Atheisten (Dawkins, Schmidt-Salomon) haben auf der Stufe des Kampfes und des versuchten Abschieds es noch geschafft, die in ihnen verbliebenen christlichen Sedimente (universelle Menschenrechte, Menschenwürdebegriff, evolutionärer/atheistischer Humanismus) zu durchschauen und zu übersteigen.

Ich selber bin, Anfang der 1960er Jahre, vor dem Abitur aus der kath. Kirche ausgetreten und kam mir wie ein "Ketzer" vor. Und ich vertrat damals noch einen etwas aggressiven Atheismus. Daß ich, solange ich noch dagegen kämpfte, noch nicht mit dem Christentum "fertig" war, erkannte ich damals noch nicht. Inzwischen habe ich Abschied vom Abschied vollzogen. Ich sehe die Religion, das Christentum, als epistemisch defizient – aber erkenne soziologisch-funktionalistisch eine nicht nur negative, sondern auch positive Rolle an, etwa der sozialen Kohärenz. Und es gibt viele Christen – insbesondere hier im SiN-Kreis – die ob ihrer Charakterstärke hohe Wertschätzung verdienen. Letztlich kommt es nicht auf den Glauben an, sondern auf den Charakter des Menschen und wie er sein Leben vollzieht und meistert.

FrankaFrey

29. Januar 2019 13:07

@ruewald.
Ich könnte Ihnen im Bezug auf die Ketzer nur dann zustimmen, wenn ich wie Sie zwischen Christentum und linker Ideologie unterscheiden würde, eine Unterscheidung, die ich so nicht treffe. Ich betrachte (und befinde mich da durchaus in guter Gesellschaft) die linke Ideologie als säkularisiertes Christentum. Es handelt sich um dieselben Werte angepasst an ein wissenschaftlicheres Weltbild. Egalitarismus, Pazifismus, Toleranz, Identitätsauflösung ... das sind Paulus und Bergpredigt. Die Linke Ideologie ist dasselbe Denken (oder muss man es eher Empfinden nennen?), das auch im wahren Christentum (ohne Rückgriffe auf den Jahwe des Alten Testaments) Wehrlosigkeit und die Auflösung von Identität zum Ziele hat. Wer sich bei der linken Ideologie eine Zielführung vorstellen kann, sollte das auch historisch beim Christentum in Erwägung ziehen. Das finden wir bei Julian dem Abtrünnigen, bei Goethe, bei Nietzsche und dem zeitgenössischen italienischen Philosophen Giorgio Guzzoni einem Heideggerschüler, der zum großen Teil auf Deutsch schreibt „Zur Verwindung der Methaphysik“ Bonn 2002 . (Es ist fast unmöglich zu lesen aber ich kenne sein Denken, da er als mein Schwiegervater mehrfach pro Woche an meinem Mittagstisch sitzt). Es gibt zu diesem Gedanken einen treffenden satirischen Aufsatz des rumänischen Juden Eli Ravage „A real case against the Jews“ von 1928 hier in die Form einer Verschwörungstheorie gegossen. Doch wenn man diese Argumentation liest, wird einem klar, was das Christentum und in der Folge die Linke Ideologie mental anrichtet.
Insofern würde ich diejenigen, die Sie heute als die wahren Ketzer bezeichnen ebenso unter dem Begriff „antichristlich“ subsumieren.
Ich verstehe Ihr Argument für die Religion aufgrund ihrer sozialen und funktionalen Bedeutung. Dies gilt für alle Religionen gleichermassen (Émile Durkheim „Die elementaren Formen des religiösen Lebens). Der Mensch als Herdentier auch im positiven Sinne fühlt sich verloren ohne Herde und für den christlich sozialisierten Menschen ist es eben die Gemeinde, die vor allem an den Schwellen des menschlichen Lebens dem Individuum mit einem Ritual für die „Rites de Passage“ zur Seite steht. Sei es die Taufe als Aufnahme in die Gemeinschaft, die Konfirmation oder Firmung als Initiationsritus an der Schwelle zum Erwachsenwerden oder die Aussegnung am Ende des Lebens. Ohne all dies fühlt der Mensch sich gewöhnlich verloren aber das rechtfertigt noch lange nicht eine bestimmtes Dogma.
Im Übrigen sind Buddhisten wehrhaft. Es gab auch einen bewaffneten Kampf der Tibeter gegen die Chinesen (Khampa-Guerilla). Die Buddhisten in Burma kämpfen gegen die muslimischen Rohingya... Als ich 1989 in Nepal nahe der chinesischen Grenze auf ca.3500m Höhe das Kloster Braga aufgesucht habe, wurde ich von einem sehr herzlichen Lama mit Maschinengewehr im Anschlag empfangen. Er war alleine dort oben und wäre bereit gewesen sein Kloster mit allen Heiligtümern und sein Leben mit Gewalt zu verteidigen.
Mir sagte einmal ein Lama, dass man seinen Eltern sehr dankbar sein müsse, da sie aufgrund ihrer Elternschaft auf die Erleuchtung verzichten. Für mich ist es verbunden mit der Erkenntnis, dass man durch Elternschaft so verhaftet ist, dass man die Seinen zur Not auch mit Gewalt verteidigen würde und aufgrund dieser natürlichen Haltung eben in diesem Leben aus buddhistischer Sicht keine Erleuchtung Erlangen kann - soviel zum Buddhismus. Es soll keine Apologie drin. Ich bin keine Buddhistin. Doch Jesus hingegen sagt in Markus 3 und hier haben wir wieder das Christentum: „Wer ist meine Mutter und meine Brüder?“ Als seine Jünger ihn auf den Besuch seiner Familie aufmerksam machen. Jesus macht keinen Unterschied. Das ist Egalitarismus pur!
Noch schlimmer Lukas 14:26: „So jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, auch dazu sein eigen Leben, so kann er nicht mein Jünger sein.“ (Lutherübersetzung)
Hier haben wir den Grundstein des Selbsthasses und des Suizides an dem wir kranken. Er ist christlichen Ursprungs.

Ruewald

29. Januar 2019 23:01

@FrankaFrey
Im Grundsätzlichen stimmen wir überein, auch wenn wir etwas aneinander vorbei reden.
Ihre Erfahrungen als Ethnologe (generisches Maskulinum, mit Verlaub) sind sehr interessant. Ihnen dürfte die wichtige Verbindung zur Ethologie (Eibl-Eibesfeldt, Otto König, u.a.), mit der Erforschung der Universalien menschlichen Gruppenverhaltens, nicht verborgen geblieben sein: die Abgrenzung gegen andere Gruppen und Fremde, Verteidigung der Gruppe und ihres Territoriums, Selbsterhaltung, usw., aber auch "affiliale" (befriedende, Bindungen herstellende) Verhaltensweisen.

Zu den Religionen: funktionalistisch ein Überbau, eine Fassade, die bei Bedrohung, Not, Hunger, schnell zusammenbricht. Dann gilt das Primat des Biologischen, wie es im "zuerst das Fressen dann die Moral" ausgedrückt ist. Der Universalismus der Lehre wird übertrumpft durch die "niederen Triebe". Anthropologische und geschichtliche Wirklichkeit u.a. in den Religionskriegen legen grausige Zeugnisse ab: Kriminalgeschichte des Christentums (Karlheiz Deschner), auch die Buddhisten waren nicht immer friedlich.

Die heutige ethno-suizidale "Seid-umschlungen-Millionen-Willkommens(un)kultur" kann nur als Luxurierungsprodukt einer übersättigten Überfluß-Gesellschaft entstehen, und zwar in abgehobenen Eliten und in Schichten, die im Wohlstand leben. Wenn es den Menschen schlecht geht, dann ist Selbsterhalt (und –verteidigung) die oberste Maxime.
Bemerkenswert auch die Schrift: Elmer Pendel, Why Civilisations Self-Destruct.

Waldgaenger aus Schwaben

29. Januar 2019 23:03

Wert wird es zwar keinen haben, aber da der ständige Vorwurf an das Christentum schuld zu sein an den heutigen Zuständen nervt, stelle ich das hier ein für alle mal klar:

Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes

"Jede Kultur hat mithin ihre eigene Art, seelisch zu verlöschen, und nur die eine, die aus ihrem ganzen Leben mit tiefster Notwendigkeit folgt. Deshalb sind Buddhismus, Stoizismus, Sozialismus morphologisch gleichwertige Ausgangserscheinungen.
...
Wir haben drei Formen des Nihilismus vor uns, das Wort im Sinne Nietzsches gebraucht. Die Ideale von gestern, die seit Jahrhunderten herangewachsenen religiösen, künstlerischen, staatlichen Formen sind abgetan, nur daß selbst dieser letzte Akt der Kultur, ihre Selbstverneinung, noch einmal das Ursymbol ihres ganzen Daseins zum Ausdruck bringt.
...
Der Sozialismus ist das irreligiös gewordene faustische Lebensgefühl; ... Irreligiös sind Stoizismus und Buddhismus im Verhältnis zur orphischen und vedischen Religion,
"

http://gutenberg.spiegel.de/buch/der-untergang-des-abendlandes-erster-band-5332/107

Es ist absurd, dem Christentum vorzuwerfen, dass die abendländische Kultur sich eines "Christentums ohne Gott" bedient, um zu verlöschen.

Das Christentum im Gegensatz zum Hinduismus und der antiken Religion ist aber die Wahrheit.

Deshalb wird es nicht mit der abendländischen Kultur verlöschen, so wenig wie es mit der Antike vergangen ist, sondern andernorts weiter existieren.
Spengler meinte, dass ein "russisches" Christemtum folgen wird. Mag sein, vielleicht wird es auch ein afrikanisches sein.
Konservative Katholiken halten große Stücke auf Robert Kardinal Sarah - vielleicht der nächste Papst.

https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Sarah

Zooey

30. Januar 2019 00:02

@FrankaFrey
Gut: Die linke Ideologie ist säkularisiertes Christentum, aber das heisst zugleich auch: dessen Verdrehung. Was soll denn ein Christentum ohne Gott, ohne Tod und Auferstehung und ewiges Leben? Ohne Sündenvergebung? Verdreht ist auch die Ansicht, man könne das Reich Gottes mit menschlichen oder politischen Mitteln errichten.

Auf Ihre übrigen Argumente will ich mangels Zeit nicht eingehen. Ich verstehe auch nicht, weshalb das Christentum die Quellen des deutschen/ westlichen Selbsthasses sein soll? Den von Ihnen gewählten Bibelzitaten kann man leicht andere entgegenhalten, man kann ihre auch anders interpretieren. Und wieso christliche Gesellschaften nicht wehrhaft (gewesen) sind? (Von linken Ideologen bekommt man üblicherweise die Kreuzzüge etc. unter die Nase gerieben.) Diese Genealogie erinnert an die These, die deutsche Kultur habe zwangsläufig zu Auschwitz geführt.

Die säkulare universalistische Ideologie verfügt auch über kein Pedant zum "Jüngsten Gericht" - deshalb spielt sie quasi im Diesseits das Weltgericht. Daraus resultiert dieser furchtbare Moralismus, der im Übrigen keine Vergebung zu kennen scheint.

Mich interessiert aber etwas anderes - auch @Laurenz. Die Frage, woran sich die Geister scheiden, ist offenkundig, ob es so etwas wie eine Volksseele gibt, weniger als Kollektivpsyche verstanden, sondern eher als platonische Idee. Die Diskussion mit Linken ist auch deshalb fruchtlos, weil sie sich so etwas gar nicht vorstellen können.

Dann die nächste Frage - und die scheint auch hier zu Verwerfungen zu führen: Ist die deutsche Volksseele heidnisch oder christlich?

FrankaFrey

30. Januar 2019 15:25

@ruewald
Sowahr ich Männin bin, dürfen Sie mich auch gerne als Ethnologin bezeichnen. Die Möglichkeit gibt es zumindest seit Luther in unserer schönen Sprache. Ansonsten stimme ich Ihnen in allen Punkten zu.
@zooey und @Walgänger aus Schwaben. Es tut mir leid, dass die Christen hier im Blog (Sind etwa alle Christen?) etwas genervt sind. Es ging in diesem Thread ja um Moral und nicht um den Glauben und ich habe hier nur ein paar Anmerkungen zur Genealogie der Moral gemacht. Es liegt mir fern Glaubensinhalte wie die Menschwerdung Gottes, die Auferstehung Christi, das Jüngste Gericht oder das ewige Leben anzugreifen. Auch als Freigeist (hier bleibt korrekterweise das Maskulinum auch ohne Verlaub) ist mir klar, dass diese Dinge für Gläubige nicht verhandel- und hinterfragbar sind.
Ebenso stelle ich in Rechnung, dass es für einen gläubigen Menschen etwas schwieriger ist, die christliche Moral herauszufiltern und in ihren Auswirkungen zu betrachten. Es sollte aber einem geistig interessierten und versierten Menschen möglich sein.
Ein wehrhaftes Christentum kann es nur im Rückgriff auf den Gott des Alten Testamentes geben, den Gott der Juden, der seine Auswählten gegen die Feinde des Volkes Israel zum Sieg führt, doch dabei geht die christliche Moral flöten. Damit lässt sich das Reich Gottes nicht ererben.
Das Christentum bezieht sich auf Christus und das neue Testament: „Ihr habt gehört, daß gesagt ist: "Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen." Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen.“
... heißt es in der Bergpredigt. Das ist die christliche Moral auch wenn es nervt...
Ich sehe, man stellt hier gern ein für allemal klar anhand der „heiligen“ Schriften zu denen auch Spengler zu gehören scheint.

Danke, dass ich ein wenig mitreden durfte. Ich werde mich jetzt auch wieder hinter den Herd stellen und den Kachelofen anheizen. Auch bei mir wird Lebensernte eingebracht: Ein erstes Enkelkind wurde geboren.

Niekisch

30. Januar 2019 17:07

"Ist die deutsche Volksseele heidnisch oder christlich?"

@Zooey 30.1.00:02: Volksseele ist mehr als eine religiöse Regung, sondern ein sich selber treu sein als Teil einer wesenhaften Gemeinschaft im Heimaterlebnis.

dAnnunzio

30. Januar 2019 20:49

@zooey: Danke für die Klarstellungen!
Zumindest die deutsche Kultur und Geistesgeschichte wäre ohne das Christentum nicht existent. Die Überreste der Volksseele sind heuzutage wohl eher heidnisch/atheistisch/nichtexistent. Schönen Abend.

Zooey

31. Januar 2019 01:09

@FrankaFrey
Ich bin weder genervt noch fühle ich mich angegriffen, und zu Ihrem Enkel meine herzliche Gratulation.

Ich fürchte, ich verstehe nur Ihr Argument nicht ganz. Einmal hinkt Ihr Argument, weil es offensichtlich nicht die EINE christliche Interpretation gibt, Christen sind ja - Gott sei's geklagt - offenkundig unter sich uneins, es gibt zig Kirchen, Sekten etc. Und ich interpretiere das Gebot der Feindesliebe vermutlich anders als Sie oder anders als Sie denken, dass ein Christ dies interepretieren müsste. Okay: Das ist ein Punkt, der mich nervt: Wenn Nicht-Christen sagen, man müsste als Christ dies und das. Und wenn man als Christ gar nix muss? Ich persönlich interpretiere das Evangelium am allerwenigsten als Moral und als Beschränkung. Frei nach Paulus: Alles ist uns erlaubt, nur dient nicht alles zum Guten.

Vor allem: Ich finde nicht, dass Linke oder Globalisten von Feindesliebe beseelt wären. Wo ist das denn bitte sehr der Fall? Wenn sie ihre Feinde, die Rechten, zusammenschlagen oder sozial ächten? Von den Toten kommunistischer System ganz zu schweigen. Das soll säkularisiertes Christentum sein?

FrankaFrey

31. Januar 2019 09:52

@zooey
Vermutlich haben Sie bezüglich der Beliebigkeit des Christentums recht. Man kann sich sicherlich in der Bibel (AT & NT) bedienen und sich seine Moral zurechtschustern (Christus selbst allerdings scheint nicht so beliebig zu sein und auch das „Alles ist erlaubt“ des Paulus gilt ja nur sofern es dem „Guten“ dient, das nicht beliebig sein kann)
Diese scheinbare Beliebigkeit macht es augenscheinlich schwierig zu argumentieren ebenso wie mit den Linken, weil man sich auch dort alles nach Bedarf zurechtlegt, wie Sie selbst angemerkt haben: Keine Gewalt und Diskriminierung gegenüber Migranten mit der Berufung auf Menschen- und Gleichheitsrechte aber ein gewaltsames und diskriminierendes Vorgehen gegen politische Gegner. Es ist wohl eine anthropologische Konstante, dass Moral relativ ist und sich vor allem nach den eigenen Interessen und denen der eigenen Gruppe richtet - vermutlich das, was Frau Sommerfeld als Moral I bezeichnet und das was auch bei den erhabenen Moral II Vertretern in der Regel übrig bleibt, wenn es hart auf hart kommt. Erst dann wird ja die Spreu vom Weizen getrennt.
Ich bin weit davon entfernt, als Nichtchristin einem Christen vorzuschreiben wie seine Moral aussehen muss. Allerdings entstamme ich väterlicherseits und vor allem mütterlicherseits einer Dynastie protestantischer Theologen von denen der erste im Todesjahr Luthers geboren wurde und habe sozusagen das Christentum und eine gewisse Bibelfestigkeit mit der Muttermilch aufgesogen.
Was Sie nervt, könnte höchstens mein sozialisationsbedingtes Einfühlungsvermögen in (gewisse) christliche Befindlichkeiten sein, mit dem ich Ihnen zu Nahe trete. Ich bitte um Entschuldigung.

Für diesen Beitrag ist die Diskussion geschlossen.