Bildung und Gerechtigkeit

von Heino Bosselmann --- Unwillkürlich gelangt auf konservative Positionen, wer die Bestandsverluste innerhalb der Bildung in den Blick nimmt.

Daß jedoch nament­lich Leh­rer sich hin­ge­gen häu­fig als links ver­ste­hen, offen­bart einen kul­tu­rel­len Wan­del die­ser Berufs­grup­pe oder ein­fach den Oppor­tu­nis­mus sat­ter Gehalts­emp­fän­ger. „Lin­ke“ sind längst satu­riert, ver­be­am­tet und durch­weg Ent­schei­dungs­trä­ger, zual­ler­erst im Kultusbereich.

Es ist mitt­ler­wei­le müßig, den Schwund lite­ra­ri­scher Kennt­nis­sen und den Ver­lust eines Lek­tü­re­ka­nons zu bedau­ern, das Weg­bre­chen ele­men­ta­rer Kom­pe­ten­zen im Lesen, Schrei­ben und Rech­nen ist pro­ble­ma­tisch genug.

Daß selbst Abitu­ri­en­ten nicht durch­weg qua­li­fi­ziert zu lesen und zu schrei­ben ver­mö­gen und dass immer weni­ger mathe­ma­tisch-natur­wis­sen­schaft­lich einem Inge­nieur­stu­di­um gewach­sen sind, ist mitt­ler­wei­le durch­weg Kon­sens der Kri­tik, ja wird als nor­mal emp­fun­den oder verdrängt.

Ist den­noch mal die Rede davon, heißt das Defi­zit ein­fach Fach­kräf­te­man­gel. Pro­fes­so­ren, die sich dar­über echauf­fie­ren, welch ali­te­ra­ri­sche Erst­se­mes­ter die Hör­sä­le flu­ten und Hil­fe im Ele­men­tar­sprach­li­chen benö­ti­gen, gel­ten schnell als „Gram­ma­tik­fa­schis­ten“.

Zu beden­ken ist jedoch stets: Kin­der und Her­an­wach­sen­den sind nicht ver­ant­wort­lich für sys­tem­be­ding­te Defi­zi­te. Sicher, wer über die Rei­fe ver­fügt, sich eige­ne Maß­stä­be zu set­zen, wird sich in jedem Bil­dungs­sys­tem entwickeln.

Jedoch ist die Poli­tik ver­ant­wort­lich für inhalt­li­che und Struk­tur­vor­ga­ben. Die­se wären – ein ande­res The­ma – mit weni­gen, aber prin­zi­pi­el­len Ver­än­de­run­gen bes­ser ein­zu­rich­ten – mit dem Neben­ef­fekt, daß Unter­richt mehr erfreu­te, weil er von inter­es­san­ten und rele­van­ten Inhal­ten sei­nen Aus­gang nähme.

Man blät­te­re die Deutsch-Lehr­wer­ke durch, um ver­blüfft dar­über zu sein, was für eine schwa­che Aus­wahl an Tex­ten sie bie­ten. Lese­bü­cher, die Gene­ra­tio­nen den Ein­tritt in die lite­ra­ri­sche Kul­tur ein­lei­te­ten, wer­den schon lan­ge nicht mehr gedruckt, ohne daß das Feuil­le­ton dies je bemerk­te; Lite­ra­tur soll nur­mehr „inte­gral“ mit­be­han­delt werden.

Letzt­lich steht hin­ter der kul­tur­evo­lu­tio­nä­ren Umsteue­rung der Päd­ago­gik seit den Sieb­zi­gern im Wes­ten und seit der Wen­de im Osten ein frag­wür­di­ges rous­se­au­is­ti­sches Men­schen­bild, mit dem die Lin­ke einer poli­ti­schen Anthro­po­lo­gie zum Durch­bruch ver­half, die alle gesell­schaft­li­chen „Grund­ver­ein­ba­run­gen“ regiert:

Der Mensch ist gut, allen soll alles mög­lich sein, dem benach­tei­lig­ten Schü­ler sogar noch mehr als dem von sich aus klu­gen oder flei­ßi­gen. Rich­tet man ihm nur die rich­ti­gen Ver­hält­nis­se ein, ist jeder Schü­ler erfolg­reich; schei­tert er, sind eben man­gel­haf­te Umstän­de schuld.

Der Vor­wurf, allein das sozia­le Her­kunfts­mi­lieu bedin­ge Erfolg oder Miß­er­folg, gleicht einer kul­tu­rel­len Sip­pen­haft. Jeder hat gesi­cher­ten Zugang zur Bil­dung, jeder darf wol­len; alle Bil­dungs­we­ge sind durch­läs­sig. Gut so. Es kommt also auf die Ent­wick­lung von Hal­tung an. Die­sen Begriff kennt die Päd­ago­gik aller­dings nicht mehr.

Um ver­meint­lich noch gerech­ter zu wer­den und sich noch wei­ter allen anzu­die­nen, wird die gegen­wär­ti­ge Schu­le von einer durch­grif­fi­gen poli­ti­sche Kam­pa­gne bestimmt, von der für sakro­sankt erklär­ten „Inklu­si­on“. Man ver­fol­ge acht­sam eine sprach­li­che Ver­än­de­rung in der Verlautbarungsrhetorik:

Je pro­ble­ma­ti­scher die Ver­än­de­rung, um so posi­ti­ver kon­no­tiert der dafür gene­rier­te Begriff. Das funk­tio­niert neben der „Inklu­si­on“ – als ver­meint­li­cher Kom­pen­sa­ti­on der gefürch­te­ten Exklu­si­on – in ähn­li­cher Wei­se mit Heils­be­grif­fen wie „Welt­of­fen­heit“, „Tole­ranz“, „Gen­der­ge­rech­tig­keit“ und „Euro­pa“.

Mit­un­ter scheint zudem das Bedürf­nis durch, gera­de das her­aus­stel­len zu wol­len, was an sich  schmerz­lich ver­mißt wird. So fin­den sich neu­er­dings immer­fort Wor­te wie „Empa­thie“, „Authen­ti­zi­tät“ und „Viel­falt“ ven­ti­liert, obwohl Ein­füh­lungs­ver­mö­gen und Echt­heit rar sind und die immer­fort beschwo­re­ne „Bunt­heit“ – häu­fig ja im Nar­ren­kleid – eher eine Uni­for­mi­tät im Sin­ne der oben ange­deu­te­ten poli­ti­schen Anthro­po­lo­gie hervorbringt.

Zur „Inklu­si­on“: Über­all „Han­di­caps“, über­all „För­der­be­dar­fe“, „För­der­stu­fen“, und „Nach­teils­aus­glei­che“, über­all neu­er­dings amt­li­che Dia­gnos­ti­ker, Spe­zia­lis­ten fürs beschä­dig­te Leben, alle Sor­ten Gut­ach­ter und enga­gier­te Ganz­tags­päd­ago­gen, die Trost und Segen dar­in sehen, die Kin­der gefäl­ligst ganz­tä­gig in der Schu­le zu inter­nie­ren, um dort hin­ter Glas den tota­len Zugriff auf sie zu sichern.

Der Schul­schluß gegen 16.00 Uhr oder gar spä­ter ent­spricht heut­zu­ta­ge in etwa dem Tages­chich­ten­de der Eltern­schaft in frü­he­ren Jahr­zehn­ten. Wäh­rend jedoch Berufs­tä­ti­gen der­zeit ein frei­es Arbei­ten mit fle­xi­blen Gleit­zei­ten und „Home-Office“ ermög­licht wird, wäh­rend Betrie­be und Büros immer mehr Raum gewäh­ren und für Aus­gleich und „Work-Life-Balan­ce“ sor­gen, bean­sprucht die Schu­le für Kin­der einen vol­len Arbeits­tag und möch­te sie aus Welt und Natur her­aus­hal­ten, so als laue­re da drau­ßen das Böse.

Das Man­tra, sozia­le Her­kunft bestim­me den Schul­erfolg, ver­däch­tigt die Res­te bil­dungs­bür­ger­li­chen Milieus eines fal­schen Eli­te­den­kens und unter­stellt ihnen qua­si unlau­te­re Vor­tei­le, setzt ande­rer­seits aber ärme­re Fami­li­en in Rich­tung kul­tu­rel­ler Aso­zia­li­tät her­ab, ver­bun­den mit der For­de­rung, doch gera­de deren unter­pri­vi­le­gier­te Kin­der bes­ser der staat­li­chen Erzie­hung zu über­las­sen. Ganz­tags, klar.

Inner­halb der Dau­er­ver­ein­nah­mung von Her­an­wach­sen­den arbei­tet sich die Päd­ago­gik als wohl zwei­fel­haf­tes­te aller Wis­sen­schaf­ten an der „Inklu­si­on“ ab: Jedem ver­hal­tens­auf­fäl­li­gen oder limi­tier­ten Kind sein „Ticket“, dazu Kon­fe­ren­zen und Arbeits­krei­se, ein umfäng­li­ches Glos­sar an Zuschrei­bungs­be­grif­fen und Kürzeln.

Dabei soll alles Schwie­ri­ge und Defi­zi­tä­re betont posi­tiv klin­gen, und Sach­ver­stand ist weni­ger gefragt als selbst­er­fül­len­de Pro­phe­zei­un­gen. Die Inklu­si­ons­kam­pa­gne rekru­tiert inner­halb einer eigens geschaf­fe­nen Inklu­si­ons­bü­ro­kra­tie aller­lei halb­wis­sen­schaft­li­ches Per­so­nal – vor­zugs­wei­se schul­flüch­ti­ge Leh­rer – für all die neu­en „Insti­tu­te“, die ver­meint­lich wis­sen­schaft­li­che Grund­la­gen für letzt­gül­ti­ge, im Wesen klar sozia­lis­ti­sche Gerech­tig­keits- und Men­schen­ver­bes­se­rungs­vor­stel­lun­gen nach­zu­rei­chen haben.

Dies dient einer mora­lisch auf­trump­fen­den Poli­tik, die den flot­ter und hip­per gewor­de­nen Kapi­ta­lis­mus nun end­gül­tig mit der Wür­de jedes Men­schen ver­söh­nen will. Offen­bar geht es über­haupt wie­der mal um den „neu­en Men­schen“. Er soll päd­ago­gisch geschaf­fen wer­den, nicht durch Ver­än­de­rung der sozi­al­öko­no­mi­schen Ver­hält­nis­se, son­dern dies­mal kraft Bildung.

Offen­bar als fina­ler Akt der Auf­klä­rung, der ermög­li­chen wird, dass der ver­bes­ser­te Mensch dann selbst­ver­ständ­lich end­lich und end­gül­tig die Welt ver­bes­sert. Das Gute ent­wi­ckel­te geis­tes­ge­schicht­lich stets sei­ne eige­ne Monstrosität.

Man soll, so will es die Poli­tik, all die „Han­di­caps“ gut fin­den, vor allem die gute Absicht erken­nen, die in den Eti­ket­tie­run­gen für LRS (Lese- und Recht­schreib­schwä­che), LimB („Ler­nen“ im mathe­ma­ti­schen Bereich, also Rechen­schwä­che), ESE („emo­tio­na­le und sozia­le Ent­wick­lung“, also Ent­wick­lungs­stö­rung), und L (Schwer­punkt Ler­nen, also Lern­schwie­rig­kei­ten) liegt.

Die­sen Schwä­chen wid­me­te sich frü­her die ver­dienst­vol­le, neu­er­dings poli­tisch ver­pön­te und über Dekret abzu­schaf­fen­de Hilfs- oder För­der­schu­le. Lern- und Ent­wick­lungs­stö­run­gen, dia­gnos­ti­ziert in einer so hohen Zahl wie nie, sol­len kein Malus mehr sein, son­dern, im Gegen­teil, eine tol­le Chan­ce. Kin­der, „die anders sind“, berei­chern Schu­le ganz im Sin­ne der eben­falls als „bunt“ beju­bel­ten „Hete­ro­ge­ni­tät“.

Wer noch grö­ße­re Mühen mit der Bewäl­ti­gung des Schul­all­tags hat, der bekommt einen erwach­se­nen Schul­be­glei­ter an die Sei­te, der sich ganz­tags um alle Belan­ge küm­mert. Die­se För­de­rung „von unten auf“ wird aber nicht um eine gleich­wer­ti­ge For­de­rung der Leis­tungs­star­ken und ech­ten Talen­te ergänzt; die Päd­ago­gik wen­det sich prio­ri­tär den schwä­che­ren Schü­lern zu, denen sie alle nur mög­li­chen Erleich­te­run­gen ver­schafft. Sehr kom­for­ta­bel für die­se Kli­en­tel. Wer hin­ge­gen klug und leis­tungs­fä­hig ist, kann sich nur selbst fördern.

So, wie nach der jahr­zehn­te­lan­ge Absen­kung der Anfor­de­run­gen und der infla­tio­nier­ten Bewer­tung seit den Nuller­jah­ren immer mehr „Hoch­be­gab­te“ auf­fie­len, die frü­her ein­fach als gute Schü­ler gut gefor­dert das Gym­na­si­um absol­vier­ten, führ­ten betont anti­au­to­ri­tä­re Auf­wei­chun­gen inner­halb einer ande­rer­seits stark ver­ein­nah­men­den elter­li­chen und schu­li­schen Für­sorg­lich­keit zu einer Ver­ar­mung der Sin­nes- und Erlebniswelt.

Dies jedoch ver­ur­sach­te bis­lang unge­wohn­te „Auf­fäl­lig­kei­ten“. Denn ADHS etwa, die „Auf­merk­sam­keits-Defi­zit-Hyper­ak­ti­vi­täts-Stö­rung“, war den Nach­kriegs­jahr­zehn­ten als Dia­gno­se­be­griff noch unbe­kannt, weil sich der über­dreh­te Zap­pel-Phil­ipp drau­ßen frei aus­to­ben konn­te. Gera­de jenen quir­li­gen Kin­dern hät­te die Nach­richt, Schu­le wür­de jetzt ganz­tä­gig „ange­bo­ten“, nicht als fro­he Bot­schaft, son­dern als Hor­ror­vor­stel­lung gegol­ten, denn aus der Schu­le woll­te man – natür­li­cher­wei­se – nach aller Pflicht vor allem raus.

Um im ech­ten Leben sei­nen Spiel­platz zu fin­den. Heu­te will sich die Schu­le – lite­ra­risch viel­fach als Ort zwangs­läu­fi­ger Frus­tra­ti­on und Krän­kung dar­ge­stellt – per se als glück­li­ches Kin­der­land ver­ste­hen, in dem die Infan­ti­li­sie­rung jedoch häu­fig bis ins Jun­gen­d­al­ter betrie­ben wird. Schu­le ver­spricht der­zeit ein­fach alles, ein sozia­les Para­dies­gärt­lein zuerst.

Die ver­steht dabei aber immer weni­ger für ech­te Befä­hi­gun­gen zu sor­gen und streßt mit Quan­ti­fi­zie­run­gen, sieht sich zum einen als Anstalt umfas­sen­der Beglü­ckung, indem sie wohl freund­lich umarmt, hält aber vor allem fest und ist sehr betrof­fen davon, wie vie­le Kin­der psych­ia­tri­sche Hil­fe benö­ti­gen, weil sie an Depres­si­on und Ängs­ten leiden.

All­zu vie­le Ver­spre­chen füh­ren nun mal zu all­zu vie­len Ent­täu­schun­gen. Ange­sagt wäre ein­fach Red­lich­keit in dem, was man ver­spre­chen und was man hal­ten kann. Damit wären nicht zuletzt die hohen Zif­fern von Abbrü­chen der Fach­ar­bei­ter­aus­bil­dung – in Meck­len­burg über ein Drit­tel – und die Zah­len der Stu­di­en­ab­bre­cher – unge­fähr durch­weg ein Fünf­tel – zu reduzieren.

In Ber­lin-Neu­kölln bestehen unter sozi­al­de­mo­kra­ti­scher Kul­tus­ho­heit der­zeit nur 58 Pro­zent den Mitt­le­ren Schul­ab­schluss, des­sen Anfor­de­run­gen immer wei­ter redu­ziert wur­den. In Meck­len­burg-Vor­pom­mern ver­las­sen knapp zehn Pro­zent die Schu­le gänz­lich ohne Abschluß, in Sach­sen-Anhalt 11,4 Pro­zent. Faust­re­gel: Je grü­ner und sozi­al­de­mo­kra­ti­scher die Schul­po­li­tik, um so gerin­ger die Befä­hi­gun­gen der Absolventen.

Wenn man zudem nicht sogleich, wie in aller­lei „Scree­nings“ und Ver­gleichs­ar­bei­ten üblich, Kogni­ti­on und Spra­che zu ver­mes­sen beginnt, fal­len die Defi­zi­te eher außer­halb der rein beha­vio­ris­ti­schen Betrach­tun­gen auf. Sie sind all­tags­kul­tu­rell ver­ur­sacht. So fehlt es Kin­dern vor allem an Ruhe, an Muße und an Besonnenheit.

Das phä­no­me­na­le Smart­phone etwa ist nicht allein Werk­zeug, son­dern ein feti­schi­sier­ter Stres­sor, indem es eine nul­li­gen Dau­er­kom­mu­ni­ka­ti­on zu erzwin­gen scheint oder in per­ma­nen­ter Selbst­be­spie­ge­lung zum Nar­ziß­mus-Medi­um schlecht­hin avancierte.

Inter­es­san­te Gegen­läu­fig­kei­ten: Wäh­rend mit dem Smart­phone jeder­zeit das Welt­wis­sen zur Hand wäre, wird die All­ge­mein­bil­dung gerin­ger; und obwohl das Gerät über all die ein­zu­tip­pen­den Bot­schaf­ten inten­siv in die Schrift­spra­che hin­ein­zwingt, so daß wohl nie so viel geschrie­ben wur­de wir der­zeit, retar­die­ren Schreib- und Sprachvermögen.

Wer ver­mag sich gründ­lich auf ein Bild, auf ein Musik­stück oder auch nur ein zurück­ge­lehn­tes, aber geist­rei­ches Gespräch ein­zu­las­sen? Wer pflegt sei­ne Hand­schrift? Wer trai­niert noch stun­den­lang in einem Sport­klub? Wem gelingt wirk­lich auf­merk­sa­me Zuge­wandt­heit, die sich dem ande­ren wid­met, mehr als dem per­ma­nen­ten Tuning des eige­nen Out­fits und „Per­for­mens“?

Wer noch wid­met sich gedul­dig einem Text, gar einer Auf­ga­be oder einem Pro­blem, in das er sich ver­liert, schöp­fe­risch oder zweck­frei, je nach dem. Man stel­le sich die Jugend heu­te beim Lesen von Karl May oder ein­fach nur beim Skat­spie­len vor. Bei­na­he undenkbar.

Nein, The­men und Auf­ga­ben­stel­lun­gen sol­len hip und cool sein, so kurz­wei­lig wie kurz­läu­fig, das Lay­out der Bücher und Arbeits­blät­ter kun­ter­bunt auf­ge­scheucht, um sich so einem für jugend­lich gehal­te­nen Geschmack der ner­vö­sen Flash-und-Action-Kids anzu­die­nen. Man ver­glei­che Lehr­bü­cher der Fünf­zi­ger und Sech­zi­ger mit den gegen­wär­ti­gen. Welch ein Ver­mö­gen zur Kon­tem­pla­ti­on wur­de da frü­her vorausgesetzt!

Lang­sei­ti­ge Tex­te, nur ab und an eine gut aus­ge­wähl­te Illus­tra­ti­on, Aus­dau­er erfor­dern­de Lek­tü­re, wäh­rend der Leh­rer heu­te gehal­ten ist, sehr schnell neue Rei­ze zu set­zen, weil er nicht mehr nur mit dem Fern­se­hen kon­kur­riert, das mitt­ler­wei­le bei­na­he als Hoch­kul­tur gel­ten könn­te, son­dern mit Extrem­rei­ze pro­du­zie­ren­den Maschi­nen wie Spie­le-Kon­so­len und aller­lei stres­si­gen Apps. – Frü­her war ein­fach nichts weg­zu­kli­cken; heu­te hin­ge­gen müs­sen gera­de Leh­rer es hin­be­kom­men, nicht als ers­tes weg­ge­zappt zu werden.

Wel­cher Abitu­ri­ent, wel­cher Stu­dent ver­mag noch die gedank­li­che Geduld auf­zu­brin­gen, etwa einen aus­führ­li­chen Bei­trag des F.A.Z.-Feuilletons durch­zu­le­sen? Wer über­haupt ver­steht sol­che anspruchs­vol­len und Über­blick vor­aus­set­zen­den Bei­trä­ge, nach­dem er eine Schu­le- oder Bache­lor-Aus­bil­dung durch­lief, in der das „exem­pla­ri­sche Prin­zip“ galt?

Was immer man von der poli­ti­schen Aus­rich­tung der deut­schen Qua­li­täts­pres­se hal­ten mag, darf man von ihrem For­mat, Umfang und Anspruch doch erstaunt sein, inso­fern sich die deut­sche Schu­le kaum mehr in der Lage zeigt, die Leser für die­se Zei­tungs­welt auszubilden.

Rich­tet man jedoch die Auf­merk­sam­keit nicht sogleich auf den Intel­lekt, son­dern auf die Ent­wick­lung der Sen­sua­li­tät, wird man fra­gen, was von einem Kind zu erwar­ten ist, das in der ste­ri­len Umge­bung einer Bau­kas­ten-Eigen­heim­sied­lung und ver­schnallt auf dem Rück­sitz eines SUV aufwächst.

Es ent­behrt der wich­ti­gen Rei­ze, derer See­le und Hirn bedür­fen, um ent­wick­lungs­psy­cho­lo­gisch zur rech­ten Zeit aus­ge­formt zu wer­den. Was bekommt ein Kind in den Blick, was hört, riecht und schmeckt, was erlebt es? Aben­teu­er, Her­aus­for­de­run­gen, Bewäh­run­gen? Wohl kaum. Wann kann es stolz auf sich sein?

Wenn es mal wie­der den Geschirr­spü­ler aus­ge­räumt oder beflis­sen den Haus­müll getrennt hat? Gut, nach wie vor wer­den vie­le zum Instru­men­tal­un­ter­richt oder zum Pfer­de­hof gekutscht. Aber wird noch vor­ge­le­sen, wird durch den Wald gestreift? Kochen Mäd­chen noch mit ihren Müt­tern? In wel­cher Werk­statt kann man noch mit­schrau­ben? Wo übt man sich mit Maschi­nen? (Um von Waf­fen mal lie­ber gar nicht zu reden.)

Gibt es die Bolz­plät­ze noch, wo sich Jun­gen selbst über­las­sen waren? Wo denn pro­bie­ren sich Her­an­wach­sen­de jen­seits der durch­in­sze­nier­ten und gefahr­lo­sen Pro­jek­te aus? Wo ist über­haupt noch Frei­heit außer­halb der Dau­er­er­zie­hung und Big-Brot­her-Beob­ach­tung  durch Eltern und Päd­ago­gen in einer Zeit, in der schon jüngs­te Kin­der „Ter­mi­ne“ haben.

Offen­bar gilt zudem gera­de das Ele­men­ta­re und Ursprüng­li­che – durch­aus im Sin­ne der Urele­men­te Erde, Luft, Feu­er und Was­ser – als zu gefähr­lich, wäh­rend doch uri­ge Erleb­nis­se mit dem Ele­men­ta­ren der wei­te­ren „Ver­haus­schwei­nung“ (Kon­rad Lorenz) entgegenwirkte.

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Kommentare (19)

Der_Juergen

29. Januar 2019 14:25

Wunderbar; alles ist richtig. Ist der Autor der Ansicht, im Rahmen des heutigen Systems lasse sich diese Misere beheben? Seine Meinung dazu würde mich interessieren.

Fritz

29. Januar 2019 14:56

Dem Text kann man nur voll zustimmen.

Zu bedenken ist, dass sich zwei Tendenzen ergänzen: die Kuschelpädagogik und die Überflutung der jungen Menschen mit Unterhaltungs- und Kommunikationstechnologie, die von der Wirtschaft betrieben wird.

Caroline Sommerfeld

29. Januar 2019 15:15

Lieber Herr Bosselmann,
dann freuen Sie sich mal auf mein Erziehungsbuch - da gibt's neben dem Heute-früher-Vergleich auch noch jede Menge Unterfütterung, warum's so kommen mußte, und auch ein paar Hände voll Futter für Auswege aus der Lage.
Jetzt und hier nur ein paar Links zum Weiterlesen für die Leserschaft: Erstens Nikolaus Fest, der ein paar Gründe und unnachahmliche Worte findet für die spektakuäre Ahnungslosigkeit von Studenten:
https://conservo.wordpress.com/2018/11/19/historische-demenz-nicht-nur/
und zum zweiten zum Thema "urige Erlebnisse":
Richard Louv: Das letzte Kind im Wald?
https://www.beltz.de/fileadmin/beltz/leseproben/978-3-407-85934-1.pdf
Daß das Buch im urlinken Beltz-Verlag erschienen ist, spricht nicht gegen Louvs (bisweilen sehr amerikanisches) Buch, sondern lenkt den Blick darauf, warum, seit wann und mit welchem neuen Plan vom Kind die Linken die "Natur-Defizit-Störung" entdeckt haben ... "urige Erlebnisse" lassen sich nämlich auch trefflich instrumentalisieren, so ähnlich wie Urschreiseminare und Bootcamps für Manager. Das Kind als kleiner Manager.

Elvis Pressluft

29. Januar 2019 19:51

Sehr treffender Beitrag. Diese Gesellschaft fürchtet - beinahe - alles Elitäre; ausgenommen ist eigentlich nur noch der erbliche buntgrüne Gesinnungsadel. Wer sich eigene Gedanken macht, ist weniger leicht steuerbar. „Bourgeoiser Individualismus“ hieß das einmal in linken Jargon. Das ist auch in Merkelland nicht mehr erwünscht. Zum Geburtsrecht auf das „Abi“ erschien übrigens schon vor mehreren Jahren ein bezeichnender Artikel in der faz: „Aus dem Hörsaal in der Haarsalon“ – Bericht einer überforderten Studienabbrecherin, die auf Umwegen dann zur Friseuse (böses Wort, darf man auch nicht mehr sagen) wurde. Völlig konsequent die kürzlich veröffentlichte Bekennung einer jungen Lehrerin (blind getippt: Berlin! Berlin! aber Berlin ist überall): „Ich gebe nur noch gute Noten!“ Jeder wird zur Studienberechtigung getragen; das war die explizite Aussage der Anonyma, natürlich hochgezogen am Beispiel eines „kriegstraumatisierten“ Schülers. Nicht immer ist es so offensichtlich. Ein weiteres Stichwort: Bildungsparadox. Wo das „Prädikatsexamen“ jedem Dünnbrettbohrer nachgeworfen wird, verfestigt sich die Ungleichheit, anstatt zu verschwinden. Sekundärtugenden, hier vor allem das Netzwerken (sprich: erfolgreiche Verfilzung) gewinnen noch mehr an Gewicht – und das beherrschen die Etablierten am besten. Und die Etablierten sind heute immer häufiger Grün; so schließt sich der Kreis.

tearjerker

29. Januar 2019 21:03

Es läuft alles in Zyklen. Letztlich läuft die Abitur-für-alle-Zielsetzung darauf hin, dass die Schüler so etwas wie den Volksschulabschluss von früher haben werden. Also achte Klasse wie 1952 mit vergleichbarem Lese-, Schreib- und Rechenniveau. Natürlich nur für die deutschstämmigen oder in deutschem Umfeld sozialisierten Schüler, die noch aus halbwegs intaktem literaten und numeratem Hintergrund schöpfen können und unterstützt werden. Viel mehr hat das hiesige Schulsystem ohnehin nie erreicht. So weit, so gut.

Franz Bettinger

29. Januar 2019 21:05

Ich habe ein Leben lang an das Böse nicht geglaubt; ich dachte, bei allem Bösen, das ich beobachten konnte oder das mir widerfuhrt, immer und entschuldigend an ein Missverständnis. Das ändert sich gerade. So wie sich auch meine Ansichten zu Verschwörungen geändert haben. Satanische Pläne halte ich nunmehr für möglich. Nicht also bloße Bequemlichkeit, Nachgiebigkeit, gleichmacherische linke Wahnvorstellungen und falsch verstandene Menschenliebe stecken hinter den katastrophalen Zuständen an den Schulen und Universitäten, nein, ich glaube, ein großer Plan ist es, der die Menschen verdummen will. Mit den Migranten sollen nicht nur Kultur- und Christenfeinde, gewalt-affine verbohrte Islamisten und potentiell linke Wähler - wenn die Strippenzieher sich da mal nicht täuschen! - , sondern auch Dumme und leicht Manipulierbare ins Land geholt werden. Die Dummheit, die von Deep State, angestrebt wird, erscheint mir sogar als deren Hauptziel. Was dagegen zu tun wäre? Im großen Ganzen nichts. Im Kleinen: unsere eigenen Kinder bilden, so gut es selbst geht. Heimunterricht. Am besten wäre, die Kinder dem schlechten Einfluss (und mittlerweile auch der politischen Indoktrination) der Schulen ganz zu entziehen. Dies soll ja in den meisten oder fast allen Ländern der Erde möglich sein, außer in Deutschland. Ich beneide Österreich, Neuseeland und Kanada um deren fehlende Schulpflicht, denn die ist mehr und mehr kontra-produktiv.

Der Starost

29. Januar 2019 21:33

Wir sind es doch, die den Karren in den Dreck gefahren haben. Wir können und wollen doch der Generation nach uns kein erstrebenswertes Vorbild mehr sein: Morgens aus dem Haus, in das Auto, zur Arbeit oder in den Dienst, dann wieder ins Auto und zurück nachhause, tags darauf dasselbe Spiel. Weil uns die Welt zunehmend fremd wird, leben wir als Monaden in unseren vermeintlichen "Sicherheitszellen", kein wirkliches Leben nach Außen, mit anderen Großfamilien, vielen echten Freunden oder mit der Natur.

Unseren Kindern versagen wir kleinmütig eine hinreichend große Geschwisterschar, entlassen sie nicht aus dem vermeintlich unabdingbaren Sicherheitskokon. Ein echtes Leben können unsere Einzel-"Prinzen und Prinzessinnen" so nicht kennelernen, beruhend auf menschlicher Entwicklung, Gruppensolidarität, Neugier und wachsendem Intellekt.

Wir müssen uns ändern, unser schlimmes Wohlstandsdenken endlich abstreifen, unsere Zellen mutig verlassen und zu wahrem Leben gelangen.

Nemo Obligatur

29. Januar 2019 21:49

Kann ich nicht teilen, geschätzter Meister Bosselmann.

Oder allerhöchstens zu einem kleinen Teil. Ich will ein anderes Urteil dagegen setzen. Die Kinder heute sind nicht schlechter als es ihre Eltern oder Großeltern waren. Und die Erziehung war früher auch nicht besser. Vielleicht ist heute die Spannweite ein wenig größer. Man trifft Hochbegabte, die nach allen Regeln der Kunst gefördert werden, im musikalischen, mathematischen oder sportlichen Bereich. Am anderen Ende gibt es leider Kinder aus schwierigen Verhältnissen. Mit kranken oder gewalttätigen Eltern. Da zerreißt es einem das Herz. Die normalen Kinder aus der Mitte gibt es selbstredend auch noch und sie sind nach wie vor die große Mehrheit.

Was wirklich schlechter geworden ist? Dass es weniger Kinder gibt, die einfach auf der anderen Straßenseite oder im gleichen Haus wohnen. Denn Kinder brauchen andere Kinder. Die Dauerberieselung mit allen möglichen Medien. Die Sittenverderbtheit des Internets: Gewalt, Pornographie, Frühsexualisierung. Das alles bringt seine eigenen Delikte hervor. Außerdem ist die Geschwindigkeit des Lebens heute hoch - ich meine: zu hoch. Ich glaube man hat das sogar wissenschaftlich erforscht: Etwa an der Gehgeschwindigeit der Passanten, dem Tempo von Aufzügen und Rolltreppen oder der Schnittfrequenz von Kinofilmen. Aber früher war es auch kein Zuckerschlecken: Ausgrenzung und Mobbing, Drogen, Gewalt, Vernachlässigung - gab es alles schon vor 20, 40, oder 60 Jahren.

Mir scheint, einiges ist auch besser geworden. Es gibt heute eine Vielzahl von Angeboten. Die Vereine, soziale Organisationen, Kirchen: Geld ist fast überall da und verteilt sich auf rund die Hälfte der Kinder. Staatliche Hilfsangebote satt. Wer pfiffig ist, dem steht heute die Welt offen. Aber immer noch gilt: Jedes Kind, jeder Mensch, muss seinen Platz in der Welt erst einmal finden. Das ist, recht bedacht, vielleicht der Sinn des Lebens überhaupt. Manch einer schafft es nie.

Laurenz

30. Januar 2019 07:00

In der Heimatstadt meiner Jugend hatten wir im Halb-Souterrain des Bürgerhauses ein richtig schönes Jugendzentrum spendiert bekommen, wählten einen Präsidenten und hatten sogar ein Budget, alles in Selbstverwaltung, die auch funktionierte. Heute sitzen in demselben JUZ 2 Sozialarbeiter, die den jungen Leuten die Tränen trocknen und den Hintern abwischen.
Das geht noch viel tiefer durch die Gesellschaft als im Artikel beschrieben. Nicht nur die Jugend, sondern auch die Verrückten, Süchtigen und Behinderten werden versaut. Bis 1973 zu seiner Rente war mein Großvater Pfleger in einem großen Anstaltsbetrieb, (im Krieg Sani). Er ging jeden Werktag mit Seinen Schutzbefohlenen auf die Äcker der Anstalt und man bearbeitete das Feld, die Insassen aßen das selbst angebaute Essen, zubereitet in der Anstaltsküche. Abends waren die Patienten müde von der Arbeit. Jetzt, 45 Jahre später, bringt der Caterer das Essen und die Patienten werden mit Medikamenten ruhig gestellt. Welch ein therapeutischer Fortschritt.....

RMH

30. Januar 2019 10:12

Ich möchte dem Eindruck, der sich offenbar bei einigen eingeschlichen hat, dass der heutigen Jugend irgendetwas "geschenkt" oder "zu einfach" gemacht werden würde, widersprechen. Als Vater von Kindern, die aktuell in Bayern Gymnasien besuchen, möchte ich behaupten, dass dort gar nichts geschenkt wird - ganz im Gegenteil. War vor Jahrzehnten (haben die Kinder auch erst im gesetzteren Alter bekommen) selber Gymnasiast in Bayern und kann mich nicht erinnern, dass damals so viele Hausaufgaben gemacht werden mussten oder dass ich bereits Tage vor einer Schularbeit mit dem Lernen hätte anfangen müssen. Der Englisch- Französisch- Unterricht erscheint mir zudem besser geworden zu sein (wir hatten z.T. noch Lehrer, deren einzige "native Speaker" Erfahrung offenbar in irgendwelchen Kriegsgefangenenlagern stattgefunden hat - ähnlich miese Ergebnisse hat in dieser Generation ja bspw. schon Böll bei seinen Übersetzertätigkeiten - wo er seine Frau noch dazu einspannen musste - abgeliefert).

Was meiner Meinung nach leidet, ist die Substanz, die Struktur und die Fähigkeit, systematisch und übergreifend Dinge erkennen und denken zu können. Jedes Fach scheint sich für das Wichtigste zu halten und überschwemmt die Schüler mit einer Fülle von Stoff und Details. Das berühmte Schlagwort vom "Bulimie-Lernen" trifft meiner Meinung nach zu. Das Gymnasium will meiner Meinung nach vor allem dafür sorgen, dass irgendwann der Mensch zum gut funktionierenden Fachidioten wird und das bayerische Gymnasium leistet da, ganz im Sinne der Wirtschaft, noch gute Arbeit. An den verschulten Unis geht es dann mit der Bildungsbulimie und dem Fachidiotentum noch verschärfter weiter. Wo ich noch Zeit hatte für ein Studium Generale mit Philosophie und Geschichte ohne Prüfungs- oder "Schein"-Druck neben dem "Brotfach", bleibt da heute neben ein paar Alibi "Scheinen" bzw. Creditpoints nicht mehr viel übrig. Wie geschrieben, Ziel ist ja kein ernsthaft "aufgeklärter" oder gar "gebildeter" Mensch sondern der Fachidiot, der Nerd, der in der kleinteiligen Welt genau in seinem Fachbereich Spitzenergebnisse liefert und ansonsten nichts zu schnallen hat und die Klappe hält.

Im Übrigen gibt es natürlich auch in Bayern diese ganze "integrative" Vergutmenschlichung und den übrigen brave new world bullshit, wie er von Herrn Bosselmann und den Kommentatoren deutlich gezeigt wurde.

Elvis Pressluft

30. Januar 2019 11:16

ad Nemo:
Sie verkennen/unterschätzen (sofern es Ihrem Beitrag zu entnehmen ist), so fürchte ich, die Wirkungen einerseits der die Schulen (eklatant in fast jeder Grundschule, aber die Ausläufer der Flutwelle erreichen längst auch schon die Hochschulen) widerstandslos überrollenden Islamisierung wie auch der galoppierenden Noteninflation. Wenn ein Notenschnitt von 1,3 nur noch gutes Mittelmaß bedeutet, wie sollen sich die wirklich Begabten hervorheben? – Auch Ihre Figur „Kinder brauchen andere Kinder“ sehe ich kritisch, schon aufgrund eigener Erfahrung. Vom gleichaltrigen Umfeld („peer group“) geht sehr häufig ein Anpassungsdruck aus, der schulischer bzw. akademischer Exzellenz entgegenwirkt. Persönliches Votum: Als Kind, teils noch als Jugendlicher, war ich körperlich sehr schwächlich. In Verbindung mit einer Neigung zur Introversion und Introspektion ergibt das den perfekten Außenseiter. Glauben Sie mir: Das Kind wird eine Hemmschwelle spüren, zusätzlich noch durch (evtl. weit) überdurchschnittliche schulische Leistungen aufzufallen. Der Neid der Besitzlosen ist grausam und erbarmungslos.

Andreas Walter

30. Januar 2019 11:31

Auch eine schöne Symptom-Beschreibung.

Das Problem ist allerdings das Gewaltmonopol des Staates.

Weil sich manche Kulturen eben rasanter vermehren als Andere, ohne gleichzeitig aber auch Arbeitsplätze für die Nachgeborenen zu schaffen. Vor allem aber Ressourcen für die Neuankömmlinge erschliessen, also Energie, Trinkwasser, Nahrungsmittel, Bodenschätze.

Darum ist Krieg, findet immer Krieg statt, doch der wird noch viel viel schlimmer werden. Weil:

a) immer weniger Arbeit.
b) immer mehr Menschen.
c) immer teurere Energie.

Gut aber auch für die "deutschen" Eliten, denn so wird auch hier das Lohnniveau gesenkt. Oder eben noch mehr automatisiert.

https://youtu.be/5DBc5NpyEoo

numerusclausus

30. Januar 2019 12:13

Schule reproduziert selbstverständlich immer noch soziale Ungleichheit, nur ist es heute weniger offensichtlich als zu Zeiten der Oberprima.

Es geht vielmehr um eine politische Beruhigungspille, wer sowieso keine Ressourcen hat, soll sich wenigsten nicht auch noch schlecht dabei fühlen. So hält man das Volk, die Wähler, die Handicap-Inhaber bei Laune.

Auch wenn jeder einen wunschgemäßen Bildungsabschluss geschenkt bekäme, relevante Teilhabe bekommen meist nur Erben und Günstlinge.

Alle anderen sind trotz Bildung das, was sie schon immer waren: Benachteiligte mit illusionärer, politisch-korrekter Umsorgungsinfrastruktur.

Andreas Walter

30. Januar 2019 15:11

Endlich habe ich ein gutes Werkzeug entdeckt, um auch dem Patagonien-Gerücht ein Ende zu setzen:

https://weather.com/de-DE/wetter/karten/interaktiv/l/GMXX0007:1:GM?layer=feelslike

Einfach links auf den Reiter "Schneeflocke" gehen und aktuelle Temperaturanzeige ("Temperaturdarstellung") aktivieren. Dabei bedenken, dass in Süd Südamerika gerade Sommer ist. Patagonien hat darum selbst Herzl ganz bestimmt (wahrscheinlich?) nicht gemeint.

Wobei man immer auch auf die Uhrzeit achten muss, wo und ob gerade Tag oder Nacht ist. Vor allem in Regionen mit wenig Wolkenbedeckung.

Niekisch

30. Januar 2019 16:07

Ein toller Artikel, Herr Bosselmann und sehr interessante Kommentierungen dazu.

Das Kardinalthema der heutigen Bildungslandschaft, die Traumata erzeugende Gehirnwäsche per …...religion kommt allerdings leider nirgends vor. Warum?

Sara Tempel

30. Januar 2019 16:23

Das sind ja erschreckende Zustände, deren Ausmaß Sie, lieber Herr Bosselmann, uns durch Ihren Artikel vor Augen führen. Sicherlich ist es frustrierend, wenn man heute im Bereich Erziehung und Bildung arbeitet und täglich erfährt, wie wenig man den Kindern noch helfen kann. Offenbar hat nicht nur meine subversiv ideologisch verseuchte Generation total versagt, aber das Versagen, vor allem der dekadenten Grün-Linken, reicht nicht um die Fehlentwicklung zu verstehen!
@ Franz Bettinger
Ich schließe mich Ihrer Sicht an, daß hier ein böser Plan immer deutlicher zu erkennen ist. Will man in die Tiefe gehen, muß man heute Verschwörungen von mächtigen Globalisten, wie geheim auch immer organisiert, berücksichtigen. Auch die Dualität Gut-Böse, Jesus gegen Satan, die schon durch den Gott des alten Testamentes von Beginn an die Christen und ihre Kirche begleitet hat, befeuert letztlich unsere kulturelle Krise. - Welche Zukunft erwartet uns, wenn der Glauben an den lieben Gott und christliche Moral schwindet, dagegen in Massen unkritische, konsumsüchtige Egoisten herangezogen werden???

Nemo Obligatur

30. Januar 2019 19:34

@ Elvis Pressluft
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Vielen Dank für Ihren Beitrag. Ich widerspreche Ihnen nicht. Aber Islamierung etc. war gar nicht das Thema, denn da machen wir ein ganz neues Fass auf.

Was die Noteninflation angeht: Da haben Sie recht. Aber das entwertet nur die Noten an sich. Die Leistungsunterschiede bleiben. Es wird so enden, dass Unternehmen und Universitäten auf Eingangstests setzen, um ihre Bewerber zu sortieren. Auch da werden sich die Leistungsstarken durchsetzen und die Schwachen werden scheitern. Mit Universitätsdiplomen ist es inzwischen schon ganz ähnlich. Alle haben eine 1 oder eine 2.

Dass manche Kinder "unter die Räder" kommen, habe ich ja nicht geleugnet. Im Gegenteil: Ich habe ja gesagt, dass es früher auch nicht besser war. Das Wort Mobbing gab es damals noch nicht, die Sache schon. Nach meiner Beobachtung gehen die Kinder heute ebenso fair (oder unfair) um wie zu meiner Zeit (bin 50). Das wird ihnen von den Erwachsenen vermittelt und vorgelebt. Besser wäre es, wenn alle Kinder Freunde habe. Nicht 100 auf Facebook, sondern zwei oder drei echte. Vielleicht reicht auch schon einer.

Ich habe zu meiner Zeit eingesteckt und ausgeteilt, auf beides bin ich nicht stolz. Man hätte aus der Zeit mehr machen können. Aber ich bin in meiner Zeit aufgewachsen und nicht im luftleeren Raum.

Fritz

31. Januar 2019 08:19

@ Sara Tempel: Ein zivilisiertes Zusammenleben von Menschen gab es schon lange vor dem christlichen Glauben an den lieben Gott; vielleicht ein zivilisierteres als danach.

Sara Tempel

31. Januar 2019 12:04

Gerechtigkeit gibt es übrigens nur in der Hölle! Dort finden sich immerhin die Selbstgerechten, die unsere Bildungsmisere dermaßen zugespitzt haben.

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