… (dem selten trügenden äußeren Anschein nach kein Mitglied der Querfurter upper class) ein paar Handvoll Kirschen abwiegen sah; die waren im Angebot. Vitamine zu 6,90 € – man kann die Kleinen ja nicht von Chips und Fruchtzwergen allein großkriegen! Blind, taub oder bequem, die Dame?
Uns Goldmariechen jedenfalls drang in diesen Tagen wieder der bekannte Ruf Frau Holles zu Ohren. Von den zahlreichen Kirsch-Alleen rundum klingts derzeit wieder: Rüttel mich, schüttel mich, unsere Früchte sind längst reif! Niemand hört die Klage, außer ein paar Vietnamesen-Clans, die uns jeden Sommer zwischen und auf den Bäumen begegnen und ebenso fleißig rütteln, schütteln und pflücken wie wir. Sechzehn Hände, zwei Stunden Arbeit (eher: Vergnügen), und fünf große Körbe – eine Bollerwagenfassung – sind voll. Ergibt mit ein wenig zusätzlichem Küchenwerk zwei Kuchenbleche, ein Dutzend Marmeladengläser und etliche weitere eingemachte Kirschen. Im Supermarkt wäre für all das ein ganz großer Schein draufgegangen.
Während einem Kirschen und bald die Äpfel sozusagen in den Mund wachsen, ist das selbstversorgerische Gärtnern eine etwas mühevollere Tätigkeit. Weniger aus Leidenschaft denn aus Not scheint im angelsächsischen Sprachraum das “kitchen-gardening” voll im Trend zu liegen. Von den neuen Rezessionsgärten in England war zuerst im Mai in der taz zu lesen; heute brachte der Deutschlandfunk einen sehr netten Beitrag aus den USA dazu. Michelle Obama machts vor, und 21 Millionen US-Bürger folgen mittlerweile ihrem Beispiel. Auch Vorgärten werden umgepflügt, und selbst in Mietwohnungen zieht man sich das Gemüse in Blumenkästen heran.
Die Wirtschaftskrise macht’s! Laßt Sezessionsgärten blühen!