Ist das nicht normalerweise ein untrügliches Zeichen … für Wohlgefallen– zumal, wenn es um das „Baby“ (also die Geliebte) geht?
Aaah usw. bedeutet, daß es sich eigentlich ziemlich „geil anfühlt“. Was aber, wenn das aaah zusätzlich noch von äußerst munteren House-Klängen begleitet wird, sich aber textlich als Kummerundtrauersang geriert?
Ein Paradox! Ein Hin- und Hergerissensein! Das ist wunderbar, so soll es sein! Life is live! In der letzten Zeit habe ich zig tragische Geschichten on- und offline dazu gehört, wie dramatisch es sein kann, wenn sich ein toller Kerl/Geliebter/Flirt als „rechts“ entpuppt: „Eigentlich ein Traummann, aber dann wurde mir klar, wie er politisch tickt…“
Hier, in diesem munteren und unbedingt anhörenswerten Liedchen der Band Fettes Brot, die durch ihren Hit „Nordisch by nature“ berühmt wurde, ist es endlich mal der Mann, der stutzt, weil die Frau „driftet“ – und zwar nach rechts. Ein Beitrag zur Gleichstellung der Geschlechter!
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17. Februar – Unser ökologischer Fußabdruck wäre bei Minus 10. Wir konsumieren keine Südfrüchte. Wir tragen strikt ausschließlich bereits getragene Kleidung. Wir haben kaum Plastik im Haushalt.
Wenn da nicht diese miesen Winterferien wären! In meiner hessischen Schulzeit gab es sowas nicht – zurecht. Das, was in Süddeutschland “Skiferien” hieß und in Mitteldeutschland „Kohleferien“ (weil einerseits Heizkosten für den Schulbetrieb eingespart wurden, andererseits die Schulkinder Kohlen in den heimischen Keller schippen mußten), ist uns seit Jahren eine Qual.
Was macht man mit sieben Kindern in tristen Februarwochen, wenn man weder eine Skifahrerfamilie ist noch eine solche, die sich intensiv auf Fasching vorbereitet? Seit vielen Jahren ist das unsere familiäre und im Jahreslauf einzige Urlaubszeit. Es geht gen Süden, klimaschädlicherweise per Flugzeug. Erstmals haben wir in diesem Jahr Europa verlassen.
Uns geht es gut, wir schwimmen im Mittelmeer und absolvieren ausgedehnte Wanderungen.
Wir suchen auch Myra auf, die Heimstatt des Heiligen Nikolaus. Es ist entsetzlich, die Kirche liegt da wie ein aufgelassene, doch verschlossene Großmarkthalle. Die Türen sind verschlossen, das Umfeld der sehr bescheidenen Kirche ist ungepflegt, um es höflich auszudrücken.
Wir hatten uns vorab informiert, an welchem Ort wir das Sonntagsgebot einhalten könnten. Natürlich: nirgends. Irgendeine orthodoxe Messe findet 600 km entfernt statt. Mehrmals am Tag hingegen ruft uns der Muezzin aus der Moschee, die nachts neonfarben in Blau und Grün leuchtet.
Das kleinste Kind hat gefragt: „Was ruft der denn?“ Das ältere hat geantwortet: „Oh Herr, vergifte das Eis der Ungläubigen! Mach, daß sie krank werden von ihren Naschereien!“ Das war Tag vier. Danach gab es keine nervigen Eisfragen mehr. Aber dann hat es eh viel geregnet.
Kubitschek hat viele Hände geschüttelt in der Türkei. Die Kinder meinten, der Papa sehe auf einmal auch „irgendwie türkisch“ aus mit seiner Cordhose und dem alten, grauen Sacco. Ja, stimmt auf eine Art. Kubitschek ist emphatisch. Sind wir in Bayern, spricht er plötzlich bayrisch, in Sachsen sächselt er zutraulich.
Mir wurde bewußt, daß Muslime keine Frauenhände schütteln. Und eigentlich war mir das angenehm. Ich hab versucht, nach unseren Ausflügen in den Einkaufsladen mit Plastiktüten, die wir natürlich nicht nahmen, weil wir Stofftaschen dabeihatten, mit den Mädchen ein paar Schritte hinter Kubitschek und dem Sohn zu gehen. Das klappte gut und gefiel mir.
Die lykischen Frauen tragen keine Röcke, sondern Kopftuch zu Pumphosen. Unsere Kinder waren ganz verliebt, gerade in die älteren Weiber.
Vieles mißfiel uns: Fiese Gehwege mit Blindenmarkierung, die nicht nur heimtückische Löcher enthielten, sondern jäh über einem halbmeterhohen Abgrund endeten; überall Plastikplanen und-fetzen, Baupfusch und miserabler Architekturgeschmack ; ein Postbriefkasten, der umgeknickt war, weil er auf einem Plastikfuß stand; überall Fitnessgeräte im öffentlichen Raum, die sinnlos und total hinüber sind.
Den (übrigens teuren) Rückflug hatten wir mit einer Marke, die komfortmäßig definitiv unterhalb von Ryanair rangieren muß. Hin flogen wir mit Türken. Zurück weitgehend mit Deutschen. Viel Zeit, Gespräche abzulauschen. Kubitschek: „Sie werden lachen. Aber irgendwie sind mir die Türken sympathischer. Also: Nur vom Billigfliegerklientel her betrachtet.“
Heinrich Loewe
Flugreisen / Ökologischer Fußabdruck ist ein gutes Stichwort, weil sich hier die -beeindruckenden- Zahlen gut merken lassen: Pro Kopf werden in D pro Jahr etwa 12 to Kohlendioxid emittiert. Ein Transatlantikflug verursacht pro Kopf etwa 4 to!
Bei Ihnen wird die Gesamtbilanz schätzungsweise immer noch stimmen. Jedoch die erste Frage an die Halbstarken auf ihren Freitags-Klima-Schulschwänz-Demos wäre die nach dem letzen Familienurlaub…