Das war´s. Diesmal mit Frauentag …

... Hitlerkreuzen und konservativen HoffnungsträgerInnen.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

8. März – Die armen männ­li­chen ange­stell­ten Tages­jour­na­lis­ten müs­sen heu­te Fei­er­ar­ti­kel zum Frau­en­tag absondern.

All the same, gera­de in den Leit­me­di­en. Den Tag kann­te in West­deutsch­land noch vor zehn Jah­ren kein Schwein. Jetzt ver­geht kei­ne Sen­dung, ob Wirt­schaft, ob Lite­ra­tur, ob Kir­che, ob „Finan­zen“, in der nicht all der unter­drück­ten Frau­en (also allen) gedacht wird.

Die Redak­tio­nen legen Wert dar­auf, daß ein Groß­teil der Hul­di­gungs- und Kla­ge­bei­trä­ge von den Her­ren der Schöp­fung ver­faßt wer­den. Die lie­fern natür­lich artig und streu­en Asche auf ihr Haupt.

In Ber­lin ist heu­te erst­mals gesetz­li­cher Fei­er­tag, für “die Frau”. In Ber­lin woll­te mei­ne bes­te Freun­din heu­te wie jeden Frei­tag zum Früh­schwim­men gehen (eine Stun­de zum redu­zier­ten Preis).

Heu­te war kos­ten­los – wegen Frauentag.

„Ellen, ich sag Dir: Im Schwim­mer­be­cken waren sechs Frau­en, herr­lich. Leer wie nie.  Dane­ben im Kin­der­be­cken mit der gro­ßen Rut­sche aber waren 25 Frau­en im Bur­kini, Lang­arm und Lang­bein. K e i n e ein­zi­ge Auto­chtho­ne dar­un­ter. Ich will nicht lügen, aber 70 Kin­der waren es sicher, total über­füllt. Alle drei Bade­meis­ter stan­den nur um die­ses Becken her­um und ver­such­ten nach Kräf­ten, sowas wie Ord­nung zu bewah­ren. Da war Land unter. Den Lärm kannst Du Dir nicht vor­stel­len! Wur­de eigent­lich jemals was ver­öf­fent­licht über die Laut­stär­ke im öffent­li­chen Raum, getrennt nach Kul­tur­krei­sen? Für mich gab es anschlie­ßend kei­nen Dusch­platz mehr. Ich hat­te mich schon aus­ge­zo­gen wie immer zum Duschen. So was von dane­ben! Wenn Bli­cke töten könn­ten! Das ist ein­fach nicht mehr mei­ne Welt! Ich emp­feh­le so einen Bade­auf­ent­halt mal Frau Göring-Eck­hart oder Frau Kip­ping, allei­ne! Mit ihren roten Haa­ren wür­de die bestimmt ver­kloppt werden.“

– – –

10. März – Beim Abend­brot geht es um die blut­jun­gen Nach­wuchs­hoff­nun­gen der CDU, Phil­ipp Amt­hor und Dia­na Kin­nert. Toch­ter A: „Wenn ich die bei­den so reden höre…-, also ich mei­ne, die sind ja wirk­lich ziem­lich schlau. Die haben auf eine Art schon was drauf. Ich komm damit nur nicht ganz klar: Jemand, der Köpf­chen hat und Ehr­geiz – war­um geht so jemand in die CDU?“

Toch­ter B: „Wie­so. Die T. hat­te doch Abi mit 1,0 und macht jetzt eine Aus­bil­dung zum Clown. So sind die Leu­te halt.“

Toch­ter A: „Stimmt. Ist ja auch irgend­wie dasselbe.“

– – –

11. März – Die Kleins­te kommt aus der Schu­le. Sie ist noch auf der Trep­pe, als sie mir von der neu­es­ten Ver­schär­fung „des Kon­flikts“ berich­tet. „Der Papa m u ß unbe­dingt mor­gen in die Schu­le mit­kom­men und das dem L. und der Frau B. sagen!!!!“

Hoch­ro­tes, acht­jäh­ri­ges Gesicht.

„Der Kon­flikt“ besteht seit einer Woche. L. (ein Noten­kon­kur­rent der Toch­ter) behaup­tet, „die­se Zei­chen“ sei­en „Hit­ler­kreu­ze“.

Wel­che? Ham­mer und Sichel sowie Ham­mer und Zir­kel im Ährenkranz.

Unse­re Toch­ter habe L. gesagt, „Ich weiß ja nicht alles, aber das wer­de ich doch wohl wis­sen! Hit­ler hat­te das Haken­kreuz. Und das geht ganz anders!“ Sie ist vol­ler Eifer. „Vor allem: Kreuz. Kreuz!! Wo, bit­te, wäre da das Kreuz, bei den Kommunisten?“

Die Klein­gar­ten­nach­barn, habe L. näm­lich behaup­tet, hät­ten bei­de die deut­sche Fah­ne samt „Hit­ler­kreuz“ gehißt, links wie rechts. Es gäbe noch vie­le sol­che Leute.

Die Klei­ne ver­dreht abge­klärt die Augen: „Wie naiv kann man sein! Hit­ler­kreuz im Klein­gar­ten! NA KLAR!“

Der Streit sei wirk­lich hef­tig gewe­sen. Irgend­wann sei­en sie gemein­sam zur Frau B. zwecks Klä­rung gegan­gen. Frau B. ist PM, päd­ago­gi­sche Mit­ar­bei­te­rin. Sie ist schön, mit lan­gen Straß­fin­ger­nä­geln, mul­ti­co­lor. Die aber wei­ger­te sich Par­tei zu ergreifen.

„Ach, wiß­ter“, habe sie beschie­den, „über sol­che Sachen strei­ten sich die Gelehr­ten. Man­che sagen so, man­che so. Und wir wol­len uns da fein raus­hal­ten.“  Der Papa soll das jetzt klä­ren. Hat aber kei­ne Zeit.

– – –

Mehr davon? Ellen Kositza: Das war’s. Dies­mal mit Kin­dern, Küche, Kri­tik.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (32)

Dieter Rose

12. März 2019 08:59

Bitte keine Aufregung,
alles wird gut:
Heute wird im Europa-Parlament beschlossen ,
dass sogar die Luft in Innenräumen
besser werden soll.
Als nächstes kommt dann
der Lärm in Innenräumen dran

H. M. Richter

12. März 2019 10:26

Frau B., die PM - was, wie ich oben las, in diesem Falle nicht mehr für Parteimitglied steht, sondern für pädagogische Mitarbeiterin - wollte einfach "nichts falsches" sagen. Soweit sind wir inzwischen schon wieder, soweit ...

Bedenklicher fast noch, was wohl im Lehrerzimmer gesagt werden wird: "Jetzt streiten die also schon in der 3* darüber, wie ein richtiges Hakenkreuz auszusehen hat! Und nun dürft ihr dreimal raten, wer dafür verantwortlich ist! Wie könnte es auch anders sein, - die kleine K.! Bloß gut, daß da der L. dagegengehalten hat."

Der Gehenkte

12. März 2019 10:37

"Ein solches Maß an Konsequenz, Entschlossenheit und Mut, wie es Claus von Stauffenberg bewiesen hat, ist äußerst selten anzutreffen. Solche Courage ist bewundernswert, unabhängig von der Staatsform, unter der sie sich äußert. Und sie verdient uneingeschränkten Respekt ..." lese ich gerade bei Thomas Karlauf

https://www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/nationalsozialismus/interview-mit-thomas-karlauf-stauffenberg-biographie-stauffenberg-biographie_id_10377670.html

Seltsam, daß ich intuitiv sofort an den einen oder anderen Zeitgenossen (den Umständen natürlich angepaßt) denken muß - dem man freilich diese Bewunderung in der öffentlichen, medialen Welt verwehrt.

Lotta Vorbeck

12. März 2019 14:50

@H. M. Richter - 12. März 2019 - 10:26 AM

"Frau B., die PM - was, wie ich oben las, in diesem Falle nicht mehr für Parteimitglied ..."

*******************************

Nachgefragt:

PM = Parteimitglied, wo ist das gebräuchlich gewesen?

Hieß es einst nicht PG?

Laurenz

12. März 2019 15:39

Mein gymnasialer Biologielehrer Dr. H..., erklärte uns Pennälern, daß Paare mit häufigem Geschlechtsverkehr meist Mädchen in die Welt setzten. Da wo das traute Beisammensein, z.B. aufgrund häufiger Geschäftsreisen, seltener vorkäme, würden im nachhinein eher Jungen das Licht der Welt erblicken.
@Der Gehenkte .... Hitler-Zitat....Eine ganze kleine Clique ehrgeiziger, gewissenloser und zugleich unvernünftiger, verbrecherisch-dummer Offiziere hat ein Komplott geschmiedet, um mich zu beseitigen und zugleich mit mir den Stab praktisch der deutschen Wehrmachtführung auszurotten. - Zitatende ..... abgesehen vom Pseudo-Pathos sind es die entscheidenden Worte "unvernünftig" und "dumm", welche in o.g. Rundfunkansprache maßgeblich sind. Die Antwort alliierter Kontaktpersonen von Canaris, was bei einer Beseitigung Hitlers möglich wäre, waren immer "Unconditional Surrender". Hitler war den Alliierten egal. Er ist nur der Beelzebub in der modernen Heilsgeschichte.

Niekisch

12. März 2019 15:55

@ DerGehenkte 12.3. 10:37:

Darf ich Ihrem Heros Stauffenberg ein klein wenig von den kleinen Leuten entgegensetzen? Mein Großvater in einem Brief vom 20. Juli 1944 (!) an meinen Vater als Fallschirmpionier an der Invasionsfront: "Es ist doch ein wahres Verhängnis, daß Du von uns keine Post erhalten kannst...Ich habe Anfang Juli meinen Bereitstellungsschein (mit 59 Jahren!) erhalten und habe mit meiner Einberufung noch in diesem Monat zu rechnen. Das besagt in jeder Hinsicht genug. ...Heute war seit langem wieder Fliegerbetrieb mit kleineren Abwürfen...Heute kam durchs Radio, daß ein Sprengstoffanschlag auf Hitler verübt wurde, wobei er unverletzt blieb (was nicht stimmte). Einige Generale wurden schwer oder leichter verletzt..." Mein Großvater war schon im I. Weltkrieg vor Verdun als Sanitäter und schon aus diesem Grunde und 1944 nicht mehr des Sieges gewiß. Feldpost meines Vaters vom 21. Juli 1944: "Sitze gerade an einem Tisch und mir gegenüber eine hübsche Französin , die aus Cherbourg evakuiert ist. Ja, auch diese Leute erlebten Schweres und nie wünsche ich, daß Ihr dies jemals mitmachen müßt. Aber so weit wird es wohl nie kommen, denn dafür leben wir ja hier dieses rauhe, harte Leben, um der Heimat dieses zu ersparen. Trotz aller Härten ist der Siegeswille größer als zuvor und jeder glaubt fest daran. Schickt doch bitte mal einige Zeitungen, damit ich weiß, was in der Heimat los ist."
Zeitungen und Briefpapier kamen einige Tage später, der letzte Brief datiert v. 13.8.1944, einen Tag vor der Gefangennahme am Nordrand des Kessels von Falaise, da besaß mein Vater außer einem halben Notizblockzettel und einem Bleistiftstummel nichts mehr. Trotzdem blieb er bis zur letzten Minute eidgetreu.

Sandstein

12. März 2019 17:16

"Ich empfehle so einen Badeaufenthalt mal Frau Göring-Eckhart oder Frau Kipping, alleine! Mit ihren roten Haaren würde die bestimmt verkloppt werden.“

Göring Eckhart wohnt im Belgischen Viertel im Wedding/Berlin. Hab sie da mal beim Einkaufen gesehen. Da gibt`s genug Bereicherung, am Leopoldplatz sieht man jeden Tag Heroin-Junkies, moldawische Taschendiebe, nigerianische Alkoholiker und rumänische Bettler. Dazwischen Hipster und Studenten, und hier und da mal ein älteres deutsches Rentnerpaar, die so gute Mietverträge haben, und so schlechte Renten, dass sie nicht wegziehen können.
An den Grundschulen dort gibt es oft keine mitteleuropäisch aussehenden Kinder mehr. Wirklich keine.

Also die Göring-Eckhart sieht sehr wohl was Multikulti bedeutet. Scheint das Ambiente schlichtweg zu mögen. Wobei man sagen muss, dass der Belgische Kiez wirklich nichts mit dem Rest vom Bezirk zu tun hat. Da ist dann wieder die Blase... so kann man auch mal kurz am Leo shoppi shoppi machen.

deutscheridentitaerer

12. März 2019 17:23

@Laurenz

Im Juli 44 war die militärische Lage offensichtlich aussichtslos. Zu einer bedingungslosen Kapitulation wäre es also so oder so gekommen.

Das Attentat diente in erster Linie anderen Zwecken:

"Das Attentat muß erfolgen, coûte que coûte. Sollte es nicht gelingen, so muß trotzdem in Berlin gehandelt werden. Denn es kommt nicht mehr auf den praktischen Zweck an, sondern darauf, daß die deutsche Widerstandsbewegung vor der Welt und vor der Geschichte unter Einsatz des Lebens den entscheidenden Wurf gewagt hat. Alles andere ist daneben gleichgültig.“

Wer kann da von Verbrechertum sprechen?

H. M. Richter

12. März 2019 18:02

@Lotta Vorbeck
"PM = Parteimitglied, wo ist das gebräuchlich gewesen? Hieß es einst nicht PG?"
__________________________________

Das eine hängt, soweit ich sehen kann, durchaus mit dem anderen zusammen. Gerade weil es einst PG hieß, wollte man sich nach 1945 davon absetzen. Da war und ist PM als Abkürzung für Parteimitglieder (sowohl Singular als auch Plural) durchaus üblich.

Aber selbst für die Zeit zwischen 1933 und 1945 ist in der heutigen wissenschaftlichen Literatur die Bezeichnung PM statt PG anzutreffen, z. Bsp. wenn statistische Befunde für Ortschaften nach PA [Parteianwärter], PM, SS und SA erhoben werden.
Vgl.:
https://books.google.de/books?id=LOIhAQAAIAAJ&q=pm+parteimitglieder&dq=pm+parteimitglieder&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiKs5OKgv3gAhUD3aQKHZyJDHMQ6AEIUjAI

Ungeachtet dessen kann aber wohl auch in diesem Falle die Weisheit von Frau B., der heutigen PM, angewendet werden: "Manche sagen so, manche so."

Und so ist es auch gut möglich, daß in dem Ort, in dem Sie in jungen Jahren im zur "Sporthalle" umgebauten Dachgeschoß ihrer Schule Völkerball mit einem Medizinball spielten, mit 'Stielhandgranatennachbildungen' Weitwurf trainierten und - zumindest hin und wieder - die berühmte 'Angeräucherte' wie auch die besonders begehrten 'Feldgieker' zu essen bekamen, ganz selbstverständlich auch weiterhin die Abkürzung PG vorgezogen wurde und allein gebräuchlich war. So soll es in dieser Zeit ja auch noch so manches SED-Mitglied gegeben haben, das vom einstigen Partei-Genossen lediglich das Wort "Partei-" hatte abtrennen müssen, um zum Genossen zu werden beziehungsweise zu einem PM, - dem "PG neuen Typs" ...

numerusclausus

12. März 2019 19:03

Bei der Szene des mit Neubürgerkindern überfülltem Kinderbecken kommen mir vergleichbare Situationen in Sportvereinen und öffentlichen Grünanlagen in den Sinn.

Manchmal ein Gefühl wie eine Echtzeitdoku im Nahen Osten...

Dazu passt trotz geringer persönlicher Affinität ein Wort des alten B.B.: "Das Volk hat das Vertrauen der Regierung verscherzt. Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?"

Oh, Verzeihung, schon längst geschehen.

Laurenz

12. März 2019 20:00

@deutscheridentitaerer ... Sie haben die Handlungsweise der agierenden Protagonisten von der Reichsregierung bis zum einfachen Soldaten nicht verstanden. Man wußte im allgemeinen haargenau, gegen wen man kämpft, und was bei der Niederlage passiert. Es ist also eine elementare Frage wann, wo und wem man sich bedingungslos ergibt. Wobei man sich in dieser Frage täuschte. Es starben wohl mehr deutsche Soldaten in west-alliierter Kriegsgefangenschaft als in sowjetischer. Das wird auch daran liegen, daß der Kampfgeist an der Ostfront aus besagten Gründen ein ganz anderer war, als an der Westfront, man fiel eben eher, als sich in Gefangenschaft zu begeben. Und Sie wissen nie, ob ein brandenburgisches Wunder geschieht, oder eine Zarin stirbt. "Staatsmänner" denken über die Reichskanzlei hinaus. Die Wirkung und Erschöpfung dieses Krieges hatte globale militärische Folgen. Der folgende Korea-Krieg ging patt aus, die Briten verloren ihr faschistisches Imperium, die Deutschen & 3.000 kämpfende Inder in Europa haben Indien befreit. Vietnam ging in einem 30jährigen Krieg für Frankreich und für die USA verloren, der Iran trotzt schon bald 40 Jahre Russen, Briten und Amerikanern. Ohne den großen Krieg wäre dies nicht möglich gewesen.

Lotta Vorbeck

12. März 2019 20:29

@H. M. Richter - 12. März 2019 - 06:02 PM

"... Und so ist es auch gut möglich, daß in dem Ort, in dem Sie in jungen Jahren im zur "Sporthalle" umgebauten Dachgeschoß ihrer Schule Völkerball mit einem Medizinball spielten, mit 'Stielhandgranatennachbildungen' Weitwurf trainierten und - zumindest hin und wieder - die berühmte 'Angeräucherte' wie auch die besonders begehrten 'Feldgieker' zu essen bekamen, ganz selbstverständlich auch weiterhin die Abkürzung PG vorgezogen wurde und allein gebräuchlich war. So soll es in dieser Zeit ja auch noch so manches SED-Mitglied gegeben haben, das vom einstigen Partei-Genossen lediglich das Wort "Partei-" hatte abtrennen müssen, um zum Genossen zu werden beziehungsweise zu einem PM, - dem "PG neuen Typs" ...

*************************************************

Da wo Lotta Vorbeck mit den stinkenden Schaumstoffmatten in der Turnhalle jener Schule auf den bereits vom Schweiß der Eltern getränkten, hölzernen Zweier- und Dreierschulbänken mit dem (damals teilsweise immer noch vorhandenen) in die Bank eingearbeiteten, metallenen für's Tintengläschen der Vorfahren bestimmten metallenen Schieber, den "Heiko"-Füller in der Hand haltend saß, den aus der Vorkriegszeit stammenden, penetrant stinkenden Schullatrinen, demselben Messingwasserhahn im Schultreppenhaus aus schon die Mutter dem Verbot trotzend getrunken hatte, zu Hause mit Angeräucherter, Fellgicker, Gehacktem gefüttert, mit brennenden Bahndämmen und auf die Schienen gelegten Steinchen, immer mal wieder mit vom Teichwasser durch und durch durchnäßten Klamotten heimkehrte, mit in Pfützen angezündeten Karbidstücken, selbstgebauten Kirschkernschleudern, auf eigene Rechnung Altstoffe sammeld mit dem Handwagen durchs Städtchen ziehend, an Lagerfeuern auf der örtlichen Müllkippe, in selbstgebauten Hütten im Wald nebst in Ermangelung von Holzkohle aus zunächst zermalmten und sodann feingemörserten Braunkohlebrikettstücken laboriertem "Schwarzpulver", heimlich "Heckenzwirn" rauchend und eiskalte Brause, mitunter auch just Wasser aus der Regentonne trinkend, ohne Füherschein mit einer "MZ" durchs Gelände bretternd aufwuchs - dort sagte man schlicht: "Genosse"

Monika

12. März 2019 20:46

Zum Kinderbadetag in Berlin:
War dies etwa der Anlaß für das "Kinderfrei" Buch der umstrittenen Lehrerin ? In diesem Buch ruft die Autorin dazu auf, aus ökologischen Gründen keine Kinder zu bekommen ?
Wieviel CO 2 an einem solchen Badetag wohl produziert wird ?

micfra

12. März 2019 21:49

Köstlich, Frau Kositza, ich muss mir Ihr Buch bestellen!

H. M. Richter

13. März 2019 08:53

@Lotta Vorbeck
"Da wo Lotta Vorbeck [...]"
____________________________

Vielen Dank für Ihre wundervollen Einblicke und den gemeinsamen Ausflug - nicht in das Land, wo die Zitronen blühen -, sondern in die Seelenlandschaften unserer Jugend !

Wir hier steckten, wohl als letzte, gar noch die Zöpfe der vor uns sitzenden Mädels in die Tintenfässer jener von Jahr zu Jahr weniger werdenden Schulbänke der Vorkriegszeit und wenn wir, wenngleich nicht mit ihrer "MZ", so doch mit der "RT" - Sie wissen, die mit dem hochgestellten, hinteren Motorradsattel* - durch die Straßen der Stadt knatterten, sahen wir im Vorbeifahren die leuchtenden Augen älterer Männer, die nochmals für einen Augenblick aufzuleben und an andere Zeiten zu denken schienen ...
___________________

*
http://www.mz-rt.de/rt125-3/hauptseite_mz-rt125-3.html

Gustav Grambauer

13. März 2019 10:40

Lotta Vorbeck

Auch beim Insel-der-Schwäne-Stefan (= G. G.) hieß es schlicht "Genosse" oder "die Genossen". Aber man lernt überall, sogar in der Großstadt ... Zum Ausgleich gab es Abenteuer mit den jungen Edelfrauen der Oberschicht!!!

https://de.wikipedia.org/wiki/Insel_der_Schwäne_(Film)

https://www.youtube.com/watch?v=kmwsIT8Sqns

- G. G.

Old Linkerhand

13. März 2019 10:45

Bei mir war im Herbst/Winter immer der Donnerstag Schwimmtag in einer Berliner Halle. Dann wurden die ersten Asylunterkünfte gebaut und die Neubürger erhielten kostenlosen Zutritt, da man ihnen wohl das triste deutsche Winterwetter nicht zumuten konnte.
Reinigendes Duschen vor dem Benutzen des Schwimmbades totale Fehlanzeige, In der Halle die gleichen Zustände wie von Ihrer Freundin beschrieben. Habe mich dann noch vom Aufsichts- und Kassenpersonal verabschiedet und seitdem nie wieder ein Schwimmbad betreten. Im Bekanntenkreis
derselbe Tenor mit der Frage verbunden, ob die Kommunen einfach so auf die Eintrittsgelder verzichten können. Ja, sie können.

Lotta Vorbeck

13. März 2019 11:16

@H. M. Richter - 13. März 2019 - 08:53 AM

"Vielen Dank für Ihre wundervollen Einblicke und den gemeinsamen Ausflug - nicht in das Land, wo die Zitronen blühen -, sondern in die Seelenlandschaften unserer Jugend ! ..."

*********************

DANKE H. M. Richter!

Die Jungen trugen Lederhosen (je nach Wetterlage als Kniebund- oder kurze Hose) und Gummistiefel. Die Mädchen trugen Röcke, Zöpfe und Strumpfhosen und mußten sich, indem man ihnen mit dem Ruf "Deckel, hoch, der Kaffee kocht!" von hinten den Rock lüftete, ärgern lassen.

Eine Standardredewendung der Großmutter, die sich mit glänzenden Augen an die Feiern zum "Sedan-Tag" ihrer Kindheit erinnerte, mit der sie ihre Enkelkinder zur Ordnung rief, lautete: " ... wie an der Judenschule*!"

Für die Mutter sah ein unaufgeräumtes Zimmer aus "als hätte die Flak reingeschossen".

Die Mutter wies auch immer wieder auf stramme "Genossen" mit Parteiabzeichen am Revers hin, die sie in jungen Jahren schon in anderer Uniform (teils) "mit Schleppsäbel" durch den Ort stolzieren sah.

Eine Geschichte für sich: Zum Schuljahresbeginn mußten jeweils Hagebutten gesammelt werden, die der kriegsversehrte Schulhausmeister entgegennahm, nachdem er sie auf einer Personenwaage gewogen und den Ertrag protokolliert hatte. Das Soll lag bei 1 kg pro Klassenstufe ...

Ja, die zierliche RT125 (RT = Reichstyp), damals als "Schüttel-RT" bezeichnet, imponierte mir immer durch ihr sanftes Motorengeräusch.

Es gab vier, später nachdem ein Fernsehmechaniker privat das "Apparat" genannte Gerät dementsprechend aufgerüstet hatte, fünf Fernsehprogramme zu empfangen. Wir schauten gemeinsam mit den Eltern Jacques-Yves Cousteau, Heinz Sielmann, Bernhard Grzimek, den Fünfteiler Don Camillo und Beppone mit Fernandel und zu Weihnachten "Die Schatzinsel" oder "Die Olsenbande" in schwarz-weiß.

Beim Schlittenfahren wurde "Bahne frei, Kartoffelbrei!" gerufen.

Man ging dem Vater zur Hand, wenn dieser mit dem großen Holzhandwagen Zementsäcke vom Baustoffhandel heimwärts, oder Erde auf den Friedhof zu transportieren hatte.

Die Eltern besaßen kein Auto, "in die Stadt" fuhr man für ganz kleines Geld mit dem Bus.

Wem es gelang das aus einem Zitronenkern sprießende Pflänzchen über längere Zeit in einem Blumentopf am Leben zu erhalten, dem zeigten sich auf dem Fensterbrett vielleicht auch mal die (unscheinbaren) Blüten eines Miniaturzitronenbäumchens ... gebratene Tauben flogen uns nicht in den Mund ... daß das Leben sowohl diesseits, als auch jenseits der die Systeme scheidenden Demakrationslinie bis zu einem gewissen Zeitpunkt ziemlich ähnlich verlief, läßt sich gar im Nachhinein noch belegen, indem man sich einfach mal in der Wohnung des Alfred Tetzlaff von "Ein Herz und eine Seele" umschaut ...

* Judenschule – Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Judenschule

Lotta Vorbeck

13. März 2019 11:22

@Old Linkerhand - 13. März 2019 - 10:45 AM

"... Im Bekanntenkreis derselbe Tenor mit der Frage verbunden, ob die Kommunen einfach so auf die Eintrittsgelder verzichten können. Ja, sie können."

***************************

Zur Not hebt man die Eintrittspreise für's selbstzahlende Publikum an und wenn das nicht mehr reicht, wird die Schwimmhalle eben geschlossen.

In Berliner Freibädern ist's aus den bekannten Gründen nicht nur äußerst unschön, sondern richtiggehend gefährlich geworden.

Ostelbischer Junker

13. März 2019 15:11

@ Der Gehenkte, @ Laurenz, @ Niekisch, @ deutschidentitärer

Ich frag mich beim Lesen solcher Gedanken immer, ob für solche Diskussionen nicht nach der Kaiserkrönung im Frankfurter Dom noch genug Zeit bliebe?
Unlösbare historische Dilemmata können nicht nachträglich gelöst werden.

Laurenz

13. März 2019 16:08

@Ostelbischer Junker .... wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wo es hingeht.

Ostelbischer Junker

13. März 2019 16:56

@Laurenz: Das stimmt natürlich. Nur denke ich nicht, dass in diesen Fragen ein Kompromiss möglich ist. Unendlich viele Interpretationsmöglichkeiten, Weggabelungen, viele Kluge Gedanken die zu Papier gebracht wurden (Lese gerade,, Das Ziel'' von Goerdeler und Beck) aber es blieb Papier und uns bleibt nur die Depression ob Deutschlands Unglück. Schon zum Zeitpunkt, ab dem für unsere Nation das Unglück begann gibt es wahrscheinlich allein hier für jeden Leser ein anderes Datum, ein anderes Jahr oder Jahrhundert.

Aber vielleicht wird ja anders herum ein Schuh draus: Wer weiß wo es hingehen soll, dem ist die bisherige Wegstrecke seiner Wandersgenossen egal und beim Kühlen Bier am Gipfel kann man die unterschiedlichen Wahrnehmungen der einzelnen Wegpunkte auch noch diskutieren.

Die Zarin im Rollstuhl verstarb aber das Mirakel blieb aus. Wundergläubige Staatsmänner vergaßen Produktionsziffern und einhändige Heroen begingen bombastischen Verrat.

deutscheridentitaerer

13. März 2019 18:13

@Niekisch

Die Verschwörer haben sich die Sache mit dem Eid ja nicht leicht gemacht.

Vermutlich wird niemand hier jemandem einen Vorwurf daraus machen, dass er sich dem Widerstand unter Berufung auf seinen Eid nicht angeschlossen hat.

Umgekehrt sehe ich auch keinen Makel darin, den Eid aufgrund eines extremen Notstands gebrochen zu haben, falls es denn überhaupt ein Bruch war, denn der Eid wurde zwar vordergründig auf Hitler geleistet, das aber in dessen Eigenschaft als Führer Deutschlands, der dieser Verantwortung gerecht wird.

@Laurenz

Ich verstehe Ihren Beitrag nicht. Natürlich wusste man gegen wen man kämpfte und dass die Alliierten auf der bedingungslosen Kapitulation bestanden.

Inwiefern kommt es darauf an wem man sich ergibt?

Gerade die Verschwörer haben doch über die Reichskanzlei hinausgedacht, indem sie sich für die Möglichkeit einer zukünftigen moralischen Erneuerung des deutschen Volkes geopfert haben.

heinrichbrueck

13. März 2019 20:48

"Unlösbare historische Dilemmata können nicht nachträglich gelöst werden."

Den Befreiungskindern konnte weisgemacht werden, der Krieg hätte 1945 aufgehört. Mir reicht ein Blick in die Innenstadt, und ich sehe das Gegenteil. Ohne eine zusätzliche Information (1945-2019) erhalten zu haben. Dieses Land ist doch Kriegsgebiet, schaut man sich die jährlichen Verluste an.

Hitler ist zwar wirklich tot, echt jetzt, aber seine Feinde scheinen es nicht zu sein. Was nützt es also, Hitler täglich neu zu töten, sei es über den Widerstand oder in Antifamanier, wenn der weiße Mann anscheinend seine Feinde geerbt hat. Jetzt müssen nur noch westliche Zionisten gegen den Islam in Stellung gebracht, die USA in einen Bürgerkrieg verwickelt werden, dann geht die Weißendezimierung weiter, und das Klima wird auch nebenher noch gerettet. Ideologie und Methodik können sich ändern, der Weißenhaß bleibt.

Und Stauffenberg, der große Widerstandsheld, hing dann doch zu sehr an seinem Leben. Dieses Attentat gelang einfach nicht. Wenn dieser "entscheidende Wurf" so wichtig gewesen war, dann wäre es ein Selbstmordkommando gewesen. Man versteift sich viel zu sehr auf die Verbrechen des Dritten Reichs, aber nicht so sehr auf die Verbrechen gegen das Deutsche Reich. Deshalb kann die Negation Bundesrepublik mit Stauffenberg auch nicht viel anfangen. Eine ambivalente Haltung meinerseits, auch wenn der Respekt vor der Offiziersehre überwiegt.

„Ach, wißter“, habe sie beschieden, „über solche Sachen streiten sich die Gelehrten. Manche sagen so, manche so. Und wir wollen uns da fein raushalten.“
Eigentlich eine fabelhafte Idee. Kinder sollten miteinander spielen, wenn möglich in einer geschützten Umgebung. Wenn es nur so einfach möglich wäre.

„Eine der grössten Tragödien ist, dass wir im Zweiten Weltkrieg viele unserer schönsten Städte – die deutschen – zerstörten. Das ist ein weiterer Grund für die Konfusion der modernen Deutschen. Sie schauen um sich und finden ihre Vergangenheit nicht mehr.“ (Roger Scruton)

Nur ein Alternativsystem führt zur "Kaiserkrönung", der große Wurf also, anders ist ein Überleben nicht drin. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben - eine Scheinalternative.

Der Gehenkte

14. März 2019 20:50

@ Ostelbischer Junker

"Ich frag mich beim Lesen solcher Gedanken immer, ob für solche Diskussionen nicht nach der Kaiserkrönung im Frankfurter Dom noch genug Zeit bliebe?"

Sie übersehen zumindest in meinem Falle, daß mein Einwurf einen direkten Bezug zum Artikel Ellen Kositzsas hatte und durchaus nicht Stauffenberg diskutieren wollte.

Es ist leider schlechter Usus auf in diesem Forum geworden, das Thema des Eingangsartikels zugunsten irgendeiner arbiträren Wortmeldung zu opfern und ein paar Hobbys zu pflegen. Immerhin: diesmal war es nicht d a s Thema, auf das man offensichtlich von überall her kommen kann. Ansonsten verliert das Forum zusehends durch diese postmoderne Beliebigkeit und den fehlenden Willen zur Konzentration. Es gibt jüngere Teilnehmer, die tausend Jahre und tausend Geschichten und tausend Meinungen in eine Wortmeldung, ja in einen Satz packen können, genügend mit Reizvokabeln gespickt, um andere zu triggern. Klappt leider immer wieder. Disziplin und Ordnung - konservative Grundwerte - sind leider nur Worthülsen wenn es darauf ankommt.

links ist wo der daumen rechts ist

15. März 2019 19:23

@ Der Gehenkte

Die meisten von uns wissen ja Ihre maß- und gehaltvollen Formulierungen sowohl im Forum als auch im redaktionellen Teil zu schätzen. Und daß viele Foren-Beiträge in letzter Zeit etwas ausufern, geschenkt.

Aber: ein bißchen haben Sie diese Reizwort-Debatte doch auch provoziert, denn zumindest ich konnte auch bei mehrmaligem Lesen des Kositza-Artikels keinerlei Bezug zu einer Person wie Stauffenberg herstellen, auch nicht „über die Bande gespielt“. Und noch weniger nach der Lektüre des kompletten Karlauf-Interviews.

Klären Sie uns doch auf.

Atz

15. März 2019 22:52

Hier mal eine Fundsache aus der Mundorgel heute, das Lied Nr. 61, mittlerweile auch im evangelischen Kirchengesangbuch. Strophe 4 ist tatsächlich ethnopluralistisch und spricht von Rassen und Völkern.

Herr, du bist Richter! Du nur kannst befreien,
wenn du uns freisprichst, dann ist Freiheit da.
Freiheit, sie gilt für Menschen, Völker, Rassen,
so weit, wie deine Liebe uns ergreift.

Im schwedischen Original dieses progressiven Kirchenliedes:
O döm oss, Herre, frisäg oss i domen. I din förlåtelse vår frihet är. Den sträcker sig så långt din kärlek vandrarbland alla mänskor, folk och raser här.

Alles okay. Nur merkwürdig. Keiner nimmt ja an, dass die Kirche eine Hochburg identitären oder ethnopluralen oder völkischen Denkens sei. Die Wahrheit ist natürlich, der Multikulturalismus von früher war immer nur ethnoplural gemeint.

Schon schlimm, was die uns damals beim CVJM haben singen lassen...

Der Gehenkte

17. März 2019 12:04

@ links ist wo der daumen rechts ist

Schade, daß man so etwas aufklären muß. Ich frage mich, warum Sie das nicht verstehen? Wenn ich mir Ihre Wortmeldung zum Fall Lethen vergegenwärtige, stellt sich die Frage: Liegt es an Ihrem Daumen?

Lassen wir den Stauffenberg einfach weg:

"Ein solches Maß an Konsequenz, Entschlossenheit und Mut ist äußerst selten anzutreffen. Solche Courage ist bewundernswert, unabhängig von der Staatsform, unter der sie sich äußert. Und sie verdient uneingeschränkten Respekt ..."

Wenn Sie es jetzt nicht sehen, dann sollten Sie Ihre Hand Hand doch besser umgedreht betrachten.

Nun doch noch zu Stauffenberg: Was Karlauf versucht, ist die Delegitimierung des Attentäters mit Kantischem Besteck. Die Tat ist motivational fragwürdig geworden, die Person als ganze diskreditiert und zwar mit der komplett entdifferenzierenden Universalkategorie "Nazi". Was übrigbleibt ist der "Mut", die "Entschlossenheit", ist letztlich der Kamikaze. Dies umso mehr, weil diese Tugenden heutzutage Schwundphänomene sind. Der Typus des Helden gilt als verdächtig - außer in hiesigen Kreisen.

(@ Laurenz "die entscheidenden Worte "unvernünftig" und "dumm" - das sind Kategorien, die nur in einer posthistorischen Draufsicht sinnvoll werden, die aus dem damaligen Zeitgefüge heraus aber unsinnig sind. Am Ende entschied darüber ein Eichentischplatte.)

Wenn Karlauf, der sich hier erstmals als mainstreamig erweist - das war aus seiner George-Biographie so nicht eindeutig erkennbar, aber die erschien auch lange vor dem Bekenntnisereignis von 2015 -, die Ikone der Neuen Rechten dekonstruiert und nur noch ein paar Tugenden gelten läßt, dann sollte man auch erwarten, daß diese Tugenden allgemeingültig sind.

Das sollte dann zur Respektierung der Aufrichtigen und Mutigen unserer Tage führen. Statt dies anzuerkennen, wird aber auch von ihm, der sich schon so weit vorgearbeitet hat, der Respekt verweigert. Im Gegenteil, sie werden durch die Blume verunglimpft.

Meine Forderung war also: Selbst wenn man die Politik und Metapolitik inhaltlich nicht teilt, sollte man im Hauptdiskurs doch wenigstens in der Lage sein, die Tugenden des politischen Gegners anzuerkennen. Und das bezog sich ganz eindeutig auf Kositzas zweiten Abschnitt.

t.gygax

17. März 2019 12:49

"schlimm, was die uns damals im CVJM haben singen lassen!"
Und nicht nur im braven CVJM : im strikt linksengagiert-katholischen Kontext wirkte ein Herr mit Namen Peter Janssens, der "sacro-pop" produzierte-und damit schwer erfolgreich war. Inzwischen ist er dahin , Friede seiner Asche. In einem seiner Songs hieß es :"Singt dem Herrn, alle Volker und Rassen, Tag für Tag verkündet sein Heil!"
Die Zeiten haben sich wirklich gewandelt.

links ist wo der daumen rechts ist

17. März 2019 22:50

@ Der Gehenkte

Keine Ahnung warum Sie gleich so patzig reagieren müssen.
Was haben die Ausführungen mit meinem Nickname oder einem „Fall Lethen“ (den es nicht gibt; es gibt nur Journalisten, die sein Werk nicht lesen) zu tun?
Aber gut, warum sachlich, wenn's auch persönlich geht.

Zur Sache:
Folge ich Ihrer nachgereichten Interpretation, dürften Sie Karlauf mit seiner George-Biographie als Gewährsmann betrachtet haben, der sich jetzt durch die Desavouierung der Tugenden Stauffenbergs dem „Mainstream“ angebiedert habe; das Signalwort lautet: Er war halt trotz allem ein Nazi.
Sorry, hier geht’s nicht gegen das Phantom „Mainstream“, sondern darum, daß wir die Debatte, ob die Verschwörer des 20. Juli lupenreine Demokraten gewesen wären, durch haben.
Mainstream-Enzensberger hat in seinem „Hammerstein“-Buch z.B. geschrieben, daß genau dieser Vorwurf läppisch sei, denn immerhin wären die Verschwörer für ihre Überzeugungen mit ihrem Leben eingestanden. Da geht’s nicht um zu abstrahierende „Tugenden“ oder um eine Besserwisserei ex post.
In welchem Spannungsverhältnis andererseits die Ideen der Überlebenden zu den sich etablierenden politischen Gemeinwesen in Ost und West jeweils standen, kann man diskutieren, ist auch relativ ausführlich untersucht, etwa zu den Personen Jakob Kaiser, Theodor Steltzer, Hans Lukascheck oder Eugen Gerstenmaier.
Ädaquates zum Weiterwirken des George-Kreises in der BRD hat Raulff untersucht – z.B. zum sogenannten „Becker-Kreis“.

Und zum Scheitern des Attentats: es geht hier eben nicht um den „Eichentisch“ (und damit um Zufall oder Schicksal), sondern um eine genaue Analyse, warum ein genialer Plan wie „Walküre“ nicht funktioniert hat. Zu diesem Scheitern in Details, etwa massiven Fehlern bei Weiterleitungen von Fernschreiben, haben Hoffmann und Fest Wesentliches geschrieben.

Weder ist Stauffenberg nun eine „Ikone der Neuen Rechten“ (da zählt bei sehr vielen immer noch der Vorwurf des Verrats), noch lassen sich die Tugenden Stauffenbergs soweit dekontextualisieren (also Tat und Absicht trennen; das hat Moltke vor dem Volksgerichtshof für sich reklamiert) und auf irgendwelche Figuren der Gegenwart, de facto Maulhelden übertragen.
Am Ende soll dann wohl ein demokratisch legitimierter, aber "heldenhafter" Stauffenberg herauskommen; das ist ein Widerspruch in sich.
Der „Kamikaze“-Vorwurf ist natürlich Blödsinn, aber auch abseits jeder George-Diskussion würde ich ihn schon zur „Generation des Unbedingten“ (Michael Wildt) zählen.

Der Gehenkte

18. März 2019 09:20

@ links ist wo der daumen rechts ist

Was bei Ihnen als "patzig" ankam, wurde hier mit einem ironischen Lächeln abgeschickt. Alles andere ist - sehr interessant ...

Laurenz

25. März 2019 22:41

@deutscheridentitaerer ... nein, dem ist nicht so. Hitler spielte für die Alliierten keine Rolle, daher war es auch egal, ob er drauf ging, also gestürzt würde, oder nicht. Die meisten gehen immer davon aus, daß es ohne Nationalsozialisten keinen Krieg gegeben hätte. Das ist absurd. Alleine schon die Gefahr, daß Deutschland Atommacht hätte werden können, machte eine Invasion notwendig, ganz egal wer dran war. Und was das brandenburgische Wunder angeht, sehen Sie hier https://de.wikipedia.org/wiki/Mirakel_des_Hauses_Brandenburg