8. März – Die armen männlichen angestellten Tagesjournalisten müssen heute Feierartikel zum Frauentag absondern.
All the same, gerade in den Leitmedien. Den Tag kannte in Westdeutschland noch vor zehn Jahren kein Schwein. Jetzt vergeht keine Sendung, ob Wirtschaft, ob Literatur, ob Kirche, ob „Finanzen“, in der nicht all der unterdrückten Frauen (also allen) gedacht wird.
Die Redaktionen legen Wert darauf, daß ein Großteil der Huldigungs- und Klagebeiträge von den Herren der Schöpfung verfaßt werden. Die liefern natürlich artig und streuen Asche auf ihr Haupt.
In Berlin ist heute erstmals gesetzlicher Feiertag, für “die Frau”. In Berlin wollte meine beste Freundin heute wie jeden Freitag zum Frühschwimmen gehen (eine Stunde zum reduzierten Preis).
Heute war kostenlos – wegen Frauentag.
„Ellen, ich sag Dir: Im Schwimmerbecken waren sechs Frauen, herrlich. Leer wie nie. Daneben im Kinderbecken mit der großen Rutsche aber waren 25 Frauen im Burkini, Langarm und Langbein. K e i n e einzige Autochthone darunter. Ich will nicht lügen, aber 70 Kinder waren es sicher, total überfüllt. Alle drei Bademeister standen nur um dieses Becken herum und versuchten nach Kräften, sowas wie Ordnung zu bewahren. Da war Land unter. Den Lärm kannst Du Dir nicht vorstellen! Wurde eigentlich jemals was veröffentlicht über die Lautstärke im öffentlichen Raum, getrennt nach Kulturkreisen? Für mich gab es anschließend keinen Duschplatz mehr. Ich hatte mich schon ausgezogen wie immer zum Duschen. So was von daneben! Wenn Blicke töten könnten! Das ist einfach nicht mehr meine Welt! Ich empfehle so einen Badeaufenthalt mal Frau Göring-Eckhart oder Frau Kipping, alleine! Mit ihren roten Haaren würde die bestimmt verkloppt werden.“
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10. März – Beim Abendbrot geht es um die blutjungen Nachwuchshoffnungen der CDU, Philipp Amthor und Diana Kinnert. Tochter A: „Wenn ich die beiden so reden höre…-, also ich meine, die sind ja wirklich ziemlich schlau. Die haben auf eine Art schon was drauf. Ich komm damit nur nicht ganz klar: Jemand, der Köpfchen hat und Ehrgeiz – warum geht so jemand in die CDU?“
Tochter B: „Wieso. Die T. hatte doch Abi mit 1,0 und macht jetzt eine Ausbildung zum Clown. So sind die Leute halt.“
Tochter A: „Stimmt. Ist ja auch irgendwie dasselbe.“
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11. März – Die Kleinste kommt aus der Schule. Sie ist noch auf der Treppe, als sie mir von der neuesten Verschärfung „des Konflikts“ berichtet. „Der Papa m u ß unbedingt morgen in die Schule mitkommen und das dem L. und der Frau B. sagen!!!!“
Hochrotes, achtjähriges Gesicht.
„Der Konflikt“ besteht seit einer Woche. L. (ein Notenkonkurrent der Tochter) behauptet, „diese Zeichen“ seien „Hitlerkreuze“.
Welche? Hammer und Sichel sowie Hammer und Zirkel im Ährenkranz.
Unsere Tochter habe L. gesagt, „Ich weiß ja nicht alles, aber das werde ich doch wohl wissen! Hitler hatte das Hakenkreuz. Und das geht ganz anders!“ Sie ist voller Eifer. „Vor allem: Kreuz. Kreuz!! Wo, bitte, wäre da das Kreuz, bei den Kommunisten?“
Die Kleingartennachbarn, habe L. nämlich behauptet, hätten beide die deutsche Fahne samt „Hitlerkreuz“ gehißt, links wie rechts. Es gäbe noch viele solche Leute.
Die Kleine verdreht abgeklärt die Augen: „Wie naiv kann man sein! Hitlerkreuz im Kleingarten! NA KLAR!“
Der Streit sei wirklich heftig gewesen. Irgendwann seien sie gemeinsam zur Frau B. zwecks Klärung gegangen. Frau B. ist PM, pädagogische Mitarbeiterin. Sie ist schön, mit langen Straßfingernägeln, multicolor. Die aber weigerte sich Partei zu ergreifen.
„Ach, wißter“, habe sie beschieden, „über solche Sachen streiten sich die Gelehrten. Manche sagen so, manche so. Und wir wollen uns da fein raushalten.“ Der Papa soll das jetzt klären. Hat aber keine Zeit.
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Mehr davon? Ellen Kositza: Das war’s. Diesmal mit Kindern, Küche, Kritik.
Dieter Rose
Bitte keine Aufregung,
alles wird gut:
Heute wird im Europa-Parlament beschlossen ,
dass sogar die Luft in Innenräumen
besser werden soll.
Als nächstes kommt dann
der Lärm in Innenräumen dran