inmitten einer großteils apathischen Menge, in der nur diejenigen wach sind, die auf jeden einprügeln, der erkennen läßt, daß ihm der Rauch in die Nase gestiegen ist.
Diese Grundstimmung ist wohl kennzeichnend für alle, die sich im politisch rechten oder konservativen Lager befinden, oder die – nicht selten gegen ihren Willen oder ihre subjektive Überzeugung – dort von den linksliberalen Diskurswächtern einsortiert werden.
Wer die rechten oder konservativen Kommentare der letzten Tage verfolgt hat, und zwar sämtlicher Schattierungen, egal, ob in Deutschland, Frankreich oder weltweit, wird durchgehend die gleichen Sentiments gefunden haben: Der Brand von Notre Dame ist aus dieser Sicht nicht bloß ein Unglück, bei dem ein bedeutendes Stück französischer, europäischer oder menschheitlicher Geschichte, Architektur und Kunst verwüstet und beinahe vernichtet wurde, sondern ein Menetekel, ein Zeichen der Zeit, ein Symbol für die Lage, in der sich die französische Nation, ja Europa oder das “Abendland” selbst befinden.
Der Verlust von Notre Dame gleicht einem Verlust eines Stücks unserer Seele, ja unseres kollektiven kulturellen Körpers (wenn es so etwas gibt in Gestalt der Artefakte und Daseinsgehäuse, die wir uns geschaffen haben). Er gemahnt auch an den Kern des konservativen Bewußtseins, die Überzeugung, daß alle, wirklich alle Dinge vergänglich sind, daß jede Zivilisation an einem seidenen Faden hängt, unablässig gehegt werden muß, daß sie stets brüchig und nach einem Wort Rivarols “nicht weiter von der Barbarei entfernt als das glänzendste Eisen vom Rost” ist.
Manche haben sich dieser Tage auch an die Eröffnungsszene der legendären (und immer noch herrlichen) BBC-Serie “Civilisation” aus dem Jahr 1969 erinnert, in der der Kunsthistoriker Kenneth Clark die Kathedrale als Beispiel par excellence seiner Auffassung von “Zivilisation” nennt (das Buch zum Film hieß auf Deutsch “Glorie des Abendlandes”):
Was ist Zivilisation? Ich weiß es nicht. Ich kann sie nicht in abstrakten Begriffen definieren – noch nicht. Aber ich glaube, ich kann sie erkennen, wenn ich sie sehe. Und eben jetzt sehe ich sie vor mir.
Clark fügte hinzu, daß man sich angesichts der großen Leistungen des “westlichen Menschen”, was Kunst, Gesetzgebung, Philosophie und Technik angeht, kaum vorstellen könne, diese Zivilisation könne eines Tages verschwinden. Und doch sei es schon einmal passiert: in den Jahrhunderten nach dem Zusammenbruch des weströmischen Reiches, in denen er seine dreizehnteilige Serie beginnen läßt.
Manche erblicken in dem Verlust von Notre Dame gar das Zeichen einer epochalen Zäsur. Pars pro toto für die vielen Stimmen sei Douglas Murray zitiert, Autor des Buches “Der Selbstmord Europas”:
Die Zivilisation hängt immer nur an einem Faden. Heute ist einer dieser Fäden dünn geworden, vielleicht gerissen. Es ist unmöglich, sich die Aufnahmen aus Paris anzusehen. Alles, was man tun kann, ist zu stöhnen und sich wegzudrehen. Ist unmöglich, zuzusehen, wie der Turm von Notre Dame kollabiert. Es ist unmöglich, zuzusehen, wie die große Kathedrale vom Feuer konsumiert wird. Beinahe alles andere wäre erträglicher als der Verlust dieses Gebäudes. (…) [Der Brand] sagt uns etwas, das zu tief ist, um es ertragen zu können. Vor Jahren sagte ich in einem Buch, daß die Zukunft der Zivilisation in Europa durch unsere Haltung gegenüber den großen Kirchen und anderen kulturellen Gebäuden unseres Erbes, die in unserer Mitte stehen, entschieden wird. Werden wir mit ihnen ringen, sie ignorieren, uns auf sie einlassen und sie weiterhin verehren? Werden wir sie erhalten?
Murray spricht von einem rein kulturellen Standpunkt aus, an dem die Erinnerung an den Geist, der diese Kirchen erschaffen und erfüllt hat, nur mehr eine wehmütige Erinnerung ist, mehr Gegenstand des Respekts, dem man einem Ahnen entgegenbringt, als des Glaubens.
Rod Dreher, Autor der “Benedikt-Option” schreibt hingegen:
Obwohl viele (aber nicht alle!) Franzosen, sich von der Taufe abgewandt haben, ist Notre Dame das symbolische Herz der Nation.(…) Ich kann darin nichts anderes sehen als ein Zeichen. Die einzige Kirche der westlichen Zivilisation, die größere Bedeutung hat, ist die Peterskirche in Rom. (…) Wenn es sich um einen Terrorakt gehandelt haben sollte, stehen Frankreich unvorstellbare Wellen der Gewalt bevor. Auch wenn es ein Unfall war, dann symbolisiert es nichtsdestotrotz, was wir im Westen mit unserem religiösen und kulturellen Erbe geschehen ließen. Was heute in Paris geschah, ist innerhalb unserer gesamten Zivilisation geschehen.
Es geschieht, wenn wir verabsäumen, gemäß unserer Taufe zu leben und unsere Kinder taufen zu lassen. Es geschieht durch Nachlässigkeit, Gleichgültigkeit ebenso wie aus Absicht und Trotz. Es geschieht in den Klassen- und Nachrichtenzimmern, in den Kaufhäusern, in den vergifteten Seminaren und geschändeten Sakristeien. Überall werden die Wahrheiten, die Notre Dame verkörperte, lächerlich gemacht, gegeißelt, zerstört in den Herzen und Köpfen der modernen Menschen. Das Feuer, das die ikonische Kathedrale von Paris zerstörte machte nur manifest, was wir uns selbst seit über 200 Jahren angetan haben.
Der Schock über den Brand von Notre Dame ist eben auch deshalb so groß, weil die sakrale, ein Zentrum stiftende Ausstrahlung des Baus selbst von ungläubigen, atheistischen oder säkularisierten Menschen noch erfühlt oder erahnt wird. Umso mehr empfinden dies Konservative, bei denen nach Jonathan Haidt der Sinn für das “Heilige” innerhalb einer Gesellschaftsordnung stärker ausgeprägt ist (in seinem Kompaß der “moralischen Grundlagen” entspricht dies dem Wert “Sanctity/Degradation”).
Eine brennende Kirche ist dann nicht bloß eine Katastrophe, für die allein die Feuerwehr zuständig ist, oder die Zerstörung eines Weltwunders, sondern eine Blasphemie, eine Gotteslästerung, eine Schändung des Heiligtums, ein unheimliches Zeichen der Abwesenheit oder Strafe Gottes, wenn nicht gar der triumphierenden Anwesenheit des Widersachers.
Mit diesem Schockeffekt arbeitet auch der Roman “Die Moschee von Notre Dame” von Jelena Tschudinowa, in der die Kathedrale das Schicksal der Hagia Sophia erleidet.
Emil Cioran prophezeite in den achtziger Jahren, daß Notre Dame in wenigen Jahrzehnten eine Moschee sein werde. Das bedeutet nicht bloß eine religiöse Umschaltung, sondern eine Machtübernahme, eine Unterwerfung, eine Besitzergreifung des Ganzen, indem sein Herz okkupiert wird.
Es ist wohl auch nicht ohne Bedeutung, daß es Paris war, wo 2015 zwei der schwersten islamistischen Terroranschläge auf französischem Boden stattfanden (Charlie Hebdo und Bataclan). Und es kam in Frankreich auch schon vor, daß Islamisten während einer Messe einen Priester enthaupteten.
Als ich die Bilder der brennenden Kathedrale sah, hatte ich als erstes eine buchstäblich “satanische” Assoziation: In Polanskis Horrormeisterstück “Rosemarys Baby” betritt die Titelfigur über einen Geheimweg die Wohnung ihrer teufelsanbetenden Nachbarn, und erblickt dabei ein Ölgemälde, das eine gotische Kirche in Flammen zeigt. Bald wird sie erfahren, daß die skurrilen Satanisten von nebenan sie dazu benutzt haben, den Sohn Satans, den Antichristen, zu gebären.
Der Verlusterfahrung und Menetekelstimmung steht die linke Hypermoral gegenüber, die auf den Brand etwa so antwortet (auch dies nur ein Beispiel unter vielen, und es bleibt linke Hypermoral auch dann, wenn es aus dem Munde eines CDU-Politikers kommt):
Wir sind erschüttert, weil mit
#NotreDame unser europäisches#Kulturerbe brennt. Wenn#Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken, gehen unsere europäischen Werte mit ihnen unter. Auch daran erinnert#NotreDame.
Der Wiederaufbau von Notre Dame ist mir ein Herzensanliegen. Dabei dürfen aber nicht die abgebrannten Wohn-und Krankenhäuser in Aleppo, Mosul, Palästina, Nigeria, Jemen und die Menschen dort vergessen werden.
Und die noch eines:
Für Kunst und Gebäude wie
#NotreDame kommt schneller Geld zusammen, als für Menschen in Not auf dem#Mittelmeer, die um ihr Leben kämpfen, und fast ertrinken. Es scheint, dass ein Stück Stein wichtiger als ein Menschenleben ist..#Flüchtlinge
Und hier eine technokratisch anmutende Reaktion mit (wohl unbeabsichtigtem) Fukuyama-Flair:
Notre Dame ist zweifellos ein wunderbares Bauwerk. Warum die Kathedrale ein Symbol für ein gefährdetes Europa sein soll, leuchtet mir aber nicht ein. Die Kirche brannte, das Feuer wurde gelöscht, sie wird wieder aufgebaut und renoviert. Ende der Geschichte.
Ich sehe all dies als eine Art brutalen Lacmus-Test. Jetzt zeigt sich, wessen Seele wirklich mit Europa verwachsen ist, und wessen nicht. Die letzteren spüren die Schmerz und den unwiderbringlichen Verlust nicht, weil sie nichts verloren haben, was Teil von ihnen ist.
Dominique Venner, der sich am 21. Mai 2013 vor dem Altar von Notre Dame erschoß, hatte als dezidierter Heide und Nicht-Christ bewußt die 800 Jahre alte Kathedrale im Herzen der französischen Hauptstadt als Schauplatz gewählt. In seiner Abschiedsnote schrieb er:
Ich wähle einen hochsymbolischen Ort, die Kathedrale von Notre Dame de Paris, die ich respektiere und bewundere: das Genie meiner Vorfahren hat sie auf einer Kultsstätte errichtet, die viel älter ist und an unsere weit in die Geschichte zurückreichenden Wurzeln erinnert.
Venner protestierte mit seiner Tat, verstanden als “große Geste” des Selbstopfers, nicht gegen die Einführung der Homosexuellen-Ehe, wie vielfach verkürzt wiedergegeben wurde, sondern gegen die Zerstörung der europäischen Zivilisation schlechthin:
Da jedoch am Abend meines Lebens mein französisches und europäisches Vaterland in großer Gefahr schwebt, habe ich mich entschlossen, zu handeln, solange es meine Kräfte noch zulassen. (…) Ich erhebe mich gegen die seelenzerstörenden Gifte und gegen den Angriff individueller Begierden auf die Anker unserer Identität, besonders auf die Familie, der intimen Säule unserer jahrtausendealten Zivilisation.
Der Engländer Murray, der US-Amerikaner Dreher und der Franzose Venner verkörpern angesichts der Kathedrale von Notre Dame drei Varianten derselben Trauer und derselben Hoffnung auf Transzendenz.
Für Murray ist die Kathedrale ein sichtbares, materielles Band, das den modernen europäischen Menschen mit seiner Vergangenheit und Kultur verknüpft, als Quelle seiner Kraft und Identität. In der Tat ist immer noch für viele entsprechend gestimmte Menschen “Kultur” der wesentliche Religionsersatz. Wenn sie an Europa denken, dann eher an seine geistigen Schöpfungen, die Schönheit seiner Kunst, das in Jahrhunderten mühsam errungene Wunderwerk seiner Zivilisation, als etwa an seine Völker und seine Bevölkerung, die “weiße Rasse” und ähnliches.
Für Dreher verschiebt sich der Akzent ins eigentlich Religiöse: Die Kathedrale verbindet mit Gott und seiner Kirche, und eine Nation, die sich dieser Bindung entledigt hat, wie es die von Freimaurern angeführten Franzosen des Jahres 1789 getan haben, ist zu ihrem Untergang verurteilt. Dreher ordnet die Nation und die Kultur dem Glauben unter, erst durch ihn werden diese Dinge veredelt und mit Sinn erfüllt.
Venners “Gott” ist, so muß man wohl sagen, das “Genie der Vorfahren”, und er muß gemäß seiner Überzeugungen das Christliche der Kathedralen umschiffen, um gleichsam wieder zu den heidnischen Brunnen zu gelangen, auf denen sie errichtet wurden. Anläßlich seines Freitodes schrieb ich:
Im heutigen säkularen Europa scheint weit und breit keine zur »Verteidigung des Eigenen« geeignete Religion in Sicht zu sein. In einem seiner letzten Interviews drückte Venner die Hoffnung aus, daß unsere metaphysischen Quellen nicht versiegt seien: »Ebenso wie andere sich als Söhne von Shiva, von Mohammed, von Abraham oder von Buddha wie-dererkennen, ist es nicht verkehrt, sich als Söhne und Töchter von Homer, von Odysseus und von Penelope zu wissen.« Die Gestalt hingegen, in der sich das Abendland fast zwei Jahrtausende lang wiedererkannt hat, unter deren Zeichen es eine beispiellose, triumphale Blüte erlebt hat, fehlt: Jesus Christus. Zu Unrecht? Nur schwer kann man sich Christus heute als zentrale Figur einer »identitären« Religion vorstellen, wie sie Venner vor-schwebte. Fern sind die Zeiten, in denen Hilaire Belloc sagen konnte: »Der Glaube ist Europa«, ja: “Die Kirche ist Europa”.
Angesichts der Schwere und symbolischen Bedeutung der Katastrophe ist es nun mehr als legitim zu fragen, ob es sich hier um ein “französisches 9/11” auch im Sinne eines gezielten Angriffs handelt. Man hat hier alles Recht der Welt, den offiziellen Verlautbarungen von Politik und Presse aufs Tiefste zu mißtrauen.
Und selbst wenn ein Unfall die Ursache war, so muß doch gefragt werden, wie heruntergekommen der französische Staat und seine Behörden sein müssen, daß sie hier auch nur das leiseste Risiko zuließen.
Die Entwarnung, daß es sich nicht um Brandstiftung handele, wurde auffallend früh, schon Stunden nach Beginn des Feuers, ausgegeben. Andererseits gab es bisher noch keinerlei Bekenntnis zu einem Terrorakt; wohl aber ist die unverhohlene Freude zahlreicher in Frankreich lebender Muslime bestens dokumentiert (Links gibt es u. a. hier).
Ebenso auffällig ist der Zeitpunkt der Katastrophe: Nicht nur fand sie pünktlich zu Beginn der Karwoche statt (eine seltsame Synchronizität ereignete sich, als zur selben Zeit Feuer in der al-Aqsa-Moschee in Jerusalem ausbrach), sondern sie reiht sich in eine beispiellose Serie von Kirchenschändungen, die Frankreich seit der Revolution nicht mehr erlebt hat.
Jürg Altwegg berichtete am 9. April in der FAZ, daß in Frankreich täglich im Schnitt bis zu drei Gotteshäuser Opfer von Vandalismus werden, was von der Kirchenleitung vertuscht und verschwiegen werde. Dieser Artikel nennt sogar die ungeheure Zahl von 875 (!) Kirchenschändungen innerhalb eines einzigen Jahres. Auch die Welt berichtete darüber.
Dieses Jahr wurden bereits zwei weitere bedeutende Pariser Kirchen attackiert: St. Sulpice brannte am 17. März, konnte aber gerettet werden, St. Denis, jene Kathedrale, die die Sarkophage der französischen Könige beherbergt, die im Zuge der französischen Revolution geschändet wurden, wurde am 3. März verwüstet. Es fällt angesichts dieser Vorgeschichte schwer, an einen Zufall zu glauben.
Inzwischen haben sich etliche Stimmen zu Wort gemeldet, die sich verwundert darüber zeigen, daß eine Katastrophe solchen Ausmaßes überhaupt passieren konnte. Der Beststellerautor Ken Follet, der die Kathedrale sehr gut kennt, äußerte, es sei “schwer vorstellbar, dass ein kleiner Funke dieses Großfeuer habe auslösen können”. Ebenso denkt der frühere Chef-Ingenieur von Notre Dame. Auch diese Dombaumeisterin kann den Brand “kaum begreifen”:
Ein alter Dachstuhl in einer Kirche mit jahrhundertealtem Holz brennt jedoch auch nicht so schnell. Das Holz ist natürlich sehr trocken, aber mit der Zeit entwickelt es auch einen Schutz. Holz ist nicht leicht entzündlich, es braucht eine gewisse Zeit. (…) Ich will damit keinesfalls sagen, dass es Brandstiftung gewesen sein könnte. Man muss aber davon ausgehen, dass es eine andere Zündquelle gegeben hat. Einfach so entsteht im Holzdachstuhl nicht so ein Brand. Ich kann es aber auch deshalb kaum begreifen, weil ich daran denke, was dieses Gebäude alles überstanden hat.
Und schließlich fällt der Brand in eine Zeit, in der die französische Republik von monatelangen, gewalttätigen sozialen Unruhen schwer erschüttert ist, und das Mißtrauen in den Staat und seine Repräsentanten enorm gewachsen ist.
Dennoch gibt es Hoffnungsschimmer. Die Türme und die Grundstruktur der Kathedrale stehen immer noch. Etliche Kunstschätze und Reliquien konnten gerettet werden, darunter die Dornenkrone Christi. Als die Feuerwehrleute das ausgebrannte Kirchenschiff betraten, stand das Altarkreuz ungebrochen und leuchtete hell in die Dunkelheit.
Aber das größte Wunder von allen ist, daß die berühmten Fensterrosen aus dem 13. Jahrhundert das Inferno überlebt haben.
Da fiel mir die Zeile aus der Apostelgeschichte ein, die ich meinem Buch “Kann nur ein Gott uns retten?” vorangestellt habe:
Tu dir kein Leid an, denn wir sind alle noch hier.
Der_Juergen
Grossartig!
Auch mir kam gleich die Parallele zu dem grauenvollen Schluss von "Rosemary's Baby" in den Sinn, da ich diesen zutiefst bösen, aber genial gemachten Horrorfilm schon x-mal gesehen habe (die schauspielerische Leistung von Mia Farrow ist geradezu übermenschlich; die Musik geht tief unter die Haut). Polanski, ein kaum verhohlener Satanist, wusste Bescheid, ebenso wie sein Glaubensbruder Ira Levin, Verfasser des gleichnamigen Romans, auf dem der Film basiert.
Wenn man mir diese lange Abschweifung vom eigentlichen Thema nachsieht: Rosemarys Ehemann Guy Woodhouse, der erfolglose Schauspieler, dem die Teufelsanbeter, indem sie seinen Konkurrenten um eine wichtige Rolle erblinden lassen, eine fabulöse Laufbahn als Gegenleistung dafür ermöglichen, dass er den Leib seiner Frau dem Leibhaftigen überantwortet, ist für mich der Archetyp des verräterischen Politikers unserer Zeit, der sich dem Bösen verkauft und sein Volk dem Untergang preisgibt, um dadurch Karriere zu machen, an den Fleischtöpfen mitschmausen und nach Beendigung seines Zerstörungswerks eine fürstliche Pension kassieren zu können, bevor er schliesslich fettgefressen auf seinem Sofa das Zeitliche segnet und als abscheuliche Fussnote in die Geschichte eingeht.