Steht auf, wenn Ihr für HC seid!
Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Und, ich gestehe: Auch meine erste Reaktion auf die Video-Veröffentlichungen rund um die “Ibiza-Affäre” war ein hämisches Grinsen über den ollen Boomer HC, der sich bei Vodka-Redbull um Kopf, Kragen und Vizekanzlerschaft redet.
Zu sehr verdient schien der Boomerang, der zurückwirbelte, zu unangenehm brannte noch der verräterische Tritt, mit dem sich Strache höchstpersönlich von der gebrandmarkten IBÖ in die Sicherheit der Gebietskörperschaften abstoßen wollte. Zudem: Ich bin kein Spaßverderber, wo es was zu lachen gibt, wird gelacht und sein Galgenhumor hat schon so manchem verlorenen Sohn die erste Tür zurück nach Hause geöffnet.
Der volle Umfang der Situation und der daraus folgenden “Regierungskrise” wurde mir indes erst heute im Verlauf des Sonntags bewußt und mit dieser Bewußtwerdung kamen auch die ernsteren Gedanken. Das alles ist ja nichts neues, aber es hat eine neue Intensität: Es wirkt einmal mehr so, also würde bei unseren südlichen Nachbarn, wo die Rechten häufig etwas rechter und die schmierigen Christdemokraten häufig etwas schmieriger sind, eine destillierte, konzentrierte Form der Politik betrieben – eine absurde Chimäre aus Operettenparlamentarismus und politischem Labor.
Wo es aber ein politisches Labor gibt, da gibt es auch politische Laborratten, oder – weil die Ratte als Tier durchaus vorbelastet ist – meinethalben politische Labor-Hundewelpen, mit denen kräftig experimentiert wird. Nun mag sich zwar der eine oder andere bequem in seiner Tagesdecke suhlen und den Ausgang der Experimente und die anschließenden Canossa-Gänge mit höhnischem Konfetti beblasen, wenn er sich indes ein wenig umschaut, wird er bemerken, daß auch sein Schlafsofa in einem Käfig steht und er genauso wie die eben noch belachten Leidensgenossen längst ein Teil des großen Gesellschaftsexperimentes ist.
Will sagen: Den HC und den Joschi hat’s erwischt, gemeint sind wir alle. Wer heute politisch und gesellschaftlich aktiv ist, der kennt den faden Beigeschmack der auf der Zunge liegt, wenn man wieder einmal aus Eitelkeit vergessen hat, sich rechtzeitig auf selbige zu beißen. Der kennt auch das Unbehagen, das sich über den Bartresen legt, wenn ein unüberlegter Tischnachbar sich auf thematische Irrwege gibt und im eigenen Kopf sofort die Rädchen der Distanzierungsmaschinerie zu rattern beginnen. Und der kennt das schon fast lächerliche Mißtrauen mit dem man jedem Mitmenschen begegnet, mit dem man sich über den Smalltalk heraus unterhält.
Alles das folgt aus der erdrückenden Gewißheit, auf Schritt und Tritt von Geheimdiensten und Behörden, politischen Feinden, Personen mit zwielichtigen Geschäftsinteressen, oder auch mißgünstigen Mitstreitern überwacht, dokumentiert, öffentlich vor- und natürlich jeglicher kriminellen oder nicht kriminellen Un- oder gar Wohltat überführt zu werden.
Für den Umgang mit dieser Misere hat Martin Sellner in einem neuen Video die wegweisende Maßgabe formuliert: Revolutionäre Disziplin auf der einen, eine großzügige Kultur des kameradschaftlichen Vergebens auf der anderen Seite.
Ich kann die Wichtigkeit dieser Botschaft nicht dick genug unterstreichen: In der gärenden Gewitterspannung unseres politischen Einsatzes ist die Erbarmungslosigkeit schnell bei der Hand. Gar nicht einmal im Angesicht des politischen Gegners, wie selbiger sich vor masochistischer Selbstvernichtungsphantasie tropfend nicht entblödet zu hoffen, sondern vor allem vor den eigenen Leuten, die nur zu leicht durch einen großen oder auch einen kleinen Fehler zum Blitzableiter werden.
Als ich diesen Artikel angefangen habe, da sollte eigentlich Herbert Kickl, der – nach meinem Dafürhalten – integerste Politiker der Freiheitlichen, zum Sonntagshelden werden. Jetzt ist es doch irgendwie der HC geworden, dessen legendäre Wahlkampf-Raps auch in Halle durch die Bar ballern und ich denke, das hat er sich verdient. Ich hoffe, daß die kommenden Monate kalten Entzugs das zersetzende Gift des Parlamentarismus, der jeden zu verderben droht, der sich ihm anheimstellt, aus seinem Körper vertreiben und wünsche ihm von Herzen einen guten familiären Rückhalt und viel Kraft, auf daß er eines Tages an Körper und Seele gesundet in den Dienst seines Volkes zurückkehren kann.
Bis er sich öffentlich bei der IBÖ entschuldigt, hat er zwar trotzdem Hausverbot im Flamberg (Strafe muß sein), aber bei uns gibt’s auch keinen Vodka-Redbull, sondern nur Bacardi-Krabbler.
Franz Bettinger
Der FPÖ-Chef ist zurückgetreten, wegen eines zwei Jahre alten Videos, das man heimlich von ihm drehte und das der Spiegel jetzt eine Woche vor der EU-Wahl lancierte und skandalisierte. Eigentlich ein Witz! Kann sich noch jemand an Watergate erinnern? Aus heutiger Sicht - nach Patriot Act, NSA's Global Spy Program und legalisierten Staats-Trojanern - läppisch! Und jetzt soll das Geplauder in einer geschmacklos eingerichteten Villa auf Ibiza - das ist das einzige daran, was mir missfällt - ein Skandal sein? Ein harmloses Biertisch-Gespräch, wie es jeder Mensch und erst recht jeder Politiker täglich mit Vertrauten führt! In dem einer sich mehr Medien-Einfluss wünscht. Harmlos und lachhaft! Solche Taktik- und Strategie-Gespräche im Hintergrund geschehen doch täglich in allen Parteien. Ich verstehe nicht, was an der Unterhaltung mit der falschen und nicht mal gutausehenden Oligarchin ungehörig oder gar ungesetzlich gewesen sein könnte. Nehmen andere Parteien keinen Einfluss auf die Medien? Ja, sie besitzen sogar die Medien, ganze Bataillone davon! Vor allem die SPD. Der Skandal besteht darin, dass man Strache eine Falle gestellt hat. Warum also zurücktreten? Die Fakten erzwangen das keineswegs. Antwort: Strache kam einem Rauswurf zuvor.
Sebastian Kurz hätte über diese Videofalle, die sieben Stunden lief und laufend (mit Fangfragen) neu justiert wurde und nicht einmal richtig zuschnappte, lachend und schulterzuckend hinweggehen können. Tat er nicht. Sieht aus, als habe er Strache und mit ihm dessen Partei zum idealen Zeitpunkt vorführen und loswerden wollen, ja, als sei Kurz einer der Fallensteller gewesen. Kanzler Kurz will Neuwahlen. Jetzt wird klar, warum man kürzlich Strache schon über die Identitären (Martin Sellner) stolpern lassen wollte. Eine Inszenierung, um die Koalition zeitgünstig vor der wichtigen EU-Wahl platzen zu lassen! Was will Kurz? Wer ist Kurz? Wem dient er? Merken die österreichischen Wähler, was gespielt wird?