Ist Rechtspopulismus Opium fürs Volk?

Vor einer Woche wählte Europa. Die AfD stagniert, die Zerstörung der FPÖ ist nicht eingetreten und ein moderater Rechtsruck in Europa hat stattgefunden.

Martin Sellner

Martin Sellner ist Kopf der österreichischen Identitären Bewegung.

Viel wird sich auf euro­päi­scher Ebe­ne sowie­so nicht ändern, da das EU-Par­la­ment ers­tens wenig Befug­nis­se hat und zwei­tens der glo­ba­lis­ti­sche Main­stream wei­ter­hin sei­ne Mehr­hei­ten fin­det. Den­noch ist es ein Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung, sofern man im Rechts­po­pu­lis­mus eine posi­ti­ve Kraft sieht. 

Tat­säch­lich zeigt sich, daß die popu­lis­ti­sche und neue patrio­ti­sche Bewe­gung nicht mehr ver­schwin­den wird. Trotz mas­si­ver Maß­nah­men zur Beschwich­ti­gung und Ver­tu­schung der Pro­ble­me, trotz Repres­si­on und Zer­set­zung, besteht ein Trend nach oben. Gleich­zei­tig führt uns das Schei­tern der Koali­ti­on in Öster­reich das meta­po­li­ti­sche Vaku­um vor Augen. Sol­che Momen­te der Ernüch­te­rung sind wich­tig und wert­voll. Sie ermög­li­chen Selbstkritik.

Eine davon erschien unlängst auf die­sem Blog und ist eine Abrech­nung mit dem Rechts­po­pu­lis­mus. Die­ser hoch­in­ter­es­san­te Text ent­hält eine kla­re Ana­ly­se der meta­po­li­ti­schen Ori­en­tie­rungs­lo­sig­keit rech­ter Par­tei­en. Er zeigt wie sie sich zu ver­zwei­fel­ten Brem­sern der links­li­be­ra­ler Fort­schritts­lo­ko­mo­ti­ve ent­wi­ckel­ten. Getra­gen von einer Sehn­sucht nach einem Sta­di­um der apo­li­ti­schen Wohl­stands­se­lig­keit, die sich im Schat­ten des Kal­ten Krie­ges als Vasall der USA für West­eu­ro­pa ergab, ist man unfä­hig, Visio­nen zu formulieren.

Auf den stän­di­gen Links­drift des Over­ton-Fens­ters reagiert man mit plum­pem Anti­in­tel­lek­tua­lis­mus („gegen lin­ke Stu­den­ten, die „was arbei­ten sol­len““) oder mit nicht weni­ger plum­pen Ver­schwö­rungs­theo­rien über die 68er. Man ist im per­ma­nen­ten Modus der fas­sungs­lo­sen Empö­rung über den „neu­es­ten lin­ken Wahn­sinn“, das neu­es­te Gen­der­stern­chen, die Abschaf­fung des Schnit­zels in der Schul­kan­ti­ne oder die Zen­sur eines Kin­der­buchs. Daß mit die­ser Stra­te­gie der Pro­vo­ka­ti­on durch radi­ka­le Flan­ken eine lang­fris­ti­ge meta­po­li­ti­sche Stra­te­gie ver­folgt wird, durch­schaut man nicht – hat man doch selbst nicht den Ansatz eines lang­fris­ti­gen meta­po­li­ti­schen Plans.

Man ist dazu gar nicht in der Lage, weil man kein Ziel bestim­men könn­te. Es feh­len eige­ne welt­an­schau­li­che Grund­la­gen, eben­so wie eine kla­re Feind­be­stim­mung, die sich dar­aus ergibt. Zurecht nennt der Arti­kel hier Ega­li­ta­ris­mus, Indi­vi­dua­lis­mus und Uni­ver­sa­lis­mus, die ideo­lo­gi­sche Schnitt­men­ge zwi­schen Kom­mu­nis­mus, Isla­mis­mus und ihrem west­li­chen Widersacher.

Zurecht kri­ti­siert der Autor des Tex­tes die eth­no­kul­tu­rel­le Blind­heit unse­rer abs­trak­ten Ver­fas­sun­gen, die ein homo­ge­nes Staats­volk ein­fach unaus­ge­spro­chen vor­aus­set­zen. Die­se unein­ge­stan­de­ne Vorraus­set­zung einer geschicht­lich gewor­de­ne Gemein­schaft ist, wie Böcken­för­de bereits wuß­te, die Mög­lich­keits­be­din­gung für den Sozi­al­staat, die Demo­kra­tie und den säku­la­ren Rechts­staat. Die der­zei­ti­ge Erset­zungs­mi­gra­ti­on stellt den libe­ra­len Rechts­staat daher vor Her­aus­for­de­run­gen, die er nicht lösen kann.

Der abs­trak­te Sozi­al­staat, das Asyl­sys­tem, das Straf­recht und sogar Wahl­recht kapi­tu­lie­ren vor dem tri­ba­lis­ti­schen Instinkt impor­tier­ter Clan­ge­mein­schaf­ten. Die Hilf­lo­sig­keit der Rechts­po­pu­lis­ten, mit abs­trak­ten Instru­men­ta­ri­en den Miß­brauch zu been­den oder gar den Gro­ßen Aus­tausch zu stop­pen, wird im Text klar und scho­nungs­los dar­ge­stellt. Sein Fazit: Der Rechts­po­pu­lis­mus ist plan­los und kon­zept­los. Er ist an sich ein Pro­test- und Emer­genz­phä­no­men des links­li­be­ra­len „Fort­schritts in den Abgrund“, wel­ches ihn als dump­fer „Empö­rungs­ound­track“ beglei­tet, ihn maxi­mal etwas brem­sen, aber nie­mals stop­pen oder umlei­ten kann

Bereits in mei­nem letz­ten Text muß­te ich selbst­kri­tisch fest­stel­len, daß sich das Wäh­ler- und Pro­test­po­ten­ti­al der rech­ten Bewe­gun­gen mehr­heit­lich aus unmit­tel­bar Betrof­fe­nen, aus der „Boomer“-Generation, speist, die, zurecht zor­nig auf die Mas­sen­ein­wan­de­rung reagie­ren. Wie die pro­ak­ti­ve, idea­lis­ti­sche Jugend mehr­heit­lich denkt, zeigt uns eine Sta­tis­tik über die Erst­wäh­ler der EU-Wahl über­deut­lich. Jedes Pro­zent für die Grü­nen ist ein Aus­druck des meta­po­li­ti­schen Ver­sa­gens unse­res Lagers. Der Text bringt das gut auf den Punkt, und ich emp­feh­le jedem die Lek­tü­re. Den­noch gibt es drei Punk­te, die ich anders sehe und hier zur Debat­te stel­len möchte:

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1. Akze­le­ra­tio­nis­mus

Der Text flir­tet mit einem „meta­po­li­ti­schen Akze­le­ra­tio­nis­mus“. Da die Rechts­po­pu­lis­ten die Ent­wick­lung des Gro­ßen Aus­tauschs nur brem­sen kön­nen, wür­den sie pazi­fi­zie­rend auf die Bevöl­ke­rung wir­ken. Das ver­hin­de­re eine Ver­schär­fung der Lage, wel­che auto­ma­tisch zu einer Ver­schär­fung des Bewußt­seins füh­ren würde.

Das hal­te ich für den fal­schen Weg. Die Lage ist bereits ver­schärft. Was fehlt, ist ein Bewußt­sein dafür, wel­ches meta­po­li­tisch zu schaf­fen ist. Die Quan­ti­tät der Mor­de, Ver­ge­wal­ti­gun­gen, Über­frem­dungs­er­fah­run­gen usw. wird nicht not­wen­dig ab einem gewis­sen Niveau in die Qua­li­tät des Wider­stands umschla­gen. Der Arti­kel schlägt natür­lich kei­ne Gewalt, son­dern eine meta­po­li­ti­sche Recon­quis­ta vor, doch auch hier fehlt der kau­sa­le Zusam­men­hang. Die Christ­de­mo­kra­ten, die gera­de bei uns die stärks­te Kraft sind, ste­hen für einen geord­ne­ten Bevöl­ke­rungs­aus­tausch. Ein law&order-Nannystaat soll mit dem Zucker­brot des Kon­sums und der Peit­sche der Repres­si­on und Digi­tal­zen­sur den Aus­tausch fried­lich abwi­ckeln. (Ein Plan, der selbst­ver­ständ­lich nie­mals durch­führ­bar ist und von einer arro­gan­ten Selbst­über­schät­zung „west­li­cher Wer­te“ sowie einer tota­len Unter­schät­zung demo­gra­phi­scher Rea­li­tä­ten lebt.)

Die Rechts­po­pu­lis­ten kri­ti­sie­ren die­sen Plan immer wie­der und sor­gen durch die The­ma­ti­sie­rung der Iden­ti­täts­fra­gen für eine Ver­schär­fung des Bewußt­seins für den Bevöl­ke­rungs­aus­tausch. Das bes­te Bei­spiel dafür ist die FPÖ, die durch stän­di­ge popu­lä­re The­ma­ti­sie­rung der Migra­ti­ons­fra­ge in Öster­reich ein drit­tes Lager geschaf­fen, Mil­lio­nen Men­schen poli­ti­siert und einen Wäh­ler­kern von rund 18% geschaf­fen hat. (Wahl­for­schung zeigt, daß Ableh­nung von Zuwan­de­rung in Wahl­kampf­zei­ten am höchs­ten ist, wenn sie da am meis­ten the­ma­ti­siert und bewußt gemacht wird.) Das Land ist dadurch ins­ge­samt „rech­ter“ geworden.

Das löst das Pro­blem nicht, aber gibt uns eine bes­ser Aus­gangs­la­ge und ein grö­ße­res Kräf­te­re­ser­voir für alter­na­ti­ve Ansät­ze. Die­se müs­sen sich im Rah­men einer Bewußt­seins­bil­dung für die bereits jetzt kata­stro­pha­le Lage bewe­gen. Dazu gehö­ren auch die – bis­her kon­zept­lo­sen – Pro­tes­te der Rechts­po­pu­lis­ten, die der meta­po­li­ti­schen Ver­tie­fung durch Theo­rie­ar­beit bedür­fen. Die Ver­tu­schungs­tak­tik der Christ­de­mo­kra­ten ist klar zu bekämpfen.

Im Text steht: „Rechts­po­pu­lis­ten bin­den Res­sour­cen an eine Hoff­nung, die – wie auf­ge­zeigt wur­de – nicht ein­lös­bar ist. Sie machen Vor­gän­ge durch Ver­lang­sa­mung, wenn auch nicht gewollt, akzep­ta­bel.“ Zur Ein­lös­bar­keit, also der Mög­lich­keit, den Gro­ßen Aus­tausch im Sta­tus Quo zu been­den, äuße­re ich mich im 3. Punkt. Doch bereits die Ver­lang­sa­mung sei­nes Ablaufs durch Ver­rin­ge­rung der Erset­zungs­mi­gra­ti­on gibt uns wich­ti­ge Jah­re oder Jahr­zehn­te, in denen an einer meta­po­li­ti­schen Wen­de gear­bei­tet wer­den kann. Das ist ein logi­scher stra­te­gi­scher Schluß für jeden, der tat­säch­lich eine lang­fris­ti­ge Stra­te­gie verfolgt.

Im Akze­le­ra­tio­nis­mus schwingt jedoch immer die Anti-Stra­te­gie des Kri­sen­kults mit. Eine erlö­sen­de Kri­se soll die eige­ne Ohn­macht und Plan­lo­sig­keit erup­tiv besei­ti­gen. Das ist im Text nicht expli­zit ange­spro­chen, aber könn­te eine nahe­lie­gen­de, ris­kan­te Schluß­fol­ge­rung sein. Zusam­men­fas­send sehe ich die rechts­po­pu­lis­ti­schen Par­tei­en also posi­tiv in ihrer Funk­ti­on des Pro­tests und teil­wei­sen Ver­schär­fung des Bewußt­seins, womit sie immer­hin einen Reso­nanz­raum (3. Lager) schaf­fen, der aller­dings meta­po­li­ti­scher Akti­vie­rung bedarf.

Auch die Brems­wir­kung ver­schafft einer mög­li­chen poli­ti­schen Stra­te­gie immer­hin mehr Zeit, was eben­so zu begrü­ßen ist. Bei einem Weg­fall die­ser Par­tei­en und einer Beschleu­ni­gung, sehe ich kei­ne not­wen­dig dar­aus fol­gen­den Vorteile.

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2. Die Frei­set­zung der Kräfte

Im Text wer­den die rechts­po­pu­lis­ti­schen Par­tei­en als eine Art Opi­um für die Bewe­gung kri­ti­siert. Sie „hem­men die Wider­stands­be­reit­schaft der hei­mi­schen Bevöl­ke­rung durch Ver­lang­sa­mung eines Pro­zes­ses und durch den Glau­ben, libe­ra­le Poli­tik kön­ne Migra­ti­on rück­gän­gig machen oder stop­pen.“ Dar­in ent­hal­ten ist der Gedan­ke, dass eine Zer­schla­gung oder ein Weg­fall rech­ter Par­tei­en Kräf­te frei­set­zen wür­de, die sich dann auto­ma­tisch in bes­se­ren Bewe­gun­gen sam­meln würden.

Tat­säch­lich kann und soll es eine gesun­de Kon­kur­renz zwi­schen rech­ten Akteu­ren geben. Nach dem Gesetz des Stär­ke­ren „über­neh­men“ die bes­se­ren Par­tei­en, Bewe­gun­gen, Maga­zi­ne und Demos die Res­sour­cen ihrer Mit­be­wer­ber, und das ist gut so. (Ich wün­sche mir seit lan­gem eine „frucht­ba­re Kon­kur­renz“ für die IB, die Dyna­mik in den neu­rech­ten Akti­vis­mus brin­gen könn­te.) Doch eine Hem­mung der Wider­stands­kräf­te durch rechts­po­pu­lis­ti­sche Par­tei­en hal­te ich für inexistent.

Im Gegen­teil: Ihr Wäh­ler­po­ten­ti­al ist, wie oben beschrie­ben, ein idea­ler Reso­nanz- und Unter­stüt­zungs­raum für meta­po­li­ti­sche Pro­jek­te. Ihre Popu­la­ri­sie­rung von Begrif­fen ist ein groß­ar­ti­ges Werk­zeug für Begriffs- und Ideen­schmie­den – vor­aus­ge­setzt, sie exis­tie­ren. 

Eine Zer­schla­gung von Struk­tu­ren zur Frei­set­zung von gebun­de­nen Kräf­ten ist nur dann sinn­voll, wenn es eine kon­kre­te ande­re Orga­ni­sa­ti­on gibt, in die sie ein­flie­ßen kön­nen. Sonst fin­det eine Zer­streu­ung, Iso­la­ti­on und Demo­ra­li­sie­rung statt, wel­che das Haupt­ziel des poli­ti­schen Geg­ner ist. Die bestehen­den Struk­tu­ren und Ver­bän­de poli­ti­scher Par­tei­en, kul­tu­rel­ler Ver­bän­de und Orga­ni­sa­tio­nen im rech­ten Lager sind für den Meta­po­li­ti­ker kein Hin­der­nis, son­dern im Gegen­teil ein Acker­bo­den, in den er sei­ne Ideen streu­en will. Wenn dort ein ideo­lo­gi­sches Vaku­um vor­herrscht, macht sie das umso fruchtbarer.

Eine Stei­ge­rung von Wider­stands­be­reit­schaft ist nur sinn­voll, wenn es ein ande­res Wider­stands­kon­zept gibt. Die Tak­tik der Meta­po­li­tik ist, wie Guil­laume Faye schreibt, eine Art „Umweg“. Das Ziel muß aber immer die real­po­li­ti­sche Ver­än­de­rung sein, die sich heu­te in par­tei­po­li­ti­scher Arbeit äußert. Der völ­li­ge Weg­fall par­tei­po­li­ti­scher Kräf­te wür­de der meta­po­li­ti­schen Arbeit ers­tens das Ziel­sys­tem neh­men und zwei­tes kei­ne erhöh­te Wider­stands­be­reit­schaft erzeugen.

Auch die Hoff­nung auf einen gang­ba­ren Weg zu Ver­än­de­rung hal­te ich für enorm wich­tig für jede Form der Mobi­li­sie­rung. Jede Bewe­gung braucht einen poli­ti­schen „Mythos der Mach­bar­keit“, selbst wenn er nur ein Leit­stern ist, auf den man sich zube­wegt. Die Hoff­nung auf eine poli­ti­sche Ver­än­de­rung der Lage zu zer­stö­ren, ohne eine ande­re Lösung prä­sen­tie­ren zu können,ist kein befrei­en­der, son­dern demo­ra­li­sie­ren­der Akt, zumal es tat­säch­lich einen „path to vic­to­ry“ gibt.

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3. „Libe­ra­lis­mus ohne Überfremdung“

Die­ser Teil des Tex­tes schlägt in die Ker­be einer belieb­ten Kri­tik. Es ist die Fra­ge nach der „west­li­chen Wohl­stands­fes­tung“. Kurz gefaßt lau­tet sie: „Ist im geis­tes­ge­schicht­li­chen, poli­ti­schem, lega­len, und öko­no­mi­schen Sta­tus Quo des Wes­tens eine Been­di­gung des Gro­ßen Aus­tauschs und ein Erhalt der eth­no­kul­tu­rel­len Iden­ti­tät mög­lich?“ Der Text ant­wor­tet mit einem kla­ren „Nein“, begrün­det das aber mit einer Falsch­aus­sa­ge: „Der libe­ra­le Staat kennt kei­ne eth­no­kul­tu­rel­le Iden­ti­tät sei­ner Bür­ger. Kei­ne west­li­che Nati­on von Rele­vanz hat die Ver­tei­di­gung der eth­no­kul­tu­rel­len Iden­ti­tät zum Inhalt einer Verfassungsurkunde.“

Mit Ungarn, Japan, Isra­el und vie­len wei­te­ren real exis­tie­ren­den, west­lich-libe­ra­len Staa­ten ist ein empi­ri­scher Gegen­be­weis mög­lich. Auch sie sind, wie der gesam­te Pla­net, vom Zeit­geist des Kapi­ta­lis­mus, Libe­ra­lis­mus und Indi­vi­dua­lis­mus beherrscht. Die tota­le Mobil­ma­chung aller und die tota­le Kom­mo­di­fi­zie­rung von allem hat sie eben­so erfasst. Auch ihr Dasein ist ent­frem­det und zer­streut. Ihre natio­na­le Iden­ti­tät weist ent­spre­chen­de Wider­sprü­che und Brü­che auf.

Den­noch steht sie außer Debat­te – und in der Ver­fas­sung. Sowohl in Ungarn als auch in Isra­el ist der Erhalt der eth­no­kul­tu­rel­len Iden­ti­tät des Staats­volks gesetz­lich vor­ge­schrie­ben und das schlägt sich in der Migra­ti­ons­po­li­tik nie­der. Auch in den USA gab es nach dem Krieg noch ein Migra­ti­ons­ys­tem mit eth­no­kul­tu­rel­len Quo­ten. Was spricht dage­gen, genau die­se poli­ti­sche Pra­xis real exis­tie­ren­der west­lich-demo­kra­ti­scher Staa­ten auch für uns einzufordern?

Ich hal­te es daher für theo­re­tisch und empi­risch falsch zu behaup­ten, dass eine Erhal­tung der natio­na­len Iden­ti­tät nur nach einer Über­win­dung des west­li­chen Libe­ra­lis­mus oder gar sei­ner Rechts- und Ver­fas­sungs­ord­nung mög­lich ist. Selbst in der Ära des Kom­mu­nis­mus konn­ten sich die natio­na­len Iden­ti­tä­ten erhal­ten. Der Natio­nal­staat ist, auch in sei­ner abs­trak­ten und ent­kern­ten Form, ein Brenn­punkt natio­na­ler Iden­ti­tät. Sei­ne blo­ße Exis­tenz ist die Nega­ti­on der One World, Garant des Poli­ti­schen und damit die Grund­la­ge einer ago­na­len mul­ti­po­la­ren Welt.

Das ist der Grund, war­um die Glo­ba­lis­ten, libe­ra­ler und mar­xis­ti­scher Prä­gung, ihn zer­stö­ren wol­len. Sowohl Marx als auch Hay­ek haß­ten die natio­na­le Iden­ti­tät und ihre poli­ti­sche Reprä­sen­ta­ti­on, den Natio­nal­staat. Hay­ek wet­ter­te aus dem­sel­ben Grund wie Marx gegen „die künst­lich her­bei­ge­führ­te Wirt­schafts­so­li­da­ri­tät sämt­li­cher Bewoh­ner jedes ein­zel­nen Lan­des“ (Road to Serf­dom, S.199). Die Fak­ti­zi­tät der Natio­nal­staa­ten wider­spricht ihrer uni­ver­sa­lis­ti­schen und glo­ba­lis­ti­schen Ideo­lo­gie. Die Pfad­ab­hän­gig­keit einer diver­gen­ten Welt­ge­schich­te, deren Trä­ger Völ­ker und Natio­nal­staa­ten, nicht aber abs­trak­te Ideo­lo­gie­kol­lek­ti­ve sind, ist der Alp­traum für jeden Mar­xis­ten und Neocon.

Auch der dump­fes­te WM- und Stand­ort­pa­trio­tis­mus sowie die büro­kra­ti­sche Grenz­zie­hung zwi­schen Staats­bür­gern und Aus­län­dern, ist noch ein Resi­du­um der Geschicht­lich­keit, des Dezi­sio­nis­mus, der Frei­heit und Viel­falt, kurz des Daseins. Die EU- und Euro­kri­tik, eben­so wie die Brexit-Wahl, waren „Pro­xy-Wah­len“ einer dump­fen und lei­der fehl­ge­lei­te­ten Sehn­sucht nach natio­na­ler Identität.

Jede Assi­mi­la­ti­ons­po­li­tik in euro­päi­schen Natio­nal­staa­ten muß nun not­wen­di­ger­wei­se die Fra­ge nach Assi­mi­la­ti­ons­ka­pa­zi­tä­ten stel­len. Ihr Ziel­sys­tem ist immer eine eth­no­kul­tu­rel­le, geschicht­li­che Gemein­schaft und ein gene­ra­tio­nen­über­grei­fen­des „Wir“ Gefühl, mag es sich auch noch so „abs­trakt“ und „civic“ gerie­ren. Jede ehr­li­che Fra­ge nach Assi­mi­la­ti­ons­fä­hig­keit wird und muss dabei zu ent­spre­chen­den Ein­wan­de­rungs­quo­ten kom­men, wel­che die nicht­eu­ro­päi­sche Migra­ti­on auf ein Mini­mum redu­ziert. Sogar die ratio­na­lis­ti­schen Gaul­lis­ten mit ihrer „che­mi­schen“ Ver­nunft­s­na­ti­on wuß­ten das, als ihnen der Eth­no­ma­so­chis­mus noch nicht das Hirn vernebelte.

„Es ist sehr gut, dass es Fran­zo­sen mit gel­ber, schwar­zer, brau­ner Haut­far­be gibt.Sie zei­gen, dass Frank­reich für alle Ras­sen offen ist und eine uni­ver­sa­le Beru­fung hat. Aber unter der Vorraus­set­zung, dass sie eine klei­ne Min­der­heit bleiben.Denn sonst ist Frank­reich nicht Frank­reich. Wir sind – trotz allem – zual­ler­erst immer noch ein euro­päi­sches Volk mit wei­ßer Haut­far­be, mit einer Kul­tur grie­chi­scher und latei­ni­scher Wur­zeln und mit christ­li­cher Reli­gi­on. Ich rede hier nicht von der Ver­gan­gen­heit! Die Ara­ber sind Ara­ber, die Fran­zo­sen Fran­zo­sen. Glau­ben Sie, dass das fran­zö­si­sche Volk zehn Mil­lio­nen Mus­li­me auf­neh­men kann,die mor­gen zwan­zig Mil­lio­nen sein wer­den und über­mor­gen vier­zig Mil­lio­nen? Denn wir sind vor allem ein euro­päi­sches Volk, das zur weis­sen Ras­se, zur grie­chi­schen und latei­ni­schen Kul­tur und zum christ­li­chen Glau­ben gehört.“

Charles de Gaull­le, 1959

Der Mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus und die eth­ni­sche Frag­men­tie­rung gefähr­den auch den Staat sogar in sei­nem rei­nen Funk­ti­ons­mo­dus als wirt­schaft­li­che Soli­dar­ge­mein­schaft. Eine funk­tio­nal-struk­tu­rel­le Kri­tik am Gro­ßen Aus­tausch im Sti­le Sar­ra­zins ist zwar ver­kürzt, aber rich­tig: Selbst wenn man der eth­no­kul­tu­rel­len Iden­ti­tät und rela­ti­ven Homo­ge­ni­tät der Gesell­schaft kei­nen essen­ti­el­len Wert zuspricht, muss man sie als Grund­la­ge für Demo­kra­tie, Rechts- und Sozi­al­staat anerkennen.

Eine aggres­si­ve Glo­ba­li­sie­rung, wel­che die­se Grö­ßen besei­ti­gen will, atta­ckiert daher gezielt und unbe­irr­bar die natio­na­le Homo­ge­ni­tät. Sie will so die Demo­kra­tie und den Natio­nal­staat als poli­ti­schen Akteu­re ausschalten.

Zusam­men­ge­faßt: Die onto­lo­gi­sche Ver­faßt­heit der Moder­ne ist zu uni­ver­sal, man kann zu ihr nicht in Total­op­po­si­ti­on gehen. Sie ist auf­grund ihrer öko­lo­gi­schen, sozia­len und poli­ti­schen Wider­sprü­che zu kri­ti­sie­ren und zu über­win­den, was aber nur im Zuge einer imma­nen­ten Kri­tik und Kurs­än­de­rung, nicht von einer Kehrt­wen­de abhän­gen kann.

Zwei­tens erach­te ich den Erhalt und die Ver­tei­di­gung der eth­no­kul­tu­rel­len Iden­ti­tät im Rah­men des recht­li­chen, wirt­schaft­li­chen und poli­ti­schen Sta­tus Quo für mög­lich, wie west­li­che Staa­ten bewei­sen, wel­che die eth­no­kul­tu­rel­le Iden­ti­tät in den Ver­fas­sungs­rang heben. Es gibt also einen zwar defor­mier­ten, aber halb­wegs sta­bi­len “Aggre­gat­zu­stand” natio­na­ler Iden­ti­tät unter dem gott­lo­sen Krumm­stab der Moderne.

Drit­tens ist die natio­na­le Iden­ti­tät und ihr poli­ti­scher Ver­tre­ter, der Natio­nal­staat, der letz­te Ort, von dem aus die­ser Sta­tus Quo imma­nent kri­ti­siert und viel­leicht über­wun­den wer­den kann. Und vier­tens sehe ich im Ver­fas­sungs- und Stand­ort­pa­trio­tis­mus der euro­päi­schen Natio­nal­staa­ten (und sogar der Uni­on) einen Stand­by-Modus des Daseins, ein latent-iden­ti­tä­res Poten­ti­al, das gegen den Uni­ver­sa­lis­mus und die Glo­ba­li­sie­rung zu ent­fes­seln wäre.

Martin Sellner

Martin Sellner ist Kopf der österreichischen Identitären Bewegung.

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Kommentare (95)

MARCEL

4. Juni 2019 11:02

Die Diskussionen erinnern ein wenig an Lenins massive Ablehnung von reiner Gewerkschaftsarbeit, letztlich an die Dauerfehde zwischen Bolschewiken und Menschewiken im klassischen linken Lager, Stichwort: Revolution statt sozialer Wohltaten (in Lenins fanatischen Augen: Korrumpierung der Sache).
Georges Sorel wusste vom Mythos als Antrieb jedes Kampfes (nicht notwendigerweise sein Ziel!).
Unsere Gesellschaften kennen keinen Mythos mehr, allenfalls Mythen, wie z.B. den rein menschengemachten Klimawandel o.ä.
Die Neue Rechte "leidet" zudem an einer intellektuellen Redlichkeit im Sinne Mohlers, der immer wiederholte, dass Realität ihr eigenes Recht setzt und sich keinen Ideologien unterordnet. Mit dieser Art aufgeklärten Skeptizismus oder amor fati beraubt man sich der Energie für den anstehenden Kampf. Diese Energie speist sich aus anderen Quellen als philosophischen Einsichten, seien sie auch noch so zutreffend.
Was wäre unser Mythos, unser Glaube, der uns antreiben, Opfer bringen und gleichzeitig zusammenschweißen würde? Wo ist unsere Ahnenreihe, von der Kraft schöpfen?
Vielleicht bleibt unterm Strich nur der identitäre Selbsterhaltungstrieb übrig - das wäre für heutige Verhältnisse in unseren Breiten immerhin nicht wenig!

Fritz

4. Juni 2019 12:14

Der verlinkte Text lässt mich ratlos zurück. Wenn „eine tiefgreifende gesellschaftliche Transformation nicht per Gesetz möglich“ ist, wenn „angemessene Lösungsansätze weit über die rein staatsförmige, parteiförmige Politik hinausgehen“ müssen, dann bleibt doch eigentlich nur ein gewaltsamer Umsturz mit anschließender Machtübernahme als einzige Handlungsmöglichkeit über, oder? Nur durch Metapolitik und Bewusstseinsbildung wird sich die angestrebte „tiefgreifende Gesellschaftstransformation“ jedenfalls nicht herstellen lassen; der Autor weist ja selber auf die feindselige Haltung praktisch aller Medien hin.

Ottokar Vondrejc

4. Juni 2019 12:54

Nur einige Randnotizen meinerseits:

Im Großen und Ganzen hatte Houellebecq schon 2015 in Soumission den Kern des Problemes erkannt. Nämlich, dass die authentische Bezugnahme der Neuen Rechten auf die nationale Kulturtradition (noch) fehlt. Auch, dass ihr die Religiosität fehlt - mag der Rechtspopulismus auch an Kraft gewinnen, so bröckelt das Christentum weiterhin, selbst in seinen Hochburgen wie Polen (dort betreibt die Opposition inzwischen einen offen antiklerikalen Wahlkampf). Auf diese Problematik wurden aber auch schon die Traditionalisten, wie beispielsweise Guénon und Ziegler zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufmerksam. Schon damals hatte man ähnliche Debatten, es wurde über die notwendige Verteidigung des christlichen Abendlandes gestritten, sowie der Liberalismus als Kernproblem diskutiert. Guénon schlug sich auf die Seite des Islams, sah in ihm die gerechte Antwort auf die Auswüchse westlichen Liberalismus, während Ziegler sich positiv auf das christliche Mittelalter bezog, gleichermaßen aber schon damals sah, wie unrealistisch eine tatsächliche Re-Christianiserung Europas gewesen wäre.
Im Grunde ist es besorgniserregend, dass wir diese Diskussion noch etwa hundert Jahre später führen, ohne viel weitergekommen zu sein. Andererseits mag es ein gutes Zeichen dafür sein, dass die Reaktion aus ihrer Nachkriegsschockstarre erwacht ist.

Was aber trotzdem festzuhalten bleibt, ist dass der Rechtspopulismus bei all seinen Unzulänglichkeiten ein Schritt in die richtige Richtung ist. Er bedeutet einen ersten, noch vorsichtigen politischen Vorstoß. Ein Herantasten an die verkrusteten Machtstrukturen der 68er, wenigstens eine Hinterfragung.
Noch ist ja selbst dieses vorsichtige Herantasten, dieses zögerliche Regung der classic liberals in Form des Rechtspopulismus, schon genug um weite Teile der Bundesrepublik in Zornesröte ausbrechen zu lassen.
Da jetzt herzugehen und den Rechtspopulismus dafür anzugreifen, ist gefährlich, denn was er betreibt ist eigentlich Grundlagenarbeit. Nur auf dieser ersten Sensibilisierung kann dann eine rechte Vorhut aufbauen.
Selbst die Politisierung der Jugend durch die Grünen ist dabei gar nicht so schädlich, wie viele Rechtspopulisten selbst annehmen.
Denn juvenile Affinität kann schnell in Ablehnung umschlagen.
Wer weiß, wie viele der Fridays-For-Future-Demonstranten in Zukunft vielleicht für ihre Heimat auf die Straße gehen werden?
Der Schritt von Natur- zu Heimatschutz ist schließlich kein großer, man denke dabei nur an einen der ersten deutschen Umweltschützer, Hermann Löns.

Wichtig ist zuvorderst, dass man nicht in Schwarzmalerei verfällt und die Leistungen der Rechtspopulisten mindert.
Viel eher sollte man sich auf sein eigenes Tagewerk besinnen und schauen, was man zur Radikalisierung in die richtige Richtung beitragen kann. An der Stelle ist eine gute Metapolitik von Nöten, diese wird aber auf eine vielfältigere Art und Weise denn bisher betrieben werden müssen und darf sich nicht lediglich in der Übernahme US-amerikanischer /pol/-memes und Internetkriegerei ergießen (diese Konzepte sind ohnehin nicht eins zu eins im deutschen Sprachraum umzusetzen).
Deutsche Kultur und Tradition muss authentisch erlebbar gemacht werden, Möglichkeiten positiver Bezugnahme müssen geschaffen werden. Das geht beispielsweise durch Kunst, Musik und Literatur. Gerne auch durch Film und Videospiel.
Aber solange man in der Sphäre des Politischen verharrt und auf der reinen Negation des Status Quo beruht, kann die Rechte nicht zur vollen politischen Attraktivität gereifen.
Natürlich braucht es dafür die richtigen Menschen, die jung und dynamisch die Initiative in Kunst und Medien ergreifen. Da ist es aber auch schon ein Fortschritt, wenn jene jungen Menschen sich ein derartiges Engagement überhaupt leisten dürfen.
Da wiederum leisten die classic liberals/Rechtspopulisten dann doch eine gute Arbeit, indem sie die Grenzen des politisch sag- und machbaren wenigstens lockern.
Auch die Unterbrechung der Masseneinwanderung ist zwar eine unzureichende aber dennoch notwendige Unternehmung. Denn wenn die ethnische Mehrheit nicht aufrechterhalten wird, braucht man gar nicht erst mit grundsätzlicheren Fragestellungen anzukommen.
Und man gewinnt schlussendlich das wichtigste: Zeit.

Caroline Sommerfeld

4. Juni 2019 13:46

Ja klar ist Rechtspopulismus "Opium fürs Volk": die Illusion der "demokratisch" Regierten, selber zu regieren, wird in besonders hoher Dosis verabreicht durch Vorstellungen von "direkter Demokratie" und "Demophobie der Eliten". Walter Lippmann hatte insgesamt recht in der Diagnose der "gelenkten Demokratie". Rechtspopulistische Parteien absorbieren Widerstandsenergie. Allerdings:
Das Wachrüttelpotential des Rechtsppopulismus, sich über den "fauxel" (Renaud Camus), den "Verblendungszusammenhang" (Adorno), den "Lügenäther" (Sloterdijk) klar zu werden, läuft der Opiumbetäubung zuwider.
Zu dieser Erkenntnis gehört dann: wir können auf politischem Wege die Eliten nicht abschaffen. Der Ausweg ist allerdings nicht der der Gewalt, wohin jeder Akzelerationismus uns treiben muß. Auch "Revolution" (nein, auch nicht konservative!) ist es nicht.
Es wird schwieriger, womöglich für das demokratiesedierte u n d das "woke" Volk nicht zu erfassen: auf einer geistigen Ebene findet das große Spiel der Kräfte statt. Das "postdemokratische Zeitalter" ist nur der sichtbare Ausdruck davon. Der geistige Weg ist nicht die innere Emigration (obwohl Einsamkeit und Versenkung dazugehören), nicht die äußere Emigration (Auswanderung aus Deutschland nach Rußland oder Asien, obwohl dort die gegenwärtig produktiven geistigen Kräfte walten, während Europa geistig verendet), sondern Jüngers "Waldgang". Diese Verbindung aus Wappnung und immer klarerer Erkenntnis der äußeren Machtverhältnisse und Machenschaften.

Der_Juergen

4. Juni 2019 14:20

Wiederum ein vielschichtiger Artikel von Martin Sellner, an dem es recht wenig zu kritisieren gibt. Auf die Frage "Was tun?" kommt mir die Antwort in den Sinn, die der Anwalt Erich Priebkes, Paolo Giachini, in seinem Nachwort zu Priebkes Autobiographie "Vae victis" (Wehe den Besiegten) darauf erteilte: "Warten, bis die alte Welt unter der Last ihres eigenen Unrats zusammenbricht."

Dies bedeutet keinesfalls, dass wir die Hände in den Schoss legen sollten: Die Aktivitäten der Identitären Bewegung, die metapolitische Aufklärungsarbeit von Schnellroda auf intellektuellem und z. B. von Michael Mannheimer auf populistischem Niveau - all das ist wichtig und notwendig. Es bedeutet lediglich, dass sich die Rechte nicht der Illusion hingeben darf, allein dadurch einen Paradigmenwechsel herbeiführen zu können. Ihre Mission besteht meiner Überzeugung darin, zur Formierung einer Elite beizutragen, die am Tag X bereitstehen wird, Verantwortung zu übernehmen. Zugleich hat die intellektuelle Rechte die Aufgabe, die Zahl der Aufgeklärten stetig zu mehren.

Wie die jüngsten Wahlergebnisse zeigen, besteht gegenwärtig vor allem in Westdeutschland für die Rechte keine Chance, Mehrheiten zu gewinnen. Wer grün oder SPD oder Linkspartei wählt, mit dem ist eine rationale Debatte in aller Regel unmöglich. Doch je stärker sich die Krise zuspitzen wird, desto mehr wird der Prozentsatz an Unbelehrbaren schrumpfen. Die Realität wird ihre Rechte einfordern. Die von den Lügenmedien und den Politikern geschaffene virtuelle Welt mit ihren imaginären Problemen wie "menschengemachter Klimawandel", "Rassismus", "Rechtsextremismus",
"Homophobie" etc. wird dann wie eine Seifenblase platzen.

Gefühlsmässig neige ich dem "Akzelerationismus" (natürlich nicht der blutrünstigen Variante a la Christchurch!) zu, mögen auch gewichtige Argumente - die Sellner erwähnt - gegen ihn sprechen. Eine Koalition zwischen den Grünen als stärkster Partei und der Union als deren Juniorpartnerin, unter einem Kanzler Habeck, hätte den Vorteil, den Zusammenbruch des Systems drastisch zu beschleunigen. Und ohne den Zusammenbruch des Systems, der natürlich eine Verarmung der Bevölkerungsmehrheit sowie den Kollaps der Restbestände von Recht und Ordnung bedeuten wird, ist an einen Machtwechsel nicht zu denken. Das System wird sich nicht abwählen lassen.

Wahrheitssucher

4. Juni 2019 14:31

@ Martin Sellner et al.

„Egalitarismus, Individualismus und Universalismus, die ideologische Schnittmenge zwischen Kommunismus, Islamismus und ihrem westlichen Widersacher.“

Und wie und wo packen wir das Christentum da rein?

Adler und Drache

4. Juni 2019 15:20

Es kommt mir vor wie ein immer weiter Hineingehen und Hineintasten ins Wirkliche, Wirksame. An der Oberfläche, beim ersten Schritt, sieht man politische Verfehlungen und ist unzufrieden. Dann sieht man, dass es mit den Instrumenten der Oberfläche nicht zu regeln ist und dringt tiefer ein: ins Metapolitische. Aber auch das ist noch ein Abstraktum, das ich bezeichnen kann, ohne mich selbst mitzumeinen. Wenn man noch tiefer eindringt, merkt man, dass man es mit einer Sphäre zu tun hat, deren Kraft durch die Wünsche derselben gespeist und erhalten wird, die die politischen Folgen auf der Oberfläche gleichzeitig ablehnen. Der "gemeine Widerständler" ist oft selbst daran mitbeteiligt, dass das System relevant bleibt, gegen das er sich stellt. Wir sind Kinder des Liberalismus, allesamt, und wenn wir nicht die Energie und den Willen finden, diesem Liberalismus zuerst in uns selbst zu widerstehen, kann sich unser Widerstand gegen seine Auswüchse nur auf kosmetische Maßnahmen begrenzen. Aber wer will sich dergleichen Härten zumuten? Ich bekenne: Ich schwanke oft in meiner Entschlossenheit. Es bietet doch recht viele Bequemlichkeiten und Annehmlichkeiten, dieses liberale System, immer noch, und im Zweifelsfall zögere ich, darauf zu verzichten, sie abzuschreiben, mir ein Leben ohne sie vorzustellen.
Und da liegt der Hund begraben, denke ich. Man profitiert ja noch davon, und man tuts gern.
Es ist wie mit jenen Grünen, denen man zu Recht vorwirft, sie würden für die Rettung des Klimas in der Weltgeschichte herumfliegen und somit ihr eigenes Ziel sabotieren und ihre eigene Geschichte Lügen strafen. So ähnlich machen wir das auch, und machen uns damit unglaubwürdig. "Wieso schaust du Filme über Amazon prime?", ging letztens ein Kamerad mit mir ins Gericht. "Amazon und Antaios, da war doch mal was, klingelts da bei dir?"
Ich wollte mich verteidigen und ihn fragen, was denn das eine mit dem anderen zu tun habe, aber ich tat es nicht - er hatte ja Recht. Es ist ein Widerspruch, den Widerstandsmaxe zu spielen und gleichzeitig Amazon zu nutzen, so wie es ein Widerspruch ist, das "Klima retten" zu wollen und von einer Konferenz zur nächsten zu jetten.
Ich glaube, am Ende siegt das Sein über den Schein, die Substanz über das Geschwätz, derjenige, der sich am meisten Wirklichkeit angefressen hat über denjenigen, der Wirklichkeit nur simuliert. Und dass wir diese Wirklichkeit, diese Substanz, dieses Sein gewinnen, das müsste doch unser Hauptanliegen sein! Ich glaube, es gibt da keine Abkürzung, keinen technischen Prozess, mit dem man die "Sache" erledigen kann, um danach zum "business as usual" zurückzukehren. Auch das Schielen nach Wahlerfolgen kann nicht alles sein. Wir müssen schon bei uns selbst anfangen, uns selbst erziehen. "Du musst dein Leben ändern!" Oder, etwas ausgelutscht, aber dennoch richtig: "Sei die Veränderung, die du willst!"
Mit Caroline Sommerfeld halte ich den "Waldgang" fürs Buch der Stunde - für ein prophetisches Buch. Das kann man meditieren, damit kann man sich vorbereiten, damit kann man am Mentalitätswechsel arbeiten. Mir hat er jedenfalls Horizonte eröffnet, ich will nicht behaupten, ich hätte sie bereits ausgelotet.

Thomas Martini

4. Juni 2019 16:13

"Sowohl in Ungarn als auch in Israel ist der Erhalt der ethnokulturellen Identität des Staatsvolks gesetzlich vorgeschrieben und das schlägt sich in der Migrationspolitik nieder. Auch in den USA gab es nach dem Krieg noch ein Migrationsystem mit ethnokulturellen Quoten. Was spricht dagegen, genau diese politische Praxis real existierender westlich-demokratischer Staaten auch für uns einzufordern?" - Martin Sellner

Dagegen sprechen die Souveränitätsbeschränkungen der Bundesrepublik Deutschland.

Bezüglich USA: Die beiden Demokraten Teddy und Franklin Roosevelt können trotzdem als "Refugee-Welcome"-Weltmeister der Geschichte angesehen werden. Der erste hieß in seiner Amtszeit immerhin 15 Millionen Migranten in der Neuen Welt willkommen, und der zweite warb so offensiv für Migration wie Pro-Asyl heutzutage.

rolandgarros

4. Juni 2019 16:21

"Denn wir sind vor allem ein europäisches Volk, das zur weissen Rasse, zur griechischen und lateinischen Kultur und zum christlichen Glauben gehört.“

Christlich und nicht die allerorts zitierte "jüdisch-christliche Tradition".

Jüdisch-christliches Abendland. Wer hat diesen Ausdruck erfunden? Verwendet wird er sowohl von " Konservativen" (Kurz) als auch Rechtspopulisten (Salvini) .

Gerd Soldierer

4. Juni 2019 16:57

In diesen Texten fehlen Maßnahmen Ideen, die unter den gegenwärtigen Bedingungen erfolgreich eine Basis bauen : "Otto" u. "Achmed" verstehen nur Bahnhof.
Der Komplex "Islam" ist nur dann zu begreifen, wenn Sie den Schutzmantel "Glauben" vom eigentlichen Kern - dem "politischen Islam" - trennen
Streitkultur wird auf der Sachebene - dem politischen Islam -
aufgebaut - u. nirgendwo anders.
Nur mit diesem Fragment bauen Sie eine sachliche, argumen- tative Basis, politische Gegner, Fundamentalisten werden aufgrund Ihrer Expertise das parkinson'sche Zittern erleben : Bauen Sie, bauen Sie....
....mit Präzision, Akribie, systematisch, strategisch...
Agitation u. Propaganda : kein jammern, beschreiben, erzählen, berichten, kommentieren, intellektuelles berieseln...

Breckert

4. Juni 2019 17:51

Viel zu verkopft; die ganze Geschichte.

Die Rechten sind einfach nicht populistisch genug.
Sehen Sie sich doch die Personen und "Argumente" der Grünen an.
Die zielen gar nicht erst aufs Großhirn. Weder "Greta"- noch "Refugees"-Fans werden Sie intellektuell auskontern können.
Was habe ich über Ihr Video über die Grüne Katharina Schulze gelacht. Die kann doch kein vernünftiger Mensch ernst nehmen, räumt aber aus dem Stand heraus mehr Stimmen ab, als alle rechten Philosophen im Land zusammen.

Die heutigen Linken haben alle Strukturen der Nationalsozialisten und der DDR übernommen.
Erst sucht man sich jemanden, den man zum Opfer machen kann, und dann schlägt man drauf....bis zur Besinnungslosigkeit.

Was wollen Sie da argumentieren?
Sie sind in der gleichen Situation wie der schmächtige Schüler, der ins Visier des zwei Köpfe größeren Schulhofschlägers geraten ist.
Sie stehen mit dem Rücken an der Wand, Sie argumentieren, Sie weisen drauf hin, Sie wägen ab, Sie distanzieren sich von allem und jedem und lächeln dabei die ganze Zeit....und anschließend bekommen Sie doch aufs Maul. Immer wieder.

Mal ehrlich, Herr Sellner, was hat Ihnen denn Ihre gewaltfreie und differenzierte Art denn bisher eingebracht? Was der Bewegung?
Sie sind ein Ausgestoßener in der westlichen Gesellschaft geworden.
Und kaum einer bedauert das mehr als ich, denn Sie gehören zu denen, die in der Lage wären, Ziele vorzugeben. Für einen sympathischen Menschen, dem man unverdient übel mitspielt, halte ich Sie sowieso.

Aber wer die Massen bewegen will, muß mit anderen Stimulanzien daherkommen als Argumenten oder schönem Sprachstil.
Das ist dann eher Opium für Opa. Zum Wegdämmern.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Sie haben politisch sicher weitaus mehr geleistet als ich; der ich deutlich älter bin und in Ihrer Haut möchte ich gar nicht erst stecken.
Aber wenn sich überhaupt noch was ändern soll, dann sicher nicht mit den Mitteln, die uns der politische Gegner freiwillig zugesteht.

Stefanie

4. Juni 2019 19:01

@Adler und Drache

"Es kommt mir vor wie ein immer weiter Hineingehen und Hineintasten ins Wirkliche, Wirksame. An der Oberfläche, beim ersten Schritt, sieht man politische Verfehlungen und ist unzufrieden. Dann sieht man, dass es mit den Instrumenten der Oberfläche nicht zu regeln ist und dringt tiefer ein: ins Metapolitische. Aber auch das ist noch ein Abstraktum, das ich bezeichnen kann, ohne mich selbst mitzumeinen. Wenn man noch tiefer eindringt, merkt man, dass man es mit einer Sphäre zu tun hat, deren Kraft durch die Wünsche derselben gespeist und erhalten wird, die die politischen Folgen auf der Oberfläche gleichzeitig ablehnen. Der "gemeine Widerständler" ist oft selbst daran mitbeteiligt, dass das System relevant bleibt, gegen das er sich stellt. Wir sind Kinder des Liberalismus, allesamt, und wenn wir nicht die Energie und den Willen finden, diesem Liberalismus zuerst in uns selbst zu widerstehen, kann sich unser Widerstand gegen seine Auswüchse nur auf kosmetische Maßnahmen begrenzen. "

Ich denke auch dieser Contra-liberalistische Schritt ist noch zu kurz gegriffen. Um es bildlich auszudrücken: Man könnte den Liberalismus (bzw. Populismus/die Reaktion als gleichartigen aber entgegengesetzten Impuls) mit einer Hacke vergleichen, durch die Verkrustungen beseitigt werden, der Boden aufgelockert wird, so daß frische Luft eindringen kann und sich neue Wurzeln bilden können. Jedoch braucht der Boden auch wieder Zeit sich zu setzen - in reinem Flugsand kann nichts wachsen. Man muß nur halt erkennen, wo gerade ein Aufbrechen Not täte (Populisten contra Mainstream) und wo ein Setzen und sich Besinnen angebracht wäre (z.B. der Dekonstruktivismus rund ums Familienbild und ggf. auch beim Kunstbegriff).
Der Populismus ist in erster Linie eine Bewegung gegen "die da oben". Deshalb ist er auch für eigentlich eher linksliberal orientierte anschlußfähig (siehe z.B. Achse des Guten). Wenn er auf dieser Ebene stecken bleibt, fehlt ihm das Formende, ein Bild der Wirklichkeit, wie sie sein soll. Dafür braucht man weniger Realisten, Skeptiker und Analytiker, sondern vielmehr Visionäre, Künstlernaturen und Utopisten (auch rückwärtsgewandte Utopien, sind Utopien). An denen herrscht im rechten Lager zur Zeit der größte Mangel. Die Alternative, formgebende Kraft wäre die Zeit - das Wachsen und sich Entwickeln lassen. Nur spielt die leider gerade gegen uns.

Jan

4. Juni 2019 19:04

Grundlage aller Politik muss die Conditio Humana sein. Geschlecht, Volkszugehörigkeit und Nationalität sind zentrale Bausteine der menschlichen Identität. Einen oder mehrere Bausteine davon wegzureissen, zu unterdrücken oder zurückzuweisen, ist geradezu unmenschlich. Dabei wird doch sonst immer von Humanität gesprochen, was sich in der Praxis leider immer nur auf Asylanten-Import, Almosen verteilen und beide Augen zudrücken bei Migrantenproblemen beschränkt. Die Kritik an der aktuellen Politik muss sein, dass sie nicht der menschlichen Natur entspricht, sondern zu einer Vergewaltigung dieser führt.

Das de Gaulle-Zitat ist interessant, weil ich in den vergangenen Monaten die gleichen Gedankengänge hatte über die europäische Identität, ohne das Zitat zu kennen. Die Grundfrage muss lauten: Wer sind wir Europäer eigentlich? Daraus leitet sich auch ab, was wir Europäer eben nicht sind. Ein Hauptproblem der EU ist, dass sie sich jegliches ethnisches und kulturelles Bewusstsein verbittet und stattdessen immer weiche "Werte" (Humanismus, Toleranz, Menschenrechte, Demokratie) als identitätsstiftend propagiert. Werte sind aber fluide und dem Wechsel von Zeitgeist und Epochen unterworfen, können also morgen schon ganz andere sein. Außerdem: wenn die ganze Welt diese Werte übernimmt, was ist dann noch spezifisch Europa?

Desweiteren: in einer Demokratie muss auch über eine neue Verfassung debattiert werden dürfen. Das GG, ursprünglich nur als Provisorium gedacht, hat seine Zeit gehabt, sichert aber nicht mehr die Existenz der Deutschen und ihrer Nation im weiteren Verlauf dieses Jahrhunderts. Die Franzosen sind mittlerweile in der fünften Republik, warum sollen nicht auch die Deutschen in die nächste Republik gehen? Es muss klar werden, dass jeder Staat und jedes Volk von Zeit zu Zeit eine grundlegende verfassungsmäßige Erneuerung braucht, denn die Welt in diesem Jahrhundert ist eine ganz andere als noch vor 70 Jahren.

Imagine

4. Juni 2019 19:09

„Niemand weiß heute eindeutig, was linke und rechte Positionen beinhalten. Fest steht, daß es in den Extremfällen eine reaktionäre Linke und eine reaktionäre Rechte gibt, deren Träume und Illusionen von einer Erziehungs- und Führerdiktatur und der Feinderklärung gegen Andersdenkende nicht so grundsätzlich unterschieden wären. Gemeinsam wäre ihnen, die totale Mobilmachung gegen den vermeintlichen Gegner, um dadurch bei den eigenen Parteigängern so etwas zu bewirken wie Weltanschauung und Glauben und die Bereitschaft, für die „Sache“ ohne wenn und aber zu streiten.

Dort, wo Völker keinerlei Kultur oder Identität mehr besitzen, ist keinerlei Entscheidung zum Kurswechsel möglich. Agonie und Anomie sind angesagt. So gesehen haben die Fremden, die nach Deutschland fliehen, sogar recht, sich nicht anzupassen, denn um selbst nicht zu verschwinden in Dekadenz und Lethargie, wird es notwendig sein die eigene politische Identität zu pflegen und sich vorzubereiten auf die Kriege im eigenen Land.“
Prof. Dr. Bernd Rabehl: Nationalrevolutionäres Denken im antiautoritären Lager der Radikalopposition zwischen 1961 und 1980 (6.12.1998)
http://www.danubia.de/media/Inhalt/PDF/prof_dr_bernd_rabehl.pdf

Laurenz

4. Juni 2019 19:24

Die Frage der Immigration und Emigration zuerst. Sie wird rein durch politische Machtausübung bestimmt und nicht durch den Zeitgeist. Der Zeitgeist ist nur das Resultat dieser oder jenen Propaganda-Maschinerie.

Wer gegen die Nationalstaatlichkeit agiert, agiert gegen die Familie als gesundes Fundament einer Gesellschaft (das schreibe ich als einer, der keine eigene Familie hat, und wie viele, nur noch einer angehört), deren größter Maßstab Natur-gesetzlich nur der Nationalstaat sein kann. Ganz egal, ob Hayek oder Marx, das Ziel beider ist der post-liberale globale Totalitarismus.

Der geplante, imperiale & globale Zerstörung von Kulturen und deren innere soziale Bindungen, ist der didaktische Befehl eines jeden Internationalisten und seines Handelns. Denn diese unterschiedlichen menschlichen Kulturen bilden in Ihrer Bürgerlichkeit, als Kulturträger, den größten Widerstand gegen den Internationalismus.

Der große Austausch bedeutet hier auch einen reversen Kolonialismus. Es ist billiger die Arbeitskräfte zulasten derer, die schön länger hier leben, wie in den Jahrhunderten der direkten Sklaverei, zu importieren, als die Produktionsmittel zwecks Ausnutzung niedrigerer Löhne, ins Ausland zu verlagern. Das diese letztere ökonomische globale Strategie irgendwann in Wladiwostok und am Tafelberg ankommt, und hiermit ihr Ende findet, war/ist doch abzusehen. Insofern hat Donald Trump das Ende der aktuellen Globalisierungsphase erkannt, den messianischen Glauben an Aktienkurse eingedämmt, und die nächste Nationalisierungsphase gestartet, welche die nächsten 60 Jahre andauern wird.

Die Suche Herrn Sellners nach weniger Populismus und mehr geistiger Orientierung (wenn ich das richtig verstanden habe) wird, in meinen Augen, durch die Aufrichtigkeit politischer Ziele und des politischen Handelns, also einer Kongruenz beider Aspekte (das bewegte Herz in der eigenen Überzeugung) blockiert.

Wenn man sich die Geschichte der Grünen anschaut, ist diese ein informatives Lehrstück. Zur Zeit des frühzeitigen Ablebens von Petra Kelly und General Gert Bastian, übernahmen die Kommunisten (Trittin, Fischer, Kretschmann etc. auf den Nachdenkseiten findet sich ein aktueller Artikel über die KBWler im Außenministerium Josef Fischers) die Grünen. Nach der grünen Machtergreifung 1998 spielten programmatische Inhalte der Grünen keine Rolle mehr. Man trat sofort einem "illegalen" Krieg (nach den eigenen Worten des Juristen Goldkettchen-Gerd) bei, vertritt bis heute die abstruse Sozialisierung des Personenverkehrs und die Individualisierung des Güterverkehrs als Volks-erzieherische Maßnahme, die Gängelung des Mobs und seines ökologischen Sündenfalls, und scheiterte, wohl freiwillig, an der Einführung eines simplen Pfandsystems, bestahl, wie immer, die Sozialversicherten, und schiebt neuerdings geschickter Weise die Schuld dafür den Sozialdemokraten in die Schuhe. Wie die Foristin Lotta Vorbeck anschaulich schilderte, schaffte man es aktuell, mit Unterstützung der Medien, ein neues religiöses Ziel zu etablieren, das Klima, ein sakrales Ersatzmedium, welches die Nationalsozialisten noch Rasse und Tierschutz nannten. Den vielen Bolschewisten in Medien und Parteien ist die eigene Unfähigkeit in ökonomischen und ökologischen Fragen natürlich bewußt, es ist ihnen aber auch egal. Nur erzwingt diese Unfähigkeit konkludent die Erzwingung des Totalitarismus, recht gut an den nicht demokratisch legitimierten Organen der EU zu sehen. Die danieder liegende Sozialdemokratie kommt, trotz ihres Niedergangs, erst gar nicht auf den Gedanken einer Demokratisierung dieser EU-Organe als zentrales Wahlkampf-Argument zu nutzen. Man akzeptiert stattdessen lieber die Weiterführung des totalitären Projekts durch andere. Von daher besteht bis heute eine Divergenz zwischen den eigentlichen politischen Zielen der Block-Linken Europas und den postulierten Inhalten. Diese strategische Planung fehlt Herrn Kubitscheks "Mosaik-Rechten". Da meinen immer irgendwelche Leute, ob nun gekauft oder blöd, Wahrheiten einer rechten Lebenswelt aussprechen zu müssen.
Politik unterscheidet sich also, wenn sie erfolgreich sein will, im strategischen Zugriff der Macht, der dazu notwendigen publizistischen Mittel und eines nicht publizierten politischen Ziels. Von daher argumentierte ich gegenüber dem Foristen Niekisch mit einer Distanzierung vom eigenen Herzen im politischen Handeln, welches sich in der Eskalation gesellschaftlicher Zustände äußern muß. Im Falle einer gesellschaftlichen Eskalation, die natürlich (wie in @Imagines französischer Revolution) mit humanistischen Phantastereien nichts zu tun hat, müssen natürlich die politischen Mittel der "Erlösung" parat und im günstigen Falle schlagkräftiger als "Klimarettung" sein.

Wenn man sich den Link in Herrn Sellners Artikel durchliest, ist, wie leider immer, festzustellen, daß die politische Thematik, ob nun die von Rechts-Liberalen oder Rechts-Sozialen "rechts" bleibt. Damit begibt man sich grundsätzlich in die Defensive und bedient nur die Gefühle der patriotisch Fühlenden, bleibt also in der Minderheit. Ein publizistische Abkehr von politisch rechten Wünschen und Befindlichkeiten erscheint bei der Unfähigkeit linker Demagogen und linker politischer Inhalte (siehe Hangar-Sendung mit Herrn Kubitschek), nicht wirklich schwer. Hier liegt auch die Forderung Herrn Kubitscheks nach einer professionellen Handhabung publizistischer Mittel, eingedenk dessen, daß die Masse des Bevölkerung nicht zwischen Politik und eigener Wertevorstellung unterscheiden kann, explizit begründet.
Eine einfach zu verstehende Sozialpolitik, also die Verteilung des Kuchens, ist der elementare Zugang zur Masse. Wer die dicken Stücke des Kuchens erhält, kann man nach dem tatsächlichen Erhalt der Macht entscheiden.

Die dänischen Sozialdemokraten sind ihren Genossen in ganz Europa weit überlegen, weil sie ohne gesellschaftlicher Eskalation ihre Macht erhalten wollen und haben eben die notwendigen politischen Maßnahmen ergriffen, welche die Macht erhalten, legitimiert durch die dänische Bevölkerung. Der dänische Sozialdemokrat mutiert in Dänemark zu einem real-politischen Rechten, ohne dies zu publizieren.

Laurenz

4. Juni 2019 19:32

@Wahrheitssucher ... das Christentum, in seiner permanenten Entmystifizierung, ist wie die Sozialdemokratie im Abstieg begriffen. Um Macht abseits der linken Protagonisten Bischof Marx und Bischof Bedford-Strohm zu erringen, sollten Christen besser ihr Christentum für sich behalten.
Oder vielleicht hülfe, statt der Kollekte, wie bei der Antifa eine finanzielle Zuwendung von 10 oder 20 Euro zugunsten des Kirchenbesuchers. Gottesdienst ist ja im Prinzip auch nichts anderes als eine Sonntags-Demo.

Lotta Vorbeck

4. Juni 2019 20:16

@Fritz - 4. Juni 2019 - 12:14 PM

"Der verlinkte Text lässt mich ratlos zurück. Wenn „eine tiefgreifende gesellschaftliche Transformation nicht per Gesetz möglich“ ist, wenn „angemessene Lösungsansätze weit über die rein staatsförmige, parteiförmige Politik hinausgehen“ müssen, dann bleibt doch eigentlich nur ein gewaltsamer Umsturz mit anschließender Machtübernahme als einzige Handlungsmöglichkeit über, oder? Nur durch Metapolitik und Bewusstseinsbildung wird sich die angestrebte „tiefgreifende Gesellschaftstransformation“ jedenfalls nicht herstellen lassen; der Autor weist ja selber auf die feindselige Haltung praktisch aller Medien hin."

****************************************

Die der NR feindselig gegenüberstehenden Systemmedien, kommt bezüglich der Fortschreibung und Durchsetzung der links-liberal-globalistischen NWO entscheidende Bedeutung zu. Diese mit gigantischen Geldsummen gefütterten Systemmedien sind zur Sicherung der Macht mindestens genauso wichtig, wie die althergebrachten, klassischen Machtinstrumente Militär, Geheimdienst, Polizei, Justiz und nicht zu vergessen die ihre saugnapfbesetzten, mit Nesselzellen ausgestatteten Tentakel flächendeckend bis in den allerletzten Winkel des Landes reichend ausstreckende Bürokratie. Dieser Krake zu entkommen ist im digitalen Zeitalter schier unmöglich.

Metapolitik und Bewußtseinsbildung sorgen für Radikalisierung im Sinne von des Wortes eigentlicher Bedeutung. [spätlateinisch radicalis = mit Wurzeln versehen].

Es mag zunächst nicht sonderlich spektakulär klingen: Schauen Sie vielleicht mal nach, wie oft neuerdings Situationen auftreten, in denen das Stromnetz zu kollabieren droht. Bis vor wenigen Jahren noch, bewegte sich die Zahl dieser Situationen jährlich im einstelligen Zahlenbereich. Das Stromnetz war stabil. Nunmehr schrammt man nahezu täglich (mehrmals) nur haarscharf am Blackout vorbei.

Zuvor per Computersimulation durchgespielt, verursachte das Abschalten einer über die Ems führenden Hochspannungsleitung - damit die Meyer-Werft Papenburg ein im Binnenland gebautes Hochseeschiff durch den fortwährend tiefer ausgebaggerten Fluß ausliefern konnte - zu sich bis nach Spanien auswirkenden Stromausfällen.

Das gegenwärtige System kann ohne die unterbrechungsfreie, flächendeckende Bereitstellung von Elektroenergie nicht existieren. Gleichzeitig sorgt es sukzessive dafür, daß die Stromversorgung immer instabiler wird. Grundlastfähige konventionelle Großkraftwerke die in der BRD verteufelt und abgeschaltet werden, müssen beispielsweise in Österreich (in Betrieb) vorgehalten werden, damit im Lande der Greta-Jünger der elektrische Strom nicht ausbleibt. Polen und die Tschechei installierten Sperren, damit aus der BRD bei entsprechender Wetterlage anfallender, überschüssiger Solar- und Windstrom nicht mehr einfach in die Netze der Nachbarländer gedrückt werden kann, wo dieser immer wieder für gefährliche Instabilität sorgte. Mit der weiteren Verschandelung der Landschaft durch Wind- und Solarparks ist es keine Frage mehr ob, sondern wann es zum Blackout kommen wird (am wahrscheinlichsten bei knackig kaltem, zugleich windstillen Winterwetter). Ein großflächig kollabiertes Stromnetz läßt sich nicht einfach wieder einschalten. Warenlager mit Notfallvorräten gibt's nicht mehr. Ohne elektrischen Strom zerreißen die logistischen Lieferketten, funktioniert kein Mobilfunk, keine VOIP-Festnetztelephonie, keine Ladenkasse, keine Zapfsäule, kein Türöffnungs- oder Zugangssystem, kein Krankenhaus, kommt kein Wasser mehr aus der Leitung (jeder hat dann noch genau eine Spülkastenfüllung Wasser zu Hause) heizt keine Öl-, Erdgas- oder Wärempumpenheizung. Wenn es im Einzelfall hie und da noch Pufferbatterien oder dieselbetriebene Notstromaggregate gibt, dann lassen sich damit - im Inselbetrieb - je nach Größe des Treibstoffvorrates allenfalls ein paar stromlose Stunden, nicht aber stromlose Tage und Wochen überbrücken.

Ein länger andauerender, großflächig virulenter Stromausfall würde jedenfalls durchaus revolutionäres Potential entfalten. Sämtliche drastischen Folgen, die solcherlei Gemegelage unvermeidlich begleiten, inkludiert. Von daher ist's klug, metapolitisch vorbereitet zu sein.

cnahr

4. Juni 2019 21:12

Eine gute Replik zu einem guten Artikel. Allerdings eine Kritik zum Punkt 3: der ursprüngliche Artikel macht es recht deutlich, dass Ungarn, Japan, Israel nicht unter die diskutierten westlichen Staaten fallen. Diese umgreifen nur Westeuropa und die Anglo-Staaten, während die Visegrad-Staaten und sowieso Israel und Japan Sonderfälle sind, wo eine liberale Verfassung einer recht völkisch gesinnten Gesellschaft künstlich implantiert wurde. Mit hinlänglicher Widerstandskraft kann eine liberale Verfassung ethnisch domestiziert werden, das ist jedoch im so verstandenen Westen derzeit nicht absehbar.

bb

4. Juni 2019 21:30

Wir müssen den Bürger dazu bekommen gegen seine Besteuerung vorzugehen. Das Gros der Linken finanziert sich und den Bevölkerungsaustausch direkt oder indirekt über den Staat. Zieht man ihnen den Stecker, dann können sie ihre Visionen nicht mehr verwirklichen.

Ratwolf

4. Juni 2019 22:36

Vielleicht ist die neue Rechte zu sehr rückwärtsgewandt. Man orientiert sich an dem, was einmal war. Man liest viel Geschichte und schwärmt von alten Tagen. Aber das was war, wird niemals wiederkommen! Aus dieser Haltung ergibt sich eine negative Haltung gegenüber allem neuem. Man ist damit beschäftigt, etwas was andere machen, aufzuhalten. Das ist eine Defensive. Es ist meist besser und effektiver anzugreifen, als sich zu verteidigen. Und es ist in seiner grundsätzliche Fokussierung eine Negation. Etwas negatives.
Was fehlt: Eine Position. Etwas, FÜR was man kämpft. Eine neue Vision, wie z.B. eine Gruppe die zusammenhält, wie der Clan des Brigandes. Oder Hausprojekte, und die vielen Identitären Kneipen in Frankreich. Die spektakulären Aktionen der IB.
Ein weiteres Problem der neuen Rechten ist die Gefahr, situativ innerlich in eine grundsätzliche Ablehnung anderer Menschen zu geraten. Das ist wenig hilfreich und fühlt sich schleicht an. Ich kann einen Menschen dennoch grundsätzlich annehmen, obwohl er meiner Meinung nach unrechtmäßig die Grenzen überschritten hat. Das ist ein schwieriger aber meiner Meinung nach notwendiger Spagat.

Es scheint eine Grenze erreicht zu sein.
Es geht scheinbar nicht weiter mit der neuen Rechten. Es scheint kein Weg zu geben.
Was dann tun?
Vielleicht innehalten und eines zunächst akzeptieren: Eine Änderung der Zustände durch die Bürger eines Landes ist in unseren System nicht erwünscht und auch nicht vorgesehen.

Also auch hier erst einmal das Prinzip der "Annahme"

Man orientiert sich stark an das, was von der anderen Seite, dem Gegner oder dem Feind kommt. Warum? Man macht sich abhängig und tanzt beim reagieren auf diese Impulse nach deren Pfeife. Das ist es, was die andere Seite gegenüber der neuen Rechten jetzt erkannt hat. Sie haben die Macht, und die Rechte ist denen "Egal".

Janno

5. Juni 2019 00:35

Als ich den Artikel heute Nachmittag lass, wäre ich gern in die Metapolitische Debatte eingestiegen, hätte meine bescheidenen Gedanken zum Bohren dicker Bretter beigesteuert.

Dann kam ein Treffen mit einem eigentlich guten Freund dazwischen, es gab viel apolitisches zu besprechen und gemeinsam zu lachen.

Dann, ich hatte es befürchtet, denn mein Bekannter weiß ob meiner Wahl der AfD vor 2 Jahren, kam er auf das Ergebnis der EU-Wahlen, denn dieser Bundesrepublikaner alter, neuer Prägung konnte sich ein triumphierendes Grinsen nicht verkneifen, ist er doch der festen Überzeugung, dass damit die "unerträgliche Geschmacklosigkeit", als die er die "Nazis" von der AfD bezeichnet, in ihrem Aufstieg gestoppt werden und das Land wieder zu "Mass und Mitte" zurück finden würde.
Es folgten weitere, immer noch schwer zu widerlegende, Phrasen des politischen Mainstreams, "Deutschland geht es gut", "wir sind mehr" usw usf
Jedes meiner zugegebenermaßen schon verzagt vorgetragene Argumente wurde mit jener herablassenden Haltung des Juste Milleue weggewischt, Kritik an Zuständen sei zwar erlaubt, legitimiere aber mitnichten einer "rassistischen Partei" die Stimme zu geben. Sodann folgte eine Suada über reelle oder vermeintliche Kontakte von AfD-Repräsentanten mit Neonazis, Rechtsradikalen Vereinigungen, auch der Verweis auf die IB (dessen Wirken ausschließlich aus MSM-Berichten bekannt ist) durfte natürlich nicht fehlen.
Also all die bekannte, ermüdende Exkommunikation des Aussätzigen aus der "Konsensgesellschaft"...
Als ich in Folge des Gespräches meine Meinung zur Friday's For Future Bewegung kund tat, dass ich diese nämlich für ein erschreckende Beispiel propagandistischer Kinderverführung halte, war der Abend endgültig gelaufen.
Wie armselig man denn sei, Kinder zu kritisieren, was man überhaupt dagegen haben könne, "etwas fürs Klima zu tun", fortan war ich ein misanthropischer Trottel.

Nur an einzigem Punkt war es mir möglich, den kleinen bohrenden Gedanken im fremden Kopf zu platzieren, als ich nämlich die Kumpanei insbesondere der SPD mit bekannten Islamisten zur Sprache brachte. Natürlich wurden meine Ausführungen angezweifelt - müssten einem Faktencheck unterzogen werden- und man könne sich derartiges gar nicht vorstellen, aber wenn es so wäre... Alsbald Schweigen und Relativieren. Soumission?

Bevor ich mich hier in allzuviel Anekdoten ergehe, was bleibt als Fazit eines solch diametralen, auf wie ich feststellen musste gänzlich unterschiedlichen Wahrnehmungswelten basierenden Gespräches?

Metapolitik, so verstehe ich Sellner und Co, kann nur der stete Tropfen sein, der den Stein nach und nach aushölt und neue Gedankengänge zulässt, aber in diesem Fall (und vermutlich vielen weiteren) scheint der Tropfen auf eine heiße Herdplatte zu treffen, so daß er schon im Flug zischend verdampft.
Der Cordon Sanitaire an den Gedankengebäuden der Mehrheitsgesellschaft scheint mir so robust, dass es leider nicht ausbleibt, den Fehler bei mir selbst zu suchen.

Wenn ich z. B. durch Prag spazieren, fällt mir sofort der ethnische Unterschied in den Straßen im Vergleich zu Berlin auf. Und auch wenn ich nie einem Türken oder Angolaner sein türkisch oder angolanisch sein als Defizit vorwerfen würde, so ist nun mal so, dass ich mich als Deutscher unter Tschechen wohler fühle.
Damit scheine ich entweder intellektuell gescheitert an der globalen Gesellschaft oder zumindest kleinkariert.

Nur die Idee des großen Austausches ansatzweise beim "normal" denkenden Durchschnittsbürger zu platzieren und als Bedrohung für alles, was ja auch ihn in seinem Selbstverständnis prägt, zu sensibilisieren, erscheint mir zunehmend als hanebüchend.

Der erwähnte Bekannte ist übrigens homosexuell.
Und dieser Mann hat tatsächlich, das kann ich in seinen Augen sehen, Angst vor einer "Machtergreifung" eines alten faschistischen Totalitarismus, der ihn wieder als minderwertig kategorisiert und, am Ende des dystopischen Gedankengangs, "wir Rechte" ihn vernichten wollen.

Das diese Bedrohung allerdings eher von jungen muslimschen Männern, als von alten, weißen Sachsen droht, scheint derzeit nicht denkbar, gar unvorstellbar, denn man ist von der Integrationskraft des liberalen Hedonismus absolut überzeugt.

Vertrakte Situation.

Um den Kreis zu Sellners Gedankengängen zu schließen... Sezession!
Nur Leuchttürme unserer Kultur, unserer Lebensart, unserer Überzeugungen können die Mauern unserer "Feinde", die doch eigentlich unsere Brüder und Schwestern sind, zum wanken bringen.
Eine Art Hongkong des europäischen Patriotismus, der auf anziehende Weise den Verfall des Restes überstrahlt und gleichzeitig beweist, dass unsere Welt kein lebensfeindliches, freudloses, kollektivistisches Germania 2.0 ist.
Wir müssen Renessaince, nicht Restauration sein. Es fehlt uns aber immernoch ein Brunelleschi.

PS: Individuum sind wir alle, das ist kein Konstrukt, sondern das unabdingbare, zu akzeptierende Wesen unserer physischen Existenz. Jede Gesellschaftsform, die das negiert, ist eine Bedrohung.

Andreas Walter

5. Juni 2019 01:46

Alles so theoretisch, wenig pragmatisch.

Eine Abstraktion in den Köpfen weniger, mit der auch 90% der deutschen Patrioten darum nichts anfangen können. Wobei ich auch nicht glaube, dass hier wenigstens 1 Million Patrioten mitlesen, und von denen dann auch alle das verstehen.

Es gibt daher YouTube, ein paar YouTuber, und durchaus auch ein paar patriotische Netzseiten, dazu zwei Zeitungen die zusammen vielleicht 100.000 der etwas traditionelleren Patrioten erreichen. Dann auch noch das Netzwerk der AfD und der IB, auch über Twitter und Facebook.

Sollte ich was relevantes vergessen habe, mir bitte mitteilen.

Diskussion dient aber erstmal nur der Klarwerdung, der Übersicht, Einigkeit entsteht dadurch aber noch nicht, geschweige denn, konkrete Handlungsanweisungen.

Die Grünen haben Schüler, Studenten und die Arbeitslosen der Antifa als "Einsatztruppe". Für das Medienspektakel und für Grobes.

Die AfD aber ist eine Partei der arbeitenden Bevölkerung. Weniger alte und auch weniger junge Wähler, und auch weniger "Junge Wilde". Also wenig potential für eine Revolution. Für den parlamentarischen Durchmarsch aber wiederum zu wenig Medienmacht, um mehr Aufklärung beziehungsweise Überzeugungsarbeit zu leisten. Diese arbeitende Bevölkerung (Bevölkerung in anhängigen Arbeitsverhältnissen) ist darum aber auch über die ganze Fläche verstreut ("vereinzelt"). Dazu sind es aber auch noch (regional) heimatverbundene Menschen, also auch da weniger Mobilität und Flexibilität.

Um aber mit einer Minderheit wirklich etwas zu bewegen, muss sich eben wirklich die ganze Minderheit dann bewegen, konzentrieren, sich einig werden und einig sein.

Damit haben Marxisten und Sozialisten in der Regel weniger Probleme, Querdenker und Individualisten, aber auch Traditionalisten dagegen mehr. Oder auch Frauen fällt es leichter, sie suchen sie förmlich, die Einigkeit, ganz im Gegensatz zu der Natur der Männer.

Ich denke darum "Houston, wir haben ein, nein, Moment, sogar mehrere Probleme."

Und das waren jetzt nur jene, die wir allein aufgrund der Natur unserer Minderheit haben.

Ich könnte jetzt noch zusätzlich all die Probleme aufzählen, die uns die anderen Gruppen machen, doch dann wird dieser Kommentar richtig lang.

Wenigstens an einen Teilsieg aber sollte man doch glauben. So ist auch Taiwan entstanden.

https://youtu.be/ODBCHD1HNLc

Wilhelmsmax

5. Juni 2019 08:04

Ich glaube nicht, dass wir das Problem im Kern erkannt haben, geschweige denn eine konkrete Zukunftsvision haben, wenn wir zum aktuellen Zeitpunkt über die Thesen Lenins, Guénons und Zieglers sprechen und diese im Kontext des heutigen Rechtspopulismus und dessen Rechtfertigung bemühen. Die Herausforderungen der heutigen, digitalen und globalisierten Welt zu meistern - dafür brauchen wir Visionäre und eine professionelle Organisation und vor allem anderen - Zusammenhalt! Denn die Rechte ist am Ende meist über das eigene Bein gestolpert, siehe Österreich. Intellektuell alles zu zerkleinern bis ins letzte Detail zu hinterfragen und über 100 Jahre alte Theorien zu bemühen - das bringt uns nicht weiter.

Weltversteher

5. Juni 2019 09:22

Um bloß noch mal die Begriffe zu klären:
Rechtspopulisten sind nicht die Neue Rechte.

Nach meiner Ansicht ist diese Trennung in letzter Zeit ziemlich verlorengegangen, vor allem wohl wegen der zagen Hoffnung, der plötzliche Erfolg dieser neuen Populisten möge der unsere sein, oder wenigstens Wasser auf unsere Mühlen.
Mit dieser Verwechslung räumt der in Rede stehende Beitrag erfreulicherweise auf. Und wo er recht hat: Die Populisten sind reaktionär (nicht erzreaktionär, sondern nur "von gestern"), tatsächlich in dem verhängnisvollen Sinne, die Vorgänge nur zu bremsen und in gewisser Weise noch zu bestätigen - im Gesamtbild.

Es gibt nur die Möglichkeit, mit dem Weltenlauf zu arbeiten, die Zügel an sich zu reißen, und eine andere Richtung einzuschlagen. Wer dies aus konservativem Bewußtsein nicht annehmen will, sollte sich ehrlich fragen, ob ihm nicht eher der Mut fehlt, oder die schöpferische Kraft.

Gustav Grambauer

5. Juni 2019 09:25

Sehe die Übergänge von Metapolitik und Rechtspopulismus sehr, sehr fließend (etwa würde es ohne die Vorarbeit der Metapolitik PI-News nicht geben) und dementsprechend eine Gemengelage in der Blockierung. Wiederum deren Ursachen sehe ich tiefer.

Z. B. mein Cuck-Schwager ("so intelligent und zugleich so dumm") würde das Wort Waldgang zwar brav mit den vier Thunschen Ohren von den vier Thunschen Seiten her auf der sogenannten Sachebene verstehen und würde sogar auf der sog. Beziehungsebene einiges zu deuteln haben, was er durch Aktives Zuhören schön zu empathisieren versuchte. Aber wenn ihr`s nicht fühlt, ihr werdet`s nicht erjagen. Jeder kann nur entsprechend seiner Tiefe im eigenen Durcharbeiten die Codes entschlüsseln, die Informationen filtern, die Lage erfassen, wiederum an der Lage leiden und die Möglichkeiten sehen. Der Schmerz an der Misere muß selbst durchlebt werden und zum Stachel werden. Es ist unmöglich, selbst mit Reden in Engelszungen diesen Weg für einen anderen abzukürzen. Daß so wenige das Zeug zum Waldgänger haben (und so viele, selbstverständlich nicht hier bei SiN, stattdessen nur mit Schlamm nach Jünger werfen) liegt im Ausweichen gegenüber dem Schmerz, wie es für Wagandts Kinderwelt / kindliches Weltbild bezeichnend ist.

Ein Beispiel: schlimmer als das Steckenbleiben in der Aufregung über die Zensur eines Kinderbuchs oder über die Abschaffung des Schnitzels in der Kantine ist doch, daß sogar mancher (kindliche) Metapolitiker seine "belastbaren" "Fakten" im "Reality Check" aus dem freudianischen Es der "Wissenschaft"

https://de.wikipedia.org/wiki/Szientismus

herbeisehnt, die er selbstverständlich auch angeboten bekommt, mit seinen Mitteln (siehe oben) prüft und im Rahmen seines Horizonts wie ein kleiner Demiurg "falsifiziert" oder "verifiziert", woraus er sich dann u. a. herausnimmt, einen gewissen inneren Halt seiner Labilität in der Abgrenzung zu angeblichen oder tatsächlichen "Verschwörungstheoretikern" zu finden, welche er dann bekämpft.

Eine breite Mehrheit der Nach-68er-Generationen hat überhaupt keinen Stachel mehr in sich, umso größeren welpenartigen intellektuellen Spieltrieb, der sich auch hier bei uns bisweilen auslebt.

Und bei anderen drängt sich sehr auf, daß sie Helfer größerer Spiele oder selbst Spieler(-typen) (Trittbrettfahrer) sind, die nur möglichst viele Mitspieler zu ihrer Selbstprofilierung rekrutieren wollen, und von denen es ebenso bei der Neuen Rechten so einige gibt.

All das macht es zusätzlich schwierig, in diesen Zeiten, in denen sich das soziologische Grundgesetz

https://anthrowiki.at/Soziologisches_Grundgesetz

so stark - und zunächst chaotisch - geltend macht, all die Ein-Mann-Kasernen noch auf gemeinsame Ziele zu vereinen. Und das ist m. E. die Wurzel des Problems.

- G. G.

Laurenz

5. Juni 2019 10:03

@Lotta Vorbeck ..... mit einem Diesel-Aggregat im Keller oder Garage halten Sie länger durch, vorausgesetzt, Ihr Tank ist voll.
Der verlinkte Text von Herrn Sellner ist selbst Teil des Problems, denn es wird nur das formuliert, was die liberale Rechte betrifft, anstatt selbst kreativ zu werden. Der Link ist auch ein Pendant zur Greta-Jugend, denn er prognostiziert in die Zukunft Untergangsszenarien aus der Glaskugel.

heinrichbrueck

5. Juni 2019 14:08

„Was spricht dagegen, genau diese politische Praxis real existierender westlich-demokratischer Staaten auch für uns einzufordern?“

Von wem?

Alle Länder des Planeten müssen von Schulden leben, also gehören sie alle dem Geldverleiher. Dieses Schuldverhältnis gilt es zu durchbrechen. Da aber die meisten Länder dieses Planeten keine eigene schöpferische Substanz haben, deren Erfindungsreichtum dieses Schuldzinsverhältnis durchbrechen könnte, spielen sie als Führungsopposition auch keine Rolle. Sie sind der Weltregierung der Geldgeber hoffnungslos ausgeliefert. Aus der Perspektive dieser Geldgeber, die Geld aus dem Nichts zaubern, sind Zinsverpflichtungen eine gute Sache. Gegen diese Weltregierung gibt es keine Opposition, sichtbar in der realen Welt, die vorhätte sie zu stürzen beziehungsweise es anders machen zu wollen. Was ist aus diesem Blickwinkel Metapolitik?

Weiße ohne Rassenbewußtsein sind totgeweiht. Sie haben keinen Zusammenhalt, der politisch notwendig wäre, keine Bündelung ihres schöpferischen Potentials, welches das moderne Wirtschaften neu denken ließe. Ihre Aufsplitterung arbeitet im Sinne der Weltregierung. Das Eigene mißversteht den Sozialstaat, der neutralisiert und Zeit kauft; um schlußendlich die Dinge beenden zu können.

Eine neue Geld-, Ressourcen- und Arbeitsverteilung wird die Weltregierung nicht freiwillig dulden. Metapolitik tötet nicht. Der Weltregierung kann sie nichts anhaben. Ein Denken, vereinbar mit demokratischer Pöbelherrschaft, ist zukunftslos, fehlt ihm doch die langfristige Planung. Die Art des Denkens gibt das System vor? Dann verschleiert das Systemdenken die eigene Wahrnehmung, verfälscht die Zukunft, läßt Fehler in der Gegenwart zu, zeigt der Weltregierung die möglichen Auswirkungen etc. Die Medien als Propagandaabteilung, deren Meinungsgift dosiert verabreicht werden kann, justieren die Schlußfolgerungen der Massen in die gewünschte Richtung, die wiederum eine gesteuerte Bewegung als ihre eigene ausgeben können, sonst könnte das System überhaupt nicht funktionieren. Sich diesen Gesetzen und fremdgesteuerten Regeln zu verweigern, darunter auch die Verwestlichung durch Veramerikanisierung und Zerstörung deutscher Kulturen, eine Voraussetzung wäre, das Eigene wieder in den Mittelpunkt stellen zu können. Auf dieser Zeitlinie des Eigenen, deren Hauptpunkte korrumpiert, umgedeutet und verfälscht wurden, und deren Referenzrahmen ein negatives Kraftfeld ausstrahlt, muß die Deutungshoheit der falschen Ansprüche gebrochen, also der Dressurakt beendet, und die Freiheit eigenen Könnens und Dürfens wiedereingeführt werden.

Waldgaenger aus Schwaben

5. Juni 2019 14:21

Ausdrücklich begrüße ich die Wandlung Sellners vom jugendlichen Heißsporn zum politischen leader.

Was die Befürchtung angeht, dass Maßnahmen zur Beschwichtigung den Elan des Rechtspopulismus' bremsen mögen:
Aus der Zeit des Zusammenbruch der Sowjetunion erinnere ich mich an ein Zitat Lech Walesas. Und ich habe es sogar im Netz gefunden (Spiegel vom 12.12.1988):
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Walesa, der Gorbatschow den "großen Gegenreformator" nennt, hat in seiner pfiffigen Art ein Gleichnis aus seinem Arbeitsalltag erzählt:
"In den 25 Jahren als Elektriker mußte ich stets irgendwelche Schrauben fest- oder lockerdrehen. Beim Festdrehen habe ich nur eine kaputtgemacht, aber bei den Versuchen, sie zu lockern, sind mir wohl einige Hundert entzweigegangen. Und Gorbatschow, der lockert und lockert . . ."

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https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13531153.html

Andreas Walter

5. Juni 2019 14:22

Nein.

Denn dann müsste ich ja gerade die Ruhe selbst sein. Genau das Gegenteil ist aber der Fall.

Rechtspopulismus rührt auf, macht unzufrieden, eben weil er aufzeigt, was alles im Argen liegt, wie schlecht und teilweise auch verlogen die Politik der Etablierten ist, beziehungsweise, die der EU.

Rechtspopulismus wirkt daher eher wie zuviel Kaffee, kratzt auf und macht nervös.

Weil informierte Rechtspopulisten auch recht schnell erkennen, wie problematisch die Lage, im wahrsten Sinn des Wortes, für Deutschland ist. Jegliche Selbstbehauptung, mit Ausnahme der Ökonomischen, ist Deutschland ja seit 1945 sogar bereits im Grundgesetz verboten. Doch auch die ökonomische Macht wird regelmässig dann recht schnell gekappt, belastet, angegriffen, sobald diese über ein bestimmtes Maß (zugestandenes Kontingent) hinausgeht. Genau den Krieg erleben wir aber gerade jetzt wieder verschärft, obwohl der schon kurz nach, am Ende des Wirtschaftswunders, das letzte mal angefangen hat.

Deutschlands Tragödie ist darum sein Talent, aus "Scheisse" (Rohstoffe plus Energie) "Gold" machen zu können (besonders nützliche und zuverlässige Produkte). Leider besitzt es selbst aber nicht viel und nicht viele dieser Rohstoffe, denen sie Mehrwert verleiht. Deutschland ist daher immer auf freie Handelswege und damit auch auf Frieden angewiesen. Was ohne starke Druckmittel wie Kernwaffen oder ein grosses Militär dann aber immer von anderen abhängt.

Erst wenn Deutschland daher ärmer ist als alle seine Nachbarn würde man es eventuell dann in Frieden lassen. Dann wäre es womöglich auch für Ausländer und Migranten, für Wanderarbeiter und Wirtschaftsflüchtlinge wie aber auch für Plünderer und Verbrecher unattraktiv. Wobei es hier dann immer noch Wälder, Wild und Ackerland gäbe, in einer klimatisch günstigen Lage. Auch das wird man dann also wahrscheinlich verteidigen müssen. Jedoch dann auch nicht mehr mit 83 Millionen, denn so viele Menschen kann auch Deutschland nicht ernähren, nur mit Ackerbau und etwas Wild.

Wehrhafte aber stupide Bauern mit geringem IQ erscheint manchen daher als die beste Antwort auf die Deutschenfrage. Der Rest wird dann eh freiwillig gehen, in alle Welt zerstreut werden. Eine saubere Lösung 2.0, sogar ganz ohne Mord und/oder Straflager (GULags) für die deutsche Intelligenzija.

Imagine

5. Juni 2019 14:54

Der reaktionäre Rechtspopulismus – so meine These – ist ein Spiegelbild des reaktionären Linkspopulismus. Es überwiegen die Gemeinsamkeiten.

Zu den Gemeinsamkeiten:
- Die Beherrschung und Ausbeutung durch den US-Imperialismus (BRD als Vasallenstaat bzw. „Bananenrepublik“) wird tabuiert.
- Der Handelskrieg USA gegen EU und insbesondere Deutschland wird nicht thematisiert
- Die Systemfrage - die Wirtschafts- und Eigentumsordnung, die politische Organisationsform sowie die Klassen-, Vermögens- und Machtstruktur - wird nicht thematisiert.
- Die plutokratische Herrschaft sowie realer Klassenkampf und Klassenspaltung werden ignoriert.
- Globale Systemkonkurrenz wird nicht thematisiert.
- Die Krise des Kapitalismus und die daraus resultierende faschistische Entwicklungstendenz mit allgemeiner Dekadenz sowie zunehmender Indoktrination, Überwachung und Repression werden nicht thematisiert.
- Die faschistische Gefahr wird auf den politischen Feind (Links/Grün bzw. Rechts) projiziert.
- Die „Amerikanisierung“ des gesellschaftlichen Lebens wird weitgehend ignoriert.
- Die Identifizierung mit der US-Administration und der US-Politik wird nicht kritisch reflektiert. Links/Grün identifizieren sich mit Obama + Clinton, die Rechten mit Trump + Alt-Right.
- Als Hauptfeind werden von Links/Grün die Rechten, von den Rechten die Links/Grünen angesehen, nicht jedoch der US-Imperialismus.

Sowohl beim Links- wie auch beim Rechtspopulismus zeigt sich ein Fehlen von soziologischem und politökonomischem Tiefgang, der über die reale Weltkonstellation aufklärt.

Links/Grün sieht die Hauptgefahr beim „Klima“, die Rechten beim „großem Austausch“.

Sowohl linke wie rechte Populisten betreiben Simplifizierung und Reduktionismus und machen Wahlkampf für ihre Bezugspartei(en), welche links wie rechts SYSTEMPARTEIEN sind.

Der Rechtspopulismus ist m.E. kein „Opium fürs Volk“, und zwar aus zwei Gründen:
1. Er repräsentiert nicht die Bedürfnisse und Wünsche des Volkes, sondern nur einer kleinen Minderheit.
2. Anders als Opium verschafft der Rechtspopulismus der Bevölkerung keine „guten Gefühle“. Er bietet auch nicht - wie typischerweise eine Religion - Trost und Hoffnung.

Zum Rechtspopulismus formuliert der oben zitierte Artikel ein treffendes Resümee: „Volle Fahrt ins Nichts. Wieso uns Rechtspopulisten nicht retten werden.“

Zutreffend sind in diesem Artikel u.a. folgende Beschreibungen:

- In weiten Teilen entspricht der politische Forderungskatalog der Rechtspopulisten ohnehin dem, was vor einigen Jahren noch unter sozialdemokratischen und christlich-bürgerlichen Parteien relativer Konsens war.
- Zum Bewusstsein für Metapolitik reicht es nicht, weil Rechtspopulisten völlig auf Partei und staatliche Institutionen als Werkzeuge ihrer Politik fixiert sind: Mehrheiten in der Legislative, Besetzung von Exekutiven und – außerhalb dessen – Parteiarbeit oder Mitwirkung in unmittelbaren Vorfeldorganisationen
- Eine tiefgreifende gesellschaftliche Transformation ist [unter den herrschenden realen Machtverhältnissen] jedoch nicht per Gesetz möglich.
- Die übrigen Vorfeldorganisationen sind nicht selten Geselligkeitsvereine, die kaum eine andere Aufgabe als die Identifikation mit der Partei erfüllen.

Wie sein linkes Pendant bleibt der Rechtspopulismus systemimmanent. Es geht im Wesentlichen nur darum, welche Partei bzw. Anhängerschaft nach oben kommt, Medien, Posten, Pfründe, Sozialprestige etc. vereinnahmt und alltagskulturell im jeweiligen sozialen Milieu dominant ist.

In meinem Verständnis sollte „Metapolitik“ eine kritische Reflexionsebene oberhalb des politischen Alltagsbewusstseins darstellen und neue, zukunftsträchtige Perspektiven eröffnen. Metapolitik sollte eine reflexive Distanz zur herrschenden Politik herstellen, und zwar zu jeder Richtung. Und so eine Metakommunikation zwischen den politischen Kontrahenten ermöglichen.

Als ein Beispiel dafür möchte ich den kürzlich verstorbenen Sozialphilosophen Peter Furth nennen.

Die Rechten sind größtenteils Reaktionäre, weil sie in vergangene Zeiten zurückwollen.

Freiheitliche Menschen hingegen wollen dem bereits vorhandenen Potential zu mehr Freiheit zum Durchbruch verhelfen.

Es ist offensichtlich, dass durch die Automatisierung und Roboterisierung Möglichkeiten zu einem freiheitlichen Leben in Wohlstand wie nie zuvor in der Menschheitsgeschichte vorhanden sind, dies aber von jenen reaktionären Kräften verhindert wird, welche das herrschende Wirtschaftssystem und die Eigentumsordnung aufrechterhalten wollen.

Aber vielleicht wollen die Deutschen einen derartigen Fortschritt gar nicht?!
Die schreien doch immer nach: Arbeit, Arbeit, Arbeit!

In keinem anderen Land als Deutschland würde der Merkel-Satz: „Sozial ist, was Arbeit schafft!“ so kritiklos akzeptiert werden.

Denn sozial wäre, die Arbeitsbevölkerung vom Zwang zur Arbeit entlasten und ihnen so mehr Freiheit zu ermöglichen.

Aber vielleicht können die Deutschen mit Freiheit wenig anfangen und entwickeln deshalb auch kein Bedürfnis danach. Sie haben ja auch keinen Freiheitshelden. Und sie lehnen Marx ab, welcher DER moderne Theoretiker der Befreiung vom Naturzwang zur Arbeit ist.

t.gygax

5. Juni 2019 15:33

@ratwolf
" wie der Clan der briganden"
Vollste Zustimmung! Seit Jahren versuche ich, hier einmal diese Gruppe vorzustellen, aber leider sind die frechen französischen Frauen doch etwas zu radikal für sezession........
Ich finde sie immer besser, auch musikalisch. BB Blues ist ein richtig gut gemachtes Lied, und das kann man auch Leuten vorspielen, die mit unserer Szene -wenn man das so sagen darf- nichts am Hut haben.

Thomas Martini

5. Juni 2019 17:03

"Vielleicht ist die neue Rechte zu sehr rückwärtsgewandt. Man orientiert sich an dem, was einmal war. Man liest viel Geschichte und schwärmt von alten Tagen. Aber das was war, wird niemals wiederkommen!" - Ratwolf
4. Juni 2019 22:36

Solche Wortmeldungen habe ich in den letzten Jahren unzählige Male gelesen, was Ihrer Behauptung, daß "das was war niemals wiederkommen" wird, sogleich den Boden der Tatsachen entzieht.

Auch ein Blick ins Fernsehheft zeigt, daß Sie falsch liegen. Wiederholungen, im weiteren Sinne Traditionen, sind und waren strenggenommen das Fundament jeder Hochkultur. Jede menschliche Gemeinschaft benötigt zwingend Bräuche und Rituale. Das beweisen heute, bei den großen D-Day-Feierlichkeiten, auch die Zukunftsschwärmer des Altparteienblocks.

Wer es ablehnt, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen, müsste eigentlich konsequent auf Science-Fiction zurückgreifen, denn wer aus der Zukunft schöpfen will, langt in einen leeren Topf.

Rückwärtsgewandt ist ferner ein Propagandabegriff aus der Gifteküche des BRD-Neusprechs. Die "weltoffene Gesellschaft" will keine "rückwärtsgewandten", "ewiggestrigen" Bürger, was wiederrum ein sehr zuverlässiges Anzeichen dafür ist, daß genau dort der Hebel anzusetzen wäre, um dem System Sand ins Getriebe zu streuen. Gottlob ist es nämlich noch nicht verboten, "rückwärtsgewandt" zu wirken.

"Aus dieser Haltung ergibt sich eine negative Haltung gegenüber allem neuem."

Das Neue hat leider die Eigenschaft, nur für einen sehr überschaubaren Zeitraum neu sein. Dann ist es wieder das Alte.

"Was gestern Wahnsinn war, ist heute Standard, und wetten, schon morgen früh kräht kein Hahn mehr danach." - Doppelkopf

Der Versuch, die Welt ständig neu zu entdecken, das Leben wieder neu zu denken, Visionen neu zu formulieren, kurzum eine stringent vorwärtsgewandte Einstellung hin zum Neuen, wäre dann ein Prozeß ohne Kontinuität. Hier liegt die Gefahr, bei diesem ungebundenen Streben nach dem Neuen, und dem Loslassen des Alten, auch noch die letzte Verwurzelung ans Abendland zu verlieren. Cui bono?

"Man ist damit beschäftigt, etwas was andere machen, aufzuhalten. Das ist eine Defensive. Es ist meist besser und effektiver anzugreifen, als sich zu verteidigen. Und es ist in seiner grundsätzliche Fokussierung eine Negation. Etwas negatives.
Was fehlt: Eine Position. Etwas, FÜR was man kämpft. Eine neue Vision, wie z.B. eine Gruppe die zusammenhält, wie der Clan des Brigandes." - Ratwolf, ebenda

Zunächst einmal ist die Offensive der Defensive in keiner Weise grundsätzlich überlegen. Erst recht nicht moralisch.

Das Gegenteil ist der Fall. Wer zuerst angreift, bekommt bei Streitereien für gewöhnlich die Schuld. Wer sich dagegen nur verteidigt, hat meist die Sympathie des neutralen Beobachters.

Es gibt gute Gründe, seine ganze Aufmerksamkeit und Kraft auf die Verteidigung zu lenken. Ein Untentschieden ist immer noch besser als eine Niederlage, das sollte man nie vergessen.

Als der zweite Weltkrieg ausbrach, meinte Dönitz, mit einem Untentschieden seien wir gut bedient.

Die Erzählung dieses Krieges steht und fällt heute damit, daß wir Deutschen die Aggressoren waren. Fällt Ihnen was auf?

Weil Sie "Les Brigandes" schon erwähnen, so heißt in Frankreich auch eine Musikgruppe der IB. Die ist allerdings extrem rückwärtsgewandt ("Ich werde es immer lieben die Stimmen zu hören, die wir einst liebten"), schon der namentliche Rückgriff auf die Rebellen der Französischen Revolution ist ja Ewiggestrigkeit im besten Sinne.

Könnte es vielleicht sein, daß man die Verteidiger des Abendlandes mit Zukunftsthemen so sehr unter Druck setzt, weil man in Wahrheit jede Rückbesinnung, jede Bezugnahme und vor allem jede Revision auf das Eigene verhindern und sabotieren will?

"... all die Ein-Mann-Kasernen noch auf gemeinsame Ziele zu vereinen. Und das ist m. E. die Wurzel des Problems." - Gustav Grambauer, 5. Juni 2019 09:25

Symptombeschreibungen erfassen nicht die Wurzel eines Problems.

Die wichtigste Frage ist doch zunächst, warum Oppositionelle in unseren Zeiten zur Reaktion - nicht zu verwechseln mit Defensive - verdammt sind?

Alles was in den letzten Jahren von der IB, PEGIDA, AfD usw. aufgeboten wurdem, war im Grunde genommen Reaktion. Oder erinnern wir uns an das Husarenstück des Antaios Verlages bei der letzen Frankfurter Buchmesse. Auch das letztlich nur eine Reaktion auf die Drangsalierungen durch die Veranstalter der Messe.

Was wir brauchen sind Selbstverständlichkeiten und Normalität. Die Unveräußerlichkeit unseres gemeinsamen europäischen Kulturerbes - wozu auch und ganz besonders das Christentum zählt -, gehört ins Zentrum jeder metapolitischen Überlegung gerückt.

Gotlandfahrer

5. Juni 2019 17:34

Verehrter Herr Sellner, geschätzte Foristen:

Es ist mir stets Quell der Freude, hier die Freiheit der Gedanken in Artikeln und Kommentaren ausgeübt zu sehen und neben - im Alltag seltener - Bestätigung immer auch neue Anregungen zu erfahren.

Sie luden ein zur Debatte der Punkte 1.: Akzelerationismus, 2.: Freisetzung der Kräfte (nach Auflösung der durch „korrumpierende Wohltaten“ – Danke @MARCEL – im Ergebnis fatal wirkenden rechtspopulistischen aber eben auch am „System“ teilnehmenden Parteien), sowie 3.: Liberalismus ohne Überfremdung.

Vorangehend möchte ich den, Ihren Ausführungen zugrunde liegenden, hochinteressanten Text auf quintacolumna.eu (bislang kannte ich nur Karla Kolumna) auch aus meiner Sicht bewerten:

Wie so oft bei gerade auch auf SiN zu findenden Texten kann man derart intelligenten, geistig regen und logisch weit überdurchschnittlich konsistenten Ausführungen im Grunde nur zustimmen. Dennoch lässt er mich, ähnlich wie @Fritz, vielleicht nicht ratlos, aber enttäuscht zurück. Denn auch hier wird keine auch nur halbwegs konkrete „Idee“ geliefert, die über einen ehrenvollen und von mir hochgeachteten Aufruf zur „metapolitischen Gegenaufklärung“ hinausgeht. Gegebenenfalls ist dies auch unmöglich, weil es vielleicht eine Art göttlicher Draufschau erfordert. Damit müssten wir an unserem Anspruch, einen „Ausweg“, einen „Plan“ oder ein „mobilisierendes Narrativ“ zu entwickeln stets scheitern, jedenfalls wenn wir erwarten, dies als analytisches Erzeugnis generieren zu können. Und zwar selbst dann, wenn das analytische Erzeugnis hervorbrächte, dass analytische Erzeugnisse zukünftig kein Bestandteil des „Plans“ oder „Narrativs“ mehr sein sollten. Wenn es tatsächlich so sein sollte, dass göttliche Draufsicht erforderlich ist, um mittels „Analytik“ „Lösungen“ zu finden, hilft beispielsweis auch keine - analytisch womöglich empfehlenswerte - „Rückbesinnung“ auf germanisch-keltische oder christliche Wurzeln. Denn dies wäre nicht mehr als aus dem limitierten, rein auf dem Bekannten basierenden Binnensichtarchiv hervorgekramtes Altpapier ohne Vorhersagewert in heutiger Umgebung. Das „Finden“ eines solchen Plans auf Basis analytischer Bemühungen wäre Zufall und damit eben gerade nicht der Analytik selbst geschuldet, sondern allenfalls dem analytischen Tun als in sich selbst nicht analytischer Übung (also z.B. dem reinen Willen, einen Ausweg finden zu wollen, als Triebkraft für das Finden der Lösung, nach dem Motto: Hilf Dir selbst = durch Tun, dann hilft Dir Gott). Aber ich verliere mich, ich wollte sagen: Schade, auch dort keine To-Do-Liste. Hier nun ein Versuch, an eine solche heranzurobben, ja, also einer womöglich aussichtslosen Analytik, aber eben als L'art pour l'art um entweder doch – falls es göttlicher Draufschau nicht bedarf – weiterzuhelfen oder eben, um aus diesem Akt als solchen zu schöpfen.

Zunächst eben durch Würdigung des verlinkten Textes. Dessen Zentralsatz lautet: Es wird daher nie wieder einen „Liberalismus ohne Ausländer“ geben. Was ja heißt: Es wird daher nie wieder einen Liberalismus ohne Menschen geben, die den Liberalismus und die ihn hervorgebracht habende, sich durch ihn zunehmend selbst verkennende Kulturgemeinschaft beschleunigt abschaffen. Denn das Liberalismus-Problem sind nicht Pigmente, sondern Präferenzen, wobei dies angesichts des zeitlichen Ablaufs des Prozesses so stark korreliert, dass es mit der Ursache verwechselt werden kann.

Dieses Liberalismus-inhärente Problem, quasi sein epigenetisches Schicksal, ergibt sich bereits logisch aus dem stets dafür passenden, daher auch von MS referenzierten Böckenförde-Diktum. Denn der Liberalismus kann seinen Startpunkt nur in Freiheits- (im Sinne von: Abwehr-) rechten Kooperierender finden, die wiederum nur aus einer vorhandenen Basis tradierter Kooperationsregeln überhaupt erst entstehen können. Die formale Rechtsnorm der Kooperation setzt also das Vorhandensein von Kooperation voraus. Nicht lediglich das jetzt halt da Sein irgendwelcher Menschen die mit täglichem Neuaushandeln beginnen.

Mit der Geburt des Liberalismus, hier vereinfacht gleichgesetzt mit dem Verfassungsstaat, wird durch die Herrschaftsbeschränkung auch ein erster Schnitt im organischen Urgewebe der Kooperation gesetzt. Dieser Schnitt ist zunächst sehr förderlich und gedeihlich, je nach Produktionsverhältnissen u.U. sogar enorm wohlfahrtsstiftend, da die Schnitte dem Organismus mehr Bewegungsfreiheit für sein eigenes Wachstum einräumen. Schnitte bewirken gleichzeitig aber auch Trennung und damit Unterscheidbarkeit von hier und da, ich und der, in und out (doch hier betrete ich den Home Turf der verehrten Frau Sommerfeld, das traue ich mir nicht weiter zu).

Der ehemalige Untertan kann sich als Einzelwesen nun auf das Gesetz berufen und ist in der geregelten, konkreten Angelegenheit eben nicht mehr von einer durch organische Verbundenheit gekennzeichneten Kooperation abhängig. Bereits hiermit ist aber dem kooperierenden Organismus, bei aller Vorteilhaftigkeit, der Keim der nicht mehr sanktionierbaren Defektion eingepflanzt, denn keine noch so gut formulierte Norm kann vermeiden, dass sie nicht missbraucht wird.

Nun kann sie ihr Mißbrauchtwerden aber dann nicht sanktionieren, wenn es innerhalb ihrer selbst stattfindet, da sie es nicht einmal benenn kann. Steuersparmodelle oder Ehekonstellationen sind legal, wenn sie legal sind, nicht, wenn sie legitim sind. Daher besteht Gesetzgebung ab Tag 1 des „Liberalismus“ aus Nachbesserung und Ergänzung – dem Stopfen von Schlupflöchern, dem Erzeugen von fehlender Fairness, die ja Anspruch und Rechtfertigungsgrund der Freiheitsrechte ist.

Die Schnitte werden immer mehr, es tritt statt eines Organismus immer mehr ein – weiterhin durchaus mutzenstiftendes - Rahmenwerk zutage, das den Organismus in durch Rechte bestimmte Einzelteile zerlegt, die nicht mehr direkt, sondern über das Rahmenwerk kommunizieren. Aber so wie Moral nicht durch Gesetze, also Regeln, also Zwang herstellbar ist, sondern mit zunehmender Unfreiwilligkeit zerfällt, erodiert die Wurzel der Kooperation mit zunehmender Regelungsdichte. Die Idee der Kooperation geht mindestens in den geregelten Angelegenheiten verloren, selbst wenn die Regeln ein für alle Seiten höherwertigeres Ergebnis erzeugen als eine lediglich freiwillige Kooperation.

Entscheidend ist, dass hierdurch der Keim der systematisch angeregten Defektion immer weiter gedeiht. Um es anders zu sagen: Schlechtes Tun gab es auch unter Karl dem Großen, es gab aber kein Freiheiten beabsichtigendes Rechtssystem, das systematisch Anreize lieferte, es zu missbrauchen. Es gab sozusagen einen natürlichen Grad an Bosheit, der nicht nur, aber sicher auch, durch die Herrschaft erzeugt wurde. Aber dieser hielt sich durch die Möglichkeit von Gegengewalt in einem Gleichgewicht (nicht Optimum!), sowie auf niedrigem Wohlfahrtsniveau. Die durch zunehmende Rechtsnormung möglichen Gleichgewichtszustände näherten sich zunächst einem von immer weniger Gesamtbosheit geprägtem Optimum an. Normen erlauben es aber eben nicht, nach Erreichen dieses Optimums, dies aus eigenen Mitteln zu halten. Denn irgendwann überschreitet die neue Bosheit aufgrund des aufgegebenen Maßes an freiwilliger Kooperation und dem systematisch angeregten Maß an Defektion die vermiedene Bosheit durch das früher freie Spiel der Herrschaftskräfte. Um dies zu vermeiden, müsste die Gesetzgebung irgendwann aufhören nachzubessern. Im Vergleich: Selbst Iwan den Schrecklichen hätten sie vom Hof gejagt, wenn… lassen wir das.

Immerhin ermöglicht auch ein (gemessen an Gesamtboshaftigkeit) post-optimales Normensystem, durch ihre zuvor ermöglichten Produktivitätspotenziale, die Bosheitsnachteile durch materielle Wohlfahrt zu kompensieren. Womit der oft diskutierte Punkt erreicht ist: Es geht uns einfach noch zu gut. Denn die materielle Wohlfahrt treibt das Normensystem zunächst weiter an und schafft historisch unvergleichbare neue Situationen von Wohlstand, Selbstverkennung und Gesamtboshaftigkeit durch Kooperationsmangel und Defektion.

Längst sind dadurch auch die Freiheitsrechte, also ursprünglich Abwehrrechte, zu Anspruchsrechten geworden, also Normen, die einer zunehmend sich steigernde Aufforderung zur Defektion gleichkommen. Denn sie erlauben eine Anspruchshaltung zu entwickeln, die keine Besinnung mehr auf Voraussetzungen jenseits der Kriterien-Checkliste erfordert.

Damit gilt abschließend zu diesem Aspekt: „Liberalismus ohne Ausländer“ (bzw. ohne Menschen die…, s.o.) ist tatsächlich unmöglich.

Und, als Vorgriff auf Gedanken zu den Ausführungen von MS (noch bin ich eigentlich beim verlinkten Text), also zu dem Punkt

3. „Liberalismus ohne Überfremdung“:

Weder Japan, noch Ungarn und schon gar nicht Israel widerlegen obige Hypothese. Es mögen dort ähnliche Schnitte im Organismus durch Freiheitsrechte erfolgt sein, aber die jeweils historischen und mentalen Bedingungen haben dort das Bosheitsoptimum aus vermiedener Herrschaftsbosheit, systematisch erzeugtem Kooperationsmangel und Defektionsanreizen noch nicht vergleichbar überschreiten lassen: Bei Israel erscheint dies doch offensichtlich: Man hält aus gegebenem Anlass zusammen. Japan hat, neben seiner abgelegenen Insellage und damit seiner Unzugänglichkeit für externe Defektierer, insbesondere die Eigenschaft, nicht vom romantischen Wesenszug der westlichen Völker ergriffen zu sein. Damit ist Japan, wie ganz Ostasien, auch nicht für die Brandbeschleunigung des westlichen Narrativs toxischer weißer Männlichkeit anfällig. Stattdessen weist ganz Ostasien eine Kultur des Gesichtswahrens auf, was einerseits defektionsförderlich ist, aber andererseits ein tief im Ostasiaten verankerten Identitätsklebstoff bietet: Man hat nicht den Anspruch an sich selbst, also gar nicht, etwas zu tun, was mir zugunsten meines Ansehens schadet, obwohl dieses Handeln nicht überprüfbar ist. Heißt: Aus Gründen der Ehre mag sich der Ostasiate das Messer in den Bauch rammen, er würde auch, wenn es die Kulturrevolution erfordert, mitwirken am großen Schauprozess und teilweise sogar innerlich ergriffen sein von der Wahrhaftigkeit revolutionären Schwachsinns, er würde aber nicht auf die Idee kommen, dem, der ihn selbst verachtet, seine Existenz zu unterwerfen, wenn es bereits mit einem Lippenbekenntnis getan wäre. Da ist der Westmensch anders: Er bezieht gerade dann tiefe innere Befriedigung aus dem Glauben, etwas tatsächlich Gutes zu tun, wenn es mit wirklicher Selbstschädigung einhergeht. Die unnötige Selbstschädigung ist hierbei das Ziel, während sie beim Ostasiaten nur vorgeblich stattfinden würde oder dann, wen es tatsächlich unvermeidbar ist. Ungarn: Ähnlich wie Israel und mental außerdem - als Kompliment gemeint! - aus der Steppe.

In der Konsequenz heißt „Liberalismus ohne…. ist nicht möglich“ aber damit auch notwendigerweise: Ein autoritäres Regime ist auf Sicht unvermeidlich. Nach dem (logisch) unvermeidbaren Ende des echten Liberalismus sind nur drei autoritäre Varianten denkbar, von denen aber nur zwei sich selbst längerfristig erhalten könnten:

1. Ein autoritär durchgesetzter „Liberalismus“ – also ein autoritäres System, dass sich nur liberal nennt, weil es das noch will oder muss. Dies ist im Grunde bereits heute schon in Ansätzen der Fall und egal ob man es nun schon so nennt oder sich dieses Prinzip erst noch weiter ausentwickelt: Am Ende steht die durch Förderung illiberalen Missbrauchs zuungunsten der liberalen Kerngesellschaft die verendete Liberalität. Dies ist somit nur eine Übergangsphase zu 2. oder 3.

2. Eine schleichend oder sprunghaft durchgesetzte Autorität der zuvor geförderten illiberalen / defektierenden Elemente

3. Eine schleichend oder sprunghaft durchgesetzte Autorität der zuvor gegängelten (ursprünglich liberalen oder illiberalen) Elemente

Wenn also in jedem Falle entweder 2. oder 3. eintreten muss, sehe ich zwei Fragen, die es zu beantworten gilt. Erstens, ob man auf eine der beiden Varianten aktiv zuarbeiten oder es geschehen lassen sollte. Für Rechte naheliegend erscheint natürlich Zuarbeit auf 3, und zwar – wichtig! - nicht einem Hang zur Illiberalität wegen, sondern aufgrund der einwirkenden Antizipation des Unvermeidlichen. Also ja: Zuarbeiten. Aber auf 3.? In die Beantwortung der Frage eingehen muss, inwieweit dies überhaupt durchführbar ist. Wenn ich von Horden verfolgt werde und zwischen mir und einem rettenden Ort ein tiefer reißender Fluss liegt, ich aber weder schwimmen kann noch ein Boot habe, sollte ich mir etwas einfallen lassen. Ich kann zum Beispiel entweder Vabanque spielen und sagen, was soll’s, wenn ich untergehe bin ich halt tot, also springe ich mal, geht ja vielleicht auch gut. Oder aus Verzweiflung todesmutig sich den Horden entgegenstellen, wenn man dann stirbt war’s wenigstens ehrenvoll. In den Fluß zu steigen ist also so eine Sache, denn nüchtern betrachtet sind dies beides aussichtslose Optionen. Vor der Beantwortung der ersten Frage bzw. ob es denn 3. sein muss, gilt es also eine zweite Frage zu beantworten: Liegt überhaupt ein solcher Fluss zwischen uns bootlosen Nichtschwimmern und diesem Ort? Ich glaube: Ja, da liegt einer und wir können nicht schwimmen und haben kein Boot. Jetzt und so in diesen Fluss zu steigen ist ehrenhaft und romantisch und es soll und muss immer wieder gedanklich getan werden. Aber die Zeit wird knapp. Die Horden sind dicht.

Aber was, wenn dort kein Fluss läge, nur die Hasenfüße einen solchen sehen?

Nun, läge dort kein Fluss, wäre der Ort drüben auch kein rettender. Das heißt: Ob es da nun einen reißenden Fluss zwischen diesem Ort gibt (3.) oder nicht ist gleichgültig: Wer nicht schwimmen kann und kein Boot hat muss sich auf irgendeine Weise den Horden stellen. Die aktive Zuarbeit auf 3. ist folglich keine Lösung (selbst wenn Meta- oder Parteipolitik den Fluss zum Versiegen brächten…).

Es kann nur um Lösungen innerhalb der Variante 2 gehen. Zunächst wieder die Frage: Aktiv zuarbeiten oder geschehen lassen? Geschehen lassen hieße der Demographie weiteren Lauf zu lassen und den zukünftigen Aktionsradius stetig zu verkleinern. Also drauf zuarbeiten. Aber selbst wenn nicht, gilt in jedem Fall: MIT den Horden etwas tun, weder GEGEN sie noch OHNE sie. Wenn doch die von den heutigen „Liberalen“ längst verkehrten Werte des Liberalismus, deren Ur-Idee verzweifelt von den im Regen stehenden Rechten eingefordert wird, eh und zwangsläufig verloren sind – woran dann noch hängen? An einem Kopftuchverbot? An einem Kruzifix, das man gnädiger Weise vielleicht hier und da noch aufhängen darf?

Die eigentliche Frage lautet also: Wie kann man das vorhandene und vom „Liberalismus“ in seinem Wachstum geförderte illiberale Klientel nutzen, um erst die Ursache dieser Förderung (die Liberalität in ihrem schlechten Sinne) zu heilen, und dann hierdurch die Möglichkeit zu haben, das illiberale Klientel loszuwerden, weil sein Hiersein allein der Selbstschädigungskalibrierung des „Liberalismus“ geschuldet ist. Das ist so, als ob man die Horden dazu bringt, erst den Fluss trockenzulegen und dann wieder abzuziehen. Das ist jetzt noch keine To-Do-Liste, aber diesen Gedanken wollte ich vorstellen.

Das führt mich zurück zur Aufforderung seitens MS, seine drei aufgeführten Punkte zu debattieren:

1. Akzelerationismus:
So wie ich die bisherigen Ausführungen zum Akzelarationismus gelesen und verstanden habe, umfasst dies die Strategie der Konfliktbeschleunigung zwischen autochthoner und neuer tribalistischer Bevölkerung (á la Christchurch). So definiert stimme ich MS zu: Dies kann nur der falsche Weg sein, aus diversen Gründen, allein schon, weil wir bereits in einer Situation sind, in der wir diesen Konflikt verlieren würden. Ein Szenario, in dem sich die Ethnien an den Hals gehen ist u.U. irgendwann leider Realität, und zwar, wenn der „Liberalismus“ so weiter macht. In jedem Falle ist es aber nichts, was man anstreben sollte.

Meine Version des Akzelerationismus ist die des beschleunigten Aushandelns neuer Regeln, und zwar bevor weitere demographische Realitäten dies gar nicht mehr als „neu“ empfinden lassen. Ziel dabei ist nicht das Schüren von Aggressionen. Weder durch Provokation der Autochthonen noch durch „Verarschung“ derjenigen, deren Praktiken man übernimmt, denn es soll aufrichtig geschehen. Nur mit einem anderen Ziel, aber so ein Vorgehen ist von diesen Praktiken selbst gedeckt, man bliebe in der „Norm“, also völlig ohne Nachbesserungsbedarf.

Es geht vielmehr um die friedliche Übernahme von ethischen Praktiken, die ein Auflösen der Fehlstellung im aktuellen Übergangsdenken vom Liberalismus zum autoritären Liberalismus ermöglichen. Ich nenne dies invertierten Akzelerationismus, in jedem Falle also friedfertigen Akzelerationismus mit umgekehrten Vorzeichen.

Ja, das birgt das Risiko des „No Returns“, aber: Wie oben dargelegt halte ich, erstens, alle anderen Optionen für ausgeschlossen, zweitens, ist dies zumindest die Möglichkeit einer friedlichen Lösung bzw einer, die uns das sonst drohende Schicksal vermeiden hilft und, drittens, da bin ich jetzt sehr esoterisch unterwegs, behaupte ich: Ist dies die einzige Möglichkeit den Schrei der weiblichen DNA nach Männlichkeit bedienen zu können, bevor diese den weißen Mann zuerst in die Lächerlichkeit und dann in den evolutorischen Orkus hineinprovoziert hat. Freiheit wird laut gefordert, Führung unbewusst gewünscht. Schätzchen, man trägt jetzt Verschattung – was dagegen? Wenn uns die Morde und Vergewaltigungen unserer Schwestern stören, und das sollten sie: Kopftuch schützt. Noch einmal: Beschleunigt werden soll nicht der Konflikt, sondern der Prozess der ohnehin eintretenden Entliberalisierung der im "liberalen" Denken zu Gunsten der eigenen Wiedererkennung und zwar gerade ohne Gewalt. Denn der autoritäre Liberalismus wird nur die, die liberal sind, unterdrücken, nicht die, die ihn von sich selbst erlösen.

Meta-metapolitisch kann man es so sehen: Auch wenn die Landnahme durch Fremde in Europa stets vieles zerstörte, zerstörte es doch vor allem auch längst zu Schwaches und erhielt gleichzeitig eine europäische Wehrhaftigkeit, die es ohne die Bedrohung ebenfalls verloren hätte und die wiederum Quelle der Rückeroberungskräfte war.

Und dann noch zu

2. Die Freisetzung der Kräfte

„Eine Zerschlagung von Strukturen zur Freisetzung von gebundenen Kräften ist nur dann sinnvoll, wenn es eine konkrete andere Organisation gibt.“

Wie auch immer, es liefe auf die unmögliche Flußüberquerung hinaus.

Oder hat jemand ein Boot?

Danke für die Geduld bis hier gelesen zu haben (oder nur gescrollt?)

Weltversteher

5. Juni 2019 17:51

Ich kann es hier gerade nicht in Kürze vermitteln. Aber die Hilflosigkeit Fritzens weiter oben ("Wenn eine tiefgreifende gesellschaftliche Transformation nicht per Gesetz möglich ist (...) dann bleibt doch eigentlich nur ein gewaltsamer Umsturz) möchte ich wenigstens pro forma und zu Ohren aller hier ausräumen.

Vermutlich glauben nicht allzu Wenige wirklich, es wäre noch mal eine schöne Zeit möglich, wenn Einige es schafften, (größeren) Mengen Anderer durch Macht und Vorschrift (und letzlich Gewalt) zum Befolgen ihrer eigenen Lebensvorstellungen zu zwingen. Man ahnt, die Möglichkeiten sind aus hiesiger Perspektive äußerst (!) gering. Das sieht für die Zwangskultur (die bei den Populisten mitschwimmt) schon anders aus.

Und überhaupt läuft die gegenwärtige Entwicklung so oder so auf eine Zwangskultur hinaus, sie möge nun rot, grün, blau oder selbst braun getönt sein! Das bleibt übrig, wenn die Menschen der Gegenwart nicht begreifen, daß zunächst alles von ihren Erkenntnis(!)möglichkeiten abhängt, und daraufhin von ihrem ganz eigenen Leben. Damit ist jedoch nicht eine besonders mühevolle und ehrbare Ausprägung möglicher bürgerlicher Lebensumstände gemeint. Es kommt längst überhaupt in nichts mehr auf das "was" an, sondern ganz vor allem auf das "wie".

(In dieser Hinsicht muß nochmal vor jedem Versuch gewarnt werden, irgendetwas zu erstreben, was früher einmal völlig passend gewesen sein mag. Selbst darin liegt, in einer anderen Zeit, womöglich Unheilvolles.)

Aus diesen eigenen Veränderungen Einzelner entstehen Keime, die mittelfristig die Welt verändern. "Leider" sind diese Veränderungen nicht steuerbar nach des einen oder anderen Geschmack. Es kann auf diese Art nur gedeihen, was der Welt in ihrem jeweiligen Zustande angemessen ist. Wäre das nicht fein?

Armin Borussia

5. Juni 2019 18:30

Bravo Herr Sellner wie immer gut Zusammengefasst, eben jenes Theoretische Vakuum verspüre ich auch und es sollte unsere oberste Agenda sein eben jenem entgegen zu steuern. Ohne die Möglichkeit eine eigene Vision zu formulieren agieren wir als Bewegung im luftleeren Raum und verirren uns in plumpem gepöbel, was wir aber dringend benötigen sind uns eigene Antworten auf die Fragen der Zeit und ein Traum von Morgen für die Jugend dieses Landes und Europas.

Lotta Vorbeck

5. Juni 2019 19:17

@Janno - 5. Juni 2019 - 00:35 AM

Schlafschafe, die nicht geweckt werden wollen, lassen sich nicht aufwecken. Ein sinnloses Unterfangen, denen erklären zu wollen, daß der Hirte, dem sie blind vertrauen, seine Schafe, eins hübsch nach dem anderen, als Hammelbraten zu verzehren gedenkt.

Was könnte man tun?
Beispielsweise das Adressbuch, sowie den Bekanntenkreis gründlich ausmisten und sich mit Gleichgesinnten zusammentun, mit einem Wort gesagt: Sezessionieren!

Lotta Vorbeck

5. Juni 2019 19:19

@Laurenz - 5. Juni 2019 - 10:03 AM

"... mit einem Diesel-Aggregat im Keller oder Garage halten Sie länger durch, vorausgesetzt, Ihr Tank ist voll."

**********************************

Dieses Thema streiften wir just vor ein paar Tagen ... Sie erinnern sich?

Der Trenner um das Hausnetz für Generatoreinspeisung mit einer Handbewegeung dreiphasig vom Netz des Stromversorgers zu separieren, liegt schon lange bereit, müßte nur noch eingebaut werden.

Mit dem Inhalt der Heizöltanks betrieben, könnte man mit einem Dieselgenerator einen wochenlangen Blackout locker überstehen, müßte den Tankinhalt des Generators zur Vermeidung von Dieselkrebsbefall auch nicht regelmäßig umwälzen.

Es bräuchte freilich einen schieflastfesten Asynchrongenerator, was die Anschaffung einer solchen Maschine im Vergleich zu einem Synchrongenerator immens verteuert.
Selbstverständlich könnte man innerhalb des eigenen Hauses, parallel zum vorhandenen Drehstromnetz auch ein einphasiges Notstromnetz installieren und käme dadurch mit einem schwächer dimensionierten Einphasengenerator zurecht, was aber das Hauptproblem nicht aus der Welt zu schaffen vermag, nämlich: Ein totaler Blackout wird für eine bisher nie gekannte Stille sorgen. Das Motorengeräusch des laufenden Dieselgenerators wäre weithin hörbar. Ringsum ist ist es zappenduster, aber es gibt ein Haus mit Lichtschein hinterm Fenster und auch die Heizung tut klaglos weiterhin ihren Dienst während in der Nachbarschaft die Fensterscheiben mit Eisblumen zugewachsen sind ...

... man benötigt wenig Phantasie um sich auszumalen, was die im Dunkeln frierende Nachbarschaft, die es aktuell als horrenden Blödsinn ansieht über einen länger andauerenden Stromausfall auch nur mal kurz nachzudenken in solch einem Falle unternähme ...

Außer der Notfalltechnik müßte man, um eine solche Situation unbeschadet zu überstehen - wie es auf den Golf von Aden passierenden Frachtern praktiziert wird - sich Personal privater Sicherheitsfirmen nebst durchschlagstarkem Equipment mieten und im Hause haben, um Leute, die zwar nicht gesät haben, aber nun dennoch zu ernten beabsichtigen, erfolgreich auf Distanz zu halten.

Wer nicht völlig abgeschieden mitten im Wald oder hoch oben in den Bergen wohnt, kann sich dererlei Vorsorge, aus den zuvor genannten Gründen eigentlich sparen.

Gelddrucker

5. Juni 2019 20:03

@Janno
"Nur die Idee des großen Austausches ansatzweise beim "normal" denkenden Durchschnittsbürger zu platzieren und als Bedrohung für alles, was ja auch ihn in seinem Selbstverständnis prägt, zu sensibilisieren, erscheint mir zunehmend als hanebüchend."

Warum? Was meinen Sie wieviel % der Bevölkerung wissen Bescheid über die Demographie sowie Hochrechnungen, etwa ab wann in Westeuropas Städten europäische Kinder in der Minderheit sein werden? Wissen Sie es?

Ratwolf

5. Juni 2019 22:29

@t.gygax

BB Blues ist für mich ein sehr feinsinniges und sensibles Psychogramm der alternden Schauspielerin Brigitte Bardot, welche sich aus Tierschutzgründen mit der französischen Halal-Industrie angelegt hat, und sich der rechten Bewegung zugewandt hat.

Auch hier gibt es Zuwachspotential, wenn man die Widersprüche der Linken aufdeckt, nicht wertet und immer wieder auftischt.

Es gibt immer mehr Tierschutz-Vegetarier und Veganer, die sich wegen eines würdelosen Umgangs des Mainstreams mit den Tieren, den Rechten zugewandt fühlen.

Es zeigt sich ein wichtiges Prinzip: Nicht ablehnen oder Werten, wenn es um Personen, Gruppen oder Ideen des eigenen Widerstandsmilieus betrifft. Man kann anderer Meinung sein, diese ruhig und sachlich vortragen, aber es macht keinen Sinn, Verbündete im Gesamtverbund zu bekämpfen, und damit den Job der Gegner erledigen.

Laurenz

5. Juni 2019 22:33

@die Harten inkl. Imagine .... solange die USA hier einen einzigen Soldaten stationiert haben, gehen internationale politische Unternehmungen weitestgehend nur in Absprache mit den USA. Denn würde man dem letzten GI auf deutschem Boden nur ein Haar krümmen, läuft natürlich die 6. Flotte in Italien aus. Das wäre nur dann anders, wenn man sich für eine andere willige Schutzmacht entscheiden würde, oder wie Herr Trump zu Beginn seiner Amtszeit androhte, die us amerikanischen Truppen aus Deutschland abzuziehen. Da sprang, vor Angst, das politische Berlin im Dreieck. Daß globale Finanzunternehmen sich auch bei uns nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, haben unsere Altvorderen schon bitter schmecken müssen. Das sind Fragen der Souveränität, die man erst nach einer Gewinn der Bundestagswahl beantworten muß, vorher bleiben sie realpolitisch sinnentleert.

@die Weichen .... die Frage der (Nicht-)Identität ist durch die Linke eindeutig rassistisch geprägt, sie richtet sich ausschließlich gegen Weiße oder Gegner des Islams. Das Medienecho richtet sich selten gegen ethnische Konflikte außerhalb weißer Regionen auf dem Planeten, mit der Ausnahme, wenn diese Konflikte Muslime oder Diaspora-Juden involvieren. Die Linke ist immer bereit, Identitäten von Minderheiten in der Totalen anzuerkennen, wenn sie unter einer weißen Mehrheit "leiden" inkl. der Juden Israels. Von daher ist die Debatte um die Frage nach unserer Identität einfach dadurch lösbar, das man sie publizistisch ausklammert und alleine durch unsere gemeinsame Gegenwart beantwortet.

@Alle ... ich würde mir mehr Konkretes wünschen, weniger Jammern und schon gar nicht die ausschließliche Analyse aus Herrn Sellners Link.
An dieser Stelle möchte ich Sie an den EU-Wahlkampf mit der Strache-Kampagne erinnern. Die projizierte Verantwortlichkeit der AfD für das normale politische Verhalten Herrn Straches in ganz Europa, konterten AfD-Politiker, wie zB Herr Meuthen oder Herr Gauland ziemlich defensiv, und zwar so, wie das CDU-Politiker auch tun würden. Warum läßt man sich überhaupt auf die Fragen der Journalisten des neo-Schwarzen-Kanals ein und antwortet nicht mit aggressiven Gegenfragen?
Die Kinderschänder-Phantasien eines Herrn Cohn-Bendit & Co. sind bis heute noch zu kaufen, nie geahndet, ist es da Wunder, daß die Grünen aktuell wieder Kinder/Jugendliche ins Gefecht schicken? Da kennen unsere grünen Vielflieger und Kinder-Liebhaber nichts.
Warum zeigen sich deutsche Sozialdemokraten nicht solidarisch mit ihren europäischen Pendants? Warum übernimmt man im Willy-Brandt-Haus nicht Verantwortung für den rumänischen Chefgenossen Liviu Dragnea oder für unseren ehemaligen Stern am linken Himmel Frankreichs Dominique Strauss-Kahn? Immerhin 2 veritable Knastbrüder..... Daß sich Herr Strache schwedische Gardinen von innen anschauen wird, bleibt unwahrscheinlich. Vielmehr wollte Er ja private Gelder legal anzapfen. Die Sozialdemokratie greift für ihre Projekte schon seit Willy Brandt behende in die Sozialkassen und zwar in ganz anderen Dimensionen.
So in etwa stelle ich mir Antworten gegenüber Journalisten-Demagogen vor. Die Linke überlebt schon 70 Jahre deutsche Politik ohne wesentliche Inhalte. Von daher bleibt die Erwartung in der Debatte bezüglich ziehender konservativer Visionen zweifelhaft. Man beschäftigt sich hier, meines Erachtens, viel zu sehr mit den eigenen Befindlichkeiten, anstatt sich mit dem professionell geplanten Auseinandernehmen des politischen Gegners voran zu bringen. Herr Dr. Curio ist wohl der talentierteste Redner im deutschen Bundestag. Hier müßte die Ironie, die Arroganz und das Tempo in der Rede etwas gezügelt werden, um mehr staatsmännische Wirkung zu erzielen. Herr Dr. Curio möchte immer noch zu gerne Recht haben, aber das spielt doch in der politischen Wirkung fast nie eine Rolle.

Tiuri

5. Juni 2019 22:37

@Janno
"Um den Kreis zu Sellners Gedankengängen zu schließen... Sezession!
Nur Leuchttürme unserer Kultur, unserer Lebensart, unserer Überzeugungen können die Mauern unserer "Feinde", die doch eigentlich unsere Brüder und Schwestern sind, zum wanken bringen.
Eine Art Hongkong des europäischen Patriotismus, der auf anziehende Weise den Verfall des Restes überstrahlt und gleichzeitig beweist, dass unsere Welt kein lebensfeindliches, freudloses, kollektivistisches Germania 2.0 ist.
Wir müssen Renessaince, nicht Restauration sein. Es fehlt uns aber immernoch ein Brunelleschi."
______________________________________________
Exakt!
Die Leute werden nicht rechts, weil sie nicht rechts sein wollen! Es geht schon lange nicht mehr um Argumente.
Jeder kennt es - eine Diskussion mit einem Freund oder dem Ehepartner in deren Verlauf man plötzlich erkennt, dass die eigenen Argumente nur vorgeschoben waren und man eigentlich andere Beweggründe hat. Man beharrt natürlich weiter darauf um sich nicht die Blöße zu geben, in dieser Situation ist die Rest Gesellschaft derzeit.

Gäbe es eine Partei, die sich Links nennen würde, aber das AfD Programm übernähme, wäre sie nächste Woche an der Macht (siehe Sozialdemokraten in DK).

Daher ist der Punkt von Janno so essentiell, und zu diesem Leuchtturm müssten die ostdeutschen Bundesländer innerhalb der nächsten 10 Jahre werden.
Der Ort an dem man noch Kinder bekommen möchte, der Ort an dem man sich sicher fühlt, der Ort an dem Familie, Nachbarschaft, Gemeinschaft noch zählen, der Ort an dem und für den die Menschen noch etwas leisten möchten, der Ort der darum wirtschaftlich blüht, der Ort der gelebte rechte Vision ist, zeigt was sein könnte und der durch einen scharfen Riss von den zerfallenden westlichen Großstädten getrennt ist.

Ratwolf

5. Juni 2019 23:09

@Thomas Martini

Zitat:
"Solche Wortmeldungen habe ich in den letzten Jahren unzählige Male gelesen, was Ihrer Behauptung, daß "das was war niemals wiederkommen" wird, sogleich den Boden der Tatsachen entzieht. Auch ein Blick ins Fernsehheft zeigt, daß Sie falsch liegen"

Antwort:
Das ist doch wohl eher polemisch, und hat nichts mit den Träumen von einer vergangenen deutschen Volkshomogenität tun.

Zitat:
"[...]und waren strenggenommen das Fundament jeder Hochkultur"

Antwort:
Da müsste man schon Beispiele nennen. Das Aufgreifen des Nibelungenliedes im 19ten JH hat z.B. nichts mit der Kultur in der Entstehungszeit zu tun.
Und Rituale sind etwas anderes. Es ist wie ein "Gute Nacht" und gibt Sicherheit.

Zitat:
"Wer es ablehnt, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen, müsste eigentlich konsequent auf Science-Fiction zurückgreifen"

Antwort:
Ich habe nicht geschrieben, dass es unwichtig ist, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Das Maß und der Modus sind entscheidend. Ich habe den Eindruck, das diese Beschäftigungen bei vielen zu einer Flucht vor der Realität geworden sind. Eine Träumerei, welche (z.B. nach der Verkündigung der Wahlergebnisse) zu einen "Depressionsabsacker" geführt hat.

"Konserativ" heißt ja auch bewahren. Das ist wichtig. Da kann man auch die Natur als regenerativer Realtionspartner des Menschen einbeziehen.
Noch wichtiger zu berücksichtigen sind die individuellen genealogischen Beziehungen. Hier führt das Schwärmen in Historien zur Ablenkung, dass man das Kind eines Vaters und einer Mutter ist (was ja wohl wesentlich nahe liegender ist, als irgendwelche Panzerschlachten). Man erfüllt mit einer solchen Verschiebung die Vorgaben der Gegner, welche Sloterdijk so schön als "bastardische Kultur"(nicht werten!) bezeichnet hat.

"Moral" oder ein "Unentschieden" gibt es nach der Etablierung dieser Kultur nach der franz. Revolution und deren Fortführung in den USA nicht mehr.
Weil dieser Kultur eines entscheidende fehlt:
Die Würde

Die Musik (welche streng genommen auch eine Flucht ist) ist sicher rückwärts gewandt. Aber die Taten von Les Brigandes sind es nicht. Sie versuchen als Gemeinschaft abseits der beschriebenen Kultur etwas eigenenes Aufzubauen und danach zu leben. In einem nordafrikanisch-islamischen Umfeld wie in Südfrankreich ist das ein plausibler Weg.

Sicher werden die Rechten absichtlich mit absurden linken Aufreißern provoziert, und die Rechte reagiert reflexartig. Man macht sich abhängig und wartet auf neue Impulse, um sie negativ zu bewerten.

Schöner wäre es, wenn man sich etwas eigenes einfallen ließe und dieses dann macht. Da stimme ich zu.

Zitat:
"Was wir brauchen sind Selbstverständlichkeiten und Normalität"

Antwort:
Dem kann ich zustimmen.
Das derzeitig praktizierte Christentum sehe ich kritisch. Das Christentum von Luther und Bach sicher nicht.

Janno

5. Juni 2019 23:34

@Imagine

Welchen Wert kann "Freiheit" in einer technoiden, binären Welt haben, wie Wahrhaftig ist diese Freiheit, die doch von der Fähigkeit einiger sehr weniger Spezialisten abhängig ist, die für das Funktionieren der Maschinen Verantwortung tragen.
Oder denken wir uns gleich in eine Terminator-Dystopie der sich selbst reproduzierenden Maschinenwelt? Da bleibt für Homo Sapiens vermutlich nicht mehr viel übrig.

Uns alle eint vermutlich dieses mulmige Gefühl, wenn mit Verve aus entferntesten Weltgegenden Pflegekräfte angeworben werden, um unsere Ältesten und Kranken zu pflegen.
Wir murren nicht aus einem plumpen Rassismus, den unsere Gegner uns unterstellen, als würden wir nicht auch einer Inderin oder einem Albaner genug Empathie und Tatkraft zutrauen, einen Greis zu betreuen.....sondern wir zweifeln, weil wir uns unserer eigenen Verantwortung entledigen, weil wir das Altern und Vergehen als Ballast verstehen und outsourcen, es ausblenden, nicht mehr im Kreislauf des Lebens denken, sondern nur an den nächsten Event.
Und weil uns die Fronarbeit und andere Faktoren der Moderne dazu zwingen, unsere Familien sich selbst zu überlassen.

Doch wären wir anders, wenn wir das Unschöne statt am Ausländer an Roboter delegieren? Geben wir unseren Ältesten damit Würde zurück?

Natürlich kann man andere Bereiche der Wirtschaft automatisieren, um genau dafür Raum zu schaffen. Für Nächstenliebe, für Gemeinschaft, für sinnstiftende und ergiebige Arbeit. Aber Maschine bedeutet immer Abhängigkeit.

Ich ignoriere mal kurz ihre Abneigung amerikanischer Kultureinflüsse und verweise auf das Sujet Roddenberrys named Star Trek. Die ganze Idee, eingebettet in diverse Weltraumabenteuer, basiert ja auf der Utopie des von Arbeit und Statusstreben befreiten Menschen.
Im ziemlich schlechten Film des Franchise mit dem Titel "Der Aufstand" begegnet nun die moralisch integere Hauptfigur Picard einem Volk vermeintlicher Bauern und einfacher Handwerker, dass dank kosmischer Strahlung eine Lebenserwartung mehrerer hundert Jahre hat.
Nach und nach muss der zwar von materiellen Nöten befreite, aber immer noch von Entdeckergeist (Imperialismus) getriebene Mensch erkennen, dass dieses Volk ihm technologisch sogar überlegen ist, diese Technik zu nutzen aber verweigert.
Viel lieber investiert man die viele Zeit in die Verbesserung der eigenen Fähigkeiten und zum Wohle der (ethnisch homogenen :) Gemeinschaft.

Ich wünschte mir, dass wir Menschen irgendwann eine solche Gelassenheit entwickeln, das Mögliche nicht immer auch zu tun.
Wir machen uns die Energiedichte von Kohlenwasserstoffen nutzbar, also reißen wir die Böden auf und verbrennen sie ungehemmt.
Wir spalten das Atom, die Bombe folgt prompt.
Wir decheffrieren das Genom, die biotechnologische Eugenik steht vor der Tür.

Nicht Technologie wird uns befreien, wir müssen uns von ihr lösen.
Nicht um daraus eine kitschige Öko-Landlust-Ideologie zu konstruieren, sondern als einzig mögliche Emanzipation von den Geldschöpfern.

RMH

6. Juni 2019 06:53

Ja, ja, morgen geht die Welt unter … wir haben nur noch wenig Zeit, gegenzusteuern etc., etc.

Geht ja hier mittlerweile zu, wie in der Klima-Kirche der heiligen Greta. Damit wird man bestimmt viele überzeugen, insbesondere, wenn man nicht mit Unterstützung aller Medien und "Influencer" mit Schulfrei werben kann ;) … aber evtl. reicht es ja für ein kleines Waco 2.0 in irgendeinem mitteldeutschen "Wehrdorf" - natürlich nur, nach dem der Diesel für die Notstromaggregate aus ist (Achtung, Ironie!).

Ich hatte schon immer den Eindruck, dass einer der wenigen ernsthaft sinnvollen Aktionen in der Tat das ist, was die spießige AfD derzeit macht. Mit all ihren Fehlern, Spannungen, Brüchen etc., sie wurstelt sich durch und labert sich nicht durch.

Ich schlage vor, dass man eine große Kampagne startet unter dem Motto "Ich wähle AfD", so wie Anfang der 70er der Stern die aus dem Ausland übernommene Kampagne "Ich habe abgetrieben" gestartet hat. Dann sieht jeder, dass es keine Kostümfetischisten sind, die hier ihr Kreuzchen machen. Kann die IB ja auch machen - 300 (he, he, he) Gesichter auf einem großen Banner von Normalos die sagen "Ich bin bei der IB".

Wie auch immer, Metapolitik ist auch Kulturarbeit und nicht tausendfaches zergliedern von Umständen, die man z.T. auch hinnehmen muss. GEMEINSAME Ziele formulieren, ja, da hapert es dann, weil keiner zu einem Kompromiss willens und manche auch nicht fähig sind - aber dann über die AfD ablästern, die es immerhin trotz tausender Spaltpilze zumindest geschafft hat, ein gemeinsames Parteiprogramm zu schaffen (was dann ja auch wieder vielen, die selbstredend nicht mitgemacht haben, zu "liberal" ist). Unter der anthropologischen Annahme - die bislang konservatives Gemeingut war - dass der Mensch ein Mängelwesen ist (Gehlen) und woraus man politisch zu folgern hat, dass es kein ideales System praktisch geben kann, sind die alten, langweiligen Ideen der Gewaltenteilung, der checks and balances, des klassischen Liberalismus, einfach nur "vernünftig". Also KEIN Systemwechsel, sondern nur kontinuierliche Systemverbesserung. Der Liberalismus ist übrigens auch mitnichten die URSACHE für das, was schief läuft, er ist nur der RAHMEN, der zu füllen ist (das meinte auch der genannte Böckenförde) und woran sich jeder beteiligen darf. Daher auch mein Eingangs genanntes Commitment zur AfD.

Zu viele andere schwurbeln nur und bezeichnen die, die tun, als "cucks", während sie nur in der Schmollecke sitzen und von irgendwelchen Systemen phantasieren, die sie nur in ihrem Kopf umsetzen können, aber niemals in der Wirklichkeit.

Ernst Jünger hat in seinem (vor allem späteren) Nachkriegswerk ganz klar den Epochenwechsel hin zur Weltordnung und Weltgesellschaft gesehen, diese als unvermeidbar wie ein Naturphänomen betrachtet und dazu aufgerufen, dass dann die künftigen Generationen dieser globalen (!) Weltordnung ihren Stempel aufdrücken bzw. ihr eine Ordnung geben müssen - so viel zum Thema "Waldgang" Anfang 2020 … war das damals eine Abrogation von E. Jünger? Mitnichten, er nahm sich nicht so wichtig sondern entwickelte sich stets weiter.

Übrigens: Opium fürs Volk kann eine rechtspopulistische Bewegung nur dann sein, wenn man der linken Mär vom Volk als revolutionäre Masse aufsitzt. Fakt ist, das die Revolutionen immer nur von wenigen vorangetrieben wurden, da darf man sich auch nicht von großen Demonstrationsbildern täuschen lassen. Die große Mehrheit ist auch dann noch brav zu Hause geblieben. Und bei den deutschen ist die Neigung, zu dieser zu Hause bleibenden Masse zu gehören, schon immer besonders ausgeprägt gewesen. Auch dies spricht dafür, dass es derzeit keine Alternative zur Alternative gibt.

Und für diesen Satz:

"Ich halte es daher für theoretisch und empirisch falsch zu behaupten, dass eine Erhaltung der nationalen Identität nur nach einer Überwindung des westlichen Liberalismus oder gar seiner Rechts- und Verfassungsordnung möglich ist."

bekommt Herr Sellner von mir ganz großes Lob und Zustimmung! Dies in "unseren" Kreisen so dezidiert zu äußern dokumentiert, dass er ein klarer, realistischer und unabhängiger Kopf ist.

Laurenz

6. Juni 2019 07:43

@RMH .... keiner glaubt an das Volk als revolutionäre Masse. Wie Jürgen Fritz schreibt, basiert die Suche nach einer Greta-Ersatz-Religion auf der vorausgegangenen identitären Entkernung des Menschen durch den christlichen Marxismus, der nun seine Anziehungskraft verloren hat. Die beiden maßgeblichen Vertreter einer völkischen Unterwürfigkeit auf den Knien in der Wertegemeinschaft des "christlichen Abendlandes", CDU und SPD, sind daher auf dem absteigenden Ast und man gibt sich, mangels anderer Optionen, zumindest medial, aufgekocht, dem Kinderkreuzzug hin. Die Identität, also die Einsetzung eines individuellen Kerns im Menschen, die ihn wieder zu sich selbst kommen läßt, als mediales Zugpferd, wurde von den Nationalsozialisten über die Maßen überzogen und verbrannt. Identität ist Teufelszeug. Von daher ist zB die IB in der Namensgebung unglücklich gestaltet. Identität als Maßstab darf nur nicht-tarifär vorhanden sein oder man nutzt sie, wenn gezielt, um mediale Aufmerksamkeit zu erringen. Aber damit sind dann die Protagonisten ebenso verbrannt.
Ein Revolution im eigentlichen Sinne ist immer nur dann möglich, wenn man es schafft, die gesellschaftlichen und materiellen Lebensumstände so herunter zu wirtschaften, daß der radikale Umsturz als zwingend erscheint. Glücklicherweise gibt es auch immer solche Vollspakken, wie Rezo oder die christlich marxistische Berufs-Revolutionärin Frau Göring-Eckhardt, die das unbewußt direkt in Worte fassen, wiederholt zB in der aktuellen Sandra-Maischberger-Sendung.

Der_Juergen

6. Juni 2019 08:11

@RMH

Sie schreiben: "Und für diesen Satz:
'Ich halte es daher für theoretisch und empirisch falsch zu behaupten, dass eine Erhaltung der nationalen Identität nur nach einer Überwindung des westlichen Liberalismus oder gar seiner Rechts- und Verfassungsordnung möglich ist.'
bekommt Herr Sellner von mir ganz großes Lob und Zustimmung!"

Ich fand den Artikel von Sellner alles in allem gut und sehr vielschichtig, aber gerade dieser Schlussfolgerung kann ich in keiner Weise zustimmen. Die Zerstörung des liberalen Systems (nicht des "Liberalismus", denn eine Ideologie kann man nicht zerstören; man kann sie bloss widerlegen) ist meiner tiefen Überzeugung nach die unabdingbare Voraussetzung für eine Wende. Ich kann es mir allerdings leisten, dies offen zu schreiben, während der hochgeschätzte Martin Sellner vorsichtig sein muss; er muss ja nicht nur an sich selber, sondern auch an die Bewegung denken, für die er Verantwortung trägt.

Im Rahmen der herrschenden Ordnung ist keine grundlegende Verbesserung möglich, sondern höchstens Retouchen, die nichts Entscheidendes ändern. Dies wird auch Salvini erfahren müssen, der bisher erfolgreichste und mutigste unter den westeuropäischen "Rechtspopulisten". (Im Osten liegen die Dinge anders.)

MARCEL

6. Juni 2019 08:24

@RMH
tja, die "Klima-Kirche der hl. Greta" hat nun mal Erfolg.
Die AfD ist längst als Feindbild ausgemacht, egal, wie spießig, angepasst und brav sie sich gibt, darum wird das Dauerfeuer ungemindert weitergehen, solange bis jede Alternative zerstört ist.
Richtig, über das träge Sitzfleisch der Deutschen haben sich schon die von 1848 aufgeregt und dann gab's Barrikaden.
Man kann auch alles sein lassen, sich in die Gnosis zurückziehen und darin sein Rest-Leben in halber Würde zubringen (ob das der Guru von Wilflingen zum Schluss gemeint hat?)

Lotta Vorbeck

6. Juni 2019 09:37

@RMH - 6. Juni 2019 - 06:53 AM

"... Ich hatte schon immer den Eindruck, dass einer der wenigen ernsthaft sinnvollen Aktionen in der Tat das ist, was die spießige AfD derzeit macht. Mit all ihren Fehlern, Spannungen, Brüchen etc., sie wurstelt sich durch und labert sich nicht durch. ..."

******************************************

Ja, einfach weiter wurschteln und sich selbst rundlutschen zur Altpartei.

Das spült nun dem ersten Dutzend der auf der EU-Wahlliste geführten Kandidaten monatlich einen fünfstelligen Betrag auf's Konto. Auf die weiter forcierte Ersetzungs- und Verdrängungsmigration aka den "Großen Austausch" hat es allerdings keinerlei Einfluß.

Zum Teil ist die Plakatierung auch zum Ende der ersten Juniwoche noch immer im Straßenbild präsent.

Das was die AfD zur EU-Wahl plakatierte:

+ noch anspruchsloser geht's nicht

+ noch mehr im Stile der Altparteien geht's nicht

Jan

6. Juni 2019 09:51

"Der dänische Sozialdemokrat mutiert in Dänemark zu einem real-politischen Rechten, ohne dies zu publizieren."

Ich würde sagen, die dänischen Sozialdemokraten sind real-politische Opportunisten. Weil Klima-Greta in Dänemark nicht greift, sondern die rechte Welle die Machtsicherung verspricht, surft man eben auf der rechten Welle ganz oben mit. In Deutschland läuft es bei Sozial- und Christdemokraten ganz anders. Gleich nach der EU-Wahl aus beiden Lagern der gleiche Tenor: müssen uns mehr um das Klimathema kümmern.

Jan

6. Juni 2019 10:03

"(...) solange bis jede Alternative zerstört ist."

Keine Sorge, die Themen der AfD gehen nicht mehr weg. Der ständig steigende Migrantenanteil, deren flächendeckende Verteilung bis auf die hintersten Dörfer und der damit verbundene Anstieg von Alltagskonfikten, halten die Partei im Spiel. Jeden Tag werden Deutsche Opfer von Migrantengewalt oder Zeuge von Konflikten mit Migranten. Nach den Gesetzen der Normalverteilung ist die Minderheit der betroffenen Opfer oder Zeugen AfD-affin bzw. für einen Einwanderungsstopp. Das ändert sich aber mit zunehmendem Stress. Die fortschreitende Unterbesetzung und Hilflosigkeit verschiedener Behörden verstärkt es noch.

Imagine

6. Juni 2019 11:17

@Laurenz 5. Juni 2019 22:33
„@die Harten inkl. Imagine .... solange die USA hier einen einzigen Soldaten stationiert haben, gehen internationale politische Unternehmungen weitestgehend nur in Absprache mit den USA. Denn würde man dem letzten GI auf deutschem Boden nur ein Haar krümmen, läuft natürlich die 6. Flotte in Italien aus.“

Sich gegen die Interessen der Mächtigen im Imperium zu stellen, bedeutet Krieg.

Das haben J.F. Kennedy, Olof Palme, Aldo Moro, Alfred Herrhausen et al. als Einzelpersonen erfahren und Vietnam, Chile, Jugoslawien, Irak, Libyen, Syrien et al. als Nationen.

Das ist die Realität, und dies weiß meine Generation spätestens seit 1973.

Der Hauptfeind ist sowohl „von außen“ wie auch „von innen heraus“ unbesiegbar.

Und deshalb sind die Vorstellungen, Deutschland könne aus eigenem Willen souverän werden oder eine Sezession machen, realitätsfernes Wunschdenken.

Lange Zeit hat die westdeutsche Arbeitsbevölkerung als Teil des Imperiums relativ gut gelebt, jedenfalls besser als in den meisten europäischen Ländern, ja sogar besser als große Teile der Working Class in den USA.

Aber damals gab es noch die Sowjetunion, die BRD war das „Schaufenster“ gen Osten und profitierte davon.

Nachdem es den USA nicht gelungen war, sich das rohstoffreichste Land der Erde ins Imperium einzuverleiben, gibt es seitdem eine neue Phase des kalten Kriegs gegen das Putin-Russland.

Die Vorstellungen von einer Sezession und Souveränität Deutschland werden ein Wunschtraum der Nationalisten bleiben, solange das mächtige US-Imperium stabil bleibt.

Gab es in der BRD in der WK II-Nachkriegsära noch die Idee von einer Mittelstandsgesellschaft, so sehen wir heute eine tiefe und tiefer werdende Klassenspaltung. „Oben“ hat sich im Imperium eine transnationale Klasse herausgebildet. Für diese fungiert das Imperium als „Schutzmacht“ mit seinem Manipulations-, Überwachungs- und Repressionsapparaten. Auf der anderen Seite arbeiten sich die Nutzmenschen arm, der Anteil der prekarisierten und verarmten Menschen in der Arbeitsbevölkerung steigt ständig.

Eine oppositionelle Gegenmacht der Arbeitsbevölkerung gibt es nicht mehr. Die ehemals linken, sozialistischen oder kommunistischen Parteien sowie die Gewerkschaften sind längst gekapert und funktionieren nunmehr als Teile des kapitalistischen Herrschaftsapparates.

Das Herrschaftssystem ist stabil, es funktioniert so, wie es funktionieren soll, nämlich nach dem Matthäus-Prinzip: „„Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat.“

Die Reichen werden reicher. Und das Establishment denkt nicht im Traum daran, hier etwas zu ändern.

Die Verarmung erzeugt bei den Losern Aggressionen, Depressionen und steigenden Konsum von psychotropen Substanzen. Cannabis wird zunehmend ent-illigalisiert werden.

Der flexible Herr Fischer ist künftig „Cannabis-Lobbyist“.
https://www.n-tv.de/politik/Fischer-ist-kuenftig-Cannabis-Lobbyist-article20798905.html

Das Geschäft mit der Droge boomt.
https://www.handelszeitung.ch/unternehmen/die-schweiz-im-milliarden-rausch-mit-cannabis#

Armut erzeugt zugleich typische Formen von Armutskriminalität. Soziologisch betrachtet, ist diese Kriminalität eine Form von Umverteilung in einem System, wo eine ehrliche und legale Teilnahme am Wirtschaftsleben versperrt ist oder sich nicht mehr lohnt.

Die Frage ist, wie lange das Imperium stabil bleiben wird? Sicherlich nicht ewig. Denn die Widersprüche im System nehmen zu.

Wird das kapitalistische Herrschaftssystem instabil, so kommt es zu einem sozialen Phänomen, welches als „Faschismus“ bezeichnet wird. Hier gibt es auf der Erscheinungsebene linke und rechte Varianten. Aber Zweck und Ziel sind identisch, nämlich die Ausschaltung von Opposition und Widerstand.

Möglich ist, dass ein stärker werdender Rechtspopulismus die Herausbildung eines Linksfaschismus beschleunigt. Denkbar ist auch ein Mix von Formen des Faschismus, wie z.B. Linksfaschismus in der BRD, Islamofaschismus in der Türkei, katholischer Faschismus in Polen usf.

Lotta Vorbeck

6. Juni 2019 11:29

@Jan - 6. Juni 2019 - 10:03 AM

"... Die fortschreitende Unterbesetzung und Hilflosigkeit verschiedener Behörden verstärkt es noch."

**************************

Die staatstragenden Behörden unterliegen ebenfalls einem sich zusehends beschleunigenden Transformationsprozeß.

Hier ein bereits im Jahre 2016 vom PP Duisburg veröffentlichtes Photo, welches anschaulich die Virulenz des auch innerhalb von Behörden ablaufenden Großen Austausch' dokumentiert:

https://polizei.nrw/sites/default/files/2017-06/DU%20Bild%20PPin%20mit%20neuen%20kollegen_klein.jpg

Der Titel des Photos lautet: PPin mit neuen Kollegen

Rhetorisch gefragt:

I.) Wann sind Sie zuletzt in einem Krankenhaus gewesen?
II.) Was fiel Ihnen dort sowohl in den Wartezonen als auch das in den Fluren herumlaufende, weißbekittelte Personal betreffend sofort ins Auge?

RMH

6. Juni 2019 12:29

"Die Zerstörung des liberalen Systems (nicht des "Liberalismus", denn eine Ideologie kann man nicht zerstören; man kann sie bloss widerlegen) ist meiner tiefen Überzeugung nach die unabdingbare Voraussetzung für eine Wende." (Der_Juergen)

Das sehe ich - welch Überraschung - natürlich anders. Wie ich bereits ausgeführt habe, ist das liberale System eigentlich nur der Rahmen, für den tieferen Inhalt sind dann die jeweiligen Einwohner/Anwender zuständig. Unsere Gesellschaft war bis Anfang der 90er Jahre bei fast gleichen rechtlichen Rahmenbedingungen eine andere, die in weiten Teilen Mitteldeutschlands ist es bis heute. In Dänemark scheint es bei aller traditioneller Liberalität auch eine andere zu sein, die derart migrationskritisch ist, dass sogar die dortige Sozialdemokratie umgeschwenkt ist, was ich jetzt weniger für opportunistisch, als eher für einen Glücksfall halte, denn ob jetzt diese oder jene Partei den Zugzug stark begrenzt, ist egal, solange er begrenzt ist. In diesem Zusammenhang sei an den vor kurzem hier erschienen Beitrag von B.Kaiser über das Statement S.Gabriels erinnert. Auch für die deutsche Sozialdemokratie wäre der Blick nach Dänemark die letzte Rettung, aber dort holt man sich vermutlich lieber den Kevin an Bord.

Wie auch immer,
@Jürgen,
ich finde es jetzt nicht so fein, dass sie betonen, es sich erlauben können, den Liberalismus auf die Hörner zu nehmen. Damit unterstellen sie mehr oder weniger Herrn Sellner, er würde aus Opportunismus die erwähnte These formulieren und nicht aus Überzeugung. Und wenn wir uns gegenseitig so hinstellen, dann werden wir unter dem Strich insgesamt unglaubwürdig.

Gelddrucker

6. Juni 2019 12:47

@Lotta

Ich habe voller schlimmer Befürchtungen auf dieses Foto geklickt und dann genau 3 Menschen gezählt, die auf den ersten Blick nichteuropäischen Migrationshintergrund haben. Für Duisburg ein aus unserer Sicht sehr guter Wert.

Adler und Drache

6. Juni 2019 12:53

Imagine:

"Die Frage ist, wie lange das Imperium stabil bleiben wird? Sicherlich nicht ewig. Denn die Widersprüche im System nehmen zu."

Nicht "ewig", aber so lange das Irdisch-Menschliche währt. Das "Imperium" ist Fakt seit der Vertreibung aus Eden und dauert, bis Gott "alles in allem" ist. Es ändern sich nur die Erscheinungsformen und Aushängeschilder. Hier und da gelingt es einem begnadeten Herrscher, eine Insel der Ordnung und des Wohlstands zu schaffen, aber nur für begrenzte Zeit. Das "Imperium" bleibt durchaus, die "Inseln" sind vergänglich. Das "Imperium" ist die Macht, mit der wir es zu tun haben, solange wir einen Platz in dieser Welt haben. Nach ein paar Jahrzehnten Wonnen des Inseldaseins haben es die meisten vielleicht vergessen, aber die Erkenntnis kommt schon wieder.

Fritz

6. Juni 2019 13:50

Die philippinischen Krankenschwestern sind echte Perlen.

Valjean72

6. Juni 2019 13:54

@imagine:

“Sich gegen die Interessen der Mächtigen im Imperium zu stellen, bedeutet Krieg.

Das haben J.F. Kennedy, Olof Palme, Aldo Moro, Alfred Herrhausen et al. als Einzelpersonen erfahren und Vietnam, Chile, Jugoslawien, Irak, Libyen, Syrien et al. als Nationen.“

Es mag Ihnen wohl zutiefst widerstreben aber in Ihrer Aufzählung der durch „das Imperium“ vergewaltigten Länder können Sie auch das kaiserliche Deutschland, mithin das einstige „deutsche Mitteleuropa“ aufnehmen.

“Aber damals gab es noch die Sowjetunion, die BRD war das „Schaufenster“ gen Osten und profitierte davon.“

Ist Ihnen niemals in den Sinn gekommen, dass jene Machtstrukturen - die bereits das „angelsächsische Imperium des Westens“ durchdrungen hatten - am Umsturz des zaristischen Russlands und am Aufbau der Sowjetherrschaft einen maßgeblichen, entscheidenden Anteil hatten?

“Aber T r o t z k i j war nicht mit dem windigen russischen Reisepass unterwegs, sondern mit einem soliden amerikanischen, der ihm aus unerklärlichen Gründen während seines kurzen Aufenthalts in den Staaten ausgestellt worden war. Er befand sich zudem im Besitz einer b e t r ä c h t l i c h e n G e l d s u m m e , deren Herkunft im Gang der Ermittlungen nicht geklärt werden konnte.“

(Quelle: Alexander Solschenizyn – „Zweihundert Jahre zusammen“ ; F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung München 2003; S.33)

[US-Kapitalismus und Sowjetkommunismus waren zwei Mahlsteine, nach meiner Sicht der Dinge: angetrieben vom selben Mahlwerk, zwischen welchem Deutschland aufgerieben wurde …]

Zustimmung hingeben zu Ihrer Anmerkung, dass einen Souveränität nicht so einfach oder ohne weiteres zu erziele sei.

Willy Wimmer äußerte sich vor zwei Jahren folgendermaßen zur Frage, ob Deutschland eigene nationale Interessen verfolgen könne:

“Wenn wir unter diesen Umständen eine den nationalen Interessen entsprechende Wahl treffen könnten, wäre das wegen der global-politischen Auswirkungen vermutlich das Letzte, was die Deutschen machen könnten. Das würde zu einer so erheblichen Verwerfung auf global-politischer Ebene führen, dass unsere Verbündeten das nicht zulassen würden und es wäre vermutlich der letzte deutsche Tag.“

(Quell: world-economy.eu; 25.08.2016)

Laurenz

6. Juni 2019 14:02

@Jan ... ja, haben Sie denn meinen Worten etwas anderes entnommen? Das würde mir dann leid tun. Ich bin offensichtlich kein Bibelfreund, aber "nicht an ihren Worten werdet ihr sie erkennen, sondern an ihren Taten" ist ein hilfreiches Sprichwort um sich zu orientieren. Opportunismus ist vollkommen legitim. Hätte es ihn bei uns gegeben, wäre die AfD nicht entstanden. In Deutschland herrschen aber imperialistische Ideologen.

@MARCEL @RMH .... genau hier ist der Haken. Wir wissen, wie die föderal strukturierten Deutschländer ticken. Danach muß man sich orientieren. Was soll dann da die Beschwerde? 1.000 Jahre vorher war das noch anders. Aber die brachiale & blutrünstige Gewalttätigkeit des Christentums, vor allem gegen die Zivilgesellschaft, hat jeden Widerstandsgeist gebrochen. Von daher flammt er nur noch selten auf. Damit muß man wissen umzugehen. Und der Flintenwurf ins Korn ist immer nur befristet eine Alternative. Den Guru von Wilflingen hatte ich in den 90ern noch mit Stock um das Schloß flanieren sehen und es nicht gewagt, Ihn anzusprechen. Aufgegeben hatte der doch nie.
@Imagine ... das haben Sie doch jetzt schön in Worte gefaßt, das meiste absolut korrekt. Ich frage mich dann nur, warum Sie Sich permanent damit beschäftigen und darüber quasi klagen? Das ist doch sinnentleert. Warum legen Sie nicht den Schalter um und konzentrieren sich auf das Machbare? Hier ist denn auch der historische Punkt, an dem man einwenden kann. In China sind über 800 Mio. Menschen aus der Armut geholt worden, über 500 Mio. befinden sich in der dort neuen Mittelschicht. Das heißt, es leben in China noch gut 500 Mio. Arme. Das ist doch ein fundamentales Problem für die Globalisten aus dem Westen, und zeigt den neuen Konflikt, auf den die weltweiten Neo-Merkelianer keine Antwort haben. Sie ignorieren einfach alles, weil sie den positiven Liquiditätsbestand bis zu den nächsten Quartalszahlen nicht gefährden wollen. Da entstehen einige Verhandlungsspielräume. Wenn die Amis wünschen, daß wir mehr Waffenschrott und dreckiges Gas von ihnen kaufen sollen, müssen sie uns auch Gelegenheit geben, den Schotter dafür zu verdienen und uns Migranten abnehmen. Die Amis haben, im Gegensatz zu uns, viel Platz.

Andreas Walter

6. Juni 2019 14:56

Der Tenor scheint mir derzeit hier:

Nichts zu machen, also machen wir auch nichts, wozu also überhaupt etwas machen.

Ich halte meine Stellung bis zum letzten Liter Diesel.

Oder man wird einfach Nachbar von John Cleese in der Karibik oder in Kalifornien, oder zieht an den Balaton.

Unterwerfung, Kampf, Flucht. Die drei Klassiker.

https://de.wikipedia.org/wiki/Weapons_of_Mass_Migration

Hahaha, bis heute immer noch kein Artikel in Deutsch. Damit auch ja kein Deutscher auf die Idee kommt, selbst Massen in Bewegung zu setzen. Die Goten ist eben schon lange her.

Tamburin

6. Juni 2019 15:14

Rechtspopulismus vom Typ Wilders, West-AfD, Trump, Schwedendemokraten, Marine Le Pen , Die Wahren Finnen
(oder wieimmer sie gerade heissen), Nigel Farage usw. ist ganz klar Opium fürs Volk.

Alle diese Personen bzw. Parteien vertreten im Sinne eines
aufgeklärten, ethno-basierten Nationalismus
absolut verwässerte Standpunkte. Schaffen sie es in
Regierungspositionen ist der Effekt im Grossen und Ganzen
höchstens neutral bis negativ.

Dieser Rechtspopulismus ist sogar schlimmer als nur Opium fürs
Volk. Er ist auch noch Aufputschmittel für die Linke, da die
Rechtspopulisten so verwässert sie sich auch darstellen mögen
der Linken trotzdem als Popanz dienen. Das Wahlvolk täuscht sich
somit über die Substanz dieser Rechtspopulisten, deren Hauptprotagonisten verkosten Politikerdiäten und
die Linke hetzt sich an ihnen auf. Einfache Unterstützer wiederum haben nicht nur nichts von ihrem Engagement sondern sind im Alltag zudem Repressalien ausgesetzt.

Die Resourcen, die diese Rechtspopulisten verbrauchen, wären anderswo wesentlich besser einzusetzen. Etwa beim Aufbau von vaterländischen Medien. Was ist aus der Idee der AfD geworden, ein AfD-TV zu schaffen? Warum lässt man soetwas fallen und verliert sich stattdessen in parlamentarischer Detailarbeit?

Die Rechte muss sich ganz anders aufstellen. Inhaltlich muss eine Entrümpelung erfolgen. Das Festhalten an einem überkommenen Konservativismus bringt nichts, ganz alleine, weil es im Grunde nichts mehr zu konservieren, das heisst zu erhalten gibt. Wo das frontale Vorgehen nichts hilft, muss man stattdessen über die Flanken spielen.

Es gibt wesentliche Themen, die man der Grün-Linken wegnehmen kann. Ein allgemeines Grundeinkommen ist für viele Rechtskonservative instinktiv ein Greul, nach Lage der Dinge wäre es aber nur nützlich. Denjenigen, die niemals zu den Unterstützern der Rechten gehören werden, steht es de-facto schon zur Verfügung, denn überall gibt es diverse Formen die Sozialhilfe, die sie anzapfen können. Verwaltet wird die Sozialhilfe, oder wieimmer sie heissen mag, dabei von einen linkslastigen Bürokratie, die in sich einen negativen Machtfaktor darstellt. Ein allgemeines Grundeinkommen würde dabei helfen, das Spielfeld auszugleichen, und sie könnte zur Verkleinerung dieser Bürokratie führen, also zwei Fliegen mit einer Klappe. Ausserdem hätte man der Linken ein Thema weggenommen, oder sagen wir, man hätte ein Thema aufgegriffen, das die Linke haben sollte, das sie aus durchsichtigen Gründen aber nicht hat, oder wo sie nur so tut, als ob sie es hätte.

Noch so ein Thema ist das Finanzsystem. Was wettert die Linke nicht über den angeblich so schlimmen Kapitalismus. Dabei erklärt sie das Finanzsystem ständig zu einem notwendigen Anhängsel. Mitnichten. Es gibt nichts, was die Linke derart entlarvt, wie diese eine analytische Fehlstelle. Das Finanzsystem wäre zu reformieren, Privateigentum und privates Gewinnstreben wären im Prinzip beizubehalten. Dafür gibt es tragfähige Konzepte, die eher aus der linken Richtung kommen, die die Linke aber wiederum nicht auf breiter Front vertritt. Den Rechten fällt immer nur der Goldstandard ein, aber den hat es in der behaupteten reinen Form historisch aber kaum jemals gegeben. Die Rechte müsste eine allgemeine Entschuldung durch Gelddrucken fordern sowie den Übergang zu einem Finanzsystem, wo der Begriff der Schuld nicht mehr vorkommt - Geld kann nicht mehr verliehen sondern nur noch investiert werden. Das hätte weitreichende und sehr gesunde Folgewirkungen. Die heute allenthalben bestehende Schuldknechtschaft an die Banken würde wegfallen, privater Eigentumserwerb würde in viel grösserem Masse durch Sparen erfolgen, das Erben würde in viel höherem Kurs stehen und zu einer Stärkung der Familienbande führen usw. usf. Und warum fordert die Rechte kurzfristig nicht die Verstaatlichung von Finanzinstitutionen, die nur durch staatliche Hilfen und Bürgschaften überleben können? Ist das wieder nur ein Reflex darauf, dass man etwas fälschlicherweise als links wahrnimmt, wo die Linke in Wahrheit aber nicht dahintersteht? Die Linke hat immer diese Arbeitsteilung, wo es einen vermeintlich radikalen Flügel gibt, der alles mögliche fordert, und einen vermeintlich weniger radikalen, der diese Forderungen abschwächt. Heraus kommt immer Globalismus mit den angeblich systemkritischen Banken als Parasiten. Dann gibt es noch die allgemeinere Arbeitsteilung zwischen der Linken, die alles aufs Privateigentum schiebt, den Libertären, die alles auf den Staat schieben, und den Konservativen, die lavierend hinterherhecheln. Globalismus ist es wiederum nur, der dabei herauskommt.

Die Rechte muss zu einer Rechts-Linken werden und das bilden, was die Linke eine Querfront nennt. Davor hat die Linke Angst wie der Teufel vorm Weihwasser. Aus gutem Grund.

Umweltthemen, die man der Linken wegnehmen kann, gibt es ebenfalls zuhauf. Man darf sich nicht dabei beirren lassen, gegen die CO2-Hysterie anzugehen. Wieder so ein linkes Pseudo-Thema. Gleichzeitig muss den Schwerpunkt auf die nicht bestreitbaren Probleme legen, Verschmutzung und Artensterben. Ausserdem muss man eine gigantische Initiative fordern, einen Push, damit endlich die Kernfusion realisiert wird. Das ist die einzige Chance, die die Zivilisation langfristig zu ihrem Überleben hat.

Organisatorisch ist das Engagement in Parteien wie der West-AfD einzustellen. Diese Parteien halten ihren nützlicheren Pendants nicht mal den Rücken frei. Programmatisches wie das oben gesagte muss auf dezentralisiertere Weise formuliert und unter die Leute gebracht werden.

Philosophisch muss die Rechte verstehen, was die Leute bewegt. Die Leute wollen gut sein. Die Rechte muss aufhören, sich vorderhand hauptsächlich in Kategorien wie Eigeninteresse und Ethnonationalismus auszudrücken. Das ist auf einer bestimmten Ebene zwar alles richtig, aber es stösst die Leute auch ab, weil das Sich-gut-fühlen darin nicht finden. Die Rechte muss viel deutlicher machen, dass es die freiwillige Zusammenarbeit freiheitlicher Vaterländer ist, und nicht der von oben aufgezwungene Globalismus, wie sich die globalen Probleme für alle lösen lassen.

Imagine

6. Juni 2019 15:32

@Janno …..5. Juni 2019 23:34
„Nicht Technologie wird uns befreien, wir müssen uns von ihr lösen.
Nicht um daraus eine kitschige Öko-Landlust-Ideologie zu konstruieren, sondern als einzig mögliche Emanzipation von den Geldschöpfern.“

So haben „Aussteiger“ bereits vor 50 Jahren argumentiert, sie bildeten dann Landkommunen und entzogen sich so gesellschaftlichen Verpflichtungen.
Aber wenn sie krank wurden, dann wollten sie in Hightech-Medizin-Zentren behandelt werden.

Nicht die Technik ist das Problem, sondern das Wirtschaftssystem.

In den 70-er Jahren warnte ein Medizin-Professor, ein bekannter Infektiologe, vor dem massenhaften Einsatz von Antibiotika in der industriellen Fleischproduktion.

Tonnenweise wurden Antibiotika an gesunde Tiere verfüttert, weil eine Wirkung war, dass die Tiere mehr fraßen. Antibiotika wurden als „Mastbeschleuniger“ eingesetzt.

Der Infektiologe sagte voraus, dass in Zukunft viele Menschen an einfachen Infektionen sterben werden, weil die Erreger resistent geworden sind und Antibiotika unwirksam.

Die Pharmaindustrie machte Milliardenprofite. Die Bauern setzten die Mittel ein und wussten nicht oder wollten nicht wissen, welche Folgen damit verbunden sind.

Man könnte jetzt Tausende dieser Beispiele bringen, wo die Profitmaximierung im Widerspruch zu Allgemeinwohl und zur Volksgesundheit steht und diese schädigt.

Natürlich könnte der Staat die Geldschöpfung übernehmen, aber dann würden die Reichen keinen Profit mehr durch die Vergabe von Krediten an den Staat machen können.

Der Kapitalismus ist keine "Volkswirtschaft", sondern ein Sammersurium aus Betriebswirtschaften, die alle Profitmaximierung betreiben.

Es ist geradezu jämmerlich, wie wenig von ökonomischen Zusammenhängen gerade auf Seiten der rechten Aktivisten verstanden wird. Rechte waren traditionell Parteigänger für die Interessen der Vermögenseigentümer und daher reaktionäre Systemerhalter.

Rote Pille

6. Juni 2019 19:09

@Lotta Vorbeck - 6. Juni 2019 11:29
@Jan - 6. Juni 2019 - 10:03 AM

"Positive Diskriminierung" - unglaubliche linke Forderung

Menschen ohne "Migrantionshintergrund" bei der Besetzung von Posten im "öffentlichen Dienst" gegenüber "Menschen mit Migrationshintergrund" zu diskriminieren, ist für damalige SPÖ Politikerin Gülsüm Namaldi "positiv"

Sachlicher Beleg:
Unverfälschtes Originalzitat Börse Expres blog, 17.12.2010 um 11:15 Uhr, (mittlerweile gelöscht, screenshot vorhanden!):
„Die Wiener SPÖ- Politikerin Gülsüm Namalsi fordert auf ihrer Homepage bemerkenswertes: “Der Unterrepräsentanz von Menschen mit Migrationshintergrund im öffentlichen Dienst sollte mittels positiver Diskriminierung entgegengetreten werden. Es gilt, diesen Schritt erstmals zu unternehmen und dann so lange durchzuführen, bis der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in öffentlichen Institutionen den in der Gesellschaft widerspiegelt. Dadurch soll die Eingliederung von Menschen mit Migrationshintergrund in das Alltagsbild des Wiener Lebens gefördert werden. In Politik, Verwaltung, Medien und der Wirtschaft sollen entsprechend der Vielfalt der WienerInnen Menschen mit Migrationshintergrund zu finden sein, so wie es etwa schon in den Bereichen Kultur und Sport der Fall ist. Ich fordere einen stärkeren Opferschutz für Menschen, die v.a. im Bereich der Arbeitswelt, diskriminiert werden. Ich fordere die Ausweitung der Verjährung auf mehr als sechs Monate. Besonders die Diskriminierung aufgrund religiöser Faktoren muss noch stärker bekämpft werden.”

Aus meiner Sicht ein extrem invasives Auftreten. Ein sachlicher ganz nüchtener Beleg der die Theorie des "Großen Austausches" unterfüttert.

Gülsüm Namaldi, meinbezirk.at, 27.10.2010, 00:10 Uhr:
https://www.meinbezirk.at/innere-stadt/c-politik/bin-die-antithese-zu-strache_a27170

@alle
Hallo an euch alle, ich bin neu hier und freue mich schon auf einen regen Austausch und Erkenntnisgewinn!

Niekisch

6. Juni 2019 19:11

"Die Zerstörung des liberalen Systems (nicht des "Liberalismus", denn eine Ideologie kann man nicht zerstören; man kann sie bloss widerlegen) ist meiner tiefen Überzeugung nach die unabdingbare Voraussetzung für eine Wende. Ich kann es mir allerdings leisten, dies offen zu schreiben.."

@Der_Juergen 6.6. 8:11: Ja, wir sollten und müssen sogar

1. den Liberalismus als Einfallstor für all das uns Zerstörende revolutiv- rückwälzend- auf das Härteste zu bekämpfen beginnen.

2. die seelenverkrümmende Wirkung der induzierten Schuldkomplexe positiv-narrativ zu heilen versuchen.

SiN -online ist für den nötigen Vorbereitungsdiskurs allerdings denkbar ungeeignet. Friedrich der Große meinte, Unterhandlungen ohne Waffen seien wie Noten ohne Instrumente. Genauso sind Diskussionen ohne eine anamnetische Themenauswahl und notfalls unbequemste Begriffsfindung eine Partitur mit leeren Seiten.

Mag dann halt noch lange Zeit das Auditorium zwar ein Orchester vor seinen allmählich ermüdenden Augen haben, die Seelen bewegende Töne werden s o jedoch niemals erklingen und zu Taten bestärken.

Thomas Martini

6. Juni 2019 19:23

@Ratwolf

"Das ist doch wohl eher polemisch, und hat nichts mit den Träumen von einer vergangenen deutschen Volkshomogenität tun."

Lieber Polemik als Rabulistik.

"Da müsste man schon Beispiele nennen. Das Aufgreifen des Nibelungenliedes im 19ten JH hat z.B. nichts mit der Kultur in der Entstehungszeit zu tun.
Und Rituale sind etwas anderes. Es ist wie ein "Gute Nacht" und gibt Sicherheit."

Richard Wagner wäre einer der deutschen Meister, den ich zur Verstärkung meiner Thesen anführen würde. Selbstverständlich schuf dieser Mann Neues. Aber gerade bei ihm war die Verwurzelung in die Vergangenheit ja extrem stark ausgeprägt. Ohne Beethoven z.B. wäre sein Werk ein völlig anderes geworden.

Nach 100 Jahren Demokratisierung stehen wir in Deutschland allerdings an einem Punkt, wo wir Männer wie Beethoven und Wagner nicht einfach so vom Baum schütteln können. Es gibt in der Gegenwart keine deutschen Schöpfer von diesem Format, und das erstreckt sich nicht nur auf die Musik.

Deshalb bleibt uns m. E. nur Guiseppe Verdis Credo: "Lasst uns zum Alten zurückkehren, es wird ein Fortschritt sein"

"Die Musik (welche streng genommen auch eine Flucht ist) ist sicher rückwärts gewandt. Aber die Taten von Les Brigandes sind es nicht. Sie versuchen als Gemeinschaft abseits der beschriebenen Kultur etwas eigenenes Aufzubauen und danach zu leben. In einem nordafrikanisch-islamischen Umfeld wie in Südfrankreich ist das ein plausibler Weg."

Musik ist für mich Transzendenz, dazu hat Arthur Schopenhauer wichtige Dinge geschrieben. Das Hören der Musik sei geeignet, uns das Dasein einer Blume erfahren zu lassen.

Bezüglich Les Brigandes sind wir schließlich einer Meinung. Auf die Frage, ob so ein Ansatz nicht in Deutschland fehlt, meinte Johannes K. Poensgen von der IB mir gegenüber:

"„Les Brigandes“ stammt musikalisch aus dem Chanson und weltanschaulich aus dem katholischen Traditionalismus. Selbst in Frankreich ist das ein Getto, in Deutschland absurd. Ich stehe dieser Gruppe mit großem Befremden gegenüber."

https://coriolan.in/rom/zur-zukunft-der-identitaeren-bewegung/

Lotta Vorbeck

6. Juni 2019 20:29

@Gelddrucker - 6. Juni 2019 - 12:47 PM

"Ich habe voller schlimmer Befürchtungen auf dieses Foto geklickt und dann genau 3 Menschen gezählt, die auf den ersten Blick nichteuropäischen Migrationshintergrund haben. Für Duisburg ein aus unserer Sicht sehr guter Wert."

***********************************************

Nicht nur den Link öffnen - klicken Sie vielleicht mal in das Photo selbst, um es zu vergrößern.
Oberflächlich betrachtet sehen Sie eine seltsame Tantenarmee.
In der Vergrößerung des Bildes können Sie, was die Importqoute unter den um die Frau PP herum gruppierten, künftigen Führungskräfte anbelangt, dann nochmals nachzählen.

... und das Photo entstand, wie gesagt, bereits 2016.

Luzides, über die vor Jahresfrist von einer dort tätigen Lehrkraft öffentlich gemachte, gezielte Unterwanderung der Berliner Landespolizeischule durch den "Elephanten im Raum", fördern wenige Mausklicks auf den Bildschirm Ihres Rechners.

Lotta Vorbeck

6. Juni 2019 21:10

@Rote Pille - 6. Juni 2019 - 07:09 PM

"Positive Diskriminierung" - unglaubliche linke Forderung

...

******************************

Diese zeitgenössische, trojanische Pferd kommt häufig auch im Gewande der "Teilhabe" daher.

Man müsse eben mit der Zeit gehen, man sei ein Spiegel der Gesellschaft, heißt es unisono.

Immer wieder wird ins Feld geführt, man sei auf diese Leute ach soooo dringend angewiesen, da sie nun mal über die entsprechenden Kenntnisse fremder Sprachen und Mentalitäten verfügen würden. Das man sich damit, offiziell nicht existente Parallelgesellschaften ins Haus holt, scheint niemandem aufzufallen.

Auf dem Hongkong International Airport (HKG), auf dem Aeropuerto Internacional Silvio Pettirossi Asunción (ASU), dem Aeropuerto Internacional Jorge Chávez Lima (LIM) oder dem Flughafen Moskau-Scheremetjewo (SVO) bei der Einreise von Sicherheitspersonal mit MiHiGru kontrolliert zu werden, ist aus guten, selbst einem Kinde einleuchtenden Gründen völlig ausgeschlossen.

++++ Brandenburgs Polizei wirbt in Polen um Nachwuchs

Brandenburg muss jährlich 400 Polizisten neu einstellen. Wegen mangelnder Bewerbungen wurde auch in Polen geworben.

https://www.maz-online.de/Brandenburg/Brandenburgs-Polizei-wirbt-in-Polen-um-Nachwuchs

veröffentlicht am 27.01.2019

+++ HESSENSCHAU - Anteil fast verdoppelt

Polizei setzt auf Nachwuchs mit Migrationshintergrund

veröffentlicht am 12.02.2019

https://www.hessenschau.de/gesellschaft/polizei-setzt-auf-nachwuchs-mit-migrationshintergrund,vielfalt-bei-polizei-100.html

+++ DEUTSCHLANDFUNK NOVA

Der Seitenwechsler

Einst war Samuel Meffire Vorzeigepolizist und Sachsens erster schwarzer Gesetzeshüter. Dann wechselt er die Seiten und wird wegen bewaffneten Überfalls zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Heute ist er als Schriftsteller tätig und verarbeitet in den Geschichten auch seine eigene Vergangenheit.

https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/der-seitenwechsler-samuel-meffire

veröffentlicht am 07. September 2014

+++ Sie nannten ihn „Der Sachse“, er schenkte ihnen seine Geschichte

SAMUEL MEFFIRE IM GESPRÄCH :

Es gibt Dinge, da habe ich keine Antwort

Viele Fragen, auf die er nie eine Antwort fand

Um diese Extreme zu verstehen, muss man mit ihm über die Anfänge sprechen, über das Scheitern und das Weitersprinten. Weil Meffire nicht nach Hause gehen will, wird das Erzählen selbst zum Lauf. Er erzählt an verschiedenen Tagen innerhalb von zwei Jahren, in Bonn, in Köln und in Paris; in Coffeeshops, einem Sushi-Restaurant, bei einem chinesischen Imbiss, in einer städtischen Bibliothek, in einer Altstadtkneipe und im Zug.

https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/samuel-meffire-im-gespraech-es-gibt-dinge-da-habe-ich-keine-antwort-12769467-p2.html?printPagedArticle=true#pageIndex_1

AKTUALISIERT AM 15.02.2014

+++ Ausbildung in der Bundesverwaltung

Bundesregierung wirbt um Nachwuchs bei Migranten

https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/bundesregierung-wirbt-um-nachwuchs-bei-migranten-417338?view=renderNewsletterHtml

Laurenz

6. Juni 2019 21:32

@Imagine @Janno ..... als Pinochet in Chile putschte, konnte er das nicht ohne Rückendeckung aus den USA. Denn ohne deren OK drohen Sanktionen etc. Allende verstaatlichte SEL-Chile ohne sich international abzustimmen, das war schon recht naiv. Bei Mossadegh reichte schon die Forderung an die anglo-amerikanischen Ölgesellschaften mehr Profit im Land zu lassen, um ihn abzusägen. Die Nationalsozialisten befanden sich im Disput bezüglich sozialistischer oder kapitalistischer Maßnahmen, und entschieden sich für eine Mischung, sahen keinen Sinn in Enteignungen, besteuerten aber die Reichen Deutschlands höher als sonst üblich. Von daher können Sie auch die Geschichte vor Kennedy bis zum Unabhängigkeitstag der USA weiter zurück verfolgen, denn es fing nicht dort an. Die Vernichtung Deutschlands in 2 Weltkriegen, der spanisch-amerikanische Krieg, der Krieg gegen Mexiko, Kanada, die Indianer etcetc. weißt das Geschäftsmodell Krieg dieses Landes explizit aus. Damit muß man leben, vor allem mit der Primitivität der Protagonisten, welche den Planeten zerstört. Nicht umsonst sind die Harald-Töpfer-Bücher für den Verkauf in den USA in einem einfacheren Englisch gehalten als das Original von Frau Rowling.
Interessant ist doch die Tatsache, daß die Schweizer gegen eine alleinige Geldschöpfung der Schweizer Nationalbank stimmten, warum auch immer. Sie können Sich vorstellen, ich hätte dafür gestimmt. Vermutlich fürchten die meisten Menschen Einbußen, wenn die Reichen dieser Welt nicht mehr reicher werden könnten, und die Konflikte, die daraus entstehen würden, siehe das III. Reich, welches versuchte sich von internationaler Abhängigkeit im Kapitalverkehr zu lösen, und die Schweizer leben zum großen Teil von letzterem. Die Almen der Schweiz verwaisen.
Wenn ich Sie in der Technologie-Frage verstanden habe, teile ich Ihre Haltung. Technologie als Teufelszeug abzulehnen, scheitert schon daran, daß andere sie fördern. Das Scheitern technologisch überlegener Kulturen gegenüber primitiven Kulturen kann man an 2 Händen abzählen. Entscheidend ist hier die Dominanz in einer Gesellschaft. In China dominiert die Politik die Wirtschaft.
Hierzu das nette RT-451-Grad Video zu den Protagonisten unserer grünen Revolution von oben. Ich poste es als nebensächliche Unterstützung zu Ihrem Beitrag. https://youtu.be/Kr9P2WS_1bM

Wie die Vorstellungen unseres hoch geschätzten Niekisch, erachte ich auch Ihre als zu ungeduldig. Grundsätzliche Verschiebungen in unserem planetaren Bewußtsein gehen eben langsamer vonstatten als wir es uns wünschen würden. Donald Trumps Wirtschaftskrieg ist natürlich ein 0-Summen-Spiel, aber greift die weltweite Wirtschaft an, deren strategische Planung dadurch bewußt gestört wird. Falls Donald Trump Zölle gegen Mexiko erheben wird, ist der Lohnvorteil für die Auto-Produzenten in Mexiko nicht mehr so lukrativ, daher ist das auch ein Krieg gegen die "demokratische" Wall-Street. Aber es wird dauern, bis dieser sich auswirkt. Von daher müssen auch unsere Planungen zeitlich viel weiter gefaßt werden.

Gelddrucker

6. Juni 2019 22:07

@Lotta

Ich weiß nicht was sie da sehen. Um die Chefin herum sehe ich fast nur Europäer. Ich sehe auch bei Vergrößerung nur 3, die offensichtlich keine Europäer sind.

Auch die Polizisten Dimitri und Katarzyna machen mir keine Angst. Im Gegenteil, denen traue ich im Zweifelsfall mehr Rigorosität zu als so manchem einheimischen Weichei.

Ratwolf

7. Juni 2019 00:33

Richard Wagner ist für mich kein typisch deutscher Meister. Seine Opern orientieren sich an italienischen Vorbildern. Wagners Opern haben nichts mit Mozart oder dem Fidelio zu tun. Er hat allenfalls den Orchesterapparat und den Lautstärkeumfang erweitert. Mit seiner frühen C-Dur Symphonie ist er gescheitert und hat es dann mit Opern versucht. Er ist auf der Welle des damaligen überzogenen Nationalismus geschwommen, welcher für Europa schädlich werden sollte.

Als Ideal für deutsche Musik würde ich Bach sehen. Es gibt dort grundsätzlich bis auf das Elementarste durchdachte Konzepte, unglaublichen Fleiß, ein breites Spektrum an instrumentalen Fertigkeiten, Bescheidenheit, auch schwere und dunkle Momente, gleichzeitig die Aufgabe einer Familie. Er ist das Vorbild eines Deutschen, der durch sein Denken die Welt bewegt hat. Ansonsten wäre vielleicht noch Schubert zu nennen.

Arthur Schopenhauer lebte vom Geld seines Vaters. Er konnte es sich leisten, in eine bequeme Parallelwelt zu flüchten. Besonders Familiär war er auch nicht.

Les Brigandes:
Die Ausgangsbasis „katholischen Traditionalismus“ ist nicht die Schlechteste. Die Mitglieder sind NICHT katholisch. Ich habe mit ihnen darüber gesprochen. Es gibt derzeit kaum ätzender Kritik am Katholizismus, als von Les Brigandes.

Die Musik stammt vom Roch'n'Roll. Dort hat die Gruppe seine Wurzeln („Ultra Sixties“) Alle Musiker haben bemerkenswerte Fertigkeiten. Der Gitarrist ist absolut brillant an seinem Instrument und die Songs wurden von ihm ausgezeichnet arrangiert. Die Songs von Joël Labruyère sind alle samt konzentrierte Kunstwerke mit aktuellen Bezug. Das Lied ist hier ein sehr effektives Mittel zum schnellen Transport der politischen Botschaft.

Man muss die Sprache verstehen und sich damit beschäftigen. Ich sehe nichts vergleichbares in Deutschland. Die Organisationsform ist typisch Gallisch/Französisch. Aber es wäre schon etwas tröstlich, wenn es in Deutschland wenigstens Musiker mit solchen Fähigkeiten im rechtskonservativen Milieu gäbe.

Gustav Grambauer

7. Juni 2019 07:28

Gestern schrieb Noch ein Hesse unter dem Beitrag zum Staatspolitischen Kongreß:

"Vor allen metapolitischen Fragestellungen scheint mir ein Bewusstsein dafür wichtig, dass wir es vor allem mit einem Kampf auf seelisch-geistiger Ebene zu tun haben; außer bei Caroline Sommerfeld scheint es dafür 'rechts' noch kein ausgeprägtes Bewusstsein zu geben."

Neudeutsch gesagt "bin ich da bei Frau Sommerfeld und ihm", auch wenn ich gerade Schnellroda davon ausnehme, und ich lege hierzu auch meine Fundierung offen. Der FKT geht von sechs Prioritätsebenen aus:

1. (höchste:) konzeptuell-methodologische (definitorische) Priorität

2. egregorial-matrisch-algorithmische Priorität, insbesondere bei der Steuerung (!) von Geschichtsverläufen (wir würden sagen: metapolitische, die Linken würden sagen: gramscianische Priorität)

3. ideologische Priorität (insbesondere bei der Deutung (!) der Geschichtsverläufe)

4. ökonomische Priorität (Steuerung der "Ströme" - von "Migranten", Geld, Erdöl usw.)

5. genetische Priorität (Rauschgift, Alkohol, Verfettung, Trinkwasserverseuchung, Chemtrails, Impfcocktails usw.)

6. (niedrigste:) militärisch-geheimdienstlich-operative Priorität.

(Je niedriger die Prioritätsebene, desto härter läuft sie gegen die Uhr. Die erste ist kaum oder gar nicht an die Zeit gebunden.)

Die Deutschen haben ab 1871 verabsäumt, die ersten beiden Prioritätsebenen überhaupt zur Geltung zu bringen.

("So war das Reich in den Weltzusammenhang hineingestellt ohne wesenhafte, seinen Bestand rechtfertigende Zielsetzung. Der Verlauf der Kriegskatastrophe hat dieses in trauriger Weise geoffenbart. Bis zum Ausbruche derselben hatte die außerdeutsche Welt in dem Verhalten des Reiches nichts sehen können, was ihr die Meinung hätte erwecken können: die Verwalter dieses Reiches erfüllen eine weltgeschichtliche Sendung, die nicht hinweggefegt werden darf." - Steiner, https://www.dreigliederung.de/essays/1919-02-02-rudolf-steiner-an-das-deutsche-volk-und-an-die-kulturwelt)

Jetzt ist es verka... Ein circulus vitiuosus: zumal die Deutschen damit (!) auch geistig in der Falle sitzen, bleibt ihnen gar nichts mehr übrig, als sich noch auf der sechsten Ebene abzustrampeln, und auch dort werden sie zwangsläufig alsbald paralysiert, wenn sie nicht den Ausbruch wagen und endlich beginnen, konzeptuell zu agieren.

Grundsätzlich ist Schnellroda genau da dran, tut das, was in der Hinsicht getan werden muß. Manche haben es noch ganz nicht verstanden, wie z. B. der Kommentator, der gestern die Polemik

"Man kann auch alles sein lassen, sich in die Gnosis zurückziehen und darin sein Rest-Leben in halber Würde zubringen"

anbrachte. Vor allem stehen dem diejenigen entgegen, die sich in die sechste Prioritätsebene als angeblich einzig-gültige hineinverbissen haben:

https://sezession.de/58560/fiume-kommt-wieder

Nie vergessen: Karl Marx hatte sich mit der "Restauration" in die Bibliothek des Britischen Museums zurückgezogen, der "Output" hatte eine Wirkungsmacht, die noch in tausend Jahren andere zur Adjustierung mit ihr zwingen wird.

- G. G.

Der_Juergen

7. Juni 2019 09:01

@RMH an meine Adresse:

"Ich finde es jetzt nicht so fein, dass Sie betonen, es sich erlauben können, den Liberalismus auf die Hörner zu nehmen. Damit unterstellen sie mehr oder weniger Herrn Sellner, er würde aus Opportunismus die erwähnte These formulieren und nicht aus Überzeugung."

Ich nehme Ihnen diese Kritik nicht übel und benutze sie als Anlass zu einer allgemeinen Betrachtung.

"Ungeschoren kommt keiner davon", denkt sich der Kommandant Lucius de Geer in Jüngers "Heliopolis", als er bei dem ihm verhassten Landvogt antanzen muss, um ihm das Beileid des Fürsten anlässlich der Ermordung des gefürchteten Chefs der Geheimpolizei, Messer Grande, zu bekunden. Dies gilt auch für Sellner und die Identitären und überhaupt für jede oppositionelle Bewegung oder Partei.

Wäre ich Sellner, wäre ich nicht so dumm, offen für die Abschaffung des "demokratischen" Systems einzutreten. Ich unterstelle Sellner hiermit keineswegs, dass er Antidemokrat ist, sondern halte lediglich fest, dass er, sollte er es sein, dies nicht sagen könnte, ohne die von ihm unter grossen Opfern aufgebaute Bewegung zu zerstören.

Sellner hat auf diesem Blog wohl kaum einen grösseren Bewunderer als mich. Ich finde in seinen Texten ab und zu Dinge, die er besser nicht gesagt hätte, nehme aber davon Abstand, ihm dies von sicheren Port aus anzukreiden, zumal diese Fehler neben seinen gewaltigen Verdiensten verblassen.

Die korrekte Haltung scheint mir, zu Dingen, über die man (noch) nicht offen debattieren kann, zu schweigen. Das opportunistische Nachplappern von Lügen ist hingegen verwerflich, besonders wenn es sich um Schicksalsfragen des deutschen Volkes handelt. Die Hausherren sowie die Autoren dieses Blogs befolgen eben diese Linie, während z. B. Gauland und viele andere AFD-Leute sich dadurch entehren, dass sie aus Feigheit Dinge sagen, von denen sie angesichts ihrer Intelligenz und Informiertheit wissen MÜSSEN, dass sie nicht stimmen.

Gotlandfahrer

7. Juni 2019 11:16

@Imagine:

„Nicht die Technik ist das Problem, sondern das Wirtschaftssystem. ... Der Kapitalismus ist keine "Volkswirtschaft", sondern ein Sammersurium aus Betriebswirtschaften, die alle Profitmaximierung betreiben. ... Tonnenweise wurden Antibiotika an gesunde Tiere verfüttert, weil eine Wirkung war, dass die Tiere mehr fraßen. Antibiotika wurden als „Mastbeschleuniger“ eingesetzt. ...Der Infektiologe sagte voraus, dass in Zukunft viele Menschen an einfachen Infektionen sterben werden, weil die Erreger resistent geworden sind und Antibiotika unwirksam. ... Es ist geradezu jämmerlich, wie wenig von ökonomischen Zusammenhängen gerade auf Seiten der rechten Aktivisten verstanden wird.“

Unter Umständen ist ja der „Kapitalismus“ gar kein Ismus, also ein Glaubenssystem, sondern zu trennen einerseits in das, was vor institutionellen Regelungen dem menschlichen Dasein entspricht (zweckorientiertes Handeln zur Befriedigung eigener Bedürfnisse im Austausch mit anderen), mithin in der Basis einfach „Natur“. Und andererseits in etwas, was wir im Zuge moderner industrieller Arbeitsteilung, Finanzierung und Reglementierung als „kapitalistisches System“ wahrnehmen.

Dieses System kann nach unterschiedlichen Glaubensregelungen ausgestaltet sein, insofern trifft es zu, zumindest diesen Teil des Phänomens als Ismus zu bezeichnen.

Jedoch entnehme ich auch Ihrer Argumentation, das diese Unterscheidung meist nicht gemacht wird, denn Sie führen das Antibiotikabeispiel an, um den Nachweis zu führen, der „Kapitalismus“ schüfe die Anreize für individuelle „Profitmaximierung“ auch bei Verursachung externer Schäden. Und ohnehin sei alles so eingerichtet, dass er mächtigen Eliten diene und den machtlosen Menschen in ein würdeloses Sein stieße.

Dies ist aufgrund empirischer Belege, wie z.B. des sozialistischen Bonzentums oder der afghanischen Scharia-Wirtschaft zumindest keine exklusive Eigenschaft des „Kapitalismus“.

Womit sich die Frage stellt, ob das Antibiotikabeispiel den institutionellen Arrangements des „Kapitalismus“ geschuldet ist oder eher der Natur des Menschen und den bislang unvollständig ersonnenen Mechanismen zur Internalisierung externer Kosten.

Wenn es den Arrangements des Kapitalismus geschuldet ist, also der Hochfinanz und globalen Manager-Tricksereien, wäre (es nicht nur erstmal plausibel nachzuweisen, sondern auch) zu klären, ob dem nicht andere wohlfahrtsstiftende Effekte gegenüberstehen, die bislang nur durch genau dieses Arrangement möglich waren. Anders: Fehlsteuerung mit fatalen Folgen gab es bislang in allen Wirtschaftsordnungen, aber keine Wirtschaftsordnung hat bislang wie diese 8 Milliarden Menschenleben gedeihen lassen und für einen zunehmenden Wohlstand selbst der Ärmsten gesorgt.

Ich bin aus anderen Gründen kein Freund der globalistischen Eliten und sehe natürlich den Konzentrationsprozess kritisch. Die Konzentration von Kapital und Macht ist aber eher ein Ergebnis der "friedlichen" Fortführbarkeit eines Nutzengewinns in Periode 1 in eine Periode 2, also ein Wachstumsphänomen. Dafür braucht es Lösungen, die aber nicht darin bestehen sollten - wie in der Vergangenheit - diesen Prozess gewaltsam zurück auf ein niedrigeres Niveau zu werfen (Krieg) oder aber den grundsätzlich nutzenstiftenden Kooperationsrahmen zu verwerfen (Enteignung, Verstaatlichung).

Die Behauptung, der „Kapitalismus“ sei per se ein Fehlanreizsystem halte ich für einen Ausdruck – pardon – geistiger Armut. Jedenfalls solange kein konkreter Vorschlag gemacht wird, wie man Fehlsteuerung vermeiden UND Wohlstand erzeugen will. Dem Sozialismus ist jedenfalls weder das eine, noch das andere gelungen. Auf Ihren Vorschlag, der dem "jämmerlichen Verständnis rechter Aktivisten" ja offenbar weit voraus ist, bin ich daher gespannt.

starhemberg

7. Juni 2019 15:34

Hervorragende Texte, nicht weniger hervorragende Beiträge vieler Foristen. Und doch möchte ich noch einen weiteren Gesichtspunkt beisteuern:

In meinen Augen gibt es keine "Rechte" in jenem umfassenden Sinne, in dem es eine "Linke" gibt.
Denn egal welcher Färbung des linken Lagers man angehört, alle sind "antikapitalistisch" und "antifaschistisch", von Blutrot über Dunkelrot zu Hellrot und hässlichem Grün. Sind nun aber die "Rechten", bei allen sonstigen politischen Nuancen, geschlossen "prokapitalistisch" und "antisozialistisch"?

Mitnichten!

Antikapitalismus und Sympathien für den Sozialismus ("für den kleinen Mann") sind auch auf der "rechten Seite" durchaus vorhanden, und werden hier von z.B. Kaiser auch regelmäßig propagiert. Daher gibt es meines Erachtens "Die Rechte" nicht, bzw. wird es in absehbarer Zeit zwischen dem nationalliberalen und dem völkisch-sozialistischen Lager zu Problemen kommen (müssen). Der Osten tendiert dabei, trotz seiner historischen Erfahrungen, erstaunlicherweise Richtung Sozialismus, im Westen ist die Lage (zumindest für mich) momentan noch unklar.

Und damit stellt sich für mich ein einfaches Problem:

Wen soll ich wählen, wenn ich ein "Rechter" bin, und daher Sozialismus in Bausch und Bogen ablehne?

Die AfD ist dann für mich nicht wählbar.

Wen soll ich wählen, wenn ich ein "Rechter" bin, und daher den Kapitalismus in Bausch und Bogen ablehne?

Die AfD ist dann für mich nicht wählbar.

Und sonst gibt es aber keine "rechte" Partei.
Also bleibe ich der Wahl fern, wähle eine Splitterpartei oder ungültig.

Unsere Gegner hingegen können beliebig zwischen Linke, SPD und Grüne herumhüpfen.
Es eint sie immer dieselbe Klammer.

Diese Klammer haben wir (noch) nicht.
Diese Klammer gilt es zu finden, auszuarbeiten und dann populistisch und massentauglich unters Volk zu bringen. Gegen den "Großen Austausch" zu sein, reicht dafür nicht.

Die Gegenseite behauptet gerade, "das Klima retten zu wollen". Schon fallen die Ersten im rechten Lager um, und biedern sich dieser berechnenden und profitgesteuerten Irrlehre an. Anstatt massiv mit Fakten, aber auch mit Witz und Ironie, dagegen zu halten. Dies ist geradezu symbolhaft für die mangelnde Strategie des "rechten" Lagers. Alle Linken machen bei der Klimahysterie begeistert mit, daraus ergibt sich der zwingende Schluss, dem etwas entgegen stellen zu müssen. Fakten zum Beispiel. Die "Rechten" sind hier bisher, ohne Not, vollkommen in der Defensive.

Wir müssen endlich eine echte Alternative werden. Denn eine demokratische Mehrheit für "rechts" wird es sowieso nicht geben. Daher sind Kompromisse abzulehnen. Man lerne hier von Lenin.

Und daher sollte man sich jetzt auf die Grünen konzentrieren. Und ihre Lügen jeden Tag pausenlos angreifen. Wenn alle politischen Bewerber Richtung Grün gehen, und genau das wird in nächster Zeit passieren, dann müssen wir dagegen halten.

Falls die Menschen dann in zwei oder drei Jahren sagen würden, wenn du den grünen Wahn stoppen möchtest, kannst du nur noch rechts wählen, dann wäre ein strategisches Ziel erreicht: eine gemeinsame Klammer - die Partei die sich nicht an Hypes und Trends klammert, sondern an (verifizierbare) Fakten und Zahlen.

Und schon hätten wir eine ganze neue und moderne Definition von "Rechts".

"Rechts" ist, wer realistisch denkt und danach handelt.
"Links" ist, wer utopisch denkt und danach handelt.

Rechts ist also Vernunft, Links Unvernunft.

Und darum geht es ja am Ende. Wir sind die Guten.

Laurenz

7. Juni 2019 16:55

@Kapitalismus-Definiteure ....... Imagine nutzt den von Marx definierten Kapiatlismus-Begriff, weil dieser sich in der Debatte durchsetzte. Daß Marx, wie meistens, log, interessiert nur noch bedingt. In der Debatte meint eine Mehrheit damit Wettbewerb. Kapitalismus ist, global betrachtet, eigentlich ein Oligarchismus, der Wettbewerb ausschließt und in der ewigen Tendenz sich im Liberalismus dem Totalitarismus nähert. Wirtschaftsmacht erreicht eben in sich nie totale politische Macht. Um Ihnen ein kleines Beispiel zu geben, poste ich das Unternehmen des frühen deutschen Elon Musk, Lutz Kayser (+2017) und seine Firma OTRAG. Es waren russische und us amerikanische Interessen, die OTRAG im Endeffekt scheitern ließen. https://de.wikipedia.org/wiki/OTRAG
Das bedeutet die Terms of Trade basieren letztendlich auf militärischer Macht, der der Staat Zaire sich beugen mußte. Von daher könnten wir mal hier das "Haare spalten" sein lassen, denn jeder hier hat verstanden, was Imagine beschreiben wollte. Und das BWL-1.Semester- Blabla von irgendwelchen Märkten können wir uns auch ersparen. Die Kultur entscheidet auch im Oligarchismus. Die erfolgreichste Religion aller Zeiten ist die Bilanzierung nach IAS, welche die Unternehmskulturen weltweit amerikanisiert hat. Das ist wesentlich elementarer als über -ismen- zu philosophieren, reiner Bullshit.

@starhemberg ... Ihr Thema ist hier mehr oder weniger jedem bekannt. Hinzu kommen hier noch die Christlich-Rechten, was im oppositionellen Pendant Völkisch-Linke bedeuten würde. Spaltung in der sozialen Frage ist im jetzigen Status absurd. Hier geht es um die ganze Wurst. Darüber kann sich die Rechte Gedanken machen, wenn sie an der Macht ist. Und jeder Rechts-Liberale kann sich selbst darüber Gedanken machen, ob er sich um 2% Wähler mit der FDP kloppen oder an die Macht will.....

Niekisch

7. Juni 2019 17:57

"Wie die Vorstellungen unseres hoch geschätzten Niekisch, erachte ich auch Ihre als zu ungeduldig. Grundsätzliche Verschiebungen in unserem planetaren Bewußtsein gehen eben langsamer vonstatten als wir es uns wünschen würden."

@ Laurenz 6.6. 21:32: Ebenfalls hochgeschätzter Mitforist, im jetzigen Wassermannzeitalter ist mit Rückwälzung zum Positiven zu rechnen, was - da stimme ich zu- dauern kann, da die Lavaschicht des liberalistisch-materialistischen Zeitalters dick ist und schwer auf uns lastet. Trotzdem besteht schon in diesem Augenblick das zwingende Erfordernis i.S. von zumindest @ Thomas Martini, Der_Juergen, Valjean 72, Tamburin, Imagine, Gustav Gramauer (sogar mit Schema) und Starhemberg, einen die Lager übergreifenden Zielkatalog kurz und verständlich in einer kleinen Arbeitsgruppe aufzustellen.

Adler und Drache

8. Juni 2019 06:13

starhemberg:

"Antikapitalismus und Sympathien für den Sozialismus ("für den kleinen Mann") sind auch auf der "rechten Seite" durchaus vorhanden, und werden hier von z.B. Kaiser auch regelmäßig propagiert."

Auch von Herrn Stein. Habe letztens einen Text auf FB von ihm gelesen, der mir doch einige Bauchschmerzen bereitete. Es ging um die "Grenzen des Wachstums", die "Überbevölkerung", und über den "Sozialismus" sollte auch endlich mal wieder geredet werden. Die rotgrüne Droge ...

"Der Osten tendiert dabei, trotz seiner historischen Erfahrungen, erstaunlicherweise Richtung Sozialismus ..."

Seltsam, nicht wahr? Wie kommt das? Vielleicht ist es doch dadurch zu erklären, dass wir keine jahrzehntelange Erfahrung mit de Kapitalismus haben, ihn vielleicht immer noch ein wenig bedrohlich empfinden.
Aber die Deutschen sind ohnehin ein durch und durch sozialdemokratisiertes Volk, ein Volk von Neidern und Gleichmachern.
Markt und Marktwirtschaft sind das Gewachsene, dem der Vorzug vor utopistischen Neuschöpfungen wie dem Sozialismus zu geben ist.

Imagine

8. Juni 2019 11:27

Theodor W. Adorno schrieb 1966: „Die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung. Sie geht so sehr jeglicher anderen voran, dass ich weder glaube, sie begründen zu müssen noch zu sollen.“

Auch wenn man diesem Satz spontan zustimmen möchte, so ist die daraus sprechende Denkungsweise bis auf den heutigen Tag verhängnisvoll für Deutschland. Zudem widerspricht er der Rationalität.

Massentötungen unschuldiger Menschen mit industriellen Mitteln kennzeichnen die Geschichte des 20. Jahrhunderts: Massenmord an der Zivilbevölkerung mit Bombenterror; durch Einsatz chemischer Kampfstoffe, wie in Vietnam; mit denen Millionen Menschen, durch geplanten, millionenfachen Tod mittels Nahrungsverweigerung wie in in Leningrad (https://www.heise.de/tp/features/Hitler-In-die-russischen-Staedte-gehen-wir-nicht-hinein-sie-muessen-vollstaendig-ersterben-4288622.html).

Massenmord aus rassistischen (tribalistischen), religiösen oder ökonomischen Gründen gab es in der Menschheitsgeschichte schon immer.

Zwei Nationen nehmen hier in der Menschheitsgeschichte eine Sonderstellung ein, die nordamerikanische und die deutsche.

Der entscheidende Unterschied zwischen den USA und Deutschland besteht darin, dass die extreme und barbarische Zeit der Massentötungen von unschuldigen Menschen bei den Deutschen während einer Zeit des totalen Krieges Phase stattfand, während sie in Nordamerika beginnt mit der systematischen Ausrottung der indigenen Bevölkerung und bis zum heutigen Tag andauert. Sie zieht sich wie ein roter Faden durch die US-amerikanische Geschichte.
So wurden Atombomben aus experimentell-wissenschaftlichen Gründen auf die Zivilbevölkerungen von Hiroshima und Nagasaki abgeworfen, Millionen Vietnamesen mit Chemiewaffen getötet und Millionen Zivilisten in den illegalen Kriege gegen Irak, Libyen, Syrien etc.

„In einem Fernsehinterview 1996 antwortete Albright auf die Frage, ob das US-amerikanische Embargo gegen den Irak, das eine halbe Million irakischer Kinder das Leben gekostet hat, diesen Preis wert gewesen sei, mit: „Es ist diesen Preis wert.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Madeleine_Albright

In Deutschland war der Massenmord an Juden mit industrieller Logistik und Tötungsfabriken die Tat von einem relativ kleinen Kreis von Mördern aus rassistischen Motiven, der weit weniger als 1 Promille der deutschen Bevölkerung ausmacht. Nur diese Täter haben die Schuld aus diesem Verbrechen auf sich geladen.

Über 90% der deutschen Bevölkerung wussten nichts davon und die ganz überwiegende Mehrheit des deutschen Volkes hätte dies auch nicht gebilligt.

Die Kollektivschuld-These, nach der dem ganzen deutschen Volk eine Schuld an der Judenvernichtung zugeschrieben wurde, stieß daher in den beiden ersten Nachkriegsjahrzehnten auf eine breite Ablehnung.

Es waren die 68-er, die aufzeigten, welche Kräfte Hitler und die Nazis an die Macht genbracht hatten, um deren Zielsetzung eines Raub- und Versklavungskriegs gegen Osten umzusetzen. Es war eine Konstellation aus reaktionärem Adel, Finanzkapital und nicht mehr im Weltmarkt wettbewerbsfähigen Großindustriellen. Ich nenne nur das Stichwort „Harzburger Front“. Genaueres – insbesondere über die Akteure und die Hintergründe erfährt man im Buch vom Alfred Sohn-Rethel: „Alfred Sohn-Rethel - Ökonomie und Klassenstruktur des deutschen Faschismus“. Das ist m.E. die beste Analyse. Kann man downloaden.

Besonders schlimm für Deutschland war Brandts Kniefall in Warschau 1970. Denn persönlich hatte Brandt genauso wenig wie die Sozialdemokratie Schuld auf sich geladen. Wenn Leute wie Kiesinger, Strauss, Filbinger etc. niedergekniet hätten als Anerkennung persönlicher Schuld, wäre es angemessen werden.

Aber ein deutscher, sozialdemokratischer Kanzler, der emigriert war und in norwegischer Uniform nach Deutschland zurückgekehrt war? Was bedeutete dies? War das nicht eine Handlung, welche die Anerkennung der falschen(!) Kollektivschuld-These symbolisierte?

Für mich und meine Eltern und Großeltern ist Brandt jedenfalls nicht niedergekniet, denn das waren niemals Nazis. Im Gegenteil, sie verabscheuten Hitler und die Nazis.

Brandt symbolisiert den opportunistischen Deutschen, der bereit ist, alles zu verraten, um Karriere zu machen. Er war ein Parvenü. Seinen Aufstieg verdankte er, dass er sich immer flexibel dem Zeitgeist angepasste und die Seiten wechselte. Nie war er wirklich im Widerstand, nie hat er wirklich gekämpft. Die norwegische Uniform war nur Blendwerk, denn er war niemals kämpfender Soldat.

Brandt sprach immer von den „amerikanischen Freunden“. In seiner Berliner Zeit gehörte er zu den Parteirechten. Um an die Macht zu kommen, spielte er den Linken und propagierte er "mehr Demokratie wagen" und einen „demokratischen Sozialismus“. Später bekämpfte er die Linken mit Berufsverboten und Parteiausschlüssen.

Die Geschichte der Deutschen ist auch eine Geschichte der Konvertiten. Bis zum Kriegsende und der Besatzungszeit waren viele Deutsche stramme Nazis und anschließend biederten sie bei den Besatzern an und offerierten denen ihre Töchter.

Bis zur Wende waren 90% der Ossis rot und wenig Zeit danach 90% schwarz.

Fischer war ein linksextremistischer politischer Gewalttäter, dann wurde er grün und sang Loblieder auf die Marktwirtschaft. Später hat er einen völkerrechts- und verfassungswidrigen illegalen Angriffskrieg gegen Jugoslawien mit „nie wieder Krieg, nie wieder Auschwitz, nie wieder Völkermord, nie wieder Faschismus“ begründet.
https://www.mittelbayerische.de/politik-nachrichten/joschka-fischer-der-gruene-krieger-21771-art1635757.html

Heute ist er - der flexible Parvenü - Lobyist für US-Politik und Kapitalinteressen.

Zum Schluss komme ich noch einmal zurück zur eingangs zitierten Aussage von Adorno. Sie ist fatal, weil sie einen falschen Kausalzusammenhang postuliert und die soziale Realität verdreht und verschleiert. Denn es gibt keinen Kausalzusammenhang zwischen der Erziehung der Deutschen und Auschwitz. Und man kann Auschwitz auch nicht durch Erziehung verhindern.

Erster und Zweiter Weltkrieg hatten nicht als Ursache eine falsche Erziehung, sondern waren Ausdruck imperialistischer Konkurrenzkämpfe um Weltmacht und Weltmärkte. Ursache war das kapitalistische System, was zur Überproduktion führt. Daher muss sich der Kapitalismus immer mehr ausweiten, ggf. mit Krieg. Es kann im Kapitalismus kein Nullwachstum geben, weil er wie ein Ponzi-Schema funktioniert und funktionieren muss. Ansonsten würde das System kollabieren. Deshalb ist der Kapitalismus so aggressiv, auch gegen die eigene Arbeitsbevölkerung.

Mit Erziehung ist da nichts auszurichten. Selbstverständlich wusste dies Adorno als Soziologe und Kapitalismustheoretiker. Mit „Erziehung" meinte er kapitalismuskritische Theorievermittlung. Die hat er ja auch selbst geleistet.

Die Deutschen sitzen in der Kollektivschuld-Falle. Die Rechten würden die Deutschen daraus gern befreien, sind dazu jedoch aufgrund theoretischer Inkompetenz nicht in der Lage. Denn dazu müssten sie die Marxsche Kapitalismuskritik und die Imperialismus-Theorie von Rosa Luxemburg studieren und als wirksame Waffe gegen herrschende Deutungsmuster und Narrative einsetzen. Aber um eine wirksame Kapitalismus- und Imperialismus zu leisten, dazu sind sie zu konservativ, systemkonform, reaktionär und vielfach nicht intelligent und gebildet genug.

So kann man sich nicht einen Strache als Kapitalismus- und Imperialismus-Kritiker vorstellen. Intellektuell sind solche Rechten Witzfiguren.

Aber „Wasch mich, aber mach mich nicht nass!“ funktioniert nicht. Ohne intelligente Theorie und listige Strategien werden die Deutschen ewige Verlierer bleiben.

Imagine

8. Juni 2019 13:59

Noch ergänzend:

In Deutschland dominieren nach wie vor völlig wissenschaftsferne Vorstellungen über die Ursachen und Motive menschlichen Verhaltens, und zwar in zwei völlig gegensätzlichen und sich widersprechenden Varianten.

Die einen erklären Verhalten aus biologischer Beschaffenheit.

Das Narrativ der Rechten dazu ist: Die Gesellschaft und das Wirtschaftssystem seien so, weil diese der Natur des Menschen entsprächen. Der Mensch sei nun mal so (homo homine lupus). Und deshalb hätten sich die Gesellschaft und das Wirtschaftssystem evolutionär so entwickelt, wie sie gegenwärtig sind. Der Mensch sei von seiner Natur eben so beschaffen. Und deshalb gibt es auch keine bessere Alternative.
Deshalb sei jede Vorstellung von Weltverbesserung oder einem anderen System realitätsfern und würde nur zu Diktatur und sogar Staatsterrorismus führen. Beispiele seien der Stalinismus, Maoismus, das Pol-Pot-Regime etc.

Es gibt es auch ein ähnliches Narrativ auf Seiten der Linken: Der Deutsche sei ein ewiger Nazi. Das resultiere aus seinem Deutschsein. Das sei seine Natur. Woher diese „Natur“ kommt, wird nicht analysiert.
Weil des Deutschen Natur so sei, müsse man anti-deutsch eingestellt sein.

Dazu ein überliefertes Zitat von Elsässer aus seiner Zeit als Mitglied des Kommunistischen Bundes (KB Nord):
„Linke Utopie könne [] nur in der Zerstörung des deutschen Staates und seiner Ersetzung durch einen Vielvölkerstaat sowie der Auflösung des deutschen Volkes in eine multikulturelle Gesellschaft liegen. Ohne einen Erfolg in diesem Kampf sei Sozialismus nicht möglich, eher werde ein "neuer Nationalsozialismus" herauskommen.“

Aus wissenschaftlicher Sicht sind beide Positionen Blödsinn. Die biologistische Auffassung ist längst durch die Kulturanthropologie widerlegt. Der Mensch ist entwicklungsoffen, seine jeweilige Natur entwickelt er im Sozialisationsprozess, d.h. durch Anpassung ans vorgefundene Gesellschaftssystem.

Die anti-deutsche Position ist völlig a-historisch und weltfremd. Tatsächlich sind Deutsche im Ausland durch ihre hohe Anpassungs- und Integrationsbereitschaft bekannt.

Die zweite Vorstellung über die Ursachen und Motive menschlichen Verhalten erklärt Verhalten aus Erziehung.

Das Narrativ auf Seiten der Rechten meint, dass man die Kinder zu Patriotismus und Vaterlandliebe erziehen soll, damit sie gute Deutsche werden.

Tatsächlich ist es jedoch so, dass Menschen das, was sie lieben und wo sie sich wohl fühlen, von sich aus pflegen und verteidigen. Dazu muss man sie nicht erziehen.

Das linke Narrativ meint, dass man die Kinder zu guten Menschen erziehen muss. Typisch dafür waren und sind die bürgerlichen Tugenden.

Ich kenne eine Vielzahl von Menschen, die gute und engagierte Medizinstudenten und Krankenhausärzte waren, die aber dann in eigener Praxis eine schlechte Medizin machten, nämlich jene, die ihnen am meisten Geld einbringt.

Das Gleiche könnte ich bei einer Vielzahl von Berufen aufzählen, nämlich die Persönlichkeits- und Verhaltensveränderungen nach Gymnasium und Studium, so bei Politikern, Journalisten, Manager, Rechtsanwälten, Polizisten, Lehrern, Ingenieuren, Architekten usw. usf. Dann wird nicht mehr nach wissenschaftlichen und ethischen Standards gehandelt, sondern nach persönlichem Vorteil hinsichtlich Einkommen, Status etc., also nach den Erfolgskriterien im jeweiligen System (Selbstoptimierung).

Das Erziehungsnarrativ ist daher wissenschafts- und realitätsfremd. Aber es ist dennoch sehr stark bei Linken wie Rechten verbreitet.

Dabei ist es doch so simpel. Der Mensch ist entwicklungsoffen und er ist ein Selbstoptimierer. Er macht das, wo es ihm gut geht und er sich wohl fühlt. Man muss daher das sozial erwünschte Verhalten belohnen.

Im Kapitalismus ist es jedoch umgekehrt. Da werden rücksichts- und skupellose Egoisten und Betrüger, z.B. Bankster, belohnt und die sozialen Berufe schlecht bezahlt. Der ehrliche und der prosoziale Mensch hingegen ist „der Dumme“.

Dem Biologismus der Rechten und dem Erziehungsidealismus der Linken ist argumentativ nicht beizukommen. Dieser Blödsinn ist resistent gegen wissenschaftliche Erkenntnisse und Fakten. Jedenfalls bei den wissenschafts- und bildungsfernen Normalos, einschließlich der heutigen akademisch Verbildeten.

In der Wissenschaft hat man sowohl die biologistische wie auch die erziehungsidealistische Position längst überwunden. Aber es gibt opportunistische und korrupte Wissenschaftler, die diesen Blödsinn weiterhin propagieren.

starhemberg

8. Juni 2019 16:01

Bester Laurenz, wir kommen nur voraussichtlich demokratisch niemals "an die Macht", das war ja die Schlussfolgerung meiner Gedanken....

starhemberg

8. Juni 2019 16:03

Bester Adler und Drache, volle Zustimmung meinerseits.

Franz Bettinger

8. Juni 2019 23:40

Kapitalismus bedeutet Privateigentum und freier Wettbewerb. Der Super-Kapitalismus, der auch als in wenigen Händen konzentrierter Finanz-Kapitalismus bezeichnet werden kann, ist nicht nur grundverschieden vom Kapitalismus, sondern dessen Antithese. Er nimmt früher oder später eine ausgeprägt antikapitalistische Natur an. Es ist nämlich nicht möglich, Besitz und Kontrolle über Eigentum und Ressourcen zu konzentrieren, ohne die Zahl der Eigentümer zu verringern. Deshalb darf es keine Konzentration von Besitz und Kontrolle geben, da dies den freien Wettbewerb behindert oder gar abwürgt. Tut es aber.

Was wir weltweit gerade erleben, ist die fortschreitende Degenerierung des "natürlichen", Menschen-gemäßen Kapitalismus zu einer Form des Super-Kapitalismus oder Anti-Kapitalismus, der, je weniger er dem ursprünglichen Kapitalismus entspricht, dem Kommunismus ähnelt. Der Grund, weshalb der globale (Anti-) Super-Kapitalismus in ständiger Furcht vor dem Nationalismus lebt, ist dieser: In jedem Staat ist die Grundfrage nämlich die, ob es eine der Wirtschaft übergeordnete Autorität geben soll. Wer soll das Sagen haben, die Politik oder die Wirtschaft? Der Nationalismus - ungeachtet der Vorurteile, die er geerbt hat - spiegelt den Instinkt und den Willen der Bevölkerung wider und huldigt dem Grundsatz, dass die Politik Vorrang hat, während die Wirtschaft der Politik untergeordnet sein muss.

Super-kapitalistische Regime - wie das amerikanische, chinesische und die EU - mögen wohl unterschiedliche Interessen haben und sich oberflächlich besehen in den Haaren liegen, doch das verblasst neben dem, was sie gemeinsam haben: Sie sind unerbittliche Widersacher des Nationalismus. Daher sind der Super-Kapitalismus wie auch der Kommunismus ihrem Wesen nach Todfeinde aller natürlichen Systeme (wie Staaten, Völker, Nationen), die ihrem Wesen nach evolutionär sind. Da der Nationalismus mit dem kulturellen Erbe eines Volkes verbunden ist, ergibt sich für die Super-Kapitalisten, dass ihre Attacken auf die kulturelle Unterwanderung und Zerstörung des Nationalen oder Völkischen, also des Gemeinsamen zielen müssen.

Die strikte Unterscheidung rechts / links ist strategisch gefährlich. Die wirklichen Machthaber dieser Welt bauen darauf, dass sich Rechte und Linke gegenseitig in Schach halten. Das gibt ihnen freie Hand für ihre zerstörerische Politik, weil sie vom Gros des Volkes und der Völker nicht als der Feind wahrgeommen werden. Mit Fortschreiten des Großen Austauschs ist der Islam nun als scheinbarer (?) Akteur auf den Plan getreten, der sich hervorragend eignet, von der Frage abzulenken, wer die Nationen tatsächlich auflösen will. Angebracht wäre eine Querfront-Strategie, die sich gegen die Auflösungs-Politik des Tiefen Staates richtet. Davon sind wir weit entfernt. Anstatt gemeinsamen Aktionen hören wir bloß das verlogene Gequatsche von Menschlichkeit.

Gustav

9. Juni 2019 09:57

@ Imagine

"Denn dazu müssten sie die Marxsche Kapitalismuskritik und die Imperialismus-Theorie von Rosa Luxemburg studieren und als wirksame Waffe gegen herrschende Deutungsmuster und Narrative einsetzen."

„Marx ... stammte aus der preußischen Atmosphäre und siedelte sich in der englischen an, der Seele beider Völker aber gleichmäßig fremd geblieben. Als Mensch des naturwissenschaftlichen 19. Jahrhunderts war er ein guter Materialist und ein schlechter Psychologe. Und so hat er schließlich nicht die großen Realitäten mit dem Gehalt einer Idee erfüllt, sondern die Ideen zu Begriffen, zu Interessen herabgedrückt. Statt des englischen Blutes, das er nicht in sich fühlte, erblickte er nur englische Dinge und Begriffe, und von Hegel, der ein gutes Stück preußischen Staatsdenkens repräsentierte, war ihm nur die Methode zugänglich gewesen. Und so übertrug er durch eine wahrhaft groteske Kombination den Instinktgegensatz der beiden germanischen Rassen auf den materiellen Gegensatz zweier Schichten. Er schrieb dem »Proletariat«, dem »vierten Stande«, den preußischen Gedanken des Sozialismus, und der »Bourgeoisie«, dem dritten Stande, den englischen des Kapitalismus zu. .... Aus der Umdeutung des Gegensatzes von Rassen in den von Klassen und alter germanischer Instinkte in sehr junge Bedürfnisse großstädtischer Bevölkerungen ergibt sich nun der entscheidende Begriff des Klassenkampfes. Die horizontale Richtung der historischen Kräfte wird zur vertikalen: das ist der Sinn der materialistischen Geschichtsauffassung.

Klasse ist ... aber ein rein wirtschaftlicher Begriff und von ihm aus wird der ethisch-politische Begriff des Bürgertums von 1789 in den wirtschaftlichen von 1850 umgekehrt. Das Standesideal ist zum Klasseninteresse geworden. Nur in England waren die Klassen schon längst nach dem Reichtum abgestuft. Die Mittelklasse umfaßte die, welche von ihrer Arbeit lebten, ohne arm zu sein. Die Oberklasse war reich, ohne zu arbeiten. Die Unterklasse arbeitete und war arm. .... Marx denkt also rein englisch. Sein Zweiklassensystem ist aus der Lage eines Händlervolkes gezogen, das seine Landwirtschaft eben dem Handel aufopferte und das nie eine staatliche Beamtenschaft mit ausgeprägtem - preußischen - Standesbewußtsein besessen hatte. Es gibt hier nur noch »Bourgeois« und »Proletarier«, Subjekte und Objekte des Geschäfts, Räuber und Beraubte, ganz wikingermäßig. Auf den Bereich des preußischen Staatsgedankens angewendet, sind diese Begriffe Unsinn. Marx wäre nicht fähig gewesen, den aus dem Prinzip »Alle für alle« folgenden Gedanken, daß jeder einzelne ohne Unterschied der Stellung Diener des Ganzen, des Staates ist, von der Tatsache der englischen Industriesklaverei zu unterscheiden. Er nahm das bloße Außenbild des Preußentums: Organisation, Disziplin, Gemeinsamkeit, etwas, das von einer Einzelklasse ganz unabhängig ist, eine technische Form, den Sozialismus, um ihn als Ziel und Waffe der Arbeiterschaft in einer englisch geordneten society zu überreichen, damit sie, wiederum ganz wikingermäßig, die Rollen der Räuber und Beraubten umtauschen könne - Expropriation der Expropriateure - noch dazu mit einem sehr egoistischen Programm der Beuteteilung nach dem Siege.

Der Marxismus verrät in jedem Satze, daß er aus einer theologischen und nicht aus einer politischen Denkweise stammt. (Marxismus ist Religion). Seine ökonomische Theorie ist erst die Folge eines ethischen Grundgefühls und die materialistische Geschichtsauffassung bildet nur das Schlußkapitel einer Philosophie, deren Wurzeln bis zur englischen Revolution mit ihrer seitdem für das englische Denken verbindlich gebliebenen Bibelstimmung zurückreichen. So kommt es, daß seine Grundbegriffe als moralische Gegensätze gefühlt sind. Die Worte Sozialismus und Kapitalismus bezeichnen das Gute und Böse dieser irreligiösen Religion. Der Bourgeois ist der Teufel, der Lohnarbeiter der Engel einer neuen Mythologie, und man braucht sich nur ein wenig in das vulgäre Pathos des kommunistischen Manifests zu vertiefen, um das independentische Christentum hinter der Maske zu erkennen. Die soziale Evolution ist der »Wille Gottes«. Das »Endziel« hieß früher die ewige Seligkeit, der »Zusammenbruch der bürgerlichen Gesellschaft« das jüngste Gericht. Damit lehrt Marx die Verachtung der Arbeit. Vielleicht hat er das nicht einmal gefühlt. Arbeit, harte, lange, ermüdende Arbeit ist ein Unglück, müheloser Erwerb ist ein Glück. Hinter der echt englischen Geringschätzung des Mannes, der nur seine Hände hat, um leben zu können, steht der Instinkt des Wikingers, dessen Beruf es ist, Beute zu machen und nicht - seine Segel zu flicken.

Hätte Marx den Sinn der preußischen Arbeit verstanden, der Tätigkeit um ihrer selbst willen, als Dienst im Namen der Gesamtheit, für »alle« und nicht für sich, als Pflicht, die adelt ohne Rücksicht auf die Art der Arbeit, so wäre sein Manifest vermutlich nie geschrieben worden."

(Oswald Spengler, Preußentum und Sozialismus)

Imagine

9. Juni 2019 18:02

@Franz Bettinger 8. Juni 2019 23:40
„Kapitalismus bedeutet Privateigentum und freier Wettbewerb.“

Jein.

Man muss zunächst durch Theoriebildung unterscheiden lernen zwischen vorkapitalistischer Marktwirtschaft (= einfache Warenwirtschaft = einfache Reproduktion) und kapitalistischer Marktwirtschaft (= industrielle Wachstumswirtschaft = erweiterte Reproduktion).

In der kapitalistischen = industriellen Marktwirtschaft führt die Konkurrenz dazu, dass ständig Markteilnehmer eliminiert werden. Die technisch überlegenen Unternehmen machen die unterlegenen kaputt, die großen fressen die kleinen. Das ist der normale Vorgang in einem marktwirtschaftlichen System, also Akkumulation, Konzentration und Zentralisation des Kapitals.

Die Vorstellung, dass der Staat dafür sorgen soll, dass Akkumulation, Konzentration und Zentralisation NICHT stattfinden sollen, ist so unsinnig, wie wenn man Bäume pflanzt, aber nicht will, dass sie größer werden.

Wie schon gesagt, der Kapitalismus funktioniert wie ein Ponzi-Schema, also ein Schneeballsystem. Im Grunde nicht schwer zu begreifen, aber trotzdem scheinen es gefühlte 99% nicht zu begreifen.

Aber das war schon immer so. Früher glaubten 99% die von den Kirchen und den Pfaffen propagierten Narrative, heute übernehmen die Funktion der Kirchen und Pfaffen die Think-Tanks, Spin-Doctors, Medien, Journalisten, Lehrer etc.

Heute wird nicht mehr das Leben nach dem Tode versprochen, sondern heute erzählt man folgende Märchen:
1. Das Narrativ von den sich selbstregulierenden Märkten, die zu Wirtschaftswachstum und Wohlstand für alle führen sollen. Dazu sei Deregulierung erforderlich.
(Variante 1 – das neoliberale Narrativ)
2. Das Narrativ von der Zähmung des Kapitalismus durch einen starken Staat. Das kapitalistische System soll erhalten bleiben, aber staatlich reguliert werden.
(Variante 2 – das sozialdemokratische/sozialliberale/ordoliberale/nationalsoziale Narrativ.)

Beide Narrative sind interessengeleitete Irrlehren.

Aber bislang werden sie von gefühlt 99% geglaubt. Eigentlich stehen beide Narrative im Widerspruch, aber dies irritiert die Marktgläubigen nicht, sondern sie sind weiterhin Anhänger der kapitalistischen Marktwirtschaft und gegen Systemveränderung.

Dazu fällt mir das Einstein zugeschriebene Zitat ein:
„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“

Die Marxisten haben immer versucht, über gesellschaftliche und ökonomische Zusammenhänge aufzuklären. Aber Gläubige sind aufklärungsresistent.

Der Glauben endet erst dann, wenn sich die Wirklichkeit nicht mehr verdrängen, umdeuten und verleugnen lässt.

Das psychologisch verläuft ähnlich wie beim Phasen-Modell von Kübler Ross.
https://flexikon.doccheck.com/de/Sterbephasen_nach_K%C3%BCbler-Ross#Phasen

So wie viele erst auf Basis eigener Erfahrung nach dem Weltkrieg II den Zusammenhang zwischen Kapitalismus, Faschismus und Krieg begriffen hatten:

„Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. Nach dem furchtbaren politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch als Folge einer verbrecherischen Machtpolitik kann nur eine Neuordnung von Grund aus erfolgen.
Inhalt und Ziel dieser sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung kann nicht mehr das kapitalistische Gewinn- und Machtstreben, sondern nur das Wohlergehen unseres Volkes sein. Durch eine gemeinwirtschaftliche Ordnung soll das deutsche Volk eine Wirtschafts- und Sozialverfassung erhalten, die dem Recht und der Würde des Menschen entspricht, dem geistigen und materiellen Aufbau unseres Volkes dient und den inneren und äußeren Frieden sichert.“
– CDU: Ahlener Programm 1947
https://www.kas.de/einzeltitel/-/content/das-ahlener-programm-der-cdu-der-britischen-zone-vom-3.-februar-1947

Der_Juergen

9. Juni 2019 18:18

@Franz Bettinger

Von den vielen guten Kommentaren auf diesem Strang ist Ihrer von 23.40 Uhr einer der treffendsten. Dass sich Kommunismus und Superkapitalismus sehr ähneln, haben schon etliche Autoren hervorgehoben, u. a. der Katholik Johannes Rothkranz: Dieser sprach von einem "Ungeheuer aus der Tiefe", dessen beiden Häupter Marx und Rothschild seien. Wie der Kommunismus will auch der Superkapitalismus das Eigentum in den Händen ganz weniger konzentrieren und ist deshalb ein Feind des freien Unternehmertums und des produktiven Kapitalismus.

Die Unfähigkeit, den produktiven Kapitalismus a la Ford und den parasitären Finanzkapitalismus a la Rothschild oder Goldmann Sachs voneinander zu unterscheiden, macht die Kapitalismuskritik der Linken weitgehend wertlos. Ein produktiver Kapitalismus, wie Sie ihn offenbar befürworten, lässt sich ohne weiteres mit einem hohen Mass an sozialer Gerechtigkeit, mit dem staatlichen Eigentum an Bodenschätzen, mit dem Monopol des Staates auf Geldschöpfung u. a. vereinbaren.

Kritikwürdig scheint mir lediglich Ihre Ansicht, dass der chinesische Superkapitalismus wie der amerikanische ein Feind des Nationalismus sei. Der chinesische Staat ist in doppelter Hinsicht nationalistisch: Erstens ist er nicht bestrebt, sein Modell anderen Ländern aufzunötigen (wie es die Amerikaner mit ihren fragwürdigen "Werten" tun), und zweitens hat er nichts mit der "Multikultur" am Hut, sondern will das biologische ebenso wie das kulturelle Erbe des chinesischen Volkes wahren. Kann man sich denn vorstellen, dass die Chinesen einige hundert Millionen Afrikaner oder Inder ins Land holen werden, nach dem Motto "China muss bunter werden"?

Niekisch

9. Juni 2019 18:29

@ Franz Bettinger 8.6. 23:40: Insbesondere der letzte Absatz spricht mir dermaßen aus dem Herzen, daß ich Sie zur Arbeitsgruppe in Gründung ( 7.7. 17:57) einladen möchte. In dieser Zusammensetzung wird es uns gelingen, brückenschlagend einen ernstzunehmenden Gegenentwurf gegen das bewußte und gezielte Auflösen aller Dinge in die Welt zu setzen. Da die Redaktion zustimmen muß, bitte ich ganz offiziell darum, das Vorhaben zu genehmigen und einen Organisationsvorschlag zu machen.

Imagine

10. Juni 2019 08:42

@Der_Juergen 9. Juni 2019 18:18
„Dass sich Kommunismus und Superkapitalismus sehr ähneln, haben schon etliche Autoren hervorgehoben, u. a. der Katholik Johannes Rothkranz: Dieser sprach von einem "Ungeheuer aus der Tiefe", dessen beiden Häupter Marx und Rothschild seien. Wie der Kommunismus will auch der Superkapitalismus das Eigentum in den Händen ganz weniger konzentrieren und ist deshalb ein Feind des freien Unternehmertums und des produktiven Kapitalismus.“

Die Kritik am Sowjetkommunismus von Seiten freiheitlicher Sozialisten ist uralt. So bereits durch Rosa Luxemburg in ihrer Schrift „Die russische Revolution“ (1918).
http://www.mlwerke.de/lu/lu3_106.htm

Otto Rühle bezeichnete den Sowjetkommunismus als „roten Faschismus“.

Verschiedenste marxistische Theoretiker kritisierten den Sowjetkommunismus als „Staatskapitalismus“. Vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/State_capitalism

Von der ganz überwiegenden Mehrheit der 68er-Linken wurde der Sowjetkommunismus als Perversion der Idee des Sozialismus abgelehnt. Heute sieht man im Ostblock-Sozialismus eine nachholende Modernisierungsdiktatur, die weitgehende Strukturgemeinsamkeiten mit dem Kapitalismus aufweist (vgl. z. B. Robert Kurz).

Von Seiten der reaktionären Rechten geschah und geschieht das Gegenteil: Der Sowjetkommunismus wird als Prototyp von Sozialismus angesehen und die marxistische Kritik daran ignoriert.

Mit Marx hat diese Pervertierung der Idee des Sozialismus nichts gemein

Die Behauptung, dass im Sozialismus das Eigentum in den Händen ganz weniger konzentriert werden soll, ist falsch und dumm. Denn das Gegenteil ist der Fall.

Bei der Transformation des kapitalistischen in ein sozialistisches geht es um Vergesellschaftung, also um die Überführung in Gemeineigentum und eben NICHT in Staatseigentum. Das können die Rechten bei Reinhold Oberlercher nachlesen, der hat dazu konkrete Vorstellungen formuliert (z.B. Anteilseigentum für die Bürger).

Der Sowjetkommunismus war kein Sozialismus und konnte es auch nicht werden. Weil ein Sozialismus nach Marx. Luxemburg et al. eine ökonomischen Entwicklung der Gesellschaft auf ein Stadium der Überproduktion voraussetzt.

Nach Marx sollen die durch wissenschaftlich-technischen Fortschritt entwickelten Produktivkräfte die herrschenden kapitalistischen Produktions- und Eigentumsverhältnisse „sprengen“.

Hingegen waren die sog. realsozialistischen Staaten bis zum Schluss durch Mangelökonomie gekennzeichnet.

Diese (schein)sozialistischen Staaten konnten sich nur durch Diktatur und Sklavenhaltung mit Todesstreifen und Mauer aufrechterhalten.

Durch den herrschenden Mangel an alltäglich benötigten Gütern beklauten die Werktätigen ihre „eigenen“, volkseigenen Betriebe und tauschten und verkauften das abgezweigte Diebesgut auf einem Schwarzmarkt, der in der DDR eine zweite, marktwirtschaftliche Ökonomie unter der (schein)sozialistischen darstellte.

Die Vorstellungen der Massen vom Sozialismus sind gegenwärtig auf den sowjetkommunistischen „Staatskapitalismus“ fixiert. Selbstverständlich werden diese falschen Vorstellungen von Seiten der reaktionären Parteigänger des Kapitalismus gefördert.

Bislang fehlt den Massen die Empirie, dass ein sozialistisches System zu einem wachsenden allgemeinen Wohlstand führt und mit zunehmender individueller Freiheit einhergeht.

China ist auf dem Weg dahin. Das Ziel ist, 2049 weltweit größte Industrienation sein - zum 100. Geburtstag der Volksrepublik.

Franz Bettinger

10. Juni 2019 08:56

Lieber Niekisch, lieber Jürgen und @viele andere:
Ich war ein Leben lang optimistisch und hatte, was mein Schicksal betrifft, auch allen Grund dazu. Ich bin es nicht mehr. Spätestens seit September 2015, aber eigentlich schon seit der BT-Wahl 2009, bei der ich - Überraschung! - aus schierer Verzweiflung Die Linke gewählte habe, bin ich es nicht mehr. Ich sehe, wie sich fast alle auf SiN mit Definitions-Versuchen und Lage-Analysen den Kopf zermartern in der Hoffnung, wer nur tief genug schürfe, müsse auch ein passables Ergebnis zu Tage fördern, eine Lösung. Nein, eine Lösung für unsere Misere sehe ich nicht. Es gibt Züge, die fahren ab, und bei Deutschland sind bereits die Schlussleuchten am Verglühen. Was nutzt einem in Not Geratenen die beste Lage-Untersuchung, wenn an seinem Scheiterhaufen schon das Feuer züngelt? Warum ich dennoch mitmache - in Arbeitsgruppen, auf Blogs und bei der AfD - und mich nicht ans Ende der Welt verkrieche oder mit den Wölfen heule? Ich kann nicht. Ich habe kein Talent dazu. Kann nicht über meinen Schatten springen. So wird es vielen von euch gehen. Darum lasst uns einfach zusammenstehen, gegen das Ende hin, und mutig Zeichen setzen, und wenn es kommt, dann war's das. Mittlerweile ziehe ich - wohl weil ich Kinder in die Welt zu setzen erfolgreich vermieden habe - fast eine perverse Freude daraus, den selbst verschuldeten Niedergang und Untergang meiner Heimat heranziehen zu sehen. Nein, auch das gelingt mir in Wahrheit nicht. Tut mir leid, keinen Optimismus versprühen zu können. Na ja, wie ein netter Mitstreiter hier mal gesagt hat: 'Ich kann mich och irren!"

zeitschnur

10. Juni 2019 11:32

Die gesamte Problematik kann man sich einmal aus der anderen Perspektive vorstellen, nämlich derer, die so "hoffnungsvoll" hierher strömen (oder geströmt werden): sie glauben doch nicht ernsthaft, hier zu einem "Volk" mit einer "Identität" zu kommen, und genau daraus resultiert auch diese mangelnde Bereitschaft, überhaupt eine Notwendigkeit von "Integration", "Identifikation" mit "Deutschem" zu sehen, um von einer Annahme einer deutschen Identität erst gar nicht zu sprechen... Wieso sollten sich Araber und Nordafrikaner "integrieren", wo doch schon die meisten Deutschen nicht wissen und unter heftigen Reflexen gar nicht wissen wollen, inwiefern sie Deutsche sind?!

Diese vielen Fremden denken, sie kommen hier in eine Art Wohlstandscamp, wo es endlich mal mehr zu kaufen und zu "essen" gibt, wo sie ungehinderter als zu Hause und vor allem schicker sexen können, mit "Weibern", die nichts anderes wollen, als den ganzen Tag frei zu ... und Männer mit den Früchten ihrer "Karriere" durchzufüttern. Dass diese Burschen selbst Betrogene sind, möchte ich unbedingt festhalten, und dass ihre Lebensläufe Alpträume sind, die sie zu großen Teil nicht selbst verschuldet haben (hier möchte ich Herrn Sellner widersprechen: es gibt hier eine westliche Schuld!). Manchmal sehe ich so einen schönen jungen Mann aus Afrika, der wohl oder übel eine der "Helferinnen", deutsch-übergewichtig, tätowiert, mit grellen Haaren und in ordinären Leggins, meint beschlafen zu müssen, um hier irgendwie durchzukommen, und doch verwirrt erkennt, dass andere Frauen, die wahrscheinlich als "rechtspopulistisch" verhetzt werden, aber mit klaren persönlicher Zielvorstellung und nicht für jeden zu haben, für ihn zwar wesentlich attraktiver, aber unerreichbar sind... ja, manchmal erfasse ich solche Szenen auf einen Blick, in der Tram, am Kiosk, im Park, vor den Flüchtlingsheimen. Es ist ein widerlicher Zirkus, der hier zelebriert wird. Dass dieser Zirkus seine Rückseite hat, die zu zahlreichen vergewaltigungen und Morden führt, kann auch als Antwort auf unsere schizophren-arrogante Leere angesehen werden. Der deutsch-grüne Kaiser ist nackt, und Migranten erkennen das oft sofort.
Merkel (samt ihren Gespielinnen) ist folglich der Inbegriff der dummen und leeren Deutschen. Inzwischen wimmelt das Land von lauter weiblichen Merkelabziehbildern, die einen quotierten Marsch durch die Institutionen vollziehen (aber nota bene: mich würde man da garantiert nicht zulassen trotz Quote und XX - weil kein Ebenbild Merkels oder gar Roths), also es wimmelt von diesen Abziehbildern, die hässliche und peinliche Karikaturen weiblicher Vernunft darstellen und die Rückabwicklung der einmal sinnvoll erreichten Gleichberechtigung eingeläutet haben (ja: es zeichnet sich jetzt schon ab, auch wenn es noch anders scheint!), und sie steht für Deutschland und seine Dummheit und innere Leere, für ein Land, das es im "überflüssigen" Globallogos eines prallen Geldbeutels weder real gibt noch geben kann. Das Migrantendeutschland ist schlicht ein einziger Fake. Die maßlose Missachtung gerade der Frau durch diese "Neu-Hinzugekommenen" ist Spiegel einer forcierten weiblichen Führungsriege, die neben dieser Leere, Dummheit und Ignoranz einen unerträglichen Zynismus zelebriert. Nach den Alpträumen zu Hause erscheint dies den jungen Fremden dennoch als ein Refugium: sie flüchten ins Auge des Sturms. da irrlichtern solche Gestalten wie Madeleine Albright oder Hillary Clinton als personifizierte "böse Augen", und wie gesagt: das alles wird ein Nachspiel für alle Frauen haben, obwohl nicht alle das mitmachen. Wie gesagt Herr Sellner: die tragische Vernichtung vieler fremder Völker durch westliche, v.a. angelsächsische Eliten seit den Tagen des Kolonialismus, ist sehr wohl eine Tatsache, und es hat nichts mit "Schuldkult" zu tun, dies auch einzugestehen... Man kann diese Schuld nüchtern konstatieren und dann deutliche Distanz einnehmen dazu - bloß weil ich Deutsche bin, bin ich ja nicht deutscher Irrsinn. Wie viel Souveränität solcher Völker erträgt denn diese westliche Elite, sagen Sie es mir...
Ich denke, dass diese Krampusse und Butzenweiber, die wie ein wildes Heer diese Zeitenwende durchgeistern und so unüberwindlich scheinen, in Wahrheit bereits schon zusammensinken. Der gesamte Wahn des "Weltbürgertums" jenseits einer nationalen Identität ist ungefähr so intelligent und stabil, wie die Idee, ein Luftschloss zu bauen: mitten in Höhe 230m beginnen wir gleich mit dem Erdgeschoss und wundern uns, dass uns massenhaft Steine auf den Kopf fallen. Irgendwann wird der, der wacker weiterbaut da oben, sich selbst begraben haben samt seinen bunten Mitbürgern.
Vielleicht ist alleine ein Sich-Außerhalbstellen der erste und auch wichtigste Schritt: In diesem Außerhalbstellen muss man sich Zeit und Ruhe nehmen, um eine Heilung, die echte Heilung und nicht neuer Alptraum wird, zu denken und dann behutsam zu realisieren. Die Definition einer Identität dürfte sogar einer der ersten Folgeschritte sein.

Franz Bettinger

10. Juni 2019 11:40

@imagine
Kapital = Eigentum. Kapitalismus = die Idee von Eigentum, also die Idee, das es Eigentum geben sollte. Die Vorstellung von Eigentum ist eine rein menschliche. Tiere kennen sie nicht. Ein Tier jagt dem anderen, einfach weil es dazu in der Lage ist, die Beute, Burg, Höhle, das Territorium oder das Weibchen ab, das ist ganz natürlich. Die Vorstellung vom Recht auf Eigentum hat in erster Linie Napoléon unters Volk gebracht und, was wichtiger ist, in Gesetzesform gegossen, den 'code civile'. Die weitere Theoriebildung - auch durch Karl Marx - ist vergleichsweise trivial. Natürlich kann niemand über sein Eigentum frei verfügen. Die Gesellschaft bzw. die Herrscher, die sich hinter der 'Zivilgesellschaft' verbergen, haben diese Freiheit des Besitzes zurecht und sinnvoll durch (Steuer-, Handels-, Zoll- und Erbschafts-) Gesetze eingeschränkt. Eigentum, so liest man, verpflichtet sogar, früher z.B. auch zur eigenfinanzierten Bewaffnung und zum Waffengang. Der Kapitalismus ist also nicht gescheitert. Er kann das gar nicht. Höchstens die Ausformung des ihn limitierenden Regelwerks kann scheitern und ist in der Tat - durch den grenzenlosen, Grenzen sprengende, sogeannten Super-Kapitalismus, eben den Globalismus - grad dabei, dieses Kunststück auch hinzukriegen. Das nur nebenbei.

Imagine

10. Juni 2019 19:58

@Franz Bettinger

Das persönliche Eigentum soll doch gar abgeschafft werden. Diese Vorstellung ist einfach irre. Es gibt keine derartige Forderung bei Marx und Engels.
Es soll das Raubeigentum (= Privateigentum) an Produktionsmitteln zurückgeführt werden in Gemeineigentum.
Die Individuen besitzen dann neben dem persönlichen Eigentum noch Anteile am Gemeineigentum.
Es geht um Vergesellschaftung, nicht um Verstaatlichung.
Staatseigentum wie in den (schein)sozialistischen Staaten war kein wirkliches Gemeineigentum so wie früher die Allmende.

Franz Bettinger

10. Juni 2019 21:10

Bezug der Systeme zur Moral:
Man braucht nach Kant und erst recht nach Konrad Lorenz und all den anderen rechten wie linken Verhaltensforschern keinen Gott, um moralisch zu handeln. Die Moral ist in der Natur ein evolutionärer Vorteil. So wie es das egoistische Gen gibt, gibt es das altruistische. Und so ist Rechtes und Linkes in jedem von uns, und diese Gene sind notweniger Weise zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich dominant. In Notzeiten neigen die Menschen nach Rechts, in guten Zeiten (des Überflusses) nach Links. Beides - Rechtes (für das Eigene sorgen) wie Linkes (gnädig sein und abgeben) - sind die moralischen Pfeiler einer gesunden Gesellschaft. - Wo stünde die Welt, wenn wir nicht der Wissenschaft und Aufklärung, sondern den Bahnen der Religion brav gefolgt wären? Protestanten und Katholiken würden sich immer noch die Köpfe um Gottes Willen einschlagen. Wir wären da, wo der Islam heute noch steht: im Mittelalter.

Nemesis

10. Juni 2019 21:16

@Imagine
"Bei der Transformation des kapitalistischen in ein sozialistisches geht es um Vergesellschaftung, also um die Überführung in Gemeineigentum und eben NICHT in Staatseigentum. Das können die Rechten bei Reinhold Oberlercher nachlesen, der hat dazu konkrete Vorstellungen formuliert (z.B. Anteilseigentum für die Bürger)."

Gesetzt, es wäre so wie Sie schreiben.
Wer sagt Ihnen, daß diejenigen, welche die Macht hätten die Vergesellschaftung durchzuführen, es dann auch täten?
Oder anders formuliert: Wer kontrolliert die Kontrolleure?

"China ist auf dem Weg dahin. Das Ziel ist, 2049 weltweit größte Industrienation sein - zum 100. Geburtstag der Volksrepublik."

1.Können Sie mir erklären, wer und mit welchen Maßnahmen verhindert, daß der CCP Funktionärsapparat seine Macht mißbraucht? Oder gibt es so etwas wie Machtmißbrauch in sozialistischen Gesellschaften prinzipiell nicht?

2. Wie beurteilen Sie die Demonstrationen in Hongkong?
Es geht hier offensichtlich nicht um 5.000 oder 10.000 Menschen, sondern um eine Massendemonstration.

"Nach Angaben der Organisatoren waren am Sonntag mehr als eine Million Bürger auf den Beinen. Selbst die Polizei schätzte 240.000 Teilnehmer. Im 2000 Kilometer entfernten Peking durfte keine Zeitung berichten, Online-Nachrichten wurden blockiert. Zensoren blendeten bis Montagnachmittag alle Sendungen von CNN und BBC aus, sobald die Sprecher nur das Wort Hongkong in den Mund nahmen.Die Führung riegelte Chinas Bevölkerung wieder einmal vom Nachrichtenfluss ab."
https://www.welt.de/politik/ausland/article195006975/Protest-gegen-China-Hongkongs-letzter-Kampf-um-Selbstbestimmung.html

"Bislang fehlt den Massen die Empirie, dass ein sozialistisches System zu einem wachsenden allgemeinen Wohlstand führt und mit zunehmender individueller Freiheit einhergeht."

Für mich sieht das, ehrlich gesagt, nicht nach zunehmender individueller Freiheit aus.

Ich hatte bisher zwei oder dreimal die obige Frage (1.) an Sie gerichtet. Ich kann und will Ihre Antwort natürlich auch nicht erzwingen, sie würde mich aber ehrlich interessieren.
(Möglicherweise habe ich auch Ihre Antwort übersehen.)

Theoretisch kann man sich alles Mögliche vorstellen.
Wie sieht es aber im konkreten Fall in der Praxis aus?

Franz Bettinger

11. Juni 2019 09:49

@imagine: Eigentum ist Eigentum, egal in welchen geistigen (ja auch geistigen Fertigkeiten!) oder materiellen Gütern es besteht. Was soll die willkürliche Grenzziehung zwischen persönlichem Eigentum und Privateigentum an Produktionsmitteln? Ich darf ein Liedchen trällern, aber die Schallplatten sollen dem Volk gehören? Das Wolfsjunge, das ich zum Wach- oder Jagdhund domestiziert habe oder die Ziege, die ich gefangen habe und deren Milch ich teils selbst verbrauche, teils verkaufe, sind nach Marxens Lesart Produktions-Mittel, sollen nach Imagine-Marx also der Gesellschaft gehören, vom Ziegenkäse aber soll ich einen Teil behalten dürfen? (Und dieser Teil wird dann noch täglich neu ausgehandelt?) Das halte ich für unmenschliche Elfenbeinerei aka (also known as) einen Philosophenfurz. Das stinkt gewaltig nach modernem Sklaventum, tall poppy Syndrom, immer weiterreichenden Enteignungen, Entmenschlichung (Mao: Lehrer auf die Felder), es klingt nach einem linken Talente-Vernichtungs-Programm, und am Ende klingt es nach Säuberungen und Massenmord. Das wird auch nicht besser, wenn sie Hund und Ziege durch Taxi, Schlachthof oder Baumwollspinnerei oder gar durch die Bayrischen Motorenwerke ersetzen. Die marxistische Theorie vom Kommunismus ist durch die historische Praxis schon so oft, so regelmäßig und so grausam widerlegt worden, dass mir jedes Mal die Spucke wegbleibt, wenn ich lese, an was Sie, Imagine, immer noch glauben.

Franz Bettinger

11. Juni 2019 11:38

Noch so ein ärgerlicher Begriff ist der vom "leistungslosen Einkommen". Ich habe solches. Nennt sich: Einkommen aus Kapitalvermögen aka Zinserträge. Bis ich die hatte, damit sie für mich "arbeiten" konnten, musste ich 1.) hart arbeiten und 2.) sparen, d.h. auf Einiges verzichten (Winterurlaub, Haus, Autos ...). Man kann nämlich zumindest am Anfang nicht beides haben: Bar- und Anlage-Vermögen. Zinserträge gelten als Das große kapitalistische Verbrechen. Steckt einer sein Geld sagen wir in ein Taxi-Unternehmen und lässt 40 Taxis für sich arbeiten, also von anderen warten und Rendite einfahren, ist er "Unternehmer" und fällt nicht unter die vo Links attakierten"Leistungslosen". Ebenso fein raus sind Haus- Vermieter, Landverpächter, z.B. an Windmühlen-Betreiber, etc. Obwohl sich all diese "Unternehmer", wenn sie ihren Laden gut organisiert haben, "leistungslos" zurücklehnen können. - Wieder ist die Grenze des Feinen vom Unfeinen schwer zu ziehen. Deshalb bin ich dagegen. Gegen die Bestrafung und moralische Herabwürdigung von Menschen, die mit ihrem Leben, ihrem Kapital, ihrem Eigentum etwas anfangen und aufbauen konnten, ja sogar etwas Gewinnbringendes; und sei das Ganze auch ererbt (obwohl die Argumentation hier schwieriger wird). Denn am Anfang eines lorbeerreichen Erfolgs steht immer der persönliche Einsatz. Die Faulen und Unbegabten halten sich ohnehin, ohne es noch zu merken, weidlich schadlos an den Leistungs-Erbringern der Gesellschaft, von denen sie profitieren und ohne die sie nicht leben könnten, aber statt Dank: nur weitere Forderungen und Frechheiten. So etwa meinte es auch mal Sloterdijk.

Imagine

11. Juni 2019 12:17

@ Nemesis:

Sie argumentieren wie ein Winkeladvokat, der ständig den Gegenstandsfokus verschiebt.

Mein Thema ist die Überwindung einer Mangelökonomie und eines falschen Systems.

Solange Mangel herrscht, werden Menschen immer gegeneinander konkurrieren und feindselig gegenüberstehen (siehe: „homo homini lupus“).

Das kapitalistische System fördert selbst im Stadium der Überflussökonomie ein anti-soziales Verhalten, weil es künstlichen Mangel herstellt.

Von Seiten der wissenschaftlich-technischen Voraussetzungen besteht Überfluss für eine ausreichende Befriedigung elementarer Bedürfnisse für alle Menschen, tatsächlich exkludiert jedoch der Kapitalismus jene Menschen, deren Arbeitskraft sich nicht profitabel vom Kapital verwerten lässt.

Die Folgen sind: Massenarbeitslosigkeit, massenhafte Prekarisierung – und zwar in zunehmendem Maße. Die einkommenslosen Menschen müssen sich einem entwürdigenden Zwangsarbeitssystem (Hartz IV) unterwerfen.

Im Kapitalismus herrsch ein ständiger „Struggle of Life“. Die einen kämpfen sich mit Dirty Tricks nach oben und die anderen gegen den Abstieg. Da wird betrogen, gelogen, gemoppt usw. usf. Die Aggressivität in der Gesellschaft nimmt ständig zu.

Ein sozialistisches System hingegen exkludiert nicht, sondern integriert. Es schafft zunehmenden Wohlstand für alle.

Ein sozialistisches System stellt Verteilungsgerechtigkeit her, indem es sich an Leistung und Bedarf der Individuen orientiert. Jedoch begreifen ständig irgendwelche Schwachköpfe nicht den Unterschied zwischen Verteilungsgerechtigkeit und Gleichmacherei.

Verteilungsgerechtigkeit ist das Gegenteil von Gleichmacherei, es ist die Voraussetzung für ein gelingendes Gemeinschaftsleben.

@ Nemesis: „Wer kontrolliert die Kontrolleure?“

Vertrauen Sie Ihen Ärzten?

Ja?

Sollten Sie aber nicht, denn dies ist irrational. Früher habe ich den Ärzten vertraut, aber da war das System noch anders. Früher bestimmten die Ärzte, welche Medizin im Krankenhaus gemacht wird. Nach der Privatisierung der Krankenhäuser bestimmen dort die Betriebswirte nach den Profiterwartungen der Shareholder.

Früher haben die niedergelassenen Ärzte auf den Ärztetreffen über optimale Behandlungsmethoden gesprochen, heute geht es um die Optimierung der Praxisökonomie.

@ Nemesis: „Oder gibt es so etwas wie Machtmißbrauch in sozialistischen Gesellschaften prinzipiell nicht?“

Dumme Frage, in welchem System gibt es keinen Machtmissbrauch und keine Korruption?

Die entscheidende Frage ist, wie damit umgegangen wird. In China sind die Strafen dafür hoch bis hin zur Todesstrafe. Man fängt nicht nur die Kleinen, sondern auch Spitzenfunktionäre.
https://de.wikipedia.org/wiki/Antikorruptionskampagne_unter_Xi_Jinping
https://www.nzz.ch/wirtschaft/korruption-in-china-peking-jagt-und-erlegt-die-tiger-ld.1309330

Im kapitalistischen System sind Lobbyismus und die Korruption von Politikern, Gewerkschaftern, Arbeitsdirektoren, Journalisten, Wissenschaftlern etc. durch „Nebeneinkünfte“ legal, in China nicht.

Beamte werden in China hoch bezahlt. Die Bevölkerung akzeptiert dies, erwartet jedoch zugleich, dass diese sich für das Allgemeinwohl engagieren.
In der BRD hingegen werden die Beamten in Führungspositionen im Vergleich zur Wirtschaft sehr schlecht bezahlt. Deshalb sind die meisten frustriert und zeigen wenig Engagement fürs Gemeinwohl.

Trotzdem schlägt den „Staatsdienern“ in der BRD – in anderen Ländern ist dies anders - Neid entgegen. Das zeigt, wie dumm die Bevölkerung in der BRD ist, denn eine funktionierende Infrastruktur ist ein entscheidender Faktor für den Wohlstand, die Rechtsstaatlichkeit und die Freiheit in einer Gesellschaft.

Dass in China hinsichtlich der Entwicklung von Formen direkter Demokratie noch Bedarf besteht, ist der KPCh bewusst. Aber auch, dass im jetzigen Entwicklungsstadium und der Bedrohung von außen noch eine Diktatur erforderlich ist.

Zugleich ist festzuhalten, dass gegenwärtig - prozentual betrachtet - mehr Menschen parteipolitisch in der KPCH engagiert sind als in den Parteien der BRD. Insofern ist China in der politischen Praxis „demokratischer“ als die BRD.

@ Nemesis: „Wie beurteilen Sie die Demonstrationen in Hongkong?
Es geht hier offensichtlich nicht um 5.000 oder 10.000 Menschen, sondern um eine Massendemonstration.“

Vermutlich spielen unterschiedliche Motive eine Rolle. Die jetzigen Mächtigen, Reiche und Superreiche, kriminelle Existenzen etc. versuchen die zunehmende Integration ins chinesische Staatssystem zu blockieren und zu verlangsamen. Bei den demonstrierenden Massen spielt m.E. die Angst vor Wohlstandsverlust eine entscheidende Rolle. Denn gegenwärtig ist Hongkong noch eine Sonderwirtschaftszone.

So ähnlich würden wahrscheinlich auch die Schweizer reagieren, wenn man diese ins Staatssystem der BRD integrieren wollte. Denn dann würde ein Großteil der erwerbstätigen Bevölkerung für die gleiche Arbeit ca. 30-50% weniger an Kaufkraft (Reallohn) erhalten.

@ Nemesis: „Für mich sieht das, ehrlich gesagt, nicht nach zunehmender individueller Freiheit aus.“

Für mich schon. Allerdings war ich schon einige Male in China und habe mir einen eigenen Eindruck verschaffen können, allerdings nur als Tourist und nicht in den ländlichen Armutsregionen. M.E. hat sich das Alltagsverhalten der Menschen positiv verändert, das sind nicht mehr die Menschen wie zur Mao-Zeit.

Die meisten Rechten – und dies wird hier in der Diskussion immer wieder sehr deutlich – haben eine misanthrope Einstellung und begegnen den Menschen mit Feindseligkeitserwartung („homo homine lupus“), weil dies ihr Menschenbild ist und sie dies als eine genetisch bedingte Beschaffenheit der menschlichen Natur ansehen.

Sie können sich daher nur eine Gesellschaft vorstellen, in der Konkurrenz, Niedertracht und antisozialer Egoismus vorhanden sind und „von oben“ bekämpft werden. Alles andere halten sie unrealistisch und für Illusion.

Die Sozialphilosophien von Rechten und Linken sind miteinander inkompatibel. Deswegen wird m.E. die Position von Benedikt Kaiser et al. ewig eine Minderheitsposition bleiben, weil die Mehrheit der Rechten immer sozialdarwinistisch und bestenfalls tribalistisch (s. „Volksgemeinschaft“) ausgerichtet war und ist.

Die Mehrheit der im „rechten Lager“ ist prokapitalistisch, anti-sozialistisch, anti-egalitär und anti-progressiv ausgerichtet. Deshalb wird auch keine effektive „Querfront“ zustandekommen.

Zudem ist das „rechte Lager“ sehr heterogen und in sich widersprüchlich.

„Niemand weiß heute eindeutig, was linke und rechte Positionen beinhalten.“ stellte Bernd Rabehl bereits vor über 20 Jahren fest (s. oben 4. Juni 2019 19:09) und meinte:
„Dort, wo Völker keinerlei Kultur oder Identität mehr besitzen, ist keinerlei Entscheidung zum Kurswechsel möglich. Agonie und Anomie sind angesagt. So gesehen haben die Fremden, die nach Deutschland fliehen, sogar recht, sich nicht anzupassen, denn um selbst nicht zu verschwinden in Dekadenz und Lethargie, wird es notwendig sein die eigene politische Identität zu pflegen und sich vorzubereiten auf die Kriege im eigenen Land.“

Der heutige politische Aktivismus und Populismus – so meine These – bringt vor allem Konfusion hervor. Eine logisch konsistente Theoriebildung ist weder links noch rechts und schon gar nicht in der „Mitte“ zu finden.

Fehlen Intellektuelle als „Leuchttürme“, die eine Richtungsorientierung geben?

Aus meiner Sicht ist nicht das Hauptproblem der Mangel an exzellenten Wissenschaftlern, sondern liegt in der fehlenden Rezeption von deren Analysen und Erkenntnissen.

Die Massenmenschen wollen ihre subjektiven Realitätskonstruktionen und Vorurteile bestätigt wissen. Und sie suchen sich jene Medien und jene Populisten, bei denen sie ihre Meinungen wiederfinden.

Zugleich gibt es die Meinungsmache auf Seiten der Medien.

So funktioniert der „Meinungsmarkt“.

Die Konsumenten suchen sich die Meinungen aus, mit denen es ihnen psychisch am besten geht.

Nur wenige bemühen sich um die Wahrheit und scheuen nicht die Konfrontation mit unangenehmen Gefühlen, die Angst, Verunsicherung und Grauen hervorrufen.

Die meisten passen sich an die herrschenden Meinungen in ihrem jeweiligen Milieu an. Es sind „außengeleitete“ Menschen.

Die einen folgen ihrem Imman, die anderen ihrem Sellner. Beide sind führerfixiert und leben in ihrer jeweiligen Wahrnehmungswelt.

Wolfgang Streeck ist ein Beispiel für wissenschaftliche Exzellenz:
„Politische Stagnation - Reflexionen über einen unhaltbaren Zustand“
https://www.ardmediathek.de/ard/player/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzExMTAwOTY/

Hier zeigt sich der tiefe Graben zwischen dem Stand der wissenschaftlicher Erkenntnis und dem Bewusstseinsstand der Massenmenschen.

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