Begeistert haben sich die Abonnenten über die Zusammenstellung des Hefts geäußert, über die Komposition des Ganzen also. Ich nutze die Gelegenheit, um einen knappen Werkstattbericht zu liefern, denn auf meinem Schreibtisch laufen die Fäden zusammen.
Die Idee zum Sachsen-Heft stammt aus dem Vorjahr, in der Jahresübersicht war dieses Heft bereits aufgeführt, die Feinplanung setzte im März ein. Benedikt Kaiser, Erik Lehnert und Ellen Kositza beteiligen sich stets an solchen Aufrissen, am Zusammentragen von Themen und Autoren, an der Anordnung und der Bewertung der Lücken, die zwangsläufig bleiben.
Das Sachsen-Heft sollte nicht vor allem eines über die Sachsen, sondern unter Beteiligung möglichst vieler sächsischer Publizisten und Autoren sein, und recht bald war klar, daß diese Wunschvorstellung leichter als in anderen Fällen würde umgesetzt werden können. Das lag wiederum an den sächsischen Autoren selbst: Michael Beleites oder Thomas Wawerka, Uwe Tellkamp oder Jörg Bernig, Sebastian Hennig oder Jörg Seidel – keiner von ihnen zierte sich, hatte “Bedenken”, verwies auf seine “Karriere” oder brachte ein Pseudonym ins Gespräch (man stelle sich Bernigs großartiges Gedicht “in untergegangenen reichen” oder Tellkamps Tagebucheinträge unter dem Namen Jörg Anders oder Uwe Dresden vor!).
Kurzum: Zusagen, und dann ein starker Beitrag nach dem anderen, oft ohne Lektoratsaufwand gleich nach der Lektüre und ein, zwei Rückfragen an den Autor satzfertig.
Und die kritischen Briefe? Kamen von Lesern, die mehr und mehr den Eindruck gewinnen, der Osten hänge den Westen ab – mentalitätsmäßig, im Hinblick auf den Widerstandsgeist und jene innere und äußere Freiheit, die wir alle so dringend brauchen, um der “Dicken Berta” des Mainstreams standzuhalten.
Was soll ich dazu sagen?
Jedenfalls: Wir haben dann 4500 Hefte drucken lassen, sind ja nicht am Kiosk, haben ja keinerlei Auslageschwund, sondern verschicken knappe 4000 an die Abonnenten und normalerweise rund 300 im Verlauf des Erscheinungsmonats an Leser, die ein Einzelheft bestellen.
“Sachsen” auch in dieser Hinsicht besonders: Von den 4500 sind zwei Wochen nach erscheinen gerade noch 150 übrig, und jetzt spiele ich mal den Marktschreier:
+ Das sehr gelungene Sachsen-Heft der Sezession kann man hier einsehen und erwerben – und ich würde mich sputen, liebe Leute, denn es wird uns für eine unter gründlicheren Nachdenkern geradezu untypische Art und Weise aus den Händen gerissen.
+ Auf jeden Fall berücksichtigt werden Neuabonnenten, und wir würden uns über derer 50 bis Montagfrüh freuen – denn dann können wir behaupten, daß wir satte 4000 Dauerabnehmer haben (was für eine so anspruchsvolle Zeitschrift wie die Sezession in den Worten Kleine-Hartlages eine Ansage ist!). Wir unterscheiden zwischen Sozial‑, Normal- und Förderabo, und Auslandsabonnenten müssen ein wenig mehr Porto bezahlen. Jeder Abonnent erhält eine Einstiegsprämie, und für 2019 gilt nun nur noch der Preis für die Hefte von Juni bis Dezember, also vier an der Zahl. Zu den Abo-Möglichkeiten geht es hier.
+ Bleibt noch der Hinweis auf das neue Format, das Benedikt Kaiser und ich seit dem 2019er-Jahrgang der Sezession betreiben: Heftpräsentation per Video-Diskussion. Hier ist der Film zum Sachsenheft. Vorher aber: abonnieren!
RMH
"... keiner von ihnen zierte sich, hatte "Bedenken", verwies auf seine "Karriere" oder brachte ein Pseudonym ins Gespräch."
Das sagt doch im Grunde genommen schon alles über unsere "freieste aller möglichen Welten" aus. Ein echtes Dilemma für alle Medien, die ernsthaft "frei" oder alternativ sein wollen. Denn frische, neue Autoren braucht eine Zeitschrift, sonst schmort sie sich irgendwann im Saft der eigenen Haus- und Hof-Autoren zu Tode. In diesem Sinne wünsche ich der Sezession in diesen Zeiten der totalen Mobilmachung ein gutes Händchen im Aufspüren von Autoren, die es noch wagen wagen.