Unter dieser verschämten Überschrift veröffentlichte faz.net am Mittwoch ein Interview mit Prof. Dr. Harald Meller, dem Direktor des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle (Saale), in dem über die neuste archäologische Forschung bezüglich der Germanen mit besonderem Fokus auf das Bundesland Sachsen-Anhalt gesprochen wurde (das Interview können Sie hier nachlesen).
Mellers Antwort auf die »nicht unproblematische« Frage, ob eine Kontinuität zwischen der Bronzezeit und den Germanen, zwischen all den Funden, die in seinem Museum versammelt sind, zu erkennen sei: »Wir sprechen heute noch diese Sprachen [indogermanisch – Anm. d. Verf.], die Gene tragen wir heute noch in uns, so daß wir mit einer gewissen Berechtigung zwischen der Zeit um 2000 bis heute von einer Bevölkerungskontinuität ausgehen können.«
Die letzten Jahrzehnte der Dekonstruktionsbemühungen an der ethnischen Kontinuität der Deutschen seitens linker Agitatoren aus Politik und »Wissenschaft« haben ihre Spuren hinterlassen: die Deutschen als Nachfahren der Germanen? Das sei politische Propaganda des wilhelminischen Kaiserreichs zur Legitimation des ersten deutschen Nationalstaates gewesen, was in der nationalsozialistischen Konzeption des »Ariers« seinen Kulminationspunkt erreichte.
Der linksliberale Zeitgeist erblickt in der historischen Erzählung des »Deutschen« nichts als menschenverachtende, auf Exklusion ausgerichtete Konstruktion. Hellers beschwichtigenden Formulierungen sind Zeugnisse dieses Dogmas – bloß keine falschen Assoziationen wecken.
Was die aktuellen Funde der Archäologen und die neuste archäogenetische Forschung jedoch zutage fördern, läßt vielmehr folgende Formulierungen zu: »Eine Kontinuität ist klar erkennbar« und » […], so daß wir mit ziemlicher Sicherheit zwischen der Zeit um 2000 bis heute von einer Bevölkerungskontinuität ausgehen können«. Nicht zuletzt der Anthropologe Andreas Vonderach hat der zersetzenden Methode der Dekonstruktion des Volkes, die schlußendlich nur als Rechtfertigung für die linksliberale Politik der Heterogenisierung fungiert, stetig fundierte Arbeiten entgegengehalten, die mit dem Mythos der Konstruktion des »Deutschen« aufräumen.
Sein jüngstes Werk für den Verlag Antaios, »Gab es Germanen? Eine Spurensuche« (hier bestellbar), setzt genau an der Thematik des FAZ-Interviews an und kommt zu einem mit Heller übereinstimmenden Ergebnis: Es gab uns doch!
Indessen beschäftigen sich am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena verschiedenste Forschungsgruppen mit diesem Themenkomplex. Hervorzuheben ist hierbei der Bereich »Archäogenetik« unter der Leitung von Prof. Dr. Johannes Krause (hier geht es zur Netzpräsenz). Aktuellste wissenschaftliche Publikationen, die »genetische Beziehungen, geographische Ursprünge, Selektionsprozesse oder genetische Strukturen von historischen und prähistorischen humanen, pflanzlichen, tierischen oder gar pathogenen Organismen« analysieren, sind über die Präsenz frei verfügbar.
Wer einen etwas leichteren Zugang bevorzugt, dem sei die Netzseite »Eupedia« empfohlen. Hier werden aktuelle Ergebnisse der Forschung zusammengetragen und anschaulich dargestellt. Jedoch besteht auch bei diesem Forschungsfeld die Problematik der Anglisierung des wissenschaftlichen Betriebs – wesentliche Publikationen, auch von deutschen Wissenschaftlern, sind fast nur noch in englischer Sprache verfaßt. Wer kein gutes Englisch beherrscht, der steht vor einer unüberwindbaren Mauer.
»BjÖrN HöCkE iSt gErIcHtLiCh bEsTäTiGtEr FaScHiSt!!!«
Seitdem die AfD bei der Landtagswahl in Thüringen mit 23,4 % ein phänomenales Ergebnis einfuhr, befindet sich die deutsche Linke nun endgültig im emotionalen Ausnahmezustand. Mittlerweile handelt es sich bei der AfD nicht mehr nur um eine »rechtspopulistische« Partei, sondern man hat in ihr – in Björn Höcke ganz speziell – jetzt die stets beschworene Wiederkehr des Faschismus ausgemacht; sogar gerichtlich bestätigt!
Der Hauptgegner nimmt die nächste Stufe der Eskalation, räumt jedwede Möglichkeit der Verständigung aus dem Weg und buddelt sich tiefer im Schützengraben ein. Mit Faschisten redet man nicht, Faschismus ist keine Meinung, Faschismus ist das Böse!
Die Funktion derartiger Deklarationen: die uneingeschränkte Mobilisierung des eigenen Lagers, um den politischen Feind mit allen möglichen Mitteln mindestens aus dem Diskurs zu verbannen. Es geht um Machterhaltung – alles, was die linksliberalen Pfründe ernsthaft gefährdet und das Land nachhaltig auf einen anderen Weg bringen möchte, muß mit dem Vorschlaghammer plattgeprügelt werden. Stigmatisierung ist nun das oberste Gebot.
Bei so viel Faschismus wird es selbst der linksextremen Natascha Strobl zu bunt. Der Begriff verkommt in der nunmehr immer wieder als »antifaschistisch« ausgerufenen Bundesrepublik zur Leerformel. Eine stichhaltige Definition des politischen Phänomens werden nur die wenigsten kongruent wiederzugeben wissen. Einer der ersten Kardinalfehler, dem Sie bei den meisten Erklärungsversuchen der lautstarken Anschuldiger begegnen werden, wird der Verweis auf »reaktionäres Gedankengut« sein. Dass das Revolutionäre für den Faschismus zwingende Voraussetzung ist, gehört nicht zu ihrem aus antifaschistischen Versatzstücken zusammengeklaubten Zerrbild.
Einen Versuch das Phänomen »Faschismus« objektiv zu erfassen, nahm dereinst der Historiker Ernst Nolte mit seinem Klassiker »Der Faschismus in seiner Epoche« vor. Er sah im Faschismus hauptsächlich eine Gegenbewegung zum Marxismus, eine Reaktion auf den Erfolg kommunistischer Revolutionen. Noltes Analysen finden sich auch im Band »Faschismus. Von Mussolini zu Hitler: Texte, Bilder, Dokumente« wieder (hier erhältlich).
Zu einem etwas anderen Schluß kommt derweil der britische Historiker Roger Griffin, der trotz seiner unverkennbaren geistigen Verwurzelung im linksliberalen Establishment wesentliche Aspekte des Faschismus treffenden analysiert. Den faschistischen Kerngedanken macht er in der revolutionären Wiedergeburt der Nation aus. Faschismus ist für Griffin weniger die Antwort eines spezifischen Teils der Rechten auf den Marxismus als vielmehr die Antwort auf die Moderne und ihre Krisen. In folgendem Interview, das die Rosa-Luxemburg-Stiftung der Partei DIE LINKE mit Griffin führte, gibt er seine zentralen Thesen griffig wieder:
Eine dezidiert rechte Sicht auf den Faschismus finden Sie indessen bei Karlheinz Weißmann in seinem formidablen kaplaken »Faschismus – Eine Klarstellung« (hier erhältlich). Außerdem widmete sich die Sezession 34 (hier frei verfügbar) diesem politischen Phänomen des frühen 20. Jahrhunderts ausgiebig.
Der Publizist Johannes Groß faßte es Anfang der 1970er folgendermaßen:
Die Ideologie des Faschismus und Nationalsozialismus kann auch verstanden werden als ein Ausdruck des europäischen Selbstbewußtseins zwischen den Kriegen – der dritte Weg zwischen der liberalen Demokratie des Kapitalismus und der kommunistischen Diktatur des Proletariats. Der Faschist ist notwendig Zweifrontenkämpfer, weil er das »Soziale« mit dem »Nationalen« verbinden will, die revolutionäre und die nationale Tradition – so fordert er die legitimen Verfechter beider als Feind heraus, Kommunisten wie Kapitalisten, Sozialisten wie Konservative.
Eine weitere Spitze des geistigen Kontrollverlustes der Linken stellt der Twitter-Hashtag #baseballschlaegerjahre dar. Unter dieser Wortschöpfung findet sich allerlei Selbstmitleid, Phantastisches, Selbstentlastung und linke Opfermentalität wieder.
Ein gekonntes Ablenkungsmanöver von der Gewaltausübung des eigenen Spektrums oder der schon alltäglich gewordenen Migrantengewalt im Hier und Jetzt, das insbesondere von linken Akteuren aus dem weitverzweigten und alimentierten NGO-Getriebe forciert wird. Da brüht man olle Kamellen von vor fast 30 Jahren auf, mal frei erfunden mal verklärt ausgeschmückt, um sich eine flächendeckende Problematik rechtsextremer Gewalt herbeizureden. Ein Tweet des Recherche-Accounts »Recherche Halle« trifft den Nagel auf den Kopf und hält den linken Heuchlern den Spiegel vor:
Eine Auswahl an Orten, an denen die #Baseballschlaegerjahre für Andersdenkende mit einem nicht-linken Weltbild nie aufgehört haben:
- Leipzig-Connewitz
- Rigaer Straße in Friedrichshain
- Das Viertel in Bremen
- Hamburger Schanzenviertel
#LinkeHeuchelei
Nemo Obligatur
Zur Kontinuität.
Interessantes Interview, auf das Sie da verlinken. Aber ich glaube, von einer "verschämten Überschrift" zu sprechen, ist etwas zu harsch. Wissenschaftler formulieren meistens vorsichtig, in Hypothesen. So auch hier: Es gab eine gewisse Kontinuität der Bevölkerung, aber starke kulturelle Brüche. Erkennbar etwa an Bestattungsriten. Was soll man da höher gewichten? Was macht überhaupt eine Kultur, ein Volk aus?
Sehr interessant auch der Hinweis, dass die Germanen wohl erst im Kontakt mit den (oder im Widerstand gegen die) Römern ihre nachmalige Stammesstruktur geformt haben. Wer weiß, was es da alles an neuen Sitten und Moden gab. Neue Götter, auch davon war im Interview die Rede. Lassen wir uns überraschen, was die Forschung noch alles ausgräbt.
Notabene: Dass der größte, weithin sichtbare Grabhügel, der Bornhöck war und damit fast so heißt, wie der größte, weithin sichtbare Oppositionspolitiker der Region (wenn auch etwas weiter südlich) - das ist schon eine feine Ironie der Geschichte.