Nachahmungsende – Tötungsgrund

Ich habe als verantwortlicher Redakteur die Diskussion um die Tötung General Soleimanis beendet, weil mich ihr Verlauf sehr ärgerte.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Arti­kel und Dis­kus­si­on haben mei­ne Abnei­gung gegen außen- und welt­po­li­ti­sche Deu­tun­gen bestä­tigt: War­um ver­su­chen wir nicht, die Motiv-Ver­äs­te­lun­gen in kom­ple­xen Fra­gen zu ent­hol­zen und her­un­ter­zu­bre­chen, ohne durch Attri­bu­te und Andeu­tun­gen gleich einen, den Schul­di­gen anzu­steu­ern und die Hin­ter­mäch­te, von denen jeder wis­sen müs­se, daß eigent­lich sie es sei­en? War­um beschrei­ben wir die Unüber­sicht­lich­keit nicht ein­fach in Ratlosigkeit?

Immer dann, wenn einer das Motiv her­ge­lei­tet zu haben scheint, kommt ein ande­rer mit einer Spe­zi­al­stu­die zu den Vor­kom­men sel­te­ner Erden an und weiß es noch genau­er. Vie­les davon ist Spe­ku­la­ti­on, sogar Wich­tig­tue­rei, und der Grad nimmt zu, je wei­ter der Kul­tur­raum fort und je mas­si­ver und explo­si­ver das Ereig­nis ist.

Mir schrieb heu­te ein alter Freund, ein lang­jäh­ri­ger Weg­ge­fähr­te, daß ihn die­se wis­send-rau­nen­den Pam­phle­te über die Hin­ter­grün­de der Tötung auf dem ira­ki­schen Roll­feld an die sei­ten­lan­gen Aus­füh­run­gen der Dis­si­den­ten in der DDR erin­ner­ten: Wer kei­ne Macht und kei­ne Mög­lich­keit habe, den nächs­ten, den not­wen­di­gen Schritt zu tun, ent­la­de sich in Dossiers.

Man kann das zuspit­zen: Die Welt­po­li­tik läßt noch mehr Raum für Geschwa­fel als die Par­tei­en­land­schaft. (Das ist so aus­ge­drückt auch nicht gerecht, ich weiß, aber es trifft schon einen Punkt, nicht?)

Ich bin bis­her den Rechen­schafts­be­richt für das Jahr 2019 schul­dig geblie­ben, das hat zwei Grün­de: Zum einen war das ver­gan­ge­ne Jahr eine Anein­an­der­rei­hung von Ver­dre­hun­gen und Aus­här­tun­gen, Betriebs­ge­räu­schen und Absur­di­tä­ten. So etwas ist schwer auf einen Nen­ner zu bringen.

Zum ande­ren fiel mir ein Buch in die Hän­de, das ich nach den ers­ten Sei­ten nicht mehr weg­le­gen konn­te, um Rechen­schafts­be­rich­te zu tip­pen. Ich las es über die ruhi­gen Tage lang­sam und mit gespitz­tem Stift, und es ist nun vol­ler Esels­oh­ren und Anstrei­chun­gen und muß, wirk­lich: muß von uns wei­ter­ge­dacht, das heißt: über­tra­gen wer­den auf unse­re deut­sche Lage.

Das Buch heißt Das Licht, das erlosch, ver­faßt haben es der Bul­ga­re Ivan Kras­tev und der US-Ame­ri­ka­ner Ste­phen Hol­mes, man kann es hier erwer­ben. Kras­tev und Hol­mes gehö­ren nicht zu “uns”, und ich benei­de sie um den Kern­ge­dan­ken und ihr Buch. Manch­mal wie­der­ho­len sie sich, holen Anlauf auf Abschnit­ten, die der Leser nun schon gründ­lich kennt, und inso­fern ist es ein angel­säch­si­sches Buch: nicht sehr dicht, son­dern locke­rer Boden, den man ger­ne umgräbt.

Der Unter­ti­tel lau­tet “Eine Abrech­nung”. Über­ra­schend ist gleich, womit Kras­tev und Hol­mes abrech­nen: mit der Arro­ganz der libe­ra­len, west­li­chen Demo­kra­tie. Sie sind bei­de Anhän­ger die­ser libe­ra­len Demo­kra­tie und machen kei­nen Hehl aus ihrer Abnei­gung gegen die illi­be­ra­len Ent­wür­fe, die in Ungarn, in Polen, in Ruß­land und in Chi­na umge­setzt wer­den. Aber ihre Ver­ste­hens­be­mü­hung für die­se Ent­wick­lung ist immens und ihre The­se ist schla­gend, zumal sie auf­ge­fä­chert wird.

In knap­pen Wor­ten: Die fried­li­chen und weni­ger fried­li­chen Revo­lu­tio­nen von 1989 hät­ten eine drei­ßig­jäh­ri­ge Epo­che der Nach­ah­mung ein­ge­lei­tet. Das west­li­che Sys­tem sei in zivi­li­sa­to­ri­scher, öko­no­mi­scher und mora­li­scher Hin­sicht als das über­le­ge­ne Kon­zept zur Nach­ah­mung emp­foh­len wor­den und habe auch auf­grund der Debat­ten um ein “Ende der Geschich­te” als alter­na­tiv­lo­se Mün­dung aller poli­ti­scher Bewe­gun­gen gegolten:

Die hier zur Debat­te ste­hen­de Form der groß ange­leg­ten insti­tu­tio­nel­len Nach­ah­mung umfasst ers­tens eine aner­kann­te mora­li­sche Über­le­gen­heit des Nach­ge­ahm­ten gegen­über sei­nen Nach­ah­mern, zwei­tens ein poli­ti­sches Modell, das behaup­tet, alle exis­tenz­fä­hi­gen Alter­na­ti­ven besei­tigt zu haben, drit­tens eine Erwar­tung, dass die Nach­ah­mung bedin­gungs­los und nicht an loka­le Tra­di­tio­nen ange­passt sein wird, und vier­tens den anma­ßen­den Anspruch der Ver­tre­ter der zu imi­tie­ren­den Län­der, den Fort­schritt der nach­ah­men­den Län­der dau­er­haft beob­ach­ten, über­wa­chen und bewer­ten zu dürfen.

So sei etwa in den mit­tel- und ost­eu­ro­päi­schen, klei­ne­ren Staa­ten der (auf­ge­zwun­ge­ne) alter­na­tiv­lo­se Sowjet­kom­mu­nis­mus durch den (erwünsch­ten) alter­na­tiv­lo­sen west­li­chen Libe­ra­lis­mus ersetzt wor­den. Daß sich die Völ­ker des Ost­blocks die­se Frei­heit wünsch­ten, änder­te nichts an der Tat­sa­che, daß Euro­pa wei­ter­hin geteilt geblie­ben sei:

Die ner­ven­auf­rei­ben­de Asym­me­trie zwi­schen jenen, die mora­lisch fort­ge­schrit­ten waren, und jenen, die mora­lisch hin­ter­her­hink­ten, wur­de nach 1989 zu einem eben­so prä­gen­den wie neur­al­gi­schen Kenn­zei­chen der Ost-West-Beziehungen.

Die psy­cho­lo­gi­schen Fol­gen in den nach­ah­men­den Län­dern lägen auf der Hand, und so mün­den Kras­tevs und Hol­mes’ ein­lei­ten­de Gedan­ken in die The­se, daß es sich bei den sehr unter­schied­li­chen Ansät­zen in Ruß­land, in Chi­na und in den mit­tel-ost-euro­päi­schen Staa­ten um Gegen­ent­wür­fe zum Nach­ah­mungs­im­pe­ra­tiv durch den Wes­ten hand­le, um einen nach­voll­zieh­ba­ren Wider­stand dage­gen, mora­lisch, rechts­staat­lich und zivil­ge­sell­schaft­lich stets der Lehr­ling zu blei­ben und den Gesel­len­brief aus der Hand der Gön­ner ver­mut­lich nie zu erhalten.

Nach Jah­ren der blin­den, der ange­streng­ten und der ver­zwei­fel­ten Nach­ah­mung sei­en dann zwi­schen 2005 und 2010 drei unter­schied­li­che Stra­te­gien der Eman­zi­pa­ti­on ent­wi­ckelt wor­den. Und zuletzt habe auch Trump den Spieß umge­dreht: Sein Wahl­er­folg grün­de unter ande­rem auf sei­ner Bot­schaft, der eigent­li­che Ver­lie­rer der Nach­ah­mungs­epo­che sei­en die USA selbst, die welt­weit dafür haft­bar gemacht wür­den, daß die Auf­hol­jagd der Nach­ah­mer, der ver­spä­te­ten Natio­nen, nicht gelänge.

Soweit ein paar ers­te Sät­ze zu Das Licht, das erlosch. Kras­tev und Hol­mes wal­zen in drei Groß­ka­pi­teln die von­ein­an­der sehr ver­schie­de­nen Stra­te­gien Ruß­lands, Chi­nas und Polens sowie Ungarns aus. Dar­über wird zu schrei­ben sein, das müs­sen wir auf unse­re deut­sche Lage über­tra­gen, ich sag­te das bereits.

Zurück zum Aus­gang: War­um wur­de Gene­ral Sol­ei­ma­ni getö­tet. Steht die­se Über­grif­fig­keit nicht im Gegen­satz zu der The­se, Trump habe begrif­fen, daß sich die Arro­ganz des Wes­tens als des ver­meint­li­chen End­sie­gers nach 1989/90 nun gegen den Wes­ten drehe?

Ja und nein. Auch dar­über spe­ku­lie­ren Kras­tev und Hol­mes: Wenn näm­lich gegen die Eman­zi­pa­ti­on Ruß­lands, der klei­ne­ren Staa­ten und vor allem Chi­nas (das die Nach­ah­mung von vorn­her­ein nicht inhalt­lich, son­dern nur auf der Ebe­ne der Mit­tel voll­zo­gen habe) nicht mili­tä­risch vor­ge­gan­gen wer­den kön­ne, sei das im Nahen Osten wei­ter­hin möglich.

Der sys­te­mi­sche (und das bedeu­te immer: der mora­li­sche) Über­le­gen­heits­an­spruch gera­de der USA, die sich in ihrer Über­grif­fig­keit kaum an Regeln hal­te, son­dern welt­in­nen­po­li­zei­lich hand­le, sei bestehen geblie­ben. Man tötet auf frem­dem Hoheits­ge­biet, weil man kann. Man setzt damit ein Zei­chen – nach außen, nach innen, und man weiß, daß die isla­mi­sche Welt, nament­lich der Iran, wenn über­haupt, dann nur mit Gebrüll und mit asym­me­tri­schen Mit­teln wird reagie­ren kön­nen. Man steckt Macht­be­rei­che ab.

Das alles ist weni­ger klar als vor 35, aber auch als noch vor 15 Jah­ren. Es ist psy­cho­lo­gi­scher, weni­ger ratio­nal. Es war mög­lich, und es ist wei­ter­hin arro­gant: Die Andro­hung Trumps, kul­tu­rel­le Stät­ten im Iran zer­stö­ren zu las­sen, ist der wie immer hemds­är­me­li­ge Beleg dafür, daß man von Kul­tu­ren zwei­ter, drit­ter Klas­se aus­geht und sie in ihrer Eigen­art nicht schätzt.

Und, das ist nun mei­ne stei­le The­se: Es kann uns nicht egal sein, aber wir spie­len nicht in der­sel­ben Liga. Das machen Ruß­land, Chi­na, die USA unter sich aus. Daß wir die ver­zwei­fel­ten Mas­sen aus den zer­rüt­te­ten Regio­nen auf­neh­men sol­len, ist eine Kon­se­quenz, die uns beschäf­ti­gen muß.

Unser frucht­ba­rer Abgleich muß mit Polen und Ungarn erfol­gen, ler­nend, nach­ah­mend. Wir sind da in man­cher Hin­sicht die Schü­ler. Vor­schlag: Den­ken wir ent­lang des Buches von Kras­tev und Hol­mes (hier lie­fer­bar) wei­ter.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (95)

Gelddrucker

8. Januar 2020 10:40

Etwas zum letzten Absatz, ich warne davor zu denken in Osteuropa sei alles im Lot. Auch in Polen läuft der legale Bevölkerungsaustausch, wenn auch nicht so hochtourig wie im Westen. Hier kann man sich durch die Migrationsstatistiken klicken, die Einwandererzahlen aus Nichteuropa sind stetig am steigen:

https://migracje.gov.pl/en/statistics/scope/poland/type/statuses/view/map/year/2020/?x=0.469&y=1.0425&level=1

Ungarn ist meiner Einschätzung nach das bisher einzige Land in Europa, das es wirklich ernst meint mit dem Schutz seines Volkes und seiner Kultur und dessen Staatsoberhaupt das in seinen Reden auch zum Ausdruck bringt. Die polnische "Rechtspartei" ist hauptsächlich den Unternehmen verpflichtet und importiert Arbeitskräfte wo sie gebraucht werden.

Laurenz

8. Januar 2020 10:58

Ausnahmsweise gebe ich dem ersten Teil dieses Beitrags explizit nicht Recht. Hier im Zusammenhang steht auch die Schließung des Debattenstrangs Herrn Wessels, welcher im weiteren Sinne auf einer anderen Ebene genau diese Debatte führte.

Die militärische Entwicklung aus dem 2. Weltkrieg und dem Korea-Krieg heraus bis ins sowjetische Afghanistan, sorgte für die Erfahrungen, die im Westen aufgrund us-amerikanischer Dummheit, Dominanz und Größenwahn verschlafen wurden. Militärisch sind in zukünftigen Konflikten die BRICS-Staaten auf dem Vormarsch und nicht mehr aufzuhalten, siehe Libyen. Die Reaktion Trumps, welcher der Einäugige unter den Blinden im Westen ist, sind verzweifelte Versuche, hier noch irgendetwas aufzuhalten. Deswegen wählte Trump den asymmetrischen Weg gegen Herrn Soleimani, um eine Rechtfertigung für den Truppenabzug zu erschaffen.

Auch in der jungen Redaktion von SiN, wie überall, wird der aktuelle Energie-Krieg, in den sich Deutschland wieder mal völlig isoliert hinein-manövriert hat und sein Zentrum darstellt, nur ungenügend militärisch betrachtet. Hätten wir den Abbau unseres noch tausend Jahre weit reichenden Kohlebergbaus zumindest im kleinen Maßstab beibehalten, wären wir erst gar nicht in den Fokus weltweiter Energie-Konzerne geraten. Auch die AfD läßt sich hier zu sehr von innenpolitischer Opportunität leiten. Das haben wir dem links-liberalen Denken aus den USA zu verdanken, welches nur bis zu den nächsten Quartals-Zahlen reicht. In der nachhaltigen Frage, was in 200 Jahren mit uns ist, ist uns China, vielleicht auch Rußland, haushoch überlegen. Und das gilt sicherlich ebenso für die Philosophie.

RMH

8. Januar 2020 11:14

"Und, das ist nun meine steile These: Es kann uns nicht egal sein, aber wir spielen nicht in derselben Liga. Das machen Rußland, China, die USA unter sich aus. Daß wir die verzweifelten Massen aus den zerrütteten Regionen aufnehmen sollen, ist eine Konsequenz, die uns beschäftigen muß."

Das ist keine steile These, sondern schlicht und ergreifend eine sehr realistische und vernünftige Schlussfolgerung, der ich uneingeschränkt zustimme. Insbesondere die kommende Verstärkung der Flüchtlingswelle (ganz abgeebbt ist sie ja nie) ist etwas, was eigentlich Alarmstimmung auslösen sollte.

"Man setzt damit ein Zeichen - nach außen, nach innen, und man weiß, daß die islamische Welt, namentlich der Iran, wenn überhaupt, dann nur mit Gebrüll und mit asymmetrischen Mitteln wird reagieren können. Man steckt Machtbereiche ab "

Zumindest gestern auf heute hat der Iran versucht, auch einmal ansatzweise "symmetrisch" zu antworten. Wenn man den Berichten glauben schenken darf, mit bescheidenem Erfolg. Da, wo es US-Amerikaner hätte treffen können, in Erbil, wurden offenbar alle Raketen abgefangen. Rätselhaft ist der Absturz des ukrainischen Verkehrsflugzeuges. Sollte es eine aufgescheuchte iranische Luftabwehr zu verantworten haben (wofür aktuell - vorsichtig formuliert - einiges spricht, wie bspw., dass es eine sehr neue Maschine war, Teheran sofort als Ursache "technischer Fehler" angibt, obwohl man das eigentlich nie sofort wissen kann, es sei denn, man kennt die wahre Ursache und will ablenken etc.), wäre das Regime militärisch bis auf die Knochen blamiert. Die "Machtbereiche" und die "Hackordnung" wären damit auch wieder klar.

Homeland

8. Januar 2020 11:44

Zwei Anmerkungen:

Erstens: Die Beurteilung dessen, was im und um den Iran herum passiert, ist nicht erörterbar in Kommentarspalten. Die Zielrichtung mancher Autoren hinsichtlich eindeutiger Schuldadressen an die Amerikaner und das Heldentum des Generals resp. seines Landes, dem Iran, trägt nur wirklich für einen da und dort erwünschten Antiamerikanismus. Damit wir uns richtig verstehen: Unser Ziel, ein tatsächlich souveränes Deutschland als Nationalstaat bei einer das Grundgesetz ersetzenden Verfassung, hervorgegangen aus einer Volksabstimmung, erscheint mir in diesem Portal doch unwidersprochen. So jedenfalls meine Wahrnehmung. Dies zu erreichen ist aber nur möglich gemeinsam mit den Amerikanern, nicht nach einem Bruch mit diesen. Und weiter gebe ich zu bedenken, das ein solcher Bruch noch nicht per se über das Danach befindet. Was tauschen wir dagegen, wo Deutschland für sich ein Nichts ist in einer künftig multipolaren Welt, in der die Amerikaner, die Russen und die Chinesen in einer anderen Liga spielen, auch in Konflikten mit gehörigem Repressionspotenzial? Die mindestens verbale Hinwendung zum (synonymen) Iran als Helden gegen den Repressor bringt uns genau was? Eine bevorzugte Nähe zum Islam?

Zweitens: Die Zielrichtung des Beitrags selbst von Kubitschek erscheint mir genau das Richtige zu sein: Es geht um einen neuen deutschen Gesellschaftsvertrag aus rechter Sicht, der nicht nur setzende Wirkung entfalten, sondern quasi bereitstehen muss, denn der Tag, an dem die Frage im Raum steht "Wie weiter?", er wird kommen. So verstehe ich die Buchempfehlung als Diskussionsansatz, der uns, wie die Autoren Krastev und Holmes spiegelbildlich wohl selbst bezeugen, zu einer konstruktiven Nabelschau verhelfen soll, statt eine Utopie zu gebären oder gar altbekannte anzuwärmen. Das Buch ist bestellt.

Nils Wegner

8. Januar 2020 12:23

"Unser fruchtbarer Abgleich muß mit Polen und Ungarn erfolgen, lernend, nachahmend. Wir sind die Schüler."

Nee, bitte nicht. Alles, was in Polen und Ungarn "möglich" ist, ist nur "möglich", weil die dortigen verantwortlichen Kreise ebensolche geopolitischen Mündel der USA gegen "den Osten" sind, wie es die BRD in den finstersten 1950ern und 1960ern war. Die Sehnsucht nach damaligen Zuständen darf man dann doch dem Hohenzollerndamm überlassen.

Wenn Orbán, Duda etc. hin und wieder mal in Brüssel für verkniffene Mienen sorgen, dann deshalb, weil man sie läßt, nicht weil sie irgendwas "wagen" würden oder ein Trallala à la "die große phantastische Erhebung der souveränen Völker" im Rücken hätten.

KlausD.

8. Januar 2020 13:26

"Das machen Rußland, China, die USA unter sich aus ... Unser fruchtbarer Abgleich muß mit Polen und Ungarn erfolgen ..."

Die USA sind unter Trump (als ihren gegenwärtigen Insolvenzverwalter) weltweit auf dem Rückzug, um über diesen Weg, der Konzentration auf sich selbst (neben ständigen Drohgebärden), irgendwann zu früherer Stärke zurückzufinden. Sie stellen die Nato in Frage und werden sich mittelfristig auch aus Europa zurückziehen.
Was bedeutet das sicherheitspolitisch für Deutschland? Deutschland (und Europa) verliert damit seinen Schutzherren. Ob die EU und eine ominöse EU-Armee auf Dauer Bestand haben werden, ist zumindest in Zweifel zu ziehen. Selbst wenn, werden sie niemals die militärische Stärke besitzen, um Rußland und China Paroli bieten zu können. Die Waffensysteme der USA haben sich als unterlegen erwiesen und eigene werden adäquat nicht entwickelt werden können.
Falls die EU zerbricht, steht Deutschland alleine da und wird sich nicht einmal gegen Polen verteidigen können (siehe 400 Milliarden Euro Reparationsforderungen). Deutschland bzw. die EU insgesamt braucht also mittelfristig einen neuen Schutzherren. Wer kann das wohl sein?
Und wie verhält sich die deutsche Außenpolitik gegenwärtig? Augenscheinlich kopflos ...

Hartwig aus LG8

8. Januar 2020 13:27

Das deutsche Volk und die deutsche Kultur wird nur in einer nicht-globalisierten Welt bestehen können bzw. zu retten sein. Und das gilt für alle anderen Kulturen und Völker ebenso. Man sollte sich da nichts vormachen. Früher oder später bzw. über kurz oder lang werden unter globalistischen Vorzeichen auch die dicksten Mauern brüchig werden.
Ein schönes Bild von @Laurenz: Trump, der Einäugige unter den Blinden im Westen. Ja, aber mit einem Auge ist das Handicap recht gering. Der hundertmal Todgesagte erfüllt mit seiner halsbrecherischen Politik Schritt um Schritt seine Wahlversprechen (zumindest oberflächlich). Er wird die Globalisierung nicht aufhalten können; aber wenn er trotz eisigem innenpolitischen Gegenwind Erfolg hat, so ist er wenigstens ein Bremsklotz und gönnt uns eine Atempause.
Die transatlantischen Zügel werden sich lockern. Merkel reist am Wochenende nach Moskau. Weiss nicht, ob sie da Sprechblasen über Nahost oder Atomabkommen absondern wird. Hauptthema wird aber vermutlich Nordstream 2 sein.

zeitschnur

8. Januar 2020 14:02

Ich lese jetzt mal ganz bewusst nicht, was die anderen schon kommentiert haben. An der Soleimani-Debatte habe ich mich nicht beteiligt und auch nicht gelesen, was die anderen geschrieben haben, weil ich genervt bin davon, dass dieser Akt schon wieder die Hysterie vor dem 3. Weltkrieg ausgelöst hat. das wievielte Mal eigentlich noch? Man sitzt im Startloch und giert förmlich nach solchen Ereignissen ...

Gestern stolperte ich auf einer Anthroposophen-Website über folgendes Zitat von Amnon Reuveni ("Im Namen der Neuen Weltordnung"):

"»Engländer ist man, Franzose, Italiener ist man, Deutscher wird man«, pflegte Rudolf Steiner während des Ersten Weltkrieges Fichte zu zitieren. Anders als die Bewohner Süd-, Ost- und Westeuropas, müssen sich die Mitteleuropäer dauernd mit schweren Identitätsfragen beschäftigen. Besonders den Deutschen lassen diese Fragen seit Ende des achtzehntenjahrhiinderts (sic) keine Ruhe mehr. Die Ursache dieses Phänomens liegt zum Teil im Wesen des deutschen Volksgeistes und seiner Beziehung zu den Deutschen: Gerade weil besonders in Mitteleuropa die freie Initiativkraft der Individualität entwickelt werden soll und dazu noch die Aufgabe kommt, allmählich die richtige Verbindung zwischen sinnlicher und übersinnlicher Welt zu finden, wird den Deutschen die Beziehung zu ihrem Volksgeist nicht in die Wiege gelegt; sie müssen ihn vielmehr aktiv suchen. Dieser Volksgeist ist zudem -- im Gegensatz zu anderen Volksgeistern -- im irdischen Bereich kaum zu finden." https://anthrowiki.at/1933

Ich bin kein Anthroposoph, finde aber dennoch in dieser Bemerkung einiges Wahres eingefangen. Es wird darin auch deutlich, wie weit weg die deutsche Problematik von Gestalten wie Venner (jüngst einer der Artikel hier) ist. Das passt auf uns nicht und ist auch nicht unsere Problematik. Vielleicht habe ich deshalb auch eine so starke Abwehr gegen dasjenige "Rechtsintellektuelle", das im Grunde romanische Vorbilder nachahmt und am Lebensende dann gerne zum Katholizismus konvertiert, und dabei - aus mS - nur epigonal, artifiziell und weibisch wird und "undeutsch". Die Orientierung an einigen östlichen Impulsen aus Russland und anderen slawischen Staaten erscheint mir da fast passender, natürlicher.

Die "Arroganz" des liberalistischen Systems, das einen gewaltigen Januskopf hat und eigentlich hinter der liberalen Maske etwas anders verbirgt, das ich als eine bösartige Form von Korporatismus (und eine globalisierte Weiterentwicklung des Faschismus) ansehe, liegt darin, dass sie das eigentlich freie und individualistische Deutschsein (iS Fichtes und Steiners) nachspielt.

Besser: Nachäfft - und die Deutschen dazu zwingen will, ihren eigenen Charakter und ihre eigene Aufgabe nach dem Dirigat alberner Seemacht-Materialisten "nachzuspielen". Das erinnert an diese Genderehen, bei denen ein "schwuler" Mann eine transsexuelle (zum Mann umoperierte) Frau "heiratet" und das Ganze dann als "Homoehe" betrachtet: im Ergebnis wäre das eigentlich eine ganz normale herkömmliche Ehe, aber über den Umweg ist sie ein Zerrbild ihrer selbst geworden, irgendwie lächerlich und entkernt.

So fühle ich mich in Deutschland und deswegen bin ich auch nicht "rechts" im oben skizzierten Sinn: Es stimmt ja irgendwo schon, dass die Deutschen das Volk sind, die die größtmögliche Adaptions- und Integrationskraft hat (davon bin ich wirklich überzeugt, wenn ich in die Geschichte sehe), aber man diktiert uns eine Zerrform dieses Charakters, den sich diese liberalistisch-korporatistische Elite an den Bank- und Militärstraßen und in Rom der Welt zuvor wie ein schlecht sitzendes Kleid übergezogen hat, als zerfetztes, löchrig gewordenes, morsches Gebilde auf, das sich so natürlich auch Zuwanderer nicht anziehen wollen. Es ist ein Narrengewand, das aber immer noch erinnert daran, wie es einst "ganz" aussah.

Ich wäre einfach gerne nur ich selbst, wir selbst: offen für die anderen, auch mit der großen Empathie und Integrationskraft fürs Fremde, souverän in diesem Charakter und mit dem Adel eines Volkes, das das Original innehat und nicht die billige Kopie irgendwelcher Leute, die selbst keine Identität mehr haben, weil sie das für ein Ideal hielten und nun das Deutsche in ihrem kranken Gehirn missverstehen und missbrauchen für ihren Wahn. Dass Deutsche dem zum Opfer fallen wie die Fliegen, ist unsere Tragik.

Was das politisch heißt? Auf jeden Fall nicht
a. uns mental zu beugen wie bisher und
b. mit "Gebrüll zu reagieren wie die islamische Welt".

Mit souveräner Verweigerung jedes einzelnen im Land, aber die gelingt nur im Bewusstsein der deutschen Identität, die tatsächlich in einem gewissen Sinn extrem vielfaltsfähig (NICHT "bunt"!) ist, die stolz ist darauf, ethnokulturell nicht so stark festgelegt zu sein wie andere, deswegen aber nicht "gar nicht" festgelegt zu sein, sondern tatsächlich sehr stark in einer Geistgestalt und weniger animalisch. Die Verwechslung vieler "rechter dieser Geistgestalt mit irgendetwas Animalischem toppt die Tragik noch, v.a. seit dem vorläufigen Sieg des Materialismus und einer Geistlosigkeit, die nicht zu uns passt.

Laurenz

8. Januar 2020 14:27

@Hartwig aus LG8 ....
Sie unterliegen einer verfehlten westlichen Schlußfolgerung über Globalisierung.

Der stellvertretende Korea-Krieg machte dem Westen klar, daß er einen konventionellen Krieg gegen China und die Sowjetunion nicht gewinnen kann. Das erlaubte Mao, alle westlichen NGOs, das erste mal seit Jahrhunderten, aus dem Land werfen zu können, also endlich Souveränität zu erringen. Deng Xiaoping machte den Weg frei, China aus dem Maoismus in den Nationalsozialismus zu führen. Auch die Chinesische Art, den Welthandel neu zu ordnen, ist nationalsozialistische Agenda. Deutschland war als regionale Macht zu klein, um diese neue Art des Welthandels durchzusetzen. Wenn Sie so wollen, haben die Nationalsozialisten ideologisch nunmehr den halben Planeten erobert, ohne daß das im Westen einer wirklich zur Kenntnis nimmt. Man interpretiert sogar die klare Bedeutung einer Schenkung einer Karl-Marx-Statue lächerlich dümmlich. Was ist anderes damit gemeint, als daß wir "unseren" Karl Marx behalten können?
Und China wird ein global operierender Nationalstaat bleiben.

Imagine

8. Januar 2020 14:37

Die Welt – so die These - wird sich in den nächsten Jahrzehnten entscheidend ändern.

Die Systemfrage ist zwar in Deutschland aus der gesellschaftlichen Diskussion verschwunden, aber nicht aus der Welt. Sondern sie findet sich heute in der Systemkonkurrenz zwischen dem kapitalistischen US-NATO-Block und dem China-Block statt.

Diese Systemkonkurrenz, die immer konflikthafter wird, wird die Weltpolitik in den nächsten Jahrzehnten bestimmen.

Trumps aggressive „Amerika first!“-Politik macht vor einem Wirtschaftskrieg gegen seine Partner- bzw. Vasallen-Länder – name it! - nicht halt (z.B. Nord Stream 2- Sanktionen gegen Deutschland).

Trotz aller Aggressivität ist jedoch Trumps-Politik nicht in der Lage, die USA binnenökonomisch zu entwickeln und so die Spaltung in der US-Gesellschaft durch Massenverarmung und Prekarisierung zu überwinden. Paul Krugman spricht dies deutlichaus (https://www.handelsblatt.com/politik/international/nobelpreistraeger-im-interview-paul-krugman-europa-sieht-aus-wie-japan-vor-20-jahren-/25379994.html?). Noch klarer zeigt dies Paul Craig Roberts auf (https://www.rubikon.news/artikel/das-eigentor-2).

Die Entwicklung zeigt, dass der US-NATO-Block immer rissiger wird.

Viele Länder haben ihre Kooperation mit China ausgebaut, darunter auch Länder aus dem US-NATO-Block. In Wirtschaftsmedien wird dies offen thematisiert, während im Ggensatz dazu die Massenmedien eine heile US-NATO-Welt konstruieren.

Auch wenn die kritische Analyse zeigt, dass die Staaten einschließlich den USA in Richtung von „failed states“ tendieren, worauf auch Krugman hinweist, so ist das US-NATO-Imperium nach wie vor politisch und militärisch stabil und auch ökonomisch funktioniert es gut, jedenfalls aus Perspektive des Establishments. Denn die Reichen einschließlich ihrer Funktionseliten werden immer reicher.

Die Politik des Systemerhalts erfordert eine „Politik gegen das Volk“ und ist in diesem Sinne auch „alternativlos“.

In Zukunft wird sich die „Politik gegen das Volk“ und insbesondere gegen die „Mitte“ mit Enteignung von Volks- und Sparereigentum, Verarmung und Prekarisierung der Massen, Niedergang der „Mitte“, Verfall der Infrastruktur, Rentenkürzungen usw. usf. fortsetzen.

Effektiver Widerstand ist nicht zu erwarten. Mit Ausnahme der RN in Frankreich, die sich als „weder links noch rechts“ versteht, bekämpfen sich in fast allen Ländern Rechte und Linke, sehen sich gegenseitig als Hauptfeinde an und begreifen nicht die tatsächlichen gesellschaftlichen Herrschafts- und Machtverhältnisse.

Bei Wikipedia ist zu lesen: „Ein zentraler Punkt in Sanders Theorie war die Überwindung des latenten „Bürgerkriegs“ zwischen der Linken und der Rechten unter der Ganzheit des Nationalen und des Staatsgedankens.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Dietrich_Sander).

Offensichtlich sind Hans-Dietrich Sanders Ideen bei den deutschen Rechten nicht auf fruchtbaren Boden gefallen.

Denn wie seit 100 Jahren sehen die Rechten in Deutschland in den Linken ihre Haupt- und Todfeinde. Auch bei den „neuen Rechten“ ist dies größtenteils nicht anders, denn zu gefühlt 90% reproduzieren sie die Ideologie der „alten Rechten“. Sie haben die gleichen Vor- und Fehlurteile gegenüber der 68-er-Bewegung und es herrscht das gleiche Unverständnis hinsichtlich der polit-ökonomischen Zusammenhänge in der Gesellschaft. Es scheint, dass die Bemühungen von Benedikt Kaiser oder Florian Sander weitgehend wirkungslos geblieben sind.

Insofern sind auch keine Ansätze zu einer patriotischen und sozialen Sammlungsbewegung im Sinne einer Volksbewegung – vergleichbar mit der RN in Frankreich – wahrnehmbar.

Im Gegensatz zu dem in den Massenmedien dargestellten Bild sieht man bei den Intelligenzschichten – so der Eindruck- überwiegend den China-Block als zukünftigen Sieger in der Systemkonkurrenz.

Ergon

8. Januar 2020 14:44

Die letzten beiden Absätze des Textes, insbesondere die angemahnte demütige Haltung gegenüber Polen und Ungarn, sind Variationen eines alten Themas - Kubitscheks sehnsüchtiger Blick in den Osten Europas. Illusorisch bleibt dieser Ausblick weiterhin, dafür ist Deutschland heute zu selbstbewusst, zu einflussreich, und dafür sieht es sich inzwischen in zu starkem Maße selbst als Vorbild und Modell. In dieser Haltung wird es von außen, etwa bei Merkels Auftritt in Harvard, in der sie fast als Erlöserin gefeiert wurde, auch noch bestärkt. "Erleiden" müssen dieses Sendungsbewusstsein nicht nur die mittel-osteuropäischen Länder, sondern u.a. auch Russland und China, die darauf zunehmend enerviert reagieren. Als Netzfundstück zu letzterem ein Artikel aus der "Global Times", ein der kommunistischen Partei Chinas nahe stehendes Blatt, in dem anlässlich des Besuchs Merkels in China eine scharfe Kritik an den "Ideologen" in deutschen Medien und in der Politik geübt wird. Gegenseitiger Respekt sei, so das Blatt, die Voraussetzung für eine konstruktive Beziehung zwischen und China und Deutschland, und ein Land mit einer Bevölkerung von 80 Millionen habe kein moralisches Recht, die Regierungsführung eines Landes mit einer Bevölkerung von 1,4 Milliarden zu diktieren. Es sei bedauerlich, dass in einem Land, dass Denker wie Kant, Hegel, Schopenhauer und Nietzsche hervorgebracht habe, nun Politiker und Medienleute mit einer simplen und irrwitzigen Denkweise dominierten.
( http://www.globaltimes.cn/content/1163865.shtml )

limes

8. Januar 2020 15:02

Mir erscheint es nicht schlüssig, die Demarkationslinien der gegenwärtigen Krisen noch zwischen den Nationalstaaten Russische Föderation, China und USA zu verorten. Der Interessenskonflikt besteht vielmehr zwischen den Menschen, ihren jeweiligen Nationen und Kulturen auf der einen Seite und den alleinverfügungsberechtigten Verwaltern unermesslicher – nicht nur US-amerikanischer – Vermögen auf der anderen Seite.

Da ich mit dieser These möglicherweise für schuldig erklärt werden könnte, gegen die Absätze zwei und drei des obigen Beitrags von Götz Kubitschek (»Hintermächte«, »Spekulationen«) zu verstoßen, führe ich zu meiner Verteidigung den von mir sehr geschätzten Text von Benedikt Kaiser »Europäischer Hindernisparcours« an, in dem eine entsprechende Theorie für innereuropäische Machtverhältnisse formuliert wird: » … daß der Hauptwiderspruch innerhalb der EU nicht zwischen den europäischen Völkern verläuft, sondern, überspitzt formuliert, zwischen den Bedürfnissen der Völker einerseits und dem Bedürfnis des transnationalen Kapitals und seiner unterschiedlichen Sachverwalter und Mittelsmänner andererseits.« Zu transnationalen Elitennetzwerken gibt es darüber hinaus zahllose Publikationen.

Gewiss: »Daß wir die verzweifelten Massen aus den zerrütteten Regionen aufnehmen sollen, ist eine Konsequenz, die uns beschäftigen muß« (Kubitschek). Doch es sind ja nicht nur die verzweifelten Massen aus zerrütteten Regionen, sondern darüber hinaus noch der Youth Bulge aus Afrika sowie »Klimaflüchtlinge« aus aller Welt, die wir aufnehmen sollen. Das ist mit nationalen Interessen der USA nicht zu erklären.

Und zu Kubitscheks These: »Die Androhung Trumps, kulturelle Stätten im Iran zerstören zu lassen, ist der wie immer hemdsärmelige Beleg dafür, daß man von Kulturen zweiter, dritter Klasse ausgeht und sie in ihrer Eigenart nicht schätzt«, biete ich eine steile Gegenposition an. Könnte die Androhung, kulturelle Stätten im Iran zerstören zu lassen, nicht gerade aus dem Bewusstsein der kulturellen Eigenart des Iran erfolgt sein? Denn »kulturelle Stätten« sind in muslimischen Ländern ja vor allem religiöse Heiligtümer, und die Androhung, diese zu zerstören mag für die Gläubigen schwerer wiegen als die, ihr Leben im Kampf lassen zu müssen, was ja mit ewigen Freuden im Jenseits belohnt wird. Wenn die Sorge um heilige Stätten zur Zurückhaltung bei Terrorakten und Militärschlägen führt, wäre dies eine Art psychologischer Kriegsführung, die Menschenleben schonen könnte.

Heinrich Loewe

8. Januar 2020 15:16

Ob die Polen und Ungarn als Bezugspunkt für uns taugen können? Diese waren jahrhundertelang fremdbestimmt bzw. in der Existenz bedroht, mit fürchterlichem Blutzoll. Dort scheint die Quelle einer ungeheueren Widerstandskraft zu liegen. Die Partisanen in Rumänien nach ’45: Zehntausende über Jahrzehnte. Unvorstellbar. - Nun, ich lasse mich gerne eines Besseren belehren, falls das Buch für uns Deutsche etwas austrägt.

Trump sagte bei seiner ersten Stellungnahme, er will keinen Krieg beginnen, sondern einen beenden. Beenden? Die Souleimani-Aktion muß also eine Vorgeschichte haben, nämlich fortgesetzte asymmetrische militärische Sticheleien gegen die US-Präsenz. Quelle: Pressekonferenz von Pompeo auf YouTube. Infos dazu im deutschsprachigen Netz: Fehlanzeige. Dies nur zur Ergänzung, die Interessenlage ist sehr vielschichtig.

Marc_Aurel

8. Januar 2020 16:39

@Egon
"... Kubitscheks sehnsüchtiger Blick in den Osten Europas. Illusorisch bleibt dieser Ausblick weiterhin, dafür ist Deutschland heute zu selbstbewusst, zu einflussreich, und dafür sieht es sich inzwischen in zu starkem Maße selbst als Vorbild und Modell. In dieser Haltung wird es von außen, etwa bei Merkels Auftritt in Harvard, in der sie fast als Erlöserin gefeiert wurde, auch noch bestärkt. "Erleiden" müssen dieses Sendungsbewusstsein nicht nur die mittel-osteuropäischen Länder, sondern u.a. auch Russland und China, die darauf zunehmend enerviert reagieren.
..."

Dieses "Selbstbewusstsein" basiert aber auf nichts. Durch die verfehlte Politik der Blockparteien auf allen relevanten Gebieten schwindet Deutschlands praktische Bedeutung als globaler Spieler zunehmend. Die Ehrungen von Frau Merkel in Übersee, das Ernennen deutscher Journalisten zu Ehrenbürgern als Dank für Gefälligkeitsberichterstattung, all das ist doch nur wertloser Plunder: sie verraten und verkaufen ständig ihr Land und dürfen dann dafür mal ans Mikrofon treten, ein paar Hände schütteln, ein bisschen winken, sich im Applaus sonnen und sich weltmännisch fühlen, eine alberne Urkunde an die Wand heften, auf die sie dann stolz sein können, insgeheim werden sie aber sehr wahrscheinlich belächelt, vermutlich wundert man sich in den USA sogar, wie leicht diese Leute zu kaufen sind…wie dem auch sei, von diesem hohen Ross wird man wohl sehr wahrscheinlich eher früher als später wieder herunter müssen und vielleicht wird man dereinst gar dankbar sein, wenn der Osten Europas überhaupt noch mit uns reden will.

Hartwig aus LG8

8. Januar 2020 17:28

@ Laurenz
Ich schrieb von Volk und Kultur, Volk und Kultur.
Aus weiter Ferne beobachtet, ist doch der Niedergang der chinesischen Kultur, insbesondere der Alltagskultur offenkundig. Ich weiss nicht, ob Sie näher dran sind. Aber bitte lassen Sie uns diesen Nebenaspekt hier nicht vertiefen.

Thomas

8. Januar 2020 17:39

Mich stört die Ansicht, im Iran und anderen islamischen Ländern immer nur die Opfer ausländischer Übergriffe zu sehen. Die gesamte islamische Welt befindet sich in einer Phase der Dekadenz und Agonie, die sie auf der einen Seite instabil und wirtschaftlich abgehängt macht und kulturell erodiert. Auf der anderen Seite leisten sich auch islamische Staaten Angriffskriege (Ägypen und Syrien ->Israel, Irak->Kuwait, Iran->Irak) und sie senden Millionen von Kolonisten in die reichen westlichen Länder, um sie wirtschaftlich auszubeuten und langfristig gesellschaftlich zu übernehmen. Der desolate Zustand dieser Staaten ist nicht das Ergebnis der Kriegsbeteiligungen ausländischer Mächte, sondern deren Ursache. Man sollte diese Staaten endlich sich selbst überlassen und sich mit ihrem Zerfall abfinden. Ich glaube, das Trump weiß, das es dort nichts mehr zu gewinnen gibt. Für Deutschland gilt es, politische Einflußnahmen von nicht nur von den hier bekannten Akteuren zu unterbinden, sondern auch von den Hintermännern aus den islamischen Staaten, dem OIC, der UNO und vielen anderen mehr. Der liquidierte Soleiman hatte sicher bereits auch in Deutschland militante Netzwerke aufgebaut. Bei dem derzeitigen politischen Personal und dem pseudointellektuellen Pöbel in den Mainstream-Medien herrscht aber derzeit nur der Zustand totaler Fremdbestimmung und Erkenntnisunfähigkeit vor.

limes

8. Januar 2020 17:42

@Homeland » … der Tag, an dem die Frage im Raum steht "Wie weiter?", er wird kommen«, schreiben Sie.

Auf welcher geistigen Grundlage soll das deutsche Volk entscheiden, wenn es um »ein tatsächlich souveränes Deutschland als Nationalstaat« geht – nach Jahrzehnten einseitiger Information und Indoktrination? Für viele Deutsche, gerade im Westen der BRD, erscheint es auch nach »Oma Gate« unvorstellbar, dass ihre Politiker, ihre vertrauten Medien und Institutionen sie manipulieren und falsch informieren könnten, und dass es auf historische Ereignisse auch andere Perspektiven geben könnte, als in der Schule kennengelernt.

»Statt zu Staatsbürgern haben sie (unsere Politiker) die Deutschen zu Konsumenten gemacht … Leider haben die Deutschen meist keine Vorstellung mehr vom religiösen Sinn ihres Lebens und ihren Pflichten gegenüber dem Staat«, so stellte der Widerstandsbeteiligte Philipp Freiherr von Boeselager (1917 – 2008) bereits im Jahre 2003 zum Zustand des Souveräns fest.

Müssten wir nicht in Hinblick auf den in verschiedener Hinsicht heiklen Zustand unseres Volkes hoffen, dass die Entscheidung über eine Verfassung noch nicht so bald kommen wird – während indessen der Zustand Deutschlands von Tag zu Tag prekärer wird?

Waldgaenger aus Schwaben

8. Januar 2020 18:30

Zunächst zur Metadiskussion (Diskussion über Diskussionen hier):
Eine bewährte Regel noch aus usenet -Zeiten lautet:
Do not feed trolls!

Heißt: Wer in einem dezidiert rechten blog meint etwas über den Enfluss von Juden auf die US-Politik schreiben zu müssen, zieht halt das entsprechende Publikum an und muss den Ärger hinnehmen.

Zum Thema:
Ich verweise stolz auf meine Prognose im Kommentar im schon geschlossenen Strang. Wie erwartet hat der Iran sich sehr zurück gehalten mit der Antwort und das Thema "Tötung Soleimanis" ist wohl schon durch. Die geballte Kompentenz unserer Presse sah schon den 3. Weltkrieg herauf ziehen. Vielleicht war die Tötung Soleimanis vom Iran sogar erwünscht, weil er zu mächtig wurde und angesichts der inneren Unruhen im Iran nach dem Präsidentenamt greifen wollte. Wer weiß?

Was immer noch weiter schwelt, ist die Aufrüstung des Irans mit Nuklearwaffen. Die USA und Israel werden das nicht dulden und irgendwann die Anlagen im Iran ausschalten.

Der "steilen" These Kubitscheks kann ich zustimmen. Die Großen werden es unter sich ausmachen und wir müssen schauen wie wir damit zurecht kommen. Wobei ich Rußland nicht ganz in derselben Liga sehe, wie China und die USA.
Zur Flüchtlingsproblematik:
50% der Bewohner Syriens sind geflüchtet. Absolut sind es 6 Millionen. Davon sind noch 5 Millionen in der Türkei, Jordanien, dem Libanon und anderen Anrainer-Staaten. Nach Syrien zurück kehren können die nicht. Das wäre eine Verdopplung der jetzigen Einwohnerzahl in einem zerstörten Land. Dort wo sie jetzt sind, werden sie auch nicht bleiben wollen.

Selbst wenn man annimmt, dass Europa weitere 5 Millionen syrische Flüchtlinge in den nächsten Jahren verkraften könnte - das ist nur der Anfang. Durch die Fluchtbewegungen wurde und wird die materielle und geistige Infrastruktur geschaffen für weitere Flüchtlingsbewegungen aus der ganzen Welt. Es wird immer weiter so gehen. Immer wird irgendwo Syrien sein.

Wie sehr das Merkel-Regime Deutschland und Europa beschädigt hat, werden wir erst in den kommen Jahren sehen. Deutschland und Europa ist tief gespalten, die Beziehung zu den USA zerrüttet. Durch das wirtschaftlich unnötige und politisch schädliche North-stream 2 Projekt steht Deutschland nun vor der Wahl es sich mit Rußland zu verscherzen oder mit den USA und Osteuropa.
Eine vorausschauende Politik hätte das Projekt nie gestartet oder kurz nach dem Start beendet.

Deutschland ist militärisch ohnmächtig, ökonomisch nicht nur durch die idiotische Energiepolitik im Abstieg begriffen und politisch isoliert. Wie sehr wir isoliert sind, werden wir sehen, wenn wir nicht mehr das Geld haben Differenzen zuzuschütten. Und riesige Probleme rollen auf uns zu. Keine Ahnung wie wir aus der Nummer raus kommen sollen.

nom de guerre

8. Januar 2020 19:05

Zu diesem Text ein paar Anmerkungen:

„Die Androhung Trumps, kulturelle Stätten im Iran zerstören zu lassen, ist der wie immer hemdsärmelige Beleg dafür, daß man von Kulturen zweiter, dritter Klasse ausgeht und sie in ihrer Eigenart nicht schätzt.“ Das kann man so sehen. Vielleicht handelt es sich aber auch „nur“ um die Drohung, etwas zu zerstören, dessen Verlust auch über die heutige Generation hinaus noch wehtun wird. Das würde bedeuten, dass dem Drohenden der Wert dieser Kulturgüter sehr wohl bewusst ist, wenn auch negativ gewendet. Fehlende Wertschätzung für die Zeugnisse fremder Kulturen würde ich dagegen bspw. den Taliban bescheinigen, die die Buddha-Statuen von Bamiyan zerstörten (die taten das, weil sie die Figuren als unislamisch weghaben wollten, nicht um diejenigen, denen etwas an ihnen lag, zu erpressen).

„Und, das ist nun meine steile These: Es kann uns nicht egal sein, aber wir spielen nicht in derselben Liga.“ Wo sehen Sie hier eine steile These? Dass wir – als Deutsche sowieso nicht, aber auch sonst kein europäisches Land – nicht in der Liga der USA, Russlands oder Chinas spielen, dürfte offensichtlich sein. Wenn Sie damit meinen, dass es sich daher nicht lohnt, sich in ausufernden Gedankenspielen zu ergehen, wer was wann warum steuert, stimme ich dem zu. Das kostet Energie und führt letztlich zu nichts, vor allem ändert es nichts. Aber die Hintergründe zu beleuchten, muss schon erlaubt sein, nicht nur wegen der zu erwartenden neuen Flüchtlingsströme, sondern weil es ein legitimes Bedürfnis ist, die Regeln zu verstehen, nach denen die Welt, in der man lebt, funktioniert.

„Unser fruchtbarer Abgleich muß mit Polen und Ungarn erfolgen, lernend, nachahmend. Wir sind da in mancher Hinsicht die Schüler.“ – Gegen einen fruchtbaren Abgleich ist an sich nichts einzuwenden. Aber wäre es nicht an der Zeit, mit der Nachahmerei nicht nur hinsichtlich „des Westens“, sondern überhaupt aufzuhören und stattdessen unseren eigenen Weg zu finden? Davon abgesehen meine ich, Polen und Ungarn taugten zwar möglicherweise als Vorbilder für ein abgespaltenes Mitteldeutschland (auch das ist jedoch fraglich; deren Historie ist doch sehr anders als unsere), aber nicht für das, was heute Gesamtdeutschland ist. Dafür sind die Unterschiede in der Mentalität und der gesellschaftlichen Zusammensetzung m.E. einfach zu groß. Was ich im Übrigen gar nicht negativ finde, sofern es uns gelingt, uns wieder auf unsere Stärken als Deutsche zu besinnen.

Letzteres würde aus meiner Sicht beinhalten – das noch zu den verschiedenen Artikeln und Kommentarsträngen, die sich mit der Ermordung Soleimanis auseinandergesetzt haben – den Versuch aufzugeben, in einem Konflikt zwischen fremden Völkern, an dem wir nicht unmittelbar beteiligt sind und den wir auch nicht beeinflussen können, anhand konkreter Personen Helden oder Schurken auszumachen. Ob Soleimani ein Held war oder ein Verbrecher (oder beides?), weiß ich nicht, aber es interessiert mich auch nicht. So oder so war er nämlich keinesfalls unser Held und wollte es sicherlich auch nicht sein.

Ergon

8. Januar 2020 19:41

@Marc_Aurel Mir ist ausgesprochen unklar, wie sie Merkels Harvard-Rede, in der sie den amtierenden Präsidenten der Vereinigten Staaten (indirekt) als Lügner bezeichnete, im Zusammenhang mit "gekauften" transatlantisch orientierten Journalisten sehen, zumal ihr in der nationalkonservativen National Review in einem empörten Artikel umgekehrt Antiamerikanismus vorgeworfen wurde ( https://www.nationalreview.com/2019/06/angela-merkel-germany-anti-american-views/ ). Und falls Sie es nicht mitbekommen haben: Seit Trumps Amtsantritt sind die deutsch-amerikanischen Beziehungen nicht nur wegen der persönlichen Antipathie zwischen Trump und Merkel, sondern auch wegen einer ganzen Reihe von tiefliegenden Differenzen in Sachfragen, vom hohen Leistungsbilanzdefizit der USA gegenüber Deutschland über die Lastenteilung in der NATO und Nord Stream 2 bis zu Huwaei und 5G, geradezu vereist. Das deutsche "Selbstvertrauen" speist sich natürlich aus der Stärke im wirtschaftlichen und technologischen Bereich (D ist nach BIP die viertgrösste Volkswirtschaft der Welt), wobei gegenüber Russland in beiden Bereichen und gegenüber China zumindest im zweiten Bereich weiterhin ein Vorsprung besteht.

Nordlicht

8. Januar 2020 19:48

Diesen Beitrag möchte ich uneingeschränkt loben (dürfen):

Klare Worte, erfreulich grober Keil, präzise getroffen.
(Ich nehme mich nicht aus.)

Ein gebuertiger Hesse

8. Januar 2020 19:52

"Warum beschreiben wir die Unübersichtlichkeit nicht einfach in Ratlosigkeit?"

Bislang die beste, ehrlichste und nüchternste Frage des Jahres, hier und anderswo. Was, wenn man sie beherzigte, an Beschreibung rauskäme, führte ins Richtige (auf den Wegen Handkes). Die Frage hinter die Ohren schreiben, sacken lassen.

deutscheridentitaerer

8. Januar 2020 20:21

Ich sehe wenig Sinn darin, sich Polen und Ungarn zum Vorbild zu nehmen, da deren vergleichsweise bessere Situation nur möglich ist, weil diese Länder schlicht noch über eine signifikant größere Identitätsreserve verfügen. Ob diese den bekannten korrosiven Effekten standhält oder sie uns nur ein bis zwei Jahrzehnte hinterherhinken, wird sich zeigen.

Wenn Kubitschek schreibt, die Iransache wäre eine Liga zu hoch für uns, so kann man das gleiche über die deutsche Innenpolitik schreiben. Keiner weiß eine Antwort darauf, wie man die Identitätskrise der weißen Völker stoppen könnte. Das macht es aber auch einfach zu bestimmen, was die notwendigen Schritte sind, nämlich ganz stumpf und trivial für den Stopp des Bevölkerungsaustauschs zu agitieren, um uns so eine Lösung der Krise offen zu halten.

Der Gehenkte

8. Januar 2020 21:22

"Unser fruchtbarer Abgleich muß mit Polen und Ungarn erfolgen, lernend, nachahmend. Wir sind da in mancher Hinsicht die Schüler."

Es käme nun tatsächlich darauf an, zu klären, was diese "Hinsichten" sind. Von wem soll man in Polen oder Ungarn lernen können und was? Gibt es dort Diskussionen, die hier nicht geführt werden (können), die schon weiter sind? Oder ist damit die Politik gemeint?

Es wäre ein fataler Fehler, allzusehr etwa auf Orbán zu setzen. Er ist Vollblutpolitiker und also Pragmatiker, alles andere als eine weltanschaulich gefestigte Instanz. Er ist im ungarischen Volk auch wenig beliebt sieht man von der selbst geschaffenen Nomenklatura ab. Korruption ist in Ungarn Straßenthema. Seine neuerliche Anlehnung an ausgerechnet die Türken und die Russen wird weitflächig mit Kopfschütteln wahrgenommen. Die Regionalwahlen im September haben gezeigt, daß seine Macht längst nicht gefestigt ist - sollte es der Opposition gelingen, gemeinsam aufzutreten, dann wird es eng werden. Ohne Migrationsthema und Propaganda hätte er einen schweren Stand. Letztere frißt sich mittlerweile selbst auf: die Menschen schauen das Staatsfernsehen nicht mehr oder aber im ähnlich schizophrenen Modus wie einst zu DDR-Zeiten. usw. Kurz: Orbán (oder Kaczyński ) kann kein Vorbild sein - wer also ist gemeint?

Klaus P Kurz

8. Januar 2020 21:44

@ Götz Kubitschek:
"Manchmal wiederholen sie sich, holen Anlauf auf Abschnitten, die der Leser nun schon gründlich kennt, und insofern ist es ein angelsächsisches Buch: nicht sehr dicht, sondern lockerer Boden, den man gerne umgräbt."

Was soll das? Wo ist die Logik? Seit wann sind "angelsächsische Bücher" nicht sehr dicht, sondern lockerer Boden? Schon mal Bill Brysons "A short history of nearly everything" gelesen, oder Marcus Chowns "The ascent of gravity?"

Fredy

8. Januar 2020 22:50

Oh mei. Wenn man nur noch über Dinge diskutieren darf, von denen man meint alles zu verstehen und zu wissen, dann braucht man hier gar kein Forum zu eröffnen.

Sicher meint der eine oder andere Diskutant, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Aber ich denke, die Leser sind intelligent genug sich über alle Beiträge im Forum hinweg selbst eine Meinung bilden zu können. Oder für wie dumm hält man hier sein eigenes Publikum?

Nordlicht

8. Januar 2020 22:57

Vor weit Jahren habe ich mit Gewinn gelesen: Europadämmerung von Ivan Krastev.
Ja, es ist eines der Suhrkamp-Bücher, in denen alle linken Vorstellungen irgendwie selbstverständlich als richtig unterstellt werden, unhinterfragt. Aber die Analyse von Krastev ist erhellend. (Man muss und ich kann ihm nicht in seinen Folgerungen zustimmen.)

Gracchus

8. Januar 2020 23:05

Guter, richtiger Zwischen- bzw. Ordnungsruf. Die steile These am Ende erscheint mir weniger steil als realistisch. Womöglich spekuliert manch einer unserer Politiker, mit Hilfe einer straff geführten EU weltpolitische Geltung zu erlangen, was aber ebenfalls unrealistisch ist.

Beachtenswert, was @zeitschnur schreibt!

Statt einer conclusio: Wie Krastev/Holmes bin ich auch ein Verfechter der liberalen Demokratie, kann die westliche Arroganz aber auch nicht ab und sehe darin nicht per se ein universelles Modell. Und ob wir Deutschen genug Talent für eine liberale Demokratie besitzen? So wie man's hier handhabt, steckt darin auch viel zu viel Nachahmung. Die Kehrseite davon: dass man andere zur Nachahmung anhalten will (Stichwort: Klimawandel). Deshalb: den eigenen Weg finden, natürlich nicht kopflos oder autistisch. Was ich bei den allermeisten unserer Politiker vermisse, ist strategische Weitsicht.

Marc_Aurel

8. Januar 2020 23:31

@Ergon
Dann möchte ich versuchen etwas Klarheit zu schaffen. Es ist ja spätestens durch die Ära Trump für Außenstehende sehr deutlich sichtbar geworden, das es in den USA unter den dort herrschenden Eliten ganz offensichtlich mindestens 2 Fraktionen gibt: eine globalistische Fraktion und eine eher national orientierte Fraktion. Die erste Fraktion kontrolliert offenbar die Masse der Leitmedien in Einflussbereich der USA, sprich im sogenannten Westen und verfügt außerdem über zahlreiche Denkfabriken und Nichtregierungsorganisationen. Die zweite Fraktion ist offensichtlich nicht ganz so mächtig, hat aber dennoch einen gewissen medialen Einfluss.

Dieser Konflikt zwischen einer aggressiv ausgreifenden Fraktion, die neue Märkte erobern und einer, die sich stattdessen auf anderen Belange konzentrieren möchte, wie etwa eine innere Konsolidierung, ist ja schon fast so alt wie die USA selbst und setzte verstärkt spätestens Mitte des 19. Jhd. ein, nachdem die Eroberung des Indianerlandes allmählich abgeschlossen war und sich die Frage nach dem „Was jetzt?“ in den Vordergrund drängte. Historiker, wie etwa Jan von Flocken, sehen unter anderem darin einen der Hauptgründe für den amerikanischen Sezessionskrieg. Aber zurück zum heute…

Frau Merkel nun, wird von den Medien der Globalisten hofiert, dieselbe Gruppierung übt eben auch über diverse transatlantische Organisationen Einfluss auf die deutsche Medienlandschaft aus, das ist der Zusammenhang.

Vielleicht lehne ich mich jetzt etwas weit aus dem Fenster, aber meiner Ansicht nach sind Figuren wie Merkel, Maas, Gauck und wie sie alle heißen mögen, nicht wirklich eigenständig agierende, strategisch denkende, weltmännische Politiker, sondern eher subalterne Erfüllungsgehilfen. Sie mögen in innerparteilichen Machtkämpfen Erfahrungen haben, im skrupellosen Wegbeißen von Konkurrenten und ähnlichen Dingen, aber für Weltpolitik fehlt ihnen das Format. Sie erstarren ehrfurchtsvoll vor der gut geölten Manipulationsmaschine, die von den Globalisten geschaffen wurde und sind ganz stolz überhaupt ernst genommen zu werden und dabei sein zu dürfen, so kommt es mir jedenfalls vor. Merkel würde nie wagen den amtierenden US-amerikanischen Präsidenten scharf ins Visier zu nehmen, wenn ihr nicht von einer entsprechend mächtigen Fraktion der Rücken gestärkt würde. Das meine ich mit nur gespieltem Selbstvertrauen. Abgesehen davon schmelzen die harten Gründe für echtes Selbstvertrauen allmählich dahin, aufgrund der antideutschen Politik von Merkel & Co.

Homeland

8. Januar 2020 23:38

@limes, als Replik auf meinen Vortrag » … der Tag, an dem die Frage im Raum steht "Wie weiter?", er wird kommen«, schreiben Sie:

"Auf welcher geistigen Grundlage soll das deutsche Volk entscheiden, wenn es um »ein tatsächlich souveränes Deutschland als Nationalstaat« geht – nach Jahrzehnten einseitiger Information und Indoktrination?" Und weiter: "Müssten wir nicht in Hinblick auf den in verschiedener Hinsicht heiklen Zustand unseres Volkes hoffen, dass die Entscheidung über eine Verfassung noch nicht so bald kommen wird – während indessen der Zustand Deutschlands von Tag zu Tag prekärer wird?"

@limes, Ihre Skepsis möchte ich ein wenig versuchen zu zerstreuen. Genau genommen bewegen wir uns jeden Tag auf diese Entscheidung zu, auch wenn, paradox, jeder weitere Tag der Nasenring des Konsumenten weiter geschmiedet wird, er seine (wir unsere?) Fähigkeit zur notwendigen Entscheidungsfindung mehr und mehr verlernen, verlieren (sollen).

Dennoch, in einer aufgebrachten Stimmung, die uns, wie ich meine, bevorsteht, ist sehr wohl eine Dynamik erwart- und vorstellbar, die "alles" beiseite zu fegen vermag. Für diesen Tag, besser, diese Zeit, lebe ich, auch wenn ich es u.U. auch nicht mehr erlebe. Aber ich möchte aus tiefster innerer Überzeugung meinen Teil dazugeben, das was droht, nämlich das Verschwinden des Eigenen, abzuwenden. Es ist mir keine Anstrengung. Auch wenn es vielleicht vergebens gewesen sein sollte, werde ich zumindest irgendwann von mir sagen können: Ich habe das, was mir möglich war, dazu beigetragen, dass es anders kommt. Den Strolchen habe ich meinen Widerstand versprochen. Dieses Versprechen werde ich halten.

Die Verfassung wird also ein Stimmungsakt. Die Stimmung wird sich verändern. Der Fahrplan zur Liqidierung Deutschlands wird eine Störung erfahren. Davon bin ich überzeugt. Und ich denke, unsere Zahl ist ausreichend, um Grundlagen zu schaffen. Grüße!

Imagine

9. Januar 2020 00:38

Während der Zeit des „Kalten Krieges“ gab es zwei imperiale Blöcke, nämlich den West- und den Ostblock. Daneben gab es blockfreie Staaten.

Nach der Kapitulation und dem Zusammenbruch des Sowjetimperiums gab es nur noch ein Machtzentrum auf dieser Welt. Die USA besaßen „full spectrum dominance“.

Jugoslawien wollte als zuvor blockfreier Staat sich nicht dem US-NATO-Imperium unterwerfen und wurde mit einem Angriffskrieg überzogen.

Diese Situation ist vergleichbar mit der in Chile zur Zeit der sozialistischen Allende-Regierung. Diese Regierung wurde von den USA gesteuert weggeputscht.

Putsche und politische Morde gehörten zur imperialen Strategie und politischen Praxis der USA. Die NZZ erinnert daran (https://www.nzz.ch/international/usa-und-iran-zwischen-mord-und-legitimem-kriegsakt-ld.1532572). Selbst US-Präsidenten waren vor Ermordung nicht sicher.

Putin verhinderte eine Einverleibung Russland ins US-Imperium.

Inzwischen ist aus der unipolaren Welt der 90-er Jahre eine multipolare geworden. Es hat sich sogar eine Gegenstruktur zum US-NATO-Block gebildet, die „Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ)“, der neben Russland und China Indien, Pakistan, Kirgistan, Kasachstan, Usbekistan sowie Tadschikistan angehören und bei der weitere Länder einen Beobachterstatus haben (https://de.sputniknews.com/politik/20190130323773575-machtzentrum-westen-soz-stoerenfriede/).

Russland, China, Indien und Pakistan verfügen über Kernwaffen. Russland ist die führende Militärmacht, da es über eine Zweitschlagkapazität zur Vernichtung der USA verfügt, China ist die führende Wirtschaftsmacht.

China, Russland und der Iran haben erst kürzlich ein gemeinsames Marine-Manöver im Golf von Oman durchgeführt. „Die Großmächte und die Islamische Republik zeigen Muskeln.“ (https://www.dw.com/de/china-russland-und-iran-halten-man%C3%B6ver-ab/a-51803270). Die NZZ schrieb: „Das ist vor allem eine Botschaft an die Amerikaner. Angesichts seiner Isolierung im Westen sucht Iran verstärkt politische und militärische Rückendeckung im Osten.“ (https://www.nzz.ch/international/iranische-nadelstiche-am-golf-ld.1531186)

Warum der „China-Block“ die Systemkonkurrenz zum US-NATO-Imperium gewinnen wird? Diese These soll hier nicht argumentativ ausgeführt werden. Entsprechende Analysen kann man recherchieren.

Was ist mit Deutschland?

Deutschland ist ein tief klassengespaltenes Land. Das herrschende Establishment ist in Deutschland pro-atlantisch ausgerichtet. Logisch, denn die USA sind mit ihren Macht und Geheimdienstapparaten, ihrer medialen und IT-Dominanz der Garant der Klassenherrschaft sowie der Vermögen und Einkommen des Establishments. Die herrschende Klasse mit ihren Funktionseliten agiert zwar im nationalstaatlichen Kontext, aber hat sich – nicht nur in Deutschland - von nationaler Loyalität verabschiedet und ist Teil einer plutokratischen, supranationalen und kosmopolitischen Klasse ohne emotionale Bindung an ihre deutsche Heimat und ihr deutsches Vaterland geworden.

Wenn man Deutschland nicht mehr als Geschäftsbasis benötigt, geht man dorthin, wo es sich schöner, besser und sicherer leben lässt. Besonders beliebt sind die Schweiz und Florida.

Die Linken haben ihre frühere Klientel, die Lohnarbeiterklasse der „kleinen Leute“, verraten. Die SPD befindet sich in einem kontinuierlichen Niedergang. Auf der anderen Seite waren die Rechten noch nie die Vertreter der Interessen der abhängig arbeitenden Bevölkerung.

Für das Establishment sind die nationalistischen Rechten ein zu bekämpfender politischer Feind.

Die konformistischen Linken kümmern sich vor allem um erfolgreiche Selbstvermarktung. Eine „patriotische Querfront“ wird sich in Deutschland nicht bilden, denn das wollen weder linke noch rechte Politaktivsten.

Die Soziologin Prof. Cornelia Koppetsch legte 2019 „einen Erklärungsansatz zu den gesellschaftlichen Entstehungsursachen der neuen Rechtsparteien in Europa und in den USA vor. Der Aufstieg der neuen Rechtsparteien lässt sich demnach zurückführen auf einen epochalen Umbruch: den Übergang von der Industriemoderne zur globalen Moderne, die durch kulturelle, ökonomische und politische Grenzöffnungen geprägt ist. Dieser Wandel hat quer durch alle gesellschaftlichen Milieus Gewinner und Verlierer erzeugt und eine sozialmoralische Spaltung der Gesellschaft hervorgerufen, die sich im politischen Raum als „Kulturkonflikt“ äußert. Die Konfliktlinie verläuft zwischen jenen, die sich transnational, kosmopolitisch ausrichten und denen, die mit dem rasanten Verschwinden der alten, national organisierten Industriemoderne hadern. Diese zweite Gruppe sieht sich laut Koppetsch als Verlierer und fühlt sich zu Rechtspopulisten hingezogen. Dabei spiele es keine Rolle, ob der empfundene Verlust kulturellen oder ökonomischen Charakter hat. Man finde unter den Wählern der AfD abgehängte Industriearbeiter, deren berufliche Kenntnisse in der digitalisierten Wissensgesellschaft nichts mehr zählen, aber auch Vertreter des alten Bildungsbürgertums, die unter schwindender kultureller Deutungshoheit leiden. Dazu kommen ehemalige Bürger der DDR, die ihre Lebensgeschichte als „entwertet“ betrauern. Daraus sei eine „Querfront der Verlierer“ geworden, in sich heterogen aber vereint durch das Ressentiment gegen die globalisierte Welt. Den Gegenpol bilde eine kosmopolitische Elite, die von der Globalisierung in ökonomischer wie in kultureller Hinsicht profitiere und sich im Lob der Offenheit gefalle, sich aber tatsächlich in ihren gentrifizierten, urbanen Enklaven gegen alles Andere abgrenze.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Cornelia_Koppetsch)

Dieser rechten „Querfront der Verlierer“ fehlt ein tieferes Verständnis der polit-ökonomischen Zusammenhänge der Gesellschaft und kann daher kein Klassenbewusstsein herausbilden, welches anschlussfähig an die Systemkritik von kapitalismuskritischen Linken wäre.

Dem Establishment fällt es daher leicht, die (system)konformistischen Linken gegen die rechtspopulistischen Verlierer aufzuhetzen.

Solange diese Konstellation anhält, wird sich in Deutschland keine sowohl sozial wie auch national orientierte Sammlungsbewegung oder Volkspartei herausbilden.

Andreas Walter

9. Januar 2020 03:14

Am ehesten dann noch mit Ungarn. In Polen scheint mir der Fall anders gelagert zu sein. Polens Nationalismus zieht seine Energie aus genereller Feindseligkeit gegenüber allen seinen Nachbarn, aus Trauma und Verletzung, Misstrauen und Rachegelüsten. Ungarns Nationalismus, eher Patriotismus, wirkt dagegen auf mich gesünder, weniger traumatisch, aggressiv. Vor den Polen muss man sich in Zukunft sogar in Acht nehmen, habe ich den Eindruck, und das wird auch fleissig von Übersee unterstützt:

https://www.welt.de/politik/ausland/plus204534628/Polen-ruestet-auf-und-schaut-sich-dabei-jenseits-der-EU-um.html

Im Grunde sind wir daher zurück in 1919/20, nur eben mit einem noch kleinerem Deutschland und mit weiteren Problemen belastet wegen der Geschichte des Nationalsozialismus. Vorbild könnte darum ebenso Südtirol sein und so wie Freiwild fühlt sich ja auch unserer ganze Bewegung an. Nur ist eben Deutschland nicht Südtirol und auch nicht Ungarn. Wir können hier daher nur eine Parallelgesellschaft bilden, die sich mit Händen und Füßen, mit Krallen und Zähnen sowohl gegen ihre Vereinnahmung als auch Unterdrückung wehrt. Wir sind das echte Deutschland, der Rest nur bedauernswerte, armselige Konformisten. Die Ausländer in Deutschland selbst können uns daher besser als Vorbilder dienen als irgendwer sonst.

Maiordomus

9. Januar 2020 09:35

@Kubitschek. Ich danke Götz Kubitschek für seine Präzisierung, warum gewisse Kommentarstränge geschlossen wurden. Nicht zu unterschätzen ist, dass das zum Teil wirklich blamable Niveau einerseits, die Art der Auseinandersetzung andererseits, dieses Eingreifen rechtfertigte. Kommt dazu, dass diese Art Debatte bei einem teilweise immer wieder von ungefähr den gleichen Personen bestrittenen Kommentariat auf die Gesamt-Einschätzung von SiN abfärbt, wobei eigentlich die hauptsächlich verantwortete Linie im Grunde genommen dem gedruckten Heft zu entnehmen wäre.

Was indes weltpolitische Lage-Analysen betrifft, wäre es wirklich gut, sich auf die Suche nach bestmöglichen strategischen Informationen und Analysen zu machen, etwa die drei Varianten der chinesischen Seidenstrassen usw. Auch hier genügt es natürlich nicht, ein bisschen im Netz rumzusurfen und nachher seinen ideologischen Brunz rauszulassen. Das Gegenteil ideologischer Einschätzungen ist die Betonung der Ungewissheit. Das war gemeint mit der Metapher des ersten Schusses, seiner Einschätzung und seiner Folgen am Beispiel von Ernst Jüngers Erzählung "Die Eberjagd". Zur Ungewissheit gehören nun mal immer wieder negative Sätze. Zum Beispiel konnte bisher noch nie jemand bei der Aussenpolitik Donald Trumps so etwas wie eine Strategie ausmachen, ausser dass er mehr als nur im Zweifelsfall auf eine (es gibt nicht nur eine!) israelische Orientierung setzt. Und weil man die Folgen des ersten Schusses nicht unmittelbar kennt, vgl. Sarajewo, Soleimani und andere, bleiben derzeitige Tagesanalysen schlicht Spekulation.

Valjean72

9. Januar 2020 10:46

@Andreas Walter:
»Vor den Polen muss man sich in Zukunft sogar in Acht nehmen, habe ich den Eindruck, und das wird auch fleissig von Übersee unterstützt: […] Im Grunde sind wir daher zurück in 1919/20, nur eben mit einem noch kleinerem Deutschland und mit weiteren Problemen belastet»
---

Ihre Einschätzung in Bezug auf Polen teile ich und bin darüber hinaus der Auffassung, dass der polnische Staat bereits 1919 – gemäss traditionell imperialer Geopolitik der Angelsachsen – bewusst so angelegt (auch und gerade mit den Grenzziehungen) und in seinem antideutschen Gebaren unterstützt wurde, um einen Ausgleich mit dem Deutschland der Weimarer Republik zu erschweren, gar unmöglich zu machen.

Zitat von @Marc_Aurel:
»meiner Ansicht nach sind Figuren wie Merkel, Maas, Gauck und wie sie alle heißen mögen, nicht wirklich eigenständig agierende, strategisch denkende, weltmännische Politiker, sondern eher subalterne Erfüllungsgehilfen.»

Die von Ihnen Genannten mögen sich vielleicht sogar selbst als all das begreifen, sich es einreden: «eigenständig agierende, strategisch denkende, weltmännische Politiker» zu sein. Allein, sie sind es nicht. Es sind «subalterne Erfüllungsgehilfen», die nur aufgrund ihrer Mediokrität, sowie unterschiedlicher Charakterdefizite nach «oben» gelassen wurden, um die ihnen zugedachte Rolle auszuführen.

Grobschlosser

9. Januar 2020 11:16

Peter Scholl -Latour hat wichtige Dinge über Persien geschrieben ; 2012 im Interview: Wenn man nicht in der Lage ist, Afghanistan niederzuwerfen, wenn man im Irak gescheitert ist, dann ist es völlig aussichtslos, gegen den Iran anzutreten. Denken Sie nur an die gewaltigen Dimensionen, 80 Millionen Menschen, eine riesige Fläche und ein extrem schwieriges Terrain mit Felsmassiven – das ist nicht der platte Tisch von Mesopotamien, wo man mit Panzern vorrollen kann.

Abgesehen davon besitzt der Iran inzwischen hochmoderne Flugabwehrsysteme aus russischer Produktion ; die Russen ihrerseits haben während des Balkankonflikts die Serben technologisch unterstützt und gezeigt , daß auch Tarnkappenbomber ( F-117 ) geortet und bekämpft werden können - der Iran ist heute - auch wenn es nicht unbedingt so aussieht - ein militärtechnisch gut entwickeltes Land .

Unterstellt man den us-amerikanischen (und israelischen) Nachrichtendiensten eine logisch - rationale Sicht auf die Geopolitik dann wird man den Iran sicherlich nicht mit Krieg überziehen (die niedrigschwelligen Provokationen sollen die Mullahs zu unüberlegten Handlungen bewegen - hat bisher noch nie funktioniert) .

China kauft regelmäßig Öl im Iran ein und China verfügt über große, vom Westen / der OPEC nicht erfassbare Bestände .

Die Welt ist multipolar , China und Russland unterstützen den Iran , hysterisch-irrationale Forderungen den Iran präventiv zu bekämpfen tauchen regelmäßig bei der Haltungspresse auf - sind aber politisch irrelevant .

Die Befürchtung ein "durchgeknallter" us Präsident könnte per ordre Mufti den III. Weltkrieg beginnen sind unbegründet. Das Thema "Weltinnenpolitik" unter us-amerikanischer Aufsicht ist längst erledigt; China und Russland werden keine irrationalen Handlungen des Westens dulden.

Montesquieu

9. Januar 2020 13:13

Mit Verlaub: Die Reduktion der deutschen Misere (die letztendlich eine deutsch pointierte Sonderform der allgemeinen Misere der westlichen Gesellschaften ist) auf den großen Satan hat schon ein bißchen was Neurotisches. Da hat die Rechte einen USA Knacks, den sie langsam mal überwinden sollte.

Die Misere hat derart komplexe anthropologische (im biologisch evolutionären wie auch soziokulturellen Sinn) Aspekte, dass eine solche Reduktion arg engstirnig und kleingeistig wirkt.

Zum Iran: Wer glaubt, mit dem politisierten (also eigentlich jedem nicht säkularisierten) Islam einen dialogischen Ausgleich zu finden, der möge das versuchen. Viel Vergnügen dabei. Im besten Fall macht man sich wie Obama + EU zum Affen.

Wer Realpolitik betreiben möchte, um möglichst wenigen Schaden anzurichten und möglichst viel der eigenen Interessen zu wahren, der sollte sich lieber wie Trump verhalten.

heinrichbrueck

9. Januar 2020 13:55

Ist es wirklich so komplex? Wer hat den Aufbau Chinas finanziert? Man komme mir nicht mit Systemkonkurrenz, nur weil eine Großbank aus Land A in Land B transferiert wurde, schließlich gibt es im Geldsystem keine Konkurrenz. Es geht mir nicht um Einschätzungen, jedenfalls nicht in diesem Fall, sondern um reale Beobachtungen. Zuerst prosperiert Gebiet A, später dann Gebiet B, solche Dinge sind doch kein schwer einzuschätzender Zufall der Weltgeschichte. Deutschland, das Land der Erfindungen, der deutsche Genius, warum wird nur die Vernichtung finanziert? deutscheridentitaerer: "Keiner weiß eine Antwort darauf, wie man die Identitätskrise der weißen Völker stoppen könnte." Ist es eine Krise der Identität? Oder fehlt das Ziel? Auch hier wieder, Weltanschauung und Finanzierbarkeit müssen stimmen. Die Weißen sind nicht über Nacht blöder geworden, so ganz plötzlich, nachdem sie die großartigsten Leistungen des Planeten hervorbrachten. Das gleiche Erbgut wurde auch an die nächsten Generationen weitergegeben, identische Möglichkeiten also. Das Überleben wäre auch in der technologischen Moderne schaffbar. Vielleicht brauchen die Weißen eine eigene Bank, also ein Finanzsystem in ihrem Dienste, mit eigener Führung selbstverständlich. So komplex?

A. Kovacs

9. Januar 2020 14:04

"Unser fruchtbarer Abgleich muß mit Polen und Ungarn erfolgen, lernend, nachahmend. Wir sind da in mancher Hinsicht die Schüler."
Ich darf daran erinnern, dass die PiS sich mit ihrer Politik an Orbán orientiert hat und nicht umgekehrt. Polen rückt in Deutschland nur wegen seines größeren demographischen Gewichts in den Vordergrund. Zum "Orbánschen Modell" ist gerade ein Buch des ehemaligen Fidesz-Regierungssprechers, András Giró-Szász, erschienen (Gondolat és erő. A cselekvő állam orbáni modellje MCC, Bp., 2019 = Gedanke und Kraft. Das Orbánsche Modell des handelnden Staates). Dort werden wesentliche Punkte der langfristigen Strategie des Fidesz beschrieben. Eine Übersetzung wäre möglicherweise wünschenswert; Ansprechpartner fänden sich im Mathias Corvinus Collegium (= MCC).

@Nils Wegner,
Orbán wagt also nichts? Dann kennen Sie die Situation im Land nicht; schon gegenüber den leider immer noch starken und aggressiven ungarischen Bolschewisten ist er mutig. Und natürlich könnte Ungarn von wirtschaftlichen Sanktionen der EU in die Knie gezwungen werden, was politisch allerdings ein fatales Signal wäre. Wenn Sie aber alle Europäer als Abhängige sehen, die nicht die geringste Handlungsmöglichkeit haben, dann müssen wir hier auch nicht über kleine Schlupflöcher der Souveränität nachdenken. Dann können wir einpacken.

@Ergon
Zum Lernen muss man doch nicht demütig sein. Vorbild der heutigen ungarischen Politik ist diejenige des Fürstentums Siebenbürgen zwischen 1550 und 1660, eine Schaukelpolitik zwischen zwei übermächtigen Kräften, um eine Restidentität und -Souveränität zu bewahren, bis sich die Zeiten ändern.

@Heinrich Löwe
Stimmt: In der Geschichte liegt der Schlüssel zur "anderen" Politik der Ostmitteleuropäer. Aber sie muss gelehrt werden und wird dort (wieder) gelehrt. Deutschland hat auch eine lehrreiche Geschichte, die aber nicht gelehrt wird. Das ist eines der Probleme.

@deutscherIdentitaerer
"Korrosive Effekte": Korrekt. Gerade in Budapest kann man leider die teilweise Übernahme der von ausländischen Studenten (CEU) und Angestellten (EU) vermittelten westlichen Dekadenzsymptome sehen. Daher der jetzt von Liberalen und Kommunisten bei Kommunalwahlen gemeinsam erreichte OB, was übrigens der Orbánschen "Diktatur" ein merkwürdiges Zeugnis ausstellt.

@Andreas Walter
Gerade in Polen ist der Westen das leuchtende Vorbild. Alles, was von dort kommt, kann nur gut sein. Da steckt auch ein tiefsitzender Minderwertigkeitskomplex drin. Hinzu kommen Materialismus und Konsum. Ein polnischer Freund von mir sagt anekdotisch, "dass der Westen die Polen mit Einkaufszentren kaufen würde". Das Buch von Roman Legutko (Der Dämon der Demokratie) zeigt sehr schön, wie durch diese illusionären Vorstellungen vom Westen das liberale und materialistische Denken überhand nimmt. Bis PiS kam, hatten diejenigen, die 1989 die Wende erkämpft hatten, also Religiöse und Nationalisten, in Polen nichts mehr zu sagen, ähnlich wie in den "neuen Bundesländern".

KlausD.

9. Januar 2020 15:26

Waldgaenger aus Schwaben 8. Januar 2020 18:30
"das wirtschaftlich unnötige und politisch schädliche North-stream 2 Projekt"

Wie kommen Sie darauf? Rund ein viertel der in Deutschland benötigten Energie stammt aus Erdgas und davon kommt ein drittel aus Rußland. Mit der im Bau befindlichen Pipeline Northstream 2 soll die bisher per Northstream 1 (beide durch die Ostsee) bezogenen Menge Gas verdoppelt werden. Damit soll der Bezug von preisgünstigem Gas unter Umgehung des Transits durch die besonders us-hörigen Staaten Ukraine und Polen, und damit störungssicher, erfolgen.
Und Sie bezeichnen diese Maßnahme als wirtschaftlich unnötig und politisch schädlich?
Im Gegenteil, dies ist wohl die einzig vernünftige Maßnahme Merkels in ihrer nun fast 15-jährigen Amtszeit, weil im Interesse Deutschlands. Wenn sich Deutschland (und die EU) weiter von den USA emanzipieren will, ist es unbedingt erforderlich, in dieser Angelegenheit standhaft zu bleiben.

Marc_Aurel

9. Januar 2020 15:31

@Montesquieu
„Mit Verlaub: Die Reduktion der deutschen Misere (die letztendlich eine deutsch pointierte Sonderform der allgemeinen Misere der westlichen Gesellschaften ist) auf den großen Satan hat schon ein bißchen was Neurotisches. Da hat die Rechte einen USA Knacks, den sie langsam mal überwinden sollte.

Die Misere hat derart komplexe anthropologische (im biologisch evolutionären wie auch soziokulturellen Sinn) Aspekte, dass eine solche Reduktion arg engstirnig und kleingeistig wirkt.
…“

Man muss die Dinge aber auch so sehen, wie sie nun mal sind und nicht so, wie man sie gern hätte, auch wenn das manchmal unschön ist, sonst analysiert man an der Realität vorbei.

Meinem Schwiegervater zum Beispiel, der Westdeutscher ist, sind Diskussionen über den negativen Einfluss der USA immer sichtlich unangenehm. Er ist in einer Atmosphäre aufgewachsen, in der Begriff USA Freiheit und Abenteuer bedeutete: man besuchte am Tag der offenen Tür die in der Nähe befindliche Air-Base, genoss amerikanische Steaks vom Grill und ließ zum Schluss staunend die Düsenjäger der Besatzungsmacht über sich hinwegdonnern. Gern schmückte man Wohnung und Garten mit der US-amerikanischen Flagge auf Tischdecken oder kleinen Fähnchen, man trug Jeans, trank Coca Cola und fuhr amerikanische Autos und die Welt war in Ordnung.

Unfreiheit und Unterdrückung gab es nur auf der anderen Seite der Mauer, wobei das auch noch eine ganz andere Zeit war, in der die BRD wenigstens noch Politiker von Format hatte und für diese die Leine auch noch etwas länger war.

Aber zum Punkt: niemand hat behauptet, dass es die US-amerikanische Dominanz der einzige Grund ist für die Misere Deutschlands oder Europas, aber es ist der Wichtigste.

Diesen Elefanten im Raum in seine ganzen Vielschichtigkeit und Bedeutung zu ignorieren und sich stattdessen primär auf allgemeine Erklärungen zurückzuziehen / zu beschränken, wie vielleicht Analysen zum „Produktlebenszyklus“ von politischen Systeme, ist ja auch nicht gerade zielführend.

Nordlicht

9. Januar 2020 15:37

So viele Themen, so viele Gedankenstränge! Von der Weltpolitik zur deutschen Rolle darin (- wenn es denn eine Rolle für uns gibt), von der Beschwörung der deutschen (kulturellen) Identität zum Blick auf östliche Nachbarn, die selbstbewusst national denken und reden.

Mir kam bei dem Durchlesen der Kommentare mehrfach der Gedanke: Werden diese Fragen auch bei der Oppositionspartei behandelt, und wie schlägt sich das in Politik nieder? Denn diese politischen Initiativen im Bundestag wären ja das Neue, das dem Volk zu vermitteln ist und - hoffentlich, irgendwann - deutsche Politik prägen wird.

In der Aussenpolitik ist nicht zu moralisieren und sind keine (hundert Jahre alten) alte Rechnungen hervorzukramen, sondern es geht darum, Verbündete für aktuelle Aufgaben zu finden. Inhaltliche Bündnisse mit Polen, Ungarn erscheinen sinnvoll (- wie H. Kubitschek schrieb). Anti-Amerikanismus halte ich für kontraproduktiv; was der Linken das Trump-Bashing, sollte nicht das USA-Bashing sein: nutzlose Übungen. Gegen Juden in der US-Politik oder der Groß-Finanz zu raunen, sollten Rechte allein aus taktischen Gründen unterlassen. Das heutige Israel ist ein Verbündeter wichtig - soviel Insiderkenntnisse der islamischen Macht- und Terrorstrukturen hat niemand sonst.

Ich sehe den Islam insgesamt als Feind Europa und damit Deutschlands, das bedeutet nicht, dass Muslims nicht in Deutschland integriert eben können. Wo sie Minderheiten <5% sind, erscheint mir das unproblematisch. Dass der gegenwärtige Anteil in Deutschland reduziert werden sollte, dürfte bei Rechten Konsens sein; wie man das erreicht, ist offen. Es gibt m.E. keine diskutierbaren Strategien dafür, wobei weniger das GG als die mittlerweile geltenden Auslegungen hinderlich sind. Ein Stichwort: Mit Geld kann man viel erreichen, sowohl an die Aufnahmeländer als auch an zur Ausreise zu Überzeugenden. (Damit sie nicht postwendend zurück kommen, muss es nationalen Grenzschutz geben.)

Was in anderen Artikeln und Kommentaren dazu ein wichtiges Thema ist und dem sich die AfD bisher nicht überzeugend gestellt hat: das Soziale. Finanzielle Transfers ohne vorherige Einzahlung sollte es mE nicht geben, das war seit Bismack gültig und bei Gewerkschaften Tradition. Alles andere ist Caritas - eine warme Suppe und ein Bett für Migranten, bulgarische Arbeitssuchende, Drogensüchtige oder Faulpelze anderer Art, kein Bargeld. (Das ist zugespitzt, gewiss.)

Imagine

9. Januar 2020 17:53

@Andreas Walter 9. Januar 2020 03:14
„Vorbild könnte darum ebenso Südtirol sein und so wie Freiwild fühlt sich ja auch unserer ganze Bewegung an. Nur ist eben Deutschland nicht Südtirol und auch nicht Ungarn. Wir können hier daher nur eine Parallelgesellschaft bilden, die sich mit Händen und Füßen, mit Krallen und Zähnen sowohl gegen ihre Vereinnahmung als auch Unterdrückung wehrt. Wir sind das echte Deutschland, der Rest nur bedauernswerte, armselige Konformisten. Die Ausländer in Deutschland selbst können uns daher besser als Vorbilder dienen als irgendwer sonst.“

Hier wird die Sehnsucht nach einer Gemeinschaft von seelenverwandten „echten Deutschen“ deutlich. Aber wo gibt es noch das „echte deutsche Leben“?

Dass Menschen mit türkischen Migrationshintergrund Parallelgesellschaften bilden, das war schon seit Jahrzehnten zu beobachten, schon in den70-er Jahren als ich in Frankfurt studierte. Inzwischen ist Frankfurt-Bockenheim, wo ich damals wohnte, zu einem türkischen Viertel geworden.

Am 7.1.20 wurde in der Sendung Report Mainz über die Bildung von türkischen Parallelgesellschaften berichtet realitätsgerecht berichtet. M.E. gab es zum ersten Mal im TV eine Sendung dieser Art, wo das Scheitern der Intgration so klar dargestellt wurde. https://www.ardmediathek.de/ard/player/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzExODc5MjU/

Türken sprechen türkisch untereinander, Türken heiraten zu 90% Türken. Was sind die Gründe für die Bildung von türkischen Clan- und Volksgemeinschaften? Zum einen ist spielt der mangelnde Spracherwerb in der ersten Generation eine wichtige Rolle, denn die meisten Mütter beherrschen nicht die deutsche Sprache. Dann die Familien- und Clan-Verbundenheit. Man hilft sich gegenseitig. Reparaturbedürftige Häuser werden billig gekauft und in Eigenleistung mit Hilfe der Verwandten renoviert. Die Verwandtschaft bietet Vertrautheit und Schutz.
Dann spielen die Religion und der damit verbundene Islamo-Faschismus eine große Rolle. Stichwort: „Graue Wölfe“.
Es gibt auch eine typische Migranten-Kriminalität. Drogenexperten berichteten über den Drogenschmuggel aus der Türkei nach Deutschland, der eine riesige Dimension innenhatte. Ganze Straßenzüge wurden in gewissen Städten von den Schmugglern und Dealern gekauft. Dann gibt es die Rocker-Kriminalität. Typisch sind Drogen-, Waffen und Menschenhandel sowie Gewaltdelikte. Nicht zu vergessen der Sozialhilfebetrug, wenn z.B. Sozialhilfe bezogen wird und gleichzeitig Schwarzarbeit in den Betrieben von Verwandten gemacht wird. Zudem gibt es den rassisch-kulturellen Überlegenheitsmythos. Die deutschen Frauen sind Schlampen, die kann man f…, aber nicht heiraten. Deutsche sind ein Volk ohne Stolz und Kampfgeist, „Kartoffeln“ eben. Deutsche nehmen es hin, wenn man sie beleidigt und abwertet.

Die Integration ist gescheitert. Die Migranten werden mit ihren Kulturen Deutschland dominieren. Und die Deutschen werden sich anpassen.

Zutreffend ist, dass in Deutschland seit dem Feminismus die Jungen zu Mädchen erzogen werden. Richtige Männer gibt es daher kaum noch. Zudem gibt es fast überall eine Dominanz von Frauen über Männer. In TV-Filmen sind fast alle Chefs weiblichen Geschlechts. Und auch die Realität tendiert immer mehr dazu.

In meiner Jugend waren wir noch stolz auf Deutschland. Auf unsere Denker, Dichter, Erfinder und Ingenieure. Auf unsere Wiederaufbauleistung. Auf das „Made in Germany“, unsere Produkte waren erstklassig und auf der ganzen Welt begehrt. Die Qualität der deutschen Soldaten war auf der ganzen Welt bekannt und berühmt. Unser Bildungswesen war erstklassig und gehörte zur Weltspitze. Die Studienplätze in Deutschland waren begehrt.
Nach dem Krieg hatte sich in den 60-er Jahren ein Typus von deutscher Frau entwickelt, die als „Fräulein-Wunder“ bezeichnet wurde. Schön, selbstbewusst, gebildet und erotisch. Ganz anders als die BdM-Frauen zuvor und vor allem anders als die Amerikanerinnen, die als frigide und zickig angesehen wurden. Aber mit dem Feminismus verschwand dieser Frauentyp. Er wurde regelrecht bekämpft (s. z.B. Esther Vilar).

Worauf kann man als Deutscher heute noch stolz sein? Heute dominieren die Strunz-Deutschen, diese sind dumm, faul und feige.

Heute herrscht in Deutschland (wieder) ein Anti-Intellektualismus mit Geringschätzung der geistigen Arbeit. Auch dies ist ein Grund für den „Brain-Drain“.

@Andreas Walter, für mich ist ihre These nicht nachzuvollziehen, dass „die Ausländer in Deutschland uns daher besser als Vorbilder dienen können als irgendwer sonst.“

Brauchen wir eine mittelalterliche Religion mit Mullahs und einen Erdogan an der Spitze? Sollen wir eine patriarchalische Kultur mit Inferiorität der Frauen und Polygynie durchsetzen?

Montesquieu

9. Januar 2020 19:57

@ heinrichbrueck

Nur einige Stichworte,

die Evolution hat den Europäern und damit auch den emigrierten europäisch Stämmigen die von genetischer Nähe unabhängige Empathiefähigkeit ermöglicht, prinzipiell ehrenwert, real oft autodestruktiv. Die Anderen sind anders und selbst wir neiden uns gegenseitig. Aber wir zelebrieren unsere (scheinbare) Gratisempathie. Narzissen all überall.

Der momentane materielle Überfluss macht uns irre. Wir vergessen unsere spirituellen Basisbedürfnisse.

Die ZNS Entwicklung erschwert deistischen Glauben, das bleibende Bedürfnis nach Sinn füllen Trashsurrogate oder knallharte Ideologien.

Der Protestantismus ist Ausdruck und Katalysator der selbst schädigenden Form von Empathie.

Das zivilisatorische Irrewerden intensiviert sich von Süd nach Nord und von Ost nach West.

Die europäischen Ethnien glauben, keinem evolutionären Wettbewerb mehr zu unterliegen.... Nietzsches letzte Menschen

Die "westlichen" Gesellschaften unterliegen einer vierfachen kontraevolutionären Dynamik (frei nach Lynn) :
Reproduktionsanreiz für "Bildungsferne", reproduktionshemmende Anreize für Leistungsfähige, Abreise von jungen leistungsfähigen Autochthonen, Massenimmigration von weniger Leistungsfähigen, unserer Zivilisation und Evolutionsstufe (wertfrei) fremden Menschen.

Das kann nicht gut gehen.

Im übrigen lassen sich nur Sklavencharaktere indoktrinieren.

Montesquieu

9. Januar 2020 20:15

@Marc_Aurel

Das deutsche Ressentiment gegenüber den USA ist viel, sehr viel älter als der potentiell negative kulturelle und politische Einfluß der USA auf Deutschland.

Ich denke, wir neigen dazu, unsere Unsicherheit bezüglich des Eigenen der oft plakativen und unreflektiert erscheinenden Selbstgewissheit der Angloamerikaner gegenüber zu stellen. Das führt zu Ressentiments. Aber die USA haben uns auch nach 45 nicht wirklich daran gehindert, eine weitgehend geteilte deutsche Identität zu entwickeln. Der gutmenschliche Irrsinn, der hypermoralitische Selbsthass, dessen Kehrseite die Hybris ist, das sind unsere Baustellen.
Ich bin oft in anderen Ländern und im Moment rollen sehr viele Menschen die Augen über das deutsche Gehabe. Sie irritiert das Selbstmitleidige in Kombination mit dem hypermoralitischen Eskapismus. Und das verstehe ich sehr gut, das wirkt nicht einladend.

RMH

9. Januar 2020 20:47

"Diesen Elefanten im Raum in seine ganzen Vielschichtigkeit und Bedeutung zu ignorieren ."

@Marc_Aurel,
Macht doch keiner wirklich ernsthaft. Das Problem ist doch eher, ganz offen gesagt und ohne Absicht, die Diskussion jetzt wieder entgleisen lassen zu wollen, dass die "USA" bzw. dann gerne für die Hundertprozentigen "VSA", für viele, die daran ihr offenbar intensiv vorhandenes Schwarz-Weiß Bedürfnis ausleben, auch wieder nur ein Maske/Chiffre ist bzw. vorgeschoben ist. Unterhält man sich einmal "off the record" (Ätsch! Amerikanismus!) mit solchen Leuten, dann kommt als nächstes viel zu oft die "Ostküste", die "Wallstreet" und damit dann "die Juden". Am Ende ist man dann fast schon naturgesetzlich wieder bei der selben altrechten Verschwörungs-Paranoia, was @Montesquieu meiner Meinung nach ganz gut auf den Punkt gebracht hat.

Insofern hat man schon ein bisschen sorgfältig zu argumentieren, damit man nicht in diese Schubladen geschoben wird, die nicht immer Kampfmethoden oder Mechanismen der Meinungsunterdrückung oder politischen Korrektheit sein müssen, sondern durchaus einen realen Erfahrungshintergrund haben. Ich erlaube mir dazu ein Urteil seit ca. ab den 80er Jahren zu haben und denke, meine "Pappenheimer" zu kennen. Die immer ewig gleiche Leier hat mich bereits von der NPD abgestoßen und ich brauche diesen alten Wein nicht in neuen Schläuchen und schon gleich gar nicht bei der AfD.

Das ist doch gerade das wohltuende an der Zeitschrift Sezession, dass man nicht mit diesem Mimikry und Quatsch arbeitet.

PS:
Es verdichten sich die Hinweise, dass die iranische Luftabwehr die ukrainische Maschine vom Himmel geholt hat … (siehe meinen vorherigen Beitrag).

GoetzGeorg

9. Januar 2020 22:22

Da ich seit 25 Jahren in Danzig als Unternehmer tätig bin, erlauben Sie mir bitte einige Bemerkungen. Fangen wir gleich mit dem ersten Kommentar bez. Thema Einwanderung an, der eher irreführend ist. Abgesehen von einer ca. 400 Jahre alten muslimischen Gemiende,bestehend aus ca. 4000 vollkommen integrierten Tartaren, die an der Seite d. polnischen Königs u.a. gegen die Osmanen(!) kämpften, haben wir in Polen eine Arbeitsimmigration von ca. 1 Mio. Menschen, vorwiegend aus der Ukraine, auf Basis von Arbeitsvisas. Hier wird niemand for free alimentiert, sondern zahlt mit seinem Verdienst in die Sozial- und Rentenkasse ein. Die Mentalität beider slawisch geprägten Völker ist ähnlich und die christliche Orthodoxie ist im Gegensatz zum Islam sozial und staatspolitisch verträglich. Ansonsten sind neu zugewanderte Moslems eine absolute Rarität. Zwei oder drei Dönerläden auf 1,2 Mio. Bürger in der Dreistadt (Danzig, Sopot, Gdynia) kann man entspannt als Bereicherung ansehen. In Danzig können wir im wesentlichen noch einen iranischen Dr,Ing. an der Uni, einen syrischen Zahnarzt und einen irakischen Schweiss-Ing., der seit 20 Jahren bei mir arbeitet, anbieten. Und wenn es 1000 Moslems mehr wären ? Der entscheidende Unterschied zu Deutschland wäre der, daß die wehrhafte, rational handelnde,christlich geprägte Gesellschaft und Politik in Polen, Nichtsnutze nicht willkommen heissen würde, ihr Unterwerfungspsychosen wesensfremd sind und NGO, LGBT+,Identity- und Gender-Gedöns einen sehr schweren Stand haben. Das hiesse für auch für Moslems entweder integrieren, arbeiten und Religion als reine Privatsache ansehen. Ansonsten wäre hier, ganz zu Schweigen von dschihadistischen Aktivitäten, ganz schnell Feierabend. - Ich hoffe, ich finde in den nächsten Tagen Zeit noch zu weiteren Punkten der polnischen Innen- Aussen- und Gesellschaftspolitik Stellung zu nehmen. ich muss jetzt weiterfliegen. Grüsse von einem "Aushilfspolen" :)

Ergon

9. Januar 2020 23:32

@Marc_Aurel Mit den Ausführungen, mit denen Sie die deutsche Politikerklasse als bloße Erfüllungsgehilfen US-amerikanischer oder "globalistischer" Eliten beschreiben, liegen Sie denke ich falsch, und zwar u.a. deshalb, weil die Streitpunkte, die zur Eiszeit in den deutsch-amerikanischen Beziehungen führten, schon vor Trumps Präsidentschaft bestanden, ein Umstand, der vom US-Präsidenten immer wieder betont wird. Deutlich zu erkennen ist es beim Thema der Ergaspipeline Nord Stream 2, gegen deren Fertigstellung im Kongress parteiübergreifend Sanktionen, die eine Zäsur in den transatlantischen Beziehungen darstellen, beschlossen wurden. Unabhängig davon verdankt ein Teil der sich im internationalen Kontext wie dem Weltwirtschaftsforum in Davos koordinierenden deutschen Elite ihre Karriere transatlantischen Netzwerken, die eine spezifische "westliche" Weltsicht vermitteln und zu einer auf Außenstehende erstaunlich umfassend wirkenden Normierung der Überzeugungssysteme führt.

Zu Ihrem Schwiegervater und US-amerikanischen Flaggen auf Tischdecken: Aus den 1980ern, in denen ich aufwuchs, habe ich ganz andere Erinnerungen mitgenommen. Es war die Zeit der Massenproteste gegen den NATO-Doppelbeschluss und Pershing II, von mit "Ami go home" besprühten Wänden an Straßenbahn- und U-Bahn-Haltestellen. Die beschränkte Souveränität der Bundesrepublik wurde erstmals öffentlich thematisiert.

Nemesis

10. Januar 2020 00:27

@Maiordomus
„Zum Beispiel konnte bisher noch nie jemand bei der Aussenpolitik Donald Trumps so etwas wie eine Strategie ausmachen.“

Mich erinnert Trumps Vorgehen (bzw. derer hinter Trump (kein Präsident steht ja für sich allein) von Anfang an, an eine „strategielose Strategie“, eine Form, die aus dem chinesischen Gong Fu (Kung Fu) bekannt ist: „Drunken Monkeys“.

Es geht dabei – um es kurz zu machen – um Folgendes:
Dem Opponenten wird der Eindruck vermittelt, der Gegenüber sei betrunken (im weiteren Sinne verstanden: nicht „Herr seiner Sinne“, also ver-rückt). In Realiter wird der Gegner aber sehr genau analysiert und durch kurzfristig völlig erratische Bewegungen (eben „betrunken“ bei gleichzeitiger vollständiger Kontrolle seiner Balance)) wird sich diesem angenähert (um dann durch seine Deckung zu kommen bzw. um ihn zu unvorsichtigen Bewegungen zu verleiten).

So sieht das dann aus:
https://www.youtube.com/watch?v=d9wq7QC1Qi0

Mir ist zum erstenmal der Gedanke eine eine solche „strategielose Strategie“ gekommen, als er – wer erinnert sich noch? - ständig seine Mitarbeiter austauschte (das hat sich mittlerweile offensichtlich stabilisiert). Im Gegensatz zu meiner Umgebung war ich schon damals der Ansicht, daß dies keine „Ver-rücktheit“ sei, sondern möglicherweise Teil einer Strategie.

Der Vorteil liegt eigentlich auf der Hand:
Dem (politischen) Gegner wird es damit völlig verunmöglicht, sich auf einzelne Personen „einzuschießen“, da dies ja immer mit (Resourcen) Aufwand verbunden ist. Und bis dann tatsächlich eine mediale Gegenmaßnahme lanciert werden kann, ist die entsprechende Person schon wieder ausgetauscht.
Strategielose Strategie.

„Und weil man die Folgen des ersten Schusses nicht unmittelbar kennt, vgl. Sarajewo, Soleimani und andere, bleiben derzeitige Tagesanalysen schlicht Spekulation.“

Das einzige was man diesbezüglich - jedenfalls meiner Meinung machen kann - ist, mittels längerfristiger, retrograder Analysen versuchen herauszufinden, wohin die eigentliche Bewegungsrichtung möglicherweise erfolgt ist. Was sich im Irankonflikt bisher jedenfalls ergibt, ist, daß weder Iran noch USA an einer Ausweitung des Konfliktes interessiert sind (und sein können (aus unterschiedlichen Gründen)).
Und das ist immerhin ein Erkenntnisgewinn.

Lotta Vorbeck

10. Januar 2020 01:05

@A. Kovacs - 9. Januar 2020 - 02:04 PM

+++ "Gerade in Budapest kann man leider die teilweise Übernahme der von ausländischen Studenten (CEU) und Angestellten (EU) vermittelten westlichen Dekadenzsymptome sehen. Daher der jetzt von Liberalen und Kommunisten bei Kommunalwahlen gemeinsam erreichte OB ..."

+++ "Gerade in Polen ist der Westen das leuchtende Vorbild. Alles, was von dort kommt, kann nur gut sein. Da steckt auch ein tiefsitzender Minderwertigkeitskomplex drin. Hinzu kommen Materialismus und Konsum. Ein polnischer Freund von mir sagt anekdotisch, "dass der Westen die Polen mit Einkaufszentren kaufen würde". ..."

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Letztes Jahr war von einer in Warschau veranstalteten Schwulenparade zu lesen ...

In Litauen gibt es Denkmäler für die "Waldbrüder" genannten Leute, die noch jahrelang nach der Vereinnahmung ihres Landes als Sowjetrepublik aktiven, bewaffneten Widerstand leisteten.

Zu Sowjetzeiten störte es den Litauer, wenn Russen etwa von "unserem Ostseebad" Palanga (Polangen) sprachen.

War es einst eine Art Volkssport gewesen, mit Lebensmitteln beladene, für Empfänger in der RSFSR bestimmte Güterzüge mittels manipulierter Transportbegleitpapiere fehlzuleiten, oder den Transport zu behindern, indem etwa des nächtens die Räder der offiziell abfahrbereit gemachten Züge mit den Eisenbahnschienen verschweißt wurden ...

... sieht man nun seit einiger Zeit auch in der litauischen Provinz erste, wandelnde, zugepiercte Tattookunstwerke mit blau oder orange gefärbten Haaren.

Noch vor ein paar Jahren ging in Litauen nichts ohne den dort Degtine genannten Wodka, bevorzugt als "Domaschnaja" schwarzgebrannt, über Holzkohle gefiltert, im Wortsinne brennbar.

Die Kfz-Steuer ist im Benzinpreis enthalten, man leistete sich hubraumstarke Spritschlucker, betankte diese Gefährte vorzugsweise in der Scheune mit der Faßpumpe, wo sich, nicht mal notdürftig getarnt, die Fässer mit dem aus dem benachbarten Kalingrader Oblast nach LT geschmuggelten Treibstoff stapelten ...

... die das Land überziehenden neuen Supermärkte sind sieben Tage die Woche von frühmorgens bis spätabends geöffnet.

Der Euro ersetzte die Landeswährung Lita.

Sonnabends/sonntags werden Degtine und Alus (Bier) neuerdings erst ab 10:00 Uhr verkauft.

Genauestens beachtet man nun das Alkoholverbot für Fahrzeuglenker.

Man hat die einst widerständigen Litauer domestiziert.

Dieselbe Frau, die zur Sowjetzeit des sonntagsmorgens mit Notizbuch und gespitztem Bleistift vor der Kirche stand, um die Gottesdienstbesucher für den örtlichen KGB zu notieren, sitzt jetzt bei der Sonntagsmesse in derselben Kirche, ganz vorn in der ersten Bankreihe.

Franz Bettinger

10. Januar 2020 09:57

@Imagine (um 17:53): gute Analyse! Und ohne das von mir verehrte Kapital zu beleidigen, ha!

@GoetzGeorg: Danke für Ihren klärenden Kommentar zu „Moslems in Polen", sozusagen aus erster Hand!

Marc_Aurel

10. Januar 2020 10:17

@Ergon:
Ich gebe Ihnen Recht in der Hinsicht, dass man meine Einschätzung dahingehend einschränken muss, dass es gelegentlich Ausbruchsversuche zu geben scheint. Ein schönes Beispiel dafür ist auch der Herr Schröder, der anfangs eher transatlantisch und später eher russlandorientiert agierte, was sehr wahrscheinlich den Überzeugungskünsten Putins zu verdanken war, der hier gelegentlich wie eine Art Gegenmagnet wirkt. Das ist aber im Ganzen betrachtet eher die Ausnahme von der Regel und ändert nichts an der Tendenz.

Man darf wohl grundsätzlich davon ausgehen, dass es hinter den Politikern einen zweite Reihe von kompetenten Beratern und praxiserfahrenen Machern gibt, die sehr genau wissen, was eigentlich auf die Tagesordnung müsste, würde man zum Wohle Deutschlands agieren wollen, eine Kaste, die weiß wie „Make Germany Great Again“ geht, aber Merkel, Mass und Gauck und ähnlich veranlagte Führungspersönlichkeiten der BRD sind einfach nicht die Typen um so eine Linie durchzudrücken – traue ich denen nicht zu.

Was den Schwiegervater angeht: wie man die Ereignisse einer Epoche wahrnimmt, hängt natürlich sehr stark von der persönlichen Interessenlage, vom eigenen Blickwinkel ab. Ich kann es ja nur so wieder geben, wie ich es in den Gesprächen erlebe und aus diesen kann man eine spürbare proamerikanische Haltung ablesen, vielleicht nicht ganz makellos, aber doch eher positiv. Da ich häufiger mit Landsleuten aus den alten Bundeländern beruflich zu tun habe, wage ich zu behaupten, das diese Haltung nicht so selten ist.

Marc_Aurel

10. Januar 2020 11:37

@RMH
Ich verstehe schon was Sie meinen, allerdings gibt es auf dem Pfad, den die beschreiben doch einige Weichen, so ist die „Judenverschwörungsgeschichte“ ja keine Zwangsläufigkeit, ich persönlich glaube zum Beispiel nicht daran, denn die Elite in den USA besteht nicht nur aus Juden und auch unter diesen selbst gibt es unterschiedliche Fraktionen.

Ähnlich verhält es sich ja generell mit dem Thema Patriotismus, mit dem positiven Bekenntnis zur eigenen Nation: man muss auch hier drauf achten, dass man nicht in bestimmte Spurrinnen hineinrutscht, das allein sollte einen aber nicht davon abhalten bestimmte Dinge, die nun mal notwendig sind, anzusprechen. Dementsprechend wird das transatlantische Thema immer wieder mal aufkommen, so lange es eine praktische Relevanz hat.

KlausD.

10. Januar 2020 11:45

@Waldgaenger aus Schwaben 8. Januar 2020 18:30
"50% der Bewohner Syriens sind geflüchtet ... Nach Syrien zurück kehren können die nicht."

Auch in diesem Punkt möchte ich Ihnen widersprechen. An oberster Stelle deutscher Politik muß der Nutzen für Deutschland und das deutsche Volk stehen. Unter dieser Prämisse ist es ganz natürlich, daß die syrischen Flüchtlinge so schnell wie möglich in ihre Heimat zurückgeführt werden müssen. Die Kriegshandlungen sind größtenteils beendet (bis auf die Provinz Idlib und die kurdische Grenzregion zur Türkei, neben den noch von den USA widerrechtlich besetzten und ausgebeuteten Erdölfeldern im Osten des Landes) und Deutschland steht in der Schuld, den völkerrechtswidrigen Krieg gegen Syrien unterstützt zu haben. Selbstverständlich hat die Rückführung in Abstimmung mit der syrischen Regierung zu erfolgen, die übrigens ihrerseits, neben einer Generalamnestie, bereits mehrfach zur Rückkehr aufgerufen hat, zuzüglich finanzieller und materieller Reparationssleistungen zum Wiederaufbau des zerstörten Landes. Daneben ist die Aufhebung von Wirtschaftssanktionen unerläßlich.

Siehe auch hier:
https://afdkompakt.de/2019/11/26/fuer-den-wiederaufbau-syriens-ist-ein-ende-der-wirtschaftssanktionen-unerlaesslich/

Marc_Aurel

10. Januar 2020 12:15

@Montesquieu
Wenn wir die BRD von heute verstehen wollen, wie sie sich seit 1949 entwickelt hat, dann geht ja kein Weg daran vorbei sich mit dem transatlantischen Thema zu beschäftigen und das hat ja weniger etwas mit Ressentiments, provoziert von selbstbewussten amerikanischem Verhalten, zu tun, sondern mit ganz konkreten Mechanismen und Umständen, die bis heute verhindern, dass es mit Deutschland wieder bergauf geht.

Man muss sich beschäftigen mit der Reeducation, mit der Rolle der Presseagenturen, mit Transatlantischen Lobbyorganisationen, mit Netzwerken, Unternehmensverflechtungen, mit der Frage der Souveränität, mit Geopolitik, mit Denkfabriken, NGO's und so weiter und sofort, das ist einfach eine Notwendigkeit, will man verstehen wie die Welt von heute funktioniert, nichts anders versuche ich. Dabei kommt dann eben sehr oft das Thema USA, ich habe es mir nicht ausgesucht ;-)

Andreas Walter

10. Januar 2020 12:16

@RMH

On January 6, Rouhani tweeted:

„Those who refer to the number 52 should also remember the number 290. #IR655 Never threaten the Iranian nation.“

Erinnert mich darum auch an eine völlig andere Geschichte, die aber in Nordkorea passiert ist. Von der Strategie her. Die der verkapselten aber trotzdem extrem brutalen Botschaft. Warmbier.

Doch auch Dresden, Hiroshima und Nagasaki waren ähnliche Fälle, damals Angelsächsische. So etwas wie die "Samsung-Option" gehört auch dazu. Meta-Meta, falls Sie verstehen was ich meine. Wobei ich immer noch glaube, dass es ein Triebwerkschaden war und auch Dresden nur ein fürchterliches Missverständnis gewesen sein kann. Ebenso wie Pearl Harbor oder 9/11, oder wie die USS Liberty. Psychopathen unter sich.

Valjean72

10. Januar 2020 12:48

Nordlicht:
“In der Aussenpolitik ist nicht zu moralisieren und sind keine (hundert Jahre alten) alte Rechnungen hervorzukramen, sondern es geht darum, Verbündete für aktuelle Aufgaben zu finden. Inhaltliche Bündnisse mit Polen, Ungarn erscheinen sinnvoll.“
---

Eine verantwortungsvolle Außenpolitik sollte imstande sein, eventuell vorhandene „offene Rechnungen“ bei anderen Staaten in Bezug auf einen selbst oder seiner Partner zu identifizieren und sich darauf einzustellen. Ansonsten begeht man den Fehler des Deutschen Kaiserreichs, als man einigermaßen naiv die eigene Aufrichtigkeit auch bei den Staatenlenkern der anderen europäischen Großmächte voraussetzte und nicht bemerkte, dass Frankreich, England und Russland ein Komplott gegen einen selbst schmiedeten.

Zudem denken beispielsweise chinesische Staatenlenker gewiss in anderen Zeithorizonten als der auf Wahlperioden repräsentativer Demokratien getrimmte „Westler“ und mit ihm der brave BRD’ler.

“Anti-Amerikanismus halte ich für kontraproduktiv; was der Linken das Trump-Bashing, sollte
nicht das USA-Bashing sein: … Das heutige Israel ist ein Verbündeter wichtig.“

Genau „Anti-Amerikanismus“, dieses Schlagwort darf natürlich nicht fehlen. Ist man ein „Anti-Sinuist“, wenn man chinesische Machtpolitik kritisiert?

Trump wird nicht allein von links „ge-basht“, sondern vom gesamten politmedialen Establishment in den westlichen Ländern, auch in den USA. Der Herausgeber der ZEIT, ein vehementer Transatlantiker, ließ sich sogar dazu hinreißen, öffentlich die Tötung Trumps herbeizusehnen.

Zum Thema Israel als wichtigen Verbündeten Deutschlands, nur zwei kurze Zeitungsmeldungen:

“Eine israelische Organisation hilft traumatisierten Flüchtlingen, auch auf Lesbos. Sie will so die Barriere zwischen den verfeindeten Ländern Syrien und Israel abbauen. Nächster Stopp: Deutschland.“

(Quelle: welt.de; 22.01.2016)

“Israeli Diplomat in Berlin: Maintaining German Guilt About Holocaust Helps Israel“

(Quelle: www.haaretz.com; 25.06.2015)

Grundsätzlich stellt sich mE die Frage in wie weit gemäßigte Patrioten in der Lage sind (und den Mumm dazu haben) angestammte Weltbilder und Glaubenssätze zu hinterfragen.

Die Massenmigrationsströme nach Kerneuropa sind eben nicht einfach so passiert, sondern sie wurden und werden initiiert und gelenkt, im Sinne einer hybriden Kriegsführung als „weapons of mass migration“ (Kelly McGreenhill)

Und wem dem so ist, dann stellt sich die Frage, weshalb Spitzenpolitik und Leitmedien in der BRD bei dieser Landnahme afrikanisch-orientalischer Einwanderungsheere auf so schändliche Weise mitwirken.

Aus einem Missverständnis heraus oder gar aus hehren Motiven? Weder das eine, noch das andere.

Laurenz

10. Januar 2020 13:14

Zitat Kubitschek - Warum beschreiben wir die Unübersichtlichkeit nicht einfach in Ratlosigkeit?
-Zitatende

Das betrifft nur die Philosophen.

Obama, in Amt und Würden, ließ täglich, 24/07, 9 unliebsame Terroristen im Orient per Drohne vom Esel schießen, wurde aber trotzdem zum evangelischen Kirchentag eingeladen. Interessiert/e also niemanden.

Trump hingegen, ein wesentlicher friedlicherer Präsident, möchte gerne (dieses Jahr ist Wahljahr und Wahlkampf in den USA) wieder gewählt werden. So bezahlte er mit ein paar Toten den Preis, den die mediale Welt im Westen verlangte, damit er die Wahl auch gewinnt.

Das ist zwar noch nicht in jeder Redaktion angekommen, wird aber passieren.

Was ist daran unübersichtlich?

Jedenfalls einfacher, als Jünger oder Fichte zu verstehen.

A. Kovacs

10. Januar 2020 14:02

@Lotta Vorbeck - 10. Januar 2020 01:05
Ja, so ist es. Die Sirenengesänge der Linken, die sich dem Kapitalismus als Schmarotzer beigesellt hat, sind verlockend: Geld ohne Arbeit ist halt attraktiver als Geld gegen Arbeit. – Dagegen kann nur eine Regierungspolitik helfen, die einen ganz anderen Geist schon von der Schule an aufwärts in die Universitäten und in die Massenmedien hinein vermittelt.

herbstlicht

10. Januar 2020 15:21

GKs Blick nach Polen und Ungarn ließ mich über der "world cultural map"

https://en.wikipedia.org/wiki/Inglehart%E2%80%93Welzel_cultural_map_of_the_world

brüten. Deutschland liegt da weit oben --- säkular, rational --- und etwas rechts der Mitte --- mäßig individualistisch. Nimmt man dessen Position als Mittelpunkt eines Ziffernblattes, dann liegt Polen etwa Richtung Siebenuhr und Ungarn Richtung Acht. Also beide im dritten Quadranten: mehr Gemeinschaft, Tradition: "Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein". Mein Blick geht in die Gegenrichtung: Zweiuhr, Schweden: "Daß ich erkenne, was die Welt ...". Zu Deutschland gehört der ganze Faust.

Stichwort Schweden. Franz Bettinger schrieb am Weihnachtsfeiertag: "In Schweden ist die Zukunft schon Gegenwart." Ich habe früher auch so gesagt. Neulich stieß ich auf dem Website von JF auf ein Broder-Zitat welches mich vermuten läßt, daß man hier noch nicht recht mitbekommen hat, zu welchen Verschiebungen es dort seit einem guten Jahr kam. Deshalb wird es hoffentlich kein Müll in der Kommentarspalte sein, wenn ich einen politischen Kommentar, welcher vor einigen Tagen bei Dagens Nyheter ("unabhängig-liberal") erschien (Hab' ihn zufällig erwischt, bevor er hinter der Bezahlschranke verschwand) übersetze.

Ich beginne mit einer Liste der acht im schwedischen Reichstag vertretenen Parteien:

C Centern Liberal;
KD Kristdemokraterna Sehen sich als Schwesterpartei zumal der deutschen CSU
L Liberalerna Liberal;
M Moderaterna Partei des gewesenen Ministerpräsidenten Reinfeldt, welcher die Masseneinwanderung betrieb.
MP Miljöpartiet Grüne
S Socialdemokraterna Sozialdemokraten
SD Sverigedemokraterna Schwedendemokraten
V Vänstern Linkspartei

Autorin des Artikels: Ewa Stenberg; Titel: 20-talet färgas av hur M hanterar sitt kvart i tre-ragg (Die Zwanziger werden davon geprägt werden, wie M mit ihrem "kvart i tre-ragg") umgeht. Die Wendung "kvart i tre-ragg" ist derzeit ein geflügeltes Wort; mangels einschlägiger Deutschkenntnisse kann ich sie nicht übersetzen. Gemeint ist eine übriggebliebene Dame, welche mann sich um Dreivierteldrei mitnimmt für den Rest der Nacht. Nun folgt meine Übersetzung mit Anmerkungen in []:

Die Parteistrategen sehen ein Jahrzehnt vor sich, in welchem SD zunehmend die Fragen formuliert. Dies läßt die Parteien nach neuen Erzählungen, Gegnern und Verbündeten suchen.

Das politische Klima verhärtet sich und das macht die weitsichtige Zusammenarbeit zwischen S und M schwerer. Die Zwanziger werden davon geprägt werden, wie nahe M ihrem "kvart i tre-ragg" sein will.

Es gibt nur zwei Wege, siegen oder sterben. Mattias Karlsson ["Chefstratege", welcher vor kurzem "kvart i tre-ragg" münzte] von SD und Fidel Castro faßten ihren Kampf mit den gleichen Worten zusammen. Ebenso der schwedische Naziführer Sven Olov Lindholm während des Zweiten Weltkriegs.

Wir leben in eine umwälzenden Zeit, wenn der führende Ideologe einer der größten Parteien Schwedens Schlagworte verwendet, welche von Antidemokraten in blutigem Krieg ausgesprochen wurden. Aber die SD sehen die große außereuropäische Einwanderung nach Schweden als existenzielle Bedrohung der Nation.

Die Partei ist gewachsen im Takt mit einer veränderten politischen Tagesordnung. Debatten um Steuern und Sozialleistungen wurden verdrängt von emotionsgeladeneren und schwarz-weißen Fragen zu Einwanderung, Identität und Multikulti [mångkultur].

Johan Ingerö von KD warnt davor, daß es sogar zur Gewalt kommen kann: "Ich verspüre eine gewisse Unruhe vor Gewalttätigkeiten und Wellen von Gewalt, welche die Folge einer polarisierten Debatte sind", sagt er in DNs Interview.

Vor dem Übergang in die Zwanziger trafen sich Karin Eriksson und Johar Bendjelloul mit Johan Ingerö und fünf andere politische Strategen, um sich Gedanken zu machen über das kommende Jahrzehnt. Die sechs sind selbstkritisch, aber auf unterschiedliche Weise.

Die Interviews wurden gemacht in einer Zeit mit einem sozialldemokratischen Ministerpräsidenten. Aber Aron Etzler von V meint dennoch, daß die Schwedendemokraten die führende ideologische Kraft in der schwedischen Politik sind. Martin Ådahl drückt es so aus: "Die Debatte dreht sich nur um deren Fragen und deren Lösungen der Fragen."

Mattias Karlsson von SD sagt, das die Hegemoni dessen, was er als sozialliberale Überideologie von "Vielfalt, Toleranz, Multikulti, Globalismus und Feminismus" bezeichent, aufzureissen beginnt.

Hier zuhause wird der Bereich des Politischen ausgeweitet; ähnlich wie unter der Linken Welle in den 1970-ern.

Da war der BH ein politisches Ziel; nun ist es das [islamische] Kopftuch. Auch Baustile werden politisiert. Mattias Karlsson distanziert sich von der modernen Architektur. "Das Streben der Linken nach totaler Gleichheit, daß alle es gleich schlecht haben sollen ungefähr, spiegelt sich meiner Meinung nach sehr gut in den funktionalistischen Gebäuden", sagt er.

Der Funktionalismus der 1920-er und 30-er wird gegen Carl und Karin Larssons roten Bauernhof mit weißen Ecken und Sproßenfenstern gestellt. Plötzlich wird von den Leuten erwartet, daß sie wählen. Es braucht ein einheitliches Ideal.

Das neue politische Klima zeigt sich vielfältig. Der Anteil der Wähler, welche die Aufnahme von Flüchtlingen mindern wollen und welche einer multikulturellen Gesellschaft ablehnend gegenüberstehen ist dramatisch gewachsen. Das Vertruen in die Parteivorsitzenden schwindet. In der letzten SVT/Novus-Messung [dieses Vertrauens] teilten sich Jimmie Åkesson (SD) und Ebba Busch Thor [KD] den ersten Platz. Sie gewannen; obwohl es mehr sind, welche wenig Vertrauen zu ihnen haben als welche viel Vertrauen zu ihnen haben.

Dreißig Jahre lang hat sich das Pendel auf das Ideal von Individualismus und Wahlfreiheit zubewegt. Nun schlägt es schnell in die andere Richtung aus. Die Leute sollen sich ähnlicher verhalten und vereint werden von einer gemeinsamen Erzählung über das Land.

Aida Hadzialic von S [ein aufsteigender Stern, kam als kleines Kind mit ihren muslimischen Eltern aus Bosnien, war schon kurze Zeit Minister und "knöpfte" sich da die isalmischen Privatschulen vor.] strebt nach mehr Gemeinschaft: "Wir haben einen Pluralismus bekommen, welcher in gewisser Hinsicht sicher gute Ergebnisse gebracht hat, aber viele fühlen sich fremd in dem, was Schweden geworden ist" sagt sie.

Aida Hadzialic wird von Dänemark angeregt, wo ihre Schwesterpartei mit einer sehr strammen Einwanderungspolitik und großem Einsatz für Sozialleistungen zur Wahl antrat. Dort arbeitete S mit der Dansk Folkeparti zusammen, dem Vorbild von SD. Aber so weit will Aida Hadzialic nicht gehen. Sie wil die Zusammenarbeit in der Mitte bewahren, auch wenn ihr Ideal fern dem der Liberalen liegt.

Man kann leicht meinen, daß die Januarübereinkunft [der "Kuhandel" vor einem Jahr, durch welchen C und L die Minderheitsregierung von S und MP ermöglicht haben] zusammen mit der entstehenden Zusammenarbeit zwischen M, KD und SD zur Bildung neuer politischer Blöcke in Schweden führen wird. Aber wenn man die sechs Inteviews liest sieht man, daß dies gar nicht sicher ist.

Alice Teodorescu Måwe von M [angesehene konservative Journalistin; flüchtete als Kind mit der Mutter aus Ceaucescus Rumönien] gehört zu denen, welche die Isolierung der SD kritisierten [diese wurde erst im letzten Jahr aufgegeben/für gescheitert erklärt]. Dennoch sieht sie keinen konservativen Block zusammen mit SD vor sich.

"Im Grund sind die Unterschiede sehr groß, wenn wir M und SD anschauen. Obwohl man in letzter Zeit darin übereinstimmt, was in gewissen Bereichen schief gelaufen ist. Also, nein, irgendeine konservative Gruppierung sehe ich nicht als natürlich. Was allerdings natürlich ist: diese drei Parteien bilden die Opposition."

Alice Teodorescu Måwe ist beunruhigt, daß S schwächer wird. Sie sagt, daß es gefährlich ist für das Bürgertum, wenn es keinen starken Gegner hat.

Der Gegner wird nicht nur gebraucht um gegen ihn zu kämpfen. Teodorescu Måwe erstrebt Übereinkünfte mit S in langfristigen Fragen wie Migration, Klimafrage, Umstellungen von Arbeitsmarkt und Schule. "Weil dies Weitsichtigkeit und Überschaubarkeit ermöglicht, welche die Politik braucht."

Aida Hadzialic will das gleiche: "Es ist ganz wichtig für S und M einander in diesen großen, gewichtigen Fragen zu finden [in Schweden gab es noch nie eine Große Koalition], insbesondere in der Migrationspolitik.

Dieses beidseitige Streben zu einander spiegelt sich nicht in der heutigen Politik. Im Gegenteil, im letzten Jahren hat M die Energieübereinkunft, Verteidigungsplanung, und die Beratung über Maßnahmen gegen die Bandenkriminalität verlassen.

Die Frage ist, wie polarisiert die schwedische Politik werden darf, wenn M und S noch sollen zusammenarbeiten können bei irgendwelchen wichtigen, weitreichenden Beschlüssen. Dies ist eine der großen Fragen der kommenden Jahre; zusammen mit wie deutlich sich M und KD werden abgrenzen können gegen SD.

Seit die bürgerliche Zusammenarbeit zerbrach [Januarübereinkunft!] wurde von M und KD selten Kritik geübt an Jimmie Åkessons Partei [SD].

Dies hat wahrscheinlich damit zu tun, daß M sich entschied den Beschluß vorzubereiten, mit SD zu verhandeln. Es besteht aber das Risiko für M und KD, daß Jimmie Åkessons Partei weiterhin Wähler von ihnen absaugt, wenn sie nicht klar machen können, worin die Unterschiede bestehen.

Der Vorsitzende der Moderaten, Ulf Kristersson, versuchte in seiner Weihnachtsansprache die guten Seiten der Einwanderung hervorzuheben. Im DN-Interview folgt Mattias Karlson von SD schnell nach. "Wir haben uns sehr einseitig konzentriert auf all das was schlecht ist mit der Einwanderung" sagt er und lädt auf diese Weise neue M-Wähler ein.

Gleichzeitig gibt es einen anderen Teil von SD, welcher sich im Gegensatz radikalisiert. Der frühere rechtspolitische Sprecher der Partei, Kent Ekeroth, schrieb vor Weihnachten in einer Übersicht, daß gesetzestreue Staatsbürger das Recht bekommen müssen, Selbstladepistolen zu führen und sich gegen "Gruppen aus nicht-schifahrenden Nationen" zu verteidigen: "In der Stadt, im Kino, im Geschäft, im Omnibus."

Mattias Karlsson von SD vergleicht die von Kristerson und Busch Thor [Vorsitzende M und KD] göffnete Türe mit einem "kvart i tre-ragg" [siehe oben]. Wie Wirtshausgäste, welch in schummrigem Licht und mit viel Alkohol im Blut jemanden finden, welcher auch übriggeblieben ist. Aber SD versucht, die Beziehung auch bei Tageslicht halten zu lasse; zumindest lang genug, um die Wähler zu übernehmen.

Martin Ådahl von C und Aron Etzler von V sind Optimisten in der Interviewserie. Sie glauben, daß neue Techniken die gesellschaftlichen Probleme lösen werden. Nicht nur das der globalen Erwärmung. Aron Etzler glaubt an ein "vollautomatischen Luxuskommunismus" (Ein Buchtitel) anderer Art, als der alte Leninistische. Martin Ådahl hofft, daß die Technik in Verbindung mit nahproduziertem Provinzliberalismus [landsbygdsliberalism] eine bessere Zukunft schaffen wird.

Wenn rechtspopulistische Winde von Süden, Osten und Westen immer stärker hereinblasen bleibt abzuwarten, wie robust die schwedischen Parteien sind. In anderen Ländern sind alte Parteien hinweggefegt worden, aber vielleicht sind die Nordischen aus zäherem Holz, wo Pragamatismus [funkis, ein Slangwort, ähnlich "praktisch"] und rote Holzhäuser miteinander verschmolzen werden, fern der Pole siegen oder sterben.

Maiordomus

10. Januar 2020 15:21

@Nemesis. Was Sie "Erkenntnisgewinn" nennen, könnte durchaus ein Beitrag sein zu einer Debatte unter Skeptikern. Der vernünftige Skepitker ist natürlich kein absoluter Skeptiker, was im Philosophieunterricht zur Analyse von Nutzen und Nachteil des Skeptizismus gehört. Ich glaube, sogar Descartes oder einer seiner Schüler hat die Skepsis als eine Art Scheune bezeichnet, in der man zu Zeiten von Glaubensüberschuss Unterschlupf finden könnte.

Imagine

10. Januar 2020 15:57

Die herrschende Klasse in den USA und ihre Führungspersonen mögen zwar aus Charakteren bestehen, die vor keinem Verbrechen zurückschrecken, wenn es der Selbstbereicherung und dem Machtgewinn dient, aber sie sind keine Selbstmörder.

Trotz ihrer militärisch und ökonomisch aggressiven Politik vermeiden sie, eine Schwelle zu übertreten, die zu einem Dritten Weltkrieg führt. Denn Russland ist in der Lage – auch als Zweitschlag - die USA atomar zu vernichten.

Keine der Großmächte will einen Zusammenbruch der Weltökonomie.

Kommen wir zu Deutschland.

Deutschland hat die Rolle einer Art „Bananenrepublik“ im US-Imperium. Die USA sind der Schutzherr des deutschen Establishments. Die USA sind der Garant der Herrschaft sowie der Vermögen und Einkommen des deutschen Establishments. Wenn im Establishment von „unseren amerikanischen Freunden“ gesprochen wird, so wird damit die soziale Wirklichkeit der deutschen Oberschicht erfasst. Das ist der Grund für die transatlantische Loyalität der deutschen Reichen und Superreichen sowie ihrer Funktionseliten.

Die ständige Zunahme des Reichtums der Reichen basiert auf der zunehmenden Verarmung der arbeitenden Bevölkerung.

Diese Tatsache haben – so scheint es – haben viele Rechte nicht begriffen. Wer in diesem System als „Dienstleister“ tätig ist, sei es als Politiker, Journalist, TV-Moderator, Werbemensch, Wissenschaftler etc. tätig ist, wird nur nach oben steigen und finanziell belohnt werden, wenn er durch seine Tätigkeit den Reichen nützlich ist bzw. der Geschäfte nicht stört, was umgekehrt bedeutet, dass er nicht im Interesse der arbeitenden Bevölkerung tätig sein kann. Er wird um seines eigenen Vorteils willen bei der "Politik gegen das Volk" mitmachen.

Das ist auch der Grund, weshalb es immer nur eine Frage der Zeit ist, bis in der repräsentativen Demokratie die Parteien korrumpiert sind, eben weil die Parteiaktivisten selbst nach oben kommen sowie reich und mächtig werden wollen. Das ist rechts wie links so.

Ein atomares Inferno wird unter den gegenwärtigen globalen Bedingungen nicht bewusst ausgelöst werden, aber kann durch eine Fehlfunktion von automatisierten Zweitschlag-Systemen erfolgen. Das ist möglich, es gab bereits mehrere solcher Situationen, wo die Welt am Rande eines Atomkriegs stand..

Die Angst vor einem Dritten Weltkrieg ist also unbegründet. Denn den will niemand.

Nordlicht

10. Januar 2020 16:33

@KlausD@Waldgaenger: 50% der Syrer geflohen?

Die Einwohnerzahl von Syrien wird mit 21 Mio. angegeben, die Zahl der Flüchtlinge ins Ausland mit 5,7 Mio. (Stand Dez. 2018). Ein genannter Anteil Geflüchteter von 50% würde rechnerisch mit dem Bevölkerungsstand von vor 25 Jahren korrelieren. Wie man den internationalen Statistiken entnehmen kann, betrug die Bev.-Zahl 1960 noch 5 Mio. Ew., 58 dann 10 Mio. Ew., 2010 20 Mio. Ew.

Wie in anderen arabischen und afrikanischen Krisenländern wirkt die Bevölkerungsentwicklung explosiv für den gesellschaftlichen Zustand. Während im 19.Jahrhundert in Deutschland sowohl die industrielle Revolution Arbeitsplätze schaffte als auch Millionen in weitgehend leere Gebiete auswanderten, fehlen für die Hunderte Millionen in den genannten Regionen diese Optionen.

An einer Rückführung der Millionen Syrer in ihre Heimatland dürfte weder bei der Regierung noch bei den meisten Eingereisten Interesse bestehen. Das Interesse dürfte gleich Null sein bei den nun in Deutschland Wohnenden, denn sie werden hier besser versorgt als sie es in Syrien hatten. (Einzelne Ausnahmen wird es geben.)

Es bedarf daher erheblicher Anreize, um die Syrer zum Verlassen Deutschlands zu bewegen. (Das gilt auch für Afghanen, Iraker etc.) Nach meiner Ansicht ist es volkswirtschaftlich sinnvoll, die Rückreise mit > 10.000€ pro Person zu honorieren. Natürlich ist das eine Perversion des Rechtsempfindens, aber: Glaubt jemand ernsthaft, dass dieser Staat in der gegenwärtigen (medialen) Gefühlslage Migranten zur Heimreise zwingen wird?

heinrichbrueck

10. Januar 2020 16:37

@ Montesquieu
Durch Indoktrination entstehen alle politischen Meinungen. Ohne Indoktrination kein Wahlverhalten. Die Matrix und ihre Unterabteilungen interessieren mich nicht mehr.
Die Reduzierung europäischer Völker darf finanziert werden, innerhalb dieses Prozesses dann Erfindungen als Argumente ins Feld geführt werden. Ausgedachtes als Wahrheit. Die Steuerung der Welt existiert nicht, weil der Kindergarten eine andere Vorstellung der sichtbaren Welt hat. Was nicht gedacht werden kann, existiert nicht. Im Bosselmannbeitrag wird 20mal der Mensch genannt, das Wort deutsch 3mal in negativer Konnotation verwendet, eine private Weltvorstellung des Verstandes; für die Steuerung in positiver Hinsicht, der deutschen Welt natürlich, ohne Bedeutung. Ein Vogel erfindet dann die gescheiterte Integration. Als ob der Plan der Zuwanderung positiv gewesen wäre. Und wenn man es im eigenen Kopf auch anders erklären kann, dann gibt es natürlich keinen Plan. Ein Aushilfspole erzählt uns dann, in Polen wird es nie so sein, weil es jetzt nicht so ist. Als ob er wissen könnte, wie Polen in zweihundert Jahren aussehen wird. Es werden Beispiele aus der Geschichte verknüpft, die schon damals nicht so waren, mit heutigen Dingen, die schon ins Heute nicht passen können, weil dieses eine ganz andere Wahrheit erlaubt usw.

zeitschnur

10. Januar 2020 18:27

@ Nemesis

Sehr interessante Überlegungen - kann ich so etwa teilen!

Waldgaenger aus Schwaben

10. Januar 2020 22:14

@KlausD

Sie haben Recht. Grundsätzlich. Allerdings ist es eine Illusion, dass die syrischen Flüchtlinge in großer Zahl zurück kehren. Diejenigen, die in Europa sind, werden den Kontinent, von Einzelfällen abgesehen, nicht mehr verlassen. Und in den Lagern in der Türkei und Jordanien werden nach Europa streben. Und Europa heißt größtenteils Deutschland.

Nur ein radikaler Politikwechsel könnte das ändern und ich sehe nicht wie der zustande kommen sollte. Die "unschönen Bilder" sind politisch nicht durchsetzbar. Das meinte ich mit der "geistigen Infrastruktur", die das Merkelregime geschaffen hat.

Cugel

10. Januar 2020 22:37

@Ergon 9. Januar 2020 23:32
Ich sehe bei Ihnen keine Widerlegung Marc_Aurels. Die "Ami go home"-Rufe waren im wesentlichen ein Antikriegsaffekt. Sie richteten sich nicht gegen die Amerikaner, sondern hauptsächlich gegen das US-Militär, im besonderen dessen Kernwaffen, und man sollte nicht vergessen, daß auch die Bundeswehr alles andere als beliebt war. Gegen den GI in Zivil hatte man nichts, der amerikanische, "westliche" Way of Life wurde allgemein begrüßt, kulturell sind die Boomer gut durchamerikanisiert. Auch mit der amerikanischen Art des Wirtschaftens hat man sich quer durch das linke Spektrum hervorragend arrangiert, die Grünen als Träger der damaligen Proteste sind komplett korrumpiert. Wir waren und sind Vasall der USA, nach Adenauer mehr als vorher. Kleine Freiheiten wurden uns dabei immer zugestanden, wenn sie für Bonn/Berlin innenpolitisch wichtig waren und an anderer Stelle ausgebügelt wurden oder bereits waren, siehe Schröders Absage bzgl. Irak. Nordstream 2 ist eine solche Freiheit: Für die USA von untergeordneter Bedeutung, die gegenwärtig etwas härtere Gangart ist dem Erdgasüberschuß infolge des Frackings im Verein mit Trumps America-First-Politik geschuldet, mit der ersten Röhre kamen die Amis ja auch gut klar. Die gegenwärtigen Förderquoten werden sich naturgemäß nicht halten lassen, es gibt Anzeichen für eine Erschöpfung der Reserven, weshalb die Relevanz des Themas sinken wird. Zudem wird das Gas auch für den US-Binnenmarkt benötigt. Berlin aber braucht verläßliches, billiges Erdgas dringend für die Merkelsche Energiewende, das größte Deindustrialisierungsprogramm in der Geschichte der BRD. Das sollte den USA doch etwas wert sein, zumal man ihnen dafür an anderer Stelle entgegenkommen wird. Die gegenwärtige Berliner Komödiantentruppe ist drüben unpopulär, aber solange sie keine Anstalten mmacht, auszubüchsen, ist alles im Lot. Nach der kleinen Eiszeit kommt auch wieder Tauwetter.

Niedersachse

10. Januar 2020 23:09

@Imagine

"Brauchen wir eine mittelalterliche Religion mit Mullahs und einen Erdogan an der Spitze? Sollen wir eine patriarchalische Kultur mit Inferiorität der Frauen und Polygynie durchsetzen?"

Wenn ich das richtig interpretiere, dann ist damit weniger die Religion gemeint, als die alles durchdringende nationale Verbundenheit. Eine Verbundenheit, die Alter, Bildung, Berufsstand oder weiss der Kuckuck was, als zweitrangig erscheinen lässt. Sehr oft zu beobachten gerade bei nichteuropäischen Ausländern. Was wir Deutschen von vielen ausländischen Volksgruppen - gerade von denen die in der Diaspora leben - lernen können, ist der Zusammenhalt, das gegenseitige Sichhelfen und ganz allgemein das Kultivieren und Pflegen all dessen, was man als "nationale Identität" bezeichnen kann.

Wenn man davon ausgeht, dass einige Bereiche Deutschlands bereits ethnisch "gekippt" ist, dann muss Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt werden, dass zumindest ein Teil Deutschlands davor bewahrt werden kann. Wie das gehen könnte, wurde hier schon einmal grob umrissen in dem Artikel "die ehemaligen deutschen Westgebiete". Allein, es ist für viele noch ein theoretischer Ansatz, aber zumindest ein gangbarer Weg...

Niedersachse

10. Januar 2020 23:29

@Waldgänger

"Nur ein radikaler Politikwechsel könnte das ändern und ich sehe nicht wie der zustande kommen sollte. Die "unschönen Bilder" sind politisch nicht durchsetzbar. Das meinte ich mit der "geistigen Infrastruktur", die das Merkelregime geschaffen hat."

Genau da, verehrter Waldgänger, kommt wieder die Sch...ßmentalität der Deutschen ins Spiel. NATÜRLICH müsste ein Politikwechsel her und nicht erst seit 2015. Aber einem Politikwechsel geht immer ein Mentalitätswechsel voran. In einem anderen Artikel habe ich schon geschrieben, wie einfach es wäre, den Zustrom von Merkels Goldstücken zum Erliegen kommen zu lassen und die hier schon Lebenden, zur Heimkehr zu bewegen: Kürzung der finanziellen Mittel, Lebensmittelgutscheine statt Bargeld, kein Zugang zum Arbeitsmarkt, Rückführung statt Integration usw..) Die Liste ist nicht vollständig, es gäbe noch viel mehr. Letztendlich stellt sich doch immer wieder die ganz simple Frage, warum sovielen Deutschen diese unheilvolle Entwicklung gleichgültig ist, oder sie sogar begrüßen. Es ist defakto eine geistige und charakterliche Bankrotterklärung.

Lotta Vorbeck

10. Januar 2020 23:47

@A. Kovacs - 10. Januar 2020 - 02:02 PM

"Ja, so ist es. Die Sirenengesänge der Linken, die sich dem Kapitalismus als Schmarotzer beigesellt hat, sind verlockend ..."

_______________________________

Unterhält man sich mit Litauern, erzählen diese, das Land würde vom "Juropskij Sojus" aka EU, derart mit Geld überschüttet, daß es schier unmöglich sei, diese Mittel sinnvoll zu investieren. Auf diese Weise kam die das Land durchquerende Autostrada zu ihrer Beleuchtung. Dubiose GmbHs würden gegründet, welche einen Teil dieses ungeheuren Geldsegens absorbieren, erzählen die Litauer.

Die von einem sattsam bekannten, als Ungar geborenen "Philantrophen" gesteuerten NGOs stellen jungen Litauern Studienplätze bereit.

Für junge Leute besteht die Möglichkeit, gratis an Bildungsveranstaltungen in der BRD teilzunehmen.

Wenn man vom Publizisten Algis Klimaitis sozusagen aus erster Hand erfährt, wie die Leiterin der Sektion Landwirtschaft an der Parteischule Vilnius, die einstige KPdSU-Genossin Dalia Grybauskaitė 1991 zunächst an der Gerogetown University zu Washington geschult, dann an die Botschaft Litauens in die USA versetzt, 2004 zum Mitglied der EU-Komission gemacht und 2009 als "Bernstein-Lady" auf den Präsidentensessel gehievt worden ist, besteht kaum noch ein plausibler Grund dazu, sich retrospektiv betrachtet über den Gang der Dinge zu wundern.

Der_Juergen

11. Januar 2020 00:04

@Herbstlicht

Danke für die ausführlichen und wichtigen Informationen; sie lassen die Hoffnung aufkeimen, dass Schweden noch nicht verloren ist. Dieses Land hat eine noch wahnsinnigere Immigrationspolitik betrieben als die BRD. Es machte, und macht immer noch, den Anschein, als sei das schwedische Volk bereit, sich im Namen einer multikulturellen Ideologie selbst aufzugeben. Beängstigend ist, dass diese gigantische Gehirnwäsche so erfolgreich betrieben werden konnte, obgleich das Land weder eine NS-Vergangenheit noch eine Vergangenheit als Kolonialmacht hat, auch nie in den Sklavenhandel verwickelt war und folglich gegen moralischer Erpressung, wie sie gegen die Deutschen oder die weissen US-Amerikaner betrieben wird, immun sein müsste.

Da Sie ja Schwedisch können, empfehle ich Ihnen die Lektüre von M. Eckehart, "Hur Sverige blev en maangkultur", in der die Hintergründe der Umvolkung in diesem skandinavischen Land beleuchtet werden.

links ist wo der daumen rechts ist

11. Januar 2020 00:54

Dank nochmals an den Hausherren für den notwendigen Rüffel und die Kopfnuß.
Ob`s was bewirkt, ist eine andere Sache. Ich zweifle.

Detto @zeitschnur
Grandiose Analyse. Ihre Steiner-Lektüre ist eine witzige Koinzidenz, dazu später.
Sie kommen mir aber immer mehr vor wie eine einsame Ruferin in der Wüste, während die „Schakale und Araber“ weiterziehen. Schade.

Ad Kubitscheks Einsichten entlang seiner Lektüre.
Rußland und China werden sich nicht gegen die immanente Logik des westlichen „Verfallsprozesses“ stemmen können, d.h. das Durchlaufen der berühmten drei Phasen der westlichen Entwicklung der Bürgerrechte (nach T.H. Marshall): Bürgerliche Freiheitsrechte, politische Teilhabe, soziale Teilhabe.
Die großen Probleme stehen also noch bevor und relative Lösungen betr. die dritte Phase a`la Japan, Südkorea oder Taiwan sind für China längst nicht in Sicht.
Endgültige Sonderwege verhindert die Durchsetzungslogik des Globalismus.

Ad Polen und Ungarn ein großes Contra.
Beide befinden sich in der Phase eines (notwendig) nachgeholten Nationalismus; allerdings: Polen hat (so wie Tschechien) zweimal von der Siegerwillkür eines Weltkrieges profitiert, Ungarn gehörte einmal direkt zu den Verlierern und kam beim zweiten Mal vom Regen in die Traufe.
Insofern kann man die Ausgangslage nicht vergleichen.
Zu Polen (und Tschechien) habe ich eine klare Haltung:
Solange die menschenverachtende Ungerechtigkeit der Ordnung von Jalta nicht bereinigt ist, kann es keine Annäherungen geben.
Und an dieser Stelle den Rest-Linken a`la Menasse einmal ins Stammbuch:
Wenn vom unheilvollen Nationalismus die Rede ist, denkt man fast nie an die ethnisch bereinigten Nationalstaaten von des Siegers Willkür. Nach WK1 waren sie widerwillig Vielvölkerstaaten und Zankäpfel, nach WK2 wählte man die ethnische Brachiallösung (obwohl sogar ein Churchill vor der endgültigen Schlesien-Lösung als möglichem neuen Kriegsgrund warnte).
Und was genau soll man nun von diesen Staaten lernen, wenn doch das rechte Credo „Kampf dem Nationalmasochismus“ lautet. Quadratur des Kreises?
Jede Dönerbude ein Problem, jeder Jussuf ein Salafist, aber die Millionen Vertriebenen, der Verlust eines jahrhundertealten Kulturraumes als Brückenkopf zum Osten einfach vergessen?
Bei einer entsprechenden Südtirol-Lösung hätte der Ostblock maximal 10-15 Jahre Bestand gehabt.
Detail am Rande: in dem zu wenig bekannten Büchlein von Erik Grawert-May „Das Drama Krieg. Zur Moralisierung des Politischen“ (Konkursbuch Verlag 1987) ist folgerichtig vom nationalen Widerstand vom 20. Juli 1944 UND vom 17. Juni 1953 die Rede.
Und zu dem Foristen aus Danzig sage ich lieber nichts, solange diese Stadt nicht Danzig heißt.

Wir müssen auf die eine oder andere Weise zurück zu den Wurzeln, und damit ich nicht immer mit meinem Mahnwort zu den „Ideen von 1914“ schließe:
Ich plädiere so wie @zeitschnur für eine neuerliche Lektüre Rudolf Steiners, vornehmlich seiner Schriften aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, v.a. auch der Memoranden von 1917. Ein deutsch geprägtes Mitteleuropa wäre besser gefahren als eines mit den leeren Versprechungen des Westens und später unter russischer Knute. Polen und Ungarn spielen gerade wieder lernresistent beide Varianten.
Das müssten diese Staaten einsehen und dann wäre auch ein deutsch/europäischer Ausgleich mit Rußland möglich.
Und diese Art einer eurasischen Zusammenarbeit (unter Einbeziehung eines kontrollierten Mittelmeerraumes mit Nordafrika und der Levante) wäre die stärkste Gewähr gegen alle durchzuspielenden gegnerischen Allianzen mit einem dominierenden China.

Venator

11. Januar 2020 10:09

@Niedersachse
"Letztendlich stellt sich doch immer wieder die ganz simple Frage, warum sovielen Deutschen diese unheilvolle Entwicklung gleichgültig ist, oder sie sogar begrüßen. Es ist defakto eine geistige und charakterliche Bankrotterklärung."

Das wissen doch die meisten hier und manche auch schon deutlich länger als 2015, nur was bringt dieses Wissen denn? Ich wohne in einer Gegend, in der ist der große Austausch bereits vollbracht. Nominell mag es aufgrund der Bewohner von Pflege und Altersheimen hier noch mehr Deutsche geben, wenn man aber mal tagsüber durch die Stadt geht, öffentliche Verkehrsmittel benutzt, sich am morgen und am mittag die Schulklassen anschaut, dann weiß man, wohin die Reise geht.

Die Restdeutschen hier dämmern ihrem Ende entgegen und die handvoll jungen schreiben überall fck afd hin. Den öffentlichen Diskurs bestimmen die Gutmenschen mit ihren dümmlichen Phrasen ala: Das Problem heißt Rassismus trallala. Das ist die Lage, die auch hier viele nicht wahrhaben wollen und lieber in die Tagträume von politisch Ohnmächtigen oder in hochgeistige Diskussionen flüchten.

Wie schon B. Kaiser festgestellt hat, haben wir hierzulande einen rrg Wähleranteil von ca. 45%. Wir haben auf keiner Ebene mehr, die Macht, die Invasoren noch raus zu werfen und auch mit Geld, werden diese Kolonisten nicht gehen. Wenn man nicht anfängt, von diesem Punkt her zu denken...ja dann macht man halt weiter wie bisher, war ja sehr erfolgreich...

Maiordomus

11. Januar 2020 10:27

@Laurenz. +! Es ist in der Tat einfacher, Trump zu verstehen als z.B. Fichte oder Jüngers "Arbeiter", der von Arbeitern etwa so "intensiv" gelesen und verstanden wurde wie das Frühwerk von Karl Marx zur Kritik der Hegelschen Philosophie. "Die Eberjagd" von Jünger ist hingegen der einzige Text, der heute noch vorbehaltlos zur Schullektüre geeignet wäre, sofern nicht nun mal selbst der Wortschatz des Jägers und des Försters sowie des Waffenbesitzers bzw. Waffennarren heute bereits eine Überforderung des Schülers darstellen könnte. Sie @Laurenz wären garantiert nicht überfordert, wünsche Ihnen und allen, die diese Meister-Erzählung der 1. Kategorie noch nicht kennen sollten, viel Vergnügen bei der Lektüre!

Der_Juergen

11. Januar 2020 10:45

@links wo der Daume rechts ist

Selbstverständlich soll das Verbrechen der Vertreibung nicht "vergessen" werden, aber rückgängig machen lässt es sich nicht. Gerade wir als Rechte pochen doch darauf, Realisten zu sein, und die Realitäten sehen so aus:

- Weder werden die Polen die Ostgebiete noch werden die Tschechen das Sudetenland freiwillig zurückgeben.
- Will Deutschland diese Gebiete zurückgewinnen, geht es also nur auf kriegerischem Weise. Da jeder industrialisierte Staat, wenn er ernstlich will, innerhalb kurzer Zeit Atombomben bauen kann, wäre dies ein, gelinde gesagt, halsbrecherisches Unterfangen.
- Da im hypothetischen Fall einer Rückeroberung dieser Gebiete Deutschland keine illoyale Bevölkerung brauchen kann, müsste eine neue Vertreibung bzw. Aussiedlung stattfinden; sie könnte humaner bewerkstelligt werden als die von 45/46, wäre aber immer noch eine Vertreibung. Dadurch würden Hass und Feindschaft verewigt.
- Können wir in einer Zeit, wo die Weissen weltweit und neuerdings schon in Teilen Europas zur bedrängten Minderheit geworden sind, weisse Bruderkriege brauchen, von denen nur die Nichtweissen profitieren würden?

Nein zu Geschichtsfälschung und Vergessen, aber auch nein zu Illusionen, die nichts Gutes bringen. Ehe wir uns den Kopf darüber zerbrechen, wie Frankfurt an der Oder wieder deutsch werden kann, sollten wir darüber nachdenken, wie wir es anstellen, damit Frankfurt am Main wieder deutsch wird.

Imagine

11. Januar 2020 13:53

@Niedersachse 10. Januar 2020 23:09
„Wenn ich das richtig interpretiere, dann ist damit weniger die Religion gemeint, als die alles durchdringende nationale Verbundenheit. Eine Verbundenheit, die Alter, Bildung, Berufsstand oder weiss der Kuckuck was, als zweitrangig erscheinen lässt. Sehr oft zu beobachten gerade bei nichteuropäischen Ausländern.“

Man hatte in den 70-er Jahren die Türken als billige Arbeitskräfte für schwere körperliche Arbeit in Anatolien angeworben. Die Anwerber fuhren mit arbeitsmedizinischem Personal und Diagnosetechnik dorthin und rekrutierten junge, gesunde und kräftige Türken für schwere Fließbandarbeit, Straßenbau, Estrich-Herstellung usw. als „Gastarbeiter“. Lohndumping war ein Hauptziel dieses Arbeiterimports, denn bereits damals gab es Massenarbeitslosigkeit in Deutschland.

Anatolien – das war Mittelalter mit großer Analphabetenrate, mit patriarchalischen Clanstrukturen, Frauenunterdrückung und islamistischer Religiosität ohne Aufklärung.

Diese Türken hat man nach Deutschland geholt und nicht die europäisch orientierten, gebildeten, laizistisch orientierten Türken, wie sie mehrheitlich in Istanbul leben. Zwischen den europäisch orientierten Türken und den mittelalterlich-islamistischen Türken gibt es in der Türkei eine Kulturschranke und einen Kulturkampf.

Das ist unschwer zu beobachten bei den politischen Kämpfen in der Türkei. Gegenwärtig herrscht Erdogan mit seinem Islamo-Faschismus und bekämpft diktatorisch die Opposition.

Die türkische Nation ist politisch und kulturell gespalten. Es erscheint nur so, gäbe es eine „alles durchdringende nationale Verbundenheit. Eine Verbundenheit, die Alter, Bildung, Berufsstand … als zweitrangig erscheinen lässt.“

Diese Fehlwahrnehmung ergibt sich daraus, dass Deutschland millionenfach türkisches Mittelalter importiert hat. Die haben sich in die Sozialsysteme eingenistet und die Deutschen sind so dumm, für die zu arbeiten.

Auf der anderen Seite gibt es die Aufsteiger, die gebildeten Türken, die wirtschaftlich und gesellschaftlich erfolgreich sind.

Ihren wirtschaftlichen Erfolg z.B. als Rechtsanwälte, Ärzte, Steuerberater etc. verdanken sie ihrer türkischen Klientel, als PolitikerInnen den türkischen Wählern.

Aber die meisten, die richtig aufgestiegen sind, wollen mit der mittelalterlich-islamistischen Plebs nichts (mehr) zu tun haben. Die leben genauso in gentrifizierten Vierteln.

Der Mythos der nationalen Verbundenheit bricht sich an der Realität der klassengespaltenen modernen Gesellschaft. Da führt das Establishment einen einen ökonomischen und kulturellen Bürgerkrieg gegen die plebejischen Massen.

In der entwickelten Marktgesellschaft, die durch Massenarbeitslosigkeit und Prekarisierung gekennzeichnet ist, versucht jeder möglichst weit nach oben zu kommen und sozialen Abstieg zu vermeiden. Kollektive solidarische Gegenstrukturen wie früher in der Arbeiterbewegung gibt es nicht mehr.

Die Türken sind ein altes Kriegervolk. Die türkischstämmigen, islamistischen Immigranten verbindet ein gemeinsames Ziel, nämlich Deutschland in ihre Hände zu bekommen.

Die meisten Deutschen sind inzwischen so doof oder realitätsfremd, dass sie gar nicht begreifen, was abläuft. Sie sind so blöd, als SozialarbeiterInnen, KindergärtnerInnen, LehrerInnen usf. für die Muslime zu arbeiten und freuen sich über jeden Migranten, dem sie zu einem Aufstieg verhelfen.

Gracchus

11. Januar 2020 15:27

Falls gestattet, ein Rüffel von mir: Dass @zeitschnurs Kommentar so im Forum verhallt! Ich finde, der führt schnurstracks in medias res, sowohl der anthroposophische Rekurs als auch ihre eigenen Überlegungen. Ich behaupte frech: Ohne sich diesen Gedanken zu stellen, kommt man keinen Schritt weiter. Für mich bedeutet das: Es gibt keine fix und fertige deutsche Identität, auf die man - im Kampf gegen Fremdbestimmung - zurückgreifen könnte wie auf einen Besitz, die Frage nach der deutschen Identität führt vielmehr - mit Hölderlin: "Ins Offene"!

heinrichbrueck

11. Januar 2020 16:11

@ Niedersachse
Die Mentalität ist angeboren. Die deutsche Mentalität möchte ich nicht eintauschen. Sie meinen wohl einen Systemwechsel. Was sollen denn die meisten Deutschen tun? Der letzte Satz ist eine systemimmanente Unverschämtheit. Indoktrination der aktuellen Herrschaftsform. In diesem System können sie nur das Bewußtsein schaffen wollen, damit der Erlaubnis nichts im Wege steht, eine deutsche Regierung einsetzen zu können. Alles andere bleibt demokratische Gehirnwäsche.

Ergon

11. Januar 2020 17:05

@Cugel Der rationale Kern des Widerstands gegen den NATO-Doppelbeschluss war nicht der pazifistische Impuls, sondern die Sorge, dass die Stationierung von Kernwaffen kürzerer Reichweite es den antagonistischen Atommächten erlaubte, unter Minimierung des eigenen Risikos einen lokal auf Mitteleuropa beschränkten Nuklearkrieg zu führen. Kritisiert wurde insbesondere, dass die Verfügungsgewalt über die Raketen, die in der Bundesrepublik stationiert werden sollten, nicht in deutscher Hand sondern beim US-Präsidenten liegt. Diese Sorge, ausgedrückt vom Theologen Helmut Gollwitzer, eines der Wortführer der Friedensbewegung, mit den Worten "Kein Deutscher kann diese bedingungslose Unterwerfung der Interessen unseres Volkes unter fremde Interessen, diese Auslieferung der Verfügung über die Existenz unseres Volkes an eine fremde Regierung hinnehmen" erfuhr erwartungsgemäß heftige Kritik. In einem schon am Titel "Ein Volk, ein Reich, ein Frieden" erkennbar polemischen Artikel in der Zeit wurde ihm vorgeworfen, die Friedensbewegung in eine deutschnationale Erweckungsbewegung transformiert zu haben.

Zu Nord Stream 2: Das Motiv für die Sanktionen lässt sich nicht auf "America first" und das Interesse am Export von Fracking-Gas reduzieren, weil das Gesetz nicht auf Initiative der Trump-Administration sondern des US-Kongresses beschlossen wurde, und zwar parteiübergreifend, und die Demokratische Partei mehrheitlich Fracking ablehnt. Der US-Senator Tom Cotton warf vor einigen Tagen Berlin vor, mit der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Russland bei Nord Stream 2 und der Zulassung von Huawei beim Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes die NATO zu gefährden und drohte damit, die nachrichtendienstliche Zusammenarbeit einzuschränken. Mit der Einschätzung der Bedeutung der Konflikte im deutsch-amerikanischen Verhältnis liegen Sie offenbar deutlich daneben.

MartinHimstedt

11. Januar 2020 19:19

Bezugnehmend auf „Imagine“ (9. Januar 2020, 17:53 Uhr), aber auch der Acta diurna vom 10. Januar 2020:

Ich gebe Ihnen im Großen und Ganzen Recht, habe ich den ganzen „Spaß“ doch selbst erlebt – und erlebe ihn teilweise noch heute. Dennoch muss man sagen, dass sich schon einiges getan hat. Die Ausführungen beider Autoren sind nicht mehr vollständig auf der Höhe der Zeit. Die türkischen Kinder und Jugendlichen aus den achtziger Jahren sind dann doch nicht mehr gänzlich mit jenen von Anno 2020 zu vergleichen. Sicher, die „üblichen Verdächtigen“ bilden bei weitem noch die Mehrheit. Und auch ich betrachte Integration als im Wesentlichen gescheitert. Aber wie es der Zufall so wollte, bin ich vor einiger Zeit einer dreißigjährigen Türkin auf Instagram gefolgt. Im Laufe der Monate entwickelte sich daraus ein kleines Experiment und ich schaute mir immer mehr das Leben junger Türken in Deutschland an.

– Ich hörte, auch wenn sie nur unter sich waren (was sie, zugegebenermaßen, dennoch meistens sind), gefühlt 95% Deutsch und lediglich in 5% aller Fälle die türkische Sprache.
– Alle, obwohl offenbar „Muslimisch“, haben Weihnachten „gefeiert“ (zumindest auf die gleiche dekadente Art und Weise wie wir).
– Eine Dame mit Kopftuch konnte ich noch nicht erblicken.
– Es wird größtenteils „deutsche Musik“ gehört.
– Die Frauen sehen besser aus, sind gepflegter und tragen weiblichere Klamotten als die Damen in den meisten linken Spelunken, in welchen ich (gezwungenermaßen) verkehre.
– Sie sind intelligenter. ;-) (Natürlich nicht auf die gleiche Art und Weise wie eine linke Geisteswissenschaftlerin mit Bachelor-Arbeit über die Böhsen Onkelz intelligent ist – Alhamdulillah!)

Diesen Eindruck habe ich nicht nur in den sozialen Medien gewinnen können, sondern auch im „wahren Leben“: Rund vierzig Jahre in einer Stadt mit circa 50% Anteil Fremder bringen eine gewisse Expertise mit sich …

Das alles spielt jedoch, und da bin ich ganz bei Dr. Waldstein (Sezession im Netz, 6. April 2018), keine Rolle.

Maiordomus

11. Januar 2020 21:01

@Gracchus: Ihr Hölderlindeutung von 15.27 Uhr ist eigentlich eine Heidegger-Deutung, der bekanntlich mit Hölderlin als Grundlage philosophierte. Er sprach freilich von "Holzwegen", worunter er Wege verstand, "die im Unbegangenen enden".

Der Band "Holzwege" in der Ausgabe des Verlages Vittorio Klostermann gehört zu den Grundlegenden u.a. von Heideggers Verständnis von Nietzsche ("Gott ist tot") wie auch zu seinem Verständnis der vorplatonischen Griechen, so seine Deutung des berühmten "Spruchs des Anaximander". Möglicherweise eine Vorform der philosophisch-*ethischen" Orientierung des Altphilologen und Basler Hochschul- und Gymnasiallehrers Friedrich Nietzsche.

Laurenz

11. Januar 2020 22:10

@Maiordomus .... freut mich, daß Ihnen meine nüchterne Kritik gefallen hat. Ich bin kein Philosoph, ich las immer nur Sekundär-Literatur, welche die Essenz der großen Philosophen zusammen faßte. Meine Lebenszeit ist begrenzt, und Philosophie dient meist nur dem eigenen Glück und lenkt vom Wesentlichen, der Politik, ab, daher "Das betrifft nur die die Philosophen". Das meinte ich auch nicht abwertend, sondern rein analysierend. Die Aufmerksamkeit eines Menschen ist begrenzt, von daher nähme mir zuviel Philosophie den weltlichen Überblick.

@Kubitschek ... Franz, Lotta und ich rätseln, was bei meinem wesentlichen Beitrag zum Bosselmann-Artikel die Kopfschuß-Ausgliederung verursachte.

Regenmeister

11. Januar 2020 23:20

@Der Jürgen

Im Allgemeinen schätze ich Ihre Kommentare, das Thema Vertreibung und Ostgebiete scheint Ihnen aber fernzuliegen. Wer seine familiären Wurzeln östlich Oder und Neiße weiß und/oder Vertriebenen in einer ruhigen Stunde mal zugehört hat, wird das Thema nicht so lax beiseiteschieben und für erledigt erklären.
Die polnischen Reparationsforderungen an Deutschland mögen primär innenpolitisch motiviert sein, speisen sich aber doch aus der Tatsache, dass Polen in den 2+4 Vertrag nicht eingebunden wurde. Der deutsch-polnische Grenzvertrag wiederum hat den völkerrechtlichen Status Ostpreußens, Schlesiens etc. (bewusst?) offen gelassen. Wenn Polen also über Reparationen sprechen möchte, sollte Berlin doch ein offenes Ohr zeigen. Pommern, Ostbrandenburg und Masuren weisen bis heute besonders niedrige Bevölkerungsdichten auf. Dort lebende polnische Bürger, die nicht zu Bunzeldeutschen werden möchten, könnten großzügig (und selbstverständlich ohne Zwang) mit zusätzlichen deutschen Geldern zum Weg-/Umzug animiert werden.
Es bedürfte für eine solche Revision des Jalta´schen Unrechts freilich des vorherigen Abzugs amerikanischer Truppen aus Europa und einer ehrlichen Verständigung Deutschlands mit Russland.
Aktuell haben wir mit anderen, viel dringlicheren Problemen zu tun. Wenn wir unseren Blick nach Ostmitteleuropa wenden wollen, dann bitte nach Ungarn, die die Nachfahren ihrer vertriebenen Deutschen inzwischen gar zur Rückkehr eingeladen haben.

@Der Jürgen: Frankfurt/Oder ist ein gutes Stichwort. Von ihrem zurückgehaltenen deutschen Beutegut haben uns die Russen nach 1989/1991 einige wenige Teile ausgehändigt: u.a. die wunderschönen Fenster der Frankfurter St. Marien-Kirche, einer der östlichstgelegenen Kirchenbauten der Bundesrepublik. Leider, leider verstehen sich die Deutschen schlecht auf das Lesen solcherlei Symbolik.

links ist wo der daumen rechts ist

11. Januar 2020 23:24

@ Der_Juergen

Damit wir uns nicht mißverstehen:

Niemand will die Ostgebiete „zurückerobern“.
Mir geht es erstens darum, daß fast niemand, während alle vollmundig die (echte) Wiedervereinigung im Munde führten, auch nur – realpolitisch - an eine Südtirol-Lösung dachte (Paul Wilhelm Wenger war eine rühmliche Ausnahme).

Zweitens hat der Zwei-plus-Vier-Vertrag Deutschland ähnlich gedemütigt wie Versailles und historisches Unrecht zementiert.
Wären die Gespräche damals geplatzt, hätte es halt zwei souveräne deutsche Staaten gegeben – na und?
Aber sich für eine halbe „Wiedervereinigung“ von den Franzosen die DM abschwätzen zu lassen und das englische Gebrabbel vom „Vierten Reich“ zu ertragen, während doch klar war, daß Deutschland die finanzielle Hauptlast der anstehenden EU-Erweiterung tragen wird…
Euer Helmut Kohl war halt kein Staatsmann.

Drittens vermisse ich in erster Linie bei den betroffenen Staaten wie Polen und Tschechien ein historisches Unrechtsbewußtsein. Okkupiertes Land bleibt okkupiertes Land, basta.
Aber östlich von Deutschland orientiert man sich halt lieber an den USA; die Angelsachsen waren ja schon in der Zwischenkriegszeit ein Garant des Friedens.

Letztendlich ginge es also nur um symbolische Gesten.

GoetzGeorg

11. Januar 2020 23:28

Und hier wieder live aus Polen, jetzt aus Gdynia, dem ehemaligen Dorf Gdingen. Ich darf den "RechtenDaumen" oben beruhigen: Danzig ist wieder deutsch ! Lidl hat die Stadt erobert. Wer es sich leisten kann fährt deutsche Autos mit möglichst viel PS. Der Showroom von AMG ist genauso gross, wie der der regulären Mercedes Fahrzeuge ! D.h. auch das sexuelle Selbstverständnis von Mann und Frau sind hier noch klar zugeordnet und werden von beiden Geschlechtern auch nach aussen gelebt und gezeigt. (polnische Frauen haben mir mehrfach gestanden, deutsche Männer seien nichtsdesdotrotz romantischer!?) Homosexuelle werden kommentarlos im katholischen Alltag toleriert. Geht allerdings irgendein LGBT+Gedöns und Sonderrechte einfordern per Opferstilisierung los, hört der Spass, auch medial, schnell auf. Gut so. Ich habe keinen Fernsehseher, wer will, kann sich aber, im Gegensatz zum deutschem GEZ Staatsfunk, an der demokratischen polnischen Fernsehlandschaft erfreuen: TVP für Freunde der PiS, TVN eher für liberale PO Anhänger, bzw. einen Sachverhalt von verschiedenen Seiten darstellen lassen und sich seine Meinung bilden. Diese eigentliche Selbstverständlichkeit in einer Demokratie fehlt uns sehr in Deutschland, sozusagen ein "FOX-Channel", genauso wie eine deutsche Rampensau à la Trump/Salvini der AfD, um wirklich einen Durchbruch zu erzielen. Sonst bleibt uns als (Rechts-) Konservative in Deutschland nur die Rolle des "pharmokós", des Opfertieres für die Gutmenschen übrig, wie Konstantin Fechter(ist das der Anton Bruckner der Staatsphilosphie ?) in "Bürgerkrieg und Sündenbock", Kaplaken64, so aufklarend beschreibt. Wenn diese furchtbare Situation sich weiter ungebremst entwickelt, dann, verehrter "Rechter Daumen", werden wir einen Neo-Revisionismus von deutschem Boden ganz neuer Art erleben: Wenn EU und UN durch "Migration-Resettlement" die "deutsche" Bevölkerung auf über 100 Mio. Menschen haben anschwellen lassen, erschallt nach langer Zeit wieder der Satz: "Volk ohne Raum !" Bis dahin hat die polnische Armee mehr Panzer als D und F zusammen, und die F35 kommen auch bald auf die Fliegerhorste. Bis dahin können hier Frauen weiter bedenkenlos durch Wald und Flur joggen und ich angstfrei durch Danzig mit der Antaios Leinentasche spazieren, ohne von der Antifa zusammengeschlagen zu werden. Und ja, auch deutsche national-konservative Positionen werden von polnischer Seite respektiert. Aber an Grenzen rütteln tun nur Verrückte. "Der Feind ist unsere eigene Frage als Gestalt" steht da auf der Leinentasche...

Cugel

12. Januar 2020 00:10

@Ergon
Der Anlaß des friedensbewegten Widerstands war sicher die Pershing-2-Nachrüstung, aber dahinter stand doch eindeutig der pazifistische Gedanke ("Soldaten sind Mörder"). Es stimmt, daß ein nationaler Aspekt der Friedensbewegung erkennbar war, man war ja auch für den Austritt aus der NATO. Wie weit Gollwitzer tatsächlich national war, können Sie sicher besser beurteilen als ich. Allzutief scheint der Gedanke aber bei den meisten der Ostermarschierer nicht gesessen zu haben, denn es hatte sich ja schon bald nach der Stationierung ausmarschiert, und der Protest verlagerte sich wieder auf den Sektor der zivilen Kernkraftnutzung, Chernobyl kam da gerade richtig. Ihre damaligen Eindrücke mögen im städtischen Raum begründet sein, auf die gesamte BRD bezogen wage ich ihre Allgemeingültigkeit zu bezweifeln.
Hinsichtlich Nordstream muß ich Ihnen teilweise recht geben, die Sache hat weiterreichende geostrategische Aspekte (Polen, Ukraine, Rußland), welche die ökonomischen an Bedeutung übertreffen mögen, und 5G könnte eine größere Nummer werden, auch da haben Sie wohl recht. Die Ablehnung des Frackings nehme ich allerdings den Demokraten nicht ganz ab, es könnte sich um ein PR-Manöver handeln, ähnlich dem Antikapitalismus weiter Teile der BRD-Linken. So hat sich z. B. die stellvertretende DOE-Ministerin der Obama-Administration 2016 im Zusammenhang mit dem Erdgasexport dem Fracking gegenüber offen gezeigt und für eine umweltgerechte Weiterentwicklung der Methode plädiert (https://www.euractiv.com/section/energy/interview/senior-obama-official-nord-stream-2-and-brexit-may-weaken-eu-energy-security/).
Ihr Fazit "Mit der Einschätzung der Bedeutung der Konflikte im deutsch-amerikanischen Verhältnis liegen Sie offenbar deutlich daneben." macht mir Hoffnung.

Imagine

12. Januar 2020 11:05

Das Dilemma der Deutschen zeigte sich in der Monitorsendung vom 9.1.20.
https://www.ardmediathek.de/ard/player/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLTg4MDEzYzQ1LWFiOTYtNGVlYi04MzhhLWVlN2U2NjM5NWFjYw?devicetype=pc%2F

Die Realitätsferne der Darstellung der gesellschaftlichen Wirklichkeit in der Neujahransprache der Kanzlerin wäre wahrscheinlich zu DDR-Zeiten von Seiten der SED-Führung kaum zu toppen gewesen.

Ob die Kanzlerin das glaubt, was sie sagt, wissen wir nicht.

Was wäre besser? Jemand, der bewusst lügt, oder jemand, der in einer Wahnwelt lebt? Lügner und Betrüger einerseits oder Psychopath und Irrer andererseits?

Die nationalen Rechten nehmen für sich in Anspruch, die realistischeren politischen Akteure zu sein.

Ihr Ziel ist die Souveränität und Sezession für Deutschland.

Machen wir ein Gedankenexperiment!

Nehmen wir an, Deutschland würde sich für souverän und neutral erklären. So wie die Schweiz. Und aus der NATO und EU austreten.

Was würde sich ändern?

Die deutsche Bevölkerung bleibt dieselbe. Wer „oben“ ist, bleibt oben. Wer egoistisch, gierig, geizig, sozialparasitär, verbrecherisch, dumm, faul, feige etc. ist, wird es bleiben.

Die Vermögenden behalten ihre Vermögen, ihre Privatmedien, ihre Lobbyisten etc. und damit die daraus resultierende Medien- und Korruptionsmacht.

Daran ändert sich nichts. Denn eine neue Eigentumsordnung mit Vergesellschaftung der Produktionsmittel, d.h. Enteignung der vermögenden Privateigentümer und Überführung von deren Vermögen in Gemeineigentum, ist nicht das erklärte Ziel.

Das haben die nationalen Rechten nicht in ihrem Programm. Im Gegenteil, an der Eigentumsordnung und der Vermögensstruktur wollen sie nichts ändern. Deshalb bekämpfen sie die Linken, die dies wollen.

Auch die hierarchischen Strukturen bleiben bestehen. Sollten die Rechten die Macht dazu haben, werden sie die oberen Positionen in der gesellschaftlichen Hierarchie mit ihren Leuten besetzen.

That's all.

Im Grund wird sich an der Gesellschaft nichts ändern mit Ausnahme der personalen Zusammensetzung des Establishments. Weidel wird Kanzlerin, Meuthen wird Bundespräsident. Wer reich ist, bleibt reich. Für die Mehrheit der Bevölkerung, die abhängig Arbeitenden ändert sich nichts. Wer arm ist, bleibt arm, weil an der Eigentumsordnung und –verteilung nichts geändert wird.

Die alte gesellschaftliche Struktur bleibt erhalten, siehe Polen, Ungarn etc.

Man kann die Migrationspolitik ändern. Denn um die Reallöhne und Renten zu senken und die Mittelschichten zu enteignen, benötigt man nicht zwangsläufig Ausländerimport. Das geht auch anders.

Fazit:
Souveränität und Sezession würden für die meisten Menschen nichts Wesentliches ändern, weil
1. die Bevölkerung dieselbe bleibt und
2. die gesellschaftlichen Strukturen wie Eigentumsordnung, Vermögensverteilung, Hierarchien usw. usf. im Wesentlichen die gleichen bleiben.

Was den millionenfachen Ausländerimport betrifft, so hat keine ausländische Macht die deutschen Politiker dazu gezwungen. Das geschah hauptsächlich mit dem Motiv der Profitmaximierung durch Lohndumping. Das Kapital hat davon profitiert und die Arbeitsbevölkerung wurde zum Verlierer gemacht.

Eine Minderheit der Vermögenden und Eigentümer der Produktionsmittel maximiert ihre Profite und führt sie in ihr Privateigentum über, die Mehrheit trägt den gesellschaftlichen Schaden und die Folgekosten.

Am Grundprinzip: „Gewinne privatisieren, Kosten sozialisieren!“ wird sich nichts ändern.

Gracchus

12. Januar 2020 19:43

@Maiordomus: An sich nur ein (verkürztes) Hölderlin-Zitat ("Komm! ins Offene, Freund!").

Maiordomus

12. Januar 2020 20:30

@Gracchus. Danke für die Präzisierung. Seit Heidegger beurteile ich selber "Holzwege" nicht mehr negativ im Sinn von "Da bist du auf dem Holzweg". Wer gemäss Heidegger auf den Holzweg kommt, geht, wie die Entdecker das Matto Grosso, auf Pfaden, wo noch kein Weisser wandelte. Also etwas Spannendes, wobei man sich selber und selbständig und klug beobachtend orientieren muss. Nach Descartes Waldläufergleichnis sich allenfalls nach den Wasserläufen richten oder dann stur immer die gleiche Richtung, will man sich im Walde nicht verirren. Jedenfalls auf rationale Weise abenteuerlich. Das ist auch in der Version Hölderlin mit ziemlicher Sicherheit mitgemeint! Ein schönes, aufmunterndes Dichterwort.

Der_Juergen

12. Januar 2020 20:38

@Regenmeister @Links, wo der Daumen rechts ist

Selbstverständlich hätte ich nichts dagegen, wenn ein künftiges nationales Deutschland von Polen friedlich gewisse Gebiete zurückkauft. Ich halte eine solche Entwicklung jedoch für praktisch ausgeschlossen; dafür sind die Polen zu nationalbewusst, und sie würden fürchten, dass dies nur der Anfang eines vollkommenen Ausverkaufs sein könnte.

Die Reparaturforderungen aus Warschau sind natürlich eine bodenlose Unverschämtheit. Einem selbstbewussten Staat gegenüber würde die polnische Regierung so etwas nicht wagen, da sie von diesem gleich die um das Vielfache höhere Rechnung für die Ostgebiete erhielte. Aber einem verfaulenden Staat gegenüber, dessen "Regierende" dreimal täglich um Vergebung dafür flennen, dass sie Deutsche sind, kann man sich jede Dreistigkeit erlauben.

Ich bewundere an den Polen vieles - ihren Patriotismus, ihre Treue zu Tradition und Religion -, nicht jedoch ihren legendären politischen Unverstand und ihr fehlendes Augenmass. 1939 benahmen sie sich, um einen britischen Diplomaten zu zitieren, wie ein Kanarienvogel, der zwischen zwei Katzen sitzt und beide fressen will. Es ist ihnen nicht gut bekommen. Hoffen wir, dass sich ihre schmerzlichen Erfahrungen von damals nicht in noch schlimmerer Form wiederholen werden.

Cugel

12. Januar 2020 21:35

@Imagine
Machen wir ein Gedankenexperiment!
Was würde geschehen, wenn D sich für souverän erklären und Kapital und Produktionsmittel vergesellschaften würde?
Marx hat sich in dieser Frage schlankerhand aus der Affäre gezogen. Würden Sie nicht tun, oder?

Ratwolf

12. Januar 2020 22:37

Sie schulden niemanden einen Rechenschaftsbericht für das Jahr 2019.
Es ist Ihre Freiheit.

Wenn ich die Menschen sehe, die Ihnen zuhören, dann sehe ich begeisterte Gesichter, die Ihnen Ihre Menschlichkeit, Klarheit und Einsicht uneingeschränkt abnehmen.

Es ist eine Kunst, sich selber so annehmen, wie man ist.

Entschuldigen Sie Bitte, wenn ich hier so persönlich werde. Bei der Frage nach "Schuld" abseits von Kreditverpflichtungen bin ich ein geschlagenes Kind. Das Christentum hat mir übrigens dabei wenig geholfen.

Und zu guter Letzt: Es ist immer besser zu lesen, als zu kommentieren.

Ende der Durchsage

Ergon

12. Januar 2020 22:42

@links ist wo [...] In Ihrer Fokussierung auf territoriale Fragen entgeht Ihnen das zentrale Verhandlungsziel der Bonner Diplomatie bei den Zwei-plus-Vier-Gesprächen, das mit Art. 7 des Vertrags auch erreicht wurde - die Ablösung der Vier-Mächte-Rechte und die Wiederherstellung der Souveränität Deutschlands:

"Artikel 7
(1) Die Französische Republik, das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland, die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken und die Vereinigten Staaten von Amerika beenden hiermit ihre Rechte und Verantwortlichkeiten in bezug auf Berlin und Deutschland als Ganzes.[...]
(2) Das vereinte Deutschland hat demgemäß volle Souveränität über seine inneren und äußeren Angelegenheiten."

Marc_Aurel

13. Januar 2020 13:24

Ergon
„… mit Art. 7 des Vertrags auch erreicht wurde - die Ablösung der Vier-Mächte-Rechte und die Wiederherstellung der Souveränität Deutschlands…“

Wobei man diesen Vertrag aber nicht überbewerten sollte, Papier ist ja bekanntermaßen geduldig. Es gibt entweder zusätzliche, geheime Vereinbarungen, von denen wir nichts wissen oder aber man hat praktische Verfahrensweise geschaffen, die den Vertragsinhalt ad absurdum führen, genauso wie wir ja formal einen Rechtsstaat haben und Zensur nicht stattfindet, die Liste ließe sich fortsetzen..., die Praxis dann aber ganz anders aussieht. Auch ist natürlich für die Umsetzung das Personal entscheidend: kein noch so ausgeklügeltes Gesetzes- oder Vertragswerk kann sich auf Dauer gegen den konträren Willen seiner Anwender halten, unabhängig davon, ob diese freiwillig so agieren oder nicht.

Imagine

14. Januar 2020 05:04

@Cugel 12. Januar 2020 21:35
„Was würde geschehen, wenn D sich für souverän erklären und Kapital und Produktionsmittel vergesellschaften würde?
Marx hat sich in dieser Frage schlankerhand aus der Affäre gezogen. Würden Sie nicht tun, oder?“

Nein, würde ich nicht. Hat auch Marx nicht.

1. Das „Kapital vergesellschaften“ ist wie „fucking for virginity“. Ein logischer Widerspruch.

2. Produktionsmittel kann man nicht „von oben“ vergesellschaften. „Verstaatlichung“ ist das eine, eine „Vergesellschaftung“ etwas ganz anderes.

Freigelassene Sklaven werden nicht automatisch zu freien Menschen. Man kann nicht beim Militär zu einem „freien Menschen“ werden.
Ein „nationaler Rechter“ will – wie die autoritären Sozialisten - seinem Volk dienen, indem er es beherrscht.
In der Welt der Rechten gibt es nur Herren oder Knechte. Das wird als „menschliche Natur“ angesehen.

Tatsächlich kann man sich nicht von der Gesellschaft befreien. Dies ist eine anarchistische Illusion. So wie der „freie Markt“ eine Illusion ist. So als könne es in der Realität eine Marktwirtschaft geben, in der die Akteure nicht auf Gewinnerzielung, d.h. auf Übervorteilung des anderen, aus sind. Menschen sind von Natur „Selbstoptimierer“, d.h. darauf aus, dass es ihnen möglichst gut geht.

Man kann die Menschen pervertieren, d.h. zu Sadomasochisten machen. So funktionieren Menschen psychologisch in sozialdarwinistisch strukturierten Konkurrenzgesellschaften. Aber in der Natur gibt es nicht nur den Überlebenskampf aller gegen alle („Win-Lose“), so wie die Marktwirtschaft als System strukturiert ist, sondern auch Symbiose, also „Win-Win“.

Freiheit setzt bei Marx „Einsicht in die Notwendigkeit“, also einen zur Freiheit – zum Gebrauch seines Vernunftpotentials – erzogenen Menschen voraus, mit anderen Worten: einen „vernünftigen Egoisten“. Erziehung zur Freiheit ist ein dialektisch aufzuhebender Widerspruch.

Aber wer ist heutzutage noch in der Lage, dies zu begreifen? Lehrer in ihrer Rolle als „Staatsdiener“ schon gar nicht.

Götz Kubitschek

14. Januar 2020 08:16

Nach diesem Thesenpapier von "Imagine", dem ich in vielen Punkten nicht zustimme, ist nun Badeschluß. Ich verrate, daß Lichtmesz an einer Artikelreihe sitzt, in der er das Geflecht der Gründe, Berater, Lobbyisten und Zwangsläufigkeiten ein wenig aufdröseln wird.

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