Pflege (1). Wie wollen wir pflegen?

von Frieda Helbig -- Das Thema "soziale Frage" ist in der AfD und ihrem Umfeld neben der Migrationskrise eines der zentralen Themen.

Ein Teil die­ses Dis­kur­ses soll­te auch die Beschäf­ti­gung mit der Pfle­ge­si­tua­ti­on im jet­zi­gen Deutsch­land sein. Denn wie die Gesell­schaft und Nati­on mit pfle­ge­be­dürf­ti­gen Men­schen umgeht, berührt den Kern der sozia­len Fra­ge bzw. den Kern des soli­da­ri­schen Zusam­men­halts einer Gemeinschaft.

Ein wie auch immer gear­te­ter Sozi­al­staat scheint nur im Natio­nal­staat umsetz­bar zu sein. Dies bringt Lothar Frit­ze in Der böse gute Wil­le tref­fend auf den Punkt:

„Im Sozi­al­staat ist eine Soli­da­ri­tät gefor­dert, die nicht auf einem Kos­ten-Nut­zen-Kal­kül beruht. Zu ver­mu­ten ist, daß die Akzep­tanz von Soli­da­ri­täts­zu­mu­tun­gen – unter sonst glei­chen Bedin­gun­gen – mit der kul­tu­rel­len Homo­ge­ni­tät der Gemein­schaft und dem Grad des Zusam­men­ge­hö­rig­keits­ge­fühls ihrer Mit­glie­der wächst.“

Und wei­ter:

„Ein Wir-Gefühl ist daher auch in die­ser Hin­sicht eine ele­men­ta­re Vor­aus­set­zung, um eine hin­rei­chen­de Bereit­schaft zu ent­wi­ckeln, für den ande­ren ein­zu­ste­hen.“ „Auf der Basis eines sol­chen Wir-Gefühls ent­steht die Vor­stel­lung von einem Gemein­wohl, und es wächst die Bereit­schaft, Risi­ken und Las­ten gemein­sam zu tra­gen. Einer­seits kor­re­liert die Opfer­be­reit­schaft mit dem Grad wech­sel­sei­ti­ger Iden­ti­fi­zie­rung, ande­rer­seits ver­rin­gert eine wach­sen­de kul­tu­rel­le Diver­si­tät die Umverteilungsbereitschaft.“

Als Bei­spiel für die­se The­se kann die Auf­nah­me von Mil­lio­nen deut­schen Hei­mat­ver­trie­be­nen nach Ende des 2. Welt­krie­ges die­nen. Die­ser Pro­zeß war weder für die Hei­mat­ver­trie­be­nen noch für die auf­neh­men­de Bevöl­ke­rung im ver­blie­be­nen Rest-Deutsch­land leicht. Daß es gelin­gen konn­te, war schlicht der Tat­sa­che geschul­det, daß hier Deut­sche ande­ren Deut­schen hal­fen. (Schon allein wegen die­ser Tat­sa­che ver­bie­tet sich jed­we­der Ver­gleich mit der aktu­el­len Migra­ti­ons­kri­se.) Spä­ter sah man etwa bei Hoch­was­ser­ka­ta­stro­phen stets Deut­sche ande­ren Deut­schen hel­fen. Anpa­cken­de Migran­ten mit einem Sand­sack in der Hand sah man selbst in den Gebüh­ren-Sen­dern nicht. Hät­te es sie gege­ben, hät­ten wir sie auch prä­sen­tiert bekom­men. Zurück zum The­ma der Pflegesituation:

Im Kon­text die­ses Arti­kels geht es um die pro­fes­sio­nel­le Pfle­ge. Auf die Lai­en­pfle­ge soll nur kurz ein­ge­gan­gen wer­den. Die meis­ten beruf­lich Pfle­gen­den arbei­ten in fol­gen­den Bereichen:

  • Kran­ken­haus,
  • sta­tio­nä­re und/oder teil­sta­tio­nä­re Lang­zeit­pfle­ge­ein­rich­tun­gen (Alten­heim, Pfle­ge­heim, Tagespflege),
  • ambu­lan­te Pflegedienste.

Gene­rell ist fest­zu­stel­len, daß sowohl immer mehr alte pfle­ge­be­dürf­ti­ge Men­schen in Kran­ken­häu­sern behan­delt wer­den, als auch immer mehr Men­schen in Alten­pfle­ge­ein­rich­tun­gen medi­zi­ni­sche Pro­ble­me haben (Wun­den, Dia­be­tes, künst­li­che Ernäh­rung etc.).

Daher war es rich­tig, eine grund­stän­di­ge umfas­sen­de 3‑jährige Pfle­ge­aus­bil­dung zu schaf­fen und die star­re Tren­nung zwi­schen Alten‑, Kran­ken- und Kin­der­kran­ken­pfle­ge auf­zu­ge­ben. Dies ist vor allem für die Alten­pfle­ge eine Auf­wer­tung als Beruf (bis­her z.T. je nach Bun­des­land 2‑jährige Ausbildung).

So ver­wun­dert es wenig, daß gera­de die pri­va­ten Pfle­ge­ein­rich­tun­gen gegen das neue Pfle­ge­be­ru­fe­ge­setz pole­mi­siert haben. Denn eine Auf­wer­tung der Alten­pfle­ge birgt die Gefahr, daß die­se Berufs­grup­pe mehr Geld ver­die­nen möch­te. Dann blie­be den Gesell­schaf­tern und Aktio­nä­ren von gro­ßen Alten­heim­ket­ten weni­ger Rendite.

Pfle­ge wird im Wesent­li­chen aus der Kran­ken­ver­si­che­rung und der Pfle­ge­pflicht­ver­si­che­rung finan­ziert. Dabei sind Leis­tun­gen der Kran­ken­ver­si­che­rung eine Voll­kas­ko­ver­si­che­rung (alle pfle­ge­ri­schen Leis­tun­gen im Kran­ken­haus, ver­ord­ne­te Pfle­ge­leis­tun­gen wie Wund­ver­bän­de oder Insu­lin­in­jek­tio­nen in Pfle­ge­ein­rich­tun­gen oder bei ambu­lan­ter Pfle­ge) und Leis­tun­gen der Pfle­ge­ver­si­che­rung eine Teil­kas­ko­ver­si­che­rung (Kör­per­wä­sche, Essen­ein­ga­be, Unter­stüt­zung bei der Aus­schei­dung in Pfle­ge­ein­rich­tun­gen oder bei ambu­lan­ter Pfle­ge). Der Umstand der Teil­kas­ko­ver­si­che­rung wur­de bei Ein­füh­rung der Pfle­ge­ver­si­che­rung vor über 20 Jah­ren geflis­sent­lich von Poli­ti­kern beschwie­gen und ist in den Köp­fen der Bevöl­ke­rung nicht wirk­lich prä­sent. Beim höchs­ten Pfle­ge­grad 5  über­nimmt die Ver­si­che­rung maxi­mal 2005 €/Monat.

Jeder darf sich gern aus­rech­nen, wie­vie­le Stun­den Pfle­ge er für 2005.- Euro erhält, wenn er maxi­mal pfle­ge­be­dürf­tig ist. Es darf gern mit dem übli­chen Stun­den­lohn eines Hand­wer­kers gerech­net wer­den. Oder soll­ten beruf­lich Pfle­gen­de, denen wir unse­re liebs­ten Men­schen anver­trau­en, etwa weni­ger ver­die­nen als der­je­ni­ge, der unser Auto repariert?

Die­ser Umstand der Teil­kas­ko­ver­si­che­rung kann dazu füh­ren, daß Pfle­ge­leis­tun­gen vom Pfle­ge­be­dürf­ti­gen selbst oder sei­nen Ange­hö­ri­gen ratio­niert wer­den. Denn wenn Pfle­ge­geld und Ren­te nicht aus­rei­chen, um die Pfle­ge­leis­tun­gen zu bezah­len, muß das Erspar­te dafür ver­wen­det wer­den oder Hil­fe zur Pfle­ge (Sozi­al­hil­fe – SGB XII) bean­tragt wer­den. Dabei ist zu beach­ten, daß Sozi­al­hil­fe erst dann gewährt wird, wenn das Erspar­te bis zu einem Sockel­be­trag auf­ge­braucht ist und daß auch die Kin­der auf eine Unter­halts­ver­pflich­tung hin über­prüft werden.

Was bei der Debat­te oft ver­ges­sen wird, ist die Tat­sa­che, daß die Leis­tun­gen zur Pfle­ge­ver­si­che­rung seit Jah­ren auf dem glei­chen Niveau (sie­he oben) ein­ge­fro­ren sind, die Kos­ten für die Pfle­ge aber immer wei­ter stei­gen (Pfle­ge­sät­ze, Fahrt­kos­ten etc.). Die­se Preis­stei­ge­run­gen sind den Pfle­ge­ein­rich­tun­gen nicht zum Vor­wurf zu machen, auch sie müs­sen wirt­schaf­ten und sehen sich mit Preis­stei­ge­run­gen kon­fron­tiert (Löh­ne, Ener­gie, Daten­schutz etc.).

Jede Ren­ten­er­hö­hung bei Pfle­ge­be­dürf­ti­gen gleicht daher nur eine evtl. Zuzah­lung zu den Pfle­ge­leis­tun­gen aus, schafft aber kei­ne wirt­schaft­li­che Ver­bes­se­rung für den Ein­zel­nen, solan­ge der Staat nicht die Leis­tun­gen pro Pfle­ge­grad anhebt. Die­ser Aspekt soll­te gera­de unter dem Aspekt der „Rund-um-Ver­sor­gung“ von seit 2015 ins Land gereis­ten Neu­bür­gern immer wie­der the­ma­ti­siert wer­den. Ein min­der­jäh­ri­ger unbe­glei­te­ter Flücht­ling erhält nahe­zu eine 24-Stun­den-Rund­um-Ver­sor­gung, ein demen­ter Deut­scher, wel­cher sein Leben lang arbei­te­te, darf froh sein, wenn er sich im Alten­heim nicht wundliegt.

Die­se offen­sicht­li­che Schief­la­ge führt zu fol­gen­den Kernfragen:

  1. Wel­che Art von Pfle­ge möch­ten wir uns als Gesell­schaft leis­ten – „Satt und sau­ber“ = bil­lig oder menschenwürdig/menschengerecht = teuer?
  2. Ist Pfle­ge Teil der staat­li­chen Daseins­vor­sor­ge, oder über­las­sen wir deren Aus­ge­stal­tung dem frei­en Markt?

Stellt man den Sozi­al­staat wie­der vom Kopf auf die Füße und kehrt zum Natio­nal­staats­prin­zip zurück, sind die­se Fra­gen leicht zu beant­wor­ten. Denn dann haben nur Deut­sche vol­len Anspruch auf Sozi­al­leis­tun­gen – und zwar grund­sätz­lich und egal, wie­viel sie ein­ge­zahlt haben. Denn wie Lothar Frit­ze schreibt, ist Soli­da­ri­tät los­ge­löst vom Kos­ten-Nut­zen-Kal­kül. Grund­sätz­lich kei­nen Anspruch auf deut­sche Sozi­al­leis­tun­gen hät­ten Nicht-Deut­sche. Sie könn­ten die­sen Anspruch nur erwer­ben für die Zeit, in der sie Bei­trä­ge im Lan­de zah­len oder sich pri­vat ver­si­chern. Die­ses Vor­ge­hen wür­de die Kos­ten der Sozi­al­ver­si­che­rung erheb­lich senken.

Zu 1.)

„Satt und sau­ber“ meint eine Pfle­ge, die einer Ver­wah­rung von Pfle­ge­be­dürf­ti­gen gleich­kommt. Sie wer­den ernährt und gewa­schen, müs­sen nicht frie­ren und haben ein Bett, aber Din­ge wie Zuwen­dung und Rück­sicht auf indi­vi­du­el­le Bedürf­nis­se sind nicht inklu­diert. Die­se Art von Pfle­ge ist mit wenig qua­li­fi­zier­ten und moti­vier­ten Per­so­nal mög­lich, dem­entspre­chend güns­tig könn­te sie erbracht wer­den. Nur ein Bei­spiel: Eine Bewoh­ne­rin ist nachts immer wach und kann nicht schla­fen, sie schreit und stöhnt. Sie war es zu Hau­se gewohnt, auf dem Bauch zu schla­fen. In der Pfle­ge­ein­rich­tung wird sie immer auf den Rücken gelegt. Die Lage­rung auf dem Bauch ist halt schwie­ri­ger, man benö­tigt fast immer zwei Pfle­ge­kräf­te. Da sind Schlaf­ta­blet­ten kostengünstiger.

Zu 2.)

Mit Ein­füh­rung der Pfle­ge­ver­si­che­rung vor über 20 Jah­ren schuf man im Bereich der Pfle­ge außer­halb des Kran­ken­hau­ses einen Pseu­do-Markt. Auf der einen Sei­te regu­liert der Staat bzw. die von ihm beauf­trag­ten Pfle­ge­kas­sen die Prei­se, auf der ande­ren Sei­te kön­ne Pfle­ge­leis­tun­gen von jedem, der bestimm­te Vor­aus­set­zun­gen erfüllt, ange­bo­ten wer­den. Hier kom­men nahe­zu alle Unter­neh­mens­for­men vor – vom Ein­zel­un­ter­neh­mer über kari­ta­ti­ve Ver­ei­ne bis hin zu Akti­en­ge­sell­schaf­ten. Bei vom Staat qua­si regu­lier­ten Prei­sen im per­so­nal­in­ten­si­ven Dienst­leis­tungs­sek­tor Pfle­ge kön­nen Gewin­ne und Divi­den­de wohl kaum über eine indi­vi­du­el­le men­schen­ge­rech­te Pfle­ge erwirt­schaf­tet wer­den. Zudem ist für den Autor unver­ständ­lich, war­um mit Geld der All­ge­mein­heit (Bei­trä­ge zur gesetz­li­chen Pfle­ge­ver­si­che­rung) Gewin­ne erwirt­schaf­tet wer­den dür­fen und wie­so die­se nicht zu 100% den Pfle­ge­be­dürf­ti­gen zu Gute kom­men. Ein wei­te­rer wich­ti­ger Aspekt ist, daß das jet­zi­ge Sys­tem nur beleg­te Plät­ze in den Ein­rich­tun­gen ver­gü­tet. D.h. bei der jet­zi­gen Aus­ge­stal­tung ent­steht für die Anbie­ter von Pfle­ge­hei­men, Kurz­zeit­pfle­gen, Tages­pfle­gen etc. kein wirt­schaft­li­cher Anreiz Pfle­ge­plät­ze vor­zu­hal­ten. Dies führt wie­der­rum zu der Situa­ti­on, daß die Ver­sor­gung nach Kran­ken­haus­auf­ent­hal­ten oder bei aku­ter Ver­schlech­te­rung der Pfle­ge­si­tua­ti­on oft nicht gewähr­leis­tet ist. Hier gilt es kri­tisch zu hin­ter­fra­gen, ob nicht das Vor­hal­ten von Pfle­ge­plät­zen Teil der staat­li­chen Daseins­vor­sor­ge ist, ähn­lich wie das Bereit­stel­len von Trink­was­ser und Ener­gie. Mög­lich wäre auch, daß der Staat den Ver­dienst­aus­fall der Ange­hö­ri­gen über­nimmt, wenn die­se die Pfle­ge übernehmen.

Der Pfle­ge- und Betreu­ungs­not­stand in der BRD ist schon jetzt trau­ri­ge Rea­li­tät. Zum einen steigt der Anteil der pfle­ge­be­dürf­ti­gen Alten, zum ande­ren exis­tie­ren die bewähr­ten Auf­fang­me­cha­nis­men nicht mehr, da die tra­di­tio­nel­le Fami­lie oft nicht mehr zur Ver­fü­gung steht. Laut Tages­schau vom 14.03.19 arbei­ten in der BRD ca. 150.000 Pfle­ge­kräf­te (meist aus Ost­eu­ro­pa) schwarz in unse­ren Haus­hal­ten. Fazit: Die­se Schwarz­ar­beit ist eine tra­gen­de Säu­le im Pfle­ge­sys­tem. Wür­de man die­se Schwarz­ar­beit kon­se­quent ver­fol­gen, wür­de das Sys­tem kol­la­bie­ren. Die Kos­ten der Pfle­ge­ver­si­che­rung wür­den explo­die­ren. Der Autor ist der fes­ten Über­zeu­gung, daß es ledig­lich am poli­ti­schen Wil­len fehlt, das The­ma Pfle­ge­not­stand anzu­pa­cken. Denn für Flücht­lings­kri­se, Euro-Ret­tung und erneu­er­ba­re Ener­gien wur­den in den letz­ten Jah­ren Mil­li­ar­den­be­trä­ge im Haus­halt „gefun­den“. Zur Finan­zie­rung der Pfle­ge hät­te zum Bei­spiel ein­fach die Umwid­mung des Soli­da­ri­täts­zu­schla­ges in einen Pfle­ge-Soli gereicht. Aber das war nicht auf der poli­ti­schen Agenda.

Die­ser Arti­kel ist zunächst in der Febru­ar­aus­ga­be der Zeit­schrift Recher­che D erschienen.

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Kommentare (26)

Lotta Vorbeck

29. Januar 2020 16:21

@Frieda Helbig

Gut daß sich mit Ihnen jemand dieses Themas annimmt, der wie zuvor der Autor des Netztagebucheintrages "Marshallplan für Afrika" über fundierte, eigene, den Diskussionsgegenstand betreffende Erfahrungen verfügt.

"Denn für Flüchtlingskrise, Euro-Rettung und erneuerbare Energien wurden in den letzten Jahren Milliardenbeträge im Haushalt „gefunden“. Zur Finanzierung der Pflege hätte zum Beispiel einfach die Umwidmung des Solidaritätszuschlages in einen Pflege-Soli gereicht." [FH]

So ist es, denn: “Nicht an ihren Worten, an ihren Taten sollt Ihr sie erkennen!"

Gustav Grambauer

29. Januar 2020 16:30

Alle bisherigen Zumutungen waren doch nur Lockerungs- und Erwärmungsübungen, die Eskalation des kunterbunten Krieges gegen die Nazi-Säue beginnt doch gerade erst:

https://www.journalistenwatch.com/2020/01/25/klima-diaet-umweltsaeue/

- G. G.

dirkP

29. Januar 2020 17:33

Ich denke, dass eine Finanzierung der Pflege stattfinden würde, wenn es genug Pflegekräfte geben würde. Vor der letzten BTW war Pflege ein großes Thema und es wurde von den Beteiligten der Debatte herausgestellt, dass selbst bei einer deutlichen Einkommenssteigerung nicht genug Leute zu bekommen sind.
Die größere Angst der Regierenden liegt ja nicht bei der Versorgung der Alten, sondern bei der Erhaltung des wirtschaftlichen Erfolgs. Dafür sind arbeitende Menschen notwendig. Deshalb werden potentielle Arbeiter aus anderen Ländern höher bewertet, als die eigenen Alten.
Ganz nebenbei betrifft der Pflegenotstand auch die Alten der ersten Einwanderergeneration.

In meinem Umfeld gibt es den Wunsch nach einer Pille, die jedem der 75 Jahre alt wird feierlich überreicht wird. Dann hat man wenigstens die Wahl. Dahin sollte die Debatte gelenkt werden, den dieHeime sind voll mit Alten, die diese Pille gerne nehmen würden.

Mboko Lumumbe

29. Januar 2020 18:06

@ dirkP

"In meinem Umfeld gibt es den Wunsch nach einer Pille, die jedem der 75 Jahre alt wird feierlich überreicht wird. Dann hat man wenigstens die Wahl. Dahin sollte die Debatte gelenkt werden, den dieHeime sind voll mit Alten, die diese Pille gerne nehmen würden."

Diesen Wunsch hege ich für mich selbst auch für die Zukunft. Gerade auch angesichts der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung in Deutschland und Europa.

Brisant ist der Aspekt des eventuellen Missbrauchs dieser Pille durch Dritte. Das ist keine Nebensächlichkeit.

Frieda Helbig

29. Januar 2020 18:34

@Lotta: Danke für die Blumen.

@G.G. Ähnliches ist zu Getränken im Ursprungsartikel beschrieben, fiel hier nur leider der gebotenen Kürzung zum Opfer. Stelle es später hier als Kommentar online, wenn gewünscht.

@dirkP: Steile These zum sozialverträglichen Frühableben. Deckt sich jedoch nicht mit den Erfahrungen aus meiner langjährigen pflegerischen Praxis. Gibts hierzu Belege?
Mir stellt sich die Frage, wöllten Ihre 75 jährigen Heimbewohner auch die Pille, wenn sie menschenwürdig/menschengerecht versorgt wären? Lieber tot, als schlecht versorgt, geschenkt. Aber warum nicht gut versorgen, damit sie gerne leben? Sind das unsere Alten, Behinderten etc. nicht wert? Weil sie nutzlos sind und aktuell nix mehr zum BIP beitragen, aber zuvor mächtig gewaltig - der Dank des Vaterlandes? Die totale Vernutzung quasi, nur wer was arbeiten kann, darf leben? Vorteil wäre sicherlich, daß damit ein Thema der sozialen Frage vom Tisch bzw unter der Erde wäre. Sorry, nicht mein Verständnis von Solidargemeinschaft. Kann aber natürlich jeder anders sehen...

tearjerker

29. Januar 2020 19:01

Nach meiner Erfahrung ist das heutige Versorgungsniveau der Pflege besser denn je. Vor 60 Jahren lief die Betreuung ausserhalb des häuslichen Umfelds in der klinischen Pflege auf Sterbebegleitung heraus, während die Betreuer in der ausserhäuslichen Altenverwahrung noch als Wärter bezeichnet wurden. Ein Geldproblem im Gegensatz zum Personalproblem existiert nicht, kann man doch signifikante Summen für jeden Quatsch locker machen. Der Nationalstaat hat damit allerdings gar nichts zu tun, ist unter ihm doch in den letzten 150 Jahren erst das System aufgeblasen worden, aus dessen Kassen sich inzwischen die ganze Welt bedienen kann. So gesehen hat die Invasion der Fremden wirklich etwas für sich, denn im Gegensatz zu den Einheimischen täuschen sie weder sich noch Andere darüber., was man sich unter der Beantwortung der sozialen Frage vorzustellen hat.

Monika

29. Januar 2020 19:30

In irgendeinem Interview wurde der bekannte Palliativmediziner Gian Domenica Borasio
https://www.amazon.de/%C3%9Cber-das-Sterben-wissen-einstellen/dp/3406617085
mal gefragt, was man gegen ein unwürdiges Sterben und einsames Lebensende am besten tun könne. Er antwortete und das werde ich nicht vergessen:
„Viele Töchter haben“.

Gustav Grambauer

29. Januar 2020 21:47

Frieda Helbig

Getränke, da bin ich gespannt. Bis jetzt weiß ich nur vom Genozidversuch über den exzessiven "Trinkmengenempfehlungs"-Kult in Kombination mit der Forcierung der "salzarmen Ernährung" ("bis zu höchstens 6 Gramm am Tag").
https://www.dge-medienservice.de/wasser-trinken.html
https://www.dge.de/?id=485

Wir verbrauchen in unserer Familie alle vier, fünf Monate ein ganzes Pfund (!) allerfeinsten Naturata-Meersalzes, sehr gut für die Denkkraft, und müßten auch wegen unserer geringen "Trinkmengen" eigentlich längst tot sein. Aber ganz im Gegenteil:
https://www.youtube.com/watch?v=pXzhyQ1bMtw

gegenrechnung redaktion:
6g pro tag sind 600g in dreieinhalb Monaten. Das bedeutet: Ihre Familie ist mit dem ganzen Pfund (!) alle vier, fünf Monate wahrlich komplett untersalzt.

Gelddrucker

29. Januar 2020 22:15

Löhne anheben, und die Studienplätze für allerlei wenig nachgefragtes wie Kulturanthropologie drastisch zusammenstreichen.

RMH

29. Januar 2020 22:18

" … und daß auch die Kinder auf eine Unterhaltsverpflichtung hin überprüft werden."

Des weiteren können Schenkungen aus finanziell besseren Tagen bis hin zu 10 Jahren (bspw. bei Immobilien) rückwirkend von den Beschenkten seitens der Ämter rückgefordert werden (sog. Sozialhilferegress). Ich kenne einige Enkel/Kinder, für die es recht eng wurde, als das Geld, dass die Großeltern/Kinder zum Hausbau dazu gesteuert haben oder die Immobilie, die vorab übertragen wurde, vom Amt wegen Vermögensverfall des pflegebedürftigen Schenkers zurückgefordert wurde.

Der Begriff "Pflegeversicherung" ist daher durchaus eine Mogelpackung.

Mich würde einmal interessieren, wie es denn früher in den damaligen "Altenheimen" zugegangen ist, also die Zeit, wo Alte eben noch keine "Senioren" waren und in Heimen untergebracht wurden und nicht in "Residenzen" (allein der oft vorzufindende Begriff "Seniorenresidenz" erscheint löst bei mir einen Verdacht auf Euphemismus aus).

Im Hinblick auf die von @dirkP ins Spiel gebrachte "Pille" geht es vermutlich gar nicht um "sozialverträgliches Frühableben" sondern eher um das Gefühl bei älteren Menschen, damit eine Art von Selbstbestimmung zu erlangen, im Ernstfall eben selber es in der Hand zu haben, wann es Zeit ist, zu sterben. Ich vermute aber, wenn solche Pillen ausgegeben werden würden, würden ab einem gewissen Zeitpunkt sich dann viele nicht mehr daran erinnern, wo sie denn die ominöse Pille hingelegt haben und bis zu genau diesem Zeitpunkt hat man sich ja noch so fit gefühlt etc. und es gar nicht bemerkt, wir man abgebaut hat. Das Leben ist eben auch ein Trickser und bis zuletzt herrscht bei vielen noch das Prinzip Hoffnung. Nicht jeder ist ein Gunter Sachs.

"Zudem ist für den Autor unverständlich, warum mit Geld der Allgemeinheit (Beiträge zur gesetzlichen Pflegeversicherung) Gewinne erwirtschaftet werden dürfen und wieso diese nicht zu 100% den Pflegebedürftigen zu Gute kommen."

Dieses Prinzip, dass auch Gewinne erwirtschaftet werden dürfen, besteht in allen Bereichen des Gesundheitswesens, welches zu einem großen Teil auch vom Geld der Allgemeinheit lebt, genau so. Warum sollte es in der Pflege groß anders sein. Hintergrund für eine solche Organisation dürfte sein, dass privatwirtschaftlich Organisiertes vieles effizienter und Kostengünstiger bewerkstelligen kann und ein Anreiz auf Gewinn auch entsprechende Investitionen und damit den Einsatz privater Gelder auslöst. Es göbe vermutlich nicht so viele Pflegeheime, wenn diese alle vom Staat erst geplant, organisiert etc. werden müssten. Übrigens: Auch nach außen sich karitativ gebende Institutionen (bspw. die kirchlichen Träger wie Caritas, Diakonie - auf weltlicher Seite dann ASB, AWO etc.) werden mit Sicherheit auch Überschüsse erzielen, die sie dann wieder reinvestieren. Eine Alternative wäre eine komplette Verstaatlichung des Gesundheits- und Pflegewesens (sehe in diesem Punkt keinen großen Unterschied), was ich persönlich selbst als eher "Liberaler" nicht für abwegig und sogar für ernsthaft diskussionswürdig halte und zwar als einer der ganz wenigen Bereiche in einem Staat/ einer Gesellschaft. Könnte im Bereich der Behandlung eines Blicks "nach Links" bzw. in den Bereichen, wo es einen Staat zu geben hat, noch einer der sinnvollsten Bereiche sein. Aber ich habe dazu keine abschließende Meinung.

Frieda Helbig

29. Januar 2020 22:30

@Monika: Stimmt! Traditionelle Familienmodelle können schützen und kompensieren...

@tearjerker: Worauf stützen sich Ihre Erfahrungen? Bitte beachten Sie den im Artikel geschilderten Gegensatz zwischen Verwahrung und Versorgung! Versorgungsniveau besser denn je? Studien belegen eindeutig, daß Pflegekräfte Leistungen implizit rationieren und daß die Kommunikationszeit zwischen Pflegekraft und Patient bzw Bewohner beständig abnimmt. Gut, es gibt jetzt natürlich größere Windeln als früher, da paßt mehr rein, also muß man sie nicht so oft wechseln. Steigerung des Versorgungsniveaus oder lieber jemand der mit mir öfter mal auf Toilette geht?

Laurenz

29. Januar 2020 22:46

Erstens hat der Artikel nicht direkt etwas mit der AfD zu tun, und 2tens, diejenigen, die es tatsächlich betrifft, die Geburten-starken Jahrgänge ignorieren ihr zukünftiges Problem, vor allem die absehbaren zu geringen Einkünfte ganz ohne Pflegebedürftigkeit.
Historisch betrachtet, spielt es aber auch keine Rolle, ob 25 Jahre lang, ein paar Mio. Rentner am Hungertuch nagen. Mit dem Tod dieser Generation hat sich das demographische Problem erledigt. Allerdings wird sich das mit alter weißer Gewalt gegen die privilegiert feudalen Berufsgruppen, wie Beamte, öffentlicher Dienst, Ärzte, Rechtsanwälte, Selbständige, etc. entladen, die sich mit der Hilfe ihrer Lobby-Verbände aus den meisten gesamt-gesellschaftlichen Verpflichtungen schon immer verabschiedet haben.
In der Frage der Pflege ist es grundsätzlich billiger, zu Pflegende zu exportieren als Pflege-Kräfte zu importieren. Beim Import von Arbeitskräften, die in Deutschland bleiben werden, verschiebt man das Problem grundsätzlich auf eine kalkulierbare Zukunft hin, wo entweder die Frage nach neuem "Lebensraum" akut wird, oder man sich, wie die Japaner, gezwungenermaßen dazu entschließen muß, die Bevölkerungsdichte abzusenken und auf Technologie zu setzen.

Der Hauptgrund für eine Pflege- und Renten-Problematik liegt in der Währungsfrage begründet. Da aber die Thematik Währung für die meisten Bürger, auch für Frau Helbig, abstrakt bleibt, kann dieses Thema leider nur durch Fachleute diskutiert werden, wie man am Bundestags-Wahlergebnis der AfD 2013 erkennen kann.
Die soziale Frage ist nicht elementar, schon gar nicht in der AfD, auch ich mußte hier meine Haltung verändern, sie ist nur ein Symptom.

Die AfD ist sich längst noch nicht im Klaren darüber, ob sie eine neue Volks-Partei werden will oder nicht. Momentan sind mit Meuthen und Chrupalla diejenigen am Ruder, die nur Minderheiten aus der privilegiert feudalen Schicht ansprechen möchten, in der die soziale Frage überhaupt kein Thema ist. Daß hier vielleicht die Gefahr besteht, daß sich diese Wähler lieber für das Original Merz oder Lindner votieren, ist beim liberalen Flügel der AfD noch nicht angekommen, das wird sich erst zeigen.

Auch die subventionierten Wohlstands-Schichten werden in den nächsten Jahren grün wählen, dort wird nichts zu holen sein.

Diese Tendenz in der AfD liegt im allgemeinen Trend, alle ehemaligen Volksparteien akzeptieren einen eklatanten Wählerschwund, um beim Status einer Minderheiten vertretenden Partei zu bleiben.
Die Mitglieder der AfD sind eben nicht in der Lage, diejenigen zu Delegierten zu machen, welche diejenige Strömung in der AfD unterstützt, die eine Volkspartei mit der Interessens-Vertretung einer Mehrheit ohne Senior-Bündnispartner werden will.

Nur für diesen sozialen Flügel einer zukünftigen Volks-Partei AfD spielt die soziale Frage eine elementare Rolle. Dazu müßte sich die Partei aber in den nächsten 2 Jahren gewaltig bewegen, das sehe ich nicht.
Selbst zur Entwicklung eines wesentlich wichtigeren Konjunktur- oder Wirtschafts-Programms ist die AfD nicht in der Lage. Man hat sich jetzt gemütlich in der Nationalen Volksfront 2.0 eingerichtet und die Pläne stellen darauf ab, bis zu Pension dort vor sich hinzudämmern. Wir werden es noch erleben, daß die Bundestags-Fraktion der AfD Merkel zur Kanzlerin wählen wird.

Laurenz

29. Januar 2020 23:09

@Gustav Grambauer ... ich schließe mich der Redaktion an, denn ich kann nicht feststellen, daß Ihr Konsum von Meer-Salz irgendwas bringt. Teures Fleur de Sel schmeckt halt gut, aber sonst?
Wenn Sie tatsächlich den spirituell geprägten Natur-Fetischisten folgen wollen, kaufen Sie Himalaya-Salz, das zaubert noch wesentlich besser. Und der Glaube versetzt angeblich ja Berge. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/gesund-ernaehren/himalayasalz-8638

Ich trage aber die ernste Befürchtung, daß auch @Franz Bettinger von der medizinischen Seite argumentieren wird, daß es völlig egal ist, welches geographisch beheimatete Natrium-Chlorid Sie konsumieren.

Cugel

29. Januar 2020 23:49

@dirkP
"Die größere Angst der Regierenden liegt ja nicht bei der Versorgung der Alten, sondern bei der Erhaltung des wirtschaftlichen Erfolgs. Dafür sind arbeitende Menschen notwendig. Deshalb werden potentielle Arbeiter aus anderen Ländern höher bewertet, als die eigenen Alten."

In der Tat. Arbeit (incl. Lohndrückerei) und Konsum. Die massenhafte Einwanderung dient auch der Aurechterhaltung des Letzteren, mithin dem Hinauszögern der Überproduktionskrise. Nachdem das Absatzgebiet der Ex-DDR gesättigt ist, werden Konsumenten nun eben verstärkt hereingekarrt. Abwehr Weimarer Verhältnisse um jeden Preis. Privatwirtschaftlich nennt man so etwas Insolvenzverschleppung.

Franz Bettinger

30. Januar 2020 05:09

@Salzen und Trinken:
Die (u.a. ärztliche) Empfehlung, wenig Salz (max. 6 gr pro Tag) zu sich zu nehmen, ist ein Fehler, und zwar ein schwer wiegender. Wer wenig Salz (NaCl) im Körper hat, kann sein Körper-Wasser nicht halten (Osmose) und trinkt deshalb mehr als üblich. Der Rat, viel zu trinken, ist notgedrungen das Resultat der falschen Empfehlung, wenig zu salzen. Es sterben sehr viel mehr Alte an zu niedrigem Blutdruck (der selbst durch unnötige ! Blutdruck-senkende Medikamente oder durch Salzmangel bewirkt wird) als an etwaigen Blut-Hochdruck-Folgen. Ich empfehle meinen Patienten das Gegenteil: Trinken, salzen und würzen ad libido, so wie’s schmeckt. Der inneren Stimme folgen, nicht dem Heiler (Arzt oder wem auch immer)! - Bin selbst ein exzessiver Salzer und Würzer (und habe noch nie mein Cholesterin checken lassen, und selbstverständlich gehe ich nicht zur Krebs-Vorsorge. Ein weites Feld ... ).

Maiordomus

30. Januar 2020 07:11

@Grambauer/Redaktion. Zur Salzrechnung. Natürlich gibt es noch jede Menge Salz in Lebensmitteln, die man nicht extra nachsalzen muss, vom Brot ganz zu schweigen, nicht zu vergessen das Auswärtsessen, welches oft ziemlich gründlich gesalzen, wenn nicht versalzen ist. Ich glaube nicht, dass der Verbrauch des eingekauften Kochsalzes der Massstab sein kann. Übrigens hatte Paracelsus einen umfassenden "Salz"-Begriff, darunter verstand er fast alles Stärkende und Konservierende, zum Beispiel auch das Kalkige, im Rahmen seiner Theorie von Sal-Sulphur-Merkur, womit der die noch ältere Lehre von den 4 Säften abzulösen trachtete.

Gustav Grambauer

30. Januar 2020 07:12

Redaktion: "Nur ein Drittel unseres Salzkonsums stammt aus dem 'Zusalzen'. Um die empfohlenen 6 Gramm nicht zu überschreiten, sollten wir nur etwa 1 - 2 Gramm Salz im Haushalt zusalzen. Denn mit Brot, Wurst und Käse sind die restlichen 4 - 5 Gramm schnell erreicht."

https://www.avogel.de/ernaehrung_gesundheit/ihre-ernaehrung/themenuebersicht/richtig_salzen.php

... und bei diesem Anteil dürften wir allein schon mit unserer Liebe zu Käse, Brot und Wurzeln (bei mir der Meerrettich!) zusätzlich der Normaufsicht der Gesundheitsdiktatur, käme sie mal zur Kontrolle zu uns, die Freude an ihren kafkaesken Schablonen "versalzen".

- G. G.

Andreas Walter

30. Januar 2020 08:45

Unsere weiblichen und männlichen Wehrpflichtigen werden (mit) Pflegen, (mit) Pflügen, (mit) Ernten, (mit) Arbeiten während der Grenzschutzbereitschaft, in Grenznähe. An einer hochtechnisierten, nonlethalen Grenze, an der unsere Wehrpflichten der Zukunft ihren Dienst schieben werden anstatt sinnlos in Kasernen rumzulungern oder in Afghanistan.

Dieses Konzept der zukünftig stärkeren Einbeziehung der Grenzen und Grenzzonen in das gesamte Wirtschaftsleben der Nation wird auch zu der längst überfälligen Entlastung der Grossstädte im Inneren führen.

Gerade die Kranken- und Altenpflege ist nämlich eine Tätigkeit, bei der Maschinen, Automation und Technik nur geringfügig, nur zum Teil zur Arbeitsentlastung führen.

Mein Konzept verfolgt nämlich weiterhin das Ziel weniger Menschen pro Fläche, der Natur und Umwelt wegen. Weil es, weil das ohne Grenzschutz aber (zumindest heute noch) nicht möglich ist, wenn die “lieben" Nachbarn (heute Fernreisende) es nicht auch wollen, und sie meinen Garten einfach ungefragt betreten.

Die Alten werden daher nicht abgeschoben sondern folgen den Enkeln, dorthin, wo diese gebraucht werden, nämlich an der Peripherie.
Wer seine Grenzen daher schützen möchte muss die Peripherie fördern, nicht die Städte.

Darum gab' es ja früher auch nur so kleine Fürstentümer. Weil der Bauer/Arbeiter alles gleichzeitig war, sein musste. Die Fürsten allein hätten wahrscheinlich nicht mal ihre eigene Burg verteidigen können.

In einer 2,1 Kinder pro Paar Welt gibt es nun mal beim heutigen Stand (auch) der medizinischen Erkenntnis, Wissenschaft und Technik mehr alte und ältere Leute. Die aber ab 50 eben nicht mehr für alle Aufgaben zu gebrauchen sind.

Ihr könnt mir daher jetzt die Pille schicken, oder wir Deutschen erfinden uns noch mal ganz neu. Möglicherweise auch auf kleinerem Territorium, wenn sich das als opportun herausstellen sollte.

Denn ein Zurück in die "Gute alte Zeit", also in die Vergangenheit, ist für ein ganzes Volk im Alleingang nicht möglich, solange sich andere Völker anders entwickeln, anders entwickeln wollen. Individualität oder Andersartigkeit, dadurch übrigens auch Fortschrittlichkeit, bedarf daher immer einer erfolgreichen, einer wirksamen Abgrenzung, gesunde Abwehrkräfte.

bb

30. Januar 2020 09:04

Wie wollen wir pflegen?

Die Antwort ist einfach: Wie seit Jahrhunderten in der engeren Familie. Und garantiert nicht mit dem Geld fremder Leute.

Nordlicht

30. Januar 2020 10:07

Zu: "Der Autor ist der festen Überzeugung, daß es lediglich am politischen Willen fehlt, das Thema Pflegenotstand anzupacken."

Die Richtung dieser politischen Regelungs-Ideen ist mir nicht klar. Einerseits wird auf Volks-Solidarität (- im urspünglichen Sinne des Begriffes, nicht dieser DDR-Verein) gesetzt. Andererseits wird richtig festgestellt, dass es ohne hunderttausende - meist osteuropäische - Ausländerinnen, versteuerte wie unversteuerte, nicht geht. Die sollen aber ihrerseits von Sozialleistungen ausgeschlossen bleiben.

Fakt ist: Es gibt nicht genug Deutsche für die Pflegeaufgaben. Es gibt auch nicht genug Jugendliche für Handwerks-Berufe, als Studierende in den Ingenieursfächern, zu wenig Geeignete für die Bundeswehr, zu wenig Zuverlässige für die Polizei, zu wenig Lehrer usw.

(Wir sind uns doch einig, dass mindestens 3 Mio. Ausländer, die keine Netto-Steuerzahler sind, d. h. nicht zum Wohlstand unseres Volkes beitragen, ausreisen müssen.)

Wie löst Japan das Problem seine demographischen Probleme? An nationalem Selbstbewusstsein mangelt es nicht, aber die Geburtenrate bleibt niedrig.

Natürlich bin ich für Förderung der Geburtenrate (- natürlich nur der indigenen Deutschen), aber bisher gibt es keinen überzeugenden politischen Ansatz dazu. Sollte ein solcher Ansatz wirksam werden, sind dennoch eliche Jahrzehnte zu überbrücken. Eine Alterspyramide, die wirklich den Namen "Pyramide" rechtfertigt, kann es fühestens in 50 Jahren geben. (Man rechne einmal durch, wie viele Vier-Kind-Familien es dazu braucht.)

Bis dahin: Erhöhung der Lebensarbeitszeit finanziell attraktiver machen, allgemeine Verrentung mit 67 geht nicht. Und: Automatisieren.

tearjerker

30. Januar 2020 13:02

@Frieda Helbig: Meine Einschätzung bezog sich auf Erfahrungen und Erleben in meiner Sippe und den Rückmeldungen von 3 vorhergehenden Generationen, die durchweg eine Verbesserung von Generation zu Generation konstatierten. Die Personalperspektive möchte ich nicht einschätzen. Budgetgrenzen werden zudem immer existieren. Ich erwarte eine Verschlechterung der Situation, die mit Geld allein aber nicht behoben werden kann, da schlicht das Personal nicht einfach an der nächsten Strassenecke zu finden ist.

Imagine

30. Januar 2020 14:57

@dirkP 29. Januar 2020 17:33
„In meinem Umfeld gibt es den Wunsch nach einer Pille, die jedem der 75 Jahre alt wird feierlich überreicht wird. Dann hat man wenigstens die Wahl. Dahin sollte die Debatte gelenkt werden, den dieHeime sind voll mit Alten, die diese Pille gerne nehmen würden.“

Das entspricht vom Denken und Reden dem „Nazi-Style“.

Bei den Nazis gab es Bestrebungen, Renteneintrittsgrenze und Lebensaltersgrenze aus ökonomischen Gründen möglichst eng zusammenzubringen.

Bei den Nazis gab es die Rede von den „Ballastexistenzen“.

In Deutschland nimmt solches Denken zu. Zwischen dem Nazi-Denken und dem wirtschaftsliberalen Denken besteht eine enge Verwandtschaft.

Dies wird von den Wirtschaftsliberalen geleugnet. Dazu gehört, dass man die Verbindung zwischen dem Nationalen und dem Sozialen als Nazi-typisch diffamiert, was völlig falsch ist, denn die Nazis agierten als vom Großkapital und Adel finanziertes und gelenktes Instrument zum Terror gegen die eigene Bevölkerung sowie zur Durchführung eines Raub- und Versklavungskrieges gegen den Osten. Das Letzte, was die Nazis interessierte, war das Volkswohl. Deshalb kapitulierten sie nicht, als der Krieg längst verloren war, sondern ließen das Volk verrecken und Deutschland in Schutt und Asche zerbomben.

Weiterhin zeigt sich in jenem genannten Umfeld, welches Todespillen überreichen will, eine Unkenntnis über den alternsbedingten Pflegebedarf.

In der Altersgruppe unter 75 Jahren liegt die Pflegequote bei 1,4%. Von 75 bis unter 85 Jahren bei 16,3%, wobei erst ab dem 80 Lebensjahr ein stärkerer Anstieg erfolgt. Von 85 bis unter 90 Jahren beträgt die Pflegequote 44,5% und bei 90 Jahre und älter 70,7%.

Das Maximum von 731.026 Pflegebedürftigen ist in der Altersgruppe 75 bis unter 85 Jahre vorhanden, danach nimmt die Zahl drastisch ab. Logisch, denn die Mehrzahl aus diesen Altersgruppen der Menschen ist dann bereits verstorben.

Ab dem Alter von 75 Jahren überwiegen bei den Pflegebedürftigen mit steigendem Anteil die Frauen.

Die Todespille wäre also vor allem für die eigene Mutter bestimmt.

Referenz:
http://www.gbe-bund.de/oowa921-install/servlet/oowa/aw92/dboowasys921.xwdevkit/xwd_init?gbe.isgbetol/xs_start_neu/&p_aid=i&p_aid=81716172&nummer=510&p_sprache=D&p_indsp=105&p_aid=92700670

http://www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Gesundheitswesen/Datensammlung/PDF-Dateien/abbVI12.pdf

Franz Bettinger

31. Januar 2020 00:40

@imagine: Brauchen Sie, um zu einem Urteil zu kommen, eigentlich immer den Nazi-Vergleich, und unterschwellig das Nazi-Vorurteil "Was die Nazis wollten, muss falsch sein?" Das ist die gleiche a priori dumme Verbohrtheit, die nab von Kommunisten kennt, nach dem Motto: Was vom ideologischen Gegner kommt, kann nichts taugen.

@Laurenz hat das Nötige gesagt: Das Pflege- und Renten-Problem ist (1) in Anbetracht des Großen Austauschs ein Vogelschiss und (2) angesichts der Demographie temporär auf vielleicht 20 Jahre begrenzt, nach denen die dümmlich verehrte Alters-Pyramide zum gesunden Stamm wird (der unten so dick ist wie oben).

Maiordomus

31. Januar 2020 09:01

Es sollte noch mehr qualifizierte und hochqualifizierte Beiträge von Frauen geben; womit dann auch ein wünschenswert höherer Frauenanteil bei den Foristen wohl etwas ansteigen würde. Mich würde noch interessieren, wieviele Schulkinder heute noch "Frieda" heissen. Den Rückgang etwa des Namens "Elisabeth" in Deutschland halte ich für eine Kulturkatastrophe, wobei sich allenfalls noch Kurzformen wie "Lisa" und dergleichen halten. Vor 50 Jahren war "Lieschen Müller" für deutsche Frauen noch Standard, wobei diese "Typenbezeichnung" bei den 68ern bereits im abwertenden Sinn verwendet wurde.

nom de guerre

31. Januar 2020 11:00

@ Laurenz & Franz Bettinger

Sie haben insofern Recht, als das Pflegeproblem aufgrund der Demographie in ein paar Jahrzehnten keines mehr sein wird. Aber jetzt, für die heute Alten ist diese Frage sehr wohl relevant; mit fortschreitendem Alter der geburtenstarken Jahrgänge, sprich Ihrer Altersgruppe(n), wird sie sich noch einmal zuspitzen. Für die Betroffenen ist das, wie eigentlich jeder weiß, der schon einmal einen pflegebedürftigen alten Menschen in der Familie hatte, eben kein Vogelschiss. Dass dieser Nicht-Vogelschiss zumindest für die nächsten 20 - 30 Jahre so gut wie jeden Deutschen betreffen wird, ist aus meiner Sicht Grund genug, sich damit zu beschäftigen, daher freue ich mich über diesen offenbar sehr sachkundigen Artikel. Dieses sicherlich nicht herbeiphantasierte Problem gegen die Migrationsfrage aufzurechnen und als Marginalie zu behandeln, halte ich nicht für zielführend.

Götz Kubitschek

31. Januar 2020 11:31

Pflegeschluß.

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