Nach Erfurt: Gärung

Die turbulente Ministerpräsidentenwahl in Thüringen ließ tief blicken.

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

Es han­del­te sich näm­lich um weit mehr als nur einen „Coup“, inso­fern ein­drucks­voll eine Sym­pto­ma­tik offen­bar wur­de. Eine Wen­de­sym­pto­ma­tik. Im Poli­tik­teil und im Feuil­le­ton lasen wir tief­grei­fen­de Ana­ly­sen und poin­tier­te Kom­men­ta­re; vor allem aber wur­de gezählt und gerech­net: Stim­men, Wäh­ler­an­tei­le, Kon­stel­la­tio­nen, Min­der­hei­ten, Mehr­hei­ten, Koali­tio­nen in allen Farb­spie­len außer blau.

Nur kommt es dar­auf nicht an. Es kommt eben­so­we­nig auf Thü­rin­gen an. Ja, viel­leicht auf Björn Höcke, denn er und sein „Flü­gel“ gehö­ren eben­falls zur Sym­pto­ma­tik, die dar­auf hin­deu­tet, daß wir vor den prin­zi­pi­ells­ten Ver­än­de­run­gen seit der Wie­der­ver­ei­ni­gung, ver­mut­lich gar seit der Grün­dung der Bun­des­re­pu­blik stehen.

Bevor Poli­tik Gewalt wird, ist sie Spra­che und Kom­mu­ni­ka­ti­on, so wie Spra­che und Kom­mu­ni­ka­ti­on über­haupt dem Den­ken kon­gru­ent sind. Letzt­lich wäre ja selbst Gewalt Kom­mu­ni­ka­ti­on. An der Seman­tik sowie den Kon­no­ta­tio­nen und Nuan­cie­run­gen der Spra­che liest sich direkt sach­lich oder indi­rekt psy­cho­lo­gisch alles Wesent­li­che ab.

Was nach dem Thü­rin­gen-Ereig­nis von den poli­tisch Eta­blier­ten wie von deren Deu­tungs­me­di­en gesagt und geschrie­ben wur­de, zeigt vor allem, daß der Spra­che der Bun­des­ge­nos­sen von Ex-SED bis Neu-CSU nicht nur die Kraft zur Inspi­ra­ti­on, son­dern selbst bil­ligs­te Red­lich­keit abhan­den kam. Was bleibt, sind Beschwö­rungs­for­meln und poli­ti­sche Heils- und Segens­be­grif­fe nach innen und fie­se Pau­schal­de­nun­zia­tio­nen nach außen.

Bevor nun der Riß hart durch­geht und die Ber­li­ner Repu­blik voll­ends spal­tet, bevor unwei­ger­lich Wen­de und Wan­del begin­nen und alte ver­meint­li­che „Grund­ver­ein­ba­run­gen“ durch neue ersetzt wer­den, wird die Phra­sen­dre­sche­rei noch mal kräf­tig for­ciert, weil bis­he­ri­ge Ent­schei­dungs­trä­ger und Funk­tio­nä­re ange­sichts ihrer schwin­den­den Macht zum einen rhe­to­ri­scher Selbst­ver­ge­wis­se­rung bedür­fen, zum ande­ren aber gegen die andrän­gen­den Geg­ner hoch­fah­rend aus­tei­len wollen.

Das Pfei­fen im Wal­de wird schril­ler; es schwillt zum Getö­se an. Weil das Estab­lish­ment ideell erschöpft ist und schmerz­lich spürt, den selbst gene­rier­ten Lebens­lü­gen höchst ver­häng­nis­voll auf­ge­ses­sen zu sein, rei­tet es hys­te­risch Ver­bal­at­ta­cken, die tra­gi­ko­misch wir­ken, wäh­rend ers­te Über­läu­fer bereits die Fah­nen­flucht pla­nen, um bei der neu­en Pos­ten­ver­ga­be gleich dabei zu sein und wei­ter Gehäl­ter abfas­sen zu kön­nen. Die ers­ten Wen­de­häl­se zwit­schern doch schon.

Und die alte, ver­brauch­te Rie­ge der Macht beschlei­chen düs­te­re Ahnun­gen, weil sie sich und ihren bis­he­ri­gen Gefähr­ten nichts Vita­les mehr zutraut. Kom­pen­sa­ti­on der eige­nen Frus­tra­ti­on ver­spricht den Ein­heits­front­lern von Rot-Grün bis Schwarz bei­na­he nur noch die Ver­un­glimp­fung der ein­zi­gen Oppo­si­ti­on, also der „Alter­na­ti­ve für Deutschland“.

Das Voka­bu­lar der Schmä­hun­gen ist in Deutsch­land den „Anstän­di­gen“ sogleich zur Hand und erprobt wirk­sa­mer als anders­wo. Des­halb hören wir andau­ernd von „brau­ner Gefahr“, von „Nazis“ und „Faschis­ten“, von Ausch­witz, von Schuld, schlim­mer noch: von der Gefahr neu­er, noch schwe­rer Schuld, von „Kein Mil­li­me­ter nach rechts!“ als ein­zi­ger Vor­beu­gung gegen­über dro­hen­der Total­ver­derb­nis in einer Kata­stro­phe. Des­halb wird bis zur aso­zia­len Anti­fa, in der nicht mal mehr ein Stück Geist steckt, jeder unter­stützt, der noch „gegen rechts“ mitmacht.

Kogni­tiv ist das unauf­wen­dig; bes­ser man macht links ein­fach so mit, ahnungs­los und gefüh­lig. Dabei war doch nament­lich die zur Folk­lo­re­trup­pe abge­stie­ge­ne Lin­ke bis in die Küns­te hin­ein mal von beträcht­li­chem intel­lek­tu­el­len For­mat! Übrig blie­ben nur etwas Life­style und Retro-Gehabe.

Jeden­falls ver­ge­wis­sern sich die Ver­brauch­ten wider bes­se­res Wis­sen noch ein­mal ihres dicken Zusam­men­halts, dekla­rie­ren sich als jugend­lich hip und „bunt“, „euro­pä­isch“, „welt­of­fen“, „demo­kra­tisch“, gar als „tole­rant“ und spie­len ver­trau­te Cho­reo­gra­phien durch, allein mit dem Erfolg, daß in den insze­nier­ten Kam­pa­gnen selbst die enge­re Anhän­ger­schaft spürt, wie spät es bereits ist. Zu spät näm­lich. Für sie. Es kann nur Aus­druck der Ver­zweif­lung sein, wenn die gesam­te kri­ti­sche Oppo­si­ti­on im Land als faschis­to­id ver­un­glimpft wird! Kei­ne Fra­ge: Die Rech­te hat die Initia­ti­ve und damit die Verantwortung.

Mit etwas Erfah­rung ver­mag man durch­aus den Geist der Zei­ten zu spü­ren, wie­der­um an der Spra­che, am Duk­tus und Ges­tus. „Den Sozia­lis­mus in sei­nem Lauf hal­ten weder Ochs noch Esel auf!“, so Erich Hon­ecker bei der Prä­sen­ta­ti­on des 32-bit-Chips aus DDR-Pro­duk­ti­on. Gewollt mar­kig und keck, den­noch lächer­lich und arm­se­lig.  Pas­send zu 32 Bit. –

„Die Mau­er wird so lan­ge blei­ben, wie die Bedin­gun­gen nicht geän­dert wer­den, die zu ihrer Errich­tung geführt haben. Sie wird auch noch in 50 und auch in 100 Jah­ren noch bestehen blei­ben, wenn die dazu vor­han­de­nen Grün­de nicht besei­tigt sind.“ –

Das mach­te kurz vor dem Zusam­men­bruch den SED-Kreis­lei­tun­gen noch mal Mut, wenn man ein paar Glä­ser Wil­the­ner Gold­brand dar­auf kipp­te, aber die schlim­men Zwei­fel gin­gen schon tie­fer, die schlech­ten Träu­me häuf­ten sich, und die selbst­sug­ge­rier­te Tap­fer­keit reich­te nur noch für die letz­te Jubi­lä­ums­fei­er. Unmit­tel­bar danach wur­den so zügig wie wort­los die SED-Mit­glieds­bü­cher abgegeben. –

Nun kann man eine skl­ero­ti­sche Dik­ta­tur nicht mit einer immer­hin dyna­mi­schen frei­heit­li­chen Gesell­schaft ver­glei­chen, deren Basis nach wie vor bein­dru­ckend funk­tio­niert und deren Wirt­schaft brummt. Aber das Psy­cho­lo­gi­sche ist ver­gleich­bar, etwa hin­sicht­lich der Ent­frem­dung zwi­schen Regie­ren­den und Regierten.

Weil sub­stan­ti­ell not­wen­di­ge Ver­än­de­run­gen in der Flüchtlings‑, Euro­pa- und Finanz­po­li­tik gegen­wär­tig ein­zig und allein von den Struk­tu­ren der AfD aus­ge­hen kön­nen, inso­fern alles, was bis­her nahe­zu sprach­ver­bo­ten war, sich über die­se Par­tei arti­ku­liert und sie den Wider­stand gegen die Ein­heits­front der selbst­er­klär­ten Mit­te zu insti­tu­tio­na­li­sie­ren beginnt, ern­tet sie den gan­zen Haß der gera­de noch Mäch­ti­gen und wird gera­de­zu ver­teu­felt, als stün­de ein Fackel­zug durch das Bran­den­bur­ger Tor zu erwarten.

Nein, es wird ein­fach eine Kor­rek­tur geben müs­sen, die als Revi­si­on der offi­ziö­sen Spra­che beginnt. An die jetzt noch bestim­men­de Ver­laut­ba­rungs­rhe­to­rik der Regie­ren­den wird man sich bald als eines Bei­spiels fader Selbst­recht­fer­ti­gung erin­nern. Dann aber folgt Klar­text. Ja, der wird hier und da plump über­zie­hen und rüpel­haft auf den Putz hau­en; man­ches wird lächer­lich bis pein­lich, all­zu vie­les all­zu begeis­tert klin­gen, aber das alles gehört zur Wie­der­erlan­gung frei­er Rede dazu. Es übt sich bereits.

Übrig blei­ben spä­ter die ker­ni­gen Argu­men­te und Urtei­le im Sin­ne pes­si­mis­ti­schen Lebens­erns­tes. Und die gro­ße Mehr­heit der Zuhö­ren­den wird wie immer nach einer Wen­de klein­laut fest­stel­len, daß sie das alles – ob wohl oder übel – ja eigent­lich längst gewußt hat­te, denn klar, der Kai­ser war schon eine gan­ze Wei­le nackt unter­wegs, man hat­te es nur nicht gleich wahr­ha­ben wol­len und schon gar nicht laut sagen dürfen.

Zu Eupho­rie besteht indes­sen kein Anlaß, denn Ver­än­de­run­gen des Sys­tems ver­lei­ten zwar zu Revo­lu­ti­ons­ro­man­tik, sind aber Zei­ten höchs­ter Gefahr, in denen wir einen kla­ren Kopf behal­ten und so skep­tisch wie demü­tig blei­ben soll­ten. Der fata­len Illu­si­on, daß der Mensch zuerst und vor allem ver­nünf­tig wäre, folgt die Rech­te ihrer anthro­po­lo­gi­schen Grund­über­zeu­gung nach nicht. Das ist von Vorteil.

Was bie­ten die ande­ren gegen die AfD noch auf? Fried­rich Merz? Der hät­te bei­spiels­wei­se Gewicht. Aber vor allem ist er selbst ein Rech­ner und Hono­rar­emp­fän­ger, zudem eitel und getrie­ben von Gel­tungs­drang – wie natur­ge­mäß alle, die nach vorn wol­len, gera­de wenn noch alte Rech­nun­gen offen sind, die man nicht ver­ges­sen konn­te. Es ist auch für Merz zu spät, weil es längst um Wesent­li­che­res geht als um eine inne­re Reform der CDU.

Wor­um geht es? Um die Nati­on. Allein das ruhig aus­zu­spre­chen gilt bis­lang als qua­si­fa­schis­tisch verpönt.

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

Nichts schreibt sich
von allein!

Das Blog der Zeitschrift Sezession ist die wichtigste rechtsintellektuelle Stimme im Netz. Es lebt vom Fleiß, von der Lesewut und von der Sprachkraft seiner Autoren. Wenn Sie diesen Federn Zeit und Ruhe verschaffen möchten, können Sie das mit einem Betrag Ihrer Wahl tun.

Sezession
DE58 8005 3762 1894 1405 98
NOLADE21HAL

Kommentare (97)

Gelddrucker

14. Februar 2020 23:11

"Weil das Establishment ideell erschöpft ist und schmerzlich spürt, den selbst generierten Lebenslügen höchst verhängnisvoll aufgesessen zu sein"

Der zentrale Satz dieses Artikels.

In fast jeder Diskussion mit Linken, zumindest denen aus dem moderaten Spektrum, die sich nicht aggressiv den Untergang des Westens auf die Fahne geschrieben haben, ist es das gleiche Muster: Der Linke in der Defensive und in der Rechtfertigung, meist mit abgedroschenen Phrasen, wie im Artikel beschrieben.

Leider ist es (noch?) so, dass sich aus dieser Defensivhaltung und dem quasi-Eingeständnis, dass man irgendwie auf dem Holzweg zu sein scheint, keine Änderung der Aktion ergibt. Lieber grenzt man den rechten Übelredner aus und vergewissert sich dann beim nächsten Mitstreiter für die falsche Sache, dass man doch schon irgendwie richtig liegt und somit hat man den Suppenspucker wieder da wo man ihn haben will: am Rand.

Darum ist auch Vernetzung eminent wichtig, denn sobald man lokale Mehrheiten hat, und sei "lokal" nur beim Familienfest oder im Sportverein, ist es viel leichter, Umfaller zu erzeugen.

Ratwolf

14. Februar 2020 23:25

Die Einschläge kommen näher und werden härter.

Vera

14. Februar 2020 23:47

So viel Optimismus, das ist wirklich rührend! Als ob die AfD tatsächlich Fundamentalopposition wäre, als ob ein neues Denken im Land einzöge, sich eine echte Alternative böte! Doch: das System gebiert sich immer wieder selbst, die technokratische Gesellschaft erschafft sich stets den gleichen Rahmen, sie ist die DNA, die immer das gleiche Muster hervorbringt, welchen Namen das System sich auch geben mag. Sollte es der Partei der Blauen gelingen, die Regierungsgewalt zu erlangen – sie würde doch nichts Grundsätzliches verändern, Prozesse nur verlangsamen, nicht aufhalten können. Sie ist nur ein mittelmäßiger Abklatsch der alten, konservativen CDU, wird den Leichnam vielleicht noch eine Weile künstlich am Leben halten, während in schon die Würmer zerfressen…

Atz

15. Februar 2020 00:14

Stimme voll zu!

Es gibt keinen guten Grund - das wissen in Thüringen alle - warum die gewählte CDU im Land nicht mit der Linken unter Ramelow die Regierung hätte stellen können. Denn genau das war der demokratische Wählerwille. Die Wahl des Oppositionskandidaten der FDP war auch eine Rebellion gegen die Kanzlerin und die taktischen Vorgaben aus Berlin, die auf die Tolerierung einer Minderheitsregierung von Linksaußen hinausliefen - mit allen Folgen im Bundesrat.

Der ungewohnt "agile" Regierungsstil der Kanzlerin mit ganz direkter Einmischung in Landtagsfraktionen und die Unabhängigkeit der Abgeordneten kündet auch staatspolitisch das endgültige Ende der Bonner Republik, und somit des bundesrepublikanischen Staatsverständnisses. Man sieht ganz offen wer wirklich staatsgefährdend handelt.

Das zunehmend hasserfülltere Getöse von ÖR-Journalisten gegen "Faschisten" mag noch so manchen unschuldig unter die Räder fallen lassen aber des weist auf den nahen politischen Bankrott des Merkel-Regimes. Die - man kann das sagen - Chuzpe mit der ein Volljurist Ramelow behauptet Höcke sei quasi gerichtsfest als Faschist zu bezeichnen, ist bezeichnend. Der Faschismus meint für die Kommunisten nicht mehr primär die Sozialdemokraten wie noch in den frühen 30ern, sondern den Anlass zur Staatstrauer, und dann eben auch den angeblichen Ausschwitzbauer unserer Zeit. Bittere, bittre Ironie: die gruseligsten Pläne der Nachkriegszeit wurden von den linksextremen Tupamaros West-Berlins gemacht (und den ollen Ohnesorg erschoss ein Zonen-Spitzel).

Wer soll aufsammeln die Scherben der Merkel? Friedrich Merz ist als Blackrock-Mann untragbar nach dem Cum Ex Milliardenbetrug am Staat. Er weiß es nur noch nicht. Ich würde in der CDU eher auf Leute wie Hermann Gröhe tippen. Harmlos ländlich kernige Bodenständigkeit an Stelle der Homoerotiker der letzten Jahre und der Steigbügelhalter der urbanlinken Mobber, oder wie man sagt Zivilcouragierten gegen "den Hass und die Hetze", das ginge noch.

ZDF klärt über die Hufeisentheorie auf:
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/hufeisentheorie-hufeisenschema-rechtsextremismus-afd-linke-thueringen-102.html

Zitat:
"Höcke dagegen ist ein faschistischer Agitator, dessen Jugendorganisation sich nicht zufällig mitunter Höckejugend nennt", erklärt der Forscher [Feustel]. Er kritisiert die Verwendung des Hufeisenschemas: "Wer solche Vergleiche mithilfe einer so falschen und eingeübten Extremismusrhetorik anstellt, macht sich schuldig.""

Mitte meint heute nur noch die geballte philiströse Dummheit. Das Irrlicht der CDU wird auch nach Merkel scheinen und "Konservative" anlocken. Auf die kann man verzichten. Reicht, wenn CDU wieder ist was drauf stand, bevor Merkel mit ihrem Nichtwissen über die dubiosen Luxemburger Vermächtnissen den Parteivorsitz an sich riss und die CDU zersetzend umbaute.

zeitschnur

15. Februar 2020 00:24

Schöner Artikel, hoffnungsvoll und vorsichtig. Bloß ist er zu "innerdeutsch" der Perspektive nach. Dass alles so ist, wie es ist, liegt ja nicht nur an unseren verkommenen Eliten.
Es wäre interessant zu hören, ob Sie, @ Herr Bosselmann, eine ähnliche Wende des ganzen Westens erwarten. Denn nur das könnte diesen stinkenden EU-Kadaver samt einem Geldsystem, das nur wenige Köpfe durchschauen und regelrecht "besitzen", noch einmal ändern.
Ich gebe zu, dass ich skeptisch bin und nicht glaube, dass die Lenker, die, die mit Geld die Welt regieren, nicht auch diesen Zusammenbruch längst streng kontrolliert vollziehen lassen durch uns, die geschickt in die Zukunftspläne eingebunden werden und sich vielleicht andersherum auch als käuflich erweisen werden. Sie deuten es ja selbst an.

Franz Bettinger

15. Februar 2020 00:28

Situation erkannt. Ins Herz getroffen! Ob ein paar der ehemals denkenden Linken bei dem Text zittern? Sicher. Aber wovor? Vor Wut? Vor Scham? Oder beschleicht sie sogar eine Einsicht? Dass sie Mitläufer sind, Mit-Tuer gar? Hexen-Verfolger? Langsam ernährt sich das Eichhörnchen. Ich fürchte: zu langsam.

Wahrheitssucher

15. Februar 2020 00:47

“Worum geht es? Um die Nation.“

Recht haben Sie! Doch warum sagen wir nicht einfach:
Um Deutschland!
Ist doch irgendwie griffiger, prägnanter...

Habe noch immer die stets wiederkehrenden Worte meines Vaters (Jahrgang 1911, verstorben 1986) in der Erinnerung, im Ohr: „Was wird aus Deutschland?“

Das mag hier und heute nicht wenigen als lapidar erscheinen, aber unsere Altvorderen waren ungleich mehr und stärker von der Sorge um den Zustand, die Zukunft und den Bestand unseres Vaterlandes erfüllt als die allermeisten der heutigen Zeitgenossen.
Daran fehlt es heute so sehr, bei den Regierenden wie bei den Regierten...

Laurenz

15. Februar 2020 06:01

Finde den Artikel so gut, daß ich versucht bin, diesen meinen verbliebenen linken Freunden und Bekannten zu schicken. Viele sind es nicht mehr, auch in meiner Welt ist das Land gespalten.

Eine Frage hätte ich dann doch.

Zitat- Dabei war doch namentlich die zur Folkloretruppe abgestiegene Linke bis in die Künste hinein mal von beträchtlichem intellektuellen Format! -Zitatende

Könnten Sie, Herr Bosselmann, denn da jemanden benennen? Wer sollte das sein? Sollten wir uns alle mal auf einen Fettstuhl setzen, damit wir wissen, wie es sich links anfühlt?

dreamingplanet7

15. Februar 2020 07:08

Merz ist ein mutloser Charakter, das weiss man spaetestens seit er damals gekniffen hat mit dem netten und harmlosen Roland Tichy auf einer Buehne zu sitzen.
Und aehnliche Beispiele seiner opportinistischen, halbgaren Art sind inzwischen Legion, der macht im richtigen Moment immer einen Rueckzieher.
Soll er mal AKKs Job machen, wenn es soweit ist verputzt den die Merkel noch vor dem Fruehstueck und dann sind wir den Schwaetzer auch endlich los. :-)

Fritigern

15. Februar 2020 07:57

Friedrich von Hayek Merz gilt also für die sogenannte Mitte als konservative Hoffnung und für manche Linke gilt er als das kleinere Übel oder gar als Retter vor dem Faschismus.
Der Kerl steht stellvertretend für den Cuckservatismus und liebäugelt offen mit einer Koalition mit den Grünen Europa Feinden und ihrer menschenverachtenden Politik gegen Indoeuropäer.
Ab und an ein bisschen 0815 Islamkritik traut er sich gerade so eben noch aber das Aussprechen von ethnischer Fragmentierung und der damit verbundenen Schicksalsfrage der europäischer Völker würde diesem BRD Clown niemals über die Lippen gehen also wird der auch nie zur Gefahr für die AfD.

Merz ist ein Witz, da helfen auch seine Auftritte als Law and Order Sheriff nicht und die Tatsache, dass er bei dem Haupthaar nicht längst zur Maschine gegriffen hat sagt auch so einiges über ihn aus.
Haarausfall trifft viele irgendwann mal mit zunehmendem Alter, ist ja an sich auch nichts schlimmes dabei aber dann nicht mal dieses Resthaar runter zu schneiden und dreist weiterhin mit 2 Haaren auf dem Schädel herumzulaufen hat für mich irgendwie etwas von Verwahrlosung.

Gustav Grambauer

15. Februar 2020 08:00

"Und die alte, verbrauchte Riege der Macht beschleichen düstere Ahnungen, weil sie sich und ihren bisherigen Gefährten nichts Vitales mehr zutraut." - Heino Bosselmann

Ich wundere mich über die Schlaffheit auf beiden Seiten.

Beim Anschauen der Wahl Kemmerichs auf Phönix schoß es mir durch den Kopf: der muß jetzt wie ein Leistungssportler im Wettlauf mit dem Gegner irreversible Tatsachen in der Regierung und in den Verwaltungen schaffen und wird dafür Ellbogen wie aus Stahl brauchen.

Und was kam? Er ist subito "abgetaucht"! Womöglich gar nicht mal so sehr um seine Wunden zu lecken, vielmehr auf "politische Empfehlung" seiner eigenen Partei ("um niemanden mit seiner schieren Anwesenheit zu provozieren")! Die "bürgerliche Mitte" braucht gar keinen Gegner mehr, das Ergebnis sieht so aus!:

http://www.pi-news.net/2020/02/thueringen-sind-ramelows-minister-etwa-noch-im-amt/

Die Open-Society-Achse der kunterbunten Zivilgesellschftsframer hatte 2014 in Kiew nach der Flucht Janukowitschs die Zeit von der ersten Millisekunde an ausgenutzt. Sie hat, wie wir damals gesehen haben, für solche Fälle bewaffnete mobile Einsatzkommandos in Regimentsstärke Gewehr bei Fuß stehen, die sofort mit Militärhubschraubern in jedes beliebige Land der Welt eingeflogen werden, brachial die oberen Stockwerke einer jeden Behörde, eines jeden Senders usw. für sich freiräumen und rund um die Uhr Telefonleitungen kappen, Verordnungen, Durchführungsbestimmungen u. dgl. erlassen, Entlasungsurkunden ausstellen, Kündigungen aussprechen, Dienstausweise einkassieren, Hausverbote erteilen, Projekte und Geldflüsse stoppen, Kompromate sichern, Schlüsselpositionen mit eigenen Kadern besetzen usw.

Aber bei der deutschen Sektion dieser Weltmacht sieht es nicht anders aus, Ramelow ist auch errstmal Heulen gegangen, siehe:

https://www.youtube.com/watch?v=DeF-1YRJ1Fw

Schöne "Putschisten"!

- Kommentariat Grambauer

quarz

15. Februar 2020 09:20

"Dabei war doch namentlich die zur Folkloretruppe abgestiegene Linke bis in die Künste hinein mal von beträchtlichem intellektuellen Format!"

Es gibt eben auch eine intellektuelle Verhausschweinung, nicht nur eine des Gemüts. Wem die Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit gegnerischen Argumenten abhanden kommt, weil ihm von der Macht versichert wird, ohnehin auf der richtigen Seite zu stehen, dem verkümmert der Intellekt. Wie in der physischen Welt ist es nur eine Minderzahl von Zeitgenossen, die nach Wegfall der äußeren Herausforderung den Erhalt der Konflikttauglichkeit durch innere Disziplin aufrecht erhalten, weil sie in ihr nicht nur ein Mittel zum Zweck des Machtgewinns sehen, sondern auch eine Bedingung, um vor dem Urteil der Selbstachtung zu bestehen.

Leider gerät diese Situation auch dem Dissidenten in dem Maß zum Nachteil, in dem die Mächtigen ihm die inhaltliche Auseinandersetzung verweigern und ihn zum Schädling erklären, den auszumerzen offenkundige und deshalb nicht weiter zu rechtfertigende Pflicht der Mächtigen sei. Dieser Nachteil besteht nun aber nicht nur in der offensichtlichen Unbill der Ächtung und Verfolgung, sondern auch im Wegfall der geistschärfenden sachlichen Auseinandersetzung mit dem Gegner, die ihm von diesem ja verweigert wird und zu der der Gegner im Zuge fortgeschrittener geistiger Verwahrlosung wohl auch gar nicht mehr fähig ist. Dadurch wird der Dissident nolens volens in den Prozess der Verhausschweinung integriert, der zu einem gesellschaftlichen Strukturproblem wird, das alle darin wirkenden Kräfte erfasst. Das mag teilweise die Lähmung weiter Kreise von Konservativen erklären, an deren mangelnder Widerstandsdynamik die Hoffnung des „Fähnleins der Aufrechten“ regelmäßig scheitert.

Angesichts all dessen ist es wenig überraschend, dass empirische Untersuchungen zu dem Schluss kommen, dass die innovativsten Gesellschaften einerseits ethnisch homogen sind, zugleich aber (und vielleicht gerade deshalb) eine Vielfalt geistiger Entwicklungen im Rahmen eines Klimas gegenseitiger Anerkennung und intellektuell fordernder Auseinandersetzung zulassen. Wir erleben derzeit genau das Gegenteil: geistige Engführung der Meinungskorridore im Verbund mit exzessiver Sabotage der ethnischen Homogenität.

Nemo Obligatur

15. Februar 2020 09:36

Um die CDU mache ich mir keine Sorgen mehr. Nach Merkel können auf Jahre hinaus nur noch Figuren des Übergangs kommen. Stimme @dreamingplanet7 voll zu. Auch Merz würde sich nicht lange halten.

Aber es gibt noch einen polit-medialen Komplex. Drahtzieher und Bescheidwisser, Lenker der Geldströme und Meinungen, Schattenmänner und Schattenfrauen. Woher kommen die Kampagnen gegen unliebsame Personen wie Maaßen oder Sarrazin? Wer hat die Anschläge auf FDP-Büros nach der Wahl in Erfurt orchestriert? Oder das mediale Trommelfeuer gegen die nun wirklich marginale "Werteunion"? In einem Hamburger Wochenblatt mit Z gab es dieser Tage einen Artikel, der Verbindungen der Werteunion ins neurechte Lager thematisiert. Dort wurden Banküberweisungen mit Höhe, Datum und Empfänger genannt. So etwas kann man nicht einfach mal im Internet herunterladen. Ich rate zur Vorsicht: Das Establishment hat noch lange nicht ausgespielt. Die Repression wird härter werden bis hin zum Parteienverbot.

Gelddrucker

15. Februar 2020 09:52

Das mit der Käuflichkeit und die Frage, ob die AfD eine echte Alternative ist, wird sich zeigen und zwar darin, ob der Flügel die Oberhand hat oder nicht. Höcke ist sicher nicht käuflich, ihm geht es um Deutschland und er würde auch die nötige millionenfache Remigration angehen. Andere sind sicher käuflich, keine Frage. Die gilt es dann im Falle der Einflussnahme eben in der zweiten Reihe zu halten.

Gustav Grambauer

15. Februar 2020 10:13

"Schöner Artikel, hoffnungsvoll und vorsichtig. Bloß ist er zu 'innerdeutsch' der Perspektive nach." - zeitschnur

Empfehle auch, den Blick zu weiten, um Gründe für Pessimismus und Optimismus, die offenbar die Leserschaft hier gerade sehr bewegen, besser ausloten zu können. Die Einkreisung geht zügig voran, jetzt sogar mit einem alten-neuen, erstmals hochoffiziell (durch den US-Außenminister) signalisierten Spin. Ich habe schon beim Tode von "RK" Ebel gesagt: er war ein einfach gestrickter Sonderling, aber ich wette, daß die US-Botschaft diskret einen Kranz auf sein Grab legt. Ich betone noch mal, er war ein Spinner, aber er war in den Niederungen der KRR-Szene der - seinerzeit nicht ausgespielte - Trumpf im Ärmel von Reagan/Bush-Baker-Kornblum:

https://www.youtube.com/watch?v=3Vq8JkTrtbg

Jetzt wird der 1985 im Vorfeld der "Wiedervereinigung" installierte und seitdem trockengehaltene Knaller womöglich gezündet - was fällt den verehrten SiN-Lesern an diesem Foto anläßlich des 30. Jahrestages des "Mauerfalls", welcher ja ein Affront gegen die Viermächte war, auf?!:

https://de.usembassy.gov/de/pompeo-trifft-kanzlerin-merkel/

Oder z B. bitte hier mit dem Seitensucher auf "bismarck" gehen; alles kleine Signale für die, die sie verstehen:

https://www.blick.ch/news/ausland/regierungschef-spart-steuerzahlern-zehntausende-mit-flug-an-bord-von-gewoehnlicher-linienmaschine-britischer-premier-boris-johnson-und-seine-freundin-reisen-economy-class-in-die-karibik-id15683250.html

Der absehbare Handelskrieg

https://www.focus.de/finanzen/boerse/experten/interview-mit-hwwi-oekonom-andre-wolf-experte-warnt-vor-trump-deutschland-ist-mit-aller-wahrscheinlichkeit-sein-naechstes-ziel_id_10913871.html

wird sicher auch politisch und vielleicht sogar besatzungshoheitlich ausgetragen, Grenell untersteht als weltweit einziger US-Botschafter nicht dem Dpt. of Foreign Affairs sondern Trump direkt. Popcorn & Coke bereitstellen, es wird spannend - Trump: "The best is yet to come!"

Wermutstropfen in der Cola: die Feindstaatenklauseln gelten nicht der BRD sondern Deutschland gegenüber - und diejenigen, die sie annullieren könnten, werden angesichts dessen, was die Deutschen in ihrer Mutti-Gefolgschaft an Unreife offenbart haben, erst recht vorerst keine Veranlassung sehen, sie zu annullieren ...

- Kommentariat Grambauer

Gustav

15. Februar 2020 10:45

@ Nemo Obligatur

"Die Repression wird härter werden bis hin zum Parteienverbot....."

„Wenn einer, der mit Mühe kaum
gekrochen ist, auf einen Baum,
schon glaubt, dass er ein Vogel wär,
so irrt sich der!“ (Wilhelm Busch)

Der Kommentar von @ Zeitschnur ist der realistische. Die Schattenmänner werden seit 1789 regelmäßig unterschätzt und verkannt, bestimmen aber immer weitgehend den Lauf der Dinge.

"Was wir zu fürchten haben, ist nicht die Unmoral der großen Männer, sondern die Tatsache, daß Unmoral oft zu Größe führt."

Alexis de Tocqueville

Utz

15. Februar 2020 11:00

Ihren Optimismus kann ich nicht teilen, Herr Bosselmann. Darin stimme ich Vera zu. Auch die klarsichtigen Anmerkung von quarz geben keinen Anlaß zur Hoffnung.

Was dämpft zusätzlich meine Hoffnung?
* Wir haben die Jugend (trotz IB) nicht auf breiter Basis auf unserer Seite.
* Wir haben gegen uns eine breite Front aus Linken, Antideutschen und Antifa und deren Sympathisanten und momentan auch noch Migranten. Letztere passen da zwar nicht dazu, aber das macht für uns die Sache nur noch schlimmer. So wäre meine Prognose, daß sich das Licht am Ende des Tunnels nur als Zug herausstellt, der auf uns zurast. Wenn die Übergriffe von Migranten und die No-go-Areas mehr werden, werden einige unserer Gegner zwar die Fronten wechseln, aber zu diesem Zeitpunkt sind die ethnische Wahl wahrscheinlich schon Fakten geschaffen. In diesem Chaos werden sich dann muslimische Organisationen anbieten, wieder Ordnung zu schaffen. Dann, fürchte ich, wird den einen die Ordnung wichtiger sein als alles andere, so daß sie jede Kröte schlucken und die anderen werden sich selbst in die Tasche lügen und sagen: "Ist doch gut, endlich bekommen konservative Werte wieder eine Chance." Der kleine Teil, der sich nicht beirren läßt und daran festhält, daß es nicht der Lauf der Zeit ist, den man angeblich nicht aufhalten kann, daß mit unserer Kultur und auch unserem Menschenschlag (was nicht ganz zu trennen ist) etwas verloren geht, der steht dann auf verlorenem Posten und bekommt bestenfalls noch ein Reservat (eins in einer unwirtlichen Gegend im Osten und eins in einer ebenso abgelegenen Gegend in den Alpen) zugewiesen.

tearjerker

15. Februar 2020 12:04

„Aber es gibt noch einen polit-medialen Komplex. Drahtzieher und Bescheidwisser, Lenker der Geldströme und Meinungen, Schattenmänner und Schattenfrauen.“
Das Land und der Staat und viele seiner Institutionen sind komplett unterwandert. Und während man die Einflussnahme durch den Gegner im Osten in den vergangenen 30 Jahren teilweise erhellen konnte, sind die verborgene, über bloße Einbindung ins Institutionelle herausgehende Beeinflussung durch die „Verbündeten“ und das dahinter stehende Prinzip unentdecktes Land.

Andreas Walter

15. Februar 2020 12:30

@Nemo Obligatur

Richtig. Leute die auch vor Mord und Totschlag nicht zurückschrecken, nur um die "richtigen" Schlagzeilen dadurch zu schaffen. Die Notfalls auch noch einen 3. Weltkrieg anzetteln, nur um ihre Vormachtstellung in der Welt dadurch weiter zu behalten.

https://youtu.be/n7fT6Mur6Gg

Gelddrucker

15. Februar 2020 12:32

@Utz:

Da kann ich nur noch einmal dieses Video posten, welches zeigt, dass wir die Mehrheit auf unserer Seite haben:

https://www.youtube.com/watch?v=JDOW2refPPU

Und wahrscheinlich auch die Mehrheit der Jugend, wenn man die antideutsche Propaganda eindämmt, was ja immer besser funktioniert. Hinzu kommt, dass viele der linken Seite abschwören, wenn sie die Jugend verlassen. War bei mir und vielen die ich kenne auch so. Bis die ethnische Wahl landesweit zuschlägt vergeht noch mindestens 1 Jahrzehnt. Selbst in Frankreich kann Le Pen 2022 Präsidentin werden und wird es wahrscheinlich auch.

Der_Juergen

15. Februar 2020 12:50

Abgesehen davon, dass Heino Bosselmann die BRD unerklärlicherweise als "freiheitliche Gesellschaft" bezeichnet, obwohl dort manche Menschen aus rein politischen Gründen X Jahre lang einsassen und einsitzen und und die Zensur zu bestimmten Fragen so unerbittlich ist wie in Stalins UdSSR, ist dies ein guter Artikel.

Die Parallele zur DDR im Jahre 1989 drängt sich natürlich gebieterisch auf, aber es gibt doch sehr gewichtige Unterschiede. Zum abgewirtschafteten SED-Regime und dem Fortbestand eines Staates, dessen ideologische Grundlage der inzwischen völlig diskreditierte Marxismus-Leninismus gewesen war, gab es damals eine reale Alternative: Die deutsche Wiedervereinigung, die man, weniger taktvoll, auch als Anschluss der DDR an die BRD bezeichnen konnte. Es war klar, dass Gorbatschow nicht gewillt war, die Panzer rollen zu lassen; die Honecker-Regierung hatte also keinen Verbündeten von Gewicht mehr.

Heute ist zu dem abgewirtschafteten Kartell der antideutschen Parteien, deren gemeinsame Ideologie der Hass auf das eigene Volk und seine Kultur ist, keine Alternative ersichtlich. Abgesehen davon, dass die AFD - wie z. B. @Vera richtig festhält - keine konsequent nationale Partei ist, wird sie nie die absolute Mehrheit erhalten. Den Weg zu einer Koalition mit ihr hat sich die Union mit dem Thüringen-Theater selbst verbaut, und wenn sie nach dem Motto "Was kümmert mich mein Geschwätz von morgen" doch eine eingeht, wird die AFD dadurch kastriert und zu einer um ein bisschen Islamkritik erweiterten FDP2 umfunktioniert (eine Rolle, in der sie Karrierejäger wie Meuthen schon heute gerne sähen). Sie wird dann, um abermals @Vera zu zitieren, zu einem blossen Aufhalter des Verfaulungsprozesses, zum "Katechon".

Nur ein (in Deutschland sehr unwahrscheinlicher) Militärputsch oder eine Volksrevolution können einen Regimewechsel herbeiführen. Auf einen solchen würden die USA aber bestimmt mit einer bewaffneten Intervention reagieren, auch unter Trump, der trotz seiner Rhetorik den traditionellen imperialistischen Kurs seines Landes weiterführt. Sollte das System in den USA zusammenbrechen und es dort zum Bürgerkrieg kommen, würden die Karten allerdings neu gemischt, zumal die Lage in Frankreich extrem instabil ist und das Land schon bald so sehr mit sich selbst beschäftigt sein wird, dass es keine Kraft für grosse Abenteuer jenseits seiner Landesgrenzen mehr finden wird. Der Weg wäre dann frei für die unabdingbare Zuwendung Deutschlands zu Russland.

Natürlich ist die Entwicklung in Thüringen mitsamt ihren bundespolitischen Folgen für die Rechte ein Gottesgeschenk. Jene Minderheit der Deutschen, die noch denken kann und will, erkennt spätestens jetzt, dass eine geschlossene antideutsche Front, von den Grünen bis zur CSU reichend und von den Qualitätsmedien sekundiert, die AFD als Todfeind betrachtet und mit allen Mitteln vernichten will. Hockten an deren Spitze lauter Meuthens und Bystrons, könnte man sich mit denen wohl arrangieren, aber mit Höcke und dem Flügel wird das nicht gehen. Dass gerade der betont patriotische Flügel der AFD die mit Abstand besten Wahlergebnisse einfährt, verunmöglicht es der Parteispitze, sich seiner durch den Hinauswurf von Höcke und anderen Patrioten zu entledigen.

Wie man es auch dreht und wendet: Die Höllenfahrt eines Staates, der von Beginn an auf den Lügen der Besatzer aufgebaut war und dessen im Grunde antideutscher Charakter jahrzehntelang durch seine grossen wirtschaftlichen Erfolge und die vielen Freiheiten, die er seinen Bürgern gewährte, verdeckt worden waren, vollzieht sich in immer rasanterem Tempo. Und das ist schon einen Asbach Uralt wert!

Elvis Pressluft

15. Februar 2020 14:07

„I stand corrected“: Hinsichtlich früherer Kommentare meinerseits muß ich mich in der „guten“ linken Praxis der Selbstkritik üben. Höckes Handstreich hatte Berliner Resonanzeffekte, die ich nicht erwartet hätte. Zum Problem könnte allerdings die Person Merz‘ werden. Er würde manchen Wankelmütigen täuschen und einfangen können, der sich von der Union bereits abgewandt hatte. Zur von einem cdu-Präses Merz zu erwartenden Politik muß man effektiv nichts sagen; es reicht hin, seine jüngsten Äußerungen zu den Grünen zu rezipieren – die übrigens auch nachweisen, daß er tatsächlich das Kanzleramt anstrebt (und also mit den Grünen koalieren müßte). Die Grünen ihrerseits werden/würden kurz murren, aber alle Beteiligten würden letztlich ihrem Machtinstinkt folgen.
Ein bedeutendes Fragezeichen bleibt Merkel. Ihre unvergleichliche Fähigkeit, allen anderen linken Kräften die Themen wegzunehmen und jede Art demokratischer Debatte präventiv zu unterbinden, stellt sie über alle Anderen, auch Merz und Konsorten. Die deutsche Pathologie ist ohne diese Person nicht zu denken, und ich zweifle weiterhin daran, daß sie uns in absehbarer Zeit von sich erlösen wird.
Die AfD? „Ausgrenzung macht uns stärker“ – aber der tiefe Einbruch in bürgerliche Wählerschichten gelingt nach wie vor nicht und steht m.E. auch nicht zu erwarten. Zur Zuversicht besteht insofern wenig Anlaß.

A. Kovacs

15. Februar 2020 14:14

– „ Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf!“
———
Mich wundert immer, dass nie explizit gesagt wird, gegen wen sich dieser Satz gerichtet hat, nämlich nicht gegen „den Kapitalismus“ oder gegen „die Imperialisten“ oder gegen „die Faschisten“, sondern gegen das Christentum. Über die Rolle des Christentums als Aufhalter des sozialistischen Laufs sollte mehr nachgedacht werden.

Maiordomus

15. Februar 2020 14:37

Ich glaube, dass im vorigen Strang, im Zusammenhang mit der Debatte um das gedruckte Heft "Sezession", mit mehr Hintergründen, die einem Herrn Bosselmann angemessen wären, diskutiert wird, und zwar von allen Foristen durchgehend. Keine Kleinigkeit ist im Zusammenhang mit Dresden die Sache mit den Opfer-Zahlen. Das ist selbstverständlich weder bloss Statistik noch "nur" die unbedingt angemessene Trauer. Es geht tief ins Geschichtsbild rein. Im Zusammenhang mit Erik Lehnert, Benedikt Kaiser, David Engels usw. wird über dieses Geschichtsbild diskutiert. Dabei wird auch die Theorie-Debatte aufgerollt. Muss man die rechten Klassiker, von welchen u.a. auch im Video von Kubitschek und Kaiser vergangene Woche die Rede war, wirklich unbedingt gelesen haben? Oder genügen, um in die Tiefe zu gelangen, Johann Peter Hebel und Heinrich von Kleist? Erkennt vielleicht ein Lokalhistoriker von Ostfriesland Dinge, die Hegel, Marx, Engels, Fukuyama nicht beachtet haben? Das Leben eines jeden einzelnen findet letztlich vor Ort statt.

Ich grüsse an dieser Stelle noch Heino Bosselmann als hochgeschätzten Kollegen. Natürlich ist es lächerlich, die Hochschätzung der Nation und ihre proportionale Einordnung in eine vernünftige Theorie des Gemeinwohls als "faschistisch* einzuschätzen. Aber das wahre Leben findet "weiter unten" statt, sozusagen in jedem Hotzenwälder Dorf oder auch in Tuttlingen oder meinetwegen in Amsterdam, um es mit Johann Peter Hebel zur Sprache zu bringen. Ich versuche zu erklären, warum Hebel -nicht nur für Literaturfreunde - sondern unter Kriterien einer kritisch durchdachten Philosophie der Geschichte, für das Verständnis Deutschlands wichtiger wurde als Marx und Engels und im Grunde auch als bedeutsamer als die von Kubitschek und Kaiser empfohlenen rechten Klassiker, die ich freilich stets durchaus ernst genommen habe.

Nordlicht

15. Februar 2020 14:40

Der Satz "Nein, es wird einfach eine Korrektur geben müssen ..." regt mich zum Kommentieren. Ohne hier sprachliches Klein-Klein zu betreiben: Ich sehe das "müssen" nicht. Korekturen wären extrem wünschenswert und für das Wohl unseres Volkes erforderlich, aber ob sie in die von uns gewüschte Richtung kommen, ist offen.

(Etliche Kommantatoren teilen den im Artikel enthaltenen Optimismus nicht.)

Die hier in SiN versammelte Opposition ist in sich gespalten und hat unterschiedliche Vortellungen über das Wünschenswerte. Man ist sich in der Ablehnung von Merkels-Offene-Tore-Politik seit 2015 einig, 90 Prozent der in Deutschland aufgenommene Flüchtlinge verdienen kein ASsyl und müssten aureisen: Man ist sich einig in der Ablehnung der erfolgten Übertragung nationaler Souveränität auf die EU, auch der ominösen UN-Aktivitäten in den div. Compacts (- hier trifft man sich zB mit Trump).

Auf das Misstrauen etlicher Kommentatoren gegen die AfD sei hingewiesen. Das Mosaik ist sehr bunt, der damit zu erbauende Boden dürfte nie die Belastbarkeit von Beton oder auch nur von Holz haben.

Sollte es einmal eine Bundesregierung mit Beteiligung der AfD geben - was eine sehr optimistische Vorschau wäre -, dann werden aussenpolitisch erhebliche Gräben innerhalb der aufbrechen. (Die Debatte de vorigen Woche über USA zeigt das exemplarisch.)

Den Begriff "Gärung" für die Erfurter Vorgänge würde ich durch "Selbstentlarvung der Gegner" ergänzen. Merkel hat sich - einmal mehr - zur Kenntlichkeit entblösst, die offizielle veröffentlichte Meinung verteidigt Verstösse gegen Demokratie und Bundes- sowie Landeserfassung, die Links-SA bedroht Gewählte und ihre Familien, in der CDU redet man von Parteikollegen als "Krebsgeschwür", FDP-Lindner enteiert sich auf offener Bühne.

Wie werden sich diese Vorgänge für die Nationale Sache auswirken? Abweichler in der CDU und FDP werden entweder noch stiller werden oder zur AfD wandern, deren Wahlerfolge zunehmen dürften. Wenn diese Neuankömmlinge hier in SiN als "cuckservatives" geschmäht werden, welche "nur" die gute alte konservativen Zeiten von Dregger und Mende zurückhaben möchten, ist das in Ordnung. Die AfD ist nicht die Partei der Sezession, sondern bleibt hoffentlich inhaltlich so breit, wie es für die Erringung von Wähler-Mehrheiten nötig ist.

Gracchus

15. Februar 2020 16:00

Ich frage mich, welche System-Wende wohin Bosselmann hier eingeleitet und eingeläutet sieht. Da müsste er konkreter werden und vermutlich Ebenen abschichten. Der Schlusssatz, dass es nun um die Nation gehe - ist er mehr als ein Raunen? Meint er dies im Sinne nationaler Remythisierungen? Und sieht darin mehr als Kompensationseffekte globalistischer Zumutungen? Sieferle eingedenk (welcher dafür vielfach gescholten wurde) könnte man ironisch anmerken, dass der bundesrepublikanische Mythos des "Nie wieder!" nun umso lauter beschworen wird - natürlich unter völliger Verkennung der konkreten Situation - und darin die paradoxe deutsche Renationalisierung besteht.

Das globalistische System und supranationale Institutionen wie die EU sind ausserdem auf funktionierende Nationalstaaten - genauer: deren innenpolitische Durchsetzungsmacht - bis auf Weiteres angewiesen. Der Vergleich mag die Komplexität ungehörig reduzieren, dennoch: Die FIFA ist ein durch und durch globalistisches Unternehmen, aber ohne Nationalmannschaften wäre das Geschäftsmodell ruiniert. Ebenfalls wäre das Geschäftsmodell ruiniert, wenn die Mannschaften nicht mehr gegeneinander Fussball spielen, also miteinander konkurrieren, sondern sich im Sinne einer One World-Peace-Utopie bei Anpfiff in die Arme fallen und knuddeln würden.

Vom politischen System aus geht es m. E. darum, die AfD und ihre Wähler einzubinden und zu domestizieren, und man kann beobachten, wie die etablierten Parteien, vorneweg die CDU, dabei versagen, den Systemanforderungen also nicht genügen. Woran das liegt, dazu müsste man ins Detail gehen, es ist natürlich ein Gemisch. Wenn die etablierten Parteien im Verbund mit den Medien keine konstruktive Strategie finden, mit der AfD umzugehen, wird aber m. E. ebenfalls keine Wende geben; es wird vielmehr weiter destruktiv zur Sache gehen.

Maiordomus

15. Februar 2020 16:44

PS. Bosselmann. "Die grosse Mehrheit der Zuhörenden." Gewöhnt man sich als zur Minderheit gehöriger rechter Lehrer oder Professor an sprachpolizeiliche Vorschriften?

Es hätte noch deutlicher gesagt werden dürfen, dass der mutmassliche Umgang mit einem Bundesland, auch mit Landesparteien, ein verfassungspolitisch unerhörter Vorgang war: schlimmer als es selbst ein Verbot der SPD in Nordrhein-Westfalen hätte werden können, nämlich in NRW als Sanktion für den (gescheiterten) Antrag, die Stimmen der Opposition im Parlament als für die Gesetzgebung ungültig zu erklären. Dies wäre rechtsqualitativ wohl nicht weit vom Antrag entfernt, die Stimmen von Juden und Personen mit Migrationshintergrund analog für ungültig zu erklären. Also sagen wir mal: Zehn Jahre Zuchthaus für den Hauptverantwortlichen des Antrags! Allenfalls Begnadigung, aber nur wenn er quasi Urfehde schwört, nie mehr mit solch "menschenverachtenden" Anträgen zu kommen, wie heute die Sprachregelung für immer mehr Diskriminierungen lautet, seien diese nun tatsächlich oder nur angenommen.

Sollten Parteien den Antrag für Annulierung der Stimmen der Opposition in ihr Programm aufnehmen, müsste ein Parteiverbot nahe liegen, weil nicht Gesinnungen, sondern konkret vorgeschlagene Verfassungsbrüche primär zu verfolgen wären, bei vorheriger Aufhebung der Immunität der Angeschuldigten.

Im kritischen Rückblick auf die Zeit nach 1933 glaube ich, dass es zu einer Rechtsopposition gegen Hitler hätte gehören müssen, dass man sich lieber erschiessen lässt, als die Gleichschaltung der Länder zu akzeptieren; zumindest in Friedenszeiten. In dem zeitgenössischen verbotenen "Weissbuch" über die Erschiessungen des 30. Juni 1934, in meiner Hausbibliothek greifbar, Edition de Carfour, Paris, 23. November 1934, sind Personen genannt, darunter Leopold-Ziegler-Freund und Konservativer Revolutionär Edgar Julius Jung und noch andere, zum Beispiel der Katholik Dr. Erich Klausener, die genau deswegen Opfer des frühesten und für jene Zeitphase schlimmsten Verfassungsbruches im 3. Reich wurden.

Rücksichtslose Gleichschaltung widersprach zumal dem älteren Verfassungsrechts, welches stärker vom Kollektiv und von Korporationen her orientiert war. Unter meinem i Im älteren Verfassungsrecht galt ein Eingriff von Exekutivbehörden des Bundes in Angelegenheiten von Gliedstaaten und Gemeinden, so weit nicht von der Verfassung erlaubt oder gar vorgeschrieben, als Verfassungsbruch schlechthin. Aber klar wäre die heutige Situation in Deutschland, z.B. Nichtausschaffung von Schwerstkriminellen fremder Nationalität und faktisches Recht auf Einwanderung mit der Begründung Klima, für frühere auch liberale Verfassungsrechtler undenkbar gewesen. Dabei müsste für heute, wenigstens im Prinzip, das ungesetzliche Verfügen über die Rechte eines Bundeslandes schwersten Menschenrechtsverletzungen gleichgesetzt werden, was heute jeder linke patriotische Katalane gewiss unterschreiben würde. In einem entsprechenden Gerichtsfall, Thüringen betreffend, wäre die Lage selbst bei parteipolitisch unabhängigen Gerichten aber trotz der ärgerlichen Situation so kompliziert, dass Merkel, Lindner und andere wohl kaum mit einer Verurteilung rechnen müssten. Insofern haben veranlasste Anzeigen wohl nur propagandistische Bedeutung. So wie es eine brutale und zum Teil Existenzen bedrohende politische Lüge ist, im Zusammenhang mit den Handelnden von Erfurt von "Faschisten" zu sprechen, kann man die mehr in plumper Drohform in Aussicht gestellten mutmasslichen Verfassungsbrüche von Merkel, Lindner und anderen mit der Schreckensherrschaft von 1934 vergleichen.

TheBlackCat

15. Februar 2020 16:46

Soben wurde Alice Weidel mit relativ großer Mehrheit zur Landesvorsitzenden der AfD Baden Würtemberg gewählt.

Dies ist ein weitere große Niederlage für den Flügel und die wirklich veränderungswilligen Kräfte in der AfD.

Damit haben die AfD-Delegierten ganz brav die Kandidatin, die das politisch-mediale Establishment wollten.

Diese Wahl zeigt einmal mehr, dass es einen starken "Anti-AfD"-Flügel in der AfD gibt. Ganz egal, welche Höchst-Leistungen die Flügel-dominierten Parteiverbände auch erbringen, ganz gleich wenn Höcke praktisch im Alleinganh Merkels Statthalterin AKK stürzt, diese Leute wählen auf Parteitagen zielgerichtet und stur die Nicht-Flügel-Leute.

Diese Wahl zeigt aber auch noch einen weiteren, noch viel gefährlicheren Trend: Das Hineinwirken der Mainstream-Medien in den innerparteilichen Machtkampf der AfD. Wie bereits erwähnt, scheint Weidel die Wunschkandidatin des politisch-medialen Establishment gewesen zu sein. Die Mainstream-Medien haben Weidel im Vorfeld des Parteitag regelrecht gepusht. War es denn beispielsweise wirklich reiner Zufall, dass Frau Weidel, ausgerechnet wenige Tage vor dem Landesparteitag, zu "Anne Will" geladen wurde?

Dieser "Anti-Flügel"-Flügel und die politisch-medialen Eliten vereint ein gemeinsames Ziel: Den "Flügel" möglichst zurückzudrängen und klein zu halten.

Ich stelle hier auch – vorsichtig – die Frage, ob die bisherige die Strategie des Flügels - Einigkeit beschwören und darauf hoffen, dass sich am Ende die "Qualität" durchsetzt, wirklich die Richtige ist. Vielleicht wäre es angemessener, unter den "unentschlossenen" Mitgliedern, die keinem Flügel wirklich zuzurechnen sind, offensiv für den richtigen Kurs zu werben (und dabei auch klarzustellen, welche Kurs der falsche ist). Ich kann das als Außenstehender, dem das nötige Wissen über das Innenleben der AfD fehlt, selbstverständlich nicht angemessen beurteilen.

Denn wenn Herr Bosselmann tatsächlich richtig liegt, und wir tatsächlich an der Schwelle einer Wendezeit stehen, dann sollte die AfD als führende Kraft innerhalb des patriotischen Widerstands-Milleus auch von veränderungswilligen Personen geführt werden, die den Mut haben, diese historische Chance auch zu ergreifen - und nicht von Leuten, die sich sowieso nur ins bestehende System eingliedern wollen.

Maiordomus

15. Februar 2020 17:09

@Nordlicht. Muss es am Schluss Ihres Beitrages von 14.40 Uhr nicht umgekehrt heissen: "ist das nicht in Ordnung"? Wenn man nämlich Spätentschlossene, die sich zum Teil aus lebenslangen Bindungen mit enormem beruflichem und wohl auch familiärem Risiko umbesinnen, noch dafür zu bestrafen geneigt ist, versteht man mit Sicherheit nichts von praktischer Politik. Dann müsste auch ein Stauffenberg in jedem Geschichtsbuch immer zuerst und allenfalls noch am Galgen als "Nazi" betitelt werden, was bei Linken, besonders bei den zivilreligiösen "Antifaschisten", untergründig und zu einem nicht kleinen Teil auch schon offen die Lesart ist.

Maiordomus

15. Februar 2020 18:21

Zu 14.37. Dass alle Foristen, etwa beim vorhergehenden Strang, mit zum Teil Beschimpfungen statt Begründungen, sich über "hohes Niveau" ausweisen würden, wird spätestens dann falsch, wenn die oder jene Wortmeldungen (es kann immerhin dann und wann was "Richtiges" dran sein) dann auch noch geschaltet sind. Und wahrscheinlich benötigen Langbeiträge sogar mehr Geduld als Kurz-Polemiken. Gegenseitige Geduld ist erforderlich. Dass bei der Debatte um rechte Klassiker und bei der Metakritik des gedruckten Heftes zum Teil weit ausgeholt werden musste, ist dem hochakademischen Charakter des Heftes geschuldet. Absolut interessant bleibt für mich als Leser, aber mangels Kompetenz nicht als Schreibender, die heftige Diskussion über Tolkien.

Laurenz

15. Februar 2020 18:27

@zeitschnur, Vera & Gustav

Sicherlich kann man Ihre jeweils ähnliche Sicht vertreten, sie klingt aber so desperat, daß man sich wundert, warum Sie Alle Sich nicht bereits auf Bahngleise gekettet haben.
Es geht auch bei den Blauen immer nur um das Machbare, eingedenk dessen, daß auch hier nur politische Schlagkraft unter der Akzeptanz des Kompromisses entsteht. Eine revolutionäre Erwartung taugte über 6 Jahrzehnte nichts, scheiterte an unserem Volkscharakter, warum auch, das Volk hungerte nicht. Andererseits begibt sich dann der Forist Gustav in den historischen Widerspruch und beschwert sich dann über die Freimaurer-Revolution in Frankreich, wieder mal historisch schlecht recherchiert, weil man sich, wie viele SiN-Foristen, zu sehr den französischen Autoren des damals real existierenden Zeitgeistes widmet.
Fakt ist, die us amerikanische Freimaurer-Revolution fand vor der französischen Revolution mit Unterstützung des französischen Königs und seines Adels statt. Somit sorgte man in Frankreich quasi für die eigene Hinrichtung unter dem Fallbeil der Guillotine. Frankreich und Spanien forcierten seinerzeit ihre maritime Rüstung um Britannien anzugreifen, ohne die militärischen Investitionen auf dem Kontinent zu kürzen und auf dortige Einflußnahme zu verzichten. Das überforderte beide Staaten finanziell, da man sich nicht auf gemeinsames Vorgehen gegen Britannien einigen konnte, um Britannien die ertragreichen Kolonien und den Welthandel abzunehmen. Hier handelte es sich um eine der seltenen Gelegenheiten, in der das britannische Weltreich vor seinem Exitus stand und die verpaßt wurde.
Von daher ist Ihre, zeitschnur, Vera & Gustav, gemeinsame Haltung nur eine billige Entschuldigung, die Hände in den Schoß zu legen. Jaja, die Welt ist zu schlecht für uns Begnadete.

Gracchus

15. Februar 2020 18:33

Wo ich Bosselmann zustimme: Die AfD zieht anscheinend deshalb den Hass derer auf sich, die sich ansonsten gegen "hate speach" so ins Zeug legen, weil sie an bundesrepublikanische Tabus rührt. Das betrifft den Umgang mit der Vergangenheit, und da sehe ich derzeit am ehesten Potential für eine mentalitätsmässige oder psychosoziale Wende: Die eigenen Traumata und Opfer des Krieges bzw. der Kriege lassen sich nicht länger verdrängen. Das scheint mir in der Luft zu liegen bzw. im Keller zu gären, deshalb kann man es in der Luft riechen. Da könnte das von @Maiordomus vorgeschlagene Denken in Geschichten, also das Erzählen, weil es unselige Schuldzuschreibungen zunächst ausklammert, helfen, um zu einem würdigen Gedenken zu gelangen. Letztlich würde das natürlich das aktuell herrschende geschichtliche Deutungs-Korsett und die daraus resultierenden Sprachregelungen sprengen oder zumindest auflockern und birgt daher auch politische Brisanz. Die etablierten Parteien und Medien haben dafür kaum ein Gespür. Ihre offiziellen Verlautbarungen bei Gedenk-Anlässen muten daher eigentümlich hohl an. Es dürfte klar sein, dass es mir nicht um ein Aufrechnen oder Ausspielen von Opfern geht; in meiner Deutung waren die ersten Opfer des NS jüdische Deutsche und damit auch das eigene Volk.

Simplicius Teutsch

15. Februar 2020 19:24

Das „Gesindel“ muss wieder verschwinden. - Eine böse „Verbalattacke“, die aber nur kurz in den Mainstream-Nachrichten aufblitzte, leistete sich vor wenigen Tagen Friedrich Merz gegen das Erstarken der Rechten, wie der AfD. Auf dem „Mittelstandsforum“, einer öffentlichen Veranstaltung in Berlin, hatte er sich in seiner hohlen Halbstarken-Art aufgeplustert und getönt:

„Wenn ich da etwas beitragen kann, dass dieses Gesindel wieder verschwindet, dann leiste ich diesen Beitrag.“

War das wirklich in erster Linie gegen die AfD gerichtet, oder wollte oder musste Friedrich Merz damit nur überdeutlich signalisieren, dass er als künftiger Bundeskanzler keinesfalls an den herrschenden Machtverhältnissen rütteln würde? Im Gegenteil sie stabilisieren und erhalten würde. - Wie auch immer, eine böse Schmähung der sechs Millionen AfD-Wähler war diese Verbalattacke trotzdem.

Solution

15. Februar 2020 19:37

Das Volk steht über der Nation.
Wir brauchen natürlich beides.

RMH

15. Februar 2020 19:43

Ja, die Vorgänge von Thüringen machen vieles deutlich, was mancher evtl. nur geahnt haben mag, aber aus notwendig falschem Wunschdenken heraus nicht wahrhaben wollte.

Für das Umfeld der nicht-linken Opposition steigt die Repression trotz der "Offenbarung" der Altparteien unaufhaltsam an, die Überwachung, die Denunziationen, das Mobbing etc.

Aus grundsätzlichem Liberalismus erfolgende Einwände bei Rechtsstaats- und Repressionsfragen werden wir zukünftig keine mehr von seiten einer verdampfenden FDP oder einer die Restbürgerlichkeit verlierenden Union hören. Der Aktionsraum für uns wird deutlich enger.

Der Rest der Gesellschaft bzw. die klare Mehrheit scheint gleichzeitig hingegen lieber "All In" in Richtung dunkelrot-grün-multi-kulti-Sozialismus gehen zu wollen, wenn man aktuellen Umfragen trauen darf.

Gerade die sog. Baby-Boomer Generation zeigt deutliche Erscheinungen davon, auf diese Karte setzen zu wollen, in der Hoffnung, dass es für ihre Rente, ihre 5-6 Wohnmobil-Touren im "Ruhestand" und danach für "helfende Hände" langt, die ihnen in der Pflege den Hintern abputzen. Da ist man dankbar über jeden, der unser Land von seinem "demografischen Problem" zu erleichtern verspricht und geht beim Wählen entsprechend staatstragend-sozialistisch auf Nummer sicher. Nach uns die Sintflut.

Zusammengefasst: Thüringen hat Höcke persönlich rein gar nichts gebracht, er wird noch mehr verteufelt, als zuvor (ja, auch das war/ist noch steigerbar - man hatte es fast nicht gedacht) und der AfD bringt es auch nicht viel, außer noch mehr Druck. Dennoch war der Schritt letztlich richtig - was hätte man sonst machen sollen?

Die AfD mag ihre überzeugten Wähler halten, aber von Mehrheiten ist sie nach wie vor entfernt. Man kann nur hoffen, dass der Druck die Partei zusammenschweißt und nicht zerreißt.

Ich denke, die gesamte rechte, patriotisch soziale Opposition wäre gut beraten, sich einmal nur für einen Moment von ihrem verinnerlichten, z.T. unreflektierten dialektischen Denken zu verabschieden. Auf Regen muss eben gerade nicht zwangsläufig Sonne folgen oder für alle "Klimakritiker", auf Sonne Regen. Es kann auch Flut, Überschwemmung oder Dürre folgen bis hin zur vollständigen Verwüstung. Ich denke, wir sind genau am Beginn dieser "Anflutungs"-Phase oder Dürreperiode.

Mal sehn, wie viele das standhaft überhaupt überleben (durchaus auch physisch gemeint). Es geht gerade erst los.

Der_Juergen

15. Februar 2020 22:35

Die Vorgänge in und um Thüringen sind für die nationale Rechte ein wahres Gottesgeschenk. Sie tragen entscheidend zur Klärung der Lage bei. Alle Masken sind nun gefallen: Ein antideutsches Parteienkartell, das von den Grünen bis zur CSU reicht, will die einzige parlamentarische Opposition mit allen Mitteln vernichten. Dass es in der AFD jede Menge Karrieristen gibt, die von einer Koalition mit einer entmerkelten Union träumen, ist jedem von uns klar, aber nach dem hysterischen Trommelfeuer der letzten beiden Wochen kann von einer solchen keine Rede mehr sein. Die AFD wird sich zwangsläufig radikalisieren, d. h. die Kompromissler werden die Partei verlassen, wie es Lucke und Petri vor ihnen getan haben. Dies wird eine noch klarere Absteckung der Fronten bewirken.

Simplicius Teutsch

15. Februar 2020 22:43

Friedrich Merz ist die erste Ratte, die zu einem sinkenden Schiff hin-schwimmt.

Das ist nicht von mir. Das habe ich von einem „Comedian“ in einer ÖR-Sendung (BR) gehört. Ein entspannendes Betthupferl; - bei all den langen, hochgeistigen Kommentaren hier.

Maiordomus

16. Februar 2020 00:49

@RMH. Stocknüchterne, leider wohl zutreffende Analyse.

@An Bosselmann, betr. meine Wortmeldung vom 15.2. 2020: Man kann natürlich potentielle mutmassliche Verfassungsbrüche von Merkel, Lindner und andere, die Kompetenzen der Bundesländer betreffend, selbstverständlich n i c h t mit der Gleichschaltung der Länder im 3. Reich vergleichen. Ohnehin ist die rein verfassungsjuristische Situation im Hinblick auf eine Verurteilung Merkels aufgrund einer getätigten Anzeige allzu kompliziert, die vorliegende Situation viel zu komplex, als dass eine Verurteilung der Kanzlerin, selbst wenn deren Immunität aufgehoben würde, die geringste Aussicht auf Erfolg haben könnte. Und dies nicht allein wegen der parteipolitischen Situation im Bundestag und beim Bundesverfassungsgericht, sondern weil die verfassungsrechtliche Situation in diesem Falle dies mutmasslich objektiv nicht erlaubt. (Auch wenn ich nicht als Spezialist für deutsches Verfassungsrecht gelten kann, war ich doch 8 Jahre lang in einem verbindlichen Amtsverhältnis, das mich zwang, mich fast täglich mit der Rechtslage in einem föderalistisch organisierten Land zu beschäftigen und die Fachliteratur dazu bestens zu kennen. Ohnehin wäre die Lage in Thüringen mutmasslich erst dann wirklich ein Verfassungsfall geworden, wenn Thomas Kemmerich als Ministerpräsident durchgehalten hätte, zum Beispiel letzte Woche seinen ihm zustehenden Platz als Vertreter des Landes Thüringen im Deutschen Bundesrat eingenommen und allenfalls zu einem Stichentscheid beigetragen hätte. Dass dies nicht der Fall war, wurde von dem in solchen Fragen erfahrenen und keineswegs abenteuerlich denkenden Schweizer Politiker Christoph Blocher bedauert.)

limes

16. Februar 2020 07:27

Gärung, wenn sie recht kultiviert wird, verwandelt reife Früchte in guten Wein und Feldfrucht in nährendes Brot. Man kann aber auch schlechte Hefe in den Most werfen.

Am 5. Februar, dem Tag der Wahl Kemmerichs zum Ministerpräsidenten von Thüringen, twitterte der AfD- und JA-Funktionärs Tomasz M. Froelich: »Die Auswanderung Michel Friedmans rückt näher«. Froelich muss bei seinem Tweet klar gewesen sein, dass die Aussage Friedmans, auf die er sich bezog (»Wäre die AfD in einer Bundesregierung, würde ich gehen«) nur sehr wenigen Rezipienten seiner Botschaft bekannt sein würde. Dem jungen Politiker bot diese Unkenntnis Gelegenheit, seine Kritiker auf Twitter vorzuführen und sich seinen Bewunderern als Held zu präsentieren: »Seht her, wie kühn ich mich auf dem schmalen Grat bewege.«

Schon so manchen narzisstischen Ausritt der jungen Garde habe ich beobachtet, der anscheinend folgenlos blieb. Froelichs Tweet jedoch bot dem jungen Generalsekretär der KPCDU eine Steilvorlage, und so wurde in den Fernsehnachrichten der Narzi zum Nazi.

Damit hat Froelich seinen Beitrag zu dem Phänomen geleistet, das @ RMH so beschreibt: »Thüringen hat Höcke persönlich rein gar nichts gebracht, er wird noch mehr verteufelt, als zuvor (ja, auch das war/ist noch steigerbar - man hatte es fast nicht gedacht) und der AfD bringt es auch nicht viel, außer noch mehr Druck«.

Und – mit Verlaub – Froelichs Tweet wirkt auf mich ebenso abstoßend wie seine Instrumentalisierung gegen die AfD.

Grobschlosser

16. Februar 2020 09:54

nach Erfurt : kommende Wahl in Hamburg ( auch wenn dieser Kommentar nicht unbedingt zum Thema passt ) :

eine Bitte an alle Mitstreiter : wer Zeit und Lust hat : blaue Flugblätter besorgen und in Hamburg ( und Umgebung ) verteilen - DANKE !

deutscheridentitaerer

16. Februar 2020 11:04

@RMH

Sie haben Recht, es ist absurd naiv, dass die Rechten so oft denken, sie hätten einen Sieg errungen, wenn sie noch ein Stück krasser und unverhohlen unterdrückt werden.

Aber wie Sie auch richtig sagen, gibt es keine Alternativ dazu, die Herrschenden offensiv herauszufordern.

Monika

16. Februar 2020 11:11

Der Höcke-Coup hat das „Establishment“ ( grausliches Wort, gesprochen noch grauslicher) zum Zittern gebracht. Für ein/zwei Tage wehte ein frischer Wind durch die Republik. Das ist Herrn Höckes großer Verdienst, diese kurze Lüftung.
Wie reagierte das „Establishment“? Ganz nach den Prinzip:
Mehr desselben! Anschaulich beschrieben in Paul Watzlawicks Buch „Anleitung zum Unglücklichsein“.
Noch mehr Kampf gegen Rechts, noch mehr Abgrenzung, noch mehr Werteunion ( Hüstel), noch mehr Kampf gegen Gesindel und Krebsgeschwüre....
Allein:
„Wer seine Politik nur noch in der Negation, in der Abgrenzung von radikalen Kräften definieren kann, hat eigentlich seine Existenzberechtigung verloren.“ Eric Gujer in der NZZ am 14.2.20 ( Die CDU und die Krankheit zum Tode)
(Ergänzende Anmerkung: die im Zitat includierte Negation linksradikaler Kräfte erfolgt m. E. nur Pro forma )
Was aber wäre eine Politik der Position?
„Worum geht es ? Um Nation.“ ( Bosselmann)
Aber genügt das ? Wo bleiben die Werte ?
Ich zitiere den russischen Religionsphilosophen Wladimir Solowjow ( 1853-1900):
„Alle Völker gründen ihre Bedeutung und festigen ihr Volkstum in den Epochen der Blüte und der Größe nicht in diesem Volkstum selbst ( abstrakt genommen), sondern in etwas Allgemeinen, etwas Übernationalen, an das sie glaubten, dem sie dienten und das sie verwirklichten in ihrem Schöpfertum, das seinem Ursprung und seinen Ausdrucksformen nach national, seinem Inhalt oder seinen gegenständlichen Ergebnissen nach völlig universal war. Die Völker leben...nicht im Namen ihrer materiellen Interessen, sondern im Namen einer Idee, das heißt im Namen dessen, was für sie am wichtigsten ist und was die ganze Welt braucht, womit sie ihr dienen können...“ in :
Die Nationale Frage vom sittlichen Standpunkt aus, Rechtfertigung des Guten
SCHNITT
In Schweinfurt marschierten „Geflüchtete“ vom Ankerzentrum in die Stadt und forderten eine „Zukunft in Deutschland“ . hüstel
Wissen diese Menschen nicht, dass nach derzeitigem Stand nicht mal mehr die Deutschen eine Zukunft in Deutschland 🇩🇪 haben ?
Und was folgt daraus als Position ???
@ Kovacs Über die Rolle des Christentums als Aufhalter des sozialistischen Laufs sollte mehr nachgedacht werden. Dem stimme ich zu. Fündig wird man immer wieder bei Nikolai Berdjajew und Wladimir Solowjow

Phil

16. Februar 2020 12:17

deutscheridentitaerer: "Sie haben Recht, es ist absurd naiv, dass die Rechten so oft denken, sie hätten einen Sieg errungen, wenn sie noch ein Stück krasser und unverhohlen unterdrückt werden."

Kein Sieg. Keine Naivität. Aber ich beginne, wenn auch mit "galligem Gelächter", die Reaktionen der Gegner zu genießen. Nichts fällt ihnen ein als Panikmache. Sie sind durchschaubar und wirken recht hilflos. Bei weitem kein Sieg, aber ein Schlag, der saß.

Imagine

16. Februar 2020 12:49

Aus wissenschaftlicher Perspektive ist dem Kommentar von @Vera (14.2.20 - 23:47) voll zu zustimmen. Das System ist die Matrix, die Politik operiert systemimmanent. Die Politik muss die Megamaschine am Laufen zu halten. Alle sozialen Systeme funktionieren nach dem Gesetz der Systemerhaltungslogik.

Systemtransformation ist nicht das Ziel der AfD, sie hat dazu auch keinerlei Konzept.

Die Macht in diesem System liegt bei der Plutokratie. Sie verfügt über Medienmacht und Korruptionsmacht.

Selbst wenn die AfD eine Systemveränderung wollte, sie hätte nicht die Macht dazu. Denn sie hat der Medienmacht der Plutokratie nichts entgegenzusetzen und kann sich auch nicht gegen deren Korruptionsmacht immunisieren.

Diese Realität wird aber jene Parteigänger, die ihre Hoffnungen in die AfD setzen und an die Systemveränderung durch die AfD glauben, nicht davon abhalten, dies weiterhin zu tun.

Bekanntlich sind Wunschdenken und Glauben gegen eine realistisch-rationale Argumentation immun.

Die Frage ist, wie man mit dieser Realität umgeht?

Seit 50 Jahren hat die gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland für das deutsche Volk nur eine Richtung, nämlich abwärts. Wobei eine Minderheit, nämlich die Vermögenden, von der herrschenden Politik profitiert: Die Reichen werden immer reicher.

Vor 50 Jahren gehörte ich zu denen, die sich für ein klassenloses Krankenhaus und gegen eine Klassenmedizin engagierten. Das Gegenteil ist eingetreten. Aber dies ist nur EIN Beispiel:

Durch die gesamte Gesellschaft hat sich die kapitalistische Profitlogik durchgefressen wie ein Krebsgeschwür.

Der Raubbau an der Natur wurde nicht eingeschränkt, sondern verstärkt. Die Demokratie wurde nicht gestärkt, sondern zu Postdemokratie.

Gab es in den vergangenen finsteren Zeiten einen Führerstaat, so gib es heute einen Führerin-Staat, in dem die Politik mit dem Argument der Alternativlosigkeit Verfassung und Recht ignoriert. Und fast alle akzeptieren dies widerstandslos.

Wenn man eine politische Veränderung will, so gibt es grundsätzlich zwei Alternativen, nämlich einen kollektiven und einen individuellen Weg. Der kollektive Weg geht über die politische Veränderung des Systems.

Beim individuellen Weg geht man dorthin, wo man freiheitlicher und besser leben kann. Niemand kann auswählen, in welchem Land und welchem System er geboren wird. Was für unsere Eltern und Großeltern mit extremen Erschwernissen und Hindernissen verbunden war, ist für uns Deutsche in der globalisierten Welt viel leichter geworden, nämlich sich ein anderes Land mit einem anderen System auszuwählen und dorthin zu emigrieren.

Es ist heute viel leichter als in meiner Jugend, Sprachkompetenz in Weltsprachen zu erwerben. Fremdsprachenerwerb und Internationale Mobilität werden gefördert. Schon als Schüler kann man an Schüleraustauschprogrammen teilnehmen, Studenten können problemlos und mit Stipendien gefördert Auslandsemester und Auslandsstudien machen. Das gab es zu meiner Schul- und Studienzeit nicht.

Früher haben wir die Älteren gefragt, was sie uns für Empfehlungen und Ratschläge für unseren Lebensweg geben können. Davon habe ich sehr profitiert und bin gut und erfolgreich durchs Leben gekommen.

Heute ist es extrem selten, dass mich ein jüngerer Mensch nach meinen Erfahrungen und Empfehlungen fragt, noch nicht einmal in der nächsten Verwandtschaft.

Wenn ich gefragt werden würde, dann wäre meine Antwort: Vorbereitung auf die Möglichkeit eines Worst Case, so wie ihn meine Eltern und Großeltern erlebt haben mit Weltkriegen, Faschismus, Totalitarismus, Bombenterror, Repression, Verfolgung, Vertreibung, Hunger, Verstümmelung, Vergewaltigung etc.

Egal, ob man als junger Mensch in Deutschland weiterhin leben möchte oder auswandern will, man braucht einen Plan B – einen Notfallplan - für den Fall des Eintritts eines Worst Case, einen Plan und eine Vorbereitung mit allem, was dazu gehört.

Was die Zukunft der Menschheit betrifft, so bin ich heute optimistischer als vor 50 Jahren, auch wenn meine Erwartung für die nächsten Jahrzehnte ist, dass es in den kapitalistischen Gesellschaften und insbesondere auch in Deutschland immer weiter abwärts geht. Deutschland hat eine Tendenz zur Autodestruktion. Das zeigt die Geschichte.

Auf der anderen Seite geht der wissenschaftlich-technische Fortschritt voran. Immer mehr unkreative, repetitive Arbeit wird durch Maschinen ersetzt. Der Zugang zu Informationen und die Kommunikation haben eine Revolution erlebt. Man muss diese Möglichkeiten nur nutzen (können). Das gilt individuell wie auch kollektiv.

Der Ersatz menschlicher Arbeit durch Maschinen führt im kapitalistischen System zu massenhafter Arbeitslosigkeit, Überflüssigkeit und Prekarisierung von Menschen. In einem anderen System wäre es die Möglichkeit zu einer zunehmendem Befreiung vom Zwang zur Arbeit.

Aus der unipolaren, von US- und NATO-Imperialismus „full spectrum“ dominierten Welt vor 30 Jahren ist inzwischen eine multipolare Welt geworden. Während es in der „alten“ Welt immer weiter abwärts geht, sehen wir in der „neuen“ Welt Fortschritt.

zeitschnur

16. Februar 2020 13:10

@ Laurenz

Meine Hände lagen nie im Schoß und liegen nicht im Schoß, wie Sie mir freundlicherweise und unbekannterweise konstatieren.
Aber es war schon seit Menschengedenken eine Tatsache, dass nur der einen Siegerkranz erhält (bildlich gesprochen), der "recht gekämpft" hat.
Man muss sich also vor Illusionen, Irrungen hüten. Es haben schon viele Ihr wertvolles Leben verschwendet für das Falsche, weil sie sich dieser Frage gegenüber verweigert haben. Sie wollten emotional mitgenommen werden, sie wollten kämpfen und siegen nach einem Verstand, der seine eigene perspektivische Begrenztheit nicht erkannte und daraus durch Aufblasen von Zeit und Raum, umgegossen in Macht und Ehre, etwas hinzusetzen wollte. Sie haben aber hier nur zwei schlechte Möglichkeiten: Sie überschreiten damit Ihren Horizont, dessen Perspektivität durch Ihre Ausstattung als Mensch festgelegt ist, oder sie verlieren den Blick für das immerhin mögliche Sichtfeld, wenn Sie sich einbilden, durch Heranzoomen des zu weit Entfernten nun einen Vorteil zu haben.
Wie Hans im Glück kann man auf diese Weise alles verlieren und am Ende noch ärmer da stehen als zuvor - auch bildlich gesprochen.

Wer also ein bisschen tiefer bohrt, wird sich doch klar machen müssen, dass unsere historische Lage so viele innere und äußere Gründe hat, dass sie alle nicht einfach unberücksichtigt bleiben können, wenn man wirklich etwas "retten" will. Man muss zuerst einmal wissen, was man retten will, und alleine schon hier sehe ich überhaupt kein klares Bild bei den Rechten. Der zweite schwierige Punkt ist, dass die Deutschen einen ganz großen Teil der wahren Zusammenhänge bis heute nicht kennen, nicht wissen und auch nicht realisieren wollen. Symptomatisch dafür fand ich die Rezension von Stefan Scheil von Schulte's "Fremdbestimmt", die an dessen Buch den Maßstab eherner akademischer Wissenschaft anlegt und es daher ziemlich pauschal und auch wesentlich inhaltlich argumentfrei abwertet. Was will man dann aber bitte wie "retten"? Dass ein Nichthistoriker wie Schulte solche Bücher schreibt, ist doch symptomatisch für die Situation, wenn Sie mich fragen - eben weil die Historikerzunft sich in gepflegter Methodik, kleinfingrigem Palaver, einem Verlust des Überblicks über die größeren Linien als völlig unfähig erwiesen hat, noch so etwas wie ein historisches Selbstverständnis zu stärken. Schulte will ja kein wissenschaftliches Werk vorlegen, sondern er wühlt sich durch Lektüre und stellt Fragen, die unbedingt ernst zu nehmen sind. Symptomatisch an der Buchbesprechung auch wieder die nur süffisante, aber inhaltich leere Abweisung von Schultes Verweis auf die ungute ideologische Rolle Coudenhove-Kalergis - auch hier, @ Laurenz fragt man sich doch nüchtern: Was wollen solche Rechten eigentlich? Hätte glatt noch gefehlt, dass Scheil das Wort "Verschwörungstheorie" einfließen lässt, jedenfalls hätte es im mich nicht gewundert. Jeder, der Coudenhove-Kalergi gelesen hat (und ich habe das sattsam getan!), erkennt doch schnell, dass der Mann entweder einen juvenil-pubertären Wahn hatte, den man mit ernster Sorge oder kopfschüttelnd abgetan haben müsste (es klingt kaum weniger wahnhaft und vor allem auf seine Weise kaum weniger rassistisch als manche Texte eines gewissen später groß gewordenen Politikers!), oder tatsächlich eine innere Verbindung zwischen diesem damals aufgeschriebenen Wahn und dem, was sich heute real abspielt, geben dürfte, zumal der jugendliche Spinner mit seinen grauenvollen machwerken, die ja real auf dem Markt sind, ein ebenso realer politischer Strippenzieher geworden war - genügt das eigentlich nicht, um nachdenken zu dürfen? Warum diese Realitätsverweigerung der Rechten so oft? Oder gehören sie am Ende mit ins große Spielchen und sind nur Avantgarde für die nächste Stufe der Weltenpläne, die bis jetzt durchgeführt wurden? Ja, pardon, aber diese Frage stelle nicht nur ich. Da einen Zusammenhang kategorisch zu leugnen, wie dies auch Dvorak-Stocker schon tat, der zwar von außen selbst als "Rechtsextremer" betitelt wird, wenn es um die heilige Kuh Coudenhove-Kalergie geht, aber bereit ist, dessen Kritiker als "dumme Rechte" zu beschimpfen in seiner "Neuen Ordnung" (Welche Neue Ordnung eigentlich?! Kennt man das nicht von ganz anderen Leuten, dieses Schlagwort?).
Wie kommt es also, dass ich den ganz dichten Eindruck gewinne, dass es gerade auch die Rechten sind, die alles dafür tun, dass man die Hintergründe der sichtbaren Geschehnisse möglichst nicht ins Visier nimmt?
@ Laurenz - ich denke bloß etwas länger nach, bevor ich handle. Und ich lasse mich nicht einfach nur von Gefühlen leiten bzw ich will das nicht (gelingt nicht immer) und möchte wachsam bleiben. Und ich lasse mich durch die Zunft irgendwelcher Methodiken auch nicht dazu erpressen, nicht notwendige, eigentlich all zu offensichtlich offene Fragen zu stellen.
Ich kann Ihnen nur raten, an diesem Punkt vielleicht etwas verständnisvoller zu werden und nicht mit Ihren Entweder-Oder-Fuchteleien zu kommen ("Wer jetzt nicht für die AfD kämpft, der kann nur verlieren" oder so ähnlich: für solche Parolen bin nun ich mir zu schade) - die passen für mich nicht.

Ich ziehe allerdings auch in Erwägung, dass es im Leben tragische Situationen gibt, ganz klassisch. In diesen Situation kann man nichts "richtig" machen, aber alles zu aktive "Machen" ist tödlich, und Vorsicht ist nun die allergrößte Maxime, um nicht unfreiwillig das zu befördern, was man verhindern wollte. Erst mal alle Hinderer- und Befördererattitüden ruhen lassen, beobachten, nachdenken, in Ruhe Inspirationen erwarten können. Das ist manchmal das Beste.

Niedersachse

16. Februar 2020 14:03

@TheBlackCat

"Dies ist ein weitere große Niederlage für den Flügel und die wirklich veränderungswilligen Kräfte in der AfD."

Die Einteilung Flügel/ nicht Flügel ist meiner Meinung nach übertrieben. Weidel hat ihre Aversion gegenüber Höcke offenbar überwunden, sei dies nun taktischer Natur oder einem wirklichen Bewusstseinswandel geschuldet. Der Besuch in Schnellroda lässt hoffen, das Letzeres der Fall ist. Und selbst wenn man die die strenge Einteilung Flügel/ nicht Flügel als Maßstab nimmt, ist doch zur Kenntnis zu nehmen, dass das Kräfteverhältnis in BaWü fast gleich ist. Weidel hat die Wahl ja nicht mit 90 Prozent gegen Spaniel gewonnen, sondern sie bekam 54 Prozent.

Wahrheitssucher

16. Februar 2020 15:31

@ Der_Jürgen

Dank für Ihre klaren Worte.
Einer der allerbesten Kommentare zur Sache und zur Lage!

limes

16. Februar 2020 16:48

@ Imagine
»Selbst wenn die AfD eine Systemveränderung wollte, sie hätte nicht die Macht dazu. Denn sie hat der Medienmacht der Plutokratie nichts entgegenzusetzen …«, schreiben Sie. Genau das ist einer der wesentlichen Gründe dafür, dass ein deutscher Sonderweg zur Befreiung aus den Klauen der Globalisten in die Irre führen würde. Nur im Bündnis mit Patrioten der anderen bedrohten Nationen können wir gegen den sozialistisch-postindustriellen Komplex gewinnen.

Der Begriff »Systemveränderung« ist übrigens in diesem Zusammenhang missverständlich, da die AfD ja nicht den gesellschaftlichen Umsturz betreibt, sondern - ganz im Gegenteil - die angestammten Rechte der Nation wiederherzustellen trachtet. Den Umsturz betreibt vielmehr die Gegenseite:

@ Monika erwähnt den »Wir-wollen-«-Afrikanermarsch durch Schweinfurt. Kaum vorstellbar, dass die radebrechenden Migranten (unter anderem mit dem Schild »keine Deutsch lernen«) diesen Aufmarsch mit Deutschland- und EU-Fahne und mit teilweise ausführlich formulierten Texten auf Pappschildern selbst organisiert haben!
https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Nach-Ankerzentrum-Demo-So-sind-die-Reaktionen-im-Netz;art742,10406474,B::pic16669,9079448
Erklärtermaßen ist für Linksextreme »Die migrantische Forderung nach gleichen Rechten für wirklich alle … heute der massgebliche Anlass, Gesellschaft emanzipatorisch zu verändern«, sprich der Anlass für gesellschaftlichen Umsturz. Das Zitat ist aus dem Interviewbeitrag »Wer die Kanakisierung unserer Gesellschaft zurückdrängen will, ist in der Sache rechts« der Schweizer Wochenzeitung WOZ vom 07.06.2018 (online verfügbar).

Fast schon vergessen ist, dass die Versammlungsfreiheit nach GG (Art. 8 Abs. 1) ursprünglich kein Jedermann-Grundrecht ist, sondern ein Deutschen-Grundrecht.
Jedoch »… leitet das Bundesverfassungsgericht aus der Völkerrechtsfreundlichkeit des Grundgesetzes ab, dass die gesamte deutsche Rechtsordnung einschließlich der Grundrechte im Lichte der EMRK [Europäischen Menschenrechtskonvention] auszulegen ist …«.

https://www.bundestag.de/resource/blob/573410/f29bbbe26976b23f666f0ddb2608e9be/WD-3-302-18-pdf-data.pdf

In solchen Details zeigt sich, wie weit die Systemveränderung schon fortgeschritten ist, ohne dass das Volk über die Radikalität der Veränderung aufgeklärt und nach seiner Zustimmung dazu gefragt worden wäre.

Maiordomus

16. Februar 2020 18:38

@Monika betr. Kovacs. Beachten Sie im benachbarten Strang, was ich über die domestizierende Rolle des Mitwirkens von orientierungsstarken Christen bei politischen Bewegungen schrieb, nicht zuletzt im sogenannten "Rechten Lager". Einige der Besseren unter diesen wurden am 30. Juni 1934 und, wie verschiedene Autoren der Weissen Blätter, im Gefolge des 20. Juli 1944 hingerichtet.

Und im Grunde gehörten Berdjajew und Solowjew, wie erst recht Solschenizyn als russischer christlicher Rechter in den von Kaiser und Kubitschek vorgeschlagenen Kanon, zu schweigen von der Legende vom Grossinquisitor von Dostojewskij, welcher Text als säkulare Ideologiekritik fast alles in den Schatten stellt, was in den letzten 200 Jahren geschrieben wurde, Friedrich Nietzsche inbegriffen.

Dostojewskij: Ja, "Knechte uns, aber mach uns satt!" bleibt eine für Jahrhunderte gültige Losung. Ja, der Mensch braucht "Brot", Ordnung, Unterhaltung und als Konsument von Religion oder Ersatzreligionen "Wunder". Dem gegenüber stellt der für Kirche und Staat unbrauchbare schweigende Jesus die absolute und radikale Alternative dar, womit Dostojewskij die Theologie von Kierkegaard in einem einzigen Erzählabschnitt genial zusammengefasst hat. Wobei gerade Dostojewskijs Jesus kein einziges politisches Problem löst, im Gegensatz zu den durchaus rationalen Vorschlägen des Grossinquisitors. Am Ende ist es trotz dieser Rationalität ideologischer Schrott. Was von Dostojewskij zu beweisen war und bewiesen wurde. Noch ähnlich starke Texte sind "Der Tod des Ivan Ilijich" von Tolstoi und, als beste Gefängnissatire der Weltliteratur, "Das Lächeln des Buddha" von Solschenizyn als eingeschobene Novelle im Roman "Der erste Kreis der Hölle", welcher Buchtitel an Dante anschliesst, den bis heute bedeutendsten politischen Autor Italiens. Schade, wissen wir nicht, in welche Abteilung der Hölle oder allenfalls des Fegefeuers Dante die Kanzlerin Merkel platziert hätte.

Laurenz

16. Februar 2020 19:22

@Imagine ... Wieder kippen Sie Wasser in den Rhein bei Hochwasser.
Wenn Sie das System verändern wollen, muß der Kapitalismus baden gehen, sonst ergibt sich kein gesellschaftlicher Prozeß, das System verändern zu müssen.
Was die Konzepte der AfD angeht, so wäre sie bescheuert, System-verändernd agieren zu wollen, denn sie würde sofort verboten.
Haben Sie nichts aus der Deutschen Geschichte gelernt? Wollen Sie den Fehler Hitlers 1923 wiederholen? So blöd waren die Alt68er auch nur 1968.

@Phil ... was gibt es zu mosern? Mehr, als den totalitären Apparatschiks der DDR 2.0 die Maske vom Gesicht zu reißen, ist aktuell nun mal nicht drin. Ich erachte das als eine exorbitante Leistung, die tatsächlich 2 Kubitschek'schen Stühlen in Berlin den Boden entzog. Die Kurzschluß-Handlung der Staatsrats-Vorsitzenden, Hirte zu feuern, zeigt doch, deren Hütte brennt. Denn alle wissen doch, jede solche Nummer, Mio. von Wählern aus dem politischen Diskurs auszugrenzen, treibt weitere Wähler in das ausgegrenzte Lager. Man verschiebt in Berlin, wie immer, alles in die Zukunft. Von daher ist Geduld heutzutage eine wichtige Tugend.

Simplicius Teutsch

16. Februar 2020 19:48

Gestern noch:
„Nach Aussagen zu AfD: Druck auf CDU-Abgeordneten Zimmer steigt.“

Heute:
"Nach umstrittener AfD-Aussage im ZDF: CDU-Politiker lässt Vorstandsposten ruhen."

Im Establishment wird gesäubert.

„Im Streit in der CDU in Sachsen-Anhalt um den Umgang mit der rechtspopulistischen AfD scheidet der Fraktionsvize im Landtag, Lars-Jörn Zimmer, aus dem Landesvorstand aus … Er hatte vergangenen Sonntag im ZDF-Magazin "Berlin direkt" gesagt, er halte eine CDU-Minderheitsregierung in Sachsen-Anhalt für denkbar, auch mit Stimmen der AfD. Dies war innerhalb und außerhalb der CDU auf Kritik gestoßen.“

Simplicius Teutsch

16. Februar 2020 20:15

Vielleicht (im Zusammenhang hier) interessant, in welcher Weise der oben in Berlin (oder auch aus Afrika) erzeugte und von den Mainstream-Medien aufgeheizte Säuberungs-Druck konkret nach unten durchgedrückt werden kann:

Parteikollege beendet Bürogemeinschaft.

>Der CDU-Bundestagsabgeordnete Kees de Vries aus Zerbst hat seine Bürogemeinschaft mit dem Parteikollegen Lars-Jörn Zimmer "mit sofortiger Wirkung" beendet. De Vries und Zimmer hatten sich bislang ein Abgeordnetenbüro in Bitterfeld geteilt.

Als Grund für den Entschluss nannte de Vries Zimmers politische Ansichten, die nicht mehr zumutbar seien. In einer Mitteilung erklärte de Vries die Beweggründe. Verschiedene Äußerungen und Positionspapiere sowie sein Verhalten beim Parteitag hätten "das Fass zum Überlaufen gebracht." Deswegen sei es "ein längst überfälliger Schritt, mich auch räumlich von ihm zu distanzieren".

Mit dem Auszug steigt der Druck auf Zimmer weiter.<

MARCEL

16. Februar 2020 20:30

Ein Kanzler Merz, ein Kanzler Söder (schwer vorstellbar mit dem grünen Koalitionspartner, aber sei's drum) wird das neurechte Spektrum "brutalstmöglich" verfolgen, da die Demütigung durch die AfD zu tief sitzt. Es gilt, vorbereitet zu sein.
Der unsichtbare Teil der neuen Rechten wird den Charakter eines "Schwertbrüder-Ordens" annehmen. Ein Ex-Ordensangehöriger sagt das ohne romantische Verklärung.

Laurenz

16. Februar 2020 21:25

@MARCEL .... hören Sie doch auf mit Ihren alten Retro-Kamellen. Solche Orden, die Sie meinen, dienten bisher nur als vorzuführende Staatsfeinde und wurden meist liquidiert. Dieses Schicksal machte weder die Templer noch die SS zu Märtyrern. Alles blanker Unfug. Oder sollten wir alle in Freimaurer-Orden eintreten und den reversen Weishaupt spielen? Nicht Ihr Ernst, oder?
Lassen Sie Sich doch mal was Neues einfallen.

Rautenklause

16. Februar 2020 21:28

Es ist faszinierend, welch weites Gedankenfeld sich bei dem ein oder anderen hier öffnet - alles richtig und korrekt, aber in meinen Augen wird hier auch gerne l'art pour l'art betrieben (eine Kunst, in der "die Rechte" schon immer ziemlich gut war) - und ich bemerke gerade, daß ich auch in dieses Fahrwasser rutsche. Also: "vorne halt!"

Ich stimme völlig mit den Gedanken von "Der_Juergen" in seinem Beitrag vom 15. Februar 2020 22:35 überein und möchte diese noch weiter verschärfen:

Regelmäßig höre ich in Gesprächen, daß der "normale Bürger" dumm gehalten wird, daß er mehr Informationen benötigt, diese oder jene Broschüre lesen muß, oder ein bestimmtes Buch, daß er sich im Netz umtuen müsse, Kanäle abonnieren etc. pp. Das alles zählt in meinen Augen nicht mehr: es ist jetzt alles in der Welt, vor aller Augen ausgebreitet. Und jetzt heißt es für "den Bürger", seine Schlüsse daraus zu ziehen.

Und wenn er diese gezogen hat, dann muß er zur Tat schreiten - ganz unheroisch zur Wahl gehen und alleine und unbeobachtet (ja, das glaube ich noch immer) ein Kreuz auf einem Zettel machen, diesen zu falten (keiner sieht das Ergebnis) und in einen großen Kasten zu werfen (keiner ordnet ihm den Zettel zu). Nichts anderes muß er tun und dann gilt es, ein Ergebnis zu beurteilen: es ist § 78 ...

Wie hoch ist denn die vorhandene Truppenstärke überhaupt? Was bringen "wir" an "boots on the ground" (wobei es hier um schiere Zahlen, nicht "Qualität" geht)? Warten wir Hamburg ab (ich befürchte ein Fiasko) und behalten wir die Wahlen 2021 im Auge. Ich befürchte, das Ergebnis wird "uns" nicht freuen ...

Ratwolf

16. Februar 2020 22:05

Interessant wie das eigentliche Ereignis nun in der Medialen Berichterstattung und in den Köpfen zum Verschwinden gebracht wird:

1. AKK hat sofort brav ihren Rücktritt bekannt gegeben (wer hat jemals geglaubt das diese Frau Kanzlerkandidatin wird?)

2. Die CDU sucht einen neuen Kandidaten (oder nicht) und die Medien machen die Nachrichten davon voll.

Das eigentliche und unverschämte bis unglaubliche Ereignis in Thüringen ist "weg"

Alles wie aus dem Lehrbuch

Die Rechts-Konservativen in ihren eigenen tendenziell hermetischen Medien- und Gesprächsrunden können sich noch auf etwas einbilden...

Aber der politisch-mediale Komplex arbeitet zuverlässig und wirkt weiter auf das Wahlvolk ein.

Laurenz

16. Februar 2020 22:46

Hier ein Bezahlt-Fault-pas aus Der Relotius, geschrieben von Andreas Reckwitz. Alleine die Überschrift zeigt die Wahrheit des politischen Ist-Zustands, der sonst von allen Profiteuren und der NomenKlatura geleugnet wird.....

https://www.spiegel.de/kultur/wie-die-cdu-das-buergertum-zurueckgewinnt-essay-von-andreas-reckwitz-a-00000000-0002-0001-0000-000169470965

Franz Bettinger

17. Februar 2020 05:24

@limes: Haben Sie gar keinen Humor mehr? Der AfD- und JA-Funktionär Tomasz M. Froelich hat mit seinem Tweet »Die Auswanderung Michel Friedmans rückt näher« doch einen wunderbaren Witz gemacht, ähnlich dem gegen H. Göring „Dann heiße ich Meyer.“ Die Grünen machen ganz andere Witze! Mensch, Limes! Wenn wir uns von den MSM sogar den Humor verbieten lassen, dann Gute Nacht! Nein, mehr davon! meine ich. Selbstbewusst sagen, was ist! Den Gegner vorführen, was denn sonst!

RMH

17. Februar 2020 07:33

"ein Kanzler Söder (schwer vorstellbar mit dem grünen Koalitionspartner, aber sei's drum)."

Wer gestern Abend im TV Herrn Söder bei Anne Will gesehen hat, der konnte jemanden sehen, für den schwarz grün Fakt für die nächste Legislatur zu sein scheint und der dermaßen ambitioniert ist, dass ihm offenbar das Butterbrot Bayern nicht genug ist.

Im Übrigen war klar erkennbar, dass die AfD zum Karthago, welches bekanntermaßen zu zerstören ist, der der Altparteien geworden ist.

PS: Das heutige Fernsehen zeigt uns in HD hässliche Menschen in Talk-Shows. Anhänger der Physiognomie haben die ihre helle Freude. Da helfen auch keine Maskenbildner mehr.

Franz Bettinger

17. Februar 2020 07:52

@Grambauer fragt oben (15.2. um 10:30), was an dem Foto von Merkel mit US-Außenminister Pompeo auffällt. Antwort: Pompeos Krawatte. Sie ist schwarz weiß rot: die Farben des Dritten Reiches und der Dt. Handelsflagge.

MARCEL

17. Februar 2020 08:58

Lieber @Laurenz,
ich fürchte mittlerweile, dass niemandem von uns etwas Neues einfällt. Ein Orden, wie ich ihn verstehe ist durch Zusammenhalt, innere Disziplin und Verschwiegenheit nach außen gekennzeichnet. Es sind diese Charaktereigenschaften, die es brauchen wird, dafür darf man sich nicht zu schade sein. Litaneien, Endlos-Traktate und Schimpfereien über vergossene Milch helfen jedenfalls auch nicht.

EviGeblumenkraft

17. Februar 2020 09:22

Bedanke mich bei dem Teil der Kommentierenden die meine Antwort halb vorweggenommen haben. Ich fasse mich gerne kurz. Der eigentlich schon fast pennälerhaft naive Text von Bassermann ist das bisher Schwächste was ich hier von ihm gelesen habe. Entschuldigend kann man einwerfen daß der " Coup" der Afd eine gewisse händereibende Freude hier und da hervorgerufen hat, die dem leiderprobten konservativen Deutschen selten gemacht wird. Das ist aber auch schon das Einzige. Gestaltungsspielraum weiterhin gegen Null, die "Brandmauern" werden intensiviert, das Klima noch frostiger. Auch Sellner fiel etwas befremdend auf, als er freudestrahlend auf seinem Kanal Mails von Sympathisanten verlas. Wobei sein Hang zum Stil des "rasenden Reporters" einmal mehr etwas unangenehm auffiel. Nebenkriegsschauplätze allenthalben. Der Mehrwert hier und jetzt sind einmal mehr die Kommentare. So gerne bei Einigen nach einem Ausweg, einer Lösung, einer Befreiung gesucht wird - auch die AfD wird nicht die Lösung sein - die Zusammenhänge der Player sind viel größer als das deutsche Puppentheater, vermute ich. Am Ende ist jeder Einzelne gefragt, die eigene Lebensführung, das Umfeld, die kleinen und größeren Entscheidungen. Mut und Zusammenhalt sind gefragt. Und eine klare Sprache. Wunschdenken oder Agression bringen uns nur in die Honigfallen des großen Systems.

Hartwig aus LG8

17. Februar 2020 09:47

@ Der_Jürgen
Ihr Asbach Uralt in allen Ehren. Aber Sie wissen: Wenn @Grambauer Popcorn und Coke bereitstellt, dann brauchen wir bald mehr als nur ein Schnäpschen.

Imagine

17. Februar 2020 11:02

@limes 16. Februar 2020 16:48
„Der Begriff »Systemveränderung« ist übrigens in diesem Zusammenhang missverständlich, da die AfD ja nicht den gesellschaftlichen Umsturz betreibt, sondern - ganz im Gegenteil - die angestammten Rechte der Nation wiederherzustellen trachtet.
Den Umsturz betreibt vielmehr die Gegenseite.“

Systemveränderung wird gerade von Rechten – wie auch von Leninisten, Maoisten etc. – häufig missverstanden, nämlich als „Umsturz“, wobei eine Führungsschicht durch eine andere ausgetauscht wird. So wie bei der russischen Revolution oder beim Austausch der alten Führungspersonen durch Nazis im Hitler-Regime.

Systemtransformation meint aber etwas anders, nämlich die Veränderung der Funktionslogik in einem System. So wie wenn man in einem Unternehmen die Produktionsprozesse oder die Logistik umstellt.

Oder die Unternehmensziele verändert.

Gutes Beispiel sind die Systemveränderungen im Gesundheitswesen. Früher waren die Krankenhäuser im öffentlichen (kommunalen) Eigentum. Da war das Ziel des „Unternehmens Krankenhaus“ eine möglichst gute Gesundheitsversorgung der Bevölkerung.

Heute sind die Krankenhäuser privatisiert und das Ziel ist ein möglichst hoher Gewinn für die Shareholder. Diese Systemveränderung war eine Revolution, weil die Krankenhäuser heute ganz anders funktionieren, nämlich als Profitmaschine für die Anteilseigner und nicht mehr im Interesse einer möglichst guten Gesundheitsversorgung der Bevölkerung.

Das war eine grundlegende Systemveränderung aka „Revolution“, aber KEIN „Umsturz“. Das Personal, also Ärzte, Pflegeleute, Verwaltung etc. wurden NICHT ausgetauscht, aber das System funktioniert seitdem mit ganz anderer Zielsetzung.

Zu glauben, dass das bestehende System anders funktionieren würde, wenn die bisherigen Politiker und Parlamentarier durch AfD-Leute austauschen würden, ist politisch naiv. Wie man bei der SPD und den Grünen gesehen hat, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie im Interesse der Mächtigen funktionieren.

SPD und Grüne haben nach ihrer Wahl 1998 in der Regierungszeit von Schröder-Fischer die Politik von Kohl rechts überholt, obwohl sie vor der Wahl genau das Gegenteil versprochen haben.

Und die Wahl Hitlers brachte nicht – wie versprochen - das „Tausendjährige Reich“, also das zukünftige Paradies für das deutsche Volk, sondern genau das Gegenteil, nämlich die Hölle.

Monika

17. Februar 2020 11:37

@ Maiordomus
„Das Mitwirken von orientierungsstarken Christen bei politischen Bewegungen“ ist in der Tat von großer Bedeutung. In den rechten ( hier trifft rechts es besser als konservativ) Kanon gehören Berdjajew, Solowjew, Dostojewski, Tolstoi etc. Sie zu vernachlässigen ist sträflich! Das kulturelle russische Erbe ist letztlich auch grundlegend für die (geo) politische Annäherung an Russland. Kritik an den Ideologien des Liberalismus und Kommunismus durch diese russischen Denker liefern wesentliche Ein-sichten in der Berurteilung aktueller westlicher Dekadenzerscheinungen.
1. Das menschenverachtende Verhalten der linksjugend solid am 13. Februar auf dem Heidefriedhof in Dresden („Dresden, deine Nazis haben’s verdient“ ( Anmerkung: Den Brand) versteht man besser, wenn man Berdjajews „Sinn der Geschichte“, dort die „Fortschrittsreligion“ liest. Tenor:
„Die Fortschrittsreligion ist erbarmungslos gegenüber Gegenwart und Vergangenheit.“
2. Der „Großinquisitor“ von Dostojewski beschreibt anschaulich die Last der Freiheit, die man nur zu gerne bereit ist aufzugeben für das Materielle. Eine tiefere Kritik des „Liberalismus“ gibt es nicht.
3. Von Wladmir Solowjew gibt es eine Islamkritik, die es in sich hat. Das würde hier zu weit führen.
Auf die heutigen politischen und geopolitischen Probleme bezogen @ Limes
Der „Afrikanermarsch durch Schweinfurt“ ( vielleicht ein Buchtitel ?)
Natürlich werden die „Geflüchteten“ (= eine seelenlose Worthülse) von den Linken instrumentalisiert. Als neues Prekariat, das den Kommunisten die Arbeiterklasse ersetzt. Es geht eben genau nicht um das Leid entwurzelter Menschen aus Somalia, Afghanistan, Nordafrika oder um die abenteuerlichen Reisen junger Männer, die sich zum Paradies auf Erden aufmachen.

Phil

17. Februar 2020 14:19

Laurenz, Sie haben mich wohl missverstanden – ich moser nicht.
Und ich bin froh, dass gerade "mein Mann" Höcke mit diesem Coup in Verbindung gebracht wird. Ich gönne und wünsche ihm jeden Erfolg.

Imagine

17. Februar 2020 14:22

Die Überlegenheit der repräsentativen Demokratie gegenüber anderen Herrschaftssystemen ist, dass sie den sozialen Frieden bewahrt, indem sie die Hoffnung auf gesellschaftliche Veränderung durch Wahlen aufrechterhält. Insofern bietet das Parteiensystem ein breites Spektrum von Wahlmöglichkeiten an. Alle großen Parteien hatten in der Vergangenheit immer einen rechten und einen linken Flügel. So dass sie von fast allen gewählt werden konnten. Die SPD hat ihren linken Flügel verloren bzw. abgestoßen und bei der CDU/CSU sieht der rechte Flügen seine Interessen in der Merkel-Regierung nicht ausreichend vertreten. Ein Teil ist zur AfD gegangen, ein anderer Teil opponiert in der Partei als „Werteunion“.

Genau das ist das zentrale Problem der der Merkel- und GroKO-Regierung. Denn es existiert keine parteipolitische Konstellation, welche die Hoffnung auf grundlegende gesellschaftliche Veränderungen für die mit der bestehenden Politik Unzufriedenen macht.

Die Linken – ob SPD oder Linkspartei – und ebenso die Grünen sind systemkonformistische Parteien (geworden), die CDU, CSU und FDP sowieso seit eh und je. Das sind keine Hoffnungsträger für prekarisierten Massen und die abstiegsbedrohte Mitte.

Die einzige Partei, in die ein Teil der Bevölkerung noch Hoffnung auf Veränderung hineinprojizieren kann, ist die AfD. Aber es ist nur eine kleine Minderheit, welche die AfD wählt. Bundesweit weniger als 10% der Wahlberechtigten. Die große Mehrheit der deutschen Bürger will keine offen rechtsorientierte Partei an die Macht bringen, die zudem noch in einem mehr oder minder großem Ausmaß Anti-Liberale, verfassungsfeindliche Rechtsextremisten, Rassisten etc. als Mitglieder und Sympathisanten hat.

Aber die AfD ist die einzige Oppositionspartei und deshalb kann sie auch Stimmen bei Protestwählern akquirieren.

Dass sie rechtsextremistisches Potential an sich bindet, ist keineswegs unerwünscht, sondern aus Gründen des Erhalts des sozialen Friedens und der Sicherheit von Vorteil. Man kann so diese Leute besser in Datenbanken erfassen, überwachen und lenken.

In dem die AfD verteufelt wird, kann sich das Establishment als Demokratiebewahrer und Schutzherr gegenüber einem „inneren Feind“ darstellen und diesen „Kampf gegen Rechts“ führen.

Da viele Rechte politisch in Freund-Feind-Kategorien denken und dies auch so propagieren, werden sie von denen, welche sie „Feind“ deklarieren, vice versa als Feind angesehen und bekämpft. Und indem sie den gesellschaftlich Riss zwischen „links“ und „rechts“ vertiefen wollen, werden sie umso mehr bekämpft. Inzwischen ist es sogar dazu gekommen, dass unpolitische Omas als „OMAS GEGEN RECHTS“ gegen sie arbeiten und demonstrieren.

Trotzdem glauben die Rechten unbeirrt weiter, dass die Mehrheit des Volkes hinter ihnen steht.

Viele verstehen nicht, dass und wie die repräsentative Demokratie aus ehemaligen Oppositionellen konformistische Parteigänger des herrschenden Systems macht. Obwohl eine Vielzahl von 68-er-Konvertiten, die bis in höchste Staatsämter kamen bzw. noch darin befinden, bestes Anschauungsmaterial bietet.

Lotta Vorbeck

17. Februar 2020 20:21

@Utz - 15. Februar 2020 - 11:00 AM

"... Der kleine Teil, der sich nicht beirren läßt und daran festhält, daß es nicht der Lauf der Zeit ist, den man angeblich nicht aufhalten kann, daß mit unserer Kultur und auch unserem Menschenschlag (was nicht ganz zu trennen ist) etwas verloren geht, der steht dann auf verlorenem Posten und bekommt bestenfalls noch ein Reservat (eins in einer unwirtlichen Gegend im Osten und eins in einer ebenso abgelegenen Gegend in den Alpen) zugewiesen."

~~~~~~~~~~~

Das System wird sich hüten, "dem kleinen Teil, der sich nicht beirren läßt" ein Reservat zuzuweisen.
Um real zu sezessionieren braucht's schieres Land, wohin man überhaupt sezessionieren könnte.

Egal wie abgelegen, das vom modernden BRD-Kadaver separierte Reservat derer, "die sich nicht beirren lassen" würde nach einer gewissen Anlaufphase unvermeidlich zu prosperieren beginnen.

Deshalb dürfte es wesentlich wahrscheinlicher sein, daß, um mit "denen, die sich nicht beirren lassen" fertig zu werden, stillschweigend praktiziert werden soll, was im Süden Afrikas seinen erfolgreichen Probelauf bereits absolviert hat.

Lotta Vorbeck

17. Februar 2020 20:23

@Der_Juergen - 15. Februar 2020 - 12:50 PM

"... Wie man es auch dreht und wendet: Die Höllenfahrt eines Staates, der von Beginn an auf den Lügen der Besatzer aufgebaut war und dessen im Grunde antideutscher Charakter jahrzehntelang durch seine grossen wirtschaftlichen Erfolge und die vielen Freiheiten, die er seinen Bürgern gewährte, verdeckt worden waren, vollzieht sich in immer rasanterem Tempo. Und das ist schon einen Asbach Uralt wert!"

~~~~~~~~~~~~

Die BRD war ein gegen die DDR gerichteter "Schaufensterstaat" [Gerhard Wischnewski].

Nachdem der "Schaufensterstaat" die DDR erledigt und gefressen hat, ist dieses aufwendig und hübsch dekorierte, jahrzehntelang nahezu perfekt ausgeleuchtete, ziemlich kostspielige Schaufenster aus Sicht des Systems obsolet geworden.

Die Auslage hinter dem schon lange nicht mehr beleuchteten Schaufenster ist leergeräumt. Die blind gewordene, mehrfach gesplitterte Schaufensterscheibe wird seit geraumer mit Spanplatten vernagelt. Das gesamte Gebäude mit diesem überdimensionierten Schaufenster im Paterre ist offenbar dem Verfall preisgegeben.

Eine Frage scheint noch nicht ganz entschieden zu sein: Soll das desolate Gebäude so lange weiter verrotten, bis es von selbst in sich zusammenstürzt? Oder taugt die Ruine womöglich doch noch dazu, ein wenig Budenzauber in Form einer zünftigen Häuserkampfübung zu veranstalten?

limes

17. Februar 2020 20:58

@ Franz Bettinger
Es geht nicht ums Possenreißen, Herr Doktor. Sondern darum, den Deutschen klarzumachen, dass die AfD nicht »Nazi« ist. Denn obgleich die Mehrheit der Deutschen gewiss keinen Sozialismus und keinen Ökototalitarismus will, scheuen unsere Mitbürger vor der AfD zurück wie vor dem Gottseibeiuns. Deshalb verbieten sich frivole Spiele mit dem Nazi-Image.

Helmut Roewer, der ehemalige Chef des Thüringer Verfassungsschutzes, erklärt im Compact-Spezial Magazin »Tiefer Staat – Geheimdienste und Verfassungsschutz gegen die Demokratie«: »Falls mich jemand um Rat fragte … würde ich anraten, strikt zu den … genannten politischen Aussagen zurückzukehren, … denn das ist es, was den Bürger wirklich interessiert. Er will, dass die Landfremden verschwinden, dass der Strom wieder sicher und bezahlbar wird und er mit dem Diesel zur Arbeit fahren kann.«

Genau das will auch ich. Frivole Tänze um den »schmalen Grat« mache ich nicht mit!

Wahrheitssucher

17. Februar 2020 21:52

@Franz Bettinger

Das waren auch und zuerst die Farben des Deutschen Kaiserreiches...

Cugel

17. Februar 2020 22:20

quarz 15. Februar 2020 09:20

"Angesichts all dessen ist es wenig überraschend, dass empirische Untersuchungen zu dem Schluss kommen, dass die innovativsten Gesellschaften einerseits ethnisch homogen sind, zugleich aber (und vielleicht gerade deshalb) eine Vielfalt geistiger Entwicklungen im Rahmen eines Klimas gegenseitiger Anerkennung und intellektuell fordernder Auseinandersetzung zulassen."

Haben Sie ein paar gute Quellen?
Habe hartnäckige Fälle von Gläubigen des "Diversity is Strength"-Mantras im Bekanntenkreis, denen ich die gerne um die Ohren hauen würde.

Gracchus

17. Februar 2020 22:56

Ich stelle mir vor: Was wäre passiert, wenn Merkel in ihrer unnachahmlichen Diktion gesagt hätte: Nun ist er (der Kemmerich) eben gewählt. Natürlich hätte sie dies unter keinen Umständen gesagt. M. E. wäre es aber von CDU-Seite her taktisch klüger, eine Koalition mit der AfD nicht auszuschließen (allein um Verhandlungsdruck gegenüber anderen möglichen Koalitionspartnern aufbauen zu können). Ganz offensichtlich fehlt der CDU ein Post-Merkel-Konzept - oder sie will das von ihr verlorene konservative Terrain gar nicht zurückerorbern. Die Vorgänge rund um Thüringen zeigen einmal mehr, dass für Konservative, selbst für moderate, kein Platz in der CDU ist. Auch Fziedrich Merz wird daran wenug ändern. Wie sich das weiter entwickeln wird: wer weiß?

Maiordomus

18. Februar 2020 09:38

@Monika. Gerade wegen der von mir genannten Implosion des Christlichen im heutigen Westeuropa bleiben jedoch die von Ihnen genannten Christen, was leider auch für das heutige Russland zutrifft, bestenfalls ein Element, ein Ferment. Auf Macht dürfen sie nicht hoffen. In dem Sinn bitte ich die Foristen, die von mir in einem Nachbarstrang geübte Kritik an Pegida als Stimme eines Aussenseiters der von Ihnen @Monika genannten obigen Richtung wahrzunehmen.

quarz

18. Februar 2020 09:56

@Cugel

"Haben Sie ein paar gute Quellen?
Habe hartnäckige Fälle von Gläubigen des "Diversity is Strength"-Mantras im Bekanntenkreis, denen ich die gerne um die Ohren hauen würde."

Zum spezfischen Zusammenhang zwischen Homogenität und Innovation z.B.:

Ramasamy B. & Yeung M.: "Diversity and Innovation", Applied Economic Letters, Vol. 23, 2016

Zu den vielfältigen negativen Effekten ethnischer Heterogeniät allgemein gibt es Tonnen von Forschungsliteratur, über die, wenig überraschend, in der medialen Berichterstattung flächendeckend der Mantel des Schweigens ausgebreitet wird. Hier ein Überblick:

https://files.catbox.moe/su1vjr.pdf

Grobmotoriker

18. Februar 2020 10:24

Ganz klar: So kann es nicht mehr weiter gehen. Aber: Wie geht es dann weiter? Logisch gesehen, deutet fast alles auf unsere Niederlage hin, zuallererst die Demographie. Auch partei-politisch gesehen zeigt sich kein Silberstreif am Horizont. Wann wird die "Armee Wenck" - sprich: nationale Partei - endlich angeritten kommen? Und überhaupt: Woher soll sie kommen? Die AfD in der heutigen Version ist es nicht.
Es gibt also überhaupt keinen rationalen Grund zur Hoffnung. Was wir allerdings oft übersehen, ist das spezifische Verhalten der Massen - ausführlich beschrieben bei Le Bon. Massen verhielten sich demnach nämlich anders als Individuen und ihre Summe. Sie seien triebhaft, leicht erregbar und beeinflußbar, sie hielten die in ihrem "Gemüte" hervorgerufenen Bilder für die Wirklichkeit - oder wie ein chinesisches Sprichwort sagt: "Ein Chinese ein Held - ein hundert Chinesen zusammen, ein hundert Würmer". Wenn irgendwann der Kipppunkkt erreicht ist - kippt die Masse einfach und wie auf Kommando um: von links nach rechts. Einfach so. Als ob dies das natürlichste in der Welt wäre, folgen sie dem, was sie für die neue Führung oder Mehrheit halten. Ist das vielleicht der Herdentrieb, der unter Umgehung der individuellen Logik, der Logik der Herde folgt, welche ein Überleben als Herde eher verspricht denn als Einzelner, auch wenn der neue Weg allen bisherigen individuellen Überzeugungen diametral entgegen steht. Das sind die plötzlichen Ausschläge der Geschichte, die keinen Logik- und anderen Gesetzen mehr folgen. Derer Beispiele sind Legion.
Wann der Kipppunkt erreicht ist? Ist er jetzt mit "Thüringen" erreicht? Wenn ich das nur wüsste... Mein Gefühl sagt mir, dass dieser Punkt noch nicht erreicht ist, es ist allenfalls ein Dominostein umgefallen. Es müssen noch mehr fallen, damit das Ganze ins Rollen kommt. Daß gegenwärtig etwas Gravierendes geschieht, sieht man deutlich an den irrationalen, panischen Reaktionen der Systemlinge in der Politik und in den Medien. Das Stadium des Belächelns des Gegners ist beendet, das System schaltet völlig offen und ungeniert aufs Bekämpfen um - das hassvolle Getöse der Lautsprecher zeugt davon.
Der Auflösungsprozess kann allerdings noch dauern, vielleicht brauchen wir noch mehr "Grenzöffnungen", "Thüringen", BRD-Fahne-Wegwerfen, einen Mega-Anschlag? Der Deutsche hatte und hat da erfahrungsgemäß eine seeeeeehr laaaange Leitung. Sein Verhalten als Massenmensch ist nicht vorausrechenbar, nicht gänzlich planbar. Das hängt zum Beispiel davon ab, ob ein mitreißender Redner, ein charismatischer Führer auf der Bühne erscheint - dann kann es schneller gehen.
Der Impuls könnte aber auch von außen kommen. Aktuell könnte es ein Krieg zwischen den VSA - wo ein nuklearer Krieg in Washington wieder offiziell als gewinnbar gilt - und Russland/China sein, oder mehrere kurz aufeinander folgende Siege von national-konservativen Kräften in West-Europa, oder ein Zusammenbruch der Weltwirtschaft... oder was weiß ich. Es gibt kein Kochrezept und keine wissenschaftliche Formel für die Zukunft.

Laurenz

18. Februar 2020 11:17

@Phil & MARCEL ... Ich mag Herrn Höcke gut leiden, das hat zwar für die meisten etwas mit Politik zu tun, zählt für mich aber nicht eben nicht als politischer Maßstab. Auch Herr Höcke ist ein Opfer Seines Berufs, wie Sigmar Gabriel zu Pack-Siggi mutierte, so sieht Höcke vieles zu historisch. Das ist in Ordnung um auf SiN zu schreiben, aber in der allgemeinen öffentlichen Debatte macht das eher den Nicht-Interessierten Angst. Abseits der Geschichte wünsche ich mir mehr verbale Angriffe auf die real-politischen Schwächen des Gegners, von denen es reichhaltig viele gibt, egal wo man hinschaut. In einer historischen Debatte schwingt man meist eine Flagge im Schützengraben, was im militärischen Sinne die eigene Halbwertszeit im Gefecht massiv verkürzt. Das hat in der AfD Dr. Curio am besten erkannt, nur ist dieser eben weniger charismatisch, sozial verträglich, und wurde leider nicht zum Vorsitzenden/Sprecher der AfD gewählt. Curio ist Meuthen (und allen anderen) in Seiner geistigen Flexibilität um Lichtjahre voraus. Man müßte Ihm nur jemanden zur Seite stellen, der die Notenblätter an der Kirchenorgel entsprechend umblättert. Von daher, MARCEL, weniger mit sich selbst beschäftigen, und sich den politischen Mitbewerbern zuwenden.

herbstlicht

18. Februar 2020 12:09

Cugel, 17. Februar 2020 22:20, fragte

»Haben Sie ein paar gute Quellen?«

Bin zwar nicht angesprochen, müchte aber auf Forschung zu den Ursachen des Wohlstandes in Skandinavien hinweisen. Der iranischstämmige schwedische Volkswirtschaftler Nima Sanandaji vertritt, daß dieser Wohlstand nichts mit Sozialismus zu tun hat, sondern mit der herkömmlich ziemlich homogenen Kultur. Unter seinem Namen findet man auf Youtube eine ganze Reihe Vorträge, meist auf Englisch. (Der beim Cato-Institut könnte ein guter Einstieg sein.)

Mich interessiert bei derartigen Quellen auch immer der Hintergrund des Forschers und deshalb empfehle ich, auf YT auch das Gespräch seines Bruders Tino Sanandaji (ebenfalls Volkswirtschaftler, Dozent an der Handelshögskola Stockholm) in der US-amerikanischen Fernsehsendung Rubin Report anzusehen (man suche auf YT "rubin sanandaji"). Bis vor etwa 5 Jahren wurde ja auch in Schweden oft behauptet, die Masseneinwanderung sei eine "Bereicherung". Dann sprang regelmäßig Tino Sanandaji in den Ring und schlug mit harten Statistiken zu. Von den Gegnern blieb meist nicht viel übrig.

heinrichbrueck

18. Februar 2020 15:00

@ limes
Und wie soll die Umsetzung dieses imaginären Wollens aussehen, ohne Schnittmengen zwischen NS und AfD vorwerfen zu können? Ab wann funktioniert die Gehirnwäschetechnik (= Demokratie, also Achtung!) nicht mehr? (NS war völkisch / AfD „will“ Politik für das Volk = 1. Schnittmenge)... „Frivole Tänze“ wohl kaum, - Denksport. Und noch sind „Aussagen“ keine Taten; nur so als Gedankenspiel.

TheBlackCat

18. Februar 2020 20:02

@limes 16. Februar 2020 16:48
„Der Begriff »Systemveränderung« ist übrigens in diesem Zusammenhang missverständlich, da die AfD ja nicht den gesellschaftlichen Umsturz betreibt, sondern - ganz im Gegenteil - die angestammten Rechte der Nation wiederherzustellen trachtet.
Den Umsturz betreibt vielmehr die Gegenseite.“

Sie scheinen nicht ganz zu verstehen, was mit dem Begriff "System" im politischen Kontext gemeint ist.

Eine Nation oder ein Volk hat mit "System" nichts zu tun, noch nicht mal zwingend ein Staat, dessen Gesetze und Institutionen. Der Staat ist gewissermaßen die "Hülle", die sich ein System anziehen kann.

Im politischen Kontext ist mit "System" tatsächlich ein geschlossenes "Macht-System" gemeint, d. h. eine Machtclique, bestehend aus verschiedenen Einzel-Kräften, die zusammenwirken und sich die Macht im Land teilen.

In einer idealtypischen Demokratie und offenen Gesellschaft dürfte es so etwas wie ein System eigentlich gar nicht geben.

Und das ist die Crux an Merkel. Merkel steht nicht einfach nur der CDU vor. Sie hatte während ihrer gesamten Kanzlerschaft nicht einfach nur die ganze CDU hinter sich, sondern ein ganzes "System". Ein System, das eine gemeinsame Ideologie (nach außen) vertritt und gemeinsame Ziele vertritt. Das ist auch der Grund für Merkels "Erfolg"*

Als "Erfolg" soll hier nicht die Auswirkungen ihrer Politik auf das eigene Volk und Land verstanden werden, sondern schlicht der Umstand, dass Merkel vier mal hintereinander in unterschiedlichen Koalitionen zur Kanzlerin gewählt wurde - ungeachtet ihrer Politik und deren Auswirkungen auf das eigene Land und die eigene Partei.

links ist wo der daumen rechts ist

18. Februar 2020 22:59

Peter und Oskar / Märchen

Rollen wir den Artikel von der Feststellung am Ende her auf, lautet die lagerübergreifende Frage tatsächlich: Es geht um die Nation.
Also weniger Gärung, Thymosspannung, vermeintlich geniale Schachzüge (auf daß sich der Gegner – noch mehr? - zur Kenntlichkeit entstelle), Kulturk(r)ampf und Revision einer leerlaufenden Gedenkpolitik, sondern die Suche nach integrativen Figuren.
Schade, daß es keine zwei Leute aus der jüngeren Generation gibt, die ähnlich würdig miteinander sprechen könnten:
https://www.youtube.com/watch?v=mR08CX9ef54
https://www.youtube.com/watch?v=YYWAPeCXV-w
https://www.youtube.com/watch?v=08Jaks0vv_8

Und als Österreicher, der von diesen Vorgängen nur mittelbar betroffen ist, sei noch eine Beobachtung von außen gestattet.
Mußte ich schon beim denkwürdigen Auftritt von Herrn Bachmann („Ham Se mal ´ne Schere?“) irgendwie an das tapfere Schneiderlein denken, konnte ich mir beim mehrmaligen Ansehen der Vorgänge im Thüringer Landtag folgende Beobachtung nicht verkneifen (allein auch, weil die Schmähtandler-Figuren in Ö jede archetypische Tiefe vermissen lassen):
Ja erinnerte nicht die Landtagspräsidentin Birgit Keller mit ihrer hellen Stimme an die gute und die Vorsitzende der Linken Susanne Hennig-Wellsow (mit ihrer Hasenscharte) an die böse Fee im Märchen, während der gute Thomas Kemmerich einen Ritter von der traurigen Gestalt abgab? Und der selbsternannte Erlöser-Prinz Björn Höcke schwankend zwischen guter Absicht und böser Strategie? Aber wo ist die Prinzessin?
Und das Dornengerank ums Dornröschenschloß-Deutschland wuchert weiter dank verborgener Mächte…

Lotta Vorbeck

19. Februar 2020 00:33

@Grobmotoriker - 18. Februar 2020 - 10:24 AM

"... Der Deutsche hatte und hat da erfahrungsgemäß eine seeeeeehr laaaange Leitung. Sein Verhalten als Massenmensch ist nicht vorausrechenbar, nicht gänzlich planbar. Das hängt zum Beispiel davon ab, ob ein mitreißender Redner, ein charismatischer Führer auf der Bühne erscheint - dann kann es schneller gehen.
Der Impuls könnte aber auch von außen kommen. ..."

~~~~~~~~~~~~

Wer weiß, möglicherweise wird "der Impuls" sowohl hausgemachter als auch technischer Natur sein?

Ein mehrtägiger, flächendeckender, totaler Stromausfall könnte dafür sorgen, daß der Aggregatzustand der "seeeeeehr laaaangen Leitung" unversehends in "rotglühend-leuchtend" umschlägt.

Phil

19. Februar 2020 01:23

Die JF verteidigt Höcke gegen "Fake News":
https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2020/hat-hoecke-wirklich-zum-umsturz-aufgerufen/

Imagine

19. Februar 2020 09:52

@TheBlackCat 18. Februar 2020 20:02
„Im politischen Kontext ist mit "System" tatsächlich ein geschlossenes "Macht-System" gemeint, d. h. eine Machtclique, bestehend aus verschiedenen Einzel-Kräften, die zusammenwirken und sich die Macht im Land teilen.“

JEIN.

Denn dies nur ist ein Beispiel für ein spezielles System, das in Art einer „Bande“ funktioniert. So wie eine Gang in einem Slum. Aber es gibt in einem Slum in der Regel nicht nur eine Gang, sondern mehrere, die gegeneinander konkurrieren, wobei sie jeweils als Bande – also als mikrosoziales System - ähnlich funktionieren.

Der allgemeine Begriff des Systems erfasst eine institutionalisierte Funktionslogik, welche die Menschen dazu bringt, sich an diese anzupassen.

Das politökonomische System des Kapitalismus führt dazu, dass sich organisierte Interessengruppen herausbilden, die in der Art von „Banden“ funktionieren. In USA gibt es z.B. die „Trump-Gang“. Der stand im letzten Wahlkampf die „Clinton-Gang“ gegenüber. Beide repräsentieren unterschiedliche Interessen und Ziele.

Das Interessante bei der „Merkel-Gang“ ist, dass sie hinsichtlich konkreten Interessenvertretung und der Ziele flexibel ist und sich der jeweiligen Machtkonstellation – global oder national - anpasst.

Die Merkel-Gang war zuvor strikt gegen eine Massenimmigration und eine kurze Zeit später hat sie für Millionen von Migranten die Grenzen aufgemacht.

Die Homo-Ehe wurde von Merkel vorangetrieben, bei der Abstimmung im Parlament hat sie jedoch dagegen gestimmt.

Heute so, morgen vielleicht das Gegenteil, wenn es opportun ist.

Das einzige gemeinsame Ziel für die Mitglieder dieser Bande - Politiker, Journalisten, Lehre, Wissenschaftler etc. - ist, selbst oben zu bleiben bzw. nach oben zu kommen.

Sie passen sich der Funktionslogik des herrschenden Makro-Systems an.

Wenn man statt Ramelow den Höcke zum Ministerpräsidenten machen würde, dann würde Höcke ähnlich funktionieren wie zuvor Ramelow. Denn die Funktionslogik des Makro-Systems erzwingt dies.

Allerdings überfordert der System-Begriff die kognitiven Möglichkeiten der meisten Menschen. Deshalb personalisieren sie. Sie glauben daher, wenn man statt Merkel den Höcke zum Kanzler machen würde, dann würde er eine ganz andere Politik machen.

Weil sie das gesellschaftliche Machtsystem – die „Power-Structure“ - nicht begreifen, welches das Handeln der Menschen bestimmt.

Maiordomus

19. Februar 2020 11:17

@links ist, wo der Daumen rechts ist.

Ihre Beobachtungen betr. die handelnden Personen im Thüringer Landtag zeigen: mit literarischen Voraussetzungen kann man gruppendynamische Vorgänge besser ins Bild bringen. Dabei ist Ihnen zum nun mal nicht vollständig durchschaubaren Höcke der optimale literarische Bildvergleich noch nicht eingefallen. Und mit der "Hasenscharte" sollten Sie taktvoller umgehen. Stellen Sie sich vor, Ihre tote Mutter sei damit "ausgestattet" ausgestattet gewesen.

Aber ganz ehrlich: die vielleicht auch dank FDJ und SED disziplinierte Thüringer Landtagspräsidentin hat mir Eindruck gemacht. Sie zeigte echte Stärke und war im Augenblick ihrer historischen Maximalbeachtung ihres Amtes würdig. Dies bestätigt mir auch, dass die grosse Mehrheit der mir persönlich bekannt gewordenen ehemaligen oder auch verbliebenen SED-Mitglieder anständige Menschen geblieben sind oder es durchaus waren. Warum eigentlich nicht? Mit Muslimen und ehemaligen Parteigenossen habe ich über Jahrzehnte ähnliche Erfahrungen gemacht. Eine vernünftige Analyse des politischen Gegners, den man nie verharmlosen sollte, müsste zum Beispiel Feministinnen (die man keineswegs mögen muss) nicht gleich mit Babymörderinnen gleichsetzen. Die grosse Mehrheit der Mitläuferschaft von Ideologien, bei denen mörderische Konsequenzen nun mal möglich sind, ist nun mal nicht kriminell. Sowieso kennt jeder nur selber seine bösesten Gedanken.

Wenn ein Linker sagt "Faschismus ist keine politische Ansicht, sondern ein Verbrechen", sollte er hinzufügen: "Hallo, Knastbruder, ich habe Mühe mit dir! Aber meine Opfer waren wirklich Schufte!"

Unterdessen befürchte ich, dass in Deutschland der Faschismus zum Beispiel mit dem Gedanken beginnen könnte, mit der Thüringer Landtagspräsidentin (aber leider nicht mit der wegen "Hasenscharte" Diskriminierten), einen Kaffee trinken zu wollen und ihr für den erwiesenen politischen Anstand die angemessene Anerkennung auszusprechen.

zeitschnur

19. Februar 2020 12:39

@ Imagine

Ihrem letzten Kommentar stimme ich diesmal weitgehend zu. Die Frage ist dann angesichts dieser "Logik" der Makrosysteme, die alles funktionale politische Handeln demnach inzwischen "steuern", wieviel man im System ausrichten können wird. Auch ich denke, dass die AfD die Politik der anderen funktional fortsetzen wird, so wie übrigens auch in den Dreißigern dem Prinzip nach die zuvor schon angelegte Systempolitik angelegt und fortgesetzt wurde. Und damit meine ich: es ist von außen gesehen nichts mehr prognostizierbar.
Das Makrosystem ist einem PC-Strategiespiel viel näher als der lebendigen Realität, die der einzelne Mensch "da unten" erlebt.
Ein Ausweg kann daher unmöglich darin bestehen, das System von innen zu verändern - genau das ist unmöglich. Auch ein Aufstand gegen das System wird es am Ende stärken. Man kann sich historisch einmal fragen, ob nicht alle Aufstände, alle Revolutionen nur das schneller vollstreckten, was systemimmanent bereits angelegt war. Es ist absolut illusorisch zu glauben, es gebe eine Art Katapult hinaus aus dem System.
Die biblische Logik verweigert sich daher auch jedem Aufstand und jeder "Machtübernahme", sondern operiert dort heilsgeschichtlich grundsätzlich mit "Auszug" aus einem System. Ich möchte jetzt nicht mit @ Laurenz wieder über Landnahmen und alles mögliche debattieren, das ich der großen Linie nach für irrelevant halte in dem Kontext. Man kann auch den Tod Jesu als einen solchen Exodus verstehen. Das "Reich", von dem er spricht, ist nicht äußerlich, politisch, es ist "inwendig" wie Luther sehr schön deutsche übersetzte. Aber als solches Inwendiges hat es enorme Kräfte in die äußere Welt hinein, deren Anwesenheit wir erst dann erkannt haben werden, wenn sie verloren gegangen sein wird.
Die diversen politisch propagierten "Ausstiege" der letzten Jahre haben daher auch faktisch alles, woraus man aussteigen wollte, im Äußerlichen verstärkt. Auch die Absage an Migration führte faktisch zu noch mehr Migration, wie Sie schreiben.

Grundsätzlich kann man fragen, ob all diese Konzepte, die das Gemeinwesen als Funktionsmechanismus ansehen, nicht Illusionen sind. Die Auffassung des Zusammenlebens als "Maschine" ist immer tödlich. Libertarismus - allerdings nicht wieder maschinell konzipiert - erscheint mir daher als echte Möglichkeit, aber eine geistige Überwindung des Maschinendenkens wäre dazu notwendig.

Imagine

19. Februar 2020 16:47

@zeitschnur 19. Februar 2020 12:39
„Grundsätzlich kann man fragen, ob all diese Konzepte, die das Gemeinwesen als Funktionsmechanismus ansehen, nicht Illusionen sind. Die Auffassung des Zusammenlebens als "Maschine" ist immer tödlich. Libertarismus - allerdings nicht wieder maschinell konzipiert - erscheint mir daher als echte Möglichkeit, aber eine geistige Überwindung des Maschinendenkens wäre dazu notwendig.“

Von seiner körperlichen Seite her ist der Mensch wie das Tier ein Organismus und tatsächlich eine Art Maschine.

Der Mensch ist ein „Stoffwechselwesen“: Er kann nur 3 Minuten ohne Atemluft, nur 3 Tage ohne Flüssigkeitszufuhr (je nach Umwelt) und – sofern gesund und wohlgenährt – 3 Monate ohne Nahrungszufuhr überleben.

Diesem Naturzwang ist er zeitlebens unterworfen. Aber er kann ihn mit technischen und ökonomischen Mitteln reduzieren und dadurch mehr Freiheit vom Zwang zur Reproduktionsarbeit gewinnen. Den Libertarismus sehe ich nicht als Lösung an, weil er aus meiner Sicht über kein rationales Konzept der Organisation von gesellschaftlich notwendigen ökonomischen Kreisläufen in einer hocharbeitsteiligen Gesellschaft verfügt. Libertarismus ist eine realitätsferne Utopie. Notwendig ist eine Neuorganisation der Ökonomie, welche mehr Freiheit sowie Wohlstand für alle ermöglicht.

Gesellschaften mit komplexer arbeitsteiliger Ökonomie bilden eine Art Gesamtorganismus und weisen Ähnlichkeiten mit einem Körper auf. Das gesellschaftliche Ganze bildet – wie der menschliche Körper mit seinen Organen – ein System, das zum Überleben auf das Funktionieren aller Organe angewiesen ist.

Man spricht auch vom „Volkskörper“, ein Teil der Bevölkerung – die körperlich Arbeitenden – entsprechen in diesem Bild dann den Armen und Beinen, ein anderer Teil bildet das Gehirn.

Diese Funktion sollten gemeinwohlorientierte Funktionseliten innehaben.

Das Humboldtsche Konzept der Elitenbildung sollte diese gemeinwohlorientierte Intelligenz hervorbringen.

Pech der Deutschen war und ist, dass es in Deutschland niemals eine bürgerlich-emanzipatorische Strukturrevolution erfolgte, sondern die geistige Blütezeit von Kant, Goethe, Schiller, den Humbolds etc. vor rund 200 Jahren durch eine reaktionäre Wende abgewürgt wurde (cf. „Heilige Allianz“). Seitdem herrschen die reaktionären, besitzstandswahrenden Rechten, der Adel und nachfolgend der Geldadel.

Es gab nie eine wirkliche Entwicklung zu einer bürgerlich-emanzipatorischen Gesellschaft.

Die in der Nachkriegszeit mit Unterstützung der Alliierten getätigten Versuche, aus den Deutschen „mündige Bürger“ zu machen, verliefen weitgehend erfolglos bis auf eine Minderheit in der Gesellschaft, die dann zur APO wurde und die gegen die Notstandgesetzgebung die individuellen, im Grundgesetz kodifizierten Freiheitsrechte der Bürger zu verteidigen versuchte. Allerdings ohne Erfolg gegen die Große Koalition der Schwarzen und Roten. Viele aus der FDP standen damals auf Seiten der APO.

Die Institutionen des Bürgertums, welche die freiheitlich orientierten und gebildeten Bürger hervorbringen sollten, namentlich das humanistische Gymnasium und die klassische Universität, wurden von der systemkonformen sozialliberalen Regierung liquidiert und zu Massengymnasien und Massenhochschulen umfunktioniert, deren Hauptfunktion die Produktion marktkonformer Arbeitskräfte ist.

Die Zielsetzung einer „Erziehung zu Mündigkeit“ wurde von den sozialliberalen „Modernisierern“ sang- und klanglos aufgegeben, stattdessen wurde die Illusion einer „Bildung für alle“ propagiert, die in Wirklichkeit eine „Unbildung“ (cf. Konrad Liessmann) für alle darstellte und einen kollektiven Intelligenzverlust herbeiführte.

Statt eine humanistische und gemeinwohlorientierte Elite heranzubilden, wurden massenhaft mittelmäßige und systemangepasste Karrieristen und Opportunisten produziert, jene Dilettanten, Nieten und Schwätzer, die heute in Politik, Wirtschaft, Medien und Wissenschaft die Führungs- und Leitungspositionen innehaben.

Selbstverständlich ist es möglich, bestehende Systeme von innen heraus transformieren, aber dazu braucht es hochintelligente Menschen, also Forscher, Erfinder, Entwickler, Unternehmer, Manager etc. Und diese müssen sich erfolgreich gegen privilegierte und reaktionäre Besitzstandswahrer, welche die Machtpositionen innehaben, durchsetzen können.

Der deutsche Volkskörper ist seit 200 Jahren krank im Gehirn, weil der reaktionäre Adel und seine Nachfolger geistig-kulturellen und damit gesellschaftlichen Fortschritt verhindert hat. Und später haben sich im System der repräsentativen Demokratie häufig populistische Aufsteigertypen ohne wirkliche geistige Bildung sowie ohne entsprechende politische, ökonomische, technische Kompetenzen durchgesetzt und Führungspositionen eingenommen.

Die Besetzung von Elitenfunktion durch Geschlechterproporz ist noch eine weitere Stufe des Irrsinns.

limes

19. Februar 2020 17:18

@ TheBlackCat
Sie und andere können sich gerne in Dauerschleife am Begriff des Systems abarbeiten. Es sollte wohl klar sein, dass es mir um den freiheitlichen demokratischen Rechtsstaat geht, an dem der politisch-mediale Komplex des globalistischen Establishments den Hebel angesetzt hat, und darum, dass die AfD es ist, die Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit verteidigt. Genau das geht ja auch aus dem von @Phil verlinkten JF-Beitrag zur Höcke-Rede bei PEGIDA hervor.

@ heinrichbrueck
Verleumderische Schnittmengen können in böser Absicht immer vorgeworfen werden, aber man sollte den Faktenverdrehern die Bälle nicht auch noch zuspielen! Wer gedanklich ständig um Gehirnwäschetechnik kreist, entwickelt womöglich eine Neigung zu Äußerungen, die wie Tourette-Tics wirken.

zeitschnur

19. Februar 2020 19:52

@ Imagine

Vielen Dank für Ihre Antwort. Aber wirklich, Sie schreiben:

"Selbstverständlich ist es möglich, bestehende Systeme von innen heraus transformieren, aber dazu braucht es hochintelligente Menschen, also Forscher, Erfinder, Entwickler, Unternehmer, Manager etc. Und diese müssen sich erfolgreich gegen privilegierte und reaktionäre Besitzstandswahrer, welche die Machtpositionen innehaben, durchsetzen können."

Ich weiß nicht, @ Imagine, was da "realitätsferner" ist, der Libertarismus oder das da. Immerhin können auch Sie mir nicht ein einziges gelungenes historisches Beispiel für Ihren Traum nennen. Diese "hochintelligenten Menschen", von denen Sie träumen, müsste das System der reaktionären Besitzstandswahrer ja selbst hervorgebracht haben, und das - wen wunderts - wird es einen Teufel tun hervorzubringen. Wenn die Reaktionäre auch sonst nichts im Hirn haben, aber eines schon. ihren Besitzstand zu wahren und echte Gegenwehr zu verhindern. Wenn das nicht so wäre, wie ich es sage, sähe es bei uns nicht so aus derzeit. Von nichts kommt eben nichts. Wo sollen diese "hochintelligenten menschen" geschult worden sein in dem System, das Sie ja selbst zutreffend beschreiben?

heinrichbrueck

19. Februar 2020 20:01

@ limes
Und wer einen Sumpf trockenlegen möchte, wird nicht die Frösche um Erlaubnis fragen.

Gustav Grambauer

19. Februar 2020 21:06

Buschfunk meldet: Thüringer Sippschaft wird seit Neuestem geschlossen AfD wählen. Keiner von denen hat noch ein Milligramm Illusionen.

Maiordomus

"Aber ganz ehrlich: die vielleicht auch dank FDJ und SED disziplinierte Thüringer Landtagspräsidentin hat mir Eindruck gemacht. Sie zeigte echte Stärke und war im Augenblick ihrer historischen Maximalbeachtung ihres Amtes würdig. Dies bestätigt mir auch, dass die grosse Mehrheit der mir persönlich bekannt gewordenen ehemaligen oder auch verbliebenen SED-Mitglieder anständige Menschen geblieben sind oder es durchaus waren. Warum eigentlich nicht?"

Gehen Sie mal hier

https://sezession.de/60842/letzte-nation-ddr

mit dem Seitensucher auf "jena" ...

Gruss!

- G. G.

Imagine

19. Februar 2020 23:12

@zeitschnur 19. Februar 2020 19:52
„Ich weiß nicht, @ Imagine, was da "realitätsferner" ist, der Libertarismus oder das da. Immerhin können auch Sie mir nicht ein einziges gelungenes historisches Beispiel für Ihren Traum nennen. Diese "hochintelligenten Menschen", von denen Sie träumen, müsste das System der reaktionären Besitzstandswahrer ja selbst hervorgebracht haben, und das - wen wunderts - wird es einen Teufel tun hervorzubringen.“

Ein historisches Beispiel für eine Systemtransformation durch Funktionseliten ist die Sowjetunion. Deren Auflösung war eine „Revolution von oben“.

Wenn das sozioökonomische System in eine Krise gerät oder vom Zusammenbruch der gesellschaftlichen Ordnung bedroht ist, dann ist es möglich, dass ein Elitenkonflikt entsteht und Teile der Eliten eine Systemveränderung wollen.

Denn nicht alle Funktionseliten werden in Verhältnissen wie in Mexiko oder Brasilien leben und arbeiten wollen, wenn dazu eine Alternative durch Veränderung des bestehenden Systems besteht.

In gewisser Hinsicht ist das Deutschland der 30-er Jahre ein historisches Beispiel für eine Systemtransformation von innen. Die Wirtschaft wurde ab 1933 hinsichtlich der Rahmenbedingungen gesamtwirtschaftlich gesteuert und es gab Vierjahrespläne. Die Eigentumsverhältnisse blieben unberührt, die Unternehmer blieben Unternehmer und der Staat übernahm die Gesamtsteuerung. Das war kein marktwirtschaftlicher Kapitalismus mehr, sondern ein neues System.

Wenn man will, kann man dies als sozialistisch bezeichnen. Aber selbstverständlich war dies kein gleichmacherischer Sozialismus mit „Diktatur des Proletariats“ wie in der kommunistischen Vorstellungswelt.

Wenn das herrschende System immer weiter in die Krise gerät, die Funktionalität des ökonomischen Systems sowie die zivilisatorische Matrix vom Zusammenbruch bedroht sind, warum sollten da intelligente Menschen mit Funktionsmacht nicht auf die Idee zu einer Systemtransformation kommen?

@zeitschnur:
„Wenn die Reaktionäre auch sonst nichts im Hirn haben, aber eines schon. ihren Besitzstand zu wahren und echte Gegenwehr zu verhindern. Wenn das nicht so wäre, wie ich es sage, sähe es bei uns nicht so aus derzeit.“

Bislang funktioniert das System für die Reichen und die Funktionseliten noch gut und ziemlich stabil. Die Vermögenden werden immer reicher, die Einkommen der Funktionseliten und ihre Boni steigen. Die Pazifizierung der Bevölkerung klappt. Die Systemloyalität ist ungebrochen. Bislang gibt es noch nicht einmal eine Opposition, welche die System- und Legitimationsfrage stellt. Derzeit scheint das System kaum oder keine Legitimationsprobleme zu besitzen. Das war zur „68-er-Zeit“ anders.

Aber die Probleme werden zunehmen. Die Arbeitslosigkeit und die Prekarisierung nehmen strukturell durch Automatisierung und Roboterisierung zu. Der Kasinokapitalismus ist instabil. China entwickelt sich immer mehr zu einer Systemkonkurrenz.

Die innere Sicherheit wird immer gefährdeter und die zivilisatorischen Matrix immer schwächer. Es steigt die Armutskriminalität und insbesondere auch die organisierte Ausländerkriminalität. Es wird immer schwieriger, die millionenfachen, kulturfremden Immigranten ökonomisch und kulturell zu integrieren. Die Bildung von Parallelgesellschaften steigt an und vertieft sich. Und damit verbunden die sog. Clan-Kriminalität.

Selbstverständlich sehen dies auch Teile der Funktionseliten. Deshalb gibt es das verschärfte Sicherheitskonzept für den Reichstag, wo dieser zu einer Art Festungsanlage einem 2,50 Meter tiefen und 10 Meter breiten Graben quer über den Platz der Republik gemacht werden soll.
https://www.tagesspiegel.de/berlin/neue-sicherheitszone-auf-dem-platz-der-republik-ein-graben-vor-dem-reichstag/24675158.html

Die gesellschaftliche Entwicklung sollte – so meine These – als Prozessphänomen betrachtet werden. In 5 oder 10 Jahren kann die gesellschaftliche Situation schon ganz anders aussehen. In absehbarer Zeit – in ein paar Jahrzehnten – wird sie mit Sicherheit anders aussehen, denn dann sind die indigenen Deutschen in der Minderheit.

Gracchus

20. Februar 2020 00:47

Wenn man von System spricht, sollte man, meine ich, Luhmann nicht unerwähnt lassen. Wie Luhmanns Systemtheorie in 1 Minute erklären? Na, jedenfalls besteht das System bei Luhmann nicht aus Menschen, sondern aus Kommunikationen, die - ähnlich wie es @imagine sagt - einer bestimmten Funktionslogik folgen, und diese Funktion ist ihnen quasi Selbstzweck. Ich kann Luhmann nicht in allem folgen, kann aber von daher der von @imagine geäußerten Ansicht, dass die Akteure der Funktionslogik des Systems folgen und nicht umgekehrt. Wie man aber die Funktionslogik ändern können soll, bleibt fraglich bzw. eine Frage sozialer Evolution, die schlecht prognostizierbar ist - ähnlich wie Klimaentwicklungen. D. h. m. E. verstoßen Sie gegen Ihre eigenen Prämissen, wenn Sie soziale Versäumnisse dem "reaktionären Adel" zuschreiben, denn damit personalisieren Sie ja. Womöglich verwenden Sie aber ein anderen Systembegriff wie zum Beispiel eben Luhmann.

Davon ab muss ich sagen, dass Sie @imagine in letzter Zeit mit bedenkenswerten Kommentaren aufwarten.

Imagine

20. Februar 2020 11:13

@Gracchus 20. Februar 2020 00:47
„Wie man aber die Funktionslogik ändern können soll, bleibt fraglich bzw. eine Frage sozialer Evolution, die schlecht prognostizierbar ist - ähnlich wie Klimaentwicklungen.“

Nach Luhmann entwickeln sich makrosoziale Systeme – also Gesellschaften – „selbstorganisierend“, also nicht nach einem bestimmten Plan, der von einem Gesellschaftsarchitekten entworfen wurde, sondern die Menschen agieren im Rahmen des Vorgefundenen, welches sie – als Konservative oder Reaktionäre - erhalten oder - als Progressive oder Revolutionäre – verändern wollen.

Luhmann steht hier nicht im Widerspruch zu Marx, sondern dies ist auch die Position von Marx, wie dieses Zitat zeigt:
„Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen. Die Tradition aller toten Geschlechter lastet wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden. Und wenn sie eben damit beschäftigt scheinen, sich und die Dinge umzuwälzen, noch nicht Dagewesenes zu schaffen, gerade in solchen Epochen revolutionärer Krise beschwören sie ängstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste herauf, entlehnen ihnen Namen, Schlachtparole, Kostüm, um in dieser altehrwürdigen Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neuen Weltgeschichtsszene aufzuführen. So maskierte sich Luther als Apostel Paulus, die Revolution von 1789-1814 drapierte sich abwechselnd als römische Republik und als römisches Kaisertum, und die Revolution von 1848 wußte nichts besseres zu tun, als hier 1789, dort die revolutionäre Überlieferung von 1793-1795 zu parodieren. So übersetzt der Anfänger, der eine neue Sprache erlernt hat, sie immer zurück in seine Muttersprache, aber den Geist der neuen Sprache hat er sich nur angeeignet, und frei in ihr zu produzieren vermag er nur, sobald er sich ohne Rückerinnerung in ihr bewegt und die ihm angestammte Sprache in ihr vergißt.“

@Gracchus :
„D. h. m. E. verstoßen Sie gegen Ihre eigenen Prämissen, wenn Sie soziale Versäumnisse dem "reaktionären Adel" zuschreiben, denn damit personalisieren Sie ja. Womöglich verwenden Sie aber ein anderen Systembegriff wie zum Beispiel eben Luhmann.“

Die Menschen sind keine totalen Objekte des Systems, auch wenn dem System – historisch und soziologisch betrachtet – ein Subjektcharakter zukommt, also die Systemlogik das Handeln der Menschen bestimmt.

Aber die Menschen können auf die Gesetzmäßigkeiten im System einwirken. Das tun sie auch. Sei es mit Gesetzen, Regierungshandeln und/oder mit Gewalt. Aber alles nur im Rahmen der Möglichkeiten, welche der historische Stand der Gesellschaftsentwicklung, also insbesondere der wissenschaftlich-technische und ökonomische Entwicklungsstand, zulässt.

Der reaktionäre Adel hat gewisse Entwicklungen blockiert und unterdrückt, welche die freiheitlichen Bürger und später die Arbeiterbewegung wollten. Durchgesetzt haben sich die Stärkeren und Mächtigeren. Das ist eine Frage der systemimmanenten „Power Structure“.

zeitschnur

20. Februar 2020 12:08

@ Imagine, @ Gracchus

Ich habe Schwierigkeiten mit dem Begriff "soziale Evolution". Das alles ist mir zuviel und zu unbesehen "Evolution", die als Jokerbegriff fungiert und Bewegungen suggeriert, die ich nicht sehen kann. "Evolution" ist ein Aufschäumer für all zu oft Nichtiges.

War denn die russische (bolschewistische) Revolution wirklich eine Systemtransformation? Und dann noch dazu "von oben", wie Sie schreiben (was sie zweifellos war - nur: kann man dann noch von Transformation oder gar "Evolution" sprechen)? Wo beginnt die "soziale Evolution", die angeblich unabsehbar ist und wo die "Transformation von oben", die willentlich und blutig erzeugt wird? Ich finde das alles etwas sehr schwammig.

Mir ist das alles zu apparatetechnisch gedacht. Ob nun Gemeinwesen wie ein Apparat funktionieren sollen, wird durch kleine Umschichtungen im Apparat nicht "evolutionär" "transformiert" - nee, das ist doch bloß ein Umbau im System, das sich damit aber nicht wirklich "ändert".

Vor allem sind Apparate und Maschinen immer zweckgerichtet und "produzieren" etwas, haben ein Produkt. Was "produziert" die Gesellschaftsmaschine?

Noch kurz zu Ihrer Meinung, @ Imagine, der Körper des Menschen sei "Maschine", nur weil er essen, trinken und ausscheiden muss.
Nein, wesentlich nein: denn eine Maschine ist nicht dadurch definiert, dass sie sich selbst erhält! Gerade das nicht!
Dass der Leib in Selbsterhaltungskreisläufen schwingt macht ihn noch nicht zur Maschine.
Ich meinte dagegen, dass die Verwobenheit des Menschen wie der ganzen Natur in "kybernetische" Prozesse mit dem Wesen einer Maschine überhaupt nichts zu tun haben, weil diese Prozesse eine innere, geistige Seite haben, die einer Maschine grundsätzlich fehlen. "Maschine" ist eine Abstraktion vom Lebendigen und erreicht dessen Level unter keinen Umständen. Wir haben uns aber ein solches Denken angewöhnt und erkennen nicht mehr, wie leer und tödlich es ist. Der heutige Mensch vegetiert darin nur noch materialistisch. Geistig wird ihm notwendig die Luft zum Atmen genommen! Was immer wir also in diesem maschinellen Sinne "Transformation" nennen, ist nichts weiter als leerer Orga-Aktivismus, der daher auch folgerichtig, seitdem man menschliches Zusammenleben maschinell auffasst, verstörende Leichenberge erzeugt hat: der reale Mensch passt in diese Reduktion nicht hinein und geht dabei massenhaft drauf. Das Leben der Waldtiere ist derzeit menschlicher als das der Menschen.

Wesentlich produzieren nur unsere Maschinen das, was wiederum die Maschinenrealität bezeugt. Wir verwechseln das aber immer notorischer mit dem Lebendigen. Dass dieses völlig verkehrte Denken flankiert ist von einem Heer an Systemtheoretikern, durch die man glaubt , sich lebenslang durchwühlen zu müssen ("Diplom-Soziologe"), so abgehoben und leer und damit unmenschlich sind ihre Konstruktionen, gehört in die Tragik hinein. Dass eine derart entleerte Welt dem armen Menschen darin u.a. das virtuelle Herdfeuer, die sterile Flamme der Fantasyliteratur gibt, um ihn bei der Stange zu halten, mag als Gedankengang aus dem anderen Strang hier noch hinzugefügt werden können.

Maiordomus

20. Februar 2020 13:18

Während hier zum Beispiel über Luhmann diskutiert wird, können Sie versichert sein, dass die Schraube der Repression zumal gegen die Geistigen mit Rechtsorientierung in nächster Zeit mit Sicherheit angezogen wird. Zum Beispiel glaube ich nicht mehr daran, was immerhin auf einem anderen Strang ernsthaft als Gedankenspiel erörtert wurde, dass sich Herr Höcke, würde er sich aus der Politik zurückziehen, Hoffnung auf eine Beschäftigung als Gymnasiallehrer machen könnte. Was zwar ein Präzedenzfall für Geistesfreiheit und Unterrichtsfreiheit in Deutschland wäre, von eher höherer Bedeutung als ein Abgeordnetenmandat. Nicht auszuschliessen bleibt, dass man Pegida u. Co. die Verantwortung für "Hanau* zuschreiben wird. Nach dem vorletzten Terroranschlag dieser Sorte würde ein AfD-Bundestagsabgeordneter aus dem Stiftungsrat einer kulturkonservativen Stiftung entfernt. Sie meinten es nicht mal "böse". Es ging rein reflexartig um den Ruf der Institution.

Maiordomus

20. Februar 2020 18:49

Der AfD-Abgeordnete w u r d e nach dem Mordfall Lübcke aus der besagten Stiftung "entfernt". Sowohl der Name des Betroffenen wie auch der Name der Stiftung sind mir bekannt. Die Öffentlichkeit wird längst nicht über jede Schikane informiert, weil dies im Einzelfall für alle Betroffenen zusätzlich rufschädigend ist.

Für diesen Beitrag ist die Diskussion geschlossen.