Sonntagsheld (138) – Alles nur geklaut

„Was ist wirklich skandinavisch?“

„Was ist wirk­lich skandinavisch?“

„Abso­lut gar nichts […] Alles ist nach­ge­macht.“ – so lau­tet die Ant­wort der Flug­ge­sell­schaft Scan­di­na­vi­an Air­lines, die mit einem jüngst ver­öf­fent­lich­ten Wer­be­film eine uner­war­te­te Wel­le der Empö­rung los­trat. Dabei soll­te der Spot eigent­lich zum Rei­sen anre­gen – doch von vorne.

Sol­che char­man­ten Rei­se­film­chen kom­men einem ja immer wie­der unter– sei es für Ägyp­ten, Irland, oder auch Mon­te­ne­gro. Sie lau­fen als Wer­be­spots im TV, oder wer­den vor mone­ta­ri­sier­te You­Tube-Vide­os geschal­tet und locken die Kon­su­men­ten in der Regel mit far­ben­präch­ti­gen und im bes­ten Sin­ne ste­reo­ty­pen Natur- und Kul­tur­idyl­len nach den vor­ge­stell­ten Gestaden.

Wie gesagt: Mit Kli­schees wird in die­sen Vide­os kei­nes­falls gespart, son­dern gewor­ben: Im Ori­ent rei­zen bauch­t­an­zen­de Schön­hei­ten das Fern­weh und in Grie­chen­land scheint es nichts zu geben als wei­ße Häu­ser, Rui­nen und das Mit­tel­meer – der ein­ge­spro­che­ne Text folgt dabei dem obli­ga­to­risch-lee­ren Tri­pty­chon der „herr­li­chen Strän­de, der Land­schaft und der Menschen“.

Die erwünsch­te Wir­kung ist klar – es han­delt sich um kom­mer­zi­el­le Wer­bung mit dem Ziel Besu­cher anzu­zie­hen, indem man die Son­nen­sei­ten des jewei­li­gen Lan­des anpreist. Die­ses Gedan­ke lag, so muß ver­mu­tet wer­den, auch der neu­es­ten Pro­duk­ti­on der durch­aus wer­be­af­fi­nen Scan­di­na­vi­an Air­lines zugrun­de, ob ihm aller­dings Genü­ge getan wer­den konn­te, ist höchst fraglich.

Die Grund­aus­sa­ge der Pro­duk­ti­on treibt die alt­be­kann­te Piz­za-Argu­men­ta­ti­on, die wir sonst vor allem von Ein­wan­de­rungs­be­für­wor­tern ken­nen, auf die Spit­ze: Alles was als typisch skan­di­na­visch gilt, kommt tat­säch­lich irgend­wo anders her und wur­de von den Skan­di­na­vi­ern (, die es also doch gibt?!) auf der gan­zen Welt zusam­men­ge­klaut, ange­paßt und als urei­ge­ne Erfin­dung vermarktet.

Ob die­ser Vor­gang gut (= viel­fäl­ti­ge Welt­of­fen­heit), oder schlecht (= kul­tu­rel­le Appro­pria­ti­on und Aus­beu­tung ande­rer Völ­ker) ist, dar­über schei­nen sich die Macher des Vide­os selbst nicht so ganz sicher zu sein: Der ver­meint­li­che Wer­be­film wirkt wie ein gro­ßer Spa­gat aus wei­ßem Schuld­kult und glo­ba­lis­ti­scher Kul­tur­ni­vel­lie­rung – anders läßt sich die bedrü­cken­de Atmo­sphä­re des Fil­mes kaum erklären.

So wird die ent­sät­tig­te Käl­te der Bil­der, in wel­cher die ent­täusch­ten, lee­ren Bli­cke der Prot­ago­nis­ten umher­ir­ren, als man ihnen mit­teilt, daß das Mitt­som­mer­fest nicht etwa schwe­disch, son­dern deutsch sei, in ihrer Tris­tesse ange­rei­chert durch den mono­to­nen Neu­sprech der Darsteller.

Es sind Wor­te der Selbst­ver­nei­nung, die die Pro­du­zen­ten den Schau­spie­lern in den Mund legen: Zwei blon­de Zwil­lin­ge schau­en aus­drucks­los in die Kame­ra und sagen in mono­to­nem Uni­so­no „So etwas gibt es nicht“ (gemeint ist eine skan­di­na­vi­sche Iden­ti­tät), spä­ter dankt ein gesichts- und kon­text­lo­ser Chor von Frau­en­stim­men den Ver­ei­nig­ten Staa­ten für ihre Vor­rei­ter­rol­le bei der Ein­füh­rung von Frauenrechten.

Auf die emo­ti­ons­lo­se Ankün­di­gung „Und es wird noch schlim­mer“ folgt der inzwi­schen schon zur einer klei­nen Nega­ti­vi­ko­ne gewor­de­ne „Höhe­punkt“ des Vide­os, der zugleich die frag­wür­di­ge Kon­klu­si­on des Mach­wer­kes ein­lei­tet: Mit brei­tem Grin­sen stellt ein schwar­zer Neuskan­di­na­vi­er fest: „Wir sind nicht bes­ser als unse­re Wikinger-Vorfahren.“

Die­ser Dolch hat natür­lich zwei Schnei­den: Nicht nur die offen­ba­re Iden­ti­täts­ver­ir­rung des jun­gen Man­nes, des­sen Vor­fah­ren zwar womög­lich auch räu­be­ri­sche See­fah­rer, augen­schein­lich jedoch kei­ne Wikin­ger waren; son­dern auch der unter­schwel­li­ge, fami­li­är-zutrau­lich for­mu­lier­te Vor­wurf, der in sei­nen Wor­ten mitschwingt.

Es hat kei­nen Sinn, die­ses Video logisch zu wie­der­le­gen, wie es eini­ge Kri­ti­ker auf You­Tube ehren­wer­ter­wei­se bereits ver­sucht haben. Kein Nord­eu­ro­pä­er hat es nötig zum Zwe­cke der eige­nen Iden­ti­täts­ver­si­che­rung auf Drei­punkt-Gur­te oder Lego­stei­ne zu ver­wei­sen.  Die gan­ze Pro­vo­ka­ti­on des Vide­os lebt ja davon, daß es (noch) ein typi­sches Skan­di­na­vi­en gibt, des­sen iro­ni­sche Bre­chung man als zer­set­zen­des Stil­mit­tel für sei­ne Glo­ba­lis­mus­pro­pa­gan­da ein­set­zen kann.

So ver­wun­dert es dann doch, daß die Video­ma­cher auf die gro­ßen erhe­ben­den Wirk­mäch­te skan­di­na­vi­schen Fern­wehs – auf Fjor­de, Glet­scher, Seen und Strän­de – wei­test­ge­hend ver­zich­tet haben. In dem Video taucht kein ein­zi­ger Runen­stein, kei­ne ein­zi­ge Stab­kir­che auf.

Am Ende der gan­zen Geschich­te ver­bleibt aller­dings ein klei­ner Hoff­nungs­schim­mer: Ähn­lich wie schon ande­re Fir­men (z.B. Gilet­te) sich mit ihren all­zu mora­lin­sauren Wer­be­spots in die Nes­seln setz­ten, sahen sich auch die Scan­di­na­vi­an Air­lines nach kur­zer Zeit gezwun­gen, ihr jüngs­tes Mach­werk einst­wei­len den ent­setz­ten Augen der Netz­ge­mein­de zu entziehen.

Nach­dem die Zahl der Nega­tiv­re­ak­tio­nen unter dem Video inner­halb kür­zes­ter Zeit explo­diert war und auch eine kurz­zei­ti­ge Ent­fer­nung des Vide­os vom haus­ei­ge­nen You­Tube-Kanal nur wenig aus­ge­tra­gen hat­te, weil unver­se­hens Kopien des Film­chens hoch­ge­la­den wur­den, ent­schloß man sich schließ­lich, die Pro­duk­ti­on mit abge­schal­te­tem Kom­men­tar­be­reich online zu lassen.

Inzwi­schen haben fast 100.000 Nut­zer das Video nega­tiv bewer­tet – so vie­le Lor­beer­krän­ze habe ich nicht vor­rä­tig und für einen klei­nen Klick wäre das womög­lich auch ein biß­chen zuviel der Ehre. Es bleibt jedoch zu hof­fen, daß sich die Scan­di­na­vi­an Air­lines nach den ers­ten Trotz­re­ak­tio­nen (man mach­te etwa rus­si­sche Trolls für den Flop des Wer­be­spots ver­ant­wort­lich) eines bes­se­ren besin­nen und sich ein Bei­spiel an den älte­ren Fil­men aus dem eige­nen Haus neh­men. Die waren näm­lich teil­wei­se fast iden­ti­tär.

 

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Kommentare (41)

Laurenz

16. Februar 2020 22:15

Schon geil, das fast identitäre SAS-Video hat, wohl aufgrund dieses Artikels hier, auch ein Daumen-runter Cäsaren-Urteil erfahren.

Man kann sich schon fragen, was sich Skandis eigentlich denken? Vor 180 oder 200 Generationen lebte da kein Schwein im ewigen Eis. Natürlich stammen die indigenen Skandis allesamt aus dem kontinentalen Europa, inklusive des damals noch kontinentalen Britanniens ab, was sie vom Rest des Planeten fundamental unterscheidet.

Ratwolf

16. Februar 2020 22:16

Ich reise kaum noch. Es ist langweilig. Die sollen ihr fremdes Leben leben, und ich lebe mein deutsches Leben. Ich habe auf den Reisen in fremde Länder NICHTS entdeckt, was mich weiter gebracht hat. Es hat nur Geld gekostet.

Anders ist es bei Fahrten zu politisch interessanten Menschen und Veranstaltungen. Dort trifft man gleichgesinnte und kann inhaltlich sofort tief ergehende Gespräche führen ("bei uns ist es so", "ist bei uns auch")

Allein ohne miteinander zu sprechen, aber zusammen sitzen und den gemeinsamen Augenblick gleichgesinnter zu genießen ist eine Wohltat, wenn man weiß dass man gemeinsame Werte und Ideen teilt

Ratwolf

16. Februar 2020 22:20

Wie konnte Schweden so schnell und so tief fallen? Großartige Künstler, Wissenschaftler und Sportler kamen aus Schweden. Eine Kultur, die weltweit etwas galt. Und nun?

Es zeigt sich: Wenn man keine Identität mehr pflegt, geht alles zu Grunde. Man hätte Geburtenförderprogramme starten können. Das war wohl zu rassistisch. Welch ein Wahn

Franz Bettinger

16. Februar 2020 22:37

Nichts echt? Nichts originär an den Skandinaviern? Wenn das die Wikinger geahnt hätten! - Allein ihre Schnellboote waren eine Nouveauté und originär! Okay, okay, die alten Römer hatten auch schon den Doppel-Antrieb von Wind und Ruderkraft entdeckt, aber nicht den Flachboden. Die Wikinger konnten mit ihren Kampfbooten nicht nur Meere (bis Neufundland hin) überqueren, sie konnten auch Flüsse hoch- und runterfahren. - Und was ist mit den Berserkern, die das Doping erfunden haben? Vom 1,4 mm dicken Blech der Volvos ganz zu schweigen. - Ziemlich originär ist auch der Schwachsinn (von Emanzipanz bis Ent-Eierung), den die Schweden und vor allem Schwedinnen dem Abendland seit Olaf Palme vortanzen. Und dazu soll man klatschen?

AndreasausE

16. Februar 2020 23:42

Also, ich kann an dem Werbefilm nichts Anstößiges finden.

Genau so stelle ich mir Schweden vor. Nach Allem, was man so hört.

Multikulti, mohammedisiert, selbsthassend, könnte glatt für BER stehen, wir schaffen das.

Gottlob sind wir hier in Deutschland anders, hahaha!

RMH

17. Februar 2020 08:38

"selbsthassend, …"

@AndreasausE

Das sind die Skandinavier, im Gegensatz zu den meisten Deutschen, nun wahrlich nicht - man darf Schweden aber auch nicht mit dem restlichen Skandinavien verwechseln oder pauschal gleichsetzen. Die Dänen sind relativ spießige Leute, fast schon "identitär", die Schweden hingegen haben einfach ein riesiges Land und viele haben ihre Sommerhäuser, ihre Winterhäuser und Schwups verteilt sich die ganze Melange an vielen Tagen im Jahr recht gleichmäßig (in der "Natur" bzw. auf dem Land sind die Kernschweden noch ziemlich unter sich) und man geht sich kaum noch gegenseitig auf den Sack. Das ist meiner Meinung nach einer der Hauptgründe für die vielbeschriebene skandinavisch -schwedische Toleranz und Entspanntheit. Die haben vielfach noch Rückzugsorte (haben wir Deutsche grundsätzlich auch noch welche - das Land und die kleineren Dörfer sind in Deutschland auch noch weitgehend Migrantenfrei, jedoch gibt es bei uns keine ausgeprägte Sommerhauskultur).

quarz

17. Februar 2020 09:18

@Ratwolf

Ich empfehle, beim Reisen auch die Gegenwart zu verlassen. In vergangenen Jahrhunderten treffen sie auf Leute, die ihnen Gedanken, Bilder und Musik hinterlassen haben. Ansprachen, die über die Zeiten hinweg zwei Seelen in einem Bogenstrich zu nehmen vermögen, sofern diese aus demselben geistigen Nährgrund gewachsen sind. Und über die die Wurzellosen und neuerdings hier Lungernden verständnislos ihr flaches Gewimmel breiten.

Wilhelmsmax

17. Februar 2020 09:23

@Ratwolf: Super Einstellung, kein Reisen mehr, keine anderen Kulturen anschauen, keine anderen Menschen kennenlernen und BITTE BLOß NICHT mit Menschen kommunizieren, die anderer Meinung sind als man selbst - nur unter Gleichgesinnten. Je kleiner der Horizont desto einfacher das Leben.

Fritz

17. Februar 2020 09:23

Man nennt das in der Psychologie "Identifikation mit dem Angreifer".

Wenn es immer offensichtlicher wird, dass das eigene Handeln katastrophale Konsequenzen für einen selbst hat, man aber nicht die Kraft aufbringt, es zu ändern, macht man sich die Position des Gegners zu eigen.

Auf dem Weg ist man in Deutschland auch.

Wilhelmsmax

17. Februar 2020 09:49

@AndreasausE: Ich habe Dänemark, Schweden und Norwegen bereist, nur Finnland fehlt mir, da war ich noch nie. Mich zieht es schon immer in den Norden, da findet ein Teil meiner Seele seine Heimat. Wunderschöne Länder mit wunderbaren Menschen. Kulturell spannend und auf seine Art unvergleichbar in der Welt. Es tut weh, zu sehen, wie auch diese Länder heute ihre Identität verlieren.

Ihr Beitrag ist nichts als Schadenfreude. Wir sollten in unserer Opferrolle nicht den Fehler begehen, arrogant zu werden, das haben wir nicht drauf und bringt uns auch nicht weiter.

Senden Sie doch lieber ein Signal an die Menschen da oben, die ihre Identität noch nicht verloren haben - wir stehen zusammen und kämpfen dagegen an, wir akzeptieren solche Werbe-Spots nicht und nennen das Unrecht bei seinem Namen, es soll ein shitstorm über SAS hereinbrechen und sie da treffen, wo es weh tut, im Geldbeutel. Arrogante Ironie und Sarkasmus hilft uns nicht weiter.

Ulrich aus Wuerttemberg

17. Februar 2020 10:26

Wahrscheinlich gegen die Absicht der Macher des Werbespots belegen sie mit diesem, dass man seiner selbst nur dadurch gewiss sein kann, in dem man sich bewusst darüber ist, nicht der andere zu sein! Oder, die eigene Nullität, sein Nicht-Sein, seine Nicht-Existenz auch dadurch eindrucksvoll belegen kann, indem man sich an dem Dasein, der Existenz anderer misst! (Du bist – also bin ich nicht! Ich bin nichts aus mir selbst heraus, das was ich bin ist nur der Widerschein von Dir!) Ob es nun skandinavische Erfindungen oder ursprüngliche Bräuche gibt, das dürfen die Skandinavier gerne für sich selber herausfinden. Schön ist es für mich als Deutschen, dass die Videomacher herausgefunden haben, dass es eine deutsche Kultur gibt. Die beiden Beispiele (Fahrrad fahren, Sommersonnenwende), die sie bringen, zeigen noch nicht die volle Größe unserer Kultur! Ich bin mir ziemlich sicher, hätten sich die Videomacher noch ein wenig mehr ins Zeug gelegt, sie hätten eine lange Serie an Filmen über den Beitrag der Deutschen zur Kulturentwicklung drehen können!

RMH

17. Februar 2020 11:10

"... nur Finnland fehlt mir, da war ich noch nie."

@Wilhelmsmax,

dann unbedingt nicht als Reiseziel versäumen. Finnland (da streiten sich die Gelehrten, ob das überhaupt Skandinavien ist - die überwiegende Meinung sagt wohl nein) mag landschaftlich nicht so spektakulär sein wie bspw. Norwegen, aber der Menschenschlag dort ist ein recht einzigartiger. U.a. bedingt durch ihre vom restlichen Europa doch sehr unterschiedliche Sprache, haben die Finnen eine eigene Art von Riegel gegen Außen. Entgegen dem nach außen kolportierten Bild vom bildungsaffinnen, sprachlich internationalen und smarten "Nokia- Finnen" können viele dort auch kein gescheites Englisch (insbesondere bei den mittleren und älteren Jahrgängen ist das so), was (gutes englisch) wiederum im Rest von Skandinavien sehr normal ist. Diese natürliche Barriere nebst dem Umstand, dass eben viele Teile von Finnland dunkle Winter fast ohne bis gar keinem Tageslicht und helle Sommer mit fast keiner bis keiner Nacht haben, lässt Finnland offenbar nicht so Migranten-Attraktiv erscheinen (gut, Helsinki ist ein anderes Thema ...). Die Finnen erscheinen mir im Schnitt auch nicht so wohlhabend zu sein, wie die Dänen, Schweden und Norweger.

"Sauna, Sisu, Sibelius" ... an dieser Formel ist etwas dran. Und wer das Glück hatte, einmal bei finnischen Gastgebern zu Hause mit dem Hausherrn in der mit Holz befeuerten Sauna zu sitzen und sich mit einer Dose Bier in der Hand gegenseitig anschweigen zu dürfen, bei dem dürfte die Wahrscheinlichkeit sehr groß sein, dass er eine tiefe Sympathie für dieses Land und sein Volk entwickelt. Ich bin jedenfalls dankbar dafür, dort auch Kontakt zu Einheimischen gefunden zu haben.

Lotta Vorbeck

17. Februar 2020 11:18

@Wilhelmsmax - 17. Februar 2020 - 09:49 AM

"Wunderschöne Länder mit wunderbaren Menschen. ... Es tut weh, zu sehen, wie auch diese Länder heute ihre Identität verlieren."

~~~

Sind Sie werter @Wilhelmsmax diesen "wunderbaren Menschen" jemals außerhalb ihrer "wunderschönen Länder", beispielsweise in Sankt-Petersburg oder im Duty-Free-Shop eines BRD-Fährhafens begegnet?

Der_Juergen

17. Februar 2020 13:16

@Ratwolf

"Wie konnte Schweden so schnell und so tief fallen? Großartige Künstler, Wissenschaftler und Sportler kamen aus Schweden. Eine Kultur, die weltweit etwas galt. Und nun?"

Eine berechtigte Frage. Als jemand, der mit dem Land und seiner Kultur relativ gut vertraut ist, versuche ich sie knapp zu beantworten:

Historisch gesehen hatten die Schweden bis vor ein paar Jahrzehnten keinen Grund, ihren Eliten zu misstrauen. Dass sich Schweden in recht kurzer Zeit von einem der ärmsten zu einem der wohlhabendsten Länder Europas mit einem guten Sozialsystem und hohen kulturellen Leistungen mauserte, lag nicht nur an der Intelligenz und dem Fleiss seiner Bewohner, sondern auch an der Integrität seiner Eliten. Dies galt lange auch für die Sozialdemokraten. Tage Erlander, von 1946 bis 1969 ununterbrochen Ministerpräsident seines Landes, sagte 1965 angesichts der Rassenkrawalle in den USA vor dem Parlament: "Wir Schweden befinden uns in einer unvergleichlich glücklicheren Situation (als die US-Amerikaner). Unsere Bevölkerung ist homogen."

Man erlaubte es den Schweden nicht, ein homogenes Volk zu bleiben. Die Hauptverantwortung hierfür trug der düstere Olaf Palme, der Erlander anno 1969 ablöste. Fünf Jahre später wurde Schweden offiziell zum "multikulturellen Land" erklärt, mit den bekannten Folgen. Welche Kräfte hinter Palme und seinen Mittätern standen, kann, wer Schwedisch versteht, bei M. Eckehart, "Hur Sverige blev en maangkultur" (Wie Schweden multikulturell wurde, 2007) nachlesen.

Auf beklemmende Weise zeigt der Fall Schweden, wie eine totale, rund um die Uhr betriebene Propaganda ein Volk auch dann mit Schuldkomplexen vergiften und bis zur Selbstauslöschung treiben kann, wenn es weder eine NS-Vergangenheit noch eine Vergangenheit als Kolonialmacht hat. Es reicht, ihm von Kindsbeinen an einzutrichtern, dass die greulichste aller Sünden der "Rassismus" ist und dass sich jeder, der sein Volk und dessen Identität verteidigen will, sich eben dieser fluchwürdigen Sünde schuldig macht.

In Dänemark ist die Lage besser. Wie fremd die schwedische Selbstverleugnung und die dort herrschende unerbittliche Medienzensur selbst einem liberalen Dänen vorkommen, skizziert der dänische Journalist Mikael Jalving in seinem Reisebericht "Absolut Sverige. En rejse i tavshedens rige" (Absolutes Schweden. Eine Reise ins Land des Schweigens, 2011).

Marc_Aurel

17. Februar 2020 14:08

Auch beliebt in diesem Zusammenhang und in Diskussionen gelegentlich angeführt: Gen-Tests – Motto: „Sowas wie Deutsche oder Mitteleuropäer gibt es ja gar nicht, denn in jedem von uns stecken 3 % von dem, 5 % von dem, 10 % von dem und 12 % von dem…“, das soll dann als Begründung dafür her halten, das es so zu sagen sowieso nichts zu verteidigen gibt.

Noch perfider finde ich es, wie man versucht vor allem die Kinder zu indoktrinieren: kaum ein Spielfigurengruppe ohne „Quotenfarbigen“, die einzige kostenlos verfügbare Freundin der weißen Hauptprotagonistin eines Online-Kinderspieles ist eine Schwarze, Weiße gibt es nur gegen Aufpreis, auf dem Kinderkanal immer dabei „Quotenkopftuchträger“, es ließen sich noch viele weitere Beispiele finden…spare ich mir jetzt.

Ein langfristig angelegter Angriff auf metapolitischer Ebene. Welche Teile davon direkt lanciert sind, welche Teile davon in vorauseilendem Gehorsam geschehen oder aus Angst vor Rassismusvorwürfen, ist dabei unerheblich. Es ist jedenfalls ein äußerst bedenklicher Zustand, wenn einheimische Unternehmen, die groß genug sind, um mit ihrer Werbung nicht nur die lokale Ebene zu erreichen, es kaum noch wagen können Werbung zu schalten, auf der nur Autochthone zu sehen sind.

Wilhelmsmax

17. Februar 2020 16:03

@Ratwolf:

"Ich reise kaum noch. Es ist langweilig. Die sollen ihr fremdes Leben leben, und ich lebe mein deutsches Leben. Ich habe auf den Reisen in fremde Länder NICHTS entdeckt, was mich weiter gebracht hat. Es hat nur Geld gekostet."

Reisen erweitert den Horizont, kulturell, gastronomisch, klimatisch, mentalitätsbezogen, religiös und allg. gesellschaftlich. Egal ob ich nach Norwegen, in die Karibik oder nach Österreich reise, ich entwickle mich als Mensch immer weiter und zehre von den Erlebnissen meist noch viele Wochen und Monate. Außerdem sollte man sich meiner Meinung nach regelmäßig auch mit Menschen austauschen, die andere Meinungen und Standpunkte haben/vertreten als man selbst - im schlechtesten Fall, um seine bereits bestehende Meinung zu festigen, im besten Falle um auch hier seinen Horizont zu erweitern, indem man gezielt seine Standpunkte regelmäßig auf den Prüfstein legt und von allen Seiten betrachtet. Alles andere bedeutet Stillstand und notwendigerweise Rückschritt.

Wilhelmsmax

18. Februar 2020 09:19

@RMH: Ich danke herzlich für den Tipp, das nehme ich auf!

Andreas Walter

18. Februar 2020 10:07

Ich frage mich gerade, was mir mehr Sorgen bereitet. 12 angeblich rechte Terroristen, die angeblich Anschläge vorbereiten wollten oder ganz konkret und real Jugendliche wie diese, die bereits echten Terror verbreiten:

https://www.journalistenwatch.com/2020/02/18/randale-geburtstag-gruppe/

Oder auch diese:

https://www.rnd.de/panorama/bewaffneter-uberfall-24-tote-bei-angriff-in-burkina-faso-NOTHWDT6Q3E5T7CJYVOPLZPQYA.html

Die Mehrheit der Deutschen und auch die deutsche Regierung hat deshalb bereits die Kontrolle verloren, nämlich die über ihr eigenes Bewusstsein und damit auch Schicksal. Das ist bei den Schweden genau das Gleiche und dafür Verantwortlich ist auch dort die linke, grüne und liberale Presse. Die Medien bestimmen daher die Politik, solange Politiker glauben auf positive Berichterstattung angewiesen zu sein. Über Politiker wie Trump, Putin und Xi wundert man sich darum nicht mehr sobald man versteht was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen.

In Westeuropa wird es daher auch dieses Jahrhundert wieder zu einer Katastrophe kommen, egal was man auch macht.

RMH

18. Februar 2020 10:26

"Sind Sie werter @Wilhelmsmax diesen "wunderbaren Menschen" jemals außerhalb ihrer "wunderschönen Länder", beispielsweise in Sankt-Petersburg oder im Duty-Free-Shop eines BRD-Fährhafens begegnet?"

@Lotta Vorbeck,
was für ein schlagendes Argument! Insbesondere, wenn man bedenkt, wie viele Fremdschäm-Momente gerade manche deutsche Touristen (natürlich bei weitem nicht alle! Genau wie bei "den" Schweden, "den" Engländern, "den" Amis, "den" Chinesen etc.) auslösen können, Stichwort "Malle", Stichwort "Thailand", Stichwort mit dem Camper voll mit zu Hause gekauften Dosen und Wein von Aldi Europa bereisen und nur den allernötigsten Cent vor Ort lassen etc. - ganz davon abgesehen, dass viele Deutsche die Bedeutung des Tip für die meisten Löhne von Servicepersonal im Ausland (aber auch im Inland) noch nicht einmal ansatzweise verstanden haben ... insbesondere die aus den Gegenden Deutschlands, wo das lange Zeit nicht üblich war.

Mit anderen Worten: Nicht jede Beobachtung erlaubt eine Verallgemeinerung ... und wer mit dem Finger auf andere zeigt ...

Maiordomus

18. Februar 2020 11:30

@Ratwolf/Jürgen. Sich mit dem Schicksal der nordischen Länder befassen, leider nicht nur Schicksal, sondern selbst verschuldeter Abstieg, wäre wahre "Metapolitik".

In mutmasslichem Gegensatz zu romantisch fossilen Uraltgermanenschwärmern habe ich mich weniger mit mythischem "Ragnarök" als vielmehr mit der Geschichte der nordischen Feuerwehr einschliesslich Brandschutz, der Geschädigtensolidarität in Schweden, Norwegen und Island befasst: darüber mal in einer Feuerwehrgedenkschrift publiziert. Das Honorar deckte den Aufwand nicht. Für mich selber habe ich aber einiges gelernt. Es hier mitzuteilen sollte kein Luxus sein.

Aus dem Studium der Quellen zur St. Knut-Feuerwehr-Bruderschaft von Stockholm sowie bei der Aufarbeitung der mittelalterlichen Graugans-Verfassung von Island wird klar, dass die nordischen Völker nicht, wie ich früher noch krass irrtümlich wähnte, "sozialistisch" denken, sondern ähnlich wie die Walser in den Alpen (Schweiz, Norditalien, Österreich, Bayern) von einem durch das Klima bedingten Solidaritätsgedanken geprägt wurden. Dies ist keineswegs mit Greta-Sektierertum zu verwechseln. (Ein Käsebauer und Älpler im Lande Greyerz, der für ein halbes Dutzend lokale Winde die einheimischen Patois-Namen kennt und diese für das Wetter deuten kann, weiss und erfährt hundertfach Existentielleres über Meteorologisches als die "Klima"-Jugend; solche wetterharten "Typen" gibt es natürlich auch heute noch in den nordischen Ländern.)

Gemäss der isländischen hochmittelalterlichen Graugansverfassung sind je zwölf Hausbesitzer verpflichtet, im Brandfall je eines von ihnen dieses Haus wieder aufzubauen. So also sah "Gebäudeversicherung" im 12. und 13. Jahrhundert aus! Genossenschaftliches Solidaritätsdenken war bewusstseinsbildend und gemeinschaftsbildend, es prägte nun mal den "Volksgeist" bzw. die Mentalität der nordischen Länder. Gruppen wie in den isländischen Streu-Siedlungen, von Karl Popper wegen ihrer gewöhnungsbedürftigen Mentalität abwertend "Horde" genannt, können wohl durch keinen "Bevölkerungsaustausch" ersetzt werden in der Illusion, es funktioniere dann alles immer noch gleich wie vorher. Bei aller Achtung gegenüber nordischen Mythen, die man natürlich kennen muss: Nordische Geschichte bringt noch mehr, will man verstehen, warum Schweden sich jetzt in eine Sackgasse begibt. Und klar müsste man, wie der polyglotte _Jürgen, die Sprachen kennen. Selber musste ich mich in dieser Hinsicht auf das Altisländische beschränken, welches man aber bei Kenntnis des Altsächsischen unschwer noch dazulernen kann.

Maiordomus

18. Februar 2020 11:37

@Wilhelmsmax und Ratwolf. Natürlich sollte man reisen, aber gewiss nicht unvorbereitet. Sogar Kolumbus studierte vor seiner Ausfahrt sorgfältig die damalige Indien-Literatur, eine Basis zu deren Korrektur dank Erfahrung. In diesem zu relativierenden Sinn gilt der Satz von Elias Canetti: "Wer nichts gelesen hat, hat nichts erlebt." Die Maxime wäre geeignet, selbst und zumal in einem "rechten" Verlagshaus zum Programm erhoben zu werden.

qvc1753

18. Februar 2020 13:25

Es gibt also nichts Skandinavisches.
Das mit den Drachenbooten hatten wir ja schon. Mir würden da noch die Edda oder andere Dinge einfallen. Aber die Drachenboote sind da schon ein gutes Beispiel.
Wer solche Dinger baut, der will irgendwo hin. Und das war es ja ebenfalls was die Skandinavier von früher ausmachte: dauernd unterwegs und ein europaweites Netz von Handelsbeziehungen aufbauen. Oder woanders einfallen und sich da festsetzen.
In die Völker scheint keine Ruhe zu kommen. Dauernd war irgendwer irgendwohin unterwegs.
Aber Spaß beiseite:
Reisen bildet. Nicht weil es woanders besser oder schlechter ist. Mich hat Reisen immer dazu verleitet Menschen kennen zu lernen. Andere Sichtweisen, andere Kulturen. Entweder weiß man dann was man selber hat, was einem nicht gefällt oder man staunt gar, dass es für die gleiche Sache mindestens mehrere, gänzlich andere Herangehensweisen gibt, die ebenfalls funktionieren. Und das am Ende überall nur Leute leben.

Maxx

18. Februar 2020 14:40

@Marc_Aurel
Zitat: "Noch perfider finde ich es, wie man versucht vor allem die Kinder zu indoktrinieren: kaum ein Spielfigurengruppe ohne „Quotenfarbigen“, die einzige kostenlos verfügbare Freundin der weißen Hauptprotagonistin eines Online-Kinderspieles ist eine Schwarze, Weiße gibt es nur gegen Aufpreis, .."

Die Freundschaft einer/eines Weißen muss man sich erst verdienen. Die Weiße wird somit unbewusst als wertvoller, hochwertiger angesehen ... Die schwarze Helferin o. "Standardfreundin" gibt es gratis. So eine kriegt jeder Spieler beigestellt.
Was nichts kostet, hat keinen Wert für sog. Kids.
Puuh. Böse Rassistische Spieleentwickeler. Kann also auch ins Gegenteil umschlagen, da Kinder ein eigenes Wertesystem entwickeln und derartige Indoktrinationen an sich abperlen lassen.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie oft ich mir als Kind die sonntäglich im DDR-TV gesendeten sowjetischen Kriegsfilme mit Untertiteln anschauen musste, in denen Deutsche als entmenschlichte Mörder/Monster dargestellt wurden - und mich dies in einen kindlichen Konflikt stürzte, da ich dieses Schreckensbild nicht in Übereinstimmung mit den Menschen (z.B. Großvater) bringen konnte, von denen ich wusste, dass sie gedient und keine Verbrechen verübt hatten ... Man identifiziert sich ja als Kind immer mit den Guten. Und da meine Umerziehung zu einem komm. deutschen Sowjetbürger scheiterte, denke ich, dass ein ausreichender Prozentsatz heutiger Kinder der medial aufoktroyierten POC-Schwemme ebenso trotzen wird ...

Andreas Walter

18. Februar 2020 15:18

Ist zwar nur eine von mehreren Bedrohungen Deutschlands, doch als halber "Ausländer" aus einem Schwellenland kann ich das Gesagte darum sehr gut nachvollziehen:

https://www.reitschuster.de/post/landsbergis

sokrates399

18. Februar 2020 17:03

Ein besonders perfides Beispiel, wie die schwedische Kultur immer mehr alle Wurzeln der Tradition und Kultur kappt, ist die geplante (wohl aber doch augenblicklich verhinderte) Abschaffung des Geschichtsunterrichts an den Schulen.

"Einen vorläufigen Höhepunkt erreichte die Zersetzung des Bildungsideals durch den unlängst veröffentlichten Vorschlag der schwedischen Schulbehörde „Skolverket“, zukünftig die Antike und das Mittelalter zugunsten der Nachkriegszeit aus dem Geschichtsunterricht zu exkludieren. Ein Vorschlag entsprechenden Inhalts war bereits 2010 vorgelegt und aufgrund massiver Kritik zurückgezogen worden. Angesichts der weltpolitischen Lage sei es heute jedoch mehr denn je geboten, ihn endlich umzusetzen, so proklamierte die Behörde nun erneut. Doch der mediale Protest von namhaften Intellektuellen, unter anderen Peter Englund, ehemaliger ständiger Sekretär der Schwedischen Akademie, zeigte Wirkung. Vor einigen Tagen zog Skolverket aufgrund „fehlender Unterstützung“ ihre Pläne abermals zurück, betont aber, dass das Problem weiterhin bestehe und eine Lösung zeitnah gefunden werden müsse. Fraglich bleibt also, wie lange ein neuer Vorschlag ähnlichen Inhalts auf sich warten lässt und ob dann der Einspruch erneut laut genug sein wird."
(FAZ 16.10.19; ich hoffe, die Verknüpfung zum vollständigen Artikel funktioniert:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/schwedens-schulen-kuenftig-ohne-antike-und-mittelalter-16434383.html?GEPC=s3&premium=0x89a001996a0d36ea78dd4e28c32e1afb

Alles findet nur noch in der Gegenwart statt, alles, was zum Verständnis dieser dient, soll abgeschafft werden, damit niemand mehr diese in Frage stellen kann. Niemand kann also dann mehr fragen, warum diese unerträgliche Gegenwart existiert, weil ihm alle Quellen verborgen werden. Natürlich wird dann auch niemand mehr wissen, daß der Satz „Geschichte ist Mumpitz“ in einer der Ur–Dystopien einer totalitären Gesellschaft ausgesprochen wird, in Huxleys Schöner Neuer Welt.

TheBlackCat

18. Februar 2020 19:25

@Ratwolf

"Wie konnte Schweden so schnell und so tief fallen? Großartige Künstler, Wissenschaftler und Sportler kamen aus Schweden. Eine Kultur, die weltweit etwas galt. Und nun?"

Nun, zunächst muss festgehalten werden, dass Schweden gar nicht "schnell" gefallen ist. Das war ein Jahrzehnte langer, allmählicher, zunächst ganz harmlos beginnender Prozess.

Davon einmal abgesehen, ist das natürlich eine berechtigte Frage, die auch mit der Frage einhergeht, warum Deutschland so tief fallen konnte. Die Antwort auf beide diese Fragen dürfte ähnlich ausfallen.

Es liegt, wie in Deutschland auch, an einer Diskurshoheit oder kulturellen Hegemonie, die allerdings nicht allein durch die von "Der_Jürgen" erwähnte "totale, rund um die Uhr betriebene Propaganda" hergestellt wird, (obwohl es diese zweifellos auch gibt) sondern bereits durch die bloße Wahrung einer strikten "Diskurs-Hygiene" - d. h. indem alle kritischen Stimmen totgeschwiegen und aus dem Diskurs ausgeschlossen wurden.

Es gibt kaum eine effektivere Methode, zu einer bestimmten Streitfrage die eigene Position durchzusetzen, als die Gegen-Positionen gar nicht erst das Wort ergreifen zu lassen. Dann muss die eigene Position auch nicht unbedingt sonderlich stark oder überzeugend argumentiert sein.

Anders verhält es sich natürlich, wenn die in praktische Politik umgesetzte eigene Politik bereits zu akuten Folgen führt, die in weiten Teilen der Bevölkerung als negativ empfunden werden oder zumindest Ängste auf eine negative Folgen in der Zukunft weckt. Dann genügt es nicht mehr nur, alle kritischen Stimmen totzuschweigen. Die erlebte Realität wird dann für viele Menschen zur kritischen Stimme und zur überzeugenden Gegen-Position. Dann bedarf es einer massiven, möglichst allgegenwärtigen "Pro-"Propaganda für die eigene Position, mit dem Ziel, die Wahrnehmung dieser Realität zu vernebeln.

Ich glaube daher auch nicht, dass die Schweden, genauso wenig wie die Deutschen, in ihrer großen Mehrheit von Schuldkomplexen oder Selbsthass getrieben sind. Es ist viel mehr ein trauriger Mix aus Desinteresse und Desinformation; aus einer Gleichgültigkeit gegenüber Politik und der Entwicklung des eigenen Landes und einem fehlenden Wissen über diese Entwicklung.

Dazu kommt vielleicht noch als vierte Komponente eine Art Grundvertrauen gegenüber den politisch-medialen Eliten, die in Kombination mit der zuvor erwähnten Desinteresse eine besonders fatale Wirkung erzielen kann ("Die werden schon wissen, was Sie tun").

Das beantwortet natürlich die Frage nach den Verantwortlichen dieser Entwicklung nicht.

Lotta Vorbeck

19. Februar 2020 00:03

@RMH - 18. Februar 2020 - 10:26 AM

"... Nicht jede Beobachtung erlaubt eine Verallgemeinerung ..."

~~~~~~~~~~

Richtig, werter @RMH.

Lassen wir also Sankt-Petersburg, den Duty-Free-Shop des Fährhafens, Malle, Thailand und das mit ALDI-Produkten bepackte Wohnmobil beiseite und schauen einfach mal nach, wer justament als Generalscharfmacher ... äh ... Generalsekretär der NATO fungiert. Das ist gewiß keiner, der aus einem "dieser wunderschönen Länder" [Wilhelmsmax] kommt. - Oder?

Laurenz

19. Februar 2020 00:09

@RMH ... Es mag sein, daß Deutsche geiziger sind, als Anglo-Amerikaner. Sie zahlen dafür auch wesentlich mehr Steuern, als die Freunde über dem kleinen und großen Teich.
Und was Trinkgeld in Ostasien oder Afrika angeht, so zeigen sich Deutsche oft als wenig sensibel und sind bei der Trinkgeldvergabe viel zu großzügig und zerstören damit das örtliche Einkommensgefüge.

@qvc1753 die EDDA stammt aus Island.

@Maiordomus ... Stichpunkt Island. Dort lebt eine Bevölkerungszahl von halb Frankfurt am Main. Und die Wikinger-Vorfahren dieser Isländer hatten die bewaldete Insel Island komplett entholzt ohne eine Waldbauern-Kultur zu entwickeln. Da können Sie Bäume an 2 Händen abzählen.
Die Entwicklung Skandinaviens mögen Sie an der Feuerwehr festmachen. Aber wir können nun mal nicht 1.ooo Jahre Christentum ignorieren. In den letzten hundert Jahren hat eben die dortige Linke den christlichen Wertekontext säkular übernommen und an der Macht entsprechend gehandelt. Welche Kirche importiert denn keine afrikanischen Geistlichen? Eben.

herbstlicht

19. Februar 2020 00:09

@Maiordomus, 18. Februar 2020 11:30, nordisches Genossenschaftswesen und Solidarität.

Interessiere mich seit einigen Jahren insbesondere für die schwedische Landschaft Bergslagen, das historische Zentrum der schwedischen Montanindustrie, welches sich ungefähr von Örebro bis hinauf nach Falun erstreckt; gewonnen wurde dort Eisen, Kupfer und Silber.

Die Bergleute hatten den Status von Großbauern oder kleinen Unternehmern. Sie bauten oft nicht nur das Erz ab, sondern verhütteten es auch; daneben betrieben sie Land- und Forstwirtschaft für den Eigenbedarf. Viele Gruben waren für einen einzelnen Bergmann (samt Familienmitgliedern und Gesinde) zu große Unternehmungen, erst recht ein Hochofen, welcher in wenigen Tagen/Wochen die Jahresförderung eines einzelnen Bergmanns zu Roheisen erschmolz.
Diese Anlagen wurden deshalb genossenschaftlich betrieben (freilich waren manche auch im Besitz von Aristokraten) und ein "Vogt" wachte darüber, daß jeder seinen Beitrag leistete
zum allgemeinen Unterhalt.

Solidarität --- da gebe ich knapp eine Erzählung des "Arbeiterdichters" Dan Andersson (1888--1920) wieder. Andersson stammte mitten aus Bergslagen, wo die vielen Hochöfen Massen an Holzkohle verschlangen. An einem Winterabend hatte sich Andersson in einer Kolarkoja --- heizbare Hütte einfachster Bauart --- verkrochen, da hörte er ängstliche Rufe laufender Männer. Bald kamen zwei benachbarte Köhler herangetrabt: sie hatten Feuerschein gesehen, wohl ein brennender Meiler. Man ergriff noch schnell ein Werkzeug, lief den nächsten Hügel hinauf und von oben war nun das Feuer deutlich zu sehen. Kein Zweifel: da brannte das Betriebskapital zweier Köhler. Da ging es für ein, zwei Familien um den Unterschied zwischen kargem Auskommen und bitterster Armut, um Leben und Tod der kleinen Kinder. (Selektion! Siehe auch Ende nächster Absatz.)

"Andere Seite", viel mehr sagten die beiden bereits fieberhaft an ihrem Meiler arbeitenden Köhler nicht zu den Ankömmlingen. Mühsam hackte man Gestüber aus dem harten Boden. Die
gefrohrenen Schollen deckten schlecht; immer wieder riß eine Verpuffung der Schwelgase die Abdeckung auf (Im Schwedischen sind sowohl Kohlenmeiler (kolmila) als auch Hochofen (masugn) Feminina: launisch und umsichtiger Wartung bedürfend). Schließlich, nach fünf Stunden harter Arbeit, hatte sich der Meiler beruhigt. Man verabschiedete sich mit knappen Worten, aber die Helfer wußten: die kommen, wenn bei mir der Meiler brennt.

Falls sich jemand für Bau und Betrieb eines solchen Meilers interessiert: man suche auf Youtube "Helmers & Felix sista mila".

Ratwolf

19. Februar 2020 00:29

@Der_Juergen 17. Februar 2020 13:16
Vielen Dank für den Beitag und die Infos.
Habe ich gerne gelesen.
Aber was ist der Grund.
Jemand schreibt die Untergangspropaganda.
Und es gibt Leute, welche diese bereitwillig entgegennehmen.

@TheBlackCat 18. Februar 2020 19:25
Aber was ist mit den Japanern
Sie haben zwar Probleme, aber als Kultur haben sie bis jetzt überlebt

Maiordomus

19. Februar 2020 09:36

@herbstlicht. Ihr Gesprächsbeitrag zum Genossenschaftswesen in Schweden und der damit verbundenen Solidarität ist für mich ein spätwinterliches Vorfrühlingslicht.

Wenn man denkt, wie sich bereits Paracelsus und E.T.A. Hoffmann über die Bergwerke von Falun geäussert haben. (Auch Johann Peter Hebels "Unverhofftes Wiedersehen" ist eine Bergwerk-Liebesgeschichte der "ewigen" Verbundenheit auch mit verschütteten Arbeitern.) Über dieses solidarische Bergwerkswesen kann man auch Wunderschönes nachlesen in Will Erich Peuckerts "Volkskunde des Proletariates". Peuckert ist tausendfach weniger bekannt als Karl Marx, wusste aber mehr Konkretes und Anschauliches über das Bergwerk-Proletariat als die sozialistischen Klassiker, ähnlich wie Franz von Baader, der katholisch-konservative Erfinder des Proletariates, ausgebildeter Oberst-Bergrat und ehemaliger Student des berühmten Werner in Freiberg Auch der Werner-Schüler Friedrich von Hardenberg, genannt Novalis, hätte sich mutmasslich vor Friedrich Engels nicht verstecken müssen.

Ihr Beitrag aber, @Herbstlicht, erscheint mir als umso wertvoller, als Sie darauf hinweisen, dass die Bergleute in Schweden zum Teil selber Grossbauern und Unternehmer waren. Die in Schlesien waren nach Peuckert regelmässig Kleinbauern.

Wenn ich mit marxistischen Studienkollegen über solche Hintergründe mit meinen langweiligen Erläuterungen anfing, gab es in der Regel kein Streitgespräch, sondern es herrschte endlich ein wenig Ruhe. Man sollte, da bekommt Lenin durchaus recht, "die Details besser kennen als der Feind".

RMH

19. Februar 2020 11:33

@Lotta Vorbeck,

ich habe mir vor einiger Zeit einmal die Mühe gemacht, die managing boards diverser internationaler Firmen, die als Heuschrecken "verschrien" sind, durchzusehen und - OMG! - dort findet man überproportional viele Namen, die auf einen skandinavischen Ursprung/Herkunft hindeuten und gar nicht mal so viele, die auf einen mosaischen hinweisen ... (die lagen in meinen selbstredend nicht repräsentativen "Ranking" noch hinter den ebenfalls stark vertretenen Angelsachsen und Deutschen).

Die Wikinger, die Hebräer des Nordens?

Zumindest nach der neueren Forschung deutet vieles darauf hin, dass die Wikinger noch bessere Krämer waren als Krieger ...

Von daher: Wir können jetzt noch ne weitere Stunde Stereotypen dreschen ... ändert nichts, dass wir als "weiße" im selben Boot sitzen und es überalle ähnliche Verfalls- aber auch Widerstandserscheinungen gibt (in Skandinavien zum Teil sogar erfolgreicher, als anderen Orts, siehe Dänemark).

Lotta Vorbeck

19. Februar 2020 15:26

@RMH - 19. Februar 2020 - 11:33 AM

"... ändert nichts, dass wir als "Weiße" im selben Boot sitzen ..."

... wobei die einen [Weißen] ohne jeden Wetterschutz, bei miserabler Verpflegung an die Ruderbänke gekettet sind, während es auf demselben Boot ein hermetisch abgeschlossenes, perfekt klimatisiert-wohltemperiertes Zwischendeck gibt, auf dem zur selben Zeit die anderen [Weißen], sich gegenseitig Gutscheine für kostenlose Bordellbesuche zuschanzend, eine nicht enden wollende Party feiern.

herbstlicht

19. Februar 2020 22:03

Habe den Aufruhr um das SAS-Filmchen bei meiner schwedischen Lektüre nur nebenbei mitbekommen. Das einzig merkwürdige scheint mir, daß SAS _heute_ noch mit solchem Zeug daherkommt. Anscheinend hat das linke Boulevardblat Aftonbladet auch noch versucht, den Rückzug zu decken, indem sie "Putins Trolle" ins Gespräch brachten.

Vor über zehn Jahren schon äußerte der damals ziemlich frische Ministerpräsident Reinfeldt: "Det ursvenska är blott barbari" (Das ursprünglich Schwedische ist bloß Barbarei). Auf Nachfrage erläuterte er:

"Es kann manchmal gut sein bescheiden daran zu erinnern, daß sehr vieles von dem was Schweden ausmacht durch Entwicklung entstanden ist; eben deshalb, weil wir offen waren, andere Menschen und andere Erfahrungen aufzunehmen"

Etwas später sagte die damalige sozialdemokratische Aspirantin auf den Posten des Ministerpräsidenten, Mona Sahlin, bei einem Vortrag vor einem türkischen (oder kurdischen) Verein:

"Ihr habt eine Kultur, eine Identität, eine Geschichte, etwas, was euch verbindet. Und was haben wir? Wir haben das Mittsommerfest und solche altbackenen Sachen."

Diese Aussagen wurden damals außerhalb des Umkreises der Nordischen Widerstandsbewegung und der Schwedendemokraten (zwei disjunkte Mengen!) kaum beachtet und im Mainstream dann noch öfter sinngemäß wiederholt. Der jetzige "Aufschrei" bedeutet also einen "Fortschritt".

[Tatsächlich hat aber Schweden vieles zumal aus Deutschland aufgenommen. Nicht nur durch die Hanse; bereits im Hochmittelalter holten sich schwedische Fürsten deutsche Verwaltungsfachleute. Etwas später Handwerker, insbesondere Schmiede. Ab dem 14.Jh kamen Harzer Bergleute nach Bergslagen, dem historischen Zentrum der schwedischen Montanindustrie in Mittelschweden (siehe meinen Kommentar oben). Der schwedische "Freiheitsheld" Engelbrekt Engelbrektsson war aus solchem Geschlecht. Ich kenne ein Dorf in Bergslagen, welches erstmals um 1530 urkundlich erwähnt wird: ein deutscher Hammerherr kaufte einen Hälfteanteil am dortigen königlichen Eisenhammer. Im 17.Jh hat die schwedische Großmacht Waffenschmiede aus Solingen nach Schweden geschmuggelt, um sich militärische Spitzentechnik anzueignen.

Aber auch Wallonen und Holländer kamen in größerer Zahl. Während die Deutschen innerhalb ein, zwei Generationen mit den Einheimischen verschmolzen, blieben die Wallonen länger für sich. Grund war wohl, daß die Wallonen ein besonderes Herdfrischverfahren betrieben, die Vallonsmide, welches geheim gehalten wurde.]

Ich sehe in obigen Kommentare einige irrige Vorstellungen über die Zustände in Schweden; Schweden ist nicht dystopisch, deshalb noch einge Anmerkungen. Vor ein paar Tagen las ich bei Dagens Nyheter (Tageszeitung, "Unabhängig-liberal") eine Reportage über ein Einwandererviertel in Borås, Westschweden. Eine Frau sagte, daß sie Angst hat, wenn sie in islamischer Tracht in der Stadt unterwegs ist: abweisende, feindselige Blicke von den Schweden. Im Viertel fühlt sie sich sicher. Da herrscht eher Scharia als schwedisches Gesetz und ihre Kinder sind erfolgreiche Kriminelle.

Mehrere Untersuchungen haben schon vor 10 Jahren festgestellt, daß in einem Wohngebiet keine Schweden mehr zuziehen, wenn dort der Anteil an MENA-Einwanderern 5--7 Prozent erreicht hat. Segregation. Die politischen Lager streiten inzwischen nur noch darüber, auf welchem Weg Die Anderen anzugleichen sind. Neuerdings haben die Gemeinden etwa Möglichkeiten Sozialleistungen zu verweigern, wenn jemand in einen Problembezirk zieht.

In 2015 hörte man auch in Schweden jubeln "Wir bekommen Menschen geschenkt". In der genannten Landschaft Bergslagen waren ab etwa 1900 die Hütten stillgelegt worden und ab 1970 gab es auch kaum noch Gruben. Viele Orte haben heute nur noch halb soviel Einwohner wie 1960. Also leerer Wohnraum und einige Gemeinden erhielten sehr hohen Anteil "Flüchtlinge" im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Glücklicherweise ist ein Teil der Neuen inzwischen abgewandert in die gößeren Städte --- wo sie dann zahlreich genung sind um "Scharia-Viertel" zu bilden. Bei den Gebliebenen liegt die Arbeitslosigkeit bei 80% was die Gemeinden finanziell stark belastet und zu hoher Besteuerung der Arbeitenden zwingt. Eine Abwärtsschraube. Diese Lage wird auch im schwedischen Mainstream berichtet; wer gut Schwedisch versteht möge sich etwa "Uppdrag granskning - Larmet från Filipstad" (Auftrag Begutachtung - Der Alarm aus Filipstad), aus einer Serie des schwedischen Fernsehens, auf Youtube anschauen (Filipstad liegt im S Värmlands, Bergslagens). Und ja: auch in diesen Ortschaften gibt es jetz vermehrt Überfallvergewaltigungen, kleine Raubüberfälle (Geldbürse, Smartphone) und Schlägereien zwischen "Jugendlichen" und Raub unter Schülern --- bei den Kindern der Einwanderer scheint Neid, das Gefühl benachteiligt zu sein, ein wesentlicher Antrieb zu sein. Langfristig also Bereitstellung zum Bürgerkrieg. Der schwedische Polizeichef bezeichnete neulich solche "Kleinkriminelle" als die schwerkriminellen Drogenhändler, Erpresser und Mörder von morgen.

Schließlich noch mein Eindruck von einem Besuch in Lund --- Universitätsstadt 30km von Malmö und ältester Bischofssitz im Norden --- an einem schönen Vormittag im Spätsommer 2018. Hatte die Karre am Stadtrand abgestellt und ging die ein oder zwei Kilometer hinein ins Zentrum, zwischen Dom und Hauptbahnhof, um SIM-Karte u.a. zu beschaffen. Auch Lund hat ein berüchtigtes Einwandererviertel und so rechnete ich mit dem widerlichen Anblick herumlungernder Horden dunkelhäutiger Männer. Ich sah keine solchen; die nicht zahlreichen, dunklen oder vermummten Gestalten glitten ohne Anstoß mit in der wohlgeschmierten schwedischen Maschinerie. Nach Malerart durch die Augenlider blinzelnd stach etwas ganz anderes hervor: hochgewachsene, blonde Frauen, oft in kurzen Röcken oder auf Fahrrädern; stolze Gestalten, oft geradezu athletisch. Das kann nicht vergehen. Viele von ihnen mögen ein paar Wochen später grün oder rot gewählt haben, aber die Gleichstellung der Geschlechter ist nicht verhandelbar; selbst die schwedischen Grünen haben einen in der Parteihierarchie aufgestiegenen Afghanen seiner Ämter enthoben als er die Frage "Gleichstellung" nicht mit einem klaren Ja beantwortete.

Schweden gelten übrigens als das am wenigsten religiöse Volk der Erde; die Kirchen dienen heute als Bühnen für Begräbnisse und Hochzeiten und, bei guter Akustik, Konzerthallen. Daß nun Minderheiten "so viel Tamtam" wegen Religion machen, erregt weithin Unmut --- dies zeigen Statistiken --- und Soziologen/Politologgen meinen, solche Minderheiten müssen sich auf schwere Zeiten einstellen.

@Maiordomus, 19. Februar 2020 09:36
Danke für Ihre freundlichen Worte; freut, daß der Beitrag nützlich war. Hier ein Bild eines der stattlichsten Bergmanshöfe Bergslagens, etwa 40km N Örebro:

https://sv.wikipedia.org/wiki/Siggebohyttan#/media/Fil:Siggebohyttan.JPG

Die Gebäude stammen aus dem späten 18. und frühen 19.Jh. Die Kaminköpfe wurden aus Roheisen gegossen und waren wohl Statussymbole; hier eine Großaufnahme (von einem anderen Hof):

https://sv.wikipedia.org/wiki/Pershyttan#/media/Fil:Pershyttan,_bergsmanskrona,_juli_2019.jpg

@RMH, @Wilhelmsmax: Finnland
Mein Interesse an diesem Land wurde vor fast 50 Jahren geweckt durch die Wertschätzung einiger Männer aus dem bayrisch-böhmischen Grenzgebiet für den ehemaligen "Waffenbruder". Hier ist nicht der Platz, mich darüber zu verbreiten, möchte aber doch ein paar Merkwürdigkeiten im Zusammenhang mit Genetik, Volkscharakter auflisten:
1) Die Finnen sind genetisch überwiegend indogermanisch, aber nur in der weiblichen Linie. Man kann sich also zusammenreimen, was da in der Vorzeit geschah: Männer eines uralo-altaischen Volkes überfielen ein indogermanisches Volk ...
2) Finnland wurde von Schweden erobert und war bis 1809 Teil des schwedischen Reiches.
3) Die Mordrate in Finnland ist herkömmlich deutlich höher als in den anderen nordischen Ländern; durch die Masseneinwanderung hat allerdings jetzt Schweden "aufgeholt". Auch die Finnen, welche in Schweden leben, fallen da auf; man sagt "Finnen erstechen im Suff ihren besten Freund".
4) Die Suizidrate in Finnland ist wesentlich höher als in den anderen nordischen Ländern.
5) Vor Jahren verkündete die Gruppe Sharia4Belgium die Gründung eines Ablegers in Finnland. Auf dem "schwedischen PI-news" löste dies Heiterkeit aus; Tenor: die werden sich wundern, die Finnen sind mehr so wie die Russen, greifen sofort zur Gewalt.
6) Vor Jahren sprach eine schwedische Journalistin mit einer finnischen Polizistin, zu deren Aufgaben die Einweisung der Neuankömmlinge in die finnische Rechtsordnung gehörte. Im Vortragssaal fehlten zunächst die Frauen. Wo sind sie? Murren bei den Herren, als die Polizistin auf deren Anwesenheit bestand. Sie machte klar, daß sie nicht sprechen werde, wenn die Frauen nicht anwesend sind und da war sie unnachgiebig. Dann sagte sie den Frauen, daß sie in Finnland genau die gleichen Rechte haben wie ihre Männer; bei Einschränkung mögen sie zur Polizei kommen.
7) Als 2015 Massen an Einwanderern bei Haparande von Schweden nach Finnland wollten, schafften sie die Finnen mit Bussen weiter zu einem einsam gelegenen Rastplatz o.ä. Dort wurden die Leute registriert. Zwei "dezent" im Hintergrund bereitgestellten Hundertschaften Polizei in voller Montur machten klar, was gilt.

Lotta Vorbeck

20. Februar 2020 10:30

Ein Denkmal in der Stadt erinnert daran: Im November des Jahres 1632 fiel der Schwedenkönig Gustav-Adolf in Lützen bei Leipzig. Eine koloniale Vergangenheit hatten sie nicht, die skandinavischen Knäckebrötler. Aber eine stattliche Kriegsflotte unterhielten sie, die Schweden. Man erinnert sich an die im Hafen gesunkene, mit mehr Kanonen als sie hätte tragen können, bestückte, nicht seetaugliche "Wasa".

Wer es von unseren Vorfahren überlebte von den friedlich-harmlosen Schweden heimgesucht und ausgeraubt worden zu sein, dem konnte es passieren, in aller Freundschaft versteht sich, zusätzlich einen in Eimern gereichten Schwedentrunk eingeflößt zu bekommen.

Als Kinder lockte uns das Westfernsehen mit "Pipi Langstrumpf", "Karlsson auf dem Dach", "Michel aus Lönneberga" und "Sommer in den Schären" (Man fragte sich dabei fortwährend wo denn nun die Scheren sind?) vor die Röhre. Auch wenn wir diese Geschichten nicht ungern verfolgten, blieben sie seltsam fremd. Der tschechische Pan Tau stand uns da kulturell eindeutig näher.

Während der Schulzeit dazu vergattert, einen im örtlichen Kino als Abendvorstellung laufenden Igmar-Bergman-Spielfilm anzuschauen, saß man im Kino und dachte zwei Stunden lang: "Was für ein Schrott!"

Einer der Autoren des längst dem Vergessen anheim gefallenen, monatlich erscheinenden Heftchens "Gegengift" lebte wie @herbstlicht in Schweden. Dieser Autor schilderte anhand von Alltagsbegebenheiten, daß unsereinem, selbst dann wenn er über Kenntnisse der Landessprache verfügt, der Zugang zur Seele und Mentalität der Schweden verschlossen bleibt.

Sollte es Zufall sein, daß die Thunfisch Gretel einer offenbar ziemlich degenerierten, schwedischen Familie entstammt?

Venator

20. Februar 2020 19:44

@Lotta Vorbeck
Das ist interessant, bei uns war es genau umgekehrt. Michel oder Wir Kinder aus Bullerbü, da konnten wir fast keine Unterschiede erkennen, während man zu den ganzen Märchenfilme und Serien aus der CSSR nie einen echten Zugang bekommen hat. Selbst diese Filme wirkten auf uns trist, grau, bedrückend und alles andere als einladend.

RMH

21. Februar 2020 08:35

"Selbst diese Filme wirkten auf uns trist, grau,"

Wenn man sowas übers Fernsehen gesehen hat, kann das an den unterschiedlichen Farbfernseh-Standards gelegen haben. Im Westen hatten wir PAL, im Ostblock SECAM und die Amis hatten NTSC. Selbst mit einem entsprechenden Decoder im Fernseher sah da ein Programm im anderen als dem bei einem selber üblichen Standard meistens nie recht brillant aus (oft konnte man es ja nur schwarz-weiß sehen, so einen Fernseher mit den verschiedenen Farb-Standards hatten ja auch in der BRD nur wenige). PAL war aber wohl das beste analog-Format.

Lotta Vorbeck

21. Februar 2020 13:52

@Venator - 20. Februar 2020 - 07:44 PM

Ergänzend nachgetragen zu dem, was @RMH - 21. Februar 2020 - 08:35 AM notierte:

Den Umstand, daß die Familie in einer des frühen Sonntagsnachmittags in der ARD gezeigten Kindersendung einen "Skoda MB 1000" fuhr, nahmen wir verwundert zur Kenntnis. Heute wissen wir: Bei "Pan Tau" handelte es sich um eine Koproduktion des Tschechischen Fernsehens mit dem Bayerischen Rundfunk. Etliche Episoden dieser Serie übernahm das DDR-Fernsehen unter dem Namen "Die Abenteuer des Herrn Tau".

Egal ob Laurel & Hardy als Dick & Doof, die Augsburger Puppenkiste, Väter der Klamotte, in der UdSSR produzierte Märchenfilme, in 80 Tagen um die Welt, Wickie und die starken Männer, die Schatzinsel, Krempoli, Schweinchen Dick, Don Camillo & Beppone oder später die dänische Olsenbande (alljährlicher Höhepunkt im DDR-Fernsehen am ersten Weihnachtsfeiertag) und tollkühne Männer in ihren fliegenden Kisten - beim im Fernsehgerätewerk Staßfurt gefertigten TV-Apparat im Haushalt der Eltern handelte es sich um ein Gerät mit Schwarz-Weiß-Bildröhre. Diesem Umstand geschuldet, wirkte technisch bedingt alles etwas grau.

Maiordomus

22. Februar 2020 11:05

@Herbstlicht/Wessels u. Co. Wollte man unhysterisch und sowohl historisch als auch langfristig und echt zukunftsorientiert über vernünftige "Metapolitik" nachdenken, wären die älteren Grundlagen der nordischen Sozialstaaten, oben angesprochen, wertvoll. Aber auch deutsche Traditionen und entsprechende Standardwerke sind nicht zu vernachlässigen.

Ich wunderte mich noch vor Jahresfrist zutiefst, dass ich ein Standardwerk wie Siegfried Baders "Dorfgenossenschaft und Dorfgemeinde", das 1962 ausgerechnet in der DDR erscheinen durfte, bei Hermann Böhlaus Nachfolger, bezüglich meiner bisherigen Studien zum Genossenschaftswesen noch nicht auf dem Radar hatte. Es lohnte sich überaus, das Buch auszuleihen. Sowie ich unlängst einem hervorragenden Vortrag eines Fachmanns für See- und Uferschutz entnahm, welche umweltschädliche Wirkung die von "Klimaschützern" propagierten Wärmepumpen haben könnte, was zeigt, dass nicht das Schlagwort Klimaschutz, sondern Naturschutz im Vordergrund stehen müsste,.

Auf das Buch des Rechtshistorikers Karl Siegfried Bader über die Dorfgenossenschaften möchte ich jedoch die Skandinavienfreunde, welche diese Kolonne lesen, unbedingt noch aufmerksam machen.

herbstlicht

25. Februar 2020 20:34

Stieß gerade auf eine Stellungnahme der Vorsitzenden der schwedischen Christdemokraten (Kristdemokraterna), Ebba Busch Thor, zum Filmchen:

https://www.facebook.com/ebbabuschthor/posts/3005223666163695?__tn__=K-R&_fb_noscript=1

Darin sagt sie wenig, was nicht im Artikel oder in den vorstehenden Kommentaren ausgedrückt worden wäre, aber zwei Absätze scheinen mir doch das Übersetzen wert:

»Im Grund sollten dies [die Bedeutung der schwedischen Kultur gerade für Einwanderer] Selbstverständlichkeiten sein. Wenn sich ein Mensch integrieren soll, so muß es etwas geben, worin er sich integrieren kann. Die Einstellung, welche die SAS-Reklame illustriert, daß es derartiges gerade in unserem Teil der Welt nicht gibt, war lange populär in den besseren Kreisen. Bei manchen Amtspersonen, Parteien und sicherlich bei der einen oder anderen Redaktion ist es lange eine Art Statussymbol gewesen, Desinteresse am Schwedischen oder Nordischen zu zeigen. Statt dessen, lassen sie wissen, sollte sich jeder Anständige als Weltbürger sehen und meinen "Zuhause gut, in der Ferne am Besten" [Umkehrung eines gängigen schwedischen Sprichwortes].«

und

»Das Interessanteste ist, warum SAS eine im Grunde negative Erzählung über Skandinavien wählte. Ich glaube, das hängt mit dem zusammen, was ich oben sagte. Daß es in den oberen Gesellschaftsschichten lange den Status erhöht hat die Nase zu rümpfen über das Nahestehende und Heimische. Die Reaktionen gegen den Reklamefilm zeigen jedoch, daß jene, welche so denken, eine immer kleinere Schar bilden. Die meisten Menschen lieben ihr Heim und sind bereit, dafßr einzutreten.«

@Lotta Vorbeck, 20. Februar 2020 10:30
Nachdem Sie schon den Schwedentrunk aufgewärmt haben, will ich auch die Schwedenspeisung dazu geben:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schwedenspeisung

Und nein, ich hatte noch nie einen Wohnsitz in Schweden.

»daß unsereinem, selbst dann wenn er über Kenntnisse der Landessprache verfügt, der Zugang zur Seele und Mentalität der Schweden verschlossen bleibt.«

Falls mit "unsereinem" der Typus gemeint ist, welchen wir Bayern als "Saupreiß" bezeichnen --- schnoddrig und geschwätzig --- wird dies wohl stimmen. Dem bleibt aber auch schon der bayrische Waldler unverständlich.

Lotta Vorbeck

26. Februar 2020 00:04

@herbstlicht - 25. Februar 2020 - 02:34

Ja, zwischen dem Waldler und dem Saupreiß steht mental unüberwindbares Hindernis. Bei näherer Betrachtung handelt es sich auch beim Waldler und dem Saupreiß um Angehörige zweier ziemlich verschiedener Völkerschaften. Eine Amtssprache für beide verbindliche Amtssprache vermag den kulturellen Gegensatz nicht zu verwischen.

Ob sich der seinerzeit aus Schweden schreibende "Gegengift"-Autor mit "unsereinem" auf Saupreißen bezog, läßt sich nicht ausschließen. Mit höherer Wahrscheinlichkeit dürfte er wohl sich selbst gemeint haben.