Höcke in Dresden – eine Nachbetrachtung

Hinter dem Lautsprecherwagen von PEGIDA sprach mich am Montag einer der Ordner an, der dort seit Jahren für Sicherheit sorgt.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Ich war eben vom “Spa­zier­gang” zurück­ge­kom­men, der am Fürs­ten­zug vor­bei und durch den Bogen­gang auf den Alt­markt zu geführt hat­te. Die Rück­kehr auf den dicht bevöl­ker­ten Neu­markt vor der Frau­en­kir­che hat­te durch ein Spa­lier aus Gegen­de­mons­tran­ten geführt – PEGI­DA-Hel­fer stan­den mit schwarz-rot-gol­de­nen Sicht­blen­den aus Stoff zwi­schen der letz­ten Rei­he der Zuhö­rer und der ers­ten Rei­he der Stö­rer, und wie­der war es so wie frü­her, wie vor fünf Jah­ren: Die Poli­zis­ten dreh­ten der PEGI­DA-Ver­samm­lung den Rücken zu, weil sie wuß­ten, daß Gefahr nur von einer Sei­te drohte.

Nun war ich also an das Tras­sier­band vor der klei­nen Sicher­heits­zo­ne getre­ten – man war­te­te auf den Haupt­red­ner des Abends, auf Björn Höcke, für den es aus Sicher­heits­grün­den völ­lig aus­ge­schlos­sen war, am Spa­zier­gang teil­zu­neh­men oder sich “unter die Leu­te” zu begeben.

Wäh­rend wir war­te­ten, frag­te mich der Ord­ner, ob ich nicht spon­tan noch etwas zu den Leu­ten sagen woll­te – ich sei ja ewig nicht mehr in Dres­den auf­ge­tre­ten. Natür­lich war das nicht ernst gemeint, aber ich dach­te in den fol­gen­den Minu­ten dar­über nach, wie ich die Situa­ti­on an die­sem Abend beschrei­ben wür­de, wenn ich es vor dem Mikro­phon wür­de machen müs­sen – jetzt, in die­sem Augenblick.

Als mich der Ord­ner dann ein­lud, hin­ter die Absper­rung zu tre­ten und von der Lei­ter am Laut­spre­cher­wa­gen aus ein­mal die gan­ze Sze­ne­rie von oben zu betrach­ten, war mir klar, daß ich, hät­te ich das Mikro­phon vor der Nase, die­sen Abend als das beschrei­ben wür­de, was er tat­säch­lich war: eine Thea­ter­auf­füh­rung, ein Spek­ta­kel – ein Stück, das am 17. Febru­ar 2020 zum zwei­hun­derts­ten Mal ange­setzt war und durch die Mit­wir­kung Höckes sei­ne dra­ma­ti­sche Zuspit­zung erfuhr, und: sei­ne Schematisierung.

Die Anfangs­auf­stel­lung ist seit Jah­ren die­sel­be: Wir sehen den PEGI­DA-Red­ner­wa­gen, die abge­spann­te Sicher­heits­zo­ne und im Halb­rund davor die Demons­tra­ti­ons­teil­neh­mer – das Gan­ze vor wech­seln­der Kulis­se (mal vor der Frau­en­kir­che, mal auf dem Alt­markt, sel­te­ner auf dem Opern­platz oder vor der Half-Pipe am Skaterpark).

Die Gegen­de­mons­tran­ten sind an nor­ma­len Mon­ta­gen gar nicht mehr vor­han­den, und bei frü­he­ren gro­ßen Ver­samm­lun­gen war man räum­lich immer ordent­lich weit von­ein­an­der getrennt. Dies­mal war es anders: Die Anti­fa durf­te bis auf fünf Meter anrü­cken und bil­de­te hin­ter der PEGI­DA-Men­ge so etwas wie den 1. Rang, die Tri­bü­ne. Das “brei­te Bünd­nis” aus CDU, FDP und­so­wei­ter schloß sich naht­los an und sperr­te den Neu­markt von der Wils­druf­fer Stra­ße ab.

Man stand nicht wegen PEGIDA auf der Stra­ße, son­dern wegen Höcke bei PEGIDA, und das auf bei­den Sei­ten. Es lohn­te sich näm­lich wie­der ein­mal, dafür oder dage­gen zu sein. Die Auf­la­dung durch die Thü­rin­ger Ereig­nis­se und die Fixie­rung auf Höcke mobi­li­sier­te die­je­ni­gen zuhauf, die bei sol­chen Spek­ta­keln die Sta­tis­ten abge­ben und die Kulis­sen bevöl­kern: den Chor der Bür­ger, der Empör­ten, der Furi­en, der Gefan­ge­nen – Zusam­men­rot­tun­gen auf der Büh­ne, mit je eige­nen Gesän­gen, Schlacht­ru­fen und Masken.

Weil im Begriff “Schau­spiel” das Wort “Spiel” steckt, muß ich nun eine Schlei­fe dre­hen: Natür­lich ist das alles kein Spiel, denn immer­hin pral­len an sol­chen Aben­den (oder auch in den Par­la­men­ten) ein­an­der grund­sätz­lich aus­schlie­ßen­de Zukunfts­ent­wür­fe für unser Land auf­ein­an­der, und “grund­sätz­lich aus­schlie­ßend” meint: Es wird extrem schwie­rig, mit den­je­ni­gen vom “brei­ten Bünd­nis” auf einen gemein­sa­men Nen­ner zu kommen.

Das hat mich ins Grü­beln gebracht. Nicht, daß wir hier nicht sowie­so oft über die völ­lig ver­här­te­ten Fron­ten nach­däch­ten – aber am Mon­tag lag der Befund glas­klar vor. Das war eine auf einem Platz arran­gier­te Aus­gangs­la­ge vol­ler Fest­schrei­bun­gen, Unter­stel­lun­gen, Dia­log­un­fä­hig­keit, Beschimp­fungs­ri­tua­len und rhyth­mi­scher Ausbrüchen.

Die Unver­ein­bar­keit, der Erfur­ter Eklat – das wur­de noch ein­mal nach­ge­stellt und durch­ge­spielt, und man ver­kennt den Sinn sol­cher Insze­nie­run­gen, wenn ihre sta­bi­li­sie­ren­de Wir­kung über­sieht. Nicht nur die PEGI­DA-Spa­zier­gän­ger ver­ge­wis­ser­te sich am Mon­tag ihrer Bedeu­tung und Daseins­be­rech­ti­gung; das “brei­te Bünd­nis” zwang alle gegen den einen Geg­ner ins eige­ne Lager. Freund hier, Feind da – und dazwi­schen ein schma­ler Kor­ri­dor, der Riß, das Unüberbrückbare.

Das Sta­bi­le und das Sta­bi­li­sie­ren­de erkennt man an sol­chen Aben­den dar­an, daß nichts aus dem Ruder lau­fen kann – an der Rou­ti­ne in der Empö­rung, an einem fast schon lust­lo­sen Rol­len­spiel. Die “Widerstand”-Rufe klan­gen nicht erwar­tungs­voll, nicht wie Bran­dungs­wel­len am Atlan­tik, nicht nach etwas Weg­spü­len­dem, Mit­rei­ßen­den, son­dern wie der Wel­len­takt in auf­kom­men­dem Wind an einem Binnensee.

Als ich neben Andre­as Kal­bitz in den Spa­zier­gang ein­bog und mit ihm über dies und das plau­der­te, wäh­rend er ein paar Dut­zend Hän­de schüt­tel­te, war mir klar, daß wir uns nicht in einer viru­len­ten Situa­ti­on befän­den. Alles war vor­han­den: Sach­sen­fah­nen, Wirm­erfah­nen, Isra­el­fah­nen, ein paar Sprech­chö­re, ein paar pfei­fen­de Mit­tel­fin­ger am Stra­ßen­rand, ein umschwärm­ter Sell­ner samt Kame­ra­stan­ge, dann der Geg­ner­kor­ri­dor, als wir wie­der ein­bo­gen auf den Neu­markt, und Mei­nungs­schil­der, Mei­nungs­hem­den, Meinungsfahnen.

Was aber nicht da war: eine Atmo­sphä­re von Mes­sers Schnei­de, und so war auch Höckes Ankunft im Sicher­heits­fahr­zeug und sein Fünf­me­ter­weg auf die Büh­ne, umschwirrt von Per­so­nen­schüt­zern, eine hüb­sche Neben­sze­ne, aber kein dra­ma­ti­scher Vor­gang. Die­ser Abend konn­te schlech­ter­dings nicht in einer Kata­stro­phe enden, nie­mand wür­de über­rannt wer­den, nie­mand ange­grif­fen. Jeder hat­te sei­ne Rol­le gefun­den und konn­te sei­nen Text.

Es gab weder für die noch für uns die Mög­lich­keit des Gelän­de­ge­winns. Erstarr­te Front. Der Vor­stoß von Erfurt wird gera­de abge­fan­gen, das sieht man auch dar­an, daß nun irgend­ei­ne Staats­an­walt­schaft Höckes Rede vom Mon­tag zu prü­fen beginnt, um aus dem Mon­tag­abend das letz­te Tröpf­chen Skan­dal zu pres­sen. Sol­che Null­mel­dun­gen sind auf dem sel­ben Niveau wie die Auf­he­bung einer Abge­ord­ne­ten­im­mu­ni­tät: Man hat ja den Ein­druck, die sei sowie­so nur dafür da, dra­ma­tisch “auf­ge­ho­ben” wer­den zu können.

Höcke in Dres­den: Das war immer­hin gro­ßes Thea­ter und die Ver­ge­wis­se­rung der Stra­ße nach der Ver­ge­wis­se­rung einer bereits punk­tu­el­len Wirk­macht im Par­la­ment. Alles das gehört dazu, und irgend­wann kommt dann wie­der Bewe­gung in die ver­här­te­ten Fron­ten – muß ja.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (52)

Hartwig aus LG8

19. Februar 2020 15:01

Ich reiste am Montag aus ungewohnter Richtung an, war zu spät, erschöpft und ohne Kontakt zu meinen Kameraden, von denen auch ein paar vor Ort waren. Ich hatte ein ähnliches Gefühl wie G.K.; ich fragte mich gar, ob "die Straße" wirklich der Ort sein wird, der in Zukunft den Unterschied macht. Grundsätzlich denke ich: nein.
Andererseits: Dresden ist in Deutschland wohl die einzige Großstadt, in der so etwas wie eine rechte Demo noch selbstverständlich möglich ist. Dank den Dresdnern und den Bewohnern des sächsischen Umlandes! Meine vorletzte PEGIDA-Demo 2018 hatte etwas von Volksfest; kaum sichtbare Polizei, Bier im Pfandbecher, Bratwurstbude, ... so wie das normalerweise auch sein müsste.
Ich, eigentlich ein Demo-Muffel, meine, dass Dresden von uns "gehalten" werden muss.

GuntherManz

19. Februar 2020 15:01

Ich bin in diesem Forum das Fliegengewicht der Intellektualität. Jedoch; es sind die Ereignisse die entscheiden, nicht die Menschen. Hätte ich einem 1988 erzählt, daß die DDR aufhörte zu existieren, der hätte mich ausgelacht.

Schopenhauer

19. Februar 2020 15:44

Bewegung in die Sache? Aber wir hatten doch selten so viel Dynamik. Oder sollte das schon das "Zu-Tode-siegen" sein? Nein. In Thüringen stecke noch eine Menge Sprengstoff, wenn man der CDU ein Angebot macht, das sie nicht ablehnen können. Gern auch in Form eines MP-Kandidaten, der von seiner Nominierung gar nichts weiß, richtig?

RMH

19. Februar 2020 15:58

"... wieder Bewegung in die Sache ... "

Obacht! Es ist Bewegung in der Sache, aber von der falschen Seite. Die Garrotte wird Tag für Tag ein paar mm enger gestellt. Heute bspw.:

https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/gesetz-gegen-hasskriminalitaet-1722896

(man beachte die formulierung "volksverhetzende Äußerungen")

Tom Steiner

19. Februar 2020 16:13

"Es muss Bewegung in die Sache kommen..."

Das wird es. Aber vermutlich durch externe Ereignisse.

Der Gehenkte

19. Februar 2020 16:13

Das ist ganz großartig gesehen und gefühlt und - soweit ich sehe - originär. Inwieweit kann Protest noch wirken, wenn er zum Ritual verkommen, wenn er systemisch aufgefressen wird, wenn ihm - vor allem - der Kairos abhanden gekommen ist?

Wiederum: auch Rituale können eine innere Kraft haben und manchmal sogar die Welt aus den Angeln heben. Man sollte hier von Greta lernen. Warum sitzt das Mädel nicht weiter unbemerkt vor ihrer Schule und hält ein Schildchen in den Wind? Woran hat sie gerührt, um die Welt aus dem Schlaf zu erwecken? Wieso waren ihre Worte Blitze? ...

Aber: kann das überhaupt von konservativer, von rechter Seite geleistet werden? Wäre das nicht sogar Verrat an der Sache? Bleibt uns vielleicht nur das ewige Dagegen? Und fehlen uns nicht gerade dann die Mittel, wenn das Übel verschwindet, "gemanagt", beherrscht wird?

Mir scheint, "die Aktion", "die Tat" steht uns nicht zur Verfügung oder eben nur dann, wenn es einen wahren inneren Zwang und Drang gibt. Man muß damit sehr behutsam und sparsam umgehen. Anders: die wirkungsvollste Tat ist das bessere Buch, der schlagendere Gedanke.

Andreas Walter

19. Februar 2020 16:58

Die Zeit arbeitet für uns. Selbst wenn es uns gar nicht gäbe. Wir sind ja nicht die Täter. Wir sind lediglich der machtlose Widerstand, lediglich die Überbringer schlechter Nachrichten. Wir sind daher nicht das Problem. Einfach nur Geduld.

Sandstein

19. Februar 2020 16:58

@GuntherManz

"Ich bin in diesem Forum das Fliegengewicht der Intellektualität." Allein mit dieser Aussage haben Sie ja bereits das Gegenteil bewiesen. Einer der besten Kommentare seit langem! Zum Thema: wir sind alle wie die hungrigen Dorfbewohner vor der Mühle, bis wir merken, wie langsam die Steine dort mahlen. Ich sage mir dann immer: "Die Zustände von heute kamen auch nicht über Nacht" ..richtig befriedigend ist das aber auch nicht. Weitermachen!! Gruß

Gelddrucker

19. Februar 2020 17:42

Warum gibt es keine Internetseite zum Bevölkerungsaustausch?

www.ethnicreplacement.org

Alle Daten zum Absterben der Europäer auf einem Blick. Mit Prognosen für 2040 und darüber hinaus.

Würde jeder rechten Partei in Europa +10% bescheren.

GerdNeuenfels

19. Februar 2020 17:46

Leider macht es Höcke durch missverständliche Formulierungen und Sprachduktus dem mainstream ziemlich leicht, ihn und damit auch die AfD in Richtung Nazi/Faschismus zu verorten. Der johlende Beifall mag ihm guttun, bringt die AfD aber nicht weiter.

Bewegung: hoffentlich durch stärkere geistige Auseinandersetzung. Visionen wie globale Welt, Multikulti-Vielfalt, lebendiges Miteinander vieler Ethnien müssen mit der Bewahrung unserer zivilisatorischen Identität in ein realistisches Gleichgewicht gebracht werden, zunächst auf geistiger Eben, dann als politisches Programm.

Die AfD hat, mittlerweile vielleicht "hätte gehabt", da gute Chancen, denn die 2015-er Migration, ihr Fortdauern und ihre Nachwirkungen, die undemokratischen EU-Strukturen, das Aufzehren der Sparguthaben, zu niedrige Löhne und Altersarmut, Wohnungsmangel, Islamisierung zumindest etlicher Stadtteile, Ghetto- und Bandenkriminalität sind Themen, in denen AfD-Positionen wahrscheinlich die Mehrheitsmeinung sind.

Die Attitüde "wenn wir an der Macht sind, wird der ganze Sumpf ausgetrocknet" ist da "Nicht hilfreich".

Ein gebuertiger Hesse

19. Februar 2020 17:47

Hier schreibt einmal wieder der Autor von "Provokation" und faßt nüchtern-differenzierend etwas sehr Wichtiges ins Auge: Erstarrungen oder Erlahmungen (im affektiven Gemüt) müssen, selbst wenn sie nur punktuell sein sollten, BEWUSST gemacht werden. Ansonsten beginnt der Trott zu regieren und auch einer wie Höcke klingt dann nurmehr wie Höcke. Im schlimmsten Fall kommt es über den Abrieb, die Gewöhnung, auch den übermäßigen Gebrauch der gleichen oder ähnlichen Worte, zu einer Entkernung, ja Verharmlosung der Inhalte. Um diese wieder freizubekommen, so daß sie erneut das Herz erreichen und stechen, was braucht es da? Schwierig. Aber vielleicht dies: Abstand durch Askese, den Blick nicht auf das große Ganze richten, sondern auf das betont Einzelne (das das große Ganze auf je eigene Weise neu aufspannt). Und die Inhalte im Gebet wiederfinden.

Maiordomus

19. Februar 2020 18:01

Gesinnung und Verantwortung nach Max Weber
(der Autor gilt für SiN als Teil v. polit. Allgemeinbildung)

Zeige mich beeindruckt vom Schluss-Satz von @Kubitschek. Dem Feuerwehrkommandanten steht im Augenblick des Einsatzes Skepsis nicht an, aber dem Geistesmenschen durchaus. Erst recht bei der Besinnung im Rückblick. Besinnung ist für Max Weber massgeblicher als Gesinnung, so wie der politisch Handelnde in Sachen Verantwortung weder unterfordert noch überfordert werden soll: Wer für sein Dorf eine Aufgabe hat, muss nicht gleichzeitig noch die ganze Welt retten. Für die Wahrnehmung der konkreten Verantwortung vor Ort sollten die Bürger wie auch deren Beauftragte im Rahmen der Gesetze einen Vertrauensbonus haben und nicht gleich bevormundet werden. Das fördert Verantwortungsfähigkeit. Gilt auch für das politische Zusammenleben, etwa die Organisation von Parteien usw. betreffend. Theoretisch wäre es zum Beispiel Herrn Kemmerich eher zuzutrauen gewesen, die Lage in Thüringen einzuschätzen als zum Beispiel seinem nationalen Parteivorsitzenden. Ein Beispiel für die Anwendung einer Verantwortlichkeitsregel nach Max Weber. Dazu unten noch mehr, bei der Besprechung zweier Texte von Weber. Ohnehin müsste man stärker von der politischen Rechthaberei wegkommen.

Dabei sind, @Gunther Manz, die Leute, die sich nicht automatisch sicher sind, was richtig sei, keine Fliegengewichte. Und @Hartwig stellte Fragen, die schon in mehreren Spalten hier vor kurzem aufgeworfen wurden. Die Sicht eines vollmündiger Repräsentant vor Ort, dessen Handeln von Nachdenken begleitet wird, ist authentisch. So stellt man sich verantwortungsfähige politisch Handelnde vor. Ich nenne sie lieber nicht "Aktivisten": eine Bezeichnung des Fernsehens für erwünschte Gewalttäter

Zum Weitermachen gibt es drei zu überprüfende Meinungen: a) Weitermachen wie bisher b) Weitermachen, aber nicht wie bisher c) die Phase von Pegida, die nebst und sogar trotz Kontraproduktivem Erfolge zu verzeichnen hatte, wird mit Respekt vor den gegen Widerstände beharrlichen Gründern als abgeschlossen erklärt. Es gibt fast nichts politisch Sinnvolles, das nicht irgendwann seinen Grenznutzen erreicht.

In den letzten 10 Tagen wurde hier wie selten über zwei Schwerpunkte diskutiert: Eher leidenschaftlich über Politik, die in Deutschland dieser Tage fürwahr eine "Wurzelbehandlung" erfahren hat, um es mal neutral auszudrücken. Anstrengung bereitete einigen die von @Kubitschek und Kaiser gestellte Aufgabe, sich über einen geistigen "Kanon" Rechenschaft abzulegen, also den angemessenen Anschluss an das deutsche Geistesleben. Bei genauerem Hinsehen kann derzeit von einer Einigung, was wichtig sei, nicht gesprochen werden. Am wenigsten umstritten scheint aber der von SiN empfohlene Klassiker der deutschen Soziologie, Max Weber, zu sein. Von diesem gibt es zwei Schriften, die vorzüglich kurz sind. "Wissenschaft als Beruf" und "Politik als Beruf". Ausserdem waren sie, seit den Schicksalsjahren 1933 und 1968, selten so aktuell wie heute:

1. Wissenschaft als Beruf. Max Webers Auffassung, dass der Wissenschaftler nun mal Wissenschaft zu betreiben habe und nicht "Haltung" zu demonstrieren, war - nach den Bekenntnisse zum Krieg 1914, Heideggers Sündenfall 1933 und ab 1968 bei Lesern von Marx, Marcuse und Maos rotem Büchlein wieder stark umstritten. Darum gründeten einige der besten Gelehrten Deutschlands den "Bund Freiheit der Wissenschaft", mit ausdrücklicher Berufung auf Max Weber. Es war klar kein linkes Bekenntnis. Es war aber auch nicht schon "rechts", wie zumal die Mitglieder der SPD in jener Vereinigung mit gutem Grund anführten. Wollte man die offensichtlich kritische Situation an heutigen Hochschulen und anderen Institutionen mit faktischen Sprech- und Vorlesungsverboten in den Griff bekommen, müsste man sich an Max Weber orientieren.

2. Politik als Beruf. Das Kriterium für die Ausübung dieser Praxis ist nicht die Gesinnung, weswegen auch einem Herrn Ramelow weder die Mauertoten, für die er nicht verantwortlich war, noch die unendlich vielen Opfer des Kommunismus anzulasten. Sondern ausschliesslich das, was er für das Land Thüringen geleistet hat oder nicht geleistet und was er erklärtermassen mit diesem Lande vor hat. Dasselbe gilt für die Politiker der AfD und alle anderen. Selbstverständlich muss jeder und jede für sein Vertrauenskapital besorgt sein und sich an Verfassung, Gesetze und Amtseid halten. Zum Thema Faschismus sagte Karl Popper 1986 sinngemäss (war damals sein Hörer): "Wenn Sie die Forderung nach mehr Kontrolle der Macht als faschistisch bezeichnen, dann nennen Sie mich einen Faschisten. Über Worte sollte man sich nicht streiten." Politik als Beruf hat mit vereinbarter, erklärter Verantwortung zu tun, wobei weder "Rettung der Welt" noch die "Erlösung der Menschheit" in der Regel mit dem Wahlauftrag zu verwechseln sind. Im Vordergrund stehen Ruhe, Ordnung, Rechtssicherheit und Gemeinwohl als ausgewiesene Interessenvertretung jener, von denen gemäss Verfassung die Macht im Staate angeblich geliehen ist. Dabei hat freilich Max Weber auch den Begriff der "charismatischen Persönlichkeit" geprägt. Bei dieser ist und bleibt jedoch das Problem des Grenznutzens im Auge zu behalten. Diese Problematik wird in autoritären System regelmässig vernachlässigt. Die Verfassung der Vereinigten Staaten gehört zu den wenigen Systemen, die hier, im Gegensatz auch zu Russland, hier eine relativ effiziente Bremse eingebaut haben. Die Trump-Gegner können spätestens 2024 Entwarnung geben. Amerika wird weiterexistieren, sofern die nördliche Halbkugel den Klimawandel überlebt.

Zu den wichtigsten Errungenschaften von Max Weber in Sachen Verantwortung gehört, interessanterweise, jedesmal eine gewisse Entlastung: der Wissenschaftler muss nicht aus Verzweiflung Selbstmord machen, bloss weil sich als Folge des freien Forschens eben auch Errungenschaften wie Stromproduktion aus Atomenergie und sogar Kernwaffen ergeben können. Carl Benz ist seinerseits für die Verkehrstoten durch das Auto seit 1886 nicht verantwortlich zu machen. Die Entwickler einer Medizintechnik für schmerzlose und für die Mutter möglich unschädliche Abtreibung verantworten die Abtreibung nicht usw. So wie Deutschland selbstverständlich eher für seine eigene Sicherheit zuständig ist als für die von Afghanistan usw. So wie der Feuerwehrkommandant von Hochheim bei Gotha nicht für die Buschbrände in Australien zuständig ist, wiewohl man natürlich bei der heutigen Kompliziertheit der Welt internationale Vernetzungen nicht vernachlässigen sollte. Verantwortung hat aber immer mit den Verhältnissen und Proportionen zu tun. Max Weber steht indessen weder für Gesinnungslosigkeit und Prinzipienlosigkeit, erst recht nicht für Verantwortungslosigkeit. Aber Totalität führt sowohl beim politischen Primat der Gesinnung (vgl. Robespierres Todesurteile) wie auch bei der Ausdehnung der Verantwortung auf Rettung von Welt und Menschheit schon bei jedem kommunalen Beamten letztlich zu einer totalitären Überdehnung.

Gotlandfahrer

19. Februar 2020 18:29

Man sollte, denke ich, in der derzeitigen Lage von der Ausdrucksform Pegida nicht mehr erwarten, als sie leisten kann. Aus meiner Sicht hat Pegida schon weit mehr erreicht, als man, zumindest seit zwei, drei Jahren, hoffen durfte: FÜNF Jahre Existenz! Ein Stachel, der, jetzt eingewachsen, zwar keine akute Blutung mehr erzeugt, aber immer noch täglich stört.

Pegida & Co ist bürgerlicher, also ordnungsliebender Protest gegen die Zerstörungszange aus kapitaltriefender Globalisierung und der von ihr alimentierten Destruktionskräfte. Dieser bürgerliche Protest kann gar nicht die erforderliche Wucht zur Wiederherstellung freiheitlicher Verhältnisse aufbringen, denn anders als 1989 ist das System noch „up and running.“ Nicht einmal für ein deutsches Prag, einen zweiten 17. Juni oder einen zerschlagbaren Ungarn-Aufstand wird es reichen können, denn es steht kein simples Befreiungsnarrativ für ein kräftiges Hurrää aus dem Lendenbereich zur Verfügung (dasjenige, das zur Verfügung steht, ist zu kontra-intuitiv, als dass es die Logos-Schutzhülle um den Instinktkern der Abgerichteten oder gar der Korrupten durchdringen könnte).

Die Vorteile der Gegenseite durch Initiative, Mensch und Material sind – eigentlich - so erdrückend, dass man sich wundert, warum es nicht längst „vorbei“ ist. Stattdessen beschallt man sich aus den Gräben mit Schmähungen, zunehmend ritualhaft. Ein befestigter Platz. Einigelung im Widerstandsnest, das sich doch mit etwas Aufwand ausheben ließe.

Aber statt auf offenen Angriff mit ein paar unschönen Szenen setzt die Gegenseite auf Demoralisierung. Das ist nämlich das einzige, was sie intellektuell beherrscht, ihre einzige echte Waffe. Denn bei genauem Hinsehen ist ihr Vorteil gar nicht mehr so groß. Ihre Menschen und ihr Material stehen ohne das, was Pegida erhalten will, gar nicht zur Verfügung, um es zur Bekämpfung von Pegida & Co einzusetzen: Freie und solidarische Bürger.

Mit WDR-Redakteuren, Genderbeauftragten, der Antifa und ansonsten kuschenden Steuersklaven ist nämlich kein Staat machbar, der sich auf Dauer melken lässt. Der befestigte Platz, an dem wir uns mittlerweile befinden, ist nichts Anderes als der statische Fluchtpunkt all der Kraftlinien ihrer Konstruktion. Mit einem finalen Angriff auf ihren eigenen Bezugspunkt schaffte die Gegenseite nicht nur ihre materiellen Voraussetzungen ab, sondern auch die sie mobilisierende Geistesressource: Das Befreienmüssen von uns. Ohne Nazis braucht es weder Antifa noch Merkel. Man könnte ja wieder Sachpolitik betreiben und huch, da will man lieber nicht hinschauen.

Die Demoralisierungsversuche in Richtung unserer Feldpostnummer sind ja in Wahrheit nicht an uns, sondern an die eigenen, zunehmend der Hysterie müden Truppen gerichtet. Einigen ihrer Truppen wird dabei zunehmend klar, wie aufrichtig die Parolen tatsächlich sind. Wie wenig „Plan“ über das Destruktive hinaus bei ihrer Führung eigentlich vorhanden ist. Wieviel und was die "Geschlossenen" tatsächlich eint. Was die eigene „Initiative“ schon an eigenem Land verbrannt hinterlassen hat. Und was die eigenen in Stellung gebrachten Großkaliber, außer den Unterständen der Ausharrenden, noch alles plattmachen würden. Sie stehen vor ihrem eigenen schwarzen Loch und spüren den Sog. Nur herbei!

Was nun? Aus meiner Sicht: Jede Bewegung des Gegners ist zu seinem Nachteil. Er muss sich aber bewegen, denn er kann uns ja nicht zulassen. Thüringen mag ein geschickter Schachzug gewesen sein, doch entscheidend war, was der Gegner an weiteren Fehlern gemacht hat. Eine massiertere Bewegung unsererseits, über vereinzelte intelligente Impulse hinaus, brächte keinen Vorteil, sondern nur erneuten Handlungsraum für den Gegner, um, in damit größerer Entfernung zum eigenen Stützpfeiler seines Daseins, wieder zuschlagen zu können, also ohne sich selbst dabei zerstören zu müssen. Wir müssen uns auch nicht „bewegen“. Ruhe ist die erste Bürgerpflicht (nicht in dem Sinne, nicht mehr zu Pegida zu gehen natürlich).

Es ist wie mit einer notorischen Säuferin, die hackevoll auf ihren gramvollen, verantwortungsbewussten Versorger einschlägt, ihn aufgrund ihres auf ihn projizierten inneren Selbsthasses verwünscht und abwechselnd mit Trennung oder Anzeige droht. Sie wird nach dem Anfall schnarchend in seine Arme sinken. Bis zum nächsten Rausch.

Dass noch „Widerstand“ gerufen wird ist, was zählt, denn Fehler muss man dem Gegner machen lassen.

Glast

19. Februar 2020 19:40

Thema heute Abend bei N-TV: "Der Zerstörer. Björn Höcke und sein Vernichtungsfeldzug gegen die Demokratie". Ich rechne mittlerweile mit allem. Der Riss geht nicht mehr zu.

Solution

19. Februar 2020 20:06

Der Widerstand ist wie das Wasser: Er sucht sich seinen Weg.

Utz

19. Februar 2020 20:07

@ GerdNeuenfels
>>Visionen wie globale Welt, Multikulti-Vielfalt, lebendiges Miteinander vieler Ethnien müssen mit der Bewahrung unserer zivilisatorischen Identität in ein realistisches Gleichgewicht gebracht werden, zunächst auf geistiger Eben, dann als politisches Programm.<> Die Attitüde "wenn wir an der Macht sind, wird der ganze Sumpf ausgetrocknet" ist da "Nicht hilfreich".<<

Zu diesem Thema hat Seidwalk alles gesagt. Wer uns falsch verstehen will, wird immer Stellen finden, derentwegen er eine große Aufregung und einen Riesenzirkus veranstalten kann.

Laurenz

19. Februar 2020 20:51

@GuntherManz

@Sandstein hat ganz Recht, machen Sie Sich keinen Kopf. Natürlich gibt es intellektuellen Widerstand, wenn Proleten, wie ich, ihre Beiträge an die Redaktion schicken, und Jene diese auch noch veröffentlicht.
Der tatsächliche Unterschied liegt in jeweils anders gearteten Formen von Aggression begründet. Die Aggression der Intellektuellen basiert auf der Diskreditierung, der Herabwürdigung der Proleten, was in der Form, wohl aus Angst, gegen Linke nicht praktiziert wird, was ich sehr bedaure.
Mein verbale Aggression ist direkt "ad personam", da ich den Frieden, auch den sozialen -, als Pharce, wie sagt die Linke, als soziales Konstrukt erachte.
Heutzutage haben Sich die Mittel natürlich verändert, was in GKs Definition, an der Positionierung der Schachfiguren liegt. Die einstigen Protestler bilden das Establishment. Die Bürgerlichen wurden nach und nach vom Brett gefegt und bilden die Opposition, allesamt natürlich unter Verschissmus-Verdacht (Roland Tichy), und stellen ihre Figuren neu auf für die nächste Runde.
Deshalb bin ich, @GuntherManz, ab und an enttäuscht und froh zugleich, wenn die Redaktion allzu scharfe, exzessive Formulierungen herausnimmt und mildert. Und ich kann Ihnen versichern und rückmelden, daß es sich dort in Schnellroda keiner leicht macht. Man liest tatsächlich das, was eingesendet wird. Die Redaktion ist quasi der Kulminationspunkt des Austauschs von Sichtweisen, Haltungen und Ideen. So weiß ich, auch wenn mal ein Beitrag nicht durchgeht, so hat ihn doch ein kluger Kopf gelesen, dem ich, aufgrund des Mediums, quasi blind, vertraue.

Ich bin glücklich darüber, daß @Andreas Walter Seine Klarheit wieder gefunden hat. Er hat kurz und bündig die Entwicklung des aktuellen Zeitgeistes in Worte gefaßt.

Beim Lesen des Artikels, wie auch beim Kommentar von Andreas Walter, stieg in mir die Frage hoch, wann wieder ein Erich Mielke aufersteht, und bei einer solchen Gelegenheit Polizisten erschießt.
Das ist noch nicht ganz so, aber fast wie Anno89 .... läßt die Staatsratsvorsitzende Panzer rollen oder nicht.
Das wird dann der Fall sein, wenn alle anderen "Spielchen" nicht mehr funktionieren. Vielleicht wird die Linke aber auch auch vorschlagen, Frau Merkel auf Lebenszeit zu vereidigen.

Um noch etwas Öl ins Feuer zu gießen, möchte ich allen SiN-Lesern den neuen Me, Myself & Media, Ausgabe 55 der KenFM-Redaktion, auf Youtube, ans Herz legen. Wie immer etwas langatmig, aber trotzdem viel Feuerwerk. Interessanterweise erscheint mir der Dissens mit dem Friedens-bewegten Ken Jebsen & Co. einfacher zu überbrücken, als mit den grün und rot angemalten Orwellianern der Berliner Junta.

Maiordomus

19. Februar 2020 21:14

@Gotlandfahrer: "Nicht einmal für ein deutsches Prag, einen zweiten 17. Juni oder einen zerschlagbaren Ungarn-Aufstand wird es reichen können, denn es steht kein simples Befreiungsnarrativ für ein kräftiges Hurrää aus dem Lendenbereich zur Verfügung."

Ich bitte Sie und andere hier, die YouTube-Filme über den Ungarn-Aufstand zur Kenntnis zu nehmen. Die neuere Verfilmung in Farbe kommt mir zwar sentimental und zu heroisch daher. Berlin 1953 und Prag 1968 sollte man im Zusammenhang mit Pegida u. Co. erst recht nicht bemühen. Abgesehen davon, dass man die historische Situation nicht vergleichen kann: die Tapferkeit der Ungarn ist für das 20. Jahrhundert als europäischer Volksaufstand einer homogenen ethnischen Gruppe (mit klar sichtbaren inneren und äusseren Unterdrückern) in seltenem Ausmass denkmalwürdig.

Beim Ungarn-Aufstand verdrängte ich aber lange den Mob, den es auch dort gab und der teilweise barbarische Züge angenommen hat. Umgekehrt aufgehängte Geheimdienstspitzel, im Einzelfall asiatisch aussehende Angehörige der Sowjetarmee, wurden in der Art der seinerzeitigen Abrechnung mit Mussolini und Clara Petacchi der internationalen Presse präsentiert. Kein
Ruhmesblatt einer Heldengeschichte; so wenig wie die nicht ganz durchsichtigen Hintergründe der Hinrichtung des Ehepaars Ceausescu an Weihnachten 1989. Für den Rest Europas war diese Fernsehpräsentatin das von fast allen offen oder klammheimlich mit Genuss verspeiste Schlachtmahl des Freiheitsjahres: eine wahrhaft abscheulich schmeckende Weihnachtsgans mit zwei Köpfen.

In diesem Sinne rate ich Ihnen, @Gotlandfahrer, zu Zurückhaltung bei derlei Vergleichen, obwohl eines gilt: Ungarns Freiheitskampf bleibt - von obigen Einwänden abgesehen - auch bei seinem nationalistischen und nationalkommunistischen Hintergrund, in Sachen Mut und Unerschrockenheit für Osteuropa und zumal die westeuropäische EU eine für die letzten 75 Jahre mit nichts zu vergleichende Herzblutattacke. Freiheit war zumindest nicht Nebensache. Es ging für die Ungarn, im Gegensatz zu Stalins Russland (sage lieber nicht Sowjetunion), gleichzeitig um Nation, Volk und Freiheit, das sakrale Ungarn inbegriffen. Hingegen wurde zum Beispiel beim Grossen Vaterländischen Krieg zwar die Russische Nation (mit ihren Satelliten) mit proportionalem Anteil an Kriegsverbrechen zum Siege und zu ihrer Grösse geführt; was aber, siehe Archipel Gulag, bei allen achtenswerten Opfern "fürs heilige Russland" (Stalin betete nachweisbar in der Kreml-Kapelle) nun mal kein Sieg der Freiheit war. Die Sowjethymne "Vom heiligen Krieg" wird man in ihrer kolossalen Intonation wohl noch so lange singen, als das russische Volk weiterexistiert. Es wird im Herzen Moskaus nie ein Mahnmal an den Gulag geben , vergleichbar mit dem Holocaust-Denkmal in Berlin. Es handelt sich nun mal um den Unterschied zwischen gutem und schlechtem Gewissen.

Weil nun mal der ungarische Freiheitskampf auch im Vergleich zum Spanischen Bürgerkrieg und fast allem, was im östlichen Europa sonst noch geschah, in Sachen unglaublichem Mut der Zivilgesellschaft, mit nichts zu vergleichen ist, sollten wir im Zusammenhang mit der Bodigung des totalitären Kommunismus Ungarn seinen Rang vor fast allen anderen anerkennen. Nicht zuletzt wegen der Bedeutung jener Nation für die damaligen DDR-Bürger im Spätsommer 1989.

Es gibt schlicht keinen Grund, wie Sie, @Gotlandfahrer, von "nicht einmal für ein deutsches Prag, einen 17. Juni und einen zerschlagbaren Ungarn-Aufstand" zu faseln, wenn Sie bedenken, was für eine unglaubliche Tapferkeit die Menschen in der damaligen Situation aufgebracht haben. Davon ist auch wegen der ganz anderen ökonomischen, sozialen und politischen Situation im heutigen Deutschland nichts zu spüren; gewiss auch nicht beim weitgehend gut bürgerlichen Wählersegment der heutigen Opposition, die übrigens nicht nur aus der AfD besteht. Ich bin zwar ehrlich gesagt froh, wird nicht für den Heldentod agitiert. Demütig bleibt aber zu anerkennen, was die Ungarn riskiert haben. Es ist ein Hauptgrund, warum sie von der europäischen Nomenklatura à la Jean-Claude Juncker heute nicht in ihrer gelebten Praxis nationaler Freiheit verstanden werden. Womit zwar nicht alles entschuldigt werden sollte, was die Regierung innenpolitisch macht.

Bei hoher Anerkennung für Ungarn bin ich froh, dass man, im Gegensatz zu Italien, auf deutschen Fussballplätzen die umstrittene Hymne von Lazio Roma, "Avanti ragazzi di Buda", wohl nie zu hören bekommt. Nicht bloss, weil "Antifaschisten" sogar in den Vereinsvorständen dies verhindern würden. Es würde zu Deutschland nun mal wirklich nicht passen. Oder wurde "sowas" schon mal gesungen?

Skaansdirmo

19. Februar 2020 21:47

Neulich war wieder Friday for future Demo in meiner Stadt. Ich habe um die 20 Demonstranten wahrgenommen; es waren weit mehr Polizisten als Demonstranten anwesend. An der Fußgängerampel nahebei standen mehr Passanten. Die Polizei hat dann noch kurz Blaulicht angeworfen und die Kreuzung gesperrt, wohl um die Mini-Demo aufzuwerten, damit sie wenigstens jemand bemerkt. Also: Man muß gar keine Demonstrationen verbieten - die Leute verlieren irgendwann die Lust und hören von selbst wieder auf. Die Regierung läßt sie gewähren, pflichtet ihnen sogar bei, aber von oben betrachtet bleibt es folgenlos. Die Unzufriedenheit läuft sich tot wie die Brandung an einem Deich. Das ist hohe Regierungskunst. Gemessen daran hat Pegida bis jetzt bemerkenswert lange durchgehalten. Zumal unter diesen Bedingungen. Aber allzuviel darf man davon nicht erwarten.

GerdNeuenfels

19. Februar 2020 21:58

@ Utz
>>Zu diesem Thema hat Seidwalk alles gesagt. Wer uns falsch verstehen will, wird immer Stellen finden, derentwegen er eine große Aufregung und einen Riesenzirkus veranstalten kann<<

Sehe ich nicht so. Die Untertöne bei Höcke sind nicht gut. So gewinnt man keine neuen Freunde und verschärft nur die Gegensätze.

Es gibt genug Möglichkeiten, Dinge klar auszusprechen, ohne diesen Höcke-Ton, der viele zu Recht vor den Kopf stößt. Hat auch was unreifes und machgeiles an sich, das gefällt vielen nicht, die eigentlich hinter den AfD-Positionen stehen.

GerdNeuenfels

19. Februar 2020 22:11

@Utz, noch eine kleine Bemerkung:
Es geht mir nicht um diejenigen, die bei der Amadeu Antonia Stiftung, Verdi oder Antifa gegen alles "rechte" hetzen und agitieren. Sondern um den berühmten Bürger in der Mitte, der von der unglücklichen Politik der Merkeljahre die Nase voll hat, aber für den der Ausschnitt einer Höcke-Rede genügt, um als AfD-Wähler auszufallen. So schaut's aus, zumindest im Westen.
Auf diese Art bleibt die AfD auf Bundesebene eine Partei um die 15%. Ob zwischen CDU und AfD noch Platz für eine Neugründung ist? Eher nicht, nur eine weitere Splitterpartei könnte sich da wohl eine Weile etablieren.
Da die AfD (wie viele hier) das nicht einsieht, geht es eben weiter bergab. Etwas Sand ins Getriebe der etablierten Parteien zu streuen nutzt wenig und wird vom Wähler nicht honoriert werden.

Maiordomus

19. Februar 2020 22:21

@Hartwig. Mein Kompliment an Sie verdient korrekt wiedergegeben zu werden:

"Die Sicht eines vollmündigen Repräsentanten vor Ort, dessen Handeln von Nachdenken begleitet wird, ist authentisch. So stellt man sich verantwortungsfähige politisch Handelnde vor. Ich nenne Sie lieber nicht einen 'Aktivisten': eine Bezeichnung des Fernsehens für erwünschte Gewalttäter."

Simplicius Teutsch

19. Februar 2020 22:49

@Glast: „Ich rechne mittlerweile mit allem.“

Ich auch. Das feste Bündnis von Mainstream-Medien, Politik und Zivilgesellschaft ist in seiner Verlogenheit und moralischen Überheblichkeit schon erstaunlich und einschüchternd. Wenn man so in die tägliche Berichterstattung reinschaut und reinhört, dann zucken die nicht mit der Wimper, eiskalt werden Höcke und Konsorten als Feinde der Demokratie bezeichnet und kriminalisiert. Man kann den Eindruck gewinnen, sie lauern auf einen Anlass, um ein für alle Mal die Opposition von schätzungsweise 6 Millionen Widerständlern (AfD-Wählern) platt zu walzen, ohne jede Rücksicht auf die vielgepriesene freiheitlich-demokratische Grundordnung.

Dass man mich nicht falsch versteht, ich unterstelle dem Merkelregime durchaus den guten Willen, Demokratie wie im Bilderbuch der Bundeszentrale für politische Bildung praktizieren zu wollen. Aber das geht halt leider nicht mit einer demokratischen Opposition, die die Macht des herrschenden Regimes ernsthaft gefährdet. Erst muss die AfD bis zur Bedeutungslosigkeit einer Vogelscheuche vernichtet werden. Dann kommen ganz von alleine die glücklichen, idealdemokratischen Zeiten.

Lotta Vorbeck

19. Februar 2020 23:08

@GerdNeuenfels - 19. Februar 2020 - 10:11 PM

"Es geht mir nicht um diejenigen, die bei der Amadeu Antonia Stiftung, Verdi oder Antifa gegen alles "rechte" hetzen und agitieren. Sondern um den berühmten Bürger in der Mitte, der von der unglücklichen Politik der Merkeljahre die Nase voll hat, aber für den der Ausschnitt einer Höcke-Rede genügt, um als AfD-Wähler auszufallen. ..."

~~~~~~~~~~~~

"Der berühmte Bürger in der Mitte" redet heute so und wenn der Wind sich drehen sollte, dreht er sich flugs mit und redet morgen so. Deshalb befindet er sich ja in der mittigen, vermeintlichen Schweinchen-Schlau-Position.

Exactamente das, was "der berühmte Bürger in der Mitte" mit Wählerstimmen honoriert, hat sich den Staat zur Beute gemacht.

"Es ist eben schwierig bis unmöglich, Narren von den Ketten zu befreien, die sie verehren."

Bild: https://pbs.twimg.com/media/DyvNsGPWkAEvf3D.jpg

Simplicius Teutsch

19. Februar 2020 23:22

@GerdNeuenfels
„Sondern [es geht] um den berühmten Bürger in der Mitte, der von der unglücklichen Politik der Merkeljahre die Nase voll hat, aber für den der Ausschnitt einer Höcke-Rede genügt, um als AfD-Wähler auszufallen. So schaut's aus, zumindest im Westen.“
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Das können Sie doch nicht im Ernst meinen? Hören Sie bitte auf mit dieser deprimierenden Argumentation. - Dann ist Deutschland eh nicht mehr zu helfen. Björn Höcke ist aktuell der wichtigste Politiker auf der Rechten, ja, er ist die rechte Reizfigur, aber er ist ein besserer Demokrat, als alle die „Wir-Demokraten“, er ist unbeugsam, kein Feigling, intelligent, gebildet, taktisch klug, er bringt die antideutsche Planausführung des Merkelregimes unter Handlungs- und Zeitdruck, so dass sie Maske fallen lassen.

Franz Bettinger

19. Februar 2020 23:30

@RMH: Die Gesetze des Merkel-Regimes (zur eigenen Macht-Absicherung) erinnern verblüffend an die Erlasse der Nazis, z.B. an deren wohlklingendes "Hass-und Hetze-Verbot" vom 20.12.1934. Sogar die Formulierung lautet ähnlich wie heute: „Es wird mit Gefängnis bestraft, wer öffentlich gehässige, hetzerische oder von niedriger Gesinnung zeugende Äußerungen über leitende Persönlichkeiten des Staates oder der NSDAP macht.“ Merkel und Maas sind angekommen, wo Deutschland 1934 schon mal war. Grauenvoll und geschichtsvergessen, diese Bagage von gekauften Kirchen, gekauften Gewerkschaften und gleichgeschalteten Medien. Was für ein Armutszeugnis der Demokratie und Verfassung. Wenn’s drauf ankommt: Versagen auf der ganzen Linie!

Gelddrucker

19. Februar 2020 23:40

@GerdNeuenfels:

Es kann nicht sein, dass wegen Reden von Einzelnen zu große Wählerschichten wegfallen.

Es wird immer Leute geben, die sich unklug oder übermotiviert äußern in einer "Bewegung" wie der AfD, der tausende Menschen und Millionen Wähler angehören. Bei den Linken fallen ebenfalls solche Äußerungen, zuletzt "Krebsgeschwür", das spielt auch für die meisten keine Rolle.

Das Ziel muss sein, dass es den Menschen egal wird, was Höcke an etwas unglücklichen Formulierungen abgelassen hat. Oder dass rein zufällig der Christchurch-Attentärer an die IB gespendet hat.

Es ist unsere Aufgabe, den Leuten klarzumachen, was Europa blüht, wenn diese demographische Entwicklung nicht gestoppt wird.

Lotta Vorbeck

20. Februar 2020 00:16

@Skaansdirmo - 19. Februar 2020 - 09:47 PM

"... Also: Man muß gar keine Demonstrationen verbieten - die Leute verlieren irgendwann die Lust und hören von selbst wieder auf. Die Regierung läßt sie gewähren ... aber von oben betrachtet bleibt es folgenlos. Die Unzufriedenheit läuft sich tot wie die Brandung an einem Deich. Das ist hohe Regierungskunst. ..."

~~~~~~~~~~~~

+ Das PEGIDA-Gründungsmitglied Kathrin Oertel wird in der Lokalpresse herumgereicht, weil sie am zurückliegenden Sonnabend auf der falschen Demonstration ein Schild mit einer als anstößig empfundenen Beschriftung trug.

Photo der Sächsischen Zeitung: https://image.saechsische.de/954x636/h/u/hum4vce3eiapsdfd5webmzcizlhij0d8.jpg

+ Die einst auf PEGIDA-Fahrschein ins Rennen um den Stuhl des Dresdner Schulzen geschickte Tatjana Festerling verfolgt das in der späten BRD aufgeführte Satyrspiel nun schon seit geraumer Zeit von der Bulgarischen Riviera aus.

Siehe: http://www.tatjanafesterling.de/

+ Für die um Lutz Bachmann gescharten, verbliebenen Getreuen ist PEGIDA zum Lebensinhalt geworden.

+ Mit Björn Höcke als Defibrilator ließ sich der Kadaver des längst totgerittenen PEGIDA-Pferdes noch ein Mal hübsch zum Zucken bringen.

+ Die in der Provinz dislozierten Präfekten beauftragen ihre an den Morsetasten sitzenden Funker nach Rom zu übermitteln: "Aber sonst ist alles klar, auf der 'Andrea Doria'".

+ Noch eine Tagesreise von ihrem Zielhafen am Hudson River entfernt, sank die historische "Andrea Doria" nach einer Kollision mit der "Stockholm" am 26. Juli 1956 auf den Meeresgrund. Die aus der in dichtem Nebel erfolgten Karambolage ebenfalls erheblich beschädigt hervorgegangene "Stockholm" blieb schwimmfähig, wurde reapriert und befährt seit dem Sommer 1956 vielfach umbenannt, ununterbrochen, bis in unsere Tage hinein noch immer die Meere dieser Welt.

+ Markus Krall, seit Dezember 2019 der Kapitänsmützenträger auf der Brücke des Goldfrachters MS "Degussa", meldet eine, noch im Nebel verborgene, gigantische aus der Meeresoberfläche herausragende Felswand, auf die das von einer Frau Kasner und ihren Leichtmatrosen geführte Schiff zuläuft. Um zu erfahren, ob diese ohnehin in desolatem Zustand befindliche "Andrea Doria II", wie vom Markus Krall vorhergesagt, zum Jahresende an dieser Felswand zerschellt oder demnächst von Piraten geentert, geplündert und zuvor in Brand gesetzt versenkt wird, bleibt dem interessierten Zuschauer einstweilen keine andere Wahl, als sich auch die nächsten Folgen dieser zähen, mit müden Komparsen und drittklassisgen Schauspielern besetzten Tele-Novela anzuschauen.

Mitleser

20. Februar 2020 01:04

@Maiordomus

"Es wird im Herzen Moskaus nie ein Mahnmal an den Gulag geben , vergleichbar mit dem Holocaust-Denkmal in Berlin."

Die Mauer der Trauer wurde vor drei Jahren im Herzen Moskaus eingeweiht.

https://stuttgartnishnij.files.wordpress.com/2018/06/k-05-20180527_115041.jpg

https://stuttgartnishnij.files.wordpress.com/2018/06/k-06-20180527_114439.jpg

https://www.youtube.com/watch?v=yq8JB6qFBfY

https://yandex.com/maps/213/moscow/?ll=37.642641%2C55.769508&pt=37.642278%2C55.770083&z=16.45

Niedersachse

20. Februar 2020 01:31

@GerdNeuenfels

"...aber für den der Ausschnitt einer Höcke-Rede genügt, um als AfD-Wähler auszufallen..."

Schlimm genug, wie wenig fokussiert auf das Wesentliche, wie beeinflussbar und wankelmütig der wohlstandsverwahrloste Bürger heutiger Prägung ist. Das gilt natürlich nur für einen Teil selbiger. Wenn eine Rede Björn Höckes genug ist, von der Wahl der AfD Abstand zu nehmen, dann muss ja alles in allem die politische Lage ziemlich komfortabel sein. Zum Thema "Neugründung" verweise ich mal auf die extrem erfolgreichen Politprojekte "Alfa" von Bernd Lucke und die "Blaue Partei" von Frau Petry. Auch die wollten sich als Cuckservative zwischen CDU und AfD ansiedeln...

Ratwolf

20. Februar 2020 05:21

Was man über 200 Dresden/Pegida denkt

Formalisiertes Ritual. Der Raum zwischen Rechten und Linken ist künstlich. „Teile und Herrsche“. Merkel & Co haben ihre Ruhe.

Dresden sagt willkommen: Keifenden Linke, angestiftete Schüler, Stinkefinger, „Nazis Raus“….
Besucher Dankt der Stadtverwaltung, Bürgermeister und Stadtrat für den Empfang. Keine Reise wert. Unfreundliche Stadt.

Ansonsten: Musemsdiebstahl mit einem billigen Trick. Hauptsache „gegen Rechts“

Dresden, ein Museum für Touristen. Die Frauenkirche? Nicht echt. Ein Abbild. Das Original wurde „erfolgreich“ zerstört. Jugendliche rufen: „Nie wieder Deutschland“

Dresden kann man auch zuhause haben: Bach, Kyrie Eleison Chorfuge, Silvius Leopold Weiss, Heinichen und Schrank Nr.2. Was soll ich mir da den den Klump in Dresden anschauen? Es ist Geschichte.

Utz

20. Februar 2020 06:04

@ GerdNeuenfels
Haben Sie (z.B. bei RT) die Demo gegen die FDP gesehen? Es gibt keine Möglichkeit für eine Partei, eine Bewegung, die die Merkelpolitik kritisiert, durch "Nettsein" eine breite Akzeptanz zu finden. Die AfD würde nicht mehr akzeptiert werden, wenn sie netter wäre, sondern, wenn sie "linkere" Positionen vertreten würde. Der Widerstand gegen eine bestimmte Politik führt zur Skandalisierung und solange diese Position gehalten wird, darf diese Partei und ihre Vertreter niemals nett rüberkommen. Dafür wird gesorgt. Jetzt sind die FDP und die Werte-Union zur Zielscheibe geworden.

RMH

20. Februar 2020 08:18

Da ja so gerne Schach gespielt wird und man offenbar den nächsten Zug setzen will, aber man noch zögert, würde ich jetzt folgenden Zug zur Diskussion stellen (habe ich hier schon einmal an anderer Stelle geschrieben):

Herr Höcke gibt eine Presseerklärung heraus, in welcher er mitteilt, dass er es bedauere, dass sich offenbar alles an seiner Person entzünde und er bietet daher zum Wohle Thüringens und seiner einzigartigen Bevölkerung seinen Rückzug aus der thüringischen Politik einschließlich Rückgabe des Abgeordnetenmandats an, wenn eine Koalition zwischen CDU, FDP und AfD zustande kommt (unter ner echten Koalition würde ich es nicht machen). Gleichzeitig beantragt er vorsorglich den Wiedereintritt in den Schuldienst ab nächstem Schuljahr ...

Das wäre staatsmännisch und alleine das darauf sicher folgende Geeiere, dass "mit Höcke weg" sich "ja rein gar nichts an der faschistischen AfD ändere", wäre 9 von 10 Punkten auf dem polit-alternativen IMDb-Index wert … (das Schwitzen des Schulleiters der ehem. Schule von Herrn Höcke wäre ebenso etwas, was höchst interessant zu beobachten wäre). Zusätzlicher Bonus: Die Reaktionen auf so ein Angebot kann Herr Höcke dann auch all den innerparteilichen Träumern zukommen lassen, die denken, mit einem Abgang Höckes wäre die AfD automatisch aus Sicht der anderen Parteien Koalitionsfähig.

Maiordomus

20. Februar 2020 08:33

@Mitleser. Danke herzlich, war selber leider noch nie Moskau, nur in St. Petersburg, wo gan andere Andenken gepflegt werden. Kann man aber diese "Mauer der Trauer" wirklich mit Berlin vergleichen? Und warum gibt es an jedem Kiosk in St. Petersburg Stalin-Andenken zu kaufen, wenn der Gulag annähernd mit dem "Holocaust", amerikanischer Fernsehspielbegriff, zu vergleichen ist, ein Wort, das vor Jahrzehnten die von mir konsultierten Überlebenden übrigens noch nicht kannten.

Mit besten Grüssen

MD

Maiordomus

20. Februar 2020 08:38

@RMH. Die Wiederübernahme Höckes in den Schuldienst wäre für die Wiederherstellung der geistigen Freiheit und der Unterrichtsfreiheit in Deutschland möglicherweise bedeutsamer, als dass Höcke die Fraktion in Erfurt präsidiert. Dies gilt dann, wenn man die geistige Situation des Landes wirklich analysiert. Und es gibt, z.B. in der Schweiz, heute noch führende und beste Politiker, und zwar die wirklich zurechnungsfähigen, die noch voll berufstätig sind. Warum eigentlich nicht? Im Gegensatz zu Joschka Fischer hat Höcke noch nie einen Polizisten zusammengeschlagen und sein Studium mutmasslich abgeschlossen, nehme ich an, da er mal festangestellter Lehrer war.

Homeland

20. Februar 2020 09:29

Von den einen als Gesindel angemalt, von den anderen als Komparse, erlaube ich mir ganz persönlich das zu sein, was meinem Empfinden heute, eine Generation nach dem letzten, ernsthaften und dann doch gescheiterten Versuch, am nächsten kommt: Unbeirrt, aber stoisch zu bleiben. Die Übung in stringenter Haltung und ebenso zenon'scher Geduld kann Ergebnis durch- und überlebten Zweifrontenkrieges in der Vormerkelära sein. Das sollten manche bedenken, die ungestüm "die Dinge" zu Fall bringen möchten, "keine Zeit haben". Diese Dinge funktionieren so nicht. Wenn "die Dinge" sich entscheiden, schneller werden zu müssen, werden sie es tun. Dass ein alternatives Projekt im Raum steht, durchaus für diesen und jenen im Detail unzufriedenstellend, ist recht und billig. Dass es Männer und Frauen gab, die es überhaupt noch einmal oder auch wieder versuchten, ist ehrenwert. Dass die Umstände es beflügelten, ist dem Lauf der Dinge geschuldet, auf die wir hier keinerlei Einfluss hatten. Dies sei bitte bedacht. Alles, was sein muss, ist, vorbereitet zu sein. Um das zu erreichen, laufen die Erörterungen auch hier zum Teil m.E. zu weit in die Pheripherie hinaus. Fokus also scharfstellen, Mosaik bearbeiten, Netzwerke herstellen. Kommunizieren. Jeder an seinem Platz, den hoffentlich auch ein jeder kennt.

MARCEL

20. Februar 2020 09:29

Und wieder brennt es unter den Nägeln:
Dynamik kann schneller eintreten, als man denkt (und einem lieb ist). Das Geschehen in Hanau wird wieder als Anlass für massive Repression herhalten bzw. wird die nicht-staatliche Gegenseite dazu ermuntern, letzte Hemmungen fallen zu lassen. Man sei auf eine Art "Nordirland in Europas Mitte" vorbereitet.

Gotlandfahrer

20. Februar 2020 09:33

@Maiordomus
Ich entschuldige mich für meinen unklugen Satzbau. In Gedanken war ich schneller als an der Tastatur, so dass ich ihn auf idiotische Weise verkürzt habe, und zwar so, dass man auf das Gegenteil von dem schließen konnte, was ich ausdrücken wollte.

Da mir nichts fernerliegt, als das Ansehen der tapferen Menschen, ob vom 17. Juni, von irgendeinem der anderen Aufstände oder von Pegida, nicht mit dem gebotenen Dank und Respekt zu würdigen, erlauben Sie mir bitte eine Korrektur:

"Nicht einmal für…xyz wird es reichen“ meinte ich in dem Sinne, dass die jeweiligen Erhebungen durch ihr gewaltsames Niedergeschlagenwerden „wenigstens“ die Fratze des Systems entlarven konnten, wozu es - Stand gestern Nachmittag – auf absehbare Zeit bei Pegida wohl nicht kommen wird. „Bewegung“ in einem solchen – zwar nicht wünschenswerten, auf lange Sicht aber doch wohl allseitige Transparenz schaffenden – Sinne, kann damit „nicht einmal“ erwartet werden und „schon gar nicht“ eine Korrektur der Regierungspolitik. Damit war selbstverständlich nicht gemeint, dass das „Niveau“ von Pegida „noch niedriger“ sei als das der Aufstände. Auch das „kräftige Hurrää aus dem Lendenbereich“ wollte ich keiner der zuvor genannten Gruppen zuordnen, sondern ausdrücken, dass dieses eben nicht die Triebfeder dieser Aufstände war oder von Pegida ist, womit im Gegensatz zu „linken“ Unruhen eben diese Ingredienz fehlt (zum Glück), womit sich die von der Gegenseite sehnlich herbeihalluzinierte Eskalation / Bewegung wohl kaum entfalten wird.

Auch wenn man dem Inhalt meiner Aussage auch nach Korrektur natürlich nicht zustimmen muss, hoffe ich Ihren Eindruck berichtigt zu haben.

Patrick Zuefle

20. Februar 2020 10:01

@Götz Kubitschek sie schreiben;

Alles das gehört zum Betrieb und ist wenigstens gewaltiger Theaterdonner. Und nun? Es muß wieder und wieder Bewegung in die Sache kommen. Aber fragt mich gerade nicht wie ...

Das ist doch genau das, was Schnellroda schon lange macht! Es geht um nichts weniger, als um das wieder erwecken des deutschen Geistesleben. Wo findet man derzeit so viel Liebe zu Büchern, wenn nicht in Gesprächen von Ihnen, Ihrer Frau Kositza, Herrn Kaiser, Frau Sommerfeld, Lichtmesz, Schick, Wessels, Sellner und vielen vielen mehr in diesen identitären Kreisen?

Ganz im Gegensatz zur politischen Bühne, die in diesen Zeiten äusserst schwieriges Gelände ist, kann es hier zu wirklich fundamentalem Neuerwachen kommen, weit über jeden Theaterdonner hinaus. Das heisst ja nun nicht, dass wohltuend kritisches arbeiten, an einer Alternative für Deutschland, eingestellt werden sollte. Doch es wird hier sehr viel mehr getan! Wie man unter anderem in dem wunderbaren Buch, wir erziehen, von Frau Sommerfeld ersehen kann.

Herr Steiner bringt zu dieser Thematik des Deutschen Nietzsche folgendermassen in die Diskussion;

Nietzsche hat in eines seiner ersten Bücher dasjenige Wort geschrieben, das ich wieder zitiert habe in meinem Nietzsche Buch gleich auf den ersten Seiten, und mit dem geahnt wird etwas wie die Tragik des deutschen Geisteslebens. Nietzsche versuchte dazumal in seiner Schrift «David Strauß, der Bekenner und Schriftsteller» die Ereignisse von 1870/71, die Begründung des Deutschen Reiches zu charakterisieren mit dem Wort: «Exstirpation des deutschen Geistes zu Gunsten des deutschen Reiches». Seither ist dieser Kehlkopfschnitt des deutschen Geistes gründlich durchgeführt worden.

Deutsch ist nicht nur Deutschland. Auch Schweizer und Österreicher gehören zum deutschen Geist mit dazu. Dieses Identitäre ist in keinem Reich zu fassen. Da braucht es ein wieder gesundendes deutsches Geistesleben, dass sich gerade nicht mit Politik befasst, sondern wie das hier von @zeitschnur immer wieder angemahnt wird mit dem deutschen Geist selber. Das heisst nicht, dass keine Politik mehr gemacht werden sollte, dies aber auf einem anderen Blatt. Vermutlich mehr und mehr ins Regionale arbeitend, herunter auf die Ebene der Gemeinden und eben nicht Verantwortung abgebend ins Kontinentale.

Ja, was gäbe es denn da zu bergen?
Eine ganze Menge! Den ganzen Idealismus. Goethe und mit ihm eine ganz neue Naturwissenschaft. Natürlich sind Farben in Wellen festzustellen, aber durch diese wirken eben die Taten und Leiden des Lichtes! Man kann ja keine wirkliche Wissenschaft gründen mit lauter Gerippen! In seinen Urbildern liegt ein Tor in eine wirklich lebendige Organik.

Axel Burkhart hat eine neue Holiversität gegründet. Hans Bonval eine neue Hamburger Denkschule, doch das ist erst der Anfang. Es muss auch Samuel Hahnemann, Paracelsus und Michael Schüppach wieder entstaubt werden. Junge Rechte sollten unter anderem Medizin studieren, um das grossartige deutsche medizinische Erbe wieder auszugraben! Der deutsche Geist hat die Kraft eine Technik zu finden die weit in das Organische hinein reicht. Ob man diese Kräfte nun Vril nennt oder das Wiederentdecken des Chi, spielt keine Rolle. Gerade solches kann Deutsche Aufgabe werden. Technik zu erweitern, über das Mechanische hinaus. Niemand anders hat dazu den Boden besser bereitet als Goethe selber. Goethe war kein Träumer, sondern ein Vordenker einer ganz neuen Wissenschaft und Erkenntnisart.

Die Zuversicht wächst, wenn man anfängt sich auf Schnellroda einzulesen. Das ist nun kein Theaterdonner, sondern geht an die wahren Fundamente.

Homeland

20. Februar 2020 10:15

Nachtrag

Die Täter von Hanau haben ihren Platz nicht gefunden. Sie gehören nicht zum Mosaik und, so sie sich nicht selbst gerichtet haben, weggesperrt, lebenslänglich im Sinne des Wortes. Wenn sie, mehr noch, durch "Bekennung" unser aufrichtiges Anliegen, das ein friedlich-multiethisches ist, desavouieren, zur extremen Tat schritten, dann ging es ihnen wohl nicht schnell und nicht umfassend radikal genug. Warum sie sich auch immer und warum genau entschieden haben, selbst ein Anschlag zu werden und damit den Falschen von Nutzen zu sein, die deren Werk umso leichter werden fortsetzen können, denn genau das ist das Werk des Anschlages und nichts sonst. Derart dumme Menschen werden jeden Tag geboren und wir können es nicht verhindern. Nur Abstand halten und nach Möglichkeit rechtzeitig wegsperren. Sie gehören nicht zu uns, weder in die Gesellschaft, noch gar in unsere Gemeinschaft.

GerdNeuenfels

20. Februar 2020 10:15

Dank an @Utz, @Niedersachse, @Gelddrucker, @Simplicius Teutsch, @Lotta Vorbeck für Ihre Bemerkungen zu meiner Höcke-Kritik, und damit ist ja einiges an Argumenten ausgetauscht.

Amos

20. Februar 2020 10:55

Sehr geehrter Herr Kubitschek,
Heute morgen ist Bewegung in die Sache gekommen, leider auf eine völlig irre Weise. Es wird so sein, dass einer dieser Irren und Verzweifelten tatsächlich irgendwann einen Bürgerkrieg vom Zaun bricht, oder dass der politische Gegner, der davon nicht genug bekommen kann, die Schraube überdreht. Eine friedliche und demokratische Wende hin zur Vernunft rückt in immer weitere Ferne.

Lotta Vorbeck

20. Februar 2020 11:21

@MARCEL - 20. Februar 2020 - 09:29 AM
@Amos - 20. Februar 2020 - 10:55 AM

Die Transformation der BRD zu "einer Art Nordirland in Europas Mitte" [MARCEL] sagt der Zukunftsforscher Gerald Celente bereits seit Jahren voraus.

Keine Ahnung ob es noch lieferbar ist: Bei einem in Rottenburg am Neckar ansässigen Verlag konnte man seinerzeit ein Komprimat in Form eines Faltblattes zu der Celente-Studie bestellen.

Maiordomus

20. Februar 2020 12:25

@Gotlandfahrer. Ist schon gut. Mir ging es mit Formulierungen schon ähnlich, und sei es, dass nur ein Wort oder ein Buchstabe oder gar mal ein ganzer Satz ausgefallen war oder verdreht rüberkam.

Maiordomus

20. Februar 2020 12:49

@Patrick Zuefle. Bei den Schweizern sollten Sie nun mal die nicht deutschen Westschweizer nicht vernachlässigen, wobei einer der hiesigen Foristen sich "Gonzague de Reynold" nennt. Ein kluger besonnener Mann. Er gibt damit einem eindrücklichen Westschweizer Schweizkenner und Patrioten die Ehre. Er wurde von Prof. Aram Mattioli kritisch als "Rechtsintellektueller" geortet.

Für ein vertiefteres Verständnis der Schweizer Demokratie muss man nicht unbedingt die Landsgemeinden studieren (mit zum Teil Entsprechungen im Hotzenwald), sondern eher die Geschichte der Stadtrepublik Genf, und staatshistorisch ausser dem oft völlig falsch verstandenen Rousseau Emer de Vattel, Jean Barbeyrac, Jean-Jacques Burlamaqui, Micheli du Crest und andere. Für das Verständnis der Schweizer Demokratie sind ausserdem die Verhältnisse und Einflüsse aus Oberitalien noch von Bedeutung. Nicht vernachlässigen darf man mentalitätsgeschichtlich den Schwabenkrieg von 1499 und den Neuenburger Handel von 1856/57. Schweizer Rechtskonservative wie Uli Dürrenmatt, Grossvater von Friedrich, äusserten sich zum Beispiel, im Gegensatz zu einem damaligen Mainstream, in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg regelmässig preussenkritisch. Galt auch für den rechten und überfremdungskritischen Publizisten Johann Baptist Rusch, Redaktor im Aargau und später lebenslang Herausgeber der "Republikanischen Blätter", die später von James Schwarzenbach übernommen und totgeritten wurden. Heute gibt es die "Schweizerzeit".

Das Problem Deutsch-Welsch spaltete bekanntlich 1914 die Schweiz sehr stark, siehe die berühmte Rede "Unser Schweizer Standpunkt" von Carl Spitteler. Wegen dieser Rede wollten 80% der Mitglieder der Schweizerischen Helvetischen Gesellschaft in Schaffhausen Spitteler nicht zum 70. Geburtstag gratulieren, ähnlichen Krach gab es deswegen in Basel. Auch diese Hintergründe gehören zur "Metapolitik".

Mboko Lumumbe

20. Februar 2020 13:40

Zum Amoklauf von Hanau. Der offenbar geistesgestörte und verwirrte Amokläufer Tobias Rathjen war wohl ein Einzeltäter. Diesen schrecklichen Amoklauf bedaure ich sehr und wünsche den Betroffenen und Angehörigen mein Beileid und den Verletzten gute Besserung.

Hier ein Transkript und Übersetzung des Videos des offensichtlich geistig verwirrten Amokläufers Tobias Rathjen:

"This is my personal message to all Americans. Your country is under control of invisible secret societies. They use unknown evil methods like men control and hold up a modern system of slavery. If you don´t believe the following, better wake up quick. In your country exists so called deep underground military bases, in some of them they praise the devil himself. They abuse, torture and kill little children, the unbelievable amount of this happens already for a long period of time. Wake up, this is one form of reality in your country. Turn off the mainstream media, they don´t have a glue. The first step is information, maybe you have to read or hear it once again from too other sources, but now you know it. The second step is action, locate these bases, gather masses of people together and storm them. It´s your duty as an american citizen to end this nightmare. Fight, now“

„Das ist meine persönliche Botschaft an alle Amerikaner. Euer Land ist unter Kontrolle von unsichtbaren geheimen Gemeinschaften. Sie nutzen unbekannte teuflische Methoden wie Menschen-Kontrolle und halten ein modernes System der Sklaverei aufrecht. Wenn Ihr das folgende nicht glaubt, wacht besser schnell auf. In eurem Land existieren sogenannte tiefe Untergrund-Militär-Basen, in manchen von denen huldigen sie dem Teufel persönlich. Sie missbrauchen, foltern und töten kleine Kinder, ein unglaublicher Teil davon geschieht bereits für eine sehr lange Zeit. Wacht auf, das ist eine Form der Realität in eurem Land. Schaltet die Mainstream Medien aus, die haben keine Ahnung. Der erste Schritt ist Information, vielleicht müsst ihr es noch einmal lesen oder hören auch von anderen Quellen, aber jetzt wisst ihr es. Der zweite Schritt ist Aktion, findet diese Basen, vereinigt Massen von Menschen und stürmt sie gemeinsam. Es ist eure Pflicht als amerikanische Bürger diesen Alptraum zu beenden. Kämpft, jetzt."

Dazu auch ein aktuelles und weiterführendes Video des ehrenwerten Herrn Martin Sellner:

https://www.youtube.com/watch?time_continue=4&v=0D6baL4Kq84&feature=emb_logo

Maiordomus

20. Februar 2020 14:02

Im Moment ist die deutsche Rechte in einer ähnlichen Verlegenheit wie jeweils vernünftige Muslime nach einem Terror-Anschlag. Das sollte zu denken geben. Wenn nun immerhin sogar von der "Welt" erklärt wird, dass es bei der deutschen Rechten gar keine "Gemässigten" gebe, dann muss allen klar sein, was es geschlagen hat. Ein Rückzug z.B. von Höcke aus der Politik würde gar nichts helfen, weil derzeit sogar Herr Massen an diesem Attentat mitschuldig sein soll. Vermutlich wohl auch Herr Kemmerich. Das ist nun mal die Situation, vgl. den Differenzierungsgrad der Einschätzungen des politischen Gegners nach dem Reichtagsbrand. Damit kann aber immerhin die Sache noch nicht vergleichen. Es gilt nun wohl zumal die Nerven zu behalten und die Thematik der geistigen Freiheit noch stärker in den Vordergrund zu stellen. Das Thema "Islamisierung des Abendlandes" ist derzeit so überflüssig wie ein Kropf.

Der_Juergen

20. Februar 2020 15:28

Ausnahmsweise off-topic;

Die neuste Druckausgabe von "Sezession" kann nur Bewunderung hervorrufen. Alle Beiträge sind höchst lesenswert; mich persönlich haben die von Engels, Lehnert und Kubitschek am stärksten beeindruckt.

Imagine

20. Februar 2020 16:06

@Kubitschek
„Weil im Begriff "Schauspiel" das Wort "Spiel" steckt, muß ich nun eine Schleife drehen: Natürlich ist das alles kein Spiel, denn immerhin prallen an solchen Abenden (oder auch in den Parlamenten) einander grundsätzlich ausschließende Zukunftsentwürfe für unser Land aufeinander …“

Für mich stellt sich die Frage:
Prallen da wirklich „grundsätzlich ausschließende Zukunftsentwürfe“ aufeinander? Oder sind dies nur Lager, Milieus, Subkulturen …?

So wie bei verfeindeten Fußballfangruppen oder Hooligans?

In England habe ich einmal erlebt, wie friedliche Touristen von Fußballhooligans mit dem Ruf „They are Foreigns!“ angegriffen wurden. Sie wurden zu Boden geschlagen und auf dem Boden hat man nach ihren Köpfen getreten.

In der Nachkriegszeit konnte man eine derartige Feindlichkeit gegen Fremde noch auf Dörfern erleben. Wer nicht zur Dorfgemeinschaft gehörte, lief in Gefahr, aggressiv angemacht und verprügelt zu werden.

Ist eine depressive und/oder aggressive Grundstimmung vorhanden, so sucht man sich - meist unbewusst - ein Aggressionsobjekt. Denn das Ausleben von Aggressionen ist ein gutes Mittel gegen Depressionen.

Es ist die psychische Befindlichkeit, die hier zum aggressiven Verhalten führt und keine antagonistischen Zukunftsentwürfe.

Das Politische ist bei vielen Aggressionsdelikten nur übergestülpt.

Inwieweit existieren „grundsätzlich ausschließende Zukunftsentwürfe“ zwischen „links“ und „rechts“?

Die heutigen Linken sind keine „Systemüberwinder“, sondern wie die Rechten Parteigänger der kapitalistischen Marktwirtschaft. Heutige Linke wie Rechte wollen nichts von gesellschaftlicher Klassenspaltung und vom Klassenkampf wissen, sie kämpfen nicht für ein neues Gesellschaftssystem, sondern um die Dominanz ihres kulturellen Milieus bzw. ihres Lagers im herrschenden System.

Ein führender Schweizer Rechtspopulist ist mit einer gebürtigen Vietnamesin verheiratet, sie haben drei gemeinsame Kinder, denen man physiognomisch ansieht, dass sie „Mischlinge“ sind. Na und? Auf den Fotos sieht man ausgesprochen hübsche Kinder, vermutlich sind sie auch sehr intelligent.

Interessanterweise wurde ihm von einer christlichen(!) Politikerin vorgeworfen, damit Zuwanderung zu unterstützen.

Deutsche mit deutsch-jüdischem Hintergrund haben intellektuelle, wissenschaftliche und künstlerische Höchstleistungen hervorgebracht. Nicht obwohl es eine ethnisch-kulturelle Heterogenität gab, sondern weil.

In meiner Jugend gab es noch sog. Inzest-Dörfer, die wenig Bevölkerungsvermischung aufwiesen und relativ abgeschlossen lebten. Keine gute Voraussetzung für die Intelligenzentwicklung.

Nur ein paar Kilometer von unserer Stadt entfernt gab es Dörfer, in denen jeweils eine eigene Sprache gesprochen wurde, die wir Stadtkinder nicht verstanden.

Die aktuellen „Dammbruch“-Empörungen zu Thüringen seien in weiten Teilen vorgeschoben, sagt der Psychologe Prof. Rainer Mausfeld. In Wirklichkeit sei der „Kampf gegen Rechts“ ein Kampf gegen Links. Es sei beschämend, wie eilfertig weite Teile der Linken auf die ausgelegten Wortköder hereinfallen und Arm in Arm mit Merkel und Seehofer ihre Entschlossenheit im Kampf gegen Rechts bekunden – jeder wirklich Linke müsste es als eine Beleidigung empfinden, wenn ihn die Mächtigen zum Kampf gegen Rechts auffordern! Mit dieser Strategie habe es die neoliberale Mitte geschafft, die Linke in permanente Angst zu versetzen, als rechtsoffen zu erscheinen, und sie wichtiger Kernthemen beraubt.
https://www.nachdenkseiten.de/?p=58488

RWDS

20. Februar 2020 17:37

Simplicius Teutsch
19. Februar 2020 22:49

"Man kann den Eindruck gewinnen, sie lauern auf einen Anlass, um ein für alle Mal die Opposition von schätzungsweise 6 Millionen Widerständlern (AfD-Wählern) platt zu walzen, ohne jede Rücksicht auf die vielgepriesene freiheitlich-demokratische Grundordnung."

Fast zeitgleich gab es den Anlass. In wahrhaft bösartiger Weise, wird die Tat von Hanau, die Folge eines Lebens gezeichnet von paranoid-schizophrener Krankheit, genutzt um gegen "Rechts" mobil und womöglich auch endlich konkreter reinen Tisch zu machen.

Wäre man pietätlos, man würde auf den allzu passenden Zeitpunkt hinweisen.

nom de guerre

20. Februar 2020 18:30

@ Der Juergen

Auch off topic, aber ich schließe mich an. Habe inzwischen fast alle Texte gelesen und finde das Heft sehr gelungen. Herausragend ist aus meiner Sicht der Beitrag von David Engels. Hier fände ich die Frage, ob und wenn ja, wie sich der Herr der Ringe tatsächlich, wie ich Engels verstehe, als eine Art große Erzählung für eine abendländische Erneuerung fruchtbar machen lässt, über die Diskussion hier im Forum (die sich, soweit ich gesehen habe, weitgehend darin erschöpfte, ob man Tolkien mag oder seine Werke für Schrott hält) hinaus erörternswert.

Besonders berührt hat mich i.Ü. der Erfahrungsbericht von Bernd Wagner – wobei ich mich aber auch etwas gewundert habe: Vor ein paar Jahren habe ich von ihm den „Club Oblomow“ gelesen; eine etwas schräge Geschichte über Künstler und Schriftsteller, die möglichst nichts mehr tun wollen, weil es ohnehin schon zu viele Bücher und Kunstwerke gebe, und bei der Finanzierung dieses Nichtstuns auf kriminelle Abwege geraten, aber jedenfalls nichts, bei dem ich vermutet hätte, dass der Autor irgendwann als „zu rechts“ gelten könnte…

Götz Kubitschek

20. Februar 2020 20:29

dank an das kommentariat. lohntüte gibt es am ende des blogs.

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