Stellt sich innerhalb des nächsten Monats nicht die „von der Wissenschaft“ prognostizierte Durchseuchung mit all ihren furchtbaren Folgen ein, werden sich die Menschen die massiven Einschränkungen ihrer Grundrechte nicht mehr bieten lassen. Ihre Angst dürfte zunächst in kecken Unmut, dann aber in Widerstand umschlagen. Das würde die Gesellschaft spürbar verändern, mit unklarer Prognose. Gegenwärtig erleben wir die Rationalisierung der Herrschaft in krasser Form – guten Willens, wie die Exekutive versichert, ja geradezu als lebensrettende Maßnahme. Hoffen wir, daß keine Revision dessen erforderlich wird und wir sehr dankbar sein müssen.
Es verwundert, wie unkompliziert in „Europa“, das angeblich so sehr auf Demokratie und Gewaltenteilung hielt, rein exekutiv in der Art von Notverordnungen durchregiert werden kann, ohne daß Legislative, Recht und Presse auch nur irgendwas daran kritisieren wollten. In diesem Durchexekutieren besteht eine enorme Gefahr. Darüber hinaus aber ist zu bedenken:
Die Zeichen, Sprachen und Vorstellungen, zumal die politisch bestimmten, sollte man gerade in diesen Zeiten nicht als objektive Entitäten ansehen; sie vertreten nämlich nicht substantiell das gegenständlich Wirkliche. Aber um so mehr werden Sprache und Vorstellungen in dem, was sie konstruieren, gewohnheitsmäßig schnell kritikarm geteilt und dann für „real“ gehalten. Dabei konstituiert erst die Verwendung der Sprache selbst die Bedeutung. So wird das von Ludwig Wittgenstein und den von seinen Gedanken ausgehenden Konstruktivisten gesehen. Paul Watzlawick etwa versucht mit seinem Begriff der „realitätskonstitutiven Diagnose“ zu illustrieren, daß unser Wahrnehmen und Denken das vermeintlich Objektive nicht passiv „adäquat“ abbildet, sondern eben – umgekehrt – gerade aktiv konstituiert. So geraten wir unweigerlich immer wieder in Erkenntnisfallen, die wir selbst aufstellen. Schwierige Situationen, die uns „objektiv“ zu treffen scheinen, führen wir so mitunter selbst herbei und verstärken diese sogar. Unsere Annahmen sind insofern selbst problemerzeugend, aber das erkennen wir nicht.
Watzlawick selbst verdeutlicht dieses Problem am Verhalten einer Fliege im Fliegenglas: „Altmodische Fliegengläser waren so geformt, daß die trichterförmige, sich verengende Öffnung, von innen gesehen, nicht als Ausweg, sondern als noch bedrohlichere Verengung erschien.“ Die Rettung für die Fliege läge in der am wenigsten wahrscheinlichen Lösung, aber genau dies sieht bzw. erkennt sie nicht, weil es nicht zu passen, nicht viabel scheint.
Wir „kämpfen“ gegen das Virus und sind dabei angetrieben von Schreckensbildern. Darf man dabei das Folgende überhaupt denken?: Bleibt die Zahl der Infizierten nur einigermaßen moderat, was das Erfreulichste wäre, wird die Regierung das als Bestätigung für den verhängten rigorosen Ausnahmezustand verbuchen, den sie dringend geboten sah. Nur wird sie das bei günstigem Verlauf der „Pandemie“ nicht rückwirkend den Leuten beweisen können, die solch heftige Maßnahmen für maßlos überzogen halten und – beim Ausbleiben des Schlimmsten – den Vorwurf erheben könnten, die Exekutive hätte die Corona-Krise instrumentalisiert, um sich über Gebühr mit dem Ziel zu profilieren, endlich jene Entscheidungs- und Handlungskompetenz nachzuweisen, die ihr lange fehlte oder die u. a. mit der fatalen Energie- und Migrationspolitik als fehlgeleitet angesehen wurden.
Nur war der Kampagnestil des „Wir schaffen das!“ diesmal genau derselbe, auf sehr forcierte Weise. Dabei unterschied sich dieses Vorgehen in seiner Radikalität nicht von dem der meisten anderen westlichen Länder. Alle fühlten sich zu immer extremeren Anordnungen getrieben. Ausgangssperre erwogen! Handelten sie dabei in einer Art Gruppenzwang mit selbstverstärkender Dynamisierung? – Keine Frage: Es wird erst später zu klären sein, ob es wirklich dringlich geraten war, ganze Volkswirtschaften lahmzulegen, Unternehmenspleiten hinzunehmen und jahrhundertealte Bürgerrechte außer Kraft zu setzen; aber ganz abgesehen davon darf das Argument, besser so konsequent gehandelt zu haben, als etwas zu versäumen und nur ein Leben mehr zu gefährden, auch künftig ja volle Geltung beanspruchen.
Man möchte so skeptisch und kritisch kaum zu denken wagen, weil ja, angekündigt mit der nicht anzuzweifelnden wissenschaftlichen Autorität der renommiertesten Institute, alsbald danteske Szenen in Krankenhäusern drohen, in der Weise, daß von der Super-Seuche ausgelöste Kapazitätsprobleme die grausige Entscheidung erfordern, wem noch Hilfe gewährt werden kann, die anderen zwangsläufig verweigert wird. Aber:
Das „neuartige Corona-Virus“ mit seiner vermeintlichen Höchstgefährlichkeit dürfte im Falle nichtexponentieller Infektions- und Sterberaten in der Auffassung kritischer Bürger in den Verdacht geraten, Kern einer selbsterfüllenden Prophezeiung gewesen zu sein, mit der rein exekutiv durchregiert wurde. Die „Grande Peur“ des Frühlings 2020 könnte so das Vorfeld einer Neubesinnung darstellen, weil man der Regierung den guten Willen für ihre „Vorsorgemaßnahmen“ nicht mehr abzunehmen bereit war, sondern sich im Leben und Arbeiten unverhältnismäßig eingeschränkt sah.
Mindestens die Italiener werden sich schon bei stabilisierter Lage nicht mehr lange damit bescheiden, von ihren Balkonen herunter zu singen, sondern gegen den Quarantänezwang auf die Straße drängen. Denn die Verhinderungen und Sperren ermöglichten manchem zwar Abstand, Ruhe und Kontemplation, idealerweise noch eine Übung in Demut, für viele andere führten sie aber extreme Verluste herbei, ganz abgesehen von den finanz- und wirtschaftspolitischen Folgen, die wir noch gar nicht ermessen können.
Nur schreibt sich das eben allzu leicht hin, solange man nicht intubiert ist oder verzweifelt und in Angst für seine Angehörigen und Freunde und überhaupt alle Leidenden sowie gar für sich selbst auf ein Bett in der Intensivstation hofft.
Hartwig aus LG8
Man muss die Nachrichtenlage aufmerksam beobachten und darauf schauen, wer sich wie positioniert. Und dabei kristallisiert sich undeutlich, aber merklich heraus: Die Gegner einer weiteren Verschärfung der Einschränkungen stehen im linken Spektrum, oder um es anders zu sagen: weit links in unserem eh linken Politik- und Medienbetrieb.
Man kann nur mutmaßen, warum das so ist. Ich hege die Befürchtungen von Herrn Bosselmann nicht bzw. weniger.
Ich glaube vielmehr, dass im Volk durch eine derartige Grenzerfahrung ein Heilungsprozess angestoßen werden könnte. Ein Heilungsprozess in dem Sinne, dass der seit Jahren verordnete linksgrüne Kindergarten als solcher erkannt und entlarvt werden wird.