Der »Euromaidan« zwischen 2013 und 2014 stellt einen essentiellen politischen Wendepunkt für die Ukraine dar. Die gewalttätigen Proteste, die aufgrund des ausbleibende Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union ins Rollen kamen und das Land in einen immer noch anhaltenden bewaffneten Konflikt in der Ostukraine stürzte, werden in der europäischen Rechten indes zwiespältig betrachtet.
Die einen sehen in den Vorgängen eine Revolution, die anderen erblicken darin einen »Regime change«. Wie auch immer man die Lage in der Ukraine beurteilt, was nicht von der Hand zu weisen ist: zahlreiche ukrainische Nationalisten und ihre vielfältigen Organisationen haben es verstanden, die Phase der politischen Neuordnung für sich zu nutzen – und ihre Position innerhalb der Gesellschaft zu stärken. Die politische Rechte ist in der Ukraine zum eminent wichtigen Akteur aufgestiegen.
Einer der zentralen Denker, auf den sie sich neben Stepan Bandera beruft und dessen Konzept der »Natiokratie« sie hochhält, ist der ukrainische Veteran und politische Aktivist Mykola Sziborskyj. Sein gleichlautendes Werk Natiokratie aus dem Jahr 1935 hat der Dresdener Jungeuropaverlag um den Kopf Philip Stein nun übersetzt und erstmalig für den deutschsprachigen Raum als fünftes Buch seiner Theoriereihe aufgelegt.
Der offensichtlichste Grund für die Veröffentlichung des 191 Seiten umfassenden Bändchens: Sziborskyjs Werk ist der Schlüssel, um verstehen zu können, was sich in den Köpfen der Ukrainer dieser Tage abspielt, welche Ziele sie verfolgen. Außerdem klärt die Schrift über die Historie der ukrainischen Rechten auf, wobei dazu die Lektüre der Einleitung von Dr. Mykola Krawtschenko unerläßlich ist. Darüber hinaus ist Natiokratie für den »Konservative Revolution«-Interessierten ein Pflichtkauf; es steht exemplarisch für diese Geistesströmung in der Ukraine und ist ein elementares Zeugnis ihres Ausgreifens auf ganz Europa.
Einen weiteren Aufschluß über die KR in Europa gibt zudem der 3. Band der Berliner Schriften zur Ideologiekunde des Instituts für Staatspolitik Die Konservative Revolution in Europa (hier erhältlich). Der von Karlheinz Weißmann herausgegebene Band enthält informative Beiträge zur KR in Italien, Frankreich, England, Flandern und den Niederlanden.
Abschließend ist Natiokratie auch für denjenigen zu empfehlen, der ganz generell an politischer Staatstheorie interessiert ist. Sziborskyj analysiert akribisch verschiedenste Staatssysteme und unterzieht sie einer kritischen Betrachtung. Zweifelsohne ist die erste Buchveröffentlichung des Jungeuropaverlag für 2020 wieder einmal ein großer Wurf und bis zum nächsten ist es nicht mehr weit: Im Mai erscheint die SciFi-Novelle Ein Tag im Leben des Dimitri Leonidowitsch Oblomow – Eine Chronik aus dem Zeitalter des Archäofuturismus des unlängst verstorbenen Denkers der Nouvelle Droite Guillaume Faye.
Natiokratie kann hier, bei Antaios, bestellt werden
Wie das Titelblatt andeutet, steht die neuste und 95. Ausgabe der Sezession ganz im Zeichen des bedeutenden deutschen Dichters Friedrich Hölderlin. Entlang der Frage »Was wollen wir noch mit Hölderlin?“ entfaltet sich im Heft ein Briefwechsel zwischen Sezession-Chefredakteur Götz Kubitschek und dem Gymnasiallehrer Ivor Claire über einen Dichter, der spätestens heute aus der Zeit gefallen ist. Einen Autor, den »außer uns beiden (Claire und Kubitschek, Anm. d. Verf.) und noch ein paar anderen überspannt Ältergewordenen« kaum noch jemand kennt.
In ähnlicher Weise urteilt Kubitschek über das gesamte freie, 95. Heft der Sezession, als in den verdichteten Krisenzeiten dieser Tage aus der Zeit gefallen. Mit Sezession-Redakteur Benedikt Kaiser hat er sich wieder einmal zusammengesetzt, um es en détail vorzustellen:
Um einiges mehr in der Zeit steht hingegen die neuste Sonderausgabe der Compact, in der sich alles um Corona dreht. Unter dem Titel »Corona – Was der Staat uns verschweigt« nimmt das Magazin eine pointiert alternative Sicht der Dinge ein.
Es läßt Virologen zu Wort kommen, die in der derzeitigen Berichterstattung und den Kontaktsperren eine überzogene Panikmache ausmachen. Ferner wird dargelegt, warum unter dem derzeitigen Wirtschaftsstopp insbesondere der Mittelstand leidet und die Interessen der Pharmaindustrie an der Produktion eines Impfstoffs werden ausgeleuchtet.
Aus explizit politischen Gründen aus den meisten Kioskauslagen verbannt, ist es bei uns natürlich noch hier bestell- und lieferbar.
Maiordomus
@Kaiser. Ein gutes Heft. Ihr eigener Essay über die Ostdeutschen urteilt aber falsch und ungerecht über jene Westdeutschen, mit denen ich (durchwegs aus dem konservativen Lager) in den 60-er, 70-er und 80er Jahren nun mal in enger Kommunikation war, unterdessen weggestorben sind und keineswegs als dümmlich Umerzogene einzuschätzen waren, auch diejenigen nicht, die damals durchaus amerikafreundlich eingestellt waren. Ich gehe ferner davon aus, dass sie etwa die Memoiren von Konrad Adenauer und von Karl Theodor Freiherr von und zu Guttenberg eher nicht als wichtige Quelle konsultiert haben, wohl noch weniger Werke wie "Die Grenzen des Wunders" von William S. Schlamm, eines der wichtigsten Bücher aus jener Zeit, nicht zu vergessen, aus Anlass der Wahl Kennedys, das Antikennedy-Buch von William S. Schlamm "Die jungen Herren der alten Erde". Auch den Rheinischen Merkur aus den 50er und 60 Jahren, noch 70er Jahren muss man durchgesehen haben, um objektiv zu urteilen. Da waren Sie nun mal aber noch nicht auf der Welt.
Das mit den Umerzogenen meint zumal die Jüngeren, welche um und nach 1968 die Gymnasien besuchten.
Auch wenn man zur Zeit des Kalten Krieges stark auf Amerika setzte, ausserdem wie Adenauer, noch stärker auf die deutsch-französische Versöhnung, so heisst das noch lange nicht, dass es damals nicht einen echten deutschen Patriotismus gegeben hätte. Ich erinnere mich auch noch sehr gut, wie vor 50 Jahren der Bombardierung Dresdens in Westdeutschland gedacht wurde. Das war noch eine total andere Mentalität als z.B. die heutigen Grünen u. Co. !