Fragmente der Selbstentlarvung
Zugegeben: Beim heutigen Sonntagshelden handelt es sich eigentlich mehr um einen kleine Partie Netzfundstücke, gespielt zu drei Runden und zwar allein, ohne Beteiligung oder Mitwissen von Kollege Schick.
Den Anfang der dieswöchigen Völkerschau macht ein junger Hoffnungsträger mit mutmaßlich afghanischem Migrationshintergrund, der als einer von 47 wackeren Gefährten Mitte April den heiligen Boden der Bundesrepublik betrat. Von Belang ist dabei weniger die wundersame Verwandlung einer Handvoll unbegleiteter Flüchtlingsmädchen zu einer Gruppe Jungmänner, als der offensive Wappenspruch, welche die schmächtige Brust des Burschen zierte.
Vor der Kulisse Konstantinopels konnte das kundige Empfangskomittee dort lesen: “Istanbul 1453” – die Referenz ist offenbar und muss in dieser Runde nicht erklärt werden. Unserem einstweiligen (und hoffentlich bald wieder heimreisenden) Gast dürfte in diesem Kontext weniger ein Vorwurf zu machen sein, als den türkischen Fluchthelfern, die sich bei der Einkleidung der Reisewilligen offenbar einen Scherz erlaubten. Eigentlich sind wir auch selbst Schuld: Wir sprachen von Invasoren, nun sind sie halt da.
Ernst, ja, sogar todernst, so muss man sagen, geht es hingegen bei unserem nächsten Fundstück zu. Es ist ein kleines Comicbildchen, das – eigentlich dazu gedacht, Leben zu retten – nun unfreiwilligerweise Eingang gefunden hat in das pittoreske Absurditätenkabinett des Spätmultikulturalismus. Stammen tut es aus einer (vermutlich für Kinder gedachten) Broschüre mit dem knackigen Namen “Das Coronavirus und ich”. Wie es bei solchen Leitfäden inzwischen üblich zu sein scheint, war auch hier das fürsorgliche Bedürfnis der Verfasser groß, möglichst viele Farbige unterzubringen – frei nach der Devise: Je dunkler, desto bunter.
Dass in einer durch ein hochansteckendes Virus bedrohten multiethnischen Realität die Mindestabstandsgebote auch für multiple Ethnien gelten müssen, leuchtet jedem vernunftbegabten Menschen und also auch jeder quotengesteuerten Broschüren-Erstellerin ein. Vollkommen nachvollziehbar also, um des diversitären Verständnisses Willen bei den Hinweisen zum Kontaktverbot neben einem braunhaarigen Mädchen auch einen farbigen Buben abzudrucken.
Kam natürlich nicht so blendend an, das Ganze. Welcher Herkunft die Broschüre ist, darüber kann ich leider keine Auskunft geben; allerdings bin ich fast sicher, dass wir noch lange nicht den letzten Quotenausrutscher gesehen haben.
Apropos Quote: Die dürfte beim heutigen Tatort gleich im doppelten Sinn nicht ganz schlecht gewesen sein, schließlich hatte man sich ein echtes Kracherthema rausgesucht: In der aktuellen Folge des allsonntäglichen BRD-Kondensats fahndete diesmal die schwarze Polizistin Anais Schmitz neben der altgedienten Fernsehkomissarin Charlotte Lindholm nach einer neuen spektakelstabilisierenden Antipodenleinwand und fand sie in der der IB holzschnittartig nachgezeichneten “Jungen Bewegung”.
Gleich vorweg: Alles nichts neues. Rechtsradikale tragen heute keine Glatze und Springerstiefel mehr, sondern Scheitel und Turnschuhe usw. usf. ad nauseam. Am Ende bleibt jedenfalls die für Bürger jeglicher Herkunft beruhigende Erkenntnis: Solange es noch eine Jugend ohne Migrationshintergrund gibt, so lange reißt weder der Bedarf an Fernsehfaschos, noch derjenige an gutbezahlten Kasumba-Frauen, die selbige einknasten, ab.
Zwar dürfte Florence Kasumba als frischer Tatort-Nachwuchs nicht ganz soviel verdienen wie die 220.000€, die ihre Kollegin Maria Furtwängler (tatsächlich verwandt, Großonkel) pro Folge einstreicht, vom großzügig aus Steuermitteln geschöpften Budget der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten dürfte indes noch der eine oder andere Notgroschen für sie übrig geblieben sein, sodass auch die gebürtige Uganderin nicht am Hungetuch nagen muss. Lassen wir zu diesem Thema daher einfach die Volksunterhalter vom Tatort selbst das letzte Wort haben – besser hätte man es denke ich nicht ausdrücken können:
In diesem Sinne: Wakanda forever.
Nemo Obligatur
Ah, ein ganzes Wochenende in teils selbsgewählter, teils coronöser Isolation. Heute Rückkehr. Das erste, was ich lese, ist dies hier. Habe sehr gelacht. Vielen Dank. So darf es weitergehen.