Halbzeit für Trump

PDF der Druckfassung aus Sezession 89/April 2019

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Ist Ame­ri­ka wie­der groß? Geht es nach Donald Trump, ist die Mis­si­on erfüllt. Die Slo­gans für die nächs­te Prä­si­dent­schafts­wahl im Jahr 2020 sind bereits im Umlauf: »Keep Ame­ri­ca Gre­at« und »Pro­mi­ses made, pro­mi­ses kept«.

Hat Trump tat­säch­lich sei­ne Wahl­ver­spre­chen gehal­ten? Der Signa­tur­schla­ger der Kam­pa­gne von 2016 läßt immer noch auf sich war­ten: die »riiie­si­ge« Mau­er an der süd­li­chen Gren­ze der Ver­ei­nig­ten Staa­ten, über die jähr­lich Zehn­tau­sen­de ille­ga­le Ein­wan­de­rer aus Süd- und Mit­tel­ame­ri­ka in das Land strö­men, und für deren Bau am Ende Mexi­ko eine dicke Rech­nung zuge­stellt bekom­men soll­te. Genaue Zah­len sind schwer zu bestimmen.

Anfang März gab der Chef der Grenz­schutz­be­hör­de Cus­toms Bor­der Pro­tec­tion, Kevin McA­leen­an, bekannt, daß die monat­lich her­an­drän­gen­de Zahl dank eines orga­ni­sier­ten Schlep­per­we­sens auf 76 000 ange­stie­gen sei: »Das Sys­tem ist über sei­ne Kapa­zi­tät hin­aus belas­tet und droht zusam­men­zu­bre­chen« (Die Welt, 7. März 2019).

Kurz zuvor hat­te Trump mit einer Zwangs­maß­nah­me ver­sucht, die Finan­zie­rung der Mau­er durch­zu­set­zen. Am 22. Dezem­ber 2018 ver­füg­te er eine »Haus­halts­sper­re« über die Bun­des­re­gie­rung (»Govern­ment Shut­down«), die sich über eine Rekord­zeit von 35 Tagen erstreckte.

Als das nichts fruch­te­te, ver­such­te er den seit den Zwi­schen­wah­len mehr­heit­lich demo­kra­tisch besetz­ten Kon­greß zu umge­hen, indem er am 15. Febru­ar 2019 den natio­na­len Not­stand aus­rief und acht Mil­li­ar­den Dol­lar for­der­te, die zum Bau der Mau­er ver­wen­det wer­den sol­len – womit er recht­lich kaum Erfolg haben wird.

Um den »Shut­down« zu been­den, unter­schrieb er gleich­zei­tig eine Geset­zes­vor­la­ge, die den Wün­schen der »Open Border«-Fraktion so weit ent­ge­gen­kommt, daß man­che dar­in eine regel­rech­te Kapi­tu­la­ti­on sahen. Auch der kon­ser­va­ti­ven Autorin Anne Coul­ter, einer einst glü­hen­den Unter­stüt­ze­rin von Trump, platz­te der Kragen.

Trump wol­le den Dumm­köp­fen in sei­ner Basis das Thea­ter vor­spie­len, daß er mutig wei­ter­kämp­fe, wäh­rend er mit der Unter­zeich­nung der Geset­zes­vor­la­ge die eige­ne Agen­da verrate:

Der ein­zi­ge natio­na­le Not­stand besteht dar­in, daß unser Prä­si­dent ein Idi­ot ist.

In Wahr­heit inter­es­sie­re ihn die Ein­wan­de­rungs­fra­ge gar nicht, obwohl sie ihm half, zur Macht zu gelan­gen. Coul­ter ist kei­ne Aus­nah­me unter Trumps ehe­ma­li­gen Anhän­gern. Par­al­lel zu deren Ent­täu­schung hat das »Trump Der­an­ge­ment Syn­dro­me«, das vor allem im ers­ten Jahr sei­nes Amtes bizar­re Hys­te­rie­blü­ten her­vor­ge­bracht hat, deut­lich sei­nen Zenit überschritten.

Er ist gewiß immer noch der Lieb­lings­buh­mann der links­li­be­ra­len Pres­se, die so gut wie jeden sei­ner Schrit­te, ob poli­tisch oder pri­vat, skan­da­li­siert oder ver­höhnt. Allen ihren Befürch­tun­gen zum Trotz hat er jedoch immer noch kei­ne ras­sis­ti­sche Dik­ta­tur errich­tet und bis­lang – lei­der! – eher mode­rat regiert, obwohl er nach wie vor mit pro­vo­kan­ten Tweets schockt und amüsiert.

»Ent­hül­lungs­bü­cher« über die Trump-Admi­nis­tra­ti­on haben wei­ter­hin Kon­junk­tur. Sie unter­mau­ern das Image des Prä­si­den­ten als inkom­pe­tent, ego­zen­trisch, skru­pel­los und unse­ri­ös, so etwa Furcht: Trump im wei­ßen Haus der Jour­na­lis­ten­le­gen­de Bob Woodward.

Die­se Bücher haben Trump aller­dings bis­her kaum gescha­det, da er ohne­hin nicht wegen sei­nes tugend­haf­ten Cha­rak­ters gewählt wur­de. Eben­so sind alle Ver­su­che des »tie­fen Staats« geschei­tert, ihn über kor­rup­te Mit­ar­bei­ter zu tref­fen, wie etwa den Rechts­an­walt Micha­el Cohen, der im Dezem­ber 2018 unter ande­rem wegen ille­ga­ler Wahl­kampf­fi­nan­zie­rung zu drei Jah­ren Haft ver­ur­teilt wurde.

Im August 2018 und noch ein­mal im März 2019 erwisch­te es Trumps Wahl­kampf­ma­na­ger Paul Manaf­ort, der wegen Steu­er­hin­ter­zie­hung, Bank­be­trug, »Ver­schwö­rung gegen die USA« und Behin­de­rung der Jus­tiz zu vier Jah­ren Haft ver­ur­teilt wurde.

Trumps Bera­ter Roger Stone wur­de im Janu­ar 2019 gar in sei­nem Pri­vat­haus wegen »Falsch­aus­sa­gen, Beein­flus­sung von Zeu­gen und Behin­de­rung von Ermitt­lun­gen« ver­haf­tet. Vor­läu­fi­ge Ent­war­nung gibt es aller­dings in den Ermitt­lun­gen, die ver­rä­te­ri­sche Ver­bin­dun­gen Trumps nach Ruß­land, ins­be­son­de­re die »rus­si­sche Kol­lu­si­on« im Wahl­kampf, nach­wei­sen sollten.

Der ehe­ma­li­ge FBI-Chef Robert Muel­ler leg­te Ende März einen Bericht vor, der die Anschul­di­gun­gen gegen Trump nicht bestä­tig­te. Eine wei­te­re Neme­sis ist in Gestalt des demo­kra­ti­schen Kon­greß­ab­ge­ord­ne­ten Jer­ry Nad­ler auf Trump angesetzt.

Der Lei­ter des Jus­tiz­aus­schus­ses im US-Reprä­sen­tan­ten­haus will in den nächs­ten Mona­ten 81 Ein­zel­per­so­nen und Orga­ni­sa­tio­nen aus Trumps Umfeld unter­su­chen las­sen, mit dem erklär­ten Ziel, so viel jus­ti­zia­blen Schmutz wie nur irgend mög­lich aufzustöbern.

Wäh­rend der Beschuß anhält, hat das main­stream­kon­ser­va­ti­ve Estab­lish­ment weit­ge­hend Frie­den mit dem Empor­kömm­ling gemacht, der sei­ner­seits sein Pro­gramm dem übli­chen repu­bli­ka­ni­schen Busi­ness ange­paßt hat: Kampf gegen den »Sozia­lis­mus«, Steu­er­sen­kun­gen, Dere­gu­lie­rung des Mark­tes, »limi­t­ed govern­ment«, Lob­preis von Min­der­hei­ten, die nor­ma­ler­wei­se eher demo­kra­tisch wäh­len, und nicht zuletzt bedin­gungs­lo­se Treue zum »größ­ten Ver­bün­de­ten« Israel.

Sein Ver­spre­chen, die ame­ri­ka­ni­schen Trup­pen aus Syri­en abzu­zie­hen, hat er nach eini­gem Hin- und Her eben­falls nicht erfüllt, und mehr: Seit dem 22. März hängt nun Trumps Vor­stoß, die Anne­xi­on der (syri­schen) Golan-Höhen durch Isra­el anzu­er­ken­nen, wie ein Damo­kles­schwert über der Region.

Gleich­zei­tig ver­bucht er die Zer­schla­gung des »Isla­mi­schen Staa­tes« auf sein Kon­to, obwohl sie Assads und Putins Ver­dienst ist. Auch der Ver­such der ame­ri­ka­ni­schen Regie­rung, das »Regime« des vene­zo­la­ni­schen, sozia­lis­ti­schen Prä­si­den­ten Madu­ro zu stür­zen, steht in der guten alten »impe­ria­lis­ti­schen« Tra­di­ti­on und nicht im Zei­chen des »Ame­ri­ca First!«

Sei­ne Hin­wen­dung zum Main­stream­kon­ser­va­tis­mus zeig­te sich auch auf dem all­jähr­li­chen Gip­fel­tref­fen (CPAC) der »Ame­ri­can Con­ser­va­ti­ve Uni­on Foun­da­ti­on« im Febru­ar und März 2019. Trump betrat die Büh­ne zu den Klän­gen von Lee Green­woods Hym­ne »God Bless the USA« aus der gol­de­nen Rea­gan-Ära, knud­del­te mit sei­nem typisch spitz­bü­bi­schen Lächeln das Ster­nen­ban­ner und gab zwei Stun­den lang den show­er­fah­re­nen Entertainer.

In sei­ner »Anspra­che zur Lage der Uni­on« am 6. Febru­ar beschwor Trump die Bedeu­tung der natio­na­len Ein­heit jen­seits der Par­tei­en­kämp­fe, und brach­te sogar etli­che Demo­kra­ten dazu, ste­hend »USA! USA!« zu skan­die­ren. Er erin­ner­te an »die Majes­tät der ame­ri­ka­ni­schen Mis­si­on« und »die Kraft des ame­ri­ka­ni­schen Stol­zes«, exem­pli­fi­ziert am 75. Jah­res­tag der Inva­si­on in der Nor­man­die und am 50. der Mondlandung.

Drei stein­al­te Vete­ra­nen des Jah­res 1944 wur­den eben­so beklatscht, wie zwei schwar­ze, bekehr­te Ex-Kri­mi­nel­le, die für das Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­gramm »First Step Act« wer­ben soll­ten, leben­de Bewei­se, daß »wir immer die Macht haben, unser eige­nes Schick­sal zu gestalten«.

Ame­ri­ka sei ein Land, »das an Erlö­sung glaubt.« Trump prahl­te mit der boo­men­den Wirt­schaft und der sin­ken­den Arbeits­lo­sig­keit, wobei er zu etli­chen Über­trei­bun­gen griff. Die Rede spiel­te also gekonnt auf der Kla­via­tur typisch ame­ri­ka­ni­scher Sen­ti­ments, und fand laut Umfra­gen ent­spre­chend brei­te Zustimmung.

Auch die Ein­wan­de­rungs­fra­ge sprach Trump an, zeig­te hier aller­dings einen Bocksfuß:

Ich möch­te, daß Men­schen in unser Land kom­men, in grö­ße­ren Men­gen als je zuvor, aber sie müs­sen auf lega­lem Weg kom­men. Denn wir brau­chen Men­schen in unse­rem Land, weil unse­re Arbeits­lo­sen­quo­ten so nied­rig sind, und wir mas­si­ve Zah­len von Fir­men haben, die zurück in unser Land kommen.

Die­se For­de­rung wie­der­hol­te er bei einem Tref­fen mit den Geschäfts­füh­rern grö­ße­rer Unter­neh­men im Wei­ßen Haus, unter ihnen Tom Dono­hue, Prä­si­dent der Han­dels­kam­mer der USA:

Wir wol­len, daß die Unter­neh­men wach­sen, und die ein­zi­ge Mög­lich­keit ist, daß wir ihnen Arbeits­kräf­te geben. Und die ein­zi­ge Mög­lich­keit, Arbeits­kräf­te zu bekom­men, ist genau das, was wir gera­de tun.

Mit ande­ren Wor­ten: Ein­wan­de­rung ermög­li­che den Import von bil­li­gen Arbeits­kräf­ten. Das ist in der Tat ein gra­vie­ren­der Schritt weg von Trumps ursprüng­li­chem popu­lis­ti­schem Pro­gramm. Der alt­ge­dien­te Jour­na­list Lou Dobbs kom­men­tier­te auf Fox News, daß dies zu einer Kata­stro­phe für »arbei­ten­de Män­ner und Frau­en, klei­ne Betrie­be und Unter­neh­mer, für unse­re Mit­tel­schicht und die ame­ri­ka­ni­sche Fami­lie« füh­ren kön­ne: »Also die­sel­ben Leu­te, die Trump seit Beginn sei­ner Kan­di­da­tur zu reprä­sen­tie­ren versprach.«

Wenn das so wei­ter­geht, »wird der Kampf um die ver­ges­se­nen Män­ner und Frau­en die­ses Lan­des vom sel­ben Estab­lish­ment ent­schie­den wer­den, gegen das Trump ange­tre­ten ist.« »Mehr Ein­wan­de­rung als je zuvor« wird natür­lich auch die demo­gra­phi­sche Auf­lö­sung des wei­ßen Kern-Ame­ri­ka – weit­ge­hend iden­tisch mit Trumps Basis­wäh­ler­schaft – beschleunigen.

Da die Wah­len in den USA schon längst ent­lang von Haut­far­be und eth­ni­scher Her­kunft ent­schie­den wer­den, bedeu­tet dies, daß vie­le »rote« Staa­ten in weni­gen Jah­ren unwi­der­ruf­lich »blau« wer­den. Die­ser demo­gra­phi­sche Hin­ter­grund und die dadurch ver­ur­sach­ten Ras­sen­span­nun­gen sind wohl die Haupt­ur­sa­che, war­um Trump Lin­ken wie Rech­ten als mit­un­ter deli­riö­se Pro­jek­ti­ons­flä­che gedient hat.

Bei­de sahen in ihm einen ver­kapp­ten »wei­ßen Natio­na­lis­ten«, obwohl es dafür nie­mals auch nur den gerings­ten Anhalts­punkt gab. Aller­dings weist das ursprüng­li­che Pro­gramm des natio­na­lis­ti­schen Popu­lis­mus oder sogar des »öko­no­mi­schen Natio­na­lis­mus« à la Ban­non in der Tat in eine »impli­zit wei­ße« Richtung.

Der Kul­tur­kampf geht jeden­falls unge­bro­chen wei­ter, wobei der Bedarf an »wei­ßen Ras­sis­ten« der­art groß ist, daß sie stän­dig her­bei­phan­ta­siert wer­den müs­sen. Ein wei­ßer, katho­li­scher Schul­jun­ge mit einer MAGA-Müt­ze wur­de von den lin­ken Medi­en zu einer wah­ren Haß­iko­ne des »wei­ßen Über­le­gen­heits­den­kens« auf­ge­baut, weil er es gewagt hat­te, die Pro­vo­ka­tio­nen eines kau­zi­gen India­ner-Opas mit einem iro­ni­schen Lächeln zu quittieren.

Der schwu­le, afro­ame­ri­ka­ni­sche Schau­spie­ler Jus­sie Smol­let fälsch­te gar einen lynch­mo­b­ar­ti­gen Über­fall auf sei­ne Per­son durch wei­ße Män­ner mit MAGA-Müt­zen. Die Lin­ke schürt also wei­ter­hin den anti­wei­ßen Ras­sen­haß, wäh­rend in der Pop­kul­tur »iden­ti­täts­po­li­tisch« wert­vol­le Fil­me gefei­ert wer­den, vom Super­hel­den­spek­ta­kel »Black Pan­ther«, über »BlacKKKlans­man« bis zum Oscar-Gewin­ner »Green Book«.

Auf der CPAC spiel­te die Schick­sals­fra­ge Ein­wan­de­rung nur eine gerin­ge Rol­le, und wur­de ein­zig von der phil­ip­pi­nisch­stäm­mi­gen Autorin Michel­le Mal­kin ange­spro­chen. Jun­gen, estab­lish­ment­kri­ti­schen Rech­ten wur­de gar der Zugang ver­wehrt: Nick Fuen­tes, Lau­ra Loo­mer (Rebel Media) und Patrick Casey (Ame­ri­can Iden­ti­ty Movement).

Auch Faith Gol­dy bekam zu spü­ren, daß man sie als per­so­na non gra­ta betrach­tet. In der Tat steht es nicht gut um die ver­schie­de­nen dis­si­den­ten Rech­ten, die 2016 so hoff­nungs­froh vita­li­siert wur­den. Milo Yiann­o­pou­los wur­de schon Anfang 2017 durch eine Skan­dal­kam­pa­gne versenkt.

Die »Alt­right« zer­fiel an den Fol­gen der desas­trö­sen »Unite the Right«-Demonstration in Char­lot­tes­ville im August 2017, bei der eine lin­ke Akti­vis­tin und zwei Poli­zis­ten ums Leben gekom­men waren. Dies geschah eben­so durch äuße­ren Druck, etwa in Form von »Doxings«, wie auch durch inne­re Streitigkeiten.

Der Lieb­lings­schur­ke der Medi­en, Richard Spen­cer, hat sich mit gro­ßen Tei­len der Sze­ne über­wor­fen, und spielt heu­te nur mehr eine mar­gi­na­li­sier­te Rol­le. Die von Gavin McIn­nes gegrün­de­ten »Proud Boys«, eine Art patrio­ti­scher Män­ner­bund, stan­den zwar poli­tisch auf einer mode­ra­ten, dezi­diert »anti­ras­sis­ti­schen« und liber­tä­ren »MAGA«-Linie, hat­ten aller­dings die fata­le Nei­gung, sich auf Stra­ßen­kämp­fe mit Anti­fas einzulassen.

Dies gab der Jus­tiz eine Hand­ha­be, sie zu zer­schla­gen und den Medi­en einen Vor­wand, sie als gewalt­tä­ti­ge »Neo­na­zis« zu ver­zeich­nen. Gewalt und Ter­ror gegen Kon­ser­va­ti­ve und MAGA-Anhän­ger durch Anti­fa­schis­ten ist wei­ter­hin ein chro­ni­sches Pro­blem, das von Trump völ­lig igno­riert wird.

Am 27. Okto­ber 2018 erschoß ein offen­bar »altright«-inspirierter Atten­tä­ter elf Men­schen in einer Syn­ago­ge in Pitts­burgh. Er warf der jüdi­schen Pro-Flücht­lings-Orga­ni­sa­ti­on HIAS und den Juden gene­rell vor, gezielt »Inva­so­ren«, also Ein­wan­de­rer, ins Land zu holen – letz­te­res wur­de von Peter Bein­art in der links­pro­gres­si­ven jüdi­schen Zeit­schrift The For­ward aus­drück­lich und mit Stolz bekräf­tigt (28. Okto­ber 2018).

Obwohl sich der Täter in Twit­ter- und Gab-Pos­tings als Trump- und MAGA-Ver­äch­ter zu erken­nen gege­ben hat­te, beschul­dig­ten jüdi­sche Jour­na­lis­ten Trump, die­se Tat durch eine »Atmo­sphä­re des Has­ses« geför­dert zu haben. Wie ande­re ähn­li­che Taten hat auch die­ses Mas­sa­ker die Sache der Rech­ten schwer beschädigt.

Der Big-Tech-Boy­kott poli­tisch rechts­ste­hen­der Per­so­nen und Medi­en scheint sich wei­ter­hin zu ver­schär­fen – so sperr­te Ama­zon im März 2019 Dut­zen­de Titel von Autoren wie Tom­my Robin­son, Jared Tay­lor und David Duke bis hin zum kom­plet­ten Ver­lags­pro­gramm des Por­tals Counter-Currents.

Der ehe­ma­li­ge Breit­bart-Chef Ste­ve Ban­non, der 2016/17 zur grau­en Emi­nenz hin­ter Trump dämo­ni­siert wor­den war, ver­lor im August 2017 sei­nen Bera­ter­pos­ten im Wei­ßen Haus, und tin­gelt seit­her erfolg­los durch Euro­pa und die USA, mit dem Ziel, den »Rechts­po­pu­lis­mus« zu einer ideo­lo­gi­schen Ein­heits­front zu schmieden.

Der wah­re Mann im Schat­ten der Macht war aller­dings bereits damals nicht Ban­non, son­dern Trumps medi­en­scheu­er Schwie­ger­sohn Jared Kush­ner. Wie sein Schwie­ger­va­ter stammt der 38-jäh­ri­ge aus einem rei­chen, nicht immer seri­ös ope­rie­ren­den Eltern­haus, und war im Immo­bi­li­en­ge­schäft, Invest­ment­ban­king und Medi­en­be­reich tätig.

Er wird von vie­len Beob­ach­tern als der zweit­mäch­tigs­te Mann im Wei­ßen Haus gehan­delt. Kush­ner ist ortho­do­xer Jude, steht der Cha­bad-Bewe­gung nahe und hat gute Bezie­hun­gen zu Ben­ja­min Netan­ja­hu. Er wur­de von Trump beauf­tragt, einen »Frie­dens­plan« für den Nahen Osten aus­zu­ar­bei­ten, obwohl er dafür kaum Qua­li­fi­ka­tio­nen auf­zu­wei­sen hat.

Momen­tan scheint das Ziel zu sein, die Golf­staa­ten in eine Alli­anz gegen Netan­ja­hus Lieb­lings­feind Iran zu brin­gen, dem offen­bar ein ähn­li­ches Schick­sal zuge­dacht ist wie dem Irak, Liby­en und Syri­en. Trump selbst rech­net es zu den Höhe­punk­ten sei­ner Prä­si­dent­schaft, die ame­ri­ka­ni­sche Bot­schaft nach Jeru­sa­lem ver­legt zu haben.

Sei­ne – und nicht nur sei­ne – bedin­gungs­lo­se Hin­wen­dung zu Isra­el wirft eine Men­ge Fra­gen auf, nicht zuletzt vom Stand­punkt des »Ame­ri­ca First«. Trump und die Repu­bli­ka­ni­sche Par­tei wur­den unter ande­rem von dem zio­nis­ti­schen Mil­li­ar­där Shel­don Adel­son mit Mil­lio­nen­bei­trä­gen gespon­sert, was nichts ande­res als den Erwerb poli­ti­scher Macht bedeutet.

Die »Isra­el-Lob­by« spielt in den USA eine der­art bedeu­ten­de Rol­le, daß Kri­tik dar­an schnell böse Kon­se­quen­zen haben kann, was nicht zuletzt der im Mai 2018 vom Kon­greß bean­trag­te »Anti-Semi­tism Awa­re­ness Act« beab­sich­tigt. In die­ses Wes­pen­nest stach iro­ni­scher­wei­se ein beson­ders gefei­er­tes Mas­kott­chen der »Diversitäts«-Fanatiker: Die gebür­ti­ge Soma­lie­rin Ilhan Omar war im Novem­ber 2018 dank eth­ni­scher Wahl als ers­te Mus­li­ma über­haupt in den Kon­greß gewählt worden.

Im Febru­ar 2019 kri­ti­sier­te sie via Twit­ter den Ein­fluß der Isra­el-Lob­by AIPAC auf die ame­ri­ka­ni­sche Poli­tik. Sie wur­de dar­auf­hin sei­tens bei­der Par­tei­en sowie von Trump selbst des »Anti­se­mi­tis­mus« bezich­tigt, wäh­rend der »House Demo­cra­tic Cau­cus« ein­hel­lig ihre Aus­sa­gen ver­ur­teil­te – unter ande­rem auch ihre Beteue­rung, sie wol­le »über den poli­ti­schen Ein­fluß in die­sem Land spre­chen, der besagt, daß es in Ord­nung ist, die Loya­li­tät zu einem frem­den Land zu erzwingen.«

Daß die­ser »Zwang« exis­tiert, wur­de gera­de in den Reak­tio­nen auf ihre Aus­sa­gen deut­lich. Was Omar gesagt hat­te, war fak­tisch kor­rekt und wur­de den­noch kon­se­quent ver­zerrt. Der »Antisemitismus«-Vorwurf fun­gier­te dar­in als rein poli­ti­sche Waffe.

Ein­mal mehr wur­de auch die sich ste­tig ver­schär­fen­de poli­ti­sche Spal­tung des ame­ri­ka­ni­schen Juden­tums sicht­bar. Die­ser Kon­flikt wird auch in Zukunft eine erheb­li­che poli­ti­sche Rol­le spie­len, wäh­rend die pro-israe­li­sche Ver­ve heu­te bei­nah das Ein­zi­ge zu sein scheint, was vom Donald Trump des Jah­res 2016 übrig­ge­blie­ben ist.

Viel­leicht hat er sich dem Druck der Kom­pro­mis­se, des Deep Sta­te, der »Sach­zwän­ge«, oder auch nur der Macht­gier und diver­sen Ein­flüs­te­rern gefügt. Viel­leicht war sein »Rechts­po­pu­lis­mus« aber auch von Anfang nur eine Markt­lü­cke, die es aus­zu­beu­ten galt – und MAGA ein cle­ve­res Geschäftsmodell.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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