Seyed Alireza Mousavi: Die Globalisierung und das Politische. Überlegungen zur Aktualität von Carl Schmitt. (= Beiträge zur Politischen Wissenschaft), Berlin: Duncker & Humblot 2017. 284 S., 89.90 €
Über Carl Schmitt wurde in den letzten Jahrzehnten eine Fülle an Publikationen veröffentlicht. Die Zahl relevanter Forschungslücken auf diesem Gebiet dürfte mittlerweile überschaubar sein. Dennoch ist nicht zu erwarten, daß nunmehr weniger über den angeblichen »Kronjuristen des Dritten Reiches« geschrieben werden wird.
Mit der Tatsache der hohen Literaturdichte ist auch Seyed Alireza Mousavis Untersuchung über Schmitts Kritik an der Globalisierung avant la lettre konfrontiert. Der Autor – gebürtiger Iraner, in Jena promoviert – rekonstruiert mittels der umfangreichen Sekundärliteratur, vor allem über Schmitt, jene wissenschaftlichen Kategorien (Politische Philosophie, Politische Theologie, Staatswissenschaft und Internationale Beziehungen), die der ablehnenden Einstellung des bedeutenden Staatsrechtslehrers gegenüber der »One world« zugrunde liegen. Nur wenige wichtige Bereiche werden ausgelassen. Diese an sich lobenswerte Akribie führt freilich dazu, daß Mousavi auf einige für sein Thema wesentliche Texte kaum oder gar keinen Bezug nimmt.
Zu nennen ist zuvörderst der Briefwechsel Schmitts mit seinem Schüler Leo Strauss, der durch die Emigration des jungen jüdischen Gelehrten bald zum »Dialog unter Abwesenden« wird. Hier zeigt sich, daß der umstrittene Verfassungsjurist durchaus auch auf ökonomische Zusammenhänge rekurriert, so sehr sie in toto für sein Gesamtwerk marginal sein mögen. Die wirtschaftliche Vernetzung der Staaten war schon vor 1914 hoch, sank infolge des Ersten Weltkrieges aber signifikant. Die Welt als bloße Produktions- und Konsumgemeinschaft war für Strauss wie für Schmitt die Schreckensvision schlechthin. Andere Widerlager gegen die »Eine Welt«, die Schmitt herausstellt, insbesondere das Konzept der Großräume, hebt Mousavi in seiner Studie fundiert hervor. Schmitts inflationär zitierte Sentenz »Wer Menschheit sagt, will betrügen« stimmt nach wie vor.
Die Unfähigkeit authentisch-politisch zu handeln, also dem eigenen Land gegenüber feindliche Strömungen oder Akteure auszumachen und zu bekämpfen, wird nicht selten mit der Dominanz globaler Faktoren begründet. Die Akzeptanz der Masseneinwanderung seitens des politmedialen Komplexes ist das gravierendste Beispiel. Die Aktualität Schmitts ist hier so evident wie nur möglich.
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