In Amsterdam existiert bis heute das 1941 gegründete Haus Castrum Peregrini (»Pilgerburg«) als Stiftung. Damals diente es einer Gruppe deutsch-jüdischer Schüler und ihrem Mentor Wolfgang Frommel als Unterschlupf. Man orientierte sich am Vorbild des George-Kreises, und Frommel war homosexuell. Überhaupt sind alle mir bekannten Castrum-Jünger homosexuell und außerdem eitel, wortgewandt und arrogant.
Thomas Karlauf war von 1974 bis 1984 Teil der Gruppe, und sein jüngst vorgelegtes Stauffenberg-Porträt ist eben (wie schon sein Buch über George) eitel, arrogant und gut geschrieben. Karlauf kennt jeden, las alles und weiß alles besser. Seine Erkenntnisse: Stauffenberg sei ein überzeugter Nationalsozialist gewesen, und zwar auch dann noch, als ihm klar wurde, daß Hitler umgebracht werden müßte (was erst Mitte 1943 der Fall gewesen sei). Nicht das Schicksal der Juden habe aus Stauffenberg einen Attentäter gemacht, sondern die Sorge um den Totalverlust deutschen Blutes.
Karlauf wirft Stauffenberg und der Wehrmacht die sogenannte Teilindentität der Ziele mit dem Nationalsozialismus vor, kann aber nicht erklären, was daran skandalös hätte sein sollen. Er krittelt sogar an der berühmten Tatrechtfertigung herum, die sich nach der Erschießung Stauffenbergs fand. Immer schwingt in den Formulierungen Karlaufs eine peinliche Selbstcharakterisierung mit: Ein Kerl wie er hätte das Ding ganz anders durchgezogen und vor allem den Sprengstoff richtig verdrahtet. Und von George hätte er sich posthum schon gar nicht zur Tat drängen lassen. Aber vom Moralismus der 2019er schon.
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Stauffenberg. Porträt eines Attentäters von Thomas Karlauf kann man hier bestellen.