Siegfried Kohlhammer: Auf Kosten der Dritten Welt?

Siegfried Kohlhammer: Auf Kosten der Dritten Welt? Mit einem Nachwort von Rupert Neudeck, Lüdinghausen / Berlin: Manuscriptum 2019. 220 S., 21 €

Felix Menzel

Felix Menzel ist Chefredakteur des Schülerblogs blauenarzisse.de.

Wo es Gewin­ner gibt, kön­nen die Ver­lie­rer nicht weit sein. Die­se Über­zeu­gung hält sich hart­näk­kig und sie ist fol­gen­reich. Denn wer die Wirt­schaft als Null­sum­men­spiel begreift, befür­wor­tet meis­tens gra­vie­ren­de Umver­tei­lun­gen oder strickt an einem Schuld-Nar­ra­tiv, damit die Pro­fi­teu­re durch Wie­der­gut­ma­chung den angeb­lich Benach­tei­lig­ten hel­fen. Aus die­sem Grund ist man etwa in den USA auf die Idee gekom­men, durch »posi­ti­ve Dis­kri­mi­nie­rung« den Schwar­zen einen Start­vor­teil zu verschaffen. 

Daß die­se Gleich­stel­lungs­po­li­tik sogar kon­tra­pro­duk­tiv war, hat der dun­kel­häu­ti­ge Öko­nom Tho­mas Sowell exzel­lent mit empi­ri­schen Daten unter­mau­ert. Ähn­li­ches ist Sieg­fried Kohl­ham­mer in bezug auf Afri­ka gelun­gen. Er wider­legt die Legen­de, wonach der Wes­ten die Drit­te Welt aus­beu­te, mit Fak­ten, die nie­mand leug­nen kann. Mul­ti­na­tio­na­le Kon­zer­ne wür­den nach­weis­lich höhe­re Löh­ne zah­len und in punc­to Umwelt­schutz höhe­re Stan­dards ein­hal­ten als ein­hei­mi­sche Unter­neh­men. Ihnen die Schuld an der afri­ka­ni­schen Unter­ent­wick­lung zuzu­schrei­ben, sei des­halb rea­li­täts­fremd, betont Kohl­ham­mer. Sei­ne Stu­die erschien erst­mals vor rund 25 Jahren.

Der Flücht­lings­hel­fer Rupert Neu­deck (Cap Ana­mur) lob­te sie damals als »gro­ßen Wurf«, da sie zei­ge, daß mit noch mehr Geld für Afri­ka »nichts mehr zu errei­chen« sei. Trotz­dem wird auch im Jahr 2019 wei­ter­hin mun­ter Ent­wick­lungs­hil­fe gezahlt, da angeb­lich nur so die Flucht­ur­sa­chen der ille­ga­len Mas­sen­mi­gra­ti­on ein­ge­dämmt wer­den könn­ten. Kohl­ham­mer wen­det dage­gen ein, daß nur »frei­er Markt und frei­er Han­del, funk­tio­nie­ren­de Insti­tu­tio­nen, Rechts­staat, Sozi­al­staat, Wissen(-schaft), Tech­no­lo­gie, Arbeits­tei­lung, Glo­ba­li­sie­rung« wach­sen­den Wohl­stand her­vor­brin­gen könnten.

Da die EU der »größ­te und offens­te Markt für afri­ka­ni­sche Expor­te« sei, müß­ten in ers­ter Linie die afri­ka­ni­schen Regie­run­gen ihre Ver­säum­nis­se auf­ar­bei­ten. Die­se For­de­rung ist natür­lich rich­tig und Kohl­ham­mer kann zei­gen, daß die wis­sen­schaft­li­che Debat­te des letz­ten Vier­tel­jahr­hun­derts im Wesent­li­chen sei­ne Posi­ti­on stärk­te. Doch es gibt einen toten Win­kel bei die­ser Betrach­tung: Ein nige­ria­ni­scher Auto­kon­zern wird Volks­wa­gen oder BMW auf dem Welt­markt tech­no­lo­gisch nie­mals ein­ho­len kön­nen. Die Glo­ba­li­sie­rung schei­det daher als All­heil­mit­tel aus. Der Natio­nal­öko­nom Fried­rich List (1789 – 1846) emp­fahl in sol­chen Situa­tio­nen eine pro­tek­tio­nis­ti­sche Stra­te­gie. Jun­ge Indus­trien bräuch­ten in ihrem frü­hen Ent­wick­lungs­sta­di­um Schutz, um nicht von eta­blier­ten Welt­markt­füh­rern im Keim erstickt zu wer­den. Die asia­ti­schen Tiger­staa­ten hör­ten auf List. Für Afri­ka bie­tet sich das eben­falls an.
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Auf Kos­ten der Drit­ten Welt? von Sieg­fried Kohl­ham­mer kann man hier bestel­len.

Felix Menzel

Felix Menzel ist Chefredakteur des Schülerblogs blauenarzisse.de.

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