Sabotieren unsere Leitmedien die Wirklichkeit? Markus B. Klöckner beklagt, daß in den »tonangebenden Medien« ein enger Meinungskorridor entstanden sei, der im Extremfall und bei gleichzeitig mangelhafter Qualitätskontrolle zu einem »Fall Relotius« geführt habe. In vielen Feldern der Berichterstattung würden unliebsame Fakten ausgeblendet, es gäbe eine realitätsferne Gewichtung mancher Ereignisse, insgesamt bewegten sich die Leitmedien in einer elitären Meinungsblase. Klöckner hat sein Buch in drei Großkapitel aufgeteilt.
Im ersten widmet er sich der »Zensur«, womit er einerseits die berühmte »Schere im Kopf«, andererseits die Rekrutierungspraxis der großen Redaktionen und den »Stallgeruch« meint, der jemandem anheften müsse, wenn er in Medienhäusern reüssieren wolle. Im zweiten Kapitel geht es um die »Medienwirklichkeit«. Hier analysiert Klöckner einige konkrete Fälle an einseitiger oder »geframter« Berichterstattung.
Im dritten Kapitel untersucht er die »Herrschaftsnähe« der Journalisten. Der Autor spricht von umfassender »mentaler Korruptheit«. Damit wäre das Problem mit diesem Buch auf den Punkt gebracht. Erstens existiert dieses Substantiv nicht: »Bestechlichkeit« wäre das richtige Wort. Zum anderen walzt Klöckner ein Problem aus, das andere vor ihm (erste Adresse: Uwe Krüger) schon präziser und sprachlich gekonnter getan haben. Beispielsatz: »Wir könnten außerdem betonen, dass der journalistische Beruf, trotz gewiss nicht ganz niedriger Anforderungen, eben nicht nur ein Beruf ist, für den man Abitur benötigt und studiert haben muss.«
Daran ist alles verquast, vom Konjunktiv über die vielen Füllwörter bis hin zur Aussage. Das Buch ist zudem von einem onkelhaften Duktus (»Doch, liebe Leser und Leserinnen, verzeihen Sie mir bitte, wenn ich das geradeheraus sage: …«) durchzogen. Satz für Satz um je knapp die Hälfte gekürzt, wäre dies ein passables Buch gewesen. Immerhin, und in einigen Passagen dringt die Botschaft durch, haben wir wirklich ein Problem mit kritischer Berichterstattung, moderationstechnischen Schieflagen und medial verbreiteten Weltanschauungen. Wo die Gegenseite sich habituell als »Dramaqueen« verbreitet, wäre es ratsam, selbst äußerst nüchtern zu argumentieren.
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Sabotierte Wirklichkeit von Markus B. Klöckner kann man hier bestellen.