Necla Kelek: Die unheilige Familie

Eine Rezension von Thomas Schmidt

Necla Kelek: Die unhei­li­ge Fami­lie. Wie die isla­mi­sche Tra­di­ti­on Frau­en und Kin­der ent­rech­tet, Mün­chen: Droe­mer Knaur 2019. 336 S., 19.99 €

Die mus­li­mi­sche Femi­nis­tin Necla Kelek wirft dem Islam vor, die Insti­tu­ti­on einer »unhei­li­gen Fami­lie« her­vor­ge­bracht zu haben. Das von »archai­schen isla­mi­schen Vor­stel­lun­gen gepräg­te« Fami­li­en­bild unter­schei­de sich grund­le­gend vom Fami­li­en­bild euro­päi­scher Kul­tu­ren, mit dem Kelek sich identifiziert.
In ihrem Buch macht die Autorin das Innen­le­ben isla­mi­scher Fami­li­en sicht­bar und arbei­tet kul­tu­rel­le Unter­schie­de her­aus. Wäh­rend eini­ge Mus­li­me sich erfolg­reich in euro­päi­schen Kul­tu­ren assi­mi­liert hät­ten, habe sich auch eine isla­mi­sche Gegen­ge­sell­schaft gebil­det, für die der Islam (Kelek knüpft hier an Max Weber an) eine auf Beu­te- und Macht­ge­winn aus­ge­rich­te­te »Her­ren- und Krie­ger­re­li­gi­on« sei.
Die Frau habe in der Geschich­te die ers­te Beu­te des Islam dar­ge­stellt. Der Koran ent­hal­te detail­lier­te Rege­lun­gen für die Zwangs­ver­hei­ra­tung der von Moham­med bei sei­nen Raub­zü­gen erbeu­te­ten Frau­en. Abseits davon habe Moham­med die Ehe als Geschäft defi­niert, bei dem die Frau wie ande­rer Besitz für eine Gegen­leis­tung zwi­schen Fami­li­en über­ge­ben wer­de. Er habe sich dabei an Prak­ti­ken der Pro­sti­tu­ti­on und des Umgangs mit weib­li­chen Skla­ven ori­en­tiert. Als Sys­tem der Unter­wer­fung beru­he der Islam auf Hier­ar­chien, in denen die Frau den nied­rigs­ten Rang ein­neh­me. Die Mit­spra­che der Frau sei in die­sem Ver­ständ­nis von Ehe und Fami­lie in jedem Fall nicht vorgesehen. 

Die Ehre des Man­nes und des­sen Rang in der Hier­ar­chie wer­de im Islam durch sei­ne Fähig­keit zur Anwen­dung von Gewalt und durch die Demü­ti­gung ande­rer defi­niert. Tra­di­tio­nell gepräg­te isla­mi­sche Män­ner sei­en gegen­über Frau­en daher häu­fig gewalt­tä­tig. Schwie­ger­müt­ter, älte­re Geschwis­ter oder älte­re Ehe­frau­en in den auch in Deutsch­land unter ara­bi­schen Mus­li­men ver­brei­te­ten poly­ga­men Ehen wür­den ihrem höhe­ren Rang in die­ser Hier­ar­chie eben­falls durch Gewalt und Demü­ti­gung Aus­druck ver­lei­hen, die sich gegen jün­ge­re Frau­en rich­te­ten. 80 Pro­zent der Frau­en, die in Frau­en­häu­sern in Deutsch­land Zuflucht such­ten, kämen aus isla­mi­schen Fami­li­en, die außer­dem von Ver­nach­läs­si­gung der Kin­der und Bil­dungs­fer­ne geprägt seien. 

Die­ses Geschlech­ter­bild und Ver­ständ­nis von Ehe und Fami­lie prä­ge Tei­le des Islam bis in die Gegen­wart. Die isla­mi­sche Fami­lie sei nicht, wie in den Kul­tu­ren Euro­pas, eine Schu­le des frei­en Men­schen­tums, die der Her­an­bil­dung von zur Eigen­ver­ant­wor­tung fähi­gen Men­schen die­ne, son­dern beru­he auf der Ver­fü­gung des Man­nes über Frau­en und Kin­der. Sie sei »ein Gefäng­nis«, das nicht unter dem Schutz der staat­li­chen Ord­nung in Deutsch­land ste­hen dür­fe. Das »in mus­li­mi­schen Gesell­schaf­ten herr­schen­de Patri­ar­chat« müs­se »gestürzt« wer­den. Dazu sol­le der deut­sche Staat mus­li­mi­sche Frau­en in ihrer Selbst­stän­dig­keit stärken. 

Dies stel­le sich als schwie­rig dar, da vie­le Mus­li­me dage­gen Wider­stand leis­ten wür­den. Die­ser Kon­flikt müs­se jedoch im Inter­es­se der frei­heit­li­chen Gesell­schaft aus­ge­tra­gen wer­den. Es gehe »um unse­re Iden­ti­tät«. Den Sozi­al­wis­sen­schaf­ten wirft Kelek vor, kein Inter­es­se an die­ser Pro­ble­ma­tik zu haben. Bei zen­tra­len islam- und migra­ti­ons­be­zo­ge­nen Her­aus­for­de­run­gen gebe es »ele­men­ta­re Berei­che, die weder erforscht noch pro­ble­ma­ti­siert wer­den«, dar­un­ter auch die hier ange­spro­che­nen. Es fin­de eine »fata­le Aus­blen­dung von Fak­ten« statt, was »auch dem Dis­kri­mi­nie­rungs­ta­bu, der Angst vor der Ras­sis­mus­keu­le geschul­det« sei. 

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Die unhei­li­ge Fami­lie von Necla Kelek kann man hier bestel­len.

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