Verhaltenslehren

Seit ich die Bilder knieender Polizisten, Politiker, Fußballspieler und Passanten gesehen habe, weiß ich: Gegen diese Wucht ist kein Kraut gewachsen.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Vom Tod des kri­mi­nel­len, schwar­zen “sanf­ten Rie­sen” Geor­ge Floyd bis zum Beu­ge­ri­tu­al im Mit­tel­kreis der gro­ßen Sta­di­en dau­er­te es nur ein paar Flü­gel­schlä­ge lang, und nie­mand von “uns”, wirk­lich nie­mand, konn­te etwas gegen die­se schnell abbin­den­de Beton­schicht machen, die (wie so vie­le Schich­ten zuvor) jede Dif­fe­ren­zie­rung ver­sie­gel­te und (wie so oft schon) die Boden­plat­te für klei­ne Ver­hö­re bildet:

Bist Du für oder gegen Ras­sis­mus? Bist Du Dir schon im Kla­ren dar­über, daß Du als Nutz­nie­ßer wei­ßer Pri­vi­le­gi­en struk­tu­rell ras­sis­tisch bist? Begreifst Du die Geschich­te end­lich als Abfol­ge ras­sis­ti­scher, aus­beu­te­ri­scher, wei­ßer Über­grif­fig­keit und  Weltprägung?

Man kann sol­che Fra­gen und vor allem die Form der Fra­ge­stel­lung zurück­wei­sen. Aber fast jeder akzep­tiert sie, läßt sie sich stel­len, läßt sich stel­len. Unter unse­ren Autoren ist jeden­falls ein ernst­haf­ter Streit dar­über aus­ge­bro­chen, wie wir uns vor dem Hin­ter­grund der jün­ge­ren Ereig­nis­se ver­hal­ten soll­ten. Es gibt drei Positionen:

1. Auf­grei­fen, kom­men­tie­ren, wach­rüt­teln, zu Pro­to­koll geben: Mit jedem Arti­kel, jedem tweet, jedem you­tube-Kom­men­tar fie­le es, so die Argu­men­ta­ti­on, neu­en Lesern und Hörern wie Schup­pen von den Augen, wel­cher Irr­sinn uns hier als Rea­li­tät ver­kauft wer­den soll. Vor der Ent­wick­lung also war­nen: Es gehe um die “Ver­tei­di­gung des Eige­nen”, und wer den Angriff auf die­ses “Eige­ne” nicht sehen wol­le, sei als poli­ti­scher Publi­zist nicht mehr ernst zu neh­men. Publi­zie­ren heißt, sich den Fra­gen zu stellen.

2. Wahr­neh­men im Sin­ne eines “Sich-nicht-Ver­hal­tens”: Das ist die Wei­ge­rung, sich in jeden vor uns auf­ge­bau­ten Gegen­satz stel­len zu las­sen – und zu unter­lie­gen. Ste­phan Siber hat das unter dem Titel “Unter­le­gen­heit und Wider­stand” in der Juni-Sezes­si­on mit sei­nem ers­ten Absatz aufgerissen:

Der Mensch, der sich in einer Situa­ti­on gezwun­gen sieht, Wider­stand zu leis­ten, ist jenen Kräf­ten, die sich ihm in den Weg stel­len, zunächst immer unter­le­gen. Unter­le­gen­heit ist die Aus­gangs­si­tua­ti­on des Wider­stands­kämp­fers – Wider­stand setzt Unter­le­gen­heit vor­aus. Oder anders gesagt: Der­je­ni­ge, der in die Lage gerät, Wider­stand leis­ten zu müs­sen, ist zunächst gar nicht in der Lage, Wider­stand zu leis­ten, und er ist es um so weni­ger, je mehr er sich durch sei­nen erzwun­ge­nen Auf­ent­halt im Zen­trum der Zir­kum­val­la­ti­on – auch den rings­um auf­ge­stell­ten Trup­pen­kranz einer Umschan­zung nennt man »Coro­na« –, aus der es kein Ent­kom­men zu geben scheint, dazu auf­ge­ru­fen fühlt.

Siber kommt im Ver­lauf sei­nes Nach­den­kens natür­lich nicht zu dem Schluß, daß wir das, was uns zusetzt, ein­fach an uns vor­bei­plät­schern las­sen soll­ten. Aber er rät davon ab, in aller Öffent­lich­keit die Hän­de zu rin­gen und dabei doch abseh­bar immer wie­der den Kür­ze­ren zu zie­hen. Er rät eher dazu, das Mög­li­che zu tun, um dem Not­wen­di­gen und in der jet­zi­gen Lage Unmög­li­chen ein Fun­da­ment zu bauen.

Über die­ses “Mög­li­che” ist zu reden. Ich emp­feh­le Sibers Text jeden­falls drin­gend der Lek­tü­re, (Heft 96 ist hier erhältlich).

3. Ganz neu anset­zen: in die Sicher­heit des Schwei­gens wech­seln. Was das heißt, will ich nicht aus­füh­ren. Ich emp­feh­le aber – wie­der­um aus Sezes­si­on 96 – den Bei­trag “In Zei­ten der Ermü­dung” von Adolph Przy­by­szew­ski. Er deu­tet die­ses Neu-Anset­zen an, weil er zu dem Schluß kommt, daß inner­sys­te­mi­scher Wider­stand, also Alter­na­ti­ve gemäß den Spiel­re­geln des Sys­tems, immer sys­tem­sta­bi­li­sie­rend wirkt.

Man wird über kurz oder lang ein­ge­baut – sogar als will­kom­me­ner Vor­wand für die­je­ni­gen, die gera­de gewin­nen, aber jenen berühm­ten Anteil an noch nicht Belehr­ten und Umge­dreh­ten brau­chen, von denen Ernst Jün­ger in sei­nem Wald­gang gleich zu Beginn spricht: Wo noch nicht hun­dert Pro­zent auf der Sei­te des “Guten” ste­hen, darf “das Gute” in sei­nen Anstren­gun­gen nicht nach­las­sen und muß den Dreck aus der letz­ten Rit­ze fegen. Das geht mitt­ler­wei­le sogar dann, wenn sich die­se letz­ten paar Pro­zent nicht mehr nach­wei­sen lassen.

Erik Leh­nert berich­te­te in unse­rem Pod­cast (“Am Ran­de der Gesell­schaft”, hier hören) von einer Komis­si­on zum Ras­sis­mus-Pro­blem in Thü­rin­gen, der er als Sach­ver­stän­di­ger für die AfD-Frak­ti­on bei­woh­nen muß­te. Es sei, so Leh­nert, für die links­grü­nen Initia­to­ren der Komis­si­on kaum mög­lich gewe­sen, eine in irgend­ei­ner Form rele­van­te Zahl ras­sis­tisch Dis­kri­mi­nier­ter in Thü­rin­gen aus­fin­dig zu machen. Selbst die befrag­ten Leu­te von der Front – Poli­zis­ten, Erzie­her, Leh­rer usf. – hät­ten nur mit den Schul­tern zucken und nicht von Fäl­len berich­ten können.

Die­se Bestands­auf­nah­me führ­te indes nicht zu Erleich­te­rung, son­dern zu einer Nach­bes­se­rung der Empö­rung: Denen, die da nichts zu berich­ten hat­ten, wur­de flugs “struk­tu­rel­ler Ras­sis­mus” vor­ge­wor­fen – eine Form der Blind­heit für den längst zur zwei­ten Haut gewor­de­nen Ras­sis­mus also.

Sol­chen Argu­men­ta­tio­nen aus­ge­setzt zu sein und weder von der CDU noch von den Libe­ra­len in Schutz genom­men zu wer­den, weil es der Alter­na­ti­ve in die Hän­de spie­len könn­te, kenn­zeich­net unse­re Lage. Sie ist über­trag­bar auf unge­zähl­te ande­re Fel­der und belegt, daß wir uns gründ­lich geirrt haben:

Der über­mäch­ti­ge poli­tisch-media­le Kom­plex formt sich aus uns sei­ne Geg­ner wie aus einem Fer­tig­teig. Weil der Bedarf an Nazis in die­sem Land unge­bro­chen ist, sol­len auch wir wel­che sein. Naiv war und ist die Annah­me, daß die­se Zuschrei­bung sich nicht hal­ten las­se: daß sie einem erkleck­li­chen Anteil des “poli­ti­schen Feuil­le­tons” zu bil­lig, zu sehr an den Haa­ren her­bei­ge­zo­gen sein würde.

Naiv war also die Annah­me, daß es die klü­ge­ren unse­rer Geg­ner belei­di­gen wür­de, sich von media­len und par­la­men­ta­ri­schen Stra­ßen­kämp­fern vor­schrei­ben zu las­sen, wer als Ver­fas­sungs­feind oder ein­di­men­sio­na­ler Kopf zu brand­mar­ken und aus­zu­gren­zen sei. Wir leb­ten in der fal­schen Hoff­nung, daß der Mecha­nis­mus der unstatt­haf­ten Denun­zia­ti­on den Denun­zi­an­ten selbst “zur Kennt­lich­keit ent­stel­len” wür­de und daß wir selbst im Umkehr­schluß als die­je­ni­gen gel­ten könn­ten, mit deren The­sen, Ana­ly­sen und Vor­schlä­gen man die gän­gi­ge Wirk­lich­keits­wahr­neh­mung wenigs­tens kor­ri­gie­ren und ergän­zen sollte.

Wir waren außer­dem – und das ist wohl der schmerz­haf­tes­te Punkt – über­zeugt davon, daß Distan­zie­rung und Ver­leum­dung im eige­nen Lager ange­sichts des gemein­sa­men, über­mäch­ti­gen Geg­ners nicht zum Tra­gen kom­men wür­den. Ich schrieb über die Gefahr der “Selbst­ver­harm­lo­sung” als dem beque­me­ren Weg des zu frü­hen Aus­gleichs mit dem Estab­lish­ment sogar einen war­nen­den Text. Nie zuvor und seit­her ist eine Voka­bel gründ­li­cher miß­ver­stan­den wor­den und sel­ten lag ich mit einer Pro­gno­se näher an dem, was eintrat:

Die Selbst­ver­harm­lo­sung aus Angst vor dem echt poli­ti­schen Gegen­satz ist in Tei­len der AfD und unse­res publi­zis­ti­schen Milieus so weit gedie­hen, daß sie im Ergeb­nis zu Denk­blo­cka­den, Selbst­zen­sur, Sche­ren im Kopf und plan­lo­ser Distan­zie­rung geführt hat. Nichts ist läh­men­der für das Den­ken als geis­ti­ge Par­tei­dis­zi­plin, und die Umfor­mung eines vor sechs, sie­ben Jah­ren mit dem Schwung eines Ramm­bocks auf­ge­bro­che­nen Pro­jekts in einen fröh­li­chen Tür­klop­fer ist ein Lehrstück.

Erik Leh­nert hat die­se Ernüch­te­rung mit der ernüch­tern­den For­mu­lie­rung auf den Punkt gebracht, wir alle hät­ten doch wider bes­se­ren Wis­sens gehofft und uns betei­ligt. Und Bene­dikt Kai­ser weist, mit Alain de Benoist an sei­ner Sei­te, mit wach­sen­dem Recht dar­auf hin, daß nun eben der Man­gel an rech­ter Theo­rie­ar­beit schwer ins Gewicht fal­le: Selbst in wesent­li­chen Debat­ten wer­de kein Stand­punkt bezo­gen, son­dern in der Hoff­nung argu­men­tiert, das Gegen­über ver­stün­de und begrü­ße die Harm­lo­sig­keits­si­gna­le oder viel­mehr: das gro­ße, has­ti­ge, hilf­lo­se Durch­ein­an­der in welt­an­schau­li­chen Fra­gen, die­ses kin­di­sche Cha­os im Kopf.

Aber nein. Der Geg­ner begrüßt nur eines: daß es ihm gelun­gen ist, eine kur­ze Pha­se der Ver­un­si­che­rung (2015 bis 2018) hin­ter sich zu wis­sen und nun wie­der mit unter­kom­ple­xen Behaup­tun­gen und Paro­len sicher auf der Sei­te des Guten ste­hen zu kön­nen. Das biß­chen Wer­te­Uni­on schreckt ihn nicht. Es klopft müde an der Tür. Er kann öff­nen, wann er es für rich­tig hält, oder um Hil­fe rufen, wenn ihm “der Nazi vor der Tür” bes­ser in den Kram paßt.

Und wir? Wir soll­ten uns viel zu scha­de sein, um vor sol­chen Türen her­um­ste­hen – vor allem ohne Ramm­bock. Dies aus zwei Grün­den: Zum einen ist die­ses Her­um­ste­hen ent­wür­di­gend, denn man zeigt dabei doch, daß man auf Tür­öff­ner ange­wie­sen sei. zum zwei­ten soll­ten wir die Zeit nut­zen und nichts tun, was nicht gebo­ten ist. Die nächs­te Unsi­cher­heit derer, die sich all­zu sicher sind, kommt, das steht außer Fra­ge. Und dann müs­sen wir etwas aus der Schub­la­de holen können.

Ab und an wird uns ja unan­ge­mes­se­ne Rat­lo­sig­keit vor­ge­wor­fen. Ich habe den Ein­druck, man­che ver­wech­seln Rat mit stei­len Aktio­nen. Wir soll­ten nicht so tun, als strotz­ten wir der­zeit vor Kraft. Mein Rat: Ich plä­die­re der­zeit vehe­ment für eine Mischung aus 2. und 3., sie­he oben, und in Kurz­fas­sung: Arbeit am Mög­li­chen in der Sicher­heit des Schwei­gens, oder – wie es Przy­by­szew­ski im Juni-Heft aus­drück­te: “In Zei­ten der Ermü­dung müs­sen wir ein­keh­ren und über einen neu­en Anlauf nach­den­ken – aus den Häu­sern der Seß­haf­ten heraus.”

Daß wir dar­über die Arbei­ten des Publi­zie­rens und Ver­le­gens nicht lie­gen­las­sen (was könn­ten wir bes­ser!), muß ich nicht extra erwäh­nen. Bloß: Wir las­sen uns die The­men nicht auf­zwin­gen. Aber das frei­lich müs­sen man­che von uns erst wie­der lernen.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (40)

Laurenz

30. Juni 2020 10:40

Frage mich beim Lesen von Ihren Artikeln jedesmal, wer Ihnen das kurze, prägnante Schreiben beigebracht hat?

Mir gefiel die Gelassenheit HBs neulich sehr gut. Und HB kann Gelassenheit in meinen Augen deswegen, weil Er es in der Zone lernte. Ich würde die Situation als nicht so desperat ansehen. Daß die AfD gekauft würde, war doch klar, auch wenn dies etwas langsamer geschieht als bei den Grünen in den 90ern. Der Unterschied jetzt, zur Vor-AfD-Zeit ist, daß die echten Patrioten dieses Landes sich nun kennen, zumindest besser vernetzt sind als zuvor. Das ist eine andere Qualität. Wenn wir zurück blicken, eskalierten die Deutschen selten. Sie eskalierten 1931 erst, als das halbe Volk unter Hunger litt, ebenso 1918. Das Problem des konservativen Patrioten ist sein Herz fürs Vaterland, das hindert ihn & macht ihn unfrei, politisch destruktiv, wie die Kommunisten, zu agieren. Und ohne Eskalation wird es keine Veränderung geben, da bitte ich einfach um HBs Geduld. Im Augenblick der Eskalation, sollten es weder die Kommunisten, noch womögliche Nationalsozialisten (die es aktuell auch gar nicht in nennenswerter Anzahl gibt) sein, die als Sieger aus der Eskalation hervorgehen. Wir müssen in diesem Augenblick das Gewußt-wie aus dem Hut zaubern & wenn es erst in 50 Jahren ist.

Maiordomus

30. Juni 2020 11:19

@Laurenz. Was ist eigentlich HB? Verstehe diesen Geheimcode nicht.

Kommentar Sommerfeld: Bin zwar nicht Laurenz, und auch nicht HB, aber es bedeutet "Heino Bosselmann".

Franz Bettinger

30. Juni 2020 11:41

Den linken Antirassismus-Spuk muss man beharrlich als das bezeichnen, was er ist: Feigheit, Dummheit, Anbiederung und Wahn. Eine andere Haltung kann es gar nicht geben. Keinen Fußbreit dem linken Blöken! Das sind wir denen schuldig, die nicht mitblöken, den vielen normal Gebliebenen. Ja, die gibt es, und es ist die Mehrheit. Auch wenn sie kein Gehör findet in den Propaganda-Trompeten der Lügenpresse. Lasst euch nicht verunsichern. Wäre ja noch schöner!  

Heino Bosselmann

30. Juni 2020 11:45

Widerstand, wo er als notwendig und rettend erkannt wird, ist Pflicht.
Handelt man wirksam dort, wo man handeln kann, braucht es keine operettenhaft große Geste, wie sie Attentäter eignet, die narzißtischen Motiven folgen.
Adolph Przybyszewski ruft Robert Michels „ehernes Gesetz der Oligarchie“ auf, demzufolge eine „bürokratisch verfaßte Massenorganisation“ sogar den Gegner so in ihr System einspinnt, daß er es mit konstituiert und stärkt.
Stattdessen rät Przybyszewski mit Blick auf Sorokins „Telluria“ einen totalen Waldgang an:
„Will man aber ernsthaft ‚metapolitisch‘ (…) nachdenken, läßt man besser alle Hoffnung fahren, sonst betrügt man sich und die Seinen selbst.“ Diese Einstellung wird dann mit Jünger nachgerüstet, der gegenüber von Salomon beschreibt, wie er vom „erhöhten Standort“ zuschaut, wie sich die Wanzen gegenseitig auffressen.
Nachvollziehbar. Intellektuell gut handhabbarer Quasibuddhismus. Allerdings hat man diese Möglichkeit immer, und man mag das als Sezessionist mit Przybyszewski als „angemessen und legitim“ ansehen. – Nur muß man auf der luxuriösen hohen Warte dann wissen, daß man den anderen das Feld überläßt – und kapituliert. Jede Stimme, die dann schweigt, um sich im Abseits zu besinnen, fehlt dem notwendigen intellektuellen Immunsystem, das Gesellschaften in sich doch stets ausformen. Wir werden also den Kopf weiter hinzuhalten haben. Mutvoll, nicht heroisch.

Thomas70

30. Juni 2020 13:01

Eine wichtige Position möchte ich anfügen: Zustimmung und Überspitzung.

Habe ich selber mal gemacht - funktionierte super. Ist m. E. das einzig wirksame Gegenmittel, wenn der Wahnsinn grassiert. Bei uns in Leipzig sollen z. B. Gedenktafeln / Denkmäler für Opfer rechter Gewalt - seit 1990 - errichtet werden. Der AfD-Stadtrat hat sich natürlich dagegen ausgesprochen - patsch, in die Falle gelaufen. Genau das wollen die ja.

Warum nicht zustimmen: Ja super Idee. Bitte aus Bronze, in Lebensgrösse und Vollguss.

Aber dann wollen wir auch genau dieselben Denkmäler für die Opfer anderer Gewalt (linker, migrantischer... etc.) haben.

Effekt dieser Strategie: Man bleibt charmant - und die anderen müssen sich was Neues einfallen lassen.

Laurenz

30. Juni 2020 13:17

@Franz Bettinger

Wäre ja schon mal froh, die selten dämliche Linke (die Pseudo-Liberalen dürfen sich gerne dazu gesellen) würde sich mal ihrer eigenen Termini einig werden. Einerseits sind Rassen, Ethnien, Kulturen etc. ein Konstrukt der Reaktionären, gemeint sind mit letzterem wir & es existieren gar keine Germanen oder Deutsche, weder als Rasse, noch als Kultur, aber andererseits wird großzügig & freigiebig mit den Begriffen Rassismus, Anti-Semitismus, weißer Dominanz etc. hausieren gegangen, Begrifflichkeiten, wenn man ihnen denn sachlich auf den Grund geht, natürlich die Existenz von Rassen, Ethnien & Kulturen voraussetzen. Das müßte auch selbst einem Linken in einem ganzen Leben doch mal auffallen, oder übersehe ich da etwas? Oder unterscheidet der Linke sogar zwischen Kulturen, Rassen/Ethnien? Nur die einen dürfen sowas besitzen & die anderen nicht? Die Linken & die Liberalen haben einfach mal sowas von fertig & sind geistig nicht mal mehr der Schatten ihres einstigen selbst, wenn es das jemals gab. Und ich freue mich jedesmal über das links-linke gebescht-werden jener, die als Alt-Linke im Geiste immer noch ein Palästinensertuch tragen, wie zB die Corbyns & ihre Zöglinge. Immer feste druff....

Hartwig aus LG8

30. Juni 2020 13:28

"Stehst du noch oder kniest du schon?"

Auch ein Ikea-Slogan kann noch zu etwas taugen. Ich plädiere für mehr Humor oder Sarkasmus. Vor Jahren begann @Raskolnikow einen seiner seltenen Beiträge damit, dass er uns allen mitteilte, er sei jetzt ein Nazi. Und ein Freund von mir entwirft kleine Bildchen: Ein etwa 10 jähriger Junge in der Pose eines Musterschülers; nett lächelnd, adrett gekämmt und gekleidet, aufrecht an einem Schreibpult sitzend - und über ihn in der Schönschrift der 3.Klasse (also die Schreibschrift in einem einzigen Zug) steht: "Mich nennen sie Nazi"   -  und der Punkt auf dem Nazi-i ist ein kleines stilisiertes Herzchen. 

Bernd Zeller (zellerzeitung.de) ist ebenfalls ein Meister der Verballhornung des Irrsinns. Jedenfalls scheint mir die "ernsthafte Auseinandersetzung" oder das "Argumentieren" nur noch in den seltensten Fällen angemessen.

MARCEL

30. Juni 2020 13:30

Man fühlt sich an den Königspsalm 101 erinnert "Ich lebe in der Stille meines Hauses...", der auch auf dem Grabstein Helmuth James von Moltkes zitiert wird.

Fürwahr, das Spiel zu durchschauen ist Voraussetzung es auch eines Tages zu gewinnen. Die "gute Miene zum bösen Spiel" gehört jedenfalls nicht hierzu. Was aber hierzu gehört: Sich auch selbst zu durchschauen, in den Fallen, in die man getappt ist und die der Gegenspieler versteckt hat.

Nath

30. Juni 2020 13:34

TEIL 1

Das Hauptproblem der Rechten ist ihr "Anti-Progressismus". Allein durch das "Anti-" ist sie schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt, egal in welchem historischen Gewand sie auftritt. Selbst die Religionen – in ihrem doktrinären Geltungsanspruch fragwürdig genug – ergänzen ihr rückwärtiges durch ein vor-wärtiges „Einstmals“. Der Rechte aber kann weder diesseitige noch jenseitige frohe Hoffnung vermitteln. In sloterdijkschem Duktus könnte man beinahe sagen, die Rechte sei prinzipiell für existenziell schlechte Laune zuständig. Die fortschrittlichen Gutmenschen erweisen sind immer wieder als falsch und gemein, ja, aber daraus folgt noch nicht die Wahrheit des eigenen "Ideals". 

 

quarz

30. Juni 2020 13:38

Man muss wohl unterscheiden zwischen dem Verhalten gegenüber dem Kollektiv und dem Verhalten gegenüber dem Individuum. Das Kollektiv verfügt über die Macht, Mittel und Büttel, Widerstand bereits im Vorfeld zu neutralisieren, sodass es dann gar keine Rolle mehr spielt, mit welcher Überzeugungskraft er sich in Szene gesetzt hätte, wenn ihm denn der Durchmarsch bis zur Bühne gelungen wäre. Ganz anders verhält es sich mit dem einzelnen Eloi, dem sehr wohl und sehr effektiv begegnet werden kann.

Der gemeine Hashdepp gelangt ja zu seiner Meinung nicht durch räsonieren, sondern durch resonieren. In seinem akustisch vorteilhaft beschaffenen Halsfortsatz tönt wieder, was die Tonangeber vorblöken und die Herde im Cantus firmus repetiert. Entsprechend hilflos ist er, wenn er gelegentlich isoliert vom Herdenverband als Einzelner auf Widerrede trifft und an ihn der Anspruch herangetragen wird, sich argumentativ zu rechtfertigen.

Da muss dann unsereiner gar kein begnadeter Rhetor sein um zu reüssieren, denn mit dieser klaren Faktenlage im Rücken gilt hier ausnahmsweise die sonst allzu optimistische Faust-Regel: „Es trägt Verstand und rechter Sinn mit wenig Kunst sich selber vor“.

Pit

30. Juni 2020 13:56

Gegen Zensur: eine Liste öffentlich führen, was alles verboten ist zu sagen; was de facto zensiert wird durch Sanktionierung
Sammlungsbewegung aller, die an bürgerlicher Freiheit interessiert sind. Ich sehe da viel im Corona-Bereich, Bodo Schiffmann beeindruckt mich. Diese Freiheiten ultimativ einfordern.

Denn mit Redefreiheit fängt alles an. Ist ja bekanntlich militärische Strategie, die Kommunikation des Gegners zu stören: ohne Kommunikation kein organisiertes Handeln.

Mir ist bis heute unklar, inwieweit "rechts" eigentlich Freiheit bejaht. Mir scheint, "rechts" wird wahrgenommen als autoritär. Würde jemand, der für Bürgerliche Freiheit ist, meinen, daß "rechts" ein Verbündeter sein könnte? Ist "rechts" ein Verbündeter für Bürgerliche Freiheit? Wie glaubwürdig ist ein Eintreten von "rechts" für Redefreiheit? Es ist mir bis heute nicht klar. Falls es denn so wäre, so gäbe es m.E. Möglichkeiten für größere Sammlungsbewegungen für Bürgerliche Freiheit. Daß es solche Koalitionen für Bürgerliche Freiheit nicht gibt, liegt m.E. an der Unklarheit der Position von "rechts" gegenüber "Freiheit".

Der_Juergen

30. Juni 2020 14:08

Ich hätte ein Konzept, wie die patriotische Rechte in der gegenwärtigen Situation handeln könnte.

Mit dem primitiven Corona-Schwindel riskiert das System sehr viel. Das Experiment verläuft gegenwärtig ziemlich, aber nicht vollständig erfolgreich. Es gibt einfach zu viele, die schon Bescheid wissen, zumal man Informationen heute spielend leicht im Netz findet und bereits wissenschaftlich einwandfreie Bücher wie das von Sukharit Bakhti die offiziellen Lügen widerlegen. Auf dieser Front sollte man jetzt angreifen und auch mit Leuten zusammenarbeiten, mit denen man sonst weltanschaulich wenig am Hut hat. Der kritische Punkt dürfte bereits nächstes Jahr erreicht sein, weil der Betrug dann nicht mehr zu vertuschen sein wird. Ja, es gibt einen sehr hohen Prozentsatz an Unbelehrbaren, denen Totschlagvokabeln wie "Verschwörungstheoretiker" jede Lust am Denken austreiben, aber die Mehrheit wird rationalen Argumenten in dieser Frage schon noch zugänglich sein, wenn sie die nötigen Informationen erhält. Begreift der Durchschnittsbürger erst, dass das ganze System mit seiner ganzen Presse in einer so entscheidenden Frage unisono log und lügt, wird er sehr viel eher bereit sein, auch andere gigantische Lügen wie die vom "Rassismus" und vom "menschengemachten Klimawandel" zu hinterfragen. Dann reift rasch eine Umbruchstimmung heran. Der Feind schuf sich eine Achillesferse. Jagen wir einen Pfeil hinein!

GuntherManz

30. Juni 2020 14:26

Hartwig aus LG8

"Stehst du noch oder kniest du schon?"

"Auch ein Ikea-Slogan kann noch zu etwas taugen. Ich plädiere für mehr Humor oder Sarkasmus."

 

Das finde ich auch.

Für die BT Wahl möchte ich mir einige Schlder basteln und diese an vielbenutzten Stellen anbringen. Das kann dann im Stil von "die Partei" sein. Kurz, prägnant, schräg. Wenn man bestimmte Inhalte der Lächerlichkeit  preisgibt, ist das auch eine gute Reaktion. Warum nicht von diesen Demagogen  lernen, ohne ihre Begriffe zu benutzen.

 

 

Pferdefuss

30. Juni 2020 14:32

Was mich am Anfang der Begegnung mit Götz Kubitscheks mündlichen und schriftlichen Worten vor Jahren in den Bann gezogen hat, macht sich in bedrängenden, dringlichen und schütteren Zeiten wieder bemerkbar: Eindringlichkeit und Unterschütterlichkeit bei geradezu männlicher Sachbezogenheit.

Kein Aufgeben, sondern die Aufgabe der 'gesetzten' Worte gleich gesetzten Schritten des Vorankommens. Wohin? '...nach Hause' (Novalis) 

Sein  'Waldgang' kein Gang in der Idylle, am Kahlschlag vorbei, an wundersam überlebten uralten Bäumen mit Kronen, die das Wort 'Krone' verdienen, rasten  und im Heimgang frischen jungen Schonungen zuzwinkern: 'Wird schon! Es bedarf nur eines einigermaßen kundigen Försters, der weiß, daß Bäume nicht in den Himmel, aber gen Himmel wachsen und Generationen benötigen,  um erwachsen und schön zu werden. 

Apostat

30. Juni 2020 14:35

Meine Bitte an alle Rechtsintellektuelle:

Schaffen sie  ein zeitgemäßes, positives Framing konservativer Werte, welches auch den Unentschlossenen, aber vor allem die Jugend erreicht.

 

 

Nath

30. Juni 2020 14:52

 TEIL 2 (Bezogen auf Teil 1)

Hingegen ergibt sich eine ganz andere Perspektive, wenn man das "rechte" Zurückwollen zu einer wie auch immer angesetzten Ur-Ordnung ontologisch fasst, als indirekten Hinweis auf die Bezogenheit der Zukunft auf das Gewesene ( n i c h t das Vergangene). Aber dann steht nicht mehr das Seiende in seiner Geordnetheit, woran "die Rechte" ja festhält, sondern Sein als Zeitigung, als Zeit-Spiel-Raum selbst im Fokus. Dann erweist sich das progressive ebenso wie das konservative "Projekt" als gewogen und zu leicht befunden, als von der nihilistischen Frage "Wozu-das-alles-überhaupt" in die Ratlosigkeit getrieben. Der Nihilismus und das in ihm sich zeigende Nichts ist nichts "Negatives", vor allem nichts bloß "Menschliches", vielmehr bekundet sich in ihm das uns aufbehaltene, aller Stütze unbedürftige Ereignis selbst, dessen Verweigerung ihm wesensmäßig zugehört. Hegel konnte sagen: "Das Absolute w i l l bei uns sein." Mit dem Sein steht es anders. 

 

ALD

30. Juni 2020 15:45

1)

Die absolute Mehrheit der Deutschen will weder gewalttätige Ausländer beherbergen, noch, daß Deutschland ein islamisches Land wird, und sie will schon gar nicht zur Minderheit im eigenen Land werden.

Was die absolute Mehrheit allerdings auch nicht will, ist, fremde Volks- und Religionsgruppen als Feinde zu betrachten, die es zu bekämpfen gilt. Zu verwoben ist man auch mit Menschen aus fernen Ländern. Zu viele positive Erfahrungen hat man gemacht mit Maghrebinern und Anatolen, Afrikanern und Levantinern, als daß man auch nur im Entferntesten an Massendeportationen oder Zwangsrücksiedlungen denken könnte. Jede unlautere Pauschalisierung,  jede Verächtlichmachung seitens rechter Populisten führt prompt zu einem Abwehrreflex bei der absoluten Mehrheit. Die Differenzierung, die gegenüber Fremden vorgenommen wird, fällt für die rechten Volksgenossen dann weg. Der Deutsche ist streng. Besonders zu sich selbst.  Die Pöbler und Hetzer, die Islamhasser und Widerlinge dominieren  so die Wahrnehmung. Sie ziehen das ganze Lager in den Dreck. Die intellektuelle Rechte wird machtlos.

ALD

30. Juni 2020 15:45

2)

Obwohl genau in diesem Widerspruch doch der goldene Schlüssel für die Rechte liegt. Sie müsste globaler denken als die Globalisten. Sie müsste ausländerfreundlicher sein als die Multikulturalisten. Sie sollte verständnisvoll sein, nie überheblich, volksnah sein ohne pöbelhaft zu werden. Stets kampfbereit (im Geistigen versteht sich) sein, aber nie hetzerisch. Stärke und Attraktivität ausstrahlen eine klare Haltung und unverrückbare Prinzipien. Der Welt zugewandt, das Eigene fest umarmend.

Bis es soweit ist (falls überhaupt noch möglich) - Rückzug.

Niekisch

30. Juni 2020 16:29

"Unter unseren Autoren ist jedenfalls ein ernsthafter Streit darüber ausgebrochen, wie wir uns vor dem Hintergrund der jüngeren Ereignisse verhalten sollten."

Bitte den Streit schnell beilegen! Die Abiturienten 2020 der Käthe Kollwitz- Gesamtschule in Recklinghausen legen Euch das dringend nahe: Sümeyra Ahci, Anil Akar, Enes Yusuf Akbulut, Numan Akkaya, Yousef Al-Hussein, Noura Al-Tayar, Melisa Albas, Erkan Enes Albay, Ata Aydogan, Resul Bal, Mareile Beer, Merve-Nur Catal, Ajla Catic, Caner Celik, Ceylan Gürkan, Kerim Cinar. 

II folgt

Niekisch

30. Juni 2020 16:37

II.: Emre Can Demirsoy, Fatie Durmaz, Rabia Ermagan, Faruk Etyemez, Niklas Geldermann, Sevde Gemici, Eren Günes, Emre Icer, Yunus Icer, Ilhan Ipek, Mina Johar, Hasan Katirci, Lucas Kelle, Rangina Khalili, Tugberk Kirmizi, Ali Kobaissi, Emre Köse, Furkan Köylüoglu, Tuba Kurt, Feyza Kusakziz, Urban Toni Ngoreroh, Laura Paschenda, Amira Rassalan, Karzan Remi, Sevban Sagbilge, Melina Schalkowski, Merve Nezihe Cencilikarslan. 

III folgt.

Niekisch

30. Juni 2020 16:41

III.: Julia Strom, Juliana Sunjic, Habibe Tetik, Olivia- Patricia Thomys, Sedanur Tönen, Burak Türgoklu, Burcu Türkmen, Lilay Uzun, Miguel Valido Martin, Emir Vehabovic, Martin Wende, Ilayda Yavuz, Emin Yavuz, Merve Yilmaz, Annalena Zorle. 

"..über einen neuen Anlauf nachdenken - aus den Häusern der Seßhaften heraus." Nachdenken ja, aber aus welchen Häusern noch?

RMH

30. Juni 2020 17:03

"Ich will lieber stehend sterben, als kniend leben"

sangen die Onkelz - und auch die haben diese Zeile nicht erfunden. (Btw: Für mich persönlich eines der besten Lieder dieser Band überhaupt).

heinrichbrueck

30. Juni 2020 17:03

@ Franz Bettinger / Der_Juergen

Problem: Wenn Linke und Rechte sich im System kloppen, gewinnt das System in beiden Fällen. Das alte System ist erledigt.

@ ALD

Der BRD-Deutsche bewertet falsch. Er bewertet nicht das Kollektiv, stattdessen das genehme Individuum. Bewertung der guten Eigenschaften. Ergebnis: Ersetzung des Eigenen.

Minderheitenschutz für Weiße wird es nicht geben. Reservate auch nicht.

Maiordomus

30. Juni 2020 17:22

@Nath. Generationenlang war "schlechte Laune" noch Spezialität der Linken, während bei Konservativen Pessimismus durchaus mit Humor verbundenwerden konnte. Hier müsste man wohl über die Bücher gehen.

Volksdeutscher

30. Juni 2020 18:03

"Mit Lachen zerreißt man." (F. Nietzsche)

Warum wird in den Parlamenten nicht kämpferisch hart, um mit Nietzsche zu sprechen, mit einer fröhlichen Bosheit argumentiert, d.h. mit polemischen Unterstellungen und Anschuldigungen, die die politischen Gegner und Feinde nicht nur in Erklärungsnöte stürzt, sondern sie auch zum Schweigen bringt? Was ist denn beredter als schweigen, wo man antworten müßte? Daß die Liberalen in der AfD für die konfrontative Auseinandersetzung ungeeignet sind, haben sie schon oft bewiesen. Aber auf dem konservativen Flügel wünschte man sich mehr Entschlossenheit zur verbalen Härte in den Auseinandersetzungen. Bitte mehr Hohn, mehr Ironie, mehr Zynismus!

Wo sind die emotionalen Appelle von AfD-Politikern an das deutsche Volk? Wo sind die flammenden Reden der in Liebe zu ihrem Volk entbrannten Rednern? Wo ist der feierlich schöne, erhabene Pathos, der die Zuhörer erschaudern läßt und ihre Kehle verschnürt? Wo sind die Lobeshymnen, in denen die Größe und Schönheit der deutschen Nation besungen werden? Wo sind die Liebshymnen, in denen die Erhabenheit und Schicksalshaftigkeit der deutschen an die Nation bei öffentlichen Reden gerühmt werden? Wo sind die Beschwörungsformeln des Aushaltens, des Durchhaltens, des Nichtverzagens und der Zusammengehörigkeit, die wieder und wieder und immer wieder erklingen?

Phil

30. Juni 2020 18:13

Ich finde alle drei Varianten legitim.

Widerspruch (1) dient dabei der Erbauung (und Aufklärung) Gleichgesinnter. Es wäre ja naiv anzunehmen, man könne wachrütteln.

Volksdeutscher

30. Juni 2020 18:42

"Seit ich die Bilder knieender Polizisten, Politiker, Fußballspieler und Passanten gesehen habe, weiß ich: Gegen diese Wucht ist kein Kraut gewachsen."

Vielleicht sollte man gar nicht gegen diese Wucht wachsen. Vielleicht reichte es, an ihr vorbei seinen Weg zu suchen, an ihr einfach vorbeizuwachsen. Und links liegen zu lassen.

Laurenz

30. Juni 2020 18:57

@ALD

Nicht wirklich, ALD, die Mehrheit von der Sie schreiben mag sich das einbilden. Aber im Grunde führt diese Mehrheit ein Leben von Lohn-Sklaven-Haltern. Ist doch klasse, wenn Reinigungskräfte, Gemüsehändler, Gesundheitswesen, Klamotten, Schuhe, Elektronik usw. & sofort, so billig sind. Wenn wir gemäß Trump alles wieder selbst produzieren müßten, fände dieses virtuelle Sklavenhalter-Paradies sein Ende. 

Bei den Umfragen sind immer alle bereit, mehr zu bezahlen, soll der Mindestlohn erhöht werden. Aber das sieht jeder nur andere Bezahler betreffend. Sobald es den eigenen Geldbeutel angeht, hat jegliche Großzügigkeit ausgedient.

Die Artikulation dessen, das Aussprechen dieser Fakten ist deswegen so schwierig, weil die halbe AfD, die liberalen Weichspüler, ebenso dieses importierte Sklavenhalter-Dasein genießt.

Karl

30. Juni 2020 20:12

@ Apostat:..." Schaffen sie  ein zeitgemäßes, positives Framing konservativer Werte ..."

Norbert Borrmann hat hierfür eine gute Vorlage geschaffen: "Warum Rechts?" ReginVerlag, Kiel 2011. Leider findet diese Streitschrift keinen Eingang in die gegenwärtige Debatte. Er räumt darin mit Vorurteilen gegenüber rechtem Denken auf, indem er Links und Rechts in zwölf Punkten vergleicht: so z.B. der Unterpunkt VII: Linke "Toleranz" und rechte Freiheit.

Karl

30. Juni 2020 20:13

Dies auch als Antwort auf  @ Pit "Mir ist bis heute unklar, inwieweit "rechts" eigentlich Freiheit bejaht."

Norbert Borrmann schreibt zum Thema "Freiheit":

"Wie aber definiert die Rechte den Begriff "Freiheit"? Rechte Freiheit heißt Freiheit von Dogmen, Freiheit von lebensfernen linken Heilssystemen, Freiheit, ... des Geistes, der Forschung, Freiheit, die Welt zu sehen, wie sie ist, und nicht so sehen zu müssen, wie sie sich linke Apostel erträumen, wie sie aber niemals sein wird. Die Freiheit zur Wahrheit ist Kernpunkt  rechten Freiheitsbemühens, denn ohne Wahrheit gibt es keine wirkliche Freiheit. Die Welt der politischen Korrektheit, in der wir genötigt werden zu leben, ist aber eine Welt der Lüge und Heuchelei. Rechte Freiheit dient der Wahrheit und damit den Gesetzen des Lebens und keiner "frohen Botschaft"." (S.107f.)

In diesem engagierten Duktus ist das ganze Buch geschrieben. Für mich eine Offenbarung beim ersten Lesen, mitreißend und überzeugend. Eine überarbeitete, vielleicht erweiterte Auflage wäre zu empfehlen.

Hartwig aus LG8

30. Juni 2020 20:25

@ GunterManz

Tja, die Schilder, die man irgendwo hinhängt ... sind meistens nach 'nem halben Tag weg.

Dem Alter des Bekenntnis-TShirts bin ich längst entwachsen. Dennoch darf auch das eigene Erscheinen etwas mitteilen, ohne das man dabei plakativ oder lächerlich wirkt (was unbedingt zu vermeiden ist ... ) .  Die Gürtelschnalle mit einem dezenten Eisernen Kreuz ist bei mir allerdings fast obligatorisch. Als Sonnenschutz beim Wandern sollte man auf das omnipräsente amerikanische Basecap verzichten und auf die leichte Version der M43  zurückgreifen. Und wenn es casual sein soll, so die Farben schwarz-weiss-rot bevorzugen; z.B. bei bolf.de findet man nach einigem Suchen dezent gehaltene Kleidungsstücke.

Man sollte durchaus auch optisch ein paar Kontrapunkte setzen, insbesondere dann, wenn das Debattieren sinnlos ist. Und wenn Sie in einer so sehr polarisierten Stadt wie ich leben sollten, dann ist s-w-r oder die M43 oft schon eine handfeste nonverbale Provokation - gänzlich ohne Thor Steinar etc.

Alfran

30. Juni 2020 21:00

Die narrative Durchschlagskraft medialer Kampagnen wird überschätzt. Die einseitige Propaganda der Akteuere wird auch zunehmend von den einfachen Bürgern und jungen Leuten kritisch hinterfragt - von den Intellektuellen und Politikern freilich nicht; die wähnen sich im Endkampf gegen das Böse. Nie war es so einfach, Menschen ohne ideologische Verhärtung durch ein paar Fakten oder Fragen ins Grübeln zu bringen. Auf der anderen Seite vermögen diese primitiven, von Hass triefenden Aktionen und Statements nur noch wenig neue Menschen von Grund auf zu überzeugen. Das Ganze wird in ein paar Monaten, wenn der wirtschaftliche Niedergang richtig spürbar ist, vollends vergessen sein - genauso, wie durch Corona die Klimhysterie zum Erliegen kam. Die grosse Masse der Menschen orientiert sich langfristig an der faktischen Realität vor ihrer Haustür und nicht an irgendwelchen Märchenstunden der Medien - das gilt besonders in Zeiten der Krise. 

nom de guerre

30. Juni 2020 21:21

Dass man gegen diesen Irrsinn argumentieren kann, glaube ich auch nicht. Eben weil es Irrsinn ist, auf keiner rationalen Basis beruht.

Was das Aufrütteln derer angeht, die an dem Irrsinn nicht beteiligt sind, die, und das ist verbreitet, denken, es gehe um friedliche Proteste gegen eine tatsächliche Benachteiligung Schwarzer, würde ich die Chancen aber nicht ganz schlecht einschätzen. Was wäre z.B., wenn man die Antirassismus-Aktivisten einmal ungefiltert, unverfälscht und mit Bild zu Wort kommen ließe, dem deutschen Normalpublikum (also nicht dem Zeitleser, der es sich schon zurechtbiegen würde) etwa Zitate dieser Professorin aus Cambridge zugänglich machte, die kürzlich sinngemäß „white lives don‘t matter“, „abolish whiteness“ getwittert hat? Ich denke, die deutsche Öffentlichkeit fände das durchaus erschreckend (dass diese noch nicht völlig abgestumpft und nicht bereit ist, „white lives matter“ an sich rassistisch zu finden, sieht wohl auch das ZDF, s. den „Übersetzungsfehler“ bei dem Banner in England). Nach so einer Kampagne könnte zumindest niemand mehr behaupten, man habe von nichts gewusst. Ob sich das praktisch umsetzen ließe, steht natürlich auf einem anderen Blatt (Plakate würden abgerissen, Anzeigen gar nicht erst geschaltet, all das wissen Sie besser als ich).

ff

nom de guerre

30. Juni 2020 21:23

Fortsetzung:

Aus Beobachtungen auch in meinem eigenen Umfeld schließe ich i.Ü., dass ein wesentlich größeres Unzufriedenheitspotenzial als noch vor zwei Jahren existiert (v.a. in Bezug auf Corona, aber auch die Party- und Eventszene), plötzlich sagen Leute, es könne „doch so nicht weitergehen“, die vor nicht langer Zeit im Großen und Ganzen alles in Ordnung fanden bzw. denen jetzt langsam dämmert, dass sie von dem, was nicht in Ordnung ist, selber betroffen sind.

Karl

30. Juni 2020 21:38

 @ Pit "Mir ist bis heute unklar, inwieweit "rechts" eigentlich Freiheit bejaht."

Norbert Borrmann („Warum Rechts?" Regin Verlag, Kiel 2011) scheibt weiter zum Begriff „Freiheit“:

Teil 1

„Freiheit bedeutet auch, unserem innersten Wesen, unserer Natur gemäß leben zu können. Wir können nicht frei sein, wenn wir in einer Umwelt leben müssen, die uns verbiegt, weil sie uns keine Heimat mehr sein kann. …

Kein Mensch kann frei sein und seiner Natur gemäß leben, wenn ein Zwang zur Gleichheit besteht. Gleichheit als Dogma bedeutet die Zwangsherrschaft eines einebnenden Willens. …

Allein durch ihr Rechtssein verkörpert die Rechte in der Welt politischer Zwangskorrektheit das Fanal zur Freiheit. …

Die allgemeine Ruhigstellung des als „mündigen Bürger“ angesprochenen Untertanen erfolgt …über eine Form von Freiheitsgewährung, die schlichten Naturen schon immer als die große Freiheit erschien: Das Gewähren von Vulgärfreiheiten, die Verkündung von panem et circenses … die Installierung des Unterleibsliberalismus. …

Karl

30. Juni 2020 21:39

Teil 2

„Der Unterleibsliberalismus narkotisiert nicht nur den Geist, sondern lässt sich auch noch gut vermarkten. Die Einheit von Linkssein und Kapitalismus – der Linkskapitalismus –ist auch hier Markenzeichen bis heute. Das kommunistische Manifest erfuhr seine Ergänzung durch das „konsumistische Manifest“.

Linke „Toleranz“ ist Zwang, linke Freiheit ist unästhetisch. Der Rechte verachtet diese Form der Freiheit. Seine Freiheit ist nicht die des Konsums, der Geschmacklosigkeit, des Herabziehens, der Formauflösung, der Unterwerfung unter die Mächte der Gegenwart. Es ist die Freiheit des Geistes und die Verpflichtung zur Wahrhaftigkeit.“ (S.108-110)

limes

30. Juni 2020 21:42

Mein Alltagshorizont in der südwestdeutschen Provinz vermittelt den Eindruck, dass es tatsächlich sehr viele »normal Gebliebene« gibt, wie Franz Bettinger sie nennt. Die hiesigen haben allerdings überwiegend noch gar nicht begriffen, wie unnormal die Umstände geworden sind.

Gewiss liegt dieses - Wahlen entscheidende - Missverständnis an (nur noch scheinbar vertrauten) Autoritäten und Medien, die es listenreich pflegen. Der plakativen Wahlaussage einer »Volkspartei« merkt man nicht an, welche politischen Hintertürchen das ausführliche Wahlprogramm eröffnet und was dies für unsere Lebensumstände – für Frieden, Freiheit, Sicherheit, Rechtsstaat und Wohlstand - bedeutet. Nicht umsonst werden politische Aussagen in »leichter Sprache« immer beliebter.

Eine Chance sehe ich unter diesen Umständen darin, dass als »Nebenwirkung« des vergleichsweise breiten Widerstandes gegen Corona-Maßnahmen das umfassende Tabu politischer Gespräche bröckelt, das um die »Flüchtlingspolitik« aufgebaut wurde, vorbereitet durch die Dämonisierung von PEGIDA. Und das Vertrauen der übertölpelten »normal Gebliebenen« bröckelt mit jedem Ereignis, das – wie in Stuttgart – Risse in der politischen und publizistischen Fassade erkennen lässt.

Simplicius Teutsch

30. Juni 2020 22:01

Die 4. Position. (- Leider keine Aufmunterung, die wir ja so nötig hätten.)

Jedenfalls außerhalb von sezession gibt es eine vierte deutsche Position, die gerade unter gebildeten, erfolgreichen, attraktiven, fleißigen, berufstätigen Frauen weithin eingenommen wird, aber auch von den Männern: Politisch resignieren und familiär kapitulieren.

Ansonsten gut leben, gut und viel arbeiten, politisch unauffällig, gut feiern, gut essen, ständig in alle Länder reisen, gut sporteln, guten Sex – und vor 38 keine Kinder! - Danach klappt es mit dem Nachwuchs ohnehin nicht mehr.

Die Substanz, die die verantwortungsvollen Eltern für die Zukunft dieser Kinder zur Verfügung gestellt, vermittelt und aufgebaut haben, z.B. die gute Bildung, Disziplin oder eine kleine Eigentumswohnung als Geschenk zum Studienbeginn, werden dankbar angenommen, aber es gibt keine identitäre und biologische Zukunft über diese Generation hinaus. Es sind End-Verbraucher.

DrW

30. Juni 2020 22:25

Das sind die relevanten Fragestellungen, anderer Rat :

1.) gelegentlich reagieren und Falschdarstellungen / Vorhalte zurückweisen, egal wie diffamierend sie sind, egal wie bewusst diese Darstellungen / Vorhalte vorgetragen werden

2.) sich Themen nicht vorgeben lassen, insofern (1) nur gelegentlich durchführen

--
Zurzeit scheint sich der Wahn in liberalen Demokratien besonders aktiv zu verbreiten bzw. wird der Wahn verbreitet und seine Verbreitung gesteuert.
Wenn das so weiter geht, wird es bald ganz mau aussehen...

Götz Kubitschek

30. Juni 2020 22:46

feierabend. danke.

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