Das Buch im Haus nebenan

Selten hat mir die Arbeit an einem Buch aus unserem Verlag mehr Freude bereitet als die am "Buch im Haus nebenan". Weil etliche Leser nachfragen, ...

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

… wel­che Bücher unse­re Autoren, Kositza und ich für Das Buch im Haus neben­an aus­ge­wählt haben, notie­re ich unten die voll­stän­di­ge Inhalts­an­ga­be. Den Über­blick über die noch lie­fer­ba­ren Bücher, die wir in uns­rem Buch emp­feh­len, bie­tet unser Bücher­schrank zum Buch. Man fin­det ihn hier.

Noch mehr Leser fra­gen nach der Bedeu­tung des Titels. Ellen Kositza und ich sagen alles Not­wen­di­ge dazu in unse­rem Vor­wort und emp­feh­len natür­lich Ray Brad­bu­rys Fah­ren­heit 451 zur Ver­tie­fung.

Das Schö­ne an der Arbeit war, daß wir uns nicht mit üblen Zustän­den, Ver­falls­er­schei­nun­gen, poli­tisch-media­ler Ver­lo­gen­heit oder der­glei­chen beschäf­ti­gen muß­ten, son­dern an unse­ren Bücher­schrän­ken vor­bei­ge­hen und vier oder fünf Wer­ke her­aus­grei­fen durf­ten, mit denen wir Kipp- und Erkennt­nis­mo­men­te unse­rer wis­sen­schaft­li­chen, welt­an­schau­li­chen oder auch sprach­li­chen Ent­wick­lung mar­kie­ren konnten.

Bei Dr. Erik Leh­nert, dem wis­sen­schaft­li­chen Lei­ter des Insti­tuts für Staats­po­li­tik sind das
Die­ter Noll: Die Aben­teu­er des Wer­ner Holt. Roman einer Jugend (absol­vier­te er noch als Schü­ler in der DDR),
Hans Fal­la­da: Wolf unter Wöl­fen, eben­falls ein Roman (schenk­te er mir vor Jah­ren in einer gran­dio­sen zwei­bän­di­gen Aus­ga­be, las ich versunken),
Gust­ave Le Bon: Psy­cho­lo­gie der Mas­sen,
Edwin Erich Dwin­ger: Und Gott schweigt …? Bericht und Auf­ruf sowie
Carl Chris­ti­an Bry: Ver­kapp­te Reli­gio­nen.

Ellen Kositza griff nach
Die­ter Wie­land: Bau­en und Bewah­ren auf dem Lan­de (bereits drei Leser schrie­ben mir, daß sie die­se Wahl über­rascht und sehr erfreut habe),
Camil­le Paglia: Die Mas­ken der Sexua­li­tät,
Ire­ne Uhl­mann u.a.: Klei­ne Enzy­klo­pä­die – Die Frau (ein DDR-Klas­si­ker) und
Uwe Krü­ger: Mei­nungs­macht sowie Main­stream (bei­de noch lie­fer­bar, die ande­ren drei Emp­feh­lun­gen von Kositza lei­der nur noch antiquarisch).

Mit Thors­ten Hinz hat sich ein schu­lisch und im Stu­di­um an Ost-Ein­rich­tun­gen aus­ge­bil­de­ter betei­ligt. Er wählte
Han­nah Are­ndt: Ursprün­ge und Ele­men­te tota­ler Herr­schaft,
Georg Lukács: Über die Ver­nunft in der Kul­tur,
Ernst Nol­te: Streit­punk­te,
Ernst von Salo­mon: Der Fra­ge­bo­gen (hät­te er ihn nicht gewählt, hät­te ich ihn genom­men) sowie
Milan Kun­de­ra: Die uner­träg­li­che Leich­tig­keit des Seins, einen Roman zum Abschluß also.

Mar­tin Sell­ner, der jüngs­te der Bei­trä­ger, stellt vier Bücher vor:
Yukio Mishi­ma: Unter dem Sturm­gott,
Alain de Benoist: Tota­li­ta­ris­mus,
Gene Sharp: Von der Dik­ta­tur zur Demo­kra­tie (wor­auf ich viel ver­wet­tet hät­te) und
Mar­tin Heid­eg­ger: Was ist Meta­phy­sik (klar!).

Mit Bene­dikt Kai­ser schreibt auch einen der “lin­ken Leu­te von rechts” mit. Von ihm stamm­te auch die Idee zum Buch. Er griff nach
Otto Stras­ser: Auf­bau des Deut­schen Sozia­lis­mus,
Ernst von Salo­mon: Die Stadt (unauf­find­bar, aber: Ich besit­ze ein Exemplar!),
Pierre Drieu La Rochel­le: Die Unzu­läng­li­chen,
Alain de Benoist: Kul­tur­re­vo­lu­ti­on von rechts sowie
Mar­cel Mauss: Die Nati­on oder Der Sinn fürs Sozia­le.

Mar­tin Licht­mesz, klar, der zwei­te Wie­ner im Buch. Er hät­te gern zwan­zig Bücher vor­ge­stellt, muß­te sich aber beschrän­ken wie jeder und wähl­te zuletzt
Ernest Becker: Dyna­mik des Todes,
Hans Blü­her: Die Ach­se der Natur,
Andrej Tar­kow­skij: Die ver­sie­gel­te Zeit (spä­tes­tens hier weiß jeder, war­um Licht­mesz Räu­me auf­schließt, für die sonst kaum einer einen Schlüs­sel besitzt),
Joseph Roth: Radetz­ky­marsch und
Nico­làs Gómez Davila: Ein­sam­kei­ten.

Zum Glück konn­ten wir Hei­no Bos­sel­mann zur Mit­ar­beit über­zeu­gen – auch er in DDR-Schu­len und ‑Uni­ver­si­tä­ten groß gewor­den. Er steu­er­te bei:
Max Stir­ner: Der Ein­zi­ge und sein Eigen­tum,
Tho­mas Mann: Der Zau­ber­berg (hät­te auch von Hinz kom­men kön­nen) sowie
Arthur Scho­pen­hau­er: Die Welt als Wil­le und Vor­stel­lung (wohl der schwie­rigs­te Text in unse­rem Buch).

Dann Dr. Caro­li­ne Som­mer­feld: Sie stieß erst 2015 zu uns, dar­über berich­tet sie in einer kur­zen Vor­be­mer­kung. Ihre fünf Texte:
Niklas Luh­mann: Die Rea­li­tät der Mas­sen­me­di­en,
Mar­tin Licht­mesz: Die Ver­tei­di­gung des Eige­nen und Man­fred Klei­ne-Hart­la­ge: Die libe­ra­le Gesell­schaft und ihr Ende (zwei Bücher, die sie 2015 ansogen),
Hei­mi­to von Dode­rer: Die Dämo­nen (lasen Kositza und ich uns vor, wäh­rend Som­mer­feld an einem Dode­rer-Por­trät für die Sezes­si­on arbeitete),
Rudolf Stei­ner: Sozia­le und anti­so­zia­le Trie­be im Men­schen sowie noch
Simo­ne Weil: Schwer­kraft und Gna­de.

Blei­ben mei­ne fünf:
Chris­toph Rans­mayr: Die letz­te Welt. Roman,
Armin Moh­ler: Der faschis­ti­sche Stil (haben wir gera­de mit einem Nach­wort von Kai­ser neu herausgebracht),
Jochen Klep­per: Der Vater. Roman des Sol­da­ten­kö­nigs,
Arnold Geh­len: Urmensch und Spät­kul­tur (mit Anmer­kun­gen zum Geh­len-Ken­ner Karl­heinz Weiß­mann) und
Ernst Jün­ger: Das aben­teu­er­li­che Herz, (ers­te Fas­sung, klar. Die­sen letz­ten Text habe ich hier ein­ge­le­sen).

Ellen Kositza hat Das Buch im Haus neben­an (das man hier bestel­len kann und um das her­um wir die­sen Bücher­schrank auf­ge­baut haben) in einem Video vorgestellt:

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (53)

Nemo Obligatur

1. Juli 2020 23:15

Das Buch ist eine Wundertüte. Zu meinem Erstaunen habe ich einiges davon bereits gelesen (klar, den Zauberberg, aber auch Werner Holt - wer hätte das gedacht?). Sehr gefreut hat mich, Dieter Wieland dort zu finden, obgleich ich ihn nur von seinen Filmen kenne. Die waren und sind augenöffnend. Auch Nieten sind in der Liste. So bekommt Kunderas "Leichtigkeit des Seins" von mir leider keinen Stern.

Einen Autor, den ich vermisst habe: Joachim Fernau! Ich sehe mich noch da stehen, vor dem Bücherregal und als Pennäler mit ein paar Mark vom Opa fürs Rasenmähen in den großen Ferien in der Tasche. Mein Blick fiel, ich weiß nicht mehr warum, auf Fernaus "Deutschland über alles..." Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber es war eine Art Offenbarung, wie der Mann über deutsche Geschichte schrieb! So etwas gab es damals schon kaum noch und gibt es heute nicht mehr. Ich habe es mindestens zehnmal gelesen (die letzten neunmal gingen schnell, weil man nur noch die Stellen sucht).

Gracchus

1. Juli 2020 23:39

Das ist wirklich mal eine erfreuliche und willkommene Abwechslung. Meine 5 Titel - die Beschränkung fällt natürlich nicht leicht, und ich wähle Bücher, die meine Weltsicht erschüttert oder erweitert haben (es sind also nicht unbedingt meine Lieblingstitel), insofern handelt sich teilweise um Jugendlektüre:

1. Franz Kafka: Die Verwandlung

2. Robert Walser: Jakob von Gunten

3. Fjodor Dostojewski: Schuld und Sühne

4. Anonym: Die großen Arcana des Tarot

5. NT,

und dann habe ich Nietzsche ("Also sprach, Zarathustra"), Paul Celan, Walker Percy ("Der Kinogeher"), Julien Green, Thomas Bernhard ("Frost", "Amras"), Heinrich von Kleist, Goethe ("Faust"), Shakespeare, Meister Eckhart nicht erwähnt ... 

 

Gracchus

1. Juli 2020 23:58

Von den genannten Werken/Autoren haben diese Wirkung erzielt: 

Niklas Luhmann, aber "Das Recht der Gesellschaft" - neue Optik: Recht und Politik sind getrennte Sphären. Verfassung als autopoietischer Text.

Simone Weil - genau: Schwerkraft und Gnade. Genial. Die ersten Aphorismen. 

Ernst Jünger: Das abenteuerliche Herz. 

Roth, von Doderer: Großartig. Würde noch Hofmannsthal und Musil nennen, weil sie von der alten Monarchie zu zehren scheinen. 

Ransmayr: einer der besten lebenden deutschsprachigen Autoren, ganz klar.

LotNemez

2. Juli 2020 02:23

Die Mystik, die unbestreitbar von Ort und Einrichtung "Schnellroda" ausgehen - ich wünsche Ihnen, dass sie sie nie verlassen.

RMH

2. Juli 2020 08:42

Es ist schon ein deutliches Zeichen für die Heutigkeit, das Angekommen sein im Jetzt, der Moderne, Postmoderne, Post-Postmoderne oder sonstwo der heutigen Avantgarde der neuen Rechnung und Konservativen, wenn nirgendwo die gute alte Bibel auftaucht.

Gut, wenn ich mich auf nur 4- 5 Bücher beschränken müsste, würde ich die Bibel vermutlich auch nicht nennen, dabei war es da erste Buch, an welchem ich mir Lesedisziplin beigebracht habe, durch welches ich mich an der Schwelle zwischen Kind, Jugendlicher und Erwachsen werden buchstäblich durchgekämpft habe und diese Schule eröffnete mir die Bereitschaft und das Handwerkszeug, mich durch noch ganze andere Bücher zu arbeiten.

Insofern sicher eines der wichtigsten Bücher in meinem Leben ( und ja, ich habe die Bibel komplett am Stück gelesen).

H. M. Richter

2. Juli 2020 09:51

Dank für die Empfehlungen, - bei deren Lesen natürlich auch Erinnerungen kommen. So mußte ich bei der Erwähnung Stirners an ein von mir vor etlichen Jahrzehnten geführtes Gespräch mit Stephan Hermlin denken, in dem dieser Stirner nicht nur ablehnte, sondern gar – bemerkenswerterweise, wie ich finde – meinte, dieser würde schlußendlich in die Barbarei führen.

Eine Anmerkung zur Bemerkung, Thorsten Hinz sei ein „im Studium fast vollständig ost-sozialisierter“ [GK] gewesen, was meiner Meinung etwas in die Irre führt. Hinz studierte in den achtziger Jahren in Leipzig Germanistik, den Diplomstudiengang, der damals ein für nahezu alle unerreichbares Elitestudium darstellte, denn es konnte nur dort und aller zwei Jahre in Ost-Berlin absolviert werden. So gab es durchschnittlich lediglich jeweils 20 bis 25 Studenten in der gesamten(!) DDR. In Leipzig eröffnete sich Hinz so der Kosmos der Weltliteratur nahezu uneingeschränkt. Arendt und Lukács u.v.a. zwar lediglich im sog. Gift-Zimmer der Deutschen Bücherei, alle(!) anderen aber im dortigen Lesesaal oder in wohlfeilen Ausgaben auf der Parkbank im Rosenthal ...

Ein gebuertiger Hesse

2. Juli 2020 10:45

Das schönste Buch aus der persönlichen Schnellroda-Sphäre seit "Tristesse droite". Man hat als Leser unmittelbar Anteil an den Schilderungen des literarisch Erlebten.

RMH

2. Juli 2020 11:00

Übrigens:

Ich habe wahrlich nicht alle Bücher des Autorenkollektivs der Sezession gelesen, aber von denen, die ich gelesen habe, hat "Kann nur ein Gott uns retten?" von M. Lichtmesz bei mir den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen.

starhemberg

2. Juli 2020 11:16

Wahrlich auch ein optisch wunderschönes Werk, welches ich mit großem Behagen las. Ganz besondere Freude machte mir hierbei Stirner, ich empfinde Bosselmann überhaupt als große Bereicherung. Die Freude, auch mal am politischen mühsam dicke Bretter bohren vorbei sich dem Guten, Wahren und Schönen zu widmen, sollte man sich keinesfalls nehmen lassen! Vielen Dank für diese rundum gelungene Veröffentlichung.

Andreas Walter

2. Juli 2020 11:21

Gut zu wissen - und darum (k)eine Empfehlung aus dem Land nebenan:

Augusto Boal, Theater der Unterdrückten. Übungen und Spiele für Schauspieler und Nicht-Schauspieler, erste (1979) und erweiterte Edition von 1989 (die nach der Europaerfahrung).

“Das Theater der Unterdrückten ist eine Methodenreihe von Augusto Boal, Rio de Janeiro. Es kam in Boals Zeit des Exils in den 1970er-Jahren nach Deutschland. Das Theater hat nach der Arbeit mit Schauspielern vor allem Eingang in die politische Bildung gefunden und wird in etwa 70 Ländern weltweit praktiziert.“

Begründung für die Empfehlung der 2. Edition:

“Die konkreten Experimente, die Boal anlässlich des Theaters der Welt 1979 in Hamburg mit deutschen Schauspielern veranstaltete, sind zwar nicht als Methode, aber in der Sache gescheitert. Boal, der in den 1970er-Jahren vor einer brutalen und menschenverachtenden Militärdiktatur in Brasilien geflohen war, konnte zwar die Technik des unsichtbaren Theaters eins zu eins nach Europa übertragen, nicht aber den erhofften aufklärerischen Zweck erzielen. In den Diskussionen, die auf die Experimente folgten, räumte Boal wörtlich ein, dass „die Unterdrückungsmechanismen in Deutschland viel zu subtil sind, um durch das unsichtbare Theater sichtbar gemacht zu werden.“

Quellen: Wikipedia und Boal (1989) (laut Thomas Haug, "Das spielt (k)eine Rolle!")

Maiordomus

2. Juli 2020 11:36

Bitte das Buch mir gleich schicken, hätte es natürlich über die Verlagsadresse bestellen können. Mir geht es aber hier um das Outing, hoffentlich mit Nachahmungseffekt. Sehr stark war ich von der Video-Lesung Kubitscheks beeindruckt. Sellner bleibt der Alte mit leichtem Hang zum Überaktivismus, natürlich scheint er von Mishima begeistert, über den es vor mehr als 30 Jahren einen grossartigen Film gab. Heidegger betreffend hätte ich als Empfehlung "Der Feldweg" vorgezogen. Frau Söhnlen, die legendäre Buchhändlerin vom "Schiff" in Konstanz dazu: "Das einzige von Heidegger, was ein normaler Mensch wie ich mit Vergnügen lesen kann!" Dem würde ich noch hinzufügen: Heideggers Essay  "Bauen - Wohnen - Denken" ist einer der bedeutendsten Prorgammtexte der deutschen Philosophie zur "ökologischen" Reflexion noch lange vor und jenseits der grünen sektiererischen Ausartung.

Phil

2. Juli 2020 12:26

Wer ein Tablet hat, kann "Die Stadt" hier online lesen:

https://de.scribd.com/doc/38733428/Ernst-Von-Salomon-Die-Stadt

Isarpreiss

2. Juli 2020 12:36

Vielleicht liegt hier die Antwort auf die Frage im anderen Beitrag „Verhaltenslehren“: Was sollen wir in dieser Zeit tun?

Drehen wir uns doch einfach ein wenig um uns selbst!

Um unsere Lektüren, um unsere tägliche Arbeit (mal wieder eine Folge „Garten, Schreibtisch, Alltag“?), um ein bisschen Nostalgie, wie im Kubitschek-Felser-Gespräch... und wie wär’s mit einem neuen Tristesse-Droite, Teil 2, mit den Autoren des Lektüren-Buches? So als Selbstvergewisserung. 

Maiordomus

2. Juli 2020 12:54

@Andreas Walter. Möchte Sie als seit über 50 Jahren professioneller Historiker daran erinnern, dass "Wikipedia" keine Quelle ist. Glauben Sie im Ernt, dass man sich dort zum Beispiel über Kubitschek, über den wir uns derzeit gerade unterhalten, halbwegs objektiv oder gar "wissenschaftlich" orientieren kann?

Der_Juergen

2. Juli 2020 14:46

Meine fünf liebsten Romane wären (in alphabetischer Reihenfolge der Autoren):

 

Fjoror Dostojewski, Schuld und Sühne (neuer, genauerer Titel: Verbrechen und Strafe).

Jens Peter Jacobsen, Frau Marie Grubbe (oder gleichwertig Niels Lyne)

Ernst Jünger, Heliopolis.

Thomas Mann, Der Zauberberg.

George Orwell, 1984.

GuntherManz

2. Juli 2020 15:05

Da könnte man hunderte Werke aufzählen, jedoch diese....!

 

Fernau..// Deutschland, Deutschland über alles

v.Salomon // Die Geächteten

Schopenhauer //Aphorismen zur Lebensweisheit

Senger // Mord an Apollo

Proske // Vom Marsch durch die Institutionen

Pferdefuss

2. Juli 2020 16:05

1) Dieter Wieland, Bauen und Bewahren auf dem Lande

2) Dieter Wieland, Bauen und Bewahren auf dem Lande

3) Jochen Klepper, Der Vater

4) Knut Hamsun, Auf überwachsenen Pfaden 

5) Dr. P. J. Möbius, Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes

belisarius

2. Juli 2020 18:11

"RMH

2. Juli 2020 11:00

Übrigens:

Ich habe wahrlich nicht alle Bücher des Autorenkollektivs der Sezession gelesen, aber von denen, die ich gelesen habe, hat "Kann nur ein Gott uns retten?" von M. Lichtmesz bei mir den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen."

Ebenso. Und deswegen war ich keineswegs überrascht den Tarkowskij in der Leseliste zu finden. Jedenfalls haben die Leselisten genau den gewünschten Effekt: Man möchte mehr erfahren. 

Meine fünf drehen sich um das Mythische. 

Die Olympischen Legenden von A. Mitru (rumänische Entsprechung von Schwabs Sagensammlung)

Marvel Comics der 80er und DC Vertigo Comics der 90er

Verbrechen und Strafe von F.D.

Das Heilige und das Profane von M. Eliade

Versiegelte Zeit von A.T. ... das letzte Werk, das mich nahhaltig seelisch geprägt hat. 

Und für den Zyniker in mir noch Cioran und Houellebecq. 

So. Und jetzt bestelle ich das Buch!

Der_Juergen

2. Juli 2020 18:13

Dieses Buch bestelle ich gleich; da kann ich nicht widerstehen.

@RMH

Ich war bisher von keinem der ca. 20 Bücher, die ich bei Antaios bestellt habe, enttäuscht, aber am stärksten beeindruckt hat mich, genau wie Sie, Lichtmesz' "Gott". An zweiter Stelle kommen die beiden Romane von Hans Bergel.

Monika

2. Juli 2020 20:42

Kennt Ihr das auch ? Die Suche nach dem einen Satz, für den sich ein Buch zu lesen lohnt ?

„Allein, die Metaphysik antwortet nirgends auf die Frage nach der Wahrheit des Seins, weil sie diese Frage nie fragt. Sie fragt nicht, weil sie das Sein nur denkt, indem sie das Seiende als das Seiende vorstellt.“  Deshalb:

“Seien wir auf der Hut vor der größten Gefahr, die es gibt - davor, dass uns das Leben etwas Gewöhnliches wird.“ Denn

“Gott liebt nicht wie ich liebe, sondern wie ein Smaragd grün ist.“

Alles Zitate aus den oben genannten Büchern. Bücher, in denen ich solche Sätze nicht finde, pflege ich dem Recycling zuzuführen.  Zweimal Alain de Benoist, das haut den stärksten Neger um . Entsorgt. 

MartinHimstedt

3. Juli 2020 00:29

Dann mache ich mal mit, allerdings ohne direkten Bezug zu meiner politischen Meinungsbildung und daher nicht der Intention der Antaios-Veröffentlichung folgend:  

Friedrich Nietzsche – Also sprach Zarathustra
Henry Miller – Im Wendekreis des Krebses
Franz Kafka – Der Proceß
Gérard de Nerval – Aurelia
Michele Houellebecq – Die Möglichkeit einer Insel (schwierige Wahl, denn die großen Romane von ihm sind alle auf gleich hohem Niveau)

brueckenbauer

3. Juli 2020 08:04

Erstaunlich, wie unterschiedlich die Geschmäcker sein können.Hier mal eine Liste von einem ganz normalen Früh-"Boomer" aus dem Westen:

Drei Bücher, die auf mich befreiend wirkten: Popper, Die offene Gesellschaft ,,, (Befreiung vom Freudomarxismus), John Yoder: Die Politik Jesu (Befreiung vom Barthianismus), Helmut Schoeck: Der Neid (Befreiung vom Egalitarismus)

Und zwei Bücher, bei denen ich erst später gemerkt habe, wie schrecklich aktuell sie geblieben sind: Dahrendorf: Soziale Klassen und Klassenkonflikt (u.a. dazu, wie hysterische Harmoniesucht in Konfliktleugnung und Konfliktunterdrückung hineintreibt - aktuell beim Thema Zuwanderung), Helmut Schelsky: Die Arbeit tun die anderen (heute: unter dem Vorwand der Gewaltenteilung werden aktivistische Richter zur Neben- und Gegenregierung aufgebaut).

Franz Bettinger

3. Juli 2020 08:49

Und gar kein Joachim Fernau drunter? Für mich war dessen Buch „Halleluja, die Geschichte der USA“ eine Impfung; vor allem der überraschende Schluss, in der Fernau die USA bzw. den Amerikanismus als größeres Übel hinstellt als die USSR. Nachvollziehen konnte ich das damals nicht, heute schon eher.

Schade, dass die "Corona bekloppte" Deutsche Post immer noch keine Buchsendungen nach NZ erlaubt. Sieben Bücher plus der ganze E. Jünger fehlen mir an diesem Ende der Welt, von dem ich nicht wegkomme, selbst wenn ich wollte. (Aber ich will gar nicht.) 

Glast

3. Juli 2020 09:42

Werner Bergengruen: Gedichte

Heinrich von Kleist: Michael Kohlhaas

Sophokles: Antigone 

Paul Carell: Unternehmen Barbarossa, Verbrannte Erde

Richard Adams: Watership Down

Otfried Preußler: Krabat

Tom Wolfe: Ich bin Charlotte Simmons

Monika

3. Juli 2020 10:06

Und ich suche nach Sätzen, die keine Suchmaschine finden kann.

Einen Satz von Tolstoi habe ich verloren. Ich glaube, er stand in Krieg und Frieden und lautete  so ähnlich: „Dieses herrlich stahlfarbene Wasser“... so eine Art Proust-Erlebnis. Nicht nur Herrn Sellner zu empfehlen als Kontrast zum unbehausten, verkopften Heidegger ist unbedingt: Anita Albus: IM LICHT DER FINSTERNIS, über Proust. Ein wunderschönes Buch. Tipp: Jetzt endlich übersetzt: Joris K. Huysmans Lourdes, Mystik und Massenwahn. @ Bettinger - Für den ganzen Jünger lohnt sich schon, nach Hause zurückzukehren . So viele tolle Sätze findet man selten in NZ Proust 🍷

Joerch

3. Juli 2020 10:16

1.) Ernst Jünger - Der Waldgang // Verhaltenslehren für den Dissidenten und nach wie vor hochaktuelle Analyse des Verhaltens 'des Wählers' in einem totalitären Regime.

2.) Konstantin Fechter - Bürgerkrieg und Sündenbock // In gewisserweise an obiges Werk anlehnend, wenn auch nicht direkt Bezug nehmend. Versehentlich zweimal erworben. Die Anstreichungen finden sich an den gleichen Stellen :-)

3.) Ray Bradbury - Fahrenheit 451 // Stellvertretend wiederum für das Verhalten des Andersdenkenden in einem unfreien System. Erkenntnis, Haltung, Form.

4.) Hal Foster - Prinz Eisenherz // Haltung, Treue, Schönheit, Kampf. Die wunderbaren Zeichnungen und die Tiefe der Figuren begeistern mich seit Kindertagen für diese alte Comic-Serie.

5.) Crane Brinton - Anatomie der Revolution // In einem fesselnden und weitgehend fremdwortfreien 'Vortrag' werden dem Leser die frapierenden Ähnlichkeiten, Abfolgen und Zwangsläuftigkeiten von grundlegenden Umwälzungen dargelegt. Ich habe einiges Beachtenswertes für mich in der heutigen Lage dabei gelernt.

Hartwig aus LG8

3. Juli 2020 10:51

Da es niemand nennt, muss ich es nennen:

Franz Werfel: Die 40 Tage des Musa Dagh

Maiordomus

3. Juli 2020 12:09

1. Solschenizyn: Der erste Kreis der Hölle (dort das unentbehrliche Kapitel: "Das Lächeln des Buddha",  Steigerung des Begriffs Potemkinsches Dorf in "Potemkinsches Gefängnis", das schonungsloseste Kurz-Porträt des Stalinismus in Konfrontation mit westlichem Gutmenschenwesen (Eleanor Roosevelt), zugleich bedeutendste religiöse Novelle des Autor

2. Jeremias Gotthelf: Die Wassernot im Emmental  (stärkste "ökologisch-meteorologische" Erzählung der deutschen Literatur

3. Stifter: Kalkstein (Enthält in Kurzform alles über das Einfache, Bleibende und Grosse, auch landschaftlich, meteorologisch, bildungsmässig, anthropologisch) Zur Ergänzung: "Mein Stifter" von Arnold Stadler, und "Das kleine Stifterbuch" v. Herbert Eisenreich.

4. Golo Mann: Wallenstein. Die literarisch am glänzendsten geschriebene historische Biographie; noch zu ergänzen durch die Bände "Henri Quatre" seines Onkels Heinrich Mann.

5. Bergengruen: Der letzte Rittmeister. Meisterwerk eines neueren deutschen sog. christlichen Schriftstellers: über  untergegangene Welt des deutschen Baltikums. Ein Europa-Porträt aus der Perspektive des Tessins (Arcegno), wohin sich  George, Hesse, Remarque usw. zurückgezogen hatten. Ein  Buch des Abschieds von Alt-Europa, jenseits von Verzweiflung eine Chronik unserer Verluste.

 

Phil

3. Juli 2020 12:09

Die Schallplatte im Haus nebenan

Ich liebe Dostojewski, mag Mishima, habe von Salomon gelesen, aber persönliche Schlüsselwerke zu benennen, fällt schwer.

Bücher, die mich als (Noch-)Teenager beeindruckt haben:

"In Stahlgewittern"

"Also sprach Zarathustra"

"American Psycho"

"The Stand" (Post-Apokalypse von Stephen King)

"Der Meister und Margarita"

alles von Poe

 

Auf die rechte Fährte geführt haben mich vielleicht eher die brennenden Kirchen in Norwegen in den 90ern: zu fragen, zu schauen: Was sind eigentlich unsere Wurzeln?

Ich bin Agnostiker, kein Neuheide, aber Herkunft und Identität wurden mir damals wichtig. Sie spielten schon zu der Zeit keine Rolle in der BRD.

Ich schließe nicht aus, dass die Amoralität des Black Metals mir dabei geholfen hat, Auschwitz zu überwinden. Alle, die hier lesen und schreiben, haben einmal Auschwitz überwunden; ich meine damit: sie finden die Verbrechen, die in Deutschlands Namen verübt wurden, abstoßend, wie jeder normale Mensch sie abstoßend findet, aber sie folgen der Zivilreligion des Schuldkults nicht mehr – mit der Konsequenz, dass ihr Blick nüchterner ist, ihre Gedanken freier sind.

RMH

3. Juli 2020 12:16

Der Kommentar-Strang macht Freude. Das meiste vom hier Genannten habe ich auch mit Gewinn gelesen und man erkennt klar, dass

a) hier viel gelesen wird

b) man darübet eine große, gemeinsame Basis hat. Mosaik hin oder her.

Andreas Walter

3. Juli 2020 12:19

@Franz Bettinger

“von dem ich nicht wegkomme, selbst wenn ich wollte“?

Wie das?

Ich habe Sie mir bisher immer als wohlhabenden Pensionär vorgestellt, dem lediglich ein wenig der patriotische Kontakt zu seiner ehemaligen Heimat fehlt (die es aber so ja eh nicht mehr gibt).

Habe Sie deshalb manchmal sogar schon beneidet, denn ich fühle mich derzeit zunehmend (wieder) unwohl und unsicher in Deutschland. Was mich, nach den vielen Jahren, sogar Jahrzehnte, die ich gebraucht habe, um hier anzukommen, gerade sehr traurig macht.

Wobei es auch einigen Bürgern selbst der VSA mittlerweile so ergeht, dort manche die Zukunft darum auch nicht mehr besonders positiv betrachten:

https://www.newyorker.com/magazine/2017/01/30/doomsday-prep-for-the-super-rich

Die paar Bücher, die Ihnen noch fehlen, werden Sie daher schon zusammenbringen, im Lauf der Zeit.

 

Andreas Walter

3. Juli 2020 13:28

@Maiordomus

Über Kubitschek sicherlich nicht.

Doch ein Zitat von Boal bleibt auch dort ein Zitat von Boal, denn er war einer von "ihnen", einer der "guten", der "besseren" Menschen.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/spielend-gegen-die-obrigkeit.1013.de.html?dram:article_id=169075

Was auf seine Methoden übrigens tatsächlich zutrifft. Wir sie daher “lediglich“ anpassen müssen, denn wir sind ja jetzt die, die gehen sollen, vertrieben werden.

https://www.dock-europe.net/zusammen_lernen_Methodensammlung.pdf

 

GuntherManz

3. Juli 2020 14:18

Dann und wann  lese ich den SPIEGEL. Natürlich kaufe ich den nicht, ich lese ihn halt in irgendwelchen Wartezimmern. Für die gesammte Spiegelausgabe benötige ich ca. zwei Std Lesezeit.

Für eine Sezession Ausgabe brauche ich drei bis fünf Tage.

Nath

3. Juli 2020 14:39

@Monika: '„Allein, die Metaphysik antwortet nirgends auf die Frage nach der Wahrheit des Seins, weil sie diese Frage nie fragt. Sie fragt nicht, weil sie das Sein nur denkt, indem sie das Seiende als das Seiende vorstellt.“'

Als Christin sollten Sie sich im Klaren sein, dass dieser Satz über die Metaphysik auch und gerade auf den religiösen, besonders den christlichen Glauben bezieht, denn auch er richtet sich vor-stellend auf ein Seiendes. nämlich das höchste seiner Art, das dazu noch dogmatisch als Ursache alles anderen ausgegeben wird (deus creator). Metaphysik ist gemäß dem obigen Satz  n i c h t eine in Büchern oder sonstwo vorhandene - noch dazu "verkopfte" - Lehre über das Seiende, sondern gehört (als Verweigerung) zum Geschehen des Seins selbst.

Wenn Sie dann ein weiteres Buchzitat bringen: "Gott liebt nicht so wie ich liebe, sondern so wie der Smaragd grün ist", so wäre zurückzufragen, woher weiß derjenige, der das schreibt, wie Gott liebt oder nicht liebt? Wie kann er über eine Liebe urteilen wollen, zu der er nach eigener Aussage gar keinen Zugang hat? Wenn er es bloß glaubt, muss er auch die Möglichkeit einräumen, dass es  n i c h t so ist, weil es zum Begriff des Glaubens gehört, sich über sein Sich-Irren können bewusst zu sein. Gerade dieser notwendigen Konsequenz verweigert er sich aber: Da hilft nur die Zuflucht zum hözernen Eisen "Glaubensgewissheit". Dies war Heideggers Einwand gegen das Christentum: "Ein bloß geglaubter Gott ist ein Götze."

Franz Bettinger

3. Juli 2020 14:39

@A. Walter: Besitze seit '93 Land und Haus in Golden Bay. Bin "six-monther", teile mein Leben seit 2001 zwischen NZ und D, kenne seit 20 Jahren keine Wintersaison mehr. (Und auch keine Krankheiten mehr - erstaunlich und ein eigenes Kapitel wert.) Beziehe keine Rente, lebe vom Eingemachten und einer gewissen Bescheidenheit. Heimflug war Ende April vorgesehen, aber keine Airline fliegt oder nur ohne Ankunfts-Garantie. Will nicht in Seoul oder Dubai in teurer Quarantäne hängenbleiben. - Ist mein erster Winter in NZ, überraschend schön, warm. Tolle Farben! Vor allem aber: Ich sehe dunkle Zeiten anbrechen und fühle mich in NZ sicherer als in D. Ob ich über den Refugee Act um Asyl bitten werde? Das hätte wohl wegen der peinlichen diplomatischen Verwicklungen mit D keine Chance. Tja, wenn ich Afrikaner wäre … Ha! 

norgallen

3. Juli 2020 14:42

Der Jüngling tauchte fasziniert in die Welt Stefan Zweigs ein und hörte als Kind gern die mündlichen Erzählungen der ostpreußischen Großmutter und der Thüringer Urgroßmutter (unter dem Küchentisch kauernd, während sie Kartoffeln schälte); sie konnte noch aus der guten alten Kaiserzeit berichten. Der große Bruch war für sie nicht 1945, sondern 1918/19. Ihr Mann, ein dekorierter Weltkriegsteilnehmer, pflegte immer zu sagen: "Mit der Abdankung des Kaisers begann die ganze Sch...."

Ich hatte das große Glück, im ersten Semester einem Studienkollegen begegnet zu sein, der mir Edmund Burke, Alexis de Tocqueville und Max Weber zur Lektüre empfahl. Heidegger kam dazu.

Später las ich dann einige konservative, rechte Klassiker, wobei mich Günter Maschkes "Flakhelfer"-Aufsatz nachhaltig in der Spur hielt. Kleine-Hartlages Liberalismuskritik ebenso.

Auf eine einsame Insel nähme ich mit: die Bibel, mein lutherisches Kirchengesangbuch, Augustins Gottesstaat, die Predigten des Bernhard von Clairvaux, Thomas' Summa theologiae und die Werke seines musikalischen alter ego Joh. Seb. Bach: Genügend Lese- und Hörstoff bis zum Ende meiner und wohl aller Tage. Gomez-Davila ließe ich zuhause, da es ja einsam auf meiner Insel wäre und solche Impfungen folglich nicht (mehr) nötig.

Flaneur

3. Juli 2020 15:18

Karl R. Poppers Logik der Forschung hat mir in den letzten Jahren meiner Schulzeit das argumentative Rüstzeug geliefert, um denjenigen Lehrern Paroli bieten zu können, die mir ihre subjektive Weltsicht als objektive Wahrheit aufoktoyieren wollten.

Helmut Schelskys Klassenkampf und Priesterherrschaft der Intellektuellen (Die Arbeit tun die anderen) konnte mir näher erklären, warum ich mir an der Universität im legendären Hamburger Pferdestall mitunter als Zaungast in Absurdistan vorkam.

Ein weiteres Buch, dessen Lektüre einer Impfung glich, war für mich Jacob L.Talmons Geschichte der totalitären Demokratie.

H. M. Richter

3. Juli 2020 15:21

Nun denn – mit Dank fünf weitere in die Runde …:

I.   Walther von der Vogelweide: Lieder und Sprüche.

II.  Das Nibelungenlied.            

III. Andreas Gryphius: Sonette.

IV. Manès Sperber: Wie eine Träne im Ozean.

V.  Andrei Tarkowski: Martyrolog. Tagebücher.

Maiordomus

3. Juli 2020 17:47

Fehler und mangelnde geschlossene Klammern oben kommen zum Teil vom Kürzen auf 1500 Zeichen. Sicher ist, dass man nebst epischen Werken extra Ranglisten machen müsste für Dramatik, Lyrik, Kriminalliteratur, Predigten, Rhetorik, Anekdoten (Kleist, Hebel!), Autobiographien, Gebetstexte, Briefbände usw. Ausserdem stellen, und zwar ohne mildernde Umstände und blossen Frauenbonus, auch noch die Dichterinnen eine im Prinzip eigene Kategorie dar, zuvorderst die Droste, welche nach Nobepreisträger Paul Heyse nur mit Rücksicht auf ihr Geschlecht mit der "Judenbuche", angeblich falsch erzählt, noch knapp Aufnahme in den deutschen Novellenschatz fand. Dabei war die Erzähltechnik mit Dokumentarischem einerseits, dem bewussten Verzicht auf die Allwissenheit des Erzählers andererseits und noch das absolut Abgründige der ländlichen Welt damals der Zeit weit voraus, kein Vergleich mit den durchaus brillanten Novellen Heyses, etwa der sehr luziden Italienergeschichte "L'arrabiata", über die ich einst als Gymnasiast einen Vortrag hielt. Auch die Geistlichen Gedichte der Droste sind, vielleicht von Novalis abgesehen, konkurrenzlos.

Maiordomus

3. Juli 2020 17:50

@Monika. Das Buch von Yoris Huysman - Lourdes, Mystik oder Massenwahn, habe ich dank Ihrer Anregung gleich bestellt, jedoch bei meiner Buchhandlung, wohingegen ich das Buch von Kubitschek u. Co. als Versand aus Schnellroda erwarte.

starhemberg

3. Juli 2020 19:09

Hochinteressant und äußerst kurzweilig, dieser Strang. Jetzt muss ich also auch noch, meine glorreichen Sieben...

Edlef Köppen "Heeresbericht"   Krieg ultimativ

Bret Easton Ellis "American Psycho"  Kapitalismus ultimativ

Ernst Jünger "Der Waldgang"  Seelenmassage ultimativ

Frank Thiess "Tsushima"  Historisches Drama ultimativ

Knut Hamsun "Hunger"  Stolz ultimativ

Alexander Solschenizyn "Ein Tag im Leben des I. Denissowitsch"  Sozialismus ultimativ

Max Stirner "Der Einzige und sein Eigentum"   Geistiges Aha-Erlebnis ultimativ

Gracchus

3. Juli 2020 19:48

Schöne Listen. 

Schön, dass auch Edgar Allan Poe erwähnt wurde, den ich gerade wiederlese. "Grube und Pendel" war ein eindrückliches Lektüreerlebnis mit 13.

Ich weiss nicht, ob ich die Filme Tarkovskijs als Impfungen bezeichnen würde, jedenfalls gehören sie zu meinen Lieblingsfilmen, das Schilf im Wasser und das Choralvorspiel "Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ"in Solaris; Andrej Rubljow; Stalker; die Rezitationen von Gedichten seines Vaters - vor ein paar Jahren ist eine Auswahl in der Edition Rugerup erschienen -, und die Essaysammlung ist auch stark. 

Mit Heidegger muss ich mich unbedingt beschäftigen. 

@Nath: Ich verstehe Glauben eher im Sinne Bubers als Vertrauen. 

limes

3. Juli 2020 21:51

Jetzt bin ich auch neugierig geworden und bestelle das Buch, obgleich ich viel zu wenig Zeit für Lektüre habe. Mir hat die Krise keine Muße beschert, sondern mehr Arbeit.

Von den Leseempfehlungen des Kommentariats bestelle ich außerdem von Bergengruen „Der letzte Rittmeister“ für meinen Mann, der Bergengruen gerne liest und dieses Werk noch nicht kennt. Allerdings ist es wohl nicht bei Antaios, sondern nur noch antiquarisch zu haben.

Anders als Fernaus »Deutschland über alles...«, die Empfehlung von Nemo Obligatur. Die damit verbundene Geschichte bringt mich ins Grübeln über die Frage, weshalb ich – anders als Nemo Obligatur und so viele andere – viel zu lange oberflächlich lebte; und doch vor Jahren schließlich Anschluss an Versäumtes zu suchen begann.

Anscheinend gibt es tiefergehende Erfahrungen und Bilder, die mich zu gegebener Zeit gegen die vollständige Vereinnahmung durch eine Ideologie zu schützen begannen, die gegen mein Wesen und gegen meine berechtigten (von GG und Völkerrecht verbrieften) Interessen ist.

brueckenbauer

4. Juli 2020 00:59

Danke an Glast und Maiordomus, die Bergengruen "eingebracht" haben. Da geht es oft gerade um das "etiam si omnes - ego non", Verhaltenslehren für einen minimalen, durchhaltbaren Widerstand (Das Karnevalsbild, Dawson und Mary). Und: nie ist der Standpunkt derjenigen  Menschen, die  umständehalber nun mal "Anywheres" sind, bescheidener und liebenswürdiger vorgetragen worden als in der "Rittmeisterin".

Niekisch

4. Juli 2020 15:19

Einmal ohne Philosophen: 

d`Annunzio: Der Kamerad mit den wimpernlosen Augen.

Evola: Menschen inmitten von Ruinen.

La Rochelle: Die Memoiren des Jan Raspe.

Obleser: Odin - Ein Gott auf der Couch.

v. Randa: Lebende Kreuze.

 

Dieter Rose

4. Juli 2020 17:20

Ich habe für mich auch eine Liste von Büchern zusammengestellt - es wären elf Stück mindestens. Zwei Schlusssätze aus einem davon möchte ich aber doch hier zitieren:   

"Denn die deutsche Geschichte ist mit Hitler nicht zu Ende. Wer das Gegenteil glaubt und sich womöglich darüber freut, weiß gar nicht, wie sehr er damit Hitlers letzten Willen erfüllt."                                                            

Sebastian Haffner >Anmerkungen zu Hitler<    

 

Stefanie

4. Juli 2020 21:15

@Phil hat Stephen Kings  "The Stand" erwähnt, daß ich etwa mit 16 gelesen habe. Ich würde es nicht als großen Literatur empfehlen, aber es stellte in gewissen Sinne eine Frage, die ein anderes Buch - John Seymours "Vom Leben auf dem Lande" - dann beantwortet hat. Dieses ist - unter anderem- ein Grund dafür warum ich nicht in einer Schule, einem Büro oder irgendeinem Institut gelandet bin.

Fredy

4. Juli 2020 22:48

Der Fragebogen

Whiskies der Welt

Handbuch Angeln

Max

5. Juli 2020 07:53

Meine Liste enthält von den in Text und Kommentaren genannten auch

* Stirner, "Der Einzige und sein Eigentum".

* Popper, "Logik der Forschung".

Aus der kommunistischen Kindheit wäre 

Werfel, "Die 40 Tage des Musa Dagh" sicher auch ein Kandidat, allerdings ist

* Makarenko, "Der Weg ins Leben" dann doch genauer. 

Dann ohne Zweifel 

* Bulgakow, Die Weiße Garde. 

Da wäre Trifonow, Das Haus an der Uferstraße, noch die Konkurrenz, wäre allerdings nicht genau, weil ich da zu kommunistischen Zeiten gar nicht rankam, das, was ich von ihm zerlesen habe, war einfach nur eine Sammlung von Erzählungen. 

Hannah Arendt, "Ursprünge und Elemente totaler Herrschaft" war für mich auch sehr wichtig.  Allerdings war

* David Friedman, The Machinery of Freedom.

dann doch wichtiger. Das hat mich zum Anarcho-Kapitalisten gemacht (Anarchist war ich nach Stirner schon). Was auch eine Frage von pit beantwortet: "Würde jemand, der für Bürgerliche Freiheit ist, meinen, daß "rechts" ein Verbündeter sein könnte?" Ja, der Anarcho-Kapitalist ist halt auch für die Freiheit des Marktes, und hat deshalb auf der nunmal antikapitalistischen Linken keine Verbündeten zu erwarten. 

Kundera und Tarkowskis "versiegelte Zeit" stehen bei mir auch hoch im Kurs, wobei ich allerdings von Tarkowski doch den Film "Der Spiegel" vorziehen würde.

Carsten Lucke

5. Juli 2020 10:26

Es ist zu verlockend - darf ich auch noch ? :

" Also sprach Zarathustra "

Günter Eich - Späte Gedichte und Maulwürfe

Arno Schmidt - Ländliche Erzählungen

Wolfgang Hilbig - Erzählungen

Max Frisch - Tagebuch 1966 - 1971

Maiordomus

5. Juli 2020 11:03

H.M. Richter: Entweder das ganz Alte oder dann abseitig Neues! Kann ich als Ihr Profil nur unterstützen. Dabei hatte ich mal das Vergnügen, an einer Ev. Akademie an der Seite von Manès Sperber Korreferent zu sein, vor etwa 40 Jahren, und was Tarkowski betrifft, wäre er selbst als Filmautor wie Fellini ein Anwärter auf den Nobelpreis gewesen, wenn ich nur an den "Stalker" denke, nebst "Krebsstation" und "Der erste Kreis der Hölle von Solschenizyn" die wohl bedeutsamsten noch im Sinne von Dostojewskij orientierten Glaubenszeugnisse der modernen, nur bedingt westlichen, eben russischen Kultur. Nicht im deutschen Film, nicht im Hollywood-Film, sondern bei Mosfilm liess Tarkowski einen absoluten Grenzgänger an der Grenze des Wahnsinns verkünden, stotternd natürlich: "Das Wi- Wi- Wi- Wichtigste im im Le Le Leben ist ist  der Gl Gl Gl Glaube!" So was musste man unter Breshnev filmen, sollte es einigermassen glaubwürdig rüberkommen. Und wie!

Melezy Przikap

5. Juli 2020 11:14

Himmel auf Erden, Stefan Wehmeier

Genesis 1,1 - 11,9

Die Nag.Hammadi-Texte, insb.
das Thomas-Evangelium

Der Antichrist, F. Nietzsche

Also sprach Zarathustra, F. Nietzsche

Die Stadt und die Sterne, Arthur C. Clarke

Profile der Zukunft,  Arthur C. Clarke

Psychologie der Massen, Gustave Le Bon

 

Götz Kubitschek

5. Juli 2020 13:38

danke für die ergänzungen. rechter luralismus. badeschluß.

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